Als Tourist zuhause in Rom?

Ludovico ROB

Magnus
Teammitglied
Moderator
Forum-Sponsor
Stammrömer
Gliederung mit Links für selektives Lesen:

Donnerstag 14. Oktober: Santa Maria Maggiore, Santa Prassede, Monti, Colosseo außen, San Ignazio, Piazza Navona, Pantheon, Trevi Brunnen

Freitag, 15. Oktober: Santa Maria degli Angeli, Piazza della Republica, Mosesbrunnen, Santa Maria della Vittoria, Quattro Fontane, Piazza Barberini, Spanische Treppe, Via Margutta, Piazza del Popolo, Tiber, Kapitol und antikes Zentrum (außen), Petersplatz, Vatikanische Museeen Nachtöffnung

Samstag 16. Oktober: Cestiuspyramide und Friedhof, Aventin-Spaziergang, Marcellus Theater, Trastevere, Piazza Navona

Sonntag, 17. Oktober: Campo Santo Teutonico, Heiligsprechung auf dem Petersplatz, Peterskuppel und Petersdom, zur Engelsbrücke

Montag, 18. Oktober: Campo dei Fiori, San Andrea della Valle, Sankt Peter Scavi und Petersdom, Sankt Paul vor den Mauern

Dienstag, 19. Oktober: Pietro in Vincoli und San Giovanni mit Baptisterium und Scala Santa

Mittwoch, 20. Oktober: Villa Torlonia, Ghetto mit Schildkrötenbrunnen, vom Marcellustheater an Forum Romanum und Kolosseum vorbei auf den Celio, SS Giovanni e Paolo, SS Quattro Coronati, Monti

Donnerstag, 21. Oktober: Arbeitstag mit Fisch-Abendessen im Pesciolino di trionfale

Villa d´Este

Samstag, 23. Oktober: Forum Romanum, Palatin, Kolosseum und Centro Storico

Sonntag, 24. Oktober: Via Appia und Caracalla Thermen

Montag, 25. Oktober: Abreise und Schlussworte


Und hier noch ein Link zu allen Fotos dieser Reise

Auf der Suche nach einer griffigen Überschrift für unsere diesjährige Romfahrt ging mir auch die
Frage durch den Kopf, wie ich mich eigentlich in Rom fühle. Einerseits ziehe ich fast immer mit großer Fotoausstattung und Besichtigungs- bzw. Tourenplänen Richtung Süden, andererseits entfällt für mich die Quartiersuche, da uns immer mindestens ein Zimmer mit Bett zur Verfügung steht, und ich auch immer, wie zuhause, mal mehr, mal weniger herumwerkle und mich nach 36 Jahren doch recht gut in Rom auskenne. Entsprechend zwiespältig verlaufen auch unsere Aufenthalte in Rom.
Diesmal kam noch dazu, dass wir uns sechs Tage lang als Fremdenführer für ein bekanntes Ehepaar betätigten.

Die Anreise


Wir hatten einen Nachtflug mit Easyjet ab Düsseldorf und für unsere Bekannten das Carlo Magno in der Nähe der Statione Nomentana gebucht, da das Hotel sehr preiswert war und auf dem Weg zu unserem Zuhause liegt.
Obwohl sich der Abflug um 50 Minuten verspätete, kamen wir in Rom mit nur 25 Minuten Verspätung in Fiumicino an. Die Wartezeit auf das Gepäck war wie gewohnt etwas länger. Nachdem wir dem Taxifahrer klar gemacht hatten, dass wir an der Porta Pia innerhalb der Mauer aussteigen wollten, akzeptierte er das höflich und brachte uns auf den relativ leeren, nächtlichen Straßen flugs an unser Ziel. Da er freundlich war und wir die Taxipauschale bis an die Grenze ausgenutzt hatten, vier Personen mit Gepäck an die nördliche Grenze des Bereiches, erhielt er ein großzügiges Trinkgeld, das ihn deutlich sichtbar erstrahlen ließ. An der Porta Pia, wo vor 140 Jahren die Truppen Garibaldis noch Rom eindrangen, wartete schon mein Schwager. Zu unserer Überraschung hatte das etwas kleinere Auto doch Platz für fünf Personen und unser Gepäck. Nachdem wir unsere Begleitung am Hotel abgesetzt und die wichtigsten Absprachen für den nächsten Tag getroffen hatten, ging es schnurstracks in die Wohnung, wo wir nach einem Begrüßungstrunk um 2 Uhr müde ins Bett sanken.

Donnerstag, 14. Oktober


Nach einem familiären Frühstück fuhr ich gegen 9 Uhr mit dem E-Bus 90 zur Via Nomentana, um mit den Bekannten anschließend in die Stadt zu fahren. Es ging vorbei an den Häuserreihen, teilweise mit bröckelndem Putz, teilweise mit Wäsche vor den Fenstern, an langen Autoschlangen, durch die sich Zweiradfahrer elegant schlängelten, an einer Autofahrerin, die an der Ampel freihand telefonierte und mit beiden Händen temperamentvoll gestikulierte. Nun spürte ich, ich bin wieder da, bin angekommen in Rom.
Aus meinen Beobachtungen wurde ich aufgeschreckt, als ich die Fassade von San Agnese vorbeiziehen sah. Schnell aussteigen und wieder zurückfahren. Ich kam trotzdem innerhalb des verabredeten Zeitfensters am Hotel an, wo mich die Bekannten schon erwarteten. Das Zimmer beschrieben sie als klein aber sehr sauber, das Frühstück war ordentlich, nur der Verkehrslärm der vielbefahrenen Via Nomentana war bei geöffnetem Fenster unangenehm.
Nun ging es gemeinsam wieder mit dem 90er Bus nach Termini mit den ersten Erläuterungen beim Blick aus dem Busfenster. An der Biglietteria am Busbahnhof erstanden wir vier CIS-Fahrkarten und die Karten für die Rückfahrt mit dem FR1 nach Fiumicino. Für letztere war der Preis von 5,50€ im letzten Jahr auf 8€ angehoben worden. Inzwischen ist das Taxi wirklich eine echte Alternative.
Heute hatte ich einen Spaziergang vorgesehen, der einen ersten Überblick über Kirchen, das antike Zentrum und große Plätze bieten sollte. Also überquerten wir zunächst den Platz mit dem Brunnen und der Säule vor Santa Maria Maggiore.


Nach einem kurzen Überblick über den Platz ging es aber erst einmal in die frühmittelalterliche Kirche Santa Prassede.
Natürlich beeindruckten hier vor allem die byzantinischen Mosaike am Triumphbogen, in der Apsis, wie natürlich auch in der Zeno-Kapelle, im Mittelalter auch Paradiesgärtchen genannt. Wir ließen uns Zeit, die Kirche zu erkunden. Inzwischen wird auch diese Kirche stärker von Touristen besucht. Bei den ersten Besuchen in den 70er und 80er Jahren war ich manchmal alleine in der Kirche. An dieser Kirche (wie übrigens auch an der nahegelegenen Schwesterkirche Santa Pudenziana) lässt sich die Entwicklung vom frühen Christentum, wo Gottesdienste vorwiegend in Privatwohnungen gefeiert wurden, über die Zeit von Kaiser Konstantin, der die christliche Kirche dann anerkannte und in dessen Regierungszeit die ersten christlichen Kirchen in Rom gebaut wurden, bis zu den Kirchen des Mittelalters gut erklären.

Hier einige Bilder aus dem Inneren der Kirche; außen ist nur der alte Glockenturm aus dem 11. Jahrhundert erwähnenswert.

Kirchenraum, Mosaiken des Triumphbogens (die 24 Ältestesten, Engel und Evangelistensymbole) und der Apsis (Christus am Jordan mit Heiligen):

Die goldgrundigen Mosaike in der Zenokapelle. Vier Engel tragen Christus, Maria mit dem Kind, Frauen (Pudenziana und Praxedis, Theodora, etc.):


Über den Platz ging es nun zurück in die Basilika Santa Maria Maggiore (größte Marienkirche Roms, auch Santa Maria in Neve (wegen des Schneewunders) genannt. In der Kirche aus dem 5. Jahrhundert, natürlich mehrfach renoviert und im heutigen Erscheinungsbild barock, konzentrierten wir uns wieder besonders auf die herrlichen Mosaike, auch den Cosmatenfußboden und die Hauptreliquie, die Krippe unter dem Papstaltar mit dem betenden Pius IX davor. Natürlich bestaunten wir auch die prunkvolle Decke, angeblich mit dem ersten Gold aus Amerika.


Die beiden prachtvollen Seitenkapellen konnten leider nicht besichtigt werden (Messfeier bzw. geschlossen). Auch der Ausgang zum Esquilinplatz hin war verschlossen. Deshalb mussten wir einen Umweg zu Santa Pudenziana wählen. Dort gab uns der Küster schon von weitem zu verstehen, dass er jetzt abschließen werde. Das war nicht schlimm, da wir ja schon die Schwesterkirche gesehen hatten. Durch Monti ging es über ruhige Seitenstraßen zu San Pietro in Vincoli.


Nachdem ich in der Vorhalle an einem großen Bild das Grabmal mit Moses erklärt hatte, schallte uns auch hier ein „chiuso" entgegen. Langsam fragte ich mich wozu es eigentlich im Rom-Forum diesen wunderbaren Thread mit den Öffnungszeiten gibt, der übrigens die korrekten Zeiten auch für Vincoli enthält. Besserung ist geboten, aber wir werden ja noch einmal in die Nähe kommen.

In einer Bar an der nahegelegenen Technischen Uni stärkten wir uns mit preiswerten und doch schmackhaften Pizzastücken und einem Suppli (frittierte Reis/Käsekugeln). Weiter ging es durch die Gassen zur Plattform des Monte Oppio über dem Colosseo.
Hier gab ich einen ganz kurzen Überblick über die Frühgeschichte Roms und erklärte knapp die von diesem Platz sichtbaren Monumente, Forum Romanum und Fori Imperiali, Palatin, Konstantinsbogen und besonders das Kolosseum. Natürlich blie b auch das Goldene Haus des Nero nicht unerwähnt, auf dem wir ja wohl standen. Anschließend umrundeten wir noch das Flavische Theater, später Kolosseum benannt. Auf dem dritten Bild sieht man oben auf der dritten Etage einige Menschen. Diese Ebene ist also wirklich zugänglich. Warum sind dann aber da oben so wenige Menschen?


Nun erreichte uns der Anruf meiner BEVA. Wir verabredeten uns auf der Piazza Navona. Also suchte ich einen Bus aus, der uns in die Nähe brachte.
Da wir genügend Zeit hatten, bewunderten wir die prachtvolle Decke von San Ignazio und die schöne Rokokokulisse vor der Kirche.


Vorbei am Pantheon im Gerüst,


dessen Vorplatz sehr gut besucht war, am Kaffee San´Eustachio (proppevoll) und an der um diese Zeit selbstverständlich geschlossenen Kirche San Luigi dei Francesi​

mit meinem Namenspatron​

erreichten wir schnell die Piazza Navona. Der Straßenkünstler stand noch genauso da, wie ich ihn letztes Jahr beim Verlassen des Platzes gesehen hatte.​


Obwohl der Platz ebenfalls mit Touristen gefüllt war, trafen wir meine liebe Frau dank Handy sehr schnell.​
Wir verbrachten vierzig Minuten auf dem Platz, bewunderten die Brunnen und Künstler und ruhten uns auf einer Bank aus. Mir fiel erst jetzt auf, dass auf den Brunnen sehr viele Tiere dargestellt wurden.




Im immer noch sehr vollen San Eustachio testen wir die heiß empfohlene Monachella, die lecker schmeckte. Doch ziehen wir persönlich den intensiven Geschmack des Espresso dem alles übertönenden Kakaogeschmack der Monachella vor. Damit bleibt für alle Monachella Liebhaber etwas mehr übrig.


Nach kurzer Besichtigung des Pantheons


hatten wir Lust auf ein Eis. Also, auf zu Giolitti. Der Weg zur Toilette war gerade noch begehbar, doch hielt uns die lange Warteschlange vor der Kasse davon ab uns an der bekannt reichhaltigen Theke etwas Leckeres auszusuchen.


Weiter also zu San Crispino hinter dem Trevibrunnen. Zunächst über die dicht befahrene Straße durch die Galerie


Während ich noch zwischen den zahlreichen Touristen den Weg zu einigen Fotomotiven erkämpfte, hatten unsere Bekannten genug von dem Trubel und zogen sich an den Rand des Platzes bzw. in die Kirche zurück.




Das Eis bei San Crispino schmeckte wieder sehr aromatisch. Wir ergatterten sogar draußen einige Stühle, auf denen wir das Eis genießen konnten. Anschließend ging es mit zwei Bussen nach Hause, wo wir zusammen einen gemütlichen Abend verbrachten.
Ende des ersten Romtages 2010.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin - Moin Ludivico!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Anfang Deines Berichtes mit den vielen schönen Bildern


Der Titel gefällt mir sehr gut

:!::!::!:

Schade, dass Ihr so ein Pech hattet mit den nicht stimmenden Öffnungszeiten ...



Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo Ludovico,

vielen Dank für den spannenden und anregenden Beginn Deines Reiseberichts, den ich gerade noch rechtzeitig zur Einstimmung auf Rom als Betthupferl genießen konnte! :nod:
Da habt Ihr ja schon viel gesehen am ersten Tag und Deine Fotos sind wieder einmal fantastisch! :thumbup:

Die Fortsetzungen werde ich dann später verfolgen! ;)

Liebe Grüße

Angela
 
Hallo Angela und Asterixinchen,

es freut mich, dass Euch der Beginn des Berichtes gefallen hat. Ich werde jetzt immer wieder mal weiter daran arbeiten.

Am ersten und zweiten Tag ging es mir im wesentlichen darum die Interessen meiner Begleiter zu erfahren. Die Öffnungszeiten waren nur in meinem Kopf aus den Erfahrungswerten der Vergangenheit falsch gespeichert. Im Forumsthread sind sie richtig. Dieser Thread ist wirklich eine große Hilfe. Da ich in Rom ja täglich Internetzugang hatte, habe ich das Forum und den ATAC Routenplaner auch häufig angezapft.

LG Ludovico
 
Da ich in Rom ja täglich Internetzugang hatte, habe ich das Forum und den ATAC Routenplaner auch häufig angezapft.


:thumbup::thumbup::thumbup: :thumbup::thumbup::thumbup: :thumbup::thumbup::thumbup:

...und uns dabei auch immer mal wieder kleine Appetithäppchen als Vorfreude auf den Reisebericht "geliefert"

:thumbup::thumbup::thumbup:
 
Freitag, 15. Oktober


Für heute Abend 19.30 Uhr hatten wir online für die Vatikanischen Museen gebucht. Es sollte also ein etwas längerer Tag werden. Meine BEVA und ich gingen um 9 Uhr los, um unsere Bekannten aufzulesen und nach Termini zu fahren.

Dort zogen wir sofort Richtung Piazza della Republica und sahen uns Santa Maria degli Angeli an. Michelangelo hatte gegen Ende seines Lebens den Auftrag erhalten in den Ruinen der Diokletians-Thermen eine Kirche zu bauen. Wie üblich wurde sein Plan nach seinem Tod vom neuen Baumeister geändert. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche bei einer Runderneuerung ein völlig neues Gesicht. Heute besticht vor allem die Raumwirkung der Kirche, in der man sich noch gut das Ausmaß der alten Thermengebäude vorstellen kann. Berühmt ist der Meridian, der dort im Boden eingelassen wurde, um den Gregorianischen Kalender zu überprüfen. Auch der Innenhof ist hübsch anzusehen.


Zurück auf dem Platz ging es vorbei am Najadenbrunnen und der Säule mit dem Segelschiffchen (handelt es sich deshalb um einen Schiffsmast?) Richtung Santa Maria della Vittoria.


Davor erblickten wir den neu renovierten Mosesbrunnen. Hat man etwa Michelangelo´s Moses hierher verfrachtet, fragte ich mich (kann nicht ernst gemeint sein). Die spöttischen Römer behaupten ja, der Bildhauer des Mosesbrunnens sei vor Scham gestorben oder habe gar Selbstmord begangen. Auch wenn die Figurengruppe natürlich im Vergleich mit Michelangelo´s Moses nicht gut abschneidet, gibt sie dem Platz doch Gestalt und frisch gereinigt sogar etwas Glanz.


Santa Maria della Vittoria, die von Carlo Maderno errichtete Barockkirche, erhielt ihren Namen von dem Madonnenbild, das die Katholische Liga in der Schlacht am Weißen Berg zum Sieg geführt haben soll. Das Bild viel einem Brand zum Opfer. Die Kirche ist vor allem bekannt durch Bernini´s Skulptur „Verzückung der Heiligen Theresa“. Besonders das entsprechende Kapitel in Dan Brown´s Roman Illuminati machte die Kirche in den letzten Jahren zu einer wirklichen Touristenattraktion. Die Verzückung ist wirklich nicht nur himmlisch, meditativer Art sondern auch sehr körperbetont erotisch. Das trifft aber meiner Meinung noch mehr auf Bernini´s „Verzückung der Beata Ludovica Albertoni“ in San Francesco a Ripa in Trastevere zu.


Weiter ging es Richtung Quirinal zu Quattro Fontane. An den vier Ecken der Kreuzung steht jeweils ein Brunnen. Von dieser Kreuzung sieht man auf drei Obelisken, am Quirinal, an der Spanischen Treppe und auf dem Platz hinter Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin. Die vierte Straße führt zur Porta Pia.


Wir bogen ab hinunter zur Piazza Barberini, vorbei am Palazzo Barberini zum Tritonenbrunnen.


Über die Via Sistina stiegen wir hoch zu Trinita dei Monti und genossen dort den herrlichen Blick über die Stadt und hinunter auf die Spanische Treppe. Nach dem gemächlichen Abstieg beobachten wir das Treiben noch einige Zeit vom Rand der Fontana della Barcaccia, wo wir uns in der Sonne noch etwas ausruhten. Im renovierten Kaffee Greco genossen wir noch einen Espresso und bewunderten einige der zahlreichen Bilder an den Wänden.



Die Via del Babuino schlenderten wir entlang bis zur Fontana del Sileno, wo Babuino (eine der sprechenden Statuen Roms) heute eine Musikerin mit ihrem Cello zu uns sprechen ließ.


Viel hatte ich hier im Forum und auch in einigen Reiseführern über die Künstlerstraße Via Margutta gelesen. Also bogen wir rechts in diese Oase der Ruhe, in der einige Künstler ihr Atelier haben und in der es hübsche, kleine Lädchen gibt, ein. Allerdings störte diese Ruhe gerade ein Streit zwischen einem LKW-Fahrer, der den Eingang zu einem Atelierhof zugeparkt hatte und dem Eigentümer, der um seine Kunden fürchtete.


Es war kurz nach zwölf und ich hatte mich auf der Piazza del Popolo mit einem Teilnehmer des letzten Forentreffens am Brunnen verabredet. Als wir den Platz erblickten, erschraken wir über das Treiben.


Menschenmassen, großteils in Uniform, bevölkerten den Platz, der mit Zäunen abgesperrt war. Auf Nachfrage gestattete man uns den Platz zu überqueren. Die Gebirgsjäger hatten hier einen Großauftritt in Schmuckuniformen und mit viel Gerät. Kameras filmten das Geschehen. Unser Treffen konnte hier wohl kaum stattfinden, also marschierten wir zur Kirche Santa Maria del Popolo, die um diese Zeit erwartungsgemäß geschlossen war. Nach kurzer Ruhezeit auf der Kirchentreppe machte mich meine BEVA auf einen Herrn aufmerksam, der ein paar Meter weiter saß und eifrig Notizen machte. Jawohl, das war der Gesuchte. Wir begrüßten uns und hatten uns schnell auf ein gemeinsames Mittagessen in einem Lokal in der Nähe des bekannten Orso80 geeinigt.
Für unsere Romneulinge wählten wir nicht den Weg durch die Gassen, sondern gingen ein Stück am Tiber abwärts. Wir kamen am Friedensaltar (Ara Pacis) des Augustus vorbei, sahen am anderen Ufer die kleine, neugotische Kirche und den Justizpalast und schließlich weiter entfernt den Petersdom.


Nach kurzer Suche fanden wir das Lokal, in dem wir schon letztes Jahr einmal preiswert und lecker gegessen hatten. Es wird von Nonnen bewirtschaftet. Wir brauchten diesmal nicht klingeln, sondern wurden von der Chefin, die gerade einen Gast verabschiedete, eingelassen. Den Weg zu den Bewirtungsräumen im Keller kannten wir ja schon. Wir wurden diesmal in einen etwas weiter entfernten Raum geführt und registrierten, dass das Lokal wirklich sehr viel Platz bietet. Als wir uns an den einfachen Holztischen auf den Bänken ohne Rückenlehne niedergelassen hatten kam auch recht bald der bestellte Wein. Man kann hier nur zwischen einem Rosso und einem Bianco wählen. Wie letztes Jahr wurde als erster Gang ein Nudelgericht serviert. Beim zweiten Gang konnten wir zwischen Fisch und Naturschnitzeln wählen. Dazu gab es Gemüse und Salat. Abschließend wurde noch Obst gereicht. Wir fanden alle die einfachen Speisen sehr schmackhaft. Die Portionen waren reichlich und die Räume sauber. Hier unten im ruhigen Keller konnten wir uns bei anregenden Gesprächen von der Hektik der Stadt gut erholen. Vorne an der Kasse zahlten wir pro Person 14 Euro, hatten also ein sehr preiswertes und schmackhaftes Mittagessen. Das Lokal ist das Fraterna Domus, Via di Monte Brianzo 62 (Ecke Via del Cancello), Tel. 06-68 80 27 27.

Nach einem herzlichen Abschied zogen wir Vier am Largo di Torre Argentina vorbei zur Piazza Venezia.


An diesem zentralen Platz gab ich erst mal einen kurzen geografischen und geschichtlichen Überblick und erklärte die sichtbaren Gebäude. Über die Cordonata schritten wir hoch zum Kapitol. Heute bevölkerten nicht nur Fußgänger den schönen, von Michelangelo angelegten Platz, sondern auch Segwayfahrer und einige Polizisten mit ihren Motorrädern.


Links vorbei am Senatorenpalast und an der kapitolinischen Wölfin schritten wir hinunter zur oberen Aussichtsplattform über dem Forum Romanum. Anhand von Bildern, wo man mit Hilfe von Deckfolien das ursprüngliche Aussehen der Gebäude mit dem heutigen Zustand vergleichen konnte, erklärte ich die wichtigsten Gebäude des Forums. Langsam wanderten wir hinunter zur unteren Plattform und unten an der Straße an der Begrenzungsmauer entlang Richtung Kaiserforen.


Nach einer kurzen Erklärung des Mamertinischen Kerkers ging es hinüber zu den Trajansmärkten, wo meine Begleiter auf einer Bank unter den Pinien eine Ruhepause einlegten. Ich nutzte die Zeit um mal wieder ins Kino zu gehen. Ich studierte das Reliefband der Trajanssäule, den Film, der Szenen aus den Dakerkriegen des Kaisers darstellt.


Nun gingen wir gemächlich die lange Via dei Imperiali hinunter, die von vor allem deutsch sprechenden Touristen übersät war.​


Nachdem wir die Ausdehnung des römischen Reiches auf den Schautafeln studiert hatten, zogen mich die Augen dieser Ägypterin magisch an. Nach einem Münzwurf durfte ich guten Gewissens einige Fotos schießen.


Vor dem Kolosseum spielten wieder die verschiedenen Darsteller ihre Rolle. Verkleidete Römer animierten Touristen zum Fotoshooting, Andenkenverkäufer boten ihre Ware an, Droschkenkutscher warteten gelangweilt auf Kundschaft und zwei Polizisten waren mehr mit sich selbst beschäftigt als mit dem Treiben auf dem Platz. Vor dem Kolosseum stellten sich noch eben drei Jugendliche auf, die Werbung für Seg ways machten. Auf der oberen Aussichtsplattform des Forums konnte ich heute mehr Menschen entdecken als gestern.



Langsam wurde es Zeit Richtung Vatikanische Museen zu ziehen. Wir wählten die U-Bahn und legten einen kurzen Zwischenaufenthalt an der Piazza del Popolo ein, um die heute Mittag geschlossene Kirche zu besichtigen. Diese Kirche wurde ja auf dem Platz errichtet, wo der verhasste Nero begraben liegen soll. Deshalb mussten vor dem Bau der Kirche Exorzisten den Platz noch säubern. Die Kirche Santa Maria del Popolo ist ein Schmuckkästchen. In ihr sind einige großartige Kunstwerke zu bewundern. Mehrere Pinturicchio Gemälde aber vor allem die beiden Caravaggio Bilder die Bekehrung des Paulus und die Kreuzigung des Petrus sowie die Chigi-Kapelle mit Skulpturen Berninis ragen dabei heraus. Während die Chigi-Kapelle noch immer wegen Renovierung gesperrt ist, was besonders die zahlreichen Illuminati-Touristen enttäuschen dürfte, konnten wir die beiden Caravaggio-Gemälde aus nächster Nähe bewundern. Ein Aufpasser sorgt für gute Beleuchtung, sobald Menschen vor den Bildern auftauchen. Er sorgt aber auch konsequent für Einhaltung des Fotografierverbotes, das hier jetzt auch gilt. Das Kreuzigungsfoto ist noch von einer früheren Reise.


Nun ging es mit einem Bus Richtung Petersplatz. Vorbei am Tritonenbrunnen, direkt hinter den rechten Kolonnaden am Passetto, dem verdeckten Fluchtgang zur Engelsburg gelegen, erarbeiteten wir uns Bernini´s Petersplatz. Die Warteschlangen vor den Damentoiletten erlaubten mir nach einigen Fotomotiven Ausschau zu halten.


Wir besuchten dann noch unsere kleine Bar an der Via Porta Cavalleggeri, die wir vor zwei Jahren entdeckt hatten, um unser Abendessen, ein leckeres Eis zu holen. Nun erreichte uns der Anruf meines Schwagers, dass er schon vor dem VM auf uns warte. Da noch viel Zeit bis zu unserem Einlass war, genossen wir noch etwas die Abendstimmung auf dem Petersplatz.


Am Eingang zu den VM nahmen wir außer meinem Schwager doch auch eine größere Warteschlange wahr. Sowohl beim ersten Einlass um 19 Uhr als auch bei unserem Einlass eine halbe Stunde später strebte nur jeweils der kleinere Teil in die Museen. Anscheinend warten doch viele Besucher trotz Termin sehr früh.
Unser Einlass, fünf Minuten vor der Zeit ging sehr zügig. Wir holten unsere Tickets, besorgten den Rollstuhl für meinen Schwager, was ebenfalls sehr unkompliziert vonstatten ging und ließen uns im Aufzug eine Etage höher bringen. Bei der Nachtöffnung ist nur ein kleiner Teil des Museums zugänglich. Mit Rollstuhl nahmen wir davon wiederum nicht alles wahr. Im Pinienhof erklärte ich wie gewohnt an den Schautafeln den Aufbau der Sixtinischen Kapelle und gab eine kurze Einführung in die wichtigsten Gemälde.
Der Besucherstrom, laut VM-Personal an diesem Abend 2,5 Tausend Besucher, zog wie gewohnt durch die langen Flure zunächst Richtung Raffaelstanzen. Auch wir schlenderten an den historischen Landkarten und den Gobbelins vorbei dorthin, warfen unterwegs den Blick auf die eine oder andere Karte sowie auf einige interessante Motive der kunstvollen Wandteppiche.



Etwas mehr Zeit ließen wir uns für die großartigen Fresken in den Raffaelstanzen.




Sehr gespannt war ich auf die Sixtinische Kapelle, die ich, besonders in den letzten zehn Jahren, oft besucht habe. Auch diesmal waren viel Besucher in der Kapelle des Papstes. Allerdings war es einfach Sitzplätze zu ergattern und zwanglos umherzuwandeln. Wir nahmen zunächst paarweise auf beiden Seiten platz. Die Atmosphäre war bedeutend weniger hektisch als sonst. Auch die Aufseher schienen ihre Arbeit etwas lockerer zu nehmen. Das Kunstlicht ließ die Farben der Fresken noch intensiver als sonst erstrahlen. Allerdings könnte die Beleuchtung noch verbessert werden. Die linke Seite der Kapelle mit den Mosesszenen war etwas zu dunkel, was nach dem Seitenwechsel besonders auffiel. Ich ließ den Blick zwanglos über Michelangelo´s wunderschöne Deckenfresken, über das Jüngste Gericht und auch die Bilder an den Seitenwänden schweifen, verweilte hier und da, und sog die Bilderflut richtig in mich auf. Noch nie habe ich das Gesamtwerk so intensiv empfunden. Nach abschließendem Rundgang, bei dem wir auch unseren Bekannten vom Mittagessen trafen und mit ihm leise einige Gedanken austauschten, ging es diesmal nicht die schöne Wendeltreppe hinunter, sondern mit dem Aufzug zum Ausgang. Auch wenn ich unseren Begleitern gerne noch einige der großartigen, antiken Skulpturen gezeigt hätte, war dieser Abendbesuch des VM rundum eindrucksvoll und gelungen.

Mein Schwager hatte ganz oben an der Mauer zum Vatikan geparkt. So weit oben war ich noch nie gewesen. Wir fragten uns, wie er mit seiner Behinderung den langen Weg alleine geschafft hat. Doch auch bei mir machte sich nach dem langen, anstrengenden Tag die erschlaffte Rückenmuskulatur mit Kreuzschmerzen bemerkbar. Schließlich waren wir froh, als wir müde ins Bett sinken konnten.

Kurze Erklärung: zu den bekannten Sehenswürdigkeiten gibt es so viele Fotos hier in der Galerie, dass ich weitgehend auf die erneute Ablichtung verzichtet habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöner Bericht :thumbup:

Noch eine Anmerkung zum Meridian in Santa Maria degli Angeli.

Der Erbauer kannte noch keine Sommerzeit, also wandnert der Sonnenstrahl um 13:00 zur Sommerzeit über den Boden.

Gruss Jan
 
Moin - Moin Ludovico!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für Deinen schön illustrierten Tagesbericht

:!::!::!:

Da hast Du "Deinen Neulingen" ja einen tollen Eindruck vermittelt

:thumbup::thumbup::thumbup:



Gruß - Asterixinchen :), die den Innenhof von Santa Maria degli Angeli auch sehr schätzt ...
 
Guten Morgen Ludovico,

vielen herzlichen Dank auch von mir für den schönen Bericht und die - wie stets - phantastischen Fotos.
:thumbup: :thumbup: :thumbup:​

Obwohl erst gestern heimgekommen, packt mich die Romitis schon wieder. :blush:

Nun spürte ich, ich bin wieder da, bin angekommen in Rom.

Dieses Gefühl hatte ich am Freitag - kurz nach der Ankunft - beim Mittagessen. Ich wurde vom Kellner per Handschlag begrüßt, hatte meinen gewohnten Platz, leckeres Esen und den Blick auf das Pantheon. :thumbup: :thumbup:
 
Dieses Gefühl hatte ich am Freitag - kurz nach der Ankunft - beim Mittagessen. Ich wurde vom Kellner per Handschlag begrüßt, hatte meinen gewohnten Platz, leckeres Esen und den Blick auf das Pantheon. :thumbup: :thumbup:

Ja, so kann man Rom lieben lernen. Meine Frau ist immer dann angekommen, wenn sie bei dem ersten Einkauf bei Hugo an der Kasse steht.

LG an Euch alle
Ludovico

Die Fortsetzung ist in Ärbeit und kommt in den nächsten Tagen
 
Samstag, 16. Oktober


Heute morgen musste mein Schwager zu einer Beerdigung zum Friedhof an der Cestius Pyramide fahren. Freundlicherweise bot er uns an mitzunehmen. Nachdem wir das Grab des Großvaters meiner Frau besucht hatten, spazierten wir noch eine Weile über diesen schönen Friedhof. Während die wenigen Grabsteine auf dem alten Teil sehr weit verstreut sind, drängen sich diese im neueren Teil dicht an dicht. Herausragendes Grabmal ist natürlich die in die aurelianische Mauer eingebaute Grabpyramide des Caius Cestius. Viele bekannte Persönlichkeiten sind hier begraben, besonders Engländer und Deutsche (z.B. August Goethe und der Architekt Semper). Mich beeindrucken immer wieder die Grabmale, die oft schön formulierten Inschriften und die reiche Vegetation auf dem Gelände des Friedhofes.


Da der Vormittag noch trocken sein sollte, entschlossen wir uns zu unserem klassischen Spaziergang über den Aventin. Oben angekommen drängten sich schon Besucherscharen, meist mit Fotoapparat bewaffnet, um das Schlüsselloch. Also bogen wir sofort links ab Richtung San Anselmo. Dem Benediktinerkloster, das auch Sitz des reisefreudigen, deutschen Abtprimus Notker Wolf ist, ist eine Hochschule angeschlossen.
Schon kurz nach Betreten der Auffahrt stach uns, und nicht nur uns, diese sehr repräsentative, weiße Karosse ins Auge, ein richtiger Hingucker.


Damit war klar, dass erst mal keine Kirchenbesichtigung möglich war. Kurz hinten an der Kirchentüre zweimal auf den Auslöser der Kamera gedrückt und weiter in den Klosterladen.


Das Angebot an Stärkung für Körper und Geist ist hier enorm. Wir entschlossen uns zum Kauf etwas überteuerter aber leckerer Plätzchen und zu einer CD. Als wir an der Kasse zu verstehen gaben, dass wir bereits im Besitz einiger Bücher von N. Wolf sind, fragte uns der Kassierer, ob wir daran interessiert seien, den Abtprimus einmal persönlich zu erleben. Gestern zurückgekehrt, würde er in einer Stunde eine Gedenkmesse halten. Nach kurzer Beratung beschlossen wir die Stunde für einen Aventinrundgang zu nutzen und dann hierher zurückzukehren.

Am Schlüsselloch war die Schlange etwas kürzer geworden. Auch wir hatten einige Augenblicke Zeit zu gucken und zu fotografieren.


San Alessio hatte ich wohl in grauer Vorzeit einmal besucht. Also bogen wir kurz ab. Beim Öffnen der Tür schallte uns schon eine wohlklingende Altstimme entgegen 8O, die für eine bevorstehende Hochzeit probte. Wir genossen nun die kostenlose Darbietung beim Rundgang und Betrachten dieser Kirche.


Ein paar Schritte weiter ist der Eingang zur eher bekannten Kirche Santa Sabina. Der Haupteingang war gesperrt, da wohl die wunderschön geschnitzte Holztüre renoviert wird. Also betraten wir die Kirche durch den zweiten Eingang. Auch hier scholl uns eine Solostimme entgegen. Eine Sopranistin probte wohl noch einmal für die bevorstehende Hochzeit. Die Kirche war, wie so oft, festlich geschmückt, einige Gäste warteten bereits in und vor der Kirche. Wir betrachteten die Kirche von hinten, bis das Brautpaar eingezogen war. Die Reihenfolge musste noch mit viel Palaver korrigiert werden; Kinder nach vorn.


Jetzt war es höchste Zeit zu gehen. Im anliegenden Orangengarten sahen wir vorne an der Stützmauer und Aussichtsterasse zur Stadt schon das nächste Paar stehen (ohne Foto). Wir genossen den Blick über die Stadt und zeigten unseren Begleitern zur Orientierung das eine und andere markante Bauwerk. Es ist schon fantastisch die Vielfalt an Dächern und Kuppeln zu überblicken.


Inzwischen hatten auch einige Segways geparkt.


Heute schien wirklich ein großer Hochzeitstag zu sein. Beim Rückweg aus dem Park entdeckte ich eine weitere Braut in Weiß beim Fotoshooting.


Zurück in Anselmo wurde gerade der Hochzeitsschmuck weggeräumt und die Kirche für die Gedenkmesse vorbereitet. Wir hatten also noch etwas Zeit uns umzusehen. Die Kirche selbst hatte ich ja erst letztes Jahr ausgiebig fotografiert.



Wir nahmen dezent hinten in der Kirche platz, die Trauergemeinde vorn. Auch wenn ich von den italienischen Texten nicht allzuviel verstand, ist der Ablauf doch bekannt. Eine Schola sang mit klaren Stimmen lateinische Choräle. Gern hätte ich die mir bekannten Antworten mitgesungen, aber aus meinem Mund kam an diesem Tag kein Sington, schade. Auffällig war, dass der Abtprimus allen etwa 40 Anwesenden persönlich den Friedensgruß gab. Als ich diesen in Deutsch sprach, antwortete er nicht nur (selbstverständlich) auf Deutsch, sondern erinnerte sich auch noch bei der Kommunion daran. Ein aufmerksamer Mensch, ein kleiner Mann mit großem Geist.

Nun ging es zügig den Berg hinunter zur Kirche Santa Maria in Cosmedin. Draußen, vor der Bocca della Verita war eine Barriere aufgebaut, an der pro Person 50 Cent kassiert wurden. Ich glaube, die Schlange war etwas kürzer als sonst. Wir ließen das Halbdunkel der Kriche auf uns wirken. Ein Mann forderte uns gegen eine kleine, freiwillige Spende von 1€ auf:), die unter dem Altar liegende Gruft zu besuchen. Nichts Besonderes, aber ich hatte sie früher nie entdeckt.


Vorbei am Forum Boarium mit den zwei alten Tempeln und dem Brunnen ging es Richtung Marcellus Theater. Der Raum bis zum Portico der Ottavia entwickelt sich immer mehr zu einem Mini-Forum-Romanum. Die Pforte selbst wird immer noch restauriert.



Auf dem kurzen Weg durchs Ghetto zur Tiberinsel studierte ich noch die Hauswand eines Restaurants näher.


Während wir über den Tiber hinein nach Trastevere gingen, bewölkte sich der Himmel immer stärker.


Wir beschlossen eine Kleinigkeit zu essen. Die Wahl fiel auf das Carlo Menta, das wir nun bereits zum drittenmal besuchten, und das auch in unserer Restaurantdatenbank als gut und preiswert empfohlen wird. Das Lokal war gut besucht von Touristen und Römern. Frei werdende Tische wurden innerhalb kurzer Zeit wieder besetzt. Mein dreigängiges Touristenmenü war schmackhaft und kostete 10 Euro. Vor dem Lokal parkte ein grüner Oldtimer auf dessen Dach der Hauskater schlief. Das aufgestellte Schild lässt darauf schließen, dass das sein Stammplatz und die Lieblingsstellung sind.


Gut gestärkt machten wir uns auf zu Santa Maria in Trastevere, der ältesten Marienkirche und insgesamt einer der ältesten Kirchen Roms. Schon der Blick vom Platz über den Brunnen auf die mittelalterliche Kirchenfassade, auf der das bekannte Mosaik mit Maria und zehn weiblichen Heiligen zu sehen ist, ist wirklich schön. Im Inneren sind vor allem viel strahlendes Gold und zahlreiche Mosaiken mit Darstellungen aus dem Leben der Maria zu sehen, voran der thronende Christus mit Maria. Die jonischen Säulen gliedern die Kirche klar. In der Vorhalle konnten wir zwar nicht sehen, wie Jesus die Geldwechsler aus der Kirche trieb, dafür aber Polizisten, die die Bettler wegjagten, was bei diesen nur höhnisches Gelächter auslöste.




Da es draußen inzwischen stark regnete, suchten wir noch einige weitere Minuten Schutz in der Kirche. Schließlich öffneten wir die Schirme und zogen Richtung Santa Cecilia. Zwischendurch mussten wir uns zehn Minuten unterstellen, um einen kräftigen Schauer schadlos zu überstehen. Die Gassen von Trastevere hatten jetzt natürlich nicht den Scharm, den sie sonst ausstrahlen. Wir bewunderten in Santa Cecilia vor allem das schöne Deckengemälde, das die Heilige der Kirchenmusik zeigt, als sie von Jesus die Krone aufgesetzt bekommt und von Gott Vater gesegnet wird. Natürlich betrachteten wir auch die weiße Marmorfigur von Stefano Maderna vor dem Altar.



Mit der Straßenbahn Linie 8 fuhren wir auf die andere Tiberseite und gingen dann zur Piazza Navona um hier eine Spätnachmittagsstunde zu verbringen. Ich liebe diese Stunde kurz vor Sonnenuntergang ganz besonders. Am liebsten bleibe ich dann bis zum Einbruch der Dunkelheit. Der Platz wirkt in diesem schwächeren Licht ohne tiefe Schatten ganz besonders farbenfroh. Die Veränderungen des Lichtes sind deutlich wahrnehmbar.


Hier will ich einmal die Hauptdarsteller des Vierströmebrunnens benennen, die vier großen Flüsse der zu Berninis Zeit bekannten Erdteile: Bild 1: Ganges; Bild 2: Nil und Rio de la Plata hinten; Bild 3: Ganges und Donau hinten; Bild 4: Donau



Langsam wurde es Zeit einen Abendimbiss einzunehmen. Wir machten den Fehler nicht über die Via del Governo Vecchio Richtung Tiber zu gehen, sondern zum Pantheon und anschließend zur Spanischen Treppe. Wir fanden nirgends ein ähnliches Preisniveau wie mittags in Trastevere.


Ich erinnerte mich, in einer Hotelkritik zum Carlo Magno gelesen zu haben, dass das Lokal gegenüber dem Hotel gut und preiswert sei. Also suchten wir dieses Lokal auf. Da das Preisniveau sogar noch leicht über dem der Lokale in der Innenstadt lag, gaben wir uns mit einer Kleinigkeit und einem Gläschen Wein zufrieden. Die Qualität des Essens war wirklich gut. Auch heute hatten wir viele Eindrücke gesammelt, die im Schlaf verarbeitet werden wollten.
 
Zuletzt bearbeitet:
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für Deinen wieder sehr schön bebilderten Tagesbericht

:!::!::!:


Die Krypta unter dem Altar in Santa Maria in Cosmedin wird jetzt wohl verstärkt gezeigt -> jedenfalls war auch in im September zum ersten Mal dort unten ...
 
:thumbup::thumbup::thumbup: Besten Dank für die wunderbaren Rom-Spaziergänge! Ich gehe schon seit einigen Tagen - leise - mit :nod:.
Besonders die schönen Fotos verstärken die, doch noch recht frischen, Erinnerungen an meine letzte Rom-Reise.
"Buona serata" wünscht
Pasquetta
 
Asterixinchen und Pasquetta,
herzlichen Dank für Euer reges Interesse und

noch schönen Abend und erholsamen Schlaf wünscht
Ludovico
 

Auch von mir vielen Dank für die Fortsetzung.
Das Händeschütteln mit Notger Wolf war sicherlich ein erhebender Moment mit Gänsehautcharakter. :thumbup:​
 
Gänsehaut nicht gerade. Wenn man einige Bücher von jemandem gelesen hat, ist es schon ein Erlebnis diesem Menschen auch mal in die Augen sehen zu können. Besonders seine Kurzgeschichten lese ich gerne vor dem Schlafengehen.

LG Ludovico
 
Zurück
Oben