Rom im Netz: Das antike Romdies lunae Nonis Octobribus MMDCCLXXVII ab urbe condita Mondtag, Nonen des Oktober, 2777. Jahr nach Gründung der Stadt Carcer Tullianus (Tullianum) - das Gefängnis des PetrusQuelle: Plattner 1904
Unter der kleinen Kirche San Giuseppe dei Falegnami - außerhalb der Ausgrabungsstätte und deshalb nicht als Teil eines Rundgangs über das Forum zu besuchen - kann man gegen eine kleine Spende in ein düsteres, zur Kapelle umgestaltetes Loch hinuntersteigen. Die Herkunft des Names "Mamertinum" oder "mamertinischer Kerker" ist im Übrigen nicht geklärt, er stammt vermutlich aus dem Mittelalter, hat jedenfalls keinen antiken Bezugspunkt. Das Tullianum war das Staatsgefängnis des antiken Rom. Die Fassade stammt aus der frühen Kaiserzeit. Durch eine Tür, die wohl neueren Datums ist, gelangt man in einen ersten Raum, den man ursprünglich durch die zugemauerte Pforte in der rechten Wand betrat. Hinter dieser Tür befanden sich die anderen Räume des Gefängnisses, die Latumiae (Steinbruch) genannt wurden, weil sie aus dem Tuffstein herausgehauen waren. Im Fußboden erkennt man ein rundes Loch, in der Antike der einzige Zugang zu dem darunter liegenden, ebenfalls runden Kerker war, den man heute über eine Treppe erreicht. In diesem Verließ landeten die Staatsgefangenen nachdem sie in den Triumphzügen ihrer Besieger hatten mitmarschieren müssen. Hier warteten Sie auf den öffentichen Henker, der sie schließlich erdrosselte. So prominente und große historische Figuren wie der Gallier Vercingetorix, der den Aufstand gegen Caesar gewagt hatte, oder der Numiderkönig Jugurtha starben hier. Letzterer verschwand mit den Worten in der dunklen Öffnung: "Wie kalt doch eure Bäder sind, Römer!". Aber auch römische Bürger teilten dieses Schicksal. Sallust beschreibt die Hinrichtung der Anhänger Catilinas, die von Cicero des Hochverrats überführt worden waren: Im Gefängnis gibt es einen Raum, der Tullianum genannt wird, wenn man ein wenig zur Linken emporsteigt, ungefähr zwölf Fuß unter der Erde. Er ist ringsum von dicken Mauern umgeben und von einem Gewölbe bedeckt, das von Steinbögen gehalten ist. Durch Verwahrlosung, Finsternis und Geruch aber ist sein Aussehen scheußlich und grässlich. Nachdem Lentulus in diesen Raum hinuntergelassen worden war, brachen ihm die Henker wie befohlen mit dem Strang das Genick. So fand jener Patrizier aus dem berühmten Geschlecht der Cornelier, der in Rom die Stellung des Consuls innegehabt hatte, das Ende, das seinem Charakter und seiner Taten würdig war. An Cethegus, Statilius, Gabinius, Caeparius wurde auf gleiche Weise die Todesstrafe vollstreckt. (Sallust Cat. 55) Der heute wohl bekannteste Gefangene war aber zweifellos der Heilige Petrus: Seinem Andenken ist die Kapelle San Pietro in Carcare gewidmet, in die der Kerker umfunktioniert wurde. Während seines zweiten Aufenthalts in Rom wurde er - so die Legende - während der neronischen Christenverfolgung im Gefolge des großen Brandes verhaftet und ins Tullianum verbracht. Neben dem Altar kann man eine marmorne Säule sehen, an die der Apostel angekettet worden sein soll, die Ketten werden in San Pietro in Vincoli bewahrt. Die sog. Passio Lini (die Passionsgeschichte Petri, angeblich aus der Feder sdes Hl. Linus, seines Nachfolgers in Rom, wohl aber aus dem 4. Jahrhundert), berichtet, Petrus habe seine beiden Wächter Processus und Martinianus bekehrt. Weil es ihm an Wasser zur Taufe mangelte, habe er aus dem steinernen Boden eine Quelle entspringen lassen. Feucht ist das Kerkerloch noch heute, allerdings dürfte es das auch ohne zutun des Petrus schon immer gewesen sein - allzudeutlich ist hier das Bestreben des Vitenschreibers, Parallelen zu Mose zu ziehen. Empfehlung:
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Nach ihrer Bekehrung verhalfen die Wächter - so die Passio Procesi et Martiniani - dem Petrus zur Flucht. Dieser Legende verdanken wir eine kleine Kirche und ein Stück Weltliteratur und Filmgeschichte: Als Petrus die Stadt verlassen und schon gut eine Meile auf der Via Appia zurückgelegt hatte, erschien ihm Jesus. Petrus fragte: "Domine, quo vadis?" (Herr, wohin gehst Du?), und Christus antwortete: "Venio iterum crucifigi" (Ich gehe, um erneut gekreuzigt zu werden). Petrus war erschüttert, kehrte um und wurde im Circus des Nero kopfüber gekreuzigt. An der Stelle, an der die Begegnug stattgefunden haben soll, steht heute an der Via Appia die kleine Kirche "Quo Vadis", Henryk Sienkiewicz schrieb 1896 den gleichnamigen Roman und erhielt den Literaturnobelpreis, und der Film aus dem Jahr 1951 machte Peter Ustinov (in der Rolle des Nero) zum Weltstar.
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