Bericht: "Venedig ist ein Fisch"

Hallo
Asterixinchen, gengarde und Ludovico :!:

Es freut mich, dass Ihr wieder mit von der Partie gewesen seid :nod:.
Im Moment reicht die Zeit nur, um den gestrigen Tag abzuschließen. Aber es kommt - Eile mit Weile und gut Ding braucht Zeit ;) - noch mehr Meer und Stadt :].

Gruß
Pasquetta
 
Fortsetzung Sonntag, 03.04.11

Wir verlassen also die Kirche S. Maria dei Miracoli und bleiben auch wortwörtlich in Bewegung. Kreuz und quer zu Fuß zurück zum Hotel, oft im Pulk von vielen Menschen, die die Innenstadt durchstreifen, dann wieder allein durch enge Gassen und über Campielli,
vorbei an der Rialto-Brücke,


am Canal Grande entlang und über Brücken kleine Kanäle überquerend -


und oft öffnet sich nach einer engen Calle ein schöner Campo.


Als Abschluss dieses Spaziergangs Rast auf dem Campo S. Stefano – mit einem leckeren Gelato aus dem „Paolin“, mit dem Blick auf den Campo und die vielen Flaneure, die „Musik“ der italienischen Sprache im Ohr und die Sonne des späten Nachmittags im Gesicht genießen wir das ganze bunte Treiben rund herum. Man sieht, dass es die Venezianer lieben, über diesen schönen Platz „fare il corso“ zu machen, pärchenweise oder ganze Familien – schau nur, der kleine Junge mit seinem Riesen-Erdbeereis! - vertreiben sich hier die Zeit, man schaut und wird gesehen. Ein Espresso zum Aufmuntern -
über die Dächer mit den Altanen klingt das Glockengeläute von den verschiedenen Kirchtürmen, das den Sonntagabend einläutet.​





Nach einem ausgedehnten Abendessen – noch den Geschmack von dem köstlichen dolce auf der Zunge, es war eine Art Meringue all'italiana: Biskuitkuchen mit einer feinen Eisfüllung, gekrönt mit Baiser – und beschwingt vom guten Hauswein steht einem kleinen Nachtspaziergang nichts mehr im Wege.


Stille in den menschenleere Gassen, nur ab und zu das Klappern von Absätzen wenn noch ein einsamer Nachtschwärmer unterwegs ist, die Lichter spiegeln sich im dunklen Wasser der kleinen Kanäle, die hier rii sind. San Barnaba, das Gemüseboot hat „geschlossen“, über den Ponte dei Pugni (mit Fußabtritten wo die Burschen beim „Kämpfchen“ zu stehen hatten, wenn sie nach einem alten Brauch versuchten, sich gegenseitig von der Brücke ins Wasser zu bugsieren) zum Campo S. Margherita. Hier sind wir nicht mehr allein; dieser für Venedig relativ große Campo mit seinen Bars und Cafés wird gerne von jungen Leuten aufgesucht. Scuola Grande di San Rocco – Frari-Kirche – große Namen, Zwischenstopp „mit Lust auf mehr“ an der Gelateria Millevoglie – bei San Tomà bietet sich die Gelegenheit über den Canal Grande nach S. Angelo hinüber zu wechseln und bald sind wir wieder zurück im Hotel. Der Sonntag geht zu Ende, angefüllt mit vielen schönen Eindrücken und dem Gefühl, dass wir nicht mehr ganz fremd sind, hier in Venedig.


Fortsetzung folgt ;)
 
.

... und wieder schreibe ich:

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung mit den tollen und stimmungsvollen Bildern


;) - ich glaube ich schaue demnächst mal wieder in den Terminkalender ... ;) aber - ich weiss es auch so - der ist in der nächsten Zeit sehr ausgebucht ... kommt Zeit -> kommt Venedig :!:
 
Venedig im Romforum...

...immer wieder Genuss und Freude.

Danke für die Fleißarbeit. Ich habe das Gefühl, einen Spaziergang in meinem "Wohnzimmer" zu machen.

Grazie! :)

Gruß
Alex
 
Danke Pasquetta,
es ist ein Genuss die Atmosphäre einzusaugen, die Du beschreibst. Die schönen Bilder verstärken den Genuss.

LG Ludovico
 
Vielen Dank für Eure Rückmeldung :nod:, es freut mich, wenn Ihr Euch gerne mit mir im "gran salotto" aufhaltet. Fühlt Euch wie daheim ;) :~.
Pasquetta
 
Montag, 04.04.2011

Frisch heute morgen, die Sonne kommt nicht so recht durch, aber wahrscheinlich wird es schön bleiben. Die Mauersegler fliegen noch sehr hoch.

Venedig und das Wasser – alles spielt sich auf dem Wasser ab, alles, was die Menschen in der Stadt brauchen, muss mit dem Boot herangebracht werden und auch wieder mit dem Boot weggeschafft. Da ist für die Müllabfuhr in den engen „zugeparkten“ Kanälen oft Zentimeter-Arbeit nötig und es muss der Rückwärtsgang eingeschaltet und ein anderer Kanal gesucht werden.



La Fenice – die Rückansicht des Opernhauses von der Kanalseite aus (wo man mit der Gondel ankam und direkt ins Theater „fahren“ konnte, auch Richard Wagner schlich sich so, wenn er wieder mal zu spät dran war, direkt ins Opernhaus)


und die Fassade des Gran Teatro La Fenice –




wie der namensgebende Phönix immer wieder abgebrannt und aus der Asche strahlend neu erstanden. (scusi -no foto :blush:)





Endlich, auch der gotische Palazzo Contarini del Bovolo scheint restauriert zu werden. Vom Ponte de la Verona am Rio di San Luca kann man es an der Schaufassade erkennen.


Aber nicht die ist die Hauptattraktion des Palazzo. Vom Campo Manin aus durch das enge Gässchen und schon steht man davor:


die Scala del Bòvolo – der Schneckenhaus-Wendeltreppe,

und kein Tourist außer uns hat sich hierher verirrt, um die sich hochwindenden Loggien mit den Rundbögen zu bewundern, davor ein kleiner verwunschener Garten mit einem „Pozzo“ - Brunnen.

Auch diese Pozzi, die man überall, vor allem auf den Campi, findet, haben etwas mit „Venedig und das Wasser“ zu tun. Durch die Lage in der salzhaltigen Lagune war die Versorgung mit Trinkwasser in Venedig immer ein Problem gewesen. Regenwasser wurde in Zisternen gesammelt, nachdem es durch ein Sand- und Kiesbett gesickert und dadurch gereinigt worden war. Die, oft schön gestalteten, Brunnen waren mit einem schweren Deckel verschlossen, damit das kostbare Trinkwasser nicht verunreinigt werden konnte und es wurde nur zu bestimmten Zeiten abgegeben. Weiß man um die Mühe mit diesem wichtigen Gut Trinkwasser, so sieht man auf die Pozzi, die immer wieder auf den, auch noch so kleinen campiello anzutreffen sind, mit besonderem Blick, auch wenn sie heutzutage für die Wasserversorgung keine Bedeutung mehr haben, da es eine Wasserleitung vom Festland herüber gibt.

S. Stae – leider ist die schöne Barockkirche immer geschlossen, wenn wir daran vorbei kommen. Sant'Eustachio - „venezianisch“ San Stae – ist uns nicht gewogen. Dafür können wir das Paketpostboot beobachten,



weiter hinein bummeln ins Sestiere S. Croce und am Campo S. Maria Mater Domini eine Pause einlegen.


Der schöne Campo mit dem Pozzo, den Bars für einen Cafè-Plausch, kleinen Geschäften – man beachte das "VeneziaStampa" in dem noch auf einer „Original Heidelberg“ von 1950 per Hand wunderschöne Ansichten von Venedig gedruckt werden – und dem wartenden Gondoliere laden dazu ein.​




Dann geht es weiter zur Kirche San Zan Degolà – was für ein schöner venezianischer Name für eine der ältesten Kirchen Venedigs, die dem hl. Johannes den Täufer bzw. den Enthaupteten (San Giovanni Decollato) geweiht ist. Die im venezianisch-byzantinischen Stil erbaute Kirche zweckentfremdeten die Truppen Napoleons, wie andere kirchlichen Gebäude auch, zu Warenlagern, so dass von der ursprünglichen Ausstattung vieles beschädigt wurde, vor allem der Fußboden und etliche antike Säulen. Sie wurde nach längerer Schließung wieder zugänglich gemacht und der Russisch-Orthodoxen Gemeinde für ihre Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Die Seitenaltäre mit ihren Bildern sind noch da, der Altarraum aber abgetrennt mit einer Ikonostase – so hat Eines neben dem Anderen seinen Platz.


Der kleine Campo vor der Kirche zeigt uns, wie ein typischer kleiner Platz in Venedig angelegt ist: er liegt an einem Kanal, um die Kirche sind die Häuser angeordnet, meistens gibt es darunter einen – mag er noch so bescheiden sein – Adelspalast.

Die nächste Stunde – und es sollte an diesem Tag nicht die letzte sein – ist ein „Rausch der Sinne“, nämlich ein Besuch in der Stoffmanufaktur Luigi Bevilacqua. Stoffe, aus denen Träume gemacht sind, werden hier noch immer per Hand auf den über dreihundert Jahre alten Webstühlen hergestellt.




Die Weberinnen fertigen kunstvolle Brokat- und Samtstoffe aus reiner Seide, das Garn von höchster Qualität und das Dekor nach alten Mustern von Künstlern entworfen.

Eine goldene Fundgrube für Innenarchitekten, aus den über 3.500 Mustern auswählen oder neue in Auftrag geben zu können. Wiederfinden wird man dann die kostbaren Stoffe u.a. im Quirinal und im Vatikan, im Weißen Haus und im Kreml, wie auch in den europäischen Königshäusern. Die Erfolgsgeschichte der „Antica Tessitura Luigi Bevilacqua“ begann um 1700 mit einer Zwirnerei, die schon damals feinste Garne und Stoffe ins Umland lieferte. Kaum ein Königshaus, ein Palazzo eines reichen Kaufmanns oder ein Theater, das nicht mit den prächtigen Stoffen aus dieser Manufaktur beliefert wurde.


Seit einigen Jahren werden auch Taschen und andere Accessoires aus den Stoffen von Bevilacqua hergestellt.


Ein – leider fast unbezahlbarer – Traum für manche Frau, den man neben Damast und prächtigen Brokat in Meterware und z.B. in Form von Kissenbezügen oder Bordüren in dem kleinen aber exquit-feinen Geschäft der Bevilacquas nahe S. Maria del Giglio im Sestiere San Marco bewundern und auch kaufen kann.




Nach einer solchen Flut von Sinneseindrücken – das Ritsch-Ratsch der alten Webstühle, die Farbenpracht und Weichheit der Stoffe, der „Duft“ von Eleganz und Luxus – mussten wir uns erst einmal erholen und ausruhen.


... und das muss ich jetzt auch - buona notte sagt
pasquetta.
 
Ja, der Palazzo Contarini del Bovolo stand auch auf unserer Liste für den letzten Venedigbesuch. Aber letztlich haben wir es nicht geschafft. Wie schön, dass du uns hier das formidable Treppenhaus quasi nach hause lieferst:thumbup:.

... Und der Webereibesuch hat mir auch gefallen:nod:.

Grazie

gengarde
 
.

Ich habe mich gefreut Euch wieder begleiten zu dürfen ...


Bitte schön, Asterixinchen, immer wieder gerne :nod:

Ihr seid wirkliche Venedigkenner.

:blush: :smug: Oh nein, das wirklich nicht, Ludovico. Aber es macht mir Freude, eine Reise "nachzubereiten" und dabei lerne ich eine Stadt nochmal und besser kennen, getreu dem Motto:
Wer sich erinnert, lebt zweimal. (Franca Magnani)
Ja, der Palazzo Contarini del Bovolo stand auch auf unserer Liste für den letzten Venedigbesuch. Aber letztlich haben wir es nicht geschafft. Wie schön, dass du uns hier das formidable Treppenhaus quasi nach hause lieferst:thumbup:.

... Und der Webereibesuch hat mir auch gefallen:nod:.

Auch hier: bitte schön, gern geschehen, gengarde.

Es freut mich, dass Euch allen das schöne Treppenhaus des Palazzo Contarini del Bovolo auch gefällt. Ich hoffe, dass morgen, wenn es hoffentlich weiter geht mit den Venedig-Spaziergängen, wieder etwas für jeden dabei ist.
Danke für Eure Reaktionen und Grüße von
Pasquetta
 
Nun hat es doch länger gedauert, bis ich wieder hier weitermachen konnte und nach einem heißen, anstrengenden Tag erhole ich mich nun "in Venedig" ;).

Noch immer Montag, 04.04.11

Also, Stand der Dinge war: wir mussten uns nach und von den "Anstrengungen" des Vormittags erholen und sind dazu hinüber gefahren nach Cannaregio zum Campo S. Marcuola, wo die gleichnamige Kirche, schön gelegen am Canal Grande aber die Fassade blieb unvollendet, - wie so manche andere - leider nicht zugänglich gewesen ist.


Wie viele Kunstschätze sind nicht zu bewundern, weil die Kirchen geschlossen oder zu Depots umfunktioniert worden sind, in denen Baumaterial und Sonstiges lagert.
Vom Campo S. Marcuola hat man eine schöne Sicht auf

den Fondaco dei Turchi,

die ehemalige Niederlassung der osmanischen, genannt „türkischen“, Handelsleute in Venedig. Der Palast (jetzt Museo di Storia Naturale) mit der prachtvollen Fassade – die beiden markanten Turmaufbauten sind neueren Datums – und der großzügigen Säulenhalle zur Kanalseite ist typisch für eine reiche Handelsniederlassung. Den deutlichen Unterschied zu einer „normalen“ Lagerhalle sieht man am „ärmlichen Hirsespeicher“, dem Deposito del Megio, links daneben, der hier ein bisschen hervor luckt.
Einziger Schmuck hier sind die Zinnen und ein Relief mit dem Markuslöwen. Mit dem Einrichten der Fondachi hatten die Venezianer auch eine gewisse Kontrolle über den Handel und die Kaufleute, die in den Handelsniederlassungen strengen Auflagen unterworfen waren.
Gegenüber, wieder auf unserer Seite des Canalazzo, sehen wir den prächtigen Renaissancepalast Vendramin-Calergi, besser bekannt als Sterbeort von Richard Wagner, der mehrere Monate mit seiner Familie einen Seitenflügel des Palazzo bewohnte und am 13. Februar 1883 hier starb.

Heute ist das Winter-Casino von Venedig im Palazzo Vendramin-Calergi untergebracht. So findet hier das Wort Palazzo - Villa - „Casa“ im weitesten Sinne seine Bedeutung, da ein „Casino“ ein auch anspruchsvolleres „Gartenhäuschen“ war, in dem „gespielt“ wurde.

Eindrücke vom Campiello de l'Anconeta ausgehend


entlang einer der wenigen breiten Einkaufsstraßen, dem Rio Terà S. Leonardo (ein Rio Terà ist ein zugeschütteter Kanal, der dadurch zu einer meistens etwas breiteren Straße geworden ist), hinab Richtung Canale di Cannaregio,



wo es zum Ghetto Nuovo geht und Richtung Bahnhof, viele verschiedene Geschäfte (Stoffe u.ä.) Bäckereien, Bars, kleine Lokale und eine stark frequentierte Pizzeria, ein kleiner Gemüse- und Obst-Markt...


In einer Bar mit kleinem Cicheti-Angebot Mittagsrast gemacht mitten zwischen den Einheimischen. Die Leute um uns herum haben ihren Ombra getrunken und sich fleißig mit dem barista und untereinander unterhalten, einer hat sich dem Lotterie-Spiel gewidmet und ein anderen dem Spielautomaten, der Fernseher läuft oben in der Ecke, ein Kommen und Gehen der verschiedensten Menschen, im Anzug oder „aufgedonnert“ mit Schoßhündchen und Dandygehabe. Ein Sprizz und ein Löffel Erdnüsse, Verabschiedung mit Küsschen – was für ein lebhaftes Schauspiel.


Wo der Canale di Cannaregio in den Canal Grande mündet steht der schöne Palazzo Labia, einer der letzten großen Paläste Venedigs.



Der Ballsaal soll über zwei Stockwerke gehen und von Tiepolo ausgemalt worden sein. Die Familie Labia war steinreich und konnte sich als erste Familie für hunderttausend Dukaten in das Patriziat Venedigs einkaufen. Mit dem prächtigen Palast wollten sie es den „Alteingesessenen“ gleichtun und es gibt die Anekdote, dass Paolo Antonio Labia nach einem Bankett das goldene Tafelgeschirr aus dem Fenster werfen und dabei selbstbewusst verlauten ließ: „L'abia o non l'abia, sarò sempre Labia.“ (Ob ich es habe oder nicht habe, ich werde immer (ein) Labia sein.) - Wer weiß, vielleicht hatte er am Grund des Kanals ein Auffangnetz auslegen lassen... - „Se non è vero, è ben trovato.“

Und dann begeben wir uns noch einmal in das Reich der traumhaft schönen Stoffe: wir haben ein Stelldichein mit Stefano Nicolao. Erst Schauspieler, dann seine wahre Leidenschaft in der Kostümschneiderei gefunden, betreibt Meister Nicolao in Cannaregio ein Atelier, in dem er nach historischen Vorlagen die prächtigsten Kostüme kreiert.




Detailgetreu nach alten Gemälden verarbeiten er und sein Team, vom Meisterschneider bis zur Studentin, die kostbaren Stoffe zu den ausgefallensten Roben.


Aus seinem riesigen Fundus schöpfen die für die Kostüme Verantwortlichen bei Theater, Film und Fernsehen. So hat er z.B. Opernaufführungen im La Fenice und Filme wie „Casanova“, „Farinelli“ oder „Elisbeth“ ausgestattet und hält so manche Anekdote dazu bereit, während er uns an die brechend vollen Schränke und Regale seines Ateliers führt.



Ein Fest für Augen und Hände: Ballkleider und Offiziersuniformen, kunstvoll bestickte Seidenumhänge und „Landsknecht“-Hosen – alles in vielen Größen und unterschiedlichsten Ausführungen. Ganze Opernbühnen und Kostümfilme können damit bestückt werden – oder für den Carnevale veneziano ausgeliehen werden. Passende Schuhe, Hüte und Dreispitze, Schals und Spitzenstulpen sind zu Hunderten oder auch mehr in den Regalen geordnet.



Der Kostümbildner Nicolao ist auch ein Meister im Erzählen und Demonstrieren seiner Kunst. Allerlei Neues oder schon Gewusstes, auf jeden Fall Wissenswertes zu den Kleidersitten Venedigs vor allem im 18. Jh., zum Carnevale di Venezia und auch zur „Berufskleidung“ z.B. der „Pestärzte“

oder der Cortigiana, etwas gewöhnlicher die „Carampana“, passend die Farbe für die Dame aus dem Rotlichtviertel um den Ponte delle Tette.


Auf alle diese Schätze und die, die sie anfertigen, können wir nur anstoßen: Cin cin – mit Prosecco oder Erdbeersekt.



"Man dekoriert neu"


Durch das Sestiere Cannaregio (der Name Cannaregio entstand angeblich in der Zeit, als das Gelände hier noch versumpft war und Canna, Schilfrohr, wuchs) bummeln wir nun müde und voll von schönen Eindrücken langsam zurück zur Anlegestelle San Marcuola,


genießen die Vaporetto-Fahrt den Canal Grande eigentlich „hinauf“, denn die Einfahrt in den Canal war ursprünglich von San Marco her – und nicht wie uns die heutigen „Tore nach Venedig“, der Bahnhof und der Piazzale Roma mit den Parkplätzen, weismachen wollen. Postkartenidylle - all die schönen prächtigen Palazzi aufgereiht – ich wiederhole mich - wie Perlen an einer Kette.






An der Accademia schlendern wir durch die einzige Gartenanlage in Venedig, die sich zu einem Campo hin öffnet (wenn das Tor nicht verschlossen ist), den Garten des Palazzo Cavalli Franchetti.





Farbenfrohe Momentaufnahmen auf dem Campo:



„Gucci“-Taschen-Verkäufer zwischen Gaukler, Geruhsame zwischen Eisgenießer – der barista weiß es schon: come sempre – due volte due palline?

Ein wolkenbruchartiges Gewitter zögerte heute das Ende des schmackhaften Abendessen hinaus – hmm lecker der Risotto al pesce, insalata di fave, Salmone alla griglia, spinaci al agro und als süßer Abschluss ein Tiramisù, guter Hauswein, eine Grappa und ein Caffè – und dann hatte der Regen aufgehört und einem, zugegeben heute kürzeren, Nachtspaziergang standen nur ein paar Pfützen im Wege, die wir aber gut überwinden konnten.

Mit dem Boot diesmal zum Sestiere Castello, am Arsenale ausgestiegen und durch die menschenleeren engen Calli zum Campo Bandiera e Moro, ein typischer „Campo“ mit Pozzo, (gotischen) Palazzi und der Kirche San Giovanni di Bragora, der Tauf- und Pfarrkirche von Antonio Vivaldi, der hier in diesem Sestiere aufwuchs.



San Zaccaria liegt verlassen,


eine Seufzerbrücke unverhüllt und die originale verhüllt streifen wir auf unserem Nachtbummel an der Riva degli Schiavoni.



Der Gewitterregen hat große Pfützen auf der Piazza San Marco hinterlassen. Selbst auf der einzigen Piazza Venedigs (so etwas Modernes wie die Piazzale Roma ausgenommen) ist nicht mehr viel los. Es ist Nacht in Venedig und selbst die Nachtschwärmer, wie auch uns, zieht es heimwärts.


 
Zuletzt bearbeitet:
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die mit reichlich wunderschönen Bildern ausgestattete Fortsetzung

:!::!::!:

... in dem Kostümatelier wäre ich sehr gerne dabei gewesen
 
Hallo Pasquetta,

es macht weiterhin Spaß, mit Dir "mitzulaufen" und die Stimmung
zu genießen:!:. Obwohl im Herbst in Rom, könnte mich Dein Bericht "verführen", zwischenzeitlich kurz wieder in Venedig zu erscheinen.
Jedoch,... die Arbeit:(.

Gruß von
mystagogus
 
Liebe Pasquetta,

nun endlich kam ich dazu, wenigstens einen Teil Deines wundervollen Venedigberichts zu lesen - ein Fest für alle Sinne! :nod:

Den Campo Bandiera e Moro mag ich auch sehr - wie die vielen kleinen, eher unscheinbaren und doch so reizenden Campi, auf die man oft ganz unvermutet stößt!

Eine besondere Freude hast Du mir mit den beiden ausführlichen Bild-Betrachtungen der feinen Stoffarbeiten Venedigs gemacht. Oft schon stand ich vor verschiedenen Schaufenstern und habe die Handwerkskunst bewundert, ohne mich je in einen solchen Laden hineingetraut zu haben ... :~

Besonders beeindruckt haben mich Deine Fotos der Brokatweberei. Kann man die denn einfach so besichtigen und womöglich bei der Arbeit zuschauen? Das wäre ja wirklich was für mich, wo ich schöne Stoffe und auch Handgearbeitetes sehr liebe!

Vielen Dank fürs Mitnehmen in meine Lieblingsstadt, ich freue mich sehr auf die weiteren passeggiate! :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
Danke für den detailreichen und niveauvollen Bericht mit vielen herrlichen Fotos. Das reinste Vergnügen.

Gruß
Alex
 
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