Florenz: Mode aus dem 14. Jahrhundert

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Ausstellung über Mode und Textilien im 14. Jahrhundert

In einem Triptychon von Angelo Puccinelli ist der Erzengel Michael nicht nur wegen seiner Größe und zentralen Position die Hauptfigur: Vor allem der malvenfarbene Seidenumhang mit den goldenen Fenghuang-Motiven zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Wie Auslegware ist der Stoff vor den Unterleib drapiert, als wäre Michael ein Tuchhändler. Eigentlich liegt die Seide auf dem Schoß und fällt die Beine herab. Doch im Gegensatz zu seinem perspektivisch fluchtenden Thron überwiegt hier der Eindruck der bildparallelen Anordnung – nicht der naturnahen Falten, sondern des Ornaments wegen, das wie ein starres Gitter darüber zu liegen scheint.
Dieses Merkmal eint die meisten Textildarstellungen des Florentiner Trecento: Die Draperie wird zwar plastisch modelliert, doch ihre Muster werden planimetrisch durchgezogen, als gäbe es keine Räumlichkeit – obwohl die Maler durchaus in der Lage waren, sie „korrekt“ wiederzugeben. Von dieser frappierenden Eigenart habe die Ausstellung ihren Ausgang genommen, sagt Cecilie Hollberg, seit zwei Jahren Direktorin der Galleria dell’Accademia.
Sie hat „Tessuto e ricchezza“ konzipiert, eine der erstaunlichsten und stimmigsten italienischen Ausstellungen der letzten Jahre. Schriftliche Dokumente werden über präzise zugeordnete Bilder zum Sprechen gebracht. Das älteste Exemplar des um 1400 verfassten Malereitraktats von Cennino Cennini ist auf der Seite aufgeschlagen, wo er die Wiedergabe von Seide behandelt – die Gemälde lehren, dass Cenninis Rezepte eine lange eingeübte Praxis waren.
Von Damian Dombrowski
 
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