Auf den Spuren von Michelangelo und Raffael im Rom und Umbrien der Renaissance

In der ersten Seitenkapelle rechts wartet gleich das - in meinen Augen - Highlight des Doms:​


Michelangelos Pieta


Danke Dentaria. Ganz meiner Meinung.

Eine schöne Interpretation habe ich neulich gelesen. Marias Augen blicken nicht auf den Sohn, sondern weit in die Vergangenheit, zurück zur Verkündigung. Ihre linke Hand könnte diese Meinung unterstützen. Mein Leben und das meines Sohnes liege ganz in Gottes Hand.
Ich habe noch einmal die großformatige Fotografie in meinem Schlafzimmer betrachtet. Es lässt sich nicht eindeutig feststellen, wohin der Blick geht. Die Lider sind gesenkt, die Augen keinesfalls auf das Gesicht des Toten gerichtet, sondernn könnten wirklich in tiefen Gedanken weit in die Ferne blicken.
 
Ludovico schrieb:
Marias Augen blicken nicht auf den Sohn, sondern weit in die Vergangenheit, zurück zur Verkündigung.

Ja, das ist sehr gut vorstellbar!​

Leider kann man die Pieta seit der Umbettung von Johannes Paul II. nicht mehr alleine genießen.
Ab 7h ist das gesamte rechte Seitenschiff gesperrt, wenn es wieder zugänglich ist,
sind auch gleich die Massen da!
Sehr schade!​
 
Um 7h am Morgen ist der Petersdom noch angenehm leer.​

Grabmal Innozenz VIII.


Es ist das einzige Grabmal, welches von Alt-St.Peter in den neuen Dom überführt wurde.​

Ungewöhnlich an dieser Arbeit von Antonio Pollaiuolo ist die Darstellung des Papstes als Sitz- und Liegefigur.
Das Grabmal von Sixtus IV. des Künstlers befindet sich in der Schatzkammer und darf dort nicht fotografiert werden.​

Beim Blick in den noch leeren Innenraum von St. Peter sieht man 3 Werke von Bernini dominieren.






Der Baldachin



Der Baldachin wurde von Urban VIII. Barberini in Auftrag gegeben- daher auch die vielen Bienen (Wappentier der Familie).
Man räuberte auch das Pantheon, um all die Bronze zu erhalten.
Der Baldachin ist 28m hoch.
Ohne die Mitarbeit von Borromini wäre dieses Kunstwerk nie vollendet worden!​






Die Cathedra Petri



Die Cathedra ist eine 7m hohe- teilweise vergoldete- Brozeskulptur.
Im Inneren befindet sich ein antiker Holzstuhl.
Beleuchtet wird sie durch ein Fenster, das den Heiligen Geist darstellt​



Die Vierung




Für die Figuren in der Vierung mußten Nischen in den Vierungspfeilern geschaffen werden.
Bei den Bauarbeiten entstanden Risse in der Kuppel.
Man warf Bernini vor, die Pfeiler zu stark ausgehöhlt zu haben.
Die 4 Figuren stellen jeweile eine der Reliquien des Petersdoms dar.
-Hl. Longius (Bernini): Lanze
-Hl.Veronika: Schweißtuch
-Hl. Andreas: Schädel (zurückgegeben!)
-Hl. Helena: Kreuzpartikel
Als Bernini süffisant den Schöpfer der Hl. Veronika (Francesco Mochi) fragte, wo denn der Wind für das Kleid der Veronika herkäme, antwortete dieser schlagfertig. "Aus den Rissen natürlich, die in der Kuppel entstanden sind."​



Rechts neben der Cathedra ist das
Grabmal Urban VIII



Bernini bekam den Auftrag bereits 1628, die Enthüllung war am 1. März 1647 unter den Augen des Bernini gegenüber nicht gerade freundlichem Papst Innozenz X.​




Im südlichen Querschiff das Grabmal von
Alexander VII



Bernini schuf dieses Grabmal seines ehemaligen Förderers 1672-1678. Geschickt baute er die sogenannte Tür des Gebets ein. Kurz nach der Fertigstellung mußte Bernini auf Geheiß von Papst Innozenz XI seine nachte Veritas mit einem Bronzekleid bedecken.​



Schräg gegenüber wacht der Hausherr



Ein Werk von Arnolfo di Cambio aus dem 13. Jahrhundert.
An seinem Gedenktag, dem 29. Juni wird sie mit den Pontifikalgewändern geschmückt, die man in der Schatzkammer des Doms ansehen kann.​


Zwei Blicke hinauf in Michelangelos Kuppel





Unter mir dringen Licht und Gesang aus den Grotten




Neben mir wird ein Gottesdienst in deutscher Sprache abgehalten





Weiter vorne sind Gottesdienstvorbereitungen auf dem toten Papst Pius X. in Gange





Einsam liegt der Altar der Verklärung



Das Altarbild ist eine Kopie des letzten Gemäldes Raffaels.
Es war bei seinem Tod noch unvollendet.
Ich werde es erst bei der Vatikanischen Pinakothek besprechen,
seinem heutigen Platz.​

Kaum Menschen sind auf dem schönen Fußboden





Engel warten einsam- zweisam





Auch am Stuartmonument






Weiter vorne der Disput um die Kalenderreform am Grabmal Gregors XIII.
Es war das erste Grabmal im neuen Petersdom.​




Langsam füllt sich der Kirchenraum




Im Vorraum findet eine Wachablösung statt





Karl der Große erwartet die Schweizer Gardisten






Auf der gegenüberliegenden Seite wacht Berninis Kaiser Konstantin


 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich die Vatikanischen Museen erst am nächsten Tag besuchen möchte (um auch dort fast leere Räume vorzufinden), verlasse ich das Gebiet des Vatikans in Richtung Via della Conziliazione.​

Hier komme ich an dem Palazzo della Rovere vorbei, erbaut von der Familie der Päpste Sixtus IV. und Julius II.​


Mehr über die Geschichte des nun als Hotel genutzten Palazzos erfährt man hier:
Hotel Columbus
Es handelt sich dabei um fünf aufeinanderfolgende Säle, die von Pinturicchio und seiner Schule dekoriert wurden. Der erste ist der Saal des großen Meisters, der zweite der der Jahreszeiten oder der Sternbilder. Dem folgen der Saal der Propheten, der Saal der Apostel und der Saal der Halbgötter. Dieser letzte ist der schönste und besterhaltene Raum des ganzen Palastes.

Am Ende der Straße liegt
Santo Spirito in Sassia




Das Hospitz wurde bereits in den Jahren 727/728 von König Ine von Sussex ( => Sassia) gestiftet.
Durch den Normannenüberfall und den Umzug der Päpste nach Avignon erlitt das Hospiz mehrere Niederschläge.
Hauptverantwortlich für das neue Erstarken war der Rovere Papst Sixtus IV.
Daher ist Sixtus IV. auch vielfach auf den Fresken im Inneren dargestellt, auch beim Possesso.​










Der Komplex ist heute beliebt für diverse Veranstaltungen, wie Modenschauen oder Ausstellungen.​


Man kann das Gebäude - welches mit der ersten Babyklappe der Geschichte ausgestattet war - auch besichtigen:

Vor dem Gebäude nehme ich den Bus 870 zur Fahrt auf den Gianicolo​


mit dem schönen Blick über die Stadt.​


Hier befindet sich auch die
Fontana dell'Acqua Paola


Knapp unterhalb liegt die Renaissance-Kirche San Pietro in Montorio mit einer Geiselung von Sebastiano del Piombo, wohl den Fresken Michelangelos nachempfunden.​


Im Klosterhof befindet sich das Renaissance-Highlight, der
Tempietto di Bramante


Der Fußboden des Tempietto ist im Cosmatenstil.​


Der malerische Weg hinab nach Trastevere​


führt auch an einem von Borromini gestalteten ehemaligen Kloster vorbei, heute genutzt als wunderschönes Hotel.​




In der Via di Santa Dorotea das Haus der Fornarina, wohl Modell und Geliebte von Raffael.​


Durch die 1498 von dem Renaissancs-Papst Alexander VI. in Auftrag gegebene
Porta Settimiana


gehe ich weiter zur Villa Farnesina.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Werk von Arnolfo di Cambio aus dem 13. Jahrhundert.
An hohen Feiertagen wird sie mit den Pontifikalgewändern geschmückt, die man in der Schatzkammer des Doms ansehen kann.

Meines Wissens nach wird die Statue des Hl. Petrus nur an seinem Gedenktag, am 29. Juni, mit der Tiara und den Gewändern geschmückt. Zudem wird er von zwei Gardisten bewacht.

Gruß
Padre
 
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Meines Wissens nach wird die Statue des Hl. Petrus nur an seinem Gedenktag, am 29. Juni, mit der Tiara und den Gewändern geschmückt. Zudem wird er von zwei Gardisten bewacht.

Das hatte ich bisher auch so gelesen.​

Aber in diesem - übrigends sehr informativen und gut aufgebauten - Buch hatte ich von "den hohen Feierlichkeiten gelesen".

Jetzt muß ich wohl an allen hohen Feiertagen in den Peterdom um nachzusehen. :D :~ :nod:​
 
Hallo dentaria,
ich habe heute Nachmittag mit einem römischen Freund, der im Vatikan arbeitet, gesprochen und er versicherte mir, dass der Petrus nur am 29. Juni mit Tiara und Gewändern zu sehen ist. Meine Quelle hat das große Glück jeden Tag im Petersdom zu sein. Aber lass Dich nicht abhalten selber nachzuschauen;).

Gruß
Padre
 
Die Villa Farnesina


Der Bauherr Agostino Chigi

Chigi wurde am 1. Dezember 1466 als Sohn einer einer wohlhabenden Bankiersfamilie in Siena geboren.
Er wurde der reichste Mann seiner Zeit und hatte zugleich eine beispiellose politische Stellung.
Der wesentliche Anteil seines Reichtums kam von seinem Recht über die Alaungruben in Allumiere und damit hatte er ein Monopol.
Alaun war ein unentbehrlicher Rohstoff für das Textilwesen,
zusätzlich verbot der Papst - unter Androhung der Exkommunikation - die Verwendung von türkischem Alaun.
Agostino Chigi finanzierte die Großen seiner Zeit, u.a. Alexander VI., Julius II. und Piero de`Medici. Als Dank erhielt er in Santa Maria del Popolo eine Grabkapelle für seine Familie vom Papst.
Von Julius II. wurde er sogar in die Familie della Rovere aufgenommen und durfte daher die Eiche in seinem Wappen tragen. Ab da war das Wappen gevierteilt: Zwei Eichen, deren Zweige ein Andreas-Kreuz bildeten und zweimal der Sechsberg mit sechsstahligem Stern.
Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Margherita Saracini wollte er zugerne in den Adel einheiraten.
Obwohl er dafür seine Geschäfte aufgegeben hätte, wurde ihm die Ehe mit Margherita Gonzaga aber verwehrt.
In Venedig lernte er 1511 schließlich seine neue Lebensgefährtin, Francesca Ordeaschi kennen, die er 1519 auch heiratete.
Sowohl das Hochzeitsbankett, als auch seine übrigen Einladungen übertrafen in ihrem Prunk alles in Rom.
Angeblich durften seine Gäste sogar das Silbergeschirr nach dem Essen in den Tiber werfen - wo es allerdings von Netzen wieder aufgefangen wurde.
Für die Ausmalung seiner Villa wollte er gerne den beliebtesten Künstler der Zeit, es war aber nicht leicht für ihn, einen Auftrag an Raffael zu geben, da dieser ja genügend Arbeiten von Julius II. bekommenen hatte und beide es sich nicht mit dem Papst verscherzen durften und wollten.
Das erste Werk Raffaels für Chigi waren allerdings die Fresken in der Familienkapelle in Santa Maria della Pace.
Er sollte nur wenige Tage nach Raffael versterben.


Die Geschichte​

Die Farnesina sollte die Stadtvilla des Bankiers sein.
Im Mai 1505 erwarb er das Grundstück und beauftragte für den Bau Baldassarre Peruzzi , der später auch einer der Bauleiter des Petersdoms werden sollte. Der Bau began am 22. April 1506 - dem damals angenommenen Jahrestag der Gründung Roms.
Für die Ausmalung waren mehrere Künstler zuständig, daher erhalten die wunderschönen Fresken auch ein eigenes Kapitel.
Neben der Villa waren auch - von Raffael entworfen Stallungen, eine Loggia am Tiber und eine schöne Gartenanlage.
Im Sommer 1511 bezog Chigi sein neues Domizil.
Damals lag der Eingang im Norden, heute betritt man die Farnesina von der Südseite.
Bereits 1579 verlor die Familie Chigi die Villa und die Familie Farnese erwarb sie.
Bei der Anlage der Tiberdämme 1871 ging leider ein Großteil der Gartenanlage verloren.
Heute ist die Villa Sitz der Accademia Nazionale dei Lincei, der ersten privaten Gesellschaft zur Förderung der Naturwissenschaften.​

 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den Anfang zur Villa Farnesina. Ich habe sie im Juli ja auch erstmals besucht und war total begeistert. Obwohl ich mich auch mit der Materie beschäftigt habe, sind mir doch einige Details in Deiner Schilderung neu. Ich bin schon gespannt auf die Ausführungen zu den Gemälden.
 
Danke für den Anfang zur Villa Farnesina. Ich habe sie im Juli ja auch erstmals besucht und war total begeistert. Obwohl ich mich auch mit der Materie beschäftigt habe, sind mir doch einige Details in Deiner Schilderung neu. Ich bin schon gespannt auf die Ausführungen zu den Gemälden.

Es freut mich sehr, dass ich Dir Neues vermitteln konnte. :nod:
Als ich im Oktober nochmals dort war, galt nur noch ein Blitzverbot,
so dass ich die Beschreibungen nun mit Bildern versehen kann.​
 
dentaria schrieb:
Aber in diesem - übrigends sehr informativen und gut aufgebauten - Buch hatte ich von "den hohen Feierlichkeiten gelesen".

Hallo dentaria,
ich habe mir heute das Buch bestellt! Ich freue mich schon auf die Lektüre.

Habe eben gesehen, dass Du weiter geschrieben hast. Werde es mit Spannung lesen!!!

Herzlichen Gruß
Padre
 
Das ist doch eine tolle Nachricht. Also werde ich wieder ein lichtstarkes Objektiv mitnehmen. Leider habe ich meiner BEVA versprochen nur zwei Museen zu besuchen. Mit der Villa Farnesina habe ich jetzt aber schon fünf im Visier. Villeicht kann ich sie ja noch besonders motivieren. In Ravenna wollte sie vor langer Zeit auch nur drei Kirchen besuchen und es wurden sieben, wenn ich mich richtig erinnere.
 
Das ist doch eine tolle Nachricht. Also werde ich wieder ein lichtstarkes Objektiv mitnehmen. Leider habe ich meiner BEVA versprochen nur zwei Museen zu besuchen.

Schön, dann bekommen wir tolle Fotos der Fresken! :thumbup:

Das Problem mit Deiner BEVA wirst Du sicherlich lösen! :nod: :nod: :nod:​

 
Danke für den Anfang zur Villa Farnesina. Ich habe sie im Juli ja auch erstmals besucht und war total begeistert. Obwohl ich mich auch mit der Materie beschäftigt habe, sind mir doch einige Details in Deiner Schilderung neu. Ich bin schon gespannt auf die Ausführungen zu den Gemälden.

Mir geht es genauso. Nach vielen Romaufenthalten habe ich die Villa erst 2010 besucht. Leider klappte es in diesem Herbst nicht, da die Villa schon um 13.00 Uhr schließt und wir an unserem letzten Tag etwas zu spät ankamen. Jedenfalls wird mir das nicht mehr passieren, denn ich ging einfach davon aus, dass die Villa länger geöffnet hätte und hatte nicht nochmals im Romführer nachgeschaut (und soetwas bei einem mystagogus.:~:x.) Beim nächsten Besuch steht der Besuch an erster Stelle. Ich freue mich auf Deinen weiteren Bericht, der wie immer interessant sein wird zu lesen.
Gruß von
mystagogus
 
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