Petersdom: Schriftzeichen an einer der Türen

rikmanfredson

Aedilis
Stammrömer
Sind euch diese Schriftzeichen an der Tür schon aufgefallen?


Ich kann die Buchstaben nicht einmal zuordnen, geschweige denn entziffern, was das heißt. Manche Zeichen schauen arabisch aus, andere nicht. Aber warum wären dann arabische Zeichen an einer der Eingangstüren des Petersdom?

Bin über Hinweise dankbar!

LG

Rik
 
.....
Ich kann die Buchstaben nicht einmal zuordnen, geschweige denn entziffern, was das heißt. Manche Zeichen schauen arabisch aus, andere nicht. Aber warum wären dann arabische Zeichen an einer der Eingangstüren des Petersdom?

Bin über Hinweise dankbar!

LG

Rik
Vielleicht hilft dieser Hinweis weiter?

Wikipedia schrieb:
Nach kirchlicher Überlieferung war Petrus vor Rom auch Gründerbischof der Christengemeinde von Antiochia. Die Kathedra, die er dort innegehabt haben soll, wird heute in San Pietro di Castello, der ehemaligen Patriarchalkirche von Venedig, gezeigt. Sie soll ein Geschenk des Kaisers Michael III. an das damals noch unter byzantinischer Oberhoheit stehende Venedig gewesen sein und stärkte dieses in seinem Selbstbewusstsein gegenüber den Päpsten und in seinem Anspruch auf das Patriarchat von Aquileja. Deutlich sichtbare arabische Schriftzeichen weisen diesen Thronsitz allerdings als zwar orientalisch, aber keinesfalls urchristlich aus.
 
Bei den Schriftzeichen rund um die Tafel mit Paulus handelt es sich tatsächlich um arabische Schriftzeichen. In diesem PDF-Dokument habe ich dazu S. 3 folgende Aussage von Herbert Rosendorfer gefunden:

„Ich setze Leute in Erstaunen, die ich in Rom herumführe, um ihnen meine verborgenen Schätze zu zeigen, wenn ich in die Peterskirche eine Taschenlampe mitnehme. Man braucht sie nicht, um die Porta Mediana anzuschauen, die mittlere Bronzetür, das Meisterwerk des Filarete, eines Bildhauers aus Florenz, das er um 1440 schuf. Jesus und Maria, Petrus und Paulus sind dargestellt, Szenen des Martyriums der Apostelfürsten und – bemerkenswert – eine sehr frühe Darstellung zeitgenössischer Ereignisse, nämlich Episoden aus dem Pontifikat Eugens IV., des Auftraggebers. Höchst kurios sind die zum Teil deftigen Grotesken in der Umrandung, heidnische Figürchen von unbekümmerter Unheiligkeit. Seltsam auch die arabische Umschrift um die Bildnisse. Warum Filarete die Schrift des Todfeindes der Christenheit hier an heiliger Stelle verwendet hat, konnte mir noch niemand erklären.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo rik,

der Bildausschnitt zeigt Paulus (mit einer antike Amphore mit Lilien, was als Attribut für ihn eher unüblich ist) mit dem Schriftzug:

Ut Graeci Armeni Aethiopes hic aspice et ipsa Romanam amplexa est gens Jacoina fidem.
Die Beschreibung bezieht sich auf die Vereinigung der äthiopischen Jacobiten mit der römischen Kirche im Jahre 1441.

Schau mal hier: Beschreibung der Stadt Rom ca. S. 172 ff.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo rik,

der Bildausschnitt zeigt Paulus (mit einer antike Amphore mit Lilien, was als Attribut für ihn eher unüblich ist) mit dem Schriftzug:

Ut Graeci Armeni Aethiopes hic aspice et ipsa Romanam amplexa est gens Jacoina fidem.
Die Beschreibung bezieht sich auf die Vereinigung der äthiopischen Jacobiten mit der römischen Kirche im Jahre 1441.

Schau mal hier: Beschreibung der Stadt Rom ca. S. 172 ff.

Danke für den Link mit der ausführlichen Beschreibung der Reliefs der Tür. Die lateinischen Sätze kann ich durchaus entziffern und übersetzen :lol: Die arabischen weniger! :x Schade, dass darüber nichts steht.

---------- Beitrag ergänzt um 21:47 ---------- Vorangegangener Beitrag um 21:45 ----------

Bei den Schriftzeichen rund um die Tafel mit Paulus handelt es sich tatsächlich um arabische Schriftzeichen. In diesem PDF-Dokument habe ich dazu S. 3 folgende Aussage von Herbert Rosendorfer gefunden:

„Ich setze Leute in Erstaunen, die ich in Rom herumführe, um ihnen meine verborgenen Schätze zu zeigen, wenn ich in die Peterskirche eine Taschenlampe mitnehme. Man braucht sie nicht, um die Porta Mediana anzuschauen, die mittlere Bronzetür, das Meisterwerk des Filarete, eines Bildhauers aus Florenz, das er um 1440 schuf. Jesus und Maria, Petrus und Paulus sind dargestellt, Szenen des Martyriums der Apostelfürsten und – bemerkenswert – eine sehr frühe Darstellung zeitgenössischer Ereignisse, nämlich Episoden aus dem Pontifikat Eugens IV., des Auftraggebers. Höchst kurios sind die zum Teil deftigen Grotesken in der Umrandung, heidnische Figürchen von unbekümmerter Unheiligkeit. Seltsam auch die arabische Umschrift um die Bildnisse. Warum Filarete die Schrift des Todfeindes der Christenheit hier an heiliger Stelle verwendet hat, konnte mir noch niemand erklären.

Auch Dir Dank für diesen Link. Auch wenn der Herr Rosendorfer das arabische Rätsel nicht löst, so ist der Hinweis auf die kleine Szene auf der anderen Seite doch zu notieren! :lol:

---------- Beitrag ergänzt um 21:52 ---------- Vorangegangener Beitrag um 21:47 ----------

Vielleicht hilft dieser Hinweis weiter?

Wikipedia schrieb:
Nach kirchlicher Überlieferung war Petrus vor Rom auch Gründerbischof der Christengemeinde von Antiochia. Die Kathedra, die er dort innegehabt haben soll, wird heute in San Pietro di Castello, der ehemaligen Patriarchalkirche von Venedig, gezeigt. Sie soll ein Geschenk des Kaisers Michael III. an das damals noch unter byzantinischer Oberhoheit stehende Venedig gewesen sein und stärkte dieses in seinem Selbstbewusstsein gegenüber den Päpsten und in seinem Anspruch auf das Patriarchat von Aquileja. Deutlich sichtbare arabische Schriftzeichen weisen diesen Thronsitz allerdings als zwar orientalisch, aber keinesfalls urchristlich aus.

Danke fürs Raussuchen! Du meinst, diese arabischen Schriftzeichen haben die gleiche Aussage wie diese an dem genannten Thron? Ein Verweis auf das Bischofsamt von Antiochia?

---------- Beitrag ergänzt um 21:55 ---------- Vorangegangener Beitrag um 21:52 ----------

Vielleicht hilft Dir dieser Link schon mal weiter:


Finde ich auch interessant, auch wenn es meine Frage noch nicht hinreichend beantwortet. Danke jedenfalls für den Tipp!
 
Ich habe noch dieses englische Buch gefunden. Darin wird gesagt, dass es durchaus modern war, pseudo-arabische Schriftzeichen als Ornamente/Verzierungen zu verwenden. Also muss das nicht unbedingt etwas bedeuten oder eine wirkliche Inschrift sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Pseudo-arabisch erscheinen sie mir tatsächlich .:lol: Ich lerne ja eigentlich Arabisch, kann aber die meisten dieser Buchstaben nicht erkennen. :blush: Nun gut, dies könnte auch daran liegen, dass meine Kenntnisse noch zu gering sind, Handschriften stets verschieden sind und gerade Kalligraphie für Laien gar nicht zu entziffern ist.

Ich habe das Bild nun meiner Arabisch-Lehrerin geschickt. Vielleicht kann sie mir morgen sagen, ob es echt oder pseudo ist. :~
 
Ich habe noch dieses englische Buch gefunden. Darin wird gesagt, dass es durchaus modern war pseudo-arabische Schriftzeichen als Ornamente/Verzeirungen zu verwenden. Also muss das nicht unbedingt etwas bedeuten oder einen wirkliche Inschrift sein.

Dafür spricht auch die hier Seite 3 getroffenen Aussage:

Die Bildfelder werden von Schmuckbändern gerahmt. Hier finden sich florale Ornamente, die an antike Dekorationen erinnern, bevölkert von kleinen Figuren, die Szenen aus Ovids ›Metamorphosen‹, aus den Fabeln Äsops sowie aus der griechischen und römischen Mythologie darstellen, erstaunlich unbekümmert heidnisch für den Schmuck des Hauptportals der ersten Kirche der Christenheit.
 
Naja, wer nun Clara Wehres und Franziska Meier sind und wie vertrauenswürdig ihre Aussage ist, weiß ich ja nicht. Den Tippfehlern nach zu schließen, ist es wohl keine wissenschaftliche Publikation.

Aber im Ernst: Eine wirklich wissenschaftliche Untersuchung darüber wäre doch interessant!
 
Danke für den Link mit der ausführlichen Beschreibung der Reliefs der Tür. Die lateinischen Sätze kann ich durchaus entziffern und übersetzen :lol: Die arabischen weniger! :x Schade, dass darüber nichts steht.

Sorry - da habe ich etwas falsch verstanden :). Ich hatte mein Augenmerk auf die untere Einfassung (mit der "lesbaren" Schrift) gerichtet.
Auch ich finde keine Übersetzung der arabischen Schriftzeichen. Wohl aber den Hinweis
Auch an gewissen stilistischen Eigenheiten der Tür fällt uns das entschiedene Gepräge einer Übergangszeit, d. h. ein Mangel an Konsequenz in den Formen, auf. Bei dreien der Hauptfelder bildet ein straff gespannter Teppich, der an einigen Haltern in Form von Engelsköpfchen, nebst einer angehängten Girlande, befestigt ist, den Hintergrund für die dargestellte Figur; seine Ränder sind mit Fransen und arabischen Schriftzeichen auf das Sorgfältigste ausgearbeitet; und in seinem Spiegel ist der Anschluss an eine textile Vorlage bis zur Einfügung des in arabischen Dekorationen so häufig erscheinenden Devisenschildes (das hier freilich statt der schrägen Inschrift den Balken des Condulmerschen Wappens zeigt) durchgeführt.
(aus: "Über das Leben und die Werke des Antonio Averlino, genannt Filarete" von Dr. Wolfgang von Oettingen)

Ich bin gespannt, ob die Vermutung, dass es "pseudo-arabische" Schriftzeichen sind, richtig ist.
 
Ich bin gespannt, ob die Vermutung, dass es "pseudo-arabische" Schriftzeichen sind, richtig ist.

Vergleiche dazu Alexander Nagel "Twenty-five notes on pseudoscript in Italian art" Seite 3. Abbildungen Seite 5.

https://www.nyu.edu/gsas/dept/fineart/people/faculty/nagel_PDFs/Nagel_final.pdf

In the early fifteenth century, pseudoscript in Italian art gathered new force, in part due to intensified commercial contact with Mamluk Egypt. Gentile da Fabriano introduced Arabic letterforms in various works much like those found on Mamluk objects. Like Gentile, Masaccio used very Arabic-looking letterforms in his haloes, both in the early work at San Giovenale and in the more mature Pisa altarpiece now in London. Rosamond Mack made the ingenious proposal that such inscribed haloes may have taken their inspiration from Mamluk brass plates, where we occasionally see a similar disposition of script around the circumference of the form, interrupted at regular intervals by ornamental rosettes or roundels, just as they are in the haloes.
Mamluk brassware also seems to have played a role in Filarete’s bronze doors for St. Peter’s of the 1440s. There we see haloes with arabizing script behind the heads of St. Peter, St. Paul, and Christ, conforming rather closely to the script seen on Mamluk vessels of the sort imported into Italy in substantial numbers at that time, several of which still exist in Italian collections. Along the edge of the cloths of honor notionally hung behind the figures of Peter and Paul run extremely long pseudo-inscriptions that bear all the marks of Arabic calligraphy of the sort seen on Mamluk objects: serifs, strike-throughs, and continuous text written in two registers within the same epigraphic band (figs. 3–4). The many pilgrims that passed through this doorway from the jubilee of 1450 onward were thus ceremonially addressed in an indecipherable language of clearly Eastern derivation. Efforts have been made to read Arabic and Persian words and figures here, without convincing results.
Link zum verlinkten PDF-Dokument von dieser Seite: http://www.nyu.edu/gsas/dept/fineart/people/faculty/nagel.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben