Ikonoklasmus: Nicht nur Islam
von Paul Badde
von Paul Badde
Die älteste dieser geretteten Ikonen, die noch nie in einem säkularen Rahmen zu sehen war, ist nun unter anderen kostbaren Bildern in einer spektakulären Ausstellung im Palazzo Venezia zu besichtigen. Es ist die so genannte Lukas-Ikone – oder "Advocata" – die sich seit dem Jahr 1221 im Kloster der ersten Dominikanerinnen befindet.
(...) Es gibt eine ganze Reihe vornehmer byzantinischer Ikonen in Rom, von der majestätischen Madonna der linken Seitenkapelle von Santa Maria in Trastevere bis zu der Madonna in der Sakristei des Pantheon, oder der "Madonna del Sorbo" aus Campagnano, die auch hier präsentiert werden.
(...) Nirgendwo lässt sich nun jedenfalls besser sehen, dass die "Advocata" das Original ist und alle ähnlichen Bilder mit dem gleichen Motiv spätere Kopien. Von den "Anwältinnen" Roms und des Latiums wurden in dieser Ausstellung noch vier weitere hoch verehrte Tafeln aus dem Mittelalter versammelt, vom Ara Coeli (aus dem 11. Jahrhundert), aus San Alessio (die so genannte "Edessa Madonna", aus dem 13. Jahrhundert), aus Santa Maria della Concezione am Campo Marzio (die "Aghiosorritissa", 13. Jahrhundert) und aus Santa Maria Maggiore in Tivoli (die "Madonna delle Grazie" (13. Jahrhundert).
(...) Das Verdienst dieser Ausstellung "Wundertätiger Bilder" (Tavole Miracolose) ist jedenfalls außergewöhnlich, auch wenn sie einige Missverständnisse gleich mit präsentiert, wie ein unnötig abgedimmtes numinoses Dämmerzwielicht obwohl die Ikonen in ihren Heimatkirchen, aus denen sie im Zuge dieser kurzfristigen Musealisierung entliehen wurden, meist in strahlendem Licht dargeboten werden.
(...) Weil sich alle Besitzer dieser Tafeln so schwer von ihnen trennen konnten, dauert die Ausstellung nur wenige Wochen. Danach kann die "Advocata" zum Beispiel wieder nur morgens um halb sieben zur Frühmesse im Monastero di S. Maria del Rosario (Via Cadlolo Alberto 51) besucht und besichtigt werden, doch hinter den Gittern der Klausur. Im Zusammenspiel vieler ihrer Nachfolgerinnen wird sie vielleicht nie wieder zu sehen sein. Allein dies macht es lohnenswert, in diesen Tagen ein Ticket nach Rom zu buchen.