Rom in einem Tag (aus der Sicht eines Kreuzfahrers)

lazyharry

Civis Romanus
Rom an einem Tag ? Stimmt, das klingt etwa so wie "Europa in 7 Tagen" für Asiaten (incl. an-/Abreise). Aber wer auf Kreuzfahrt geht hat meist noch weniger Zeit als wir es hatten.

Die erste Hürde ist schon mal die Transferzeit von Civitavecchia nach Rom. Selbst wenn der Pott um 08:00 Uhr (ggfs. auchr früher) anlegt, das Schiff muß erst freigegeben werden, bevor man vor Bord geht. Und dann muß man von Liegeplatz zur Stazione Civitavecchia. Gut hier fahren im Hafen kostenlose Shuttlebusse, aber die fahren keineswegs - wie man annehmen könnte - zum Bahnhof. Nein, sie fahren zum zentralen Largo delle Pace und halten nicht mal am Portausgang (deutlich näher zum Bahnhof). Vom Largo della Pace hat man dann einen ca.20 minütigen Fuß marsch vor sich, es sei denn man erwischt gerade einen der auch nur alle 20 Minuten fahrenden lokalen Busse (Kosten 2017: 2,- Euro). Dann braucht man eine Fahrkarte (ggfs. Wartezeit am Schalter), hinzu kommt die Fahrzeit nach Rom, und natürlich das ganze wieder zurück. Also was bleibt dann noch für Rom übrig, wenn das Schiff z.B. um 18:00, günstigstenfalls um 19:00 Uhr wieder ablegt. Soviel zum allgemeinen Verständnis. Doch nun zu unserem Romtag:

Wir gehen pünktlich um 08:00 Uhr von Bord, der Shuttlebus steht bereit, auf Grund einer Fehlinfo machen wir uns aber zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof, das sind dann schon mal so 3,3 km (mann, wir brauchen unsere Füße doch noch in Rom). Und unterwegs überholt uns dann auch noch der halbvolle Shuttlebus (Grrrrr..:frown:)
An der Stazione Civitavecchia gibt es links vom Bahnhofsportal eine Touristinfo mit großem, nicht zu übersehenden Hinweisschild aufs BIRG-Ticket. Ruckzuck hatten wir unser Ticket, der Zug steht auch schon, und pünktlich um 08:59 setzt sich der Reg 12233 in Bewegung.
Aussteigen in San Pietro (es nieselt leicht), rein in die Buslinie 64, 3 Stationen, kurz durch die Unterführung und schon stehen wir um ca. 10:30 Uhr auf dem Petersplatz in der Warteschlange vor der Security. Umschwirrt von Verkäufern mit "Plastico" und "Ombrello", wollen wir erst mal abwarten, wie es vorangeht. Es fallen immer wieder mal ein paar Regentropfen, ist wohl nur eine "inkontinente" Wolke (nicht die letzte am heutigen Tag), und nach ungefähr 35 Minuten haben wir die Sicherheitskontrolle hinter uns. Anmerkung: kleinen Rucksack mit Wasserflasche müssen wir nicht abgeben.
Als der Regen stärker wird, stehen wir trocken unter dem Dach vor dem Ticketschalter zur Kuppel. Wegen einer wohl medizinischen Versorgung vor uns dauert es dann noch mal ca. 25 Minuten, aber dann geht's recht zügig. (Hinweis: Ticket 8,- €, zu Fuß 6,-€, nur bar, keine EC-/Credit- oder sonstige Karten). Und dann beginnt der Aufstieg von der Dachterrasse aus in die Kuppel des Doms. Ich muß zugeben, obwohl ich keine Platzangst habe, nach ca. der Hälfte schlottern mir die Knie und meine Lunge pfeift auf dem letzten Loch. Na, mit meinen 72 Jahren fehlt mir wohl doch ein bißchen die Kondition, muß ich echt mal wieder dran arbeiten. Zurück geht es sowieso nicht mehr, also nach einem kurzen "warum tue ich mir das eigentlich an"-Gedanken heißt es "Zähne zusammenbeißen und durch !"
Oben angekommen, läßt mich der Anblick aber alle Mühen fast vergessen (na ja, die Knie schlottern noch ein bißchen). Nun heißt es erst mal Eindrücke einsaugen und wenn dann bei dem Gedränge mal Platz ist, ein paar Fotos schießen.

Runter geht's dann doch viel leichter. Wir schauen uns noch ein bisschen auf der Dachterrasse um (leider z.Zt. teilweise durch Baustellengitter nicht zugänglich) Dann geht es runter direkt in den Petersdom, und auch hier ist nach der Ostermesse noch nicht alles aufgeräumt. Der Petersdom ist jedenfalls die erste Kirche, in der ich eine Gabelstapler fahren sehe (mit Stapeln von Stühlen). Dann ist auch die letzte Barriere beiseite geräumt und wir können bis in die Mitte zum berühmten Baldachin von Bernini.
Fast der gesamte Petersplatz ist noch mit Stuhlreihen belegt, sodaß wir einige markanten Punkte für besondere Fotoperspektiven nicht erreichen, daher bummeln wir langsam Richtung Castel Sant’Angelo (Engelsburg) , und überqueren hier über die Ponte Sant’Angeloden Tiber.

Damit der Reisebericht besser lesbar ist, möchte ich hier unterbrechen, und den rest in einem 2. Teil nachschieben (Bilder folgen)


 
Vielen Dank für diese aktuellen Informationen. :nod: :thumbup:

Habe gleich mal den nur den Transfer betreffenden Teil in einem neuen "Unterwegs"-Thread festgehalten zur weiteren Verwendung wie auch zur weiteren Diskussion: Transfer Civitavecchia.
 
Die ersten Eindrücke aus "Rom an einem Tag" habe ich gerne gelesen :nod: und bin gespannt, womit Rom Euch in diesen Stunden noch verwöhnt hat. Besten Dank, dass Du uns an Eurem Tagesausflug teilhaben lässt, umso mehr, als der Bericht wahrscheinlich auch einmal bei der Beratung (falls gewünscht) anderer Kreuzfahrer hilfreich sein wird.
 
Vielen Dank für deine ersten Eindrücke, ich finde den Bericht auch gerade im Hinblick auf die Transferzeiten ganz interessant.

Jedenfalls zeigt dein Bericht, dass Kreuzfahrer mit einer Transferzeit zwischen 2 und 2,5 Stunden rechnen müssen, wenn sie den Ausflug selbst organisieren. Ohne vorgreifen zu wollen, denke ich, dass man für den Rückweg ähnlich viel Zeit einplanen muss.

Weißt du zufällig wie lange eine Busfahrt bei einer geführten Tour gedauert hätte?
 
Rom in einem Tag (aus der Sicht eines Kreuzfahrers) - Teil 2

So, hier geht's nun weiter mit dem Reisebericht. (sorry, sollte gleich im Anschluß an Teil 1 auftauchen, daher der Platzhalter (geht aber in diesem Forum leider nicht).
Unser nächstes Ziel ist die Piazza Navona mit der Fontana dei Quattro Fiumi (dem Vierströmebrunnen) in der Mitte, sowie der Fontana del Moro im Süden und dem Neptunbrunnen im Norden. Auch hier stellen wir wieder fest, Rom ist an diesem Dienstag nach Ostern völlig überlaufen, besonders von vielen kirchlichen Jugendgruppen.

Es ist ja bereits früher Nachmittag, daher bleibt nicht so sehr viel Zeit für die restlichen Besichtigungspunkte, und stärken müssen wir uns langsam auch mal. Also gehen wir noch ein paar hundert Meter bis zum Pantheon, und an der Piazza della Rotonda machen wir dann unsere Erholungspause für die qualmenden Füße und den knurrenden Magen. Sicher kann man an weniger "touristischen" Orten besser und preiswerter essen, aber es war trotzdem lecker, und erstaunlicher Weise gar nicht so teuer.

Obwohl das Pantheon eines der bedeutendsten Bauwerke der Antike ist, kann es uns trotz der gewaltigen Betonkuppel (größer als die des Petersdomes) nicht so recht begeistern. Das liegt aber wohl auch ein bisschen an den Menschenmassen, die hier durchgeschoben werden.
Dementsprechend sind auch unsere beiden nächsten Ziele die Fontana di Trevi und die Scalinata di Trinità dei Monti, von Schaulustigen nur so überflutet. Ist uns einfach zu trubelig, und das Wetter scheint auch wieder schlechter zu werden, also an der Station Spagna rein in die Metro bis Termini, umsteigen in die Metro Richtung Laurentina. Nach 2 Stationen haben wir dann die Station Colosseo erreicht, wo wir uns noch – von kurzen Regenschauern unterbrochen – den Konstantinsbogen und das Colosseum ansehen.
Letzteres zwar nur von außen, aber wir waren schon in der Arena von Pula, sowie in den Amphitheatern von Aspendos, Side u. Hierapolis. Was gibt es im Colosseo bei der Innenbesichtigung Besonderes zu sehen? Vielleicht täuschen wir uns ja auch. Na egal, diesmal hätte die Zeit sowieso nicht gereicht.

Jetzt sind wir aber wirklich platt und nach einem kurzen „Erfrischungsstopp“ fahren wir 2 Metrostationen weiter bis Piramide um dort an der Stazione Ostiense wieder unsere Regiobahn Richtung Civitavecchia zu erreichen (Tipp hier aus dem Forum! :thumbup:).

An der Stazione Civitavecchia steht zwar ein Bus Richtung Largo della Pace (von dort Shuttlebus), aber Tickets gibt’s nur im Bahnhof, und der Bus fährt in 2 Minuten ab. Ist uns aber alles zu hektisch, daher nehmen wir zusammen mit einem anderen Ehepaar (incl. Kind) ein Taxi direkt zum Schiff (5,-€/Person, Kind umsonst). Und der Taxifahrer gibt wirklich Stoff, denn er sieht auch die dunkle schwarze Wand über dem Hafen heranziehen, und möchte uns wohl noch trocken abliefern. Und keine Minute zu früh. Kaum haben wir das Schiffe betreten reißt eine Windbö hinter uns die Gangway, den Pavillon und was sonst noch so am Pier steht, weg. Puuuh, Schwein gehabt.

Und genau zu diesem Zeitpunkt glaubt der Kapitän (und/oder Lotse) die MSC Magnifica noch ohne Schlepperhilfe aus dem Hafen steuern zu können. Was zur Folge hat, dass sie nur um wenige Meter an unserem Schiff (AIDAaura ) vorbeischrammt, und direkt dahinter in die Kaimauer knallt. Huii, noch mal "Schwein gehabt"

Wir sind froh, dass wir über Nacht hier in Civitavecchia liegen bleiben. Fazit: wunde Füße, viel zu viele Menschen in Rom, viel gesehen, aber es bleibt auch noch vieles übrig (besser mit etwas mehr Zeit) Da bleibt halt nur eins: Wiederkommen! Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.

So ich hoffe mein Reisebericht hat Euch gefallen. Die Bilder findet ihr hier Galerie
 
Was gibt es im Colosseo bei der Innenbesichtigung Besonderes zu sehen? Vielleicht täuschen wir uns ja auch.
Also m.E. täuscht ihr euch da nicht; bin auch eurer Ansicht.

Okay, man kann gegen kräftigen Aufpreis (nämlich für eine obligatorisch im Voraus zu buchende Führung) drinnen den dritten Rang und das Untergeschoss besichtigen, das sei auch hier nicht verschwiegen. Und wem's gefällt ... nun gut.
Aber Gauki kann auch darauf ganz ohne Bedauern verzichten. :D
 
Zurück
Oben