Spaziergänge im römischen Grün

Simone-Clio

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Spaziergänge im römischen Grün


Am Ostermontag, dem 6. April 2015, vor genau einem Monat, bin ich nach Rom geflogen, höchste Zeit also, mit einem relativ kurzen Bildbericht über knapp vier herrliche Tage zu beginnen.

Ostern regnete es noch in Rom und in heimischen Gefilden wollte das ewige Grau nie für mehrere Tage hintereinander weichen. Die Natur lag in ihrer Entwicklung auffallend zurück, aber in der Presse hiess es, dass nach Ostermontag der Turbo-Frühling Einzug halten würde.

Hoffnungsvoll flog ich gegen 18 Uhr dem römischen Frühling entgegen und wurde nicht enttäuscht. Kurz vor mir war Gaukler eingetroffen und hatte sich bereits häuslich in unserer römischen Villa, der Villa Maria, im schönen Monteverde vecchio am Gianicolo eingerichtet. Monteverde, früher manchmal auch Monte d’oro, heisst das Viertel nach dem grün-golden schimmernden Tuff aus seinen Steinbrüchen und wundervolles Grün umfängt einen rings um unser Quartier eigentlich jahrein, jahraus.

Grün ist die Romfarbe der Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich), wie u.a. folgendes Zitat aus unserem Reisebericht Römischer Sommer beweist:

Grün ... frisches, sattes Grün ... so weit das Auge sieht!


Nein, wir sind natürlich nicht in „My fair lady“ :D - sondern in der ewigen Stadt: auf deren achtem Hügel, dem Gianicolo. Nicht zählend zu Roms sieben klassischen Hügeln; dafür aber gerade im römischen Sommer umso lebens- und liebenswürdiger. Grün und schattenspendend einerseits unmittelbar gegenüber von Gäste-, Mutter- und Krankenhaus der Salvatorianerinnen die Villa Sciarra; und anderseits hinter der Villa Maria Terrasse und Parkgelände, mit ausreichend bequemen Sitzgelegenheiten und frei zugänglich für alle Hausgäste. Wie viele höchst angenehme Morgen- und Abendstunden, letztere oft bis weit in die Nacht hinein, haben wir dort zugebracht! Römisches Licht ... römische Luft ... einfach zauberhaft.

Der April sorgte zudem für violett blühende alberi di Giuda (Judasbäume), üppige, zart-blau rankende Glyzinien und blitzblauen Himmel mit wenigen, dekorativen weissen Wolken. Launisch zeigte er sich in jenen Tagen nicht, was unserer römischen Laune sehr zugute kam!

Grosse Pläne hatten wir im Vorfeld der Reise nicht gemacht, stellten aber beim ersten gemeinsamen Abendessen sehr schnell fest, dass wir übereinstimmend vor allem das Bedürfnis nach Spaziergängen im römischen Grün hatten. Als erstes Ziel erkoren wir für den nächsten Tag die Via Appia aus.

Hier entsteht ein mitwachsendes Inhaltsverzeichnis:
Quintilier-Villa und Santa Maria Nova
Gauklers Parallel-Bild-Berichterstattung
San Saba
Fontana delle Anfore (Piazza Testaccio)
Gärten der Villa Medici
Garten der Donna Olimpia in Trastevere und Aventin
Via Appia: Capo di Bove
Via Appia: Cecilia Metella und Maxentius-Villa
Meridian auf dem Petersplatz
Pina und der Präsident
Abschied vom römischen Grün
Epilog: Die Glyzinie von Pier Paolo Pasolini
 
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Quintilier-Villa und Santa Maria Nova

Zwischen Via Appia nuova und Via Appia antica
Der Haupteingang zur Villa dei Quintili liegt an der Via Appia nuova, 1092. Wir erreichten ihn mit einem Bus der Linie 118, deren Streckenführung am Karsamstag, zwei Tage vor unserem Reiseantritt, geändert worden war. Siehe Linie 118 - neue Streckenführung. Wir stiegen gemeinsam mit zwei französischen Ehepaaren an der Haltestelle Circo Massimo ein.

So kamen wir in den Genuss eines netten Schlenkers entlang der Piazza Venezia, der Foren und des Kolosseums. Erst dann ging es stadtauswärts. Die hoch aufragenden Mauerreste der Quintilier-Villa sind von der Strasse aus gut zu erkennen. Der Bus fährt aber zunächst daran vorbei bis zu einem Wendeplatz und fährt dann zurück.



Wie Gaukler bereits in einem aktuellen Reiseplanungsthread geschrieben hat:

Achtung, wichtig: Am Eingang der Quintilier-Villa wird einem der Rucksack abgenommen! :roll: :thumbdown Das habe ich niemals vorher erlebt: dass man ein Freigelaende nicht mit Rucksack betreten darf ... und es fehlt mir jedes Verstaendnis dafuer.
Eine (Umhaenge-)Tasche hingegen wird toleriert ... und das bedeutet: Wer die Quintilier-Villa zur V.A. antica hin verlassen und nicht zum Ein-/Ausgang an der V.A. nuova zurueckkehren moechte, der sollte keinesfalls einen Rucksack bei sich haben.

Im Eingangsbereich befindet sich auch das kleine Antiquarium. Wir entschieden uns allerdings dafür, dieses erst am Ende unseres Spaziergangs zu besuchen. Magisch zogen uns die auf einem aus Vulkangestein bestehenden Plateau liegenden Ruinen der Villa an.

Bekannt ist die tragische Geschichte der Brüder Sextus Quintilius Valerius Maximus und Sextus Quintilius Condianus, die die Villa um 150 n. Chr. errichten liessen. Kaiser Commodus eignete sich 182 die Villa an, erweiterte sie und liess die Brüder wegen einer angeblichen Verschwörung hinrichten.

Neben marmorgeschmückten Räumen für repräsentative Zwecke und Wohnräumen verfügte die nach der Villa Adriana grösste Villa des römischen Umlandes über ein Nymphäum, Thermen, ein Stadion, das sogenannte Seetheater, ein kleines Hippodrom, Gärten und Brunnen ...





Blick zurück auf den Eingangsbereich und das Antiquarium (links im Bild)​

Es war ein herrlicher Spaziergang durch das frische Grün und über blühende Wiesen. Diese wurden teilweise bereits gemäht. Hier sind wir am Nymphäum, direkt an der Via Appia antica gelegen, angekommen. Es wurde im Mittelalter von den Grafen von Tusculum zu einem Kastell ausgebaut um die Strasse zu kontrollieren.

Links von dem nicht besetzten Kassenhäuschen auf dem folgenden Bild befindet sich ein Tor zur Via Appia antica und im Fenster klebt ein Bild, das einen Rekonstruktionsversuch der Villa zeigt. Im Hintergrund ein römisches Grabmal in Form einer Pyramide.
Einige Bauarbeiter waren hier beschäftigt und so freundlich, das Tor für uns zu öffnen und uns für einen kleinen Spaziergang auf die Via Appia antica zu entlassen.

Ich war noch nie weiter als bis San Sebastiano fuori le mura gekommen und begeistert, die Via Appia, wie aus dem Bilderbuch vor mir zu haben. Ausser einem einsamen Jogger war kein Mensch zu sehen.



Tumuli dei Orazi - die beiden Hügelgräber sollen der Legende nach das Grab der Horatier sein.​

Wir wollten uns natürlich nicht zu weit vom Tor und den Arbeitern entfernen und kehrten nach einer Weile auf das Gelände der Villa dei Quintili zurück.

Das folgende Photo stelle ich im Grossformat ein, weil ich hoffe, dass man darauf unseren bis zum Zeitpunkt dieser Aufnahme zurückgelegten Weg verfolgen kann. Unten ist die Via Appia nuova und der Eingang zur Villa dei Quintili zu sehen. Durch die Talsenke des einstigen Flüsschens Statuario, führt ein Weg im Halbkreis rechts um die Ruinen herum. Oben befindet sich die Via Appia antica. Nach unserer Stippvisite dort gingen wir quer durch das Gelände zu der auf dem Plan eingerahmten runden Zisterne (cisterna circolare).


Dort befindet sich diese Aussichtsplattform, unter der hindurch man auf das Gelände von Santa Maria Nova gelangt. Ich erinnerte mich daran, dass ich hier Santa Maria Nova | Via Appia Antica gelesen hatte, dass dieser Komplex erst seit dem 4.11.2014 zu besichtigen ist und eine Einheit mit dem Gelände der Villa dei Quintili bildet.

Dal 4 novembre è possibile visitare il complesso di Santa Maria Nova secondo gli orari e le modalità di accesso a Villa dei Quintili, con cui costituisce un'unica area archeologica

Santa Maria Nova

Uns interessierte zunächst die Frage, ob man Santa Maria Nova Richtung Via Appia antica verlassen durfte und wieder zurückkehren konnte. Diese Möglichkeit bestätigte man uns am Empfang (dem hellen Gebäude auf dem Photo oben). Wir spazierten also gleich weiter und standen nach wenigen Metern wieder auf der Via Appia.




Sogenanntes Grab der Curiatier



Sepolcro in laterzio



Altes und neues Pflaster




Zurück an der Abzweigung zu Santa Maria Nova erlebten wir eine sehr nette Überraschung. Plötzlich hörten wir Glockengebimmel. Ein Hütehund, gefolgt von einer Herde von Ziegen, Schafen und einem Esel näherten sich. Die Tiere zogen direkt an uns vorbei. Dem Esel und einer Ziege mundete das Gras hier gut, aber sie folgten schliesslich doch dem Rest der Herde.

Nachdem sie unseren Blicken entschwunden waren, kehrten wir nach Santa Maria Nova zurück.

Santa Maria Nova liegt an der Via Appia antica, 251. Das ehemalige landwirtschaftliche Gut trägt den Namen der Kirche Santa Maria Nova (heute: Santa Francesca romana) auf dem Forum. Es wurde im Mittelalter über einer römischen Zisterne angelegt. Natürliche Quellen speisten in römischer Zeit dort gelegene Thermen, welche aller Voraussicht nach von den Bediensteten der Quintilier-Villa genutzt wurden.

Der Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert, als sich der Besitz in den Händen des Adelsgeschlechts der Caetani befand. Ebenfalls im 13. Jahrhundert kam das Gut in den Besitz der Mönche von Santa Maria Nova, welche dem Orden der Olivetaner angehörten. 1845 fanden die Mönche auf ihrem Gelände einen römischen Sarkophag mit einer Mumie, welche bald für Tullia, die Tochter Ciceros gehalten wurde. Etwas Besonderes war Santa Maria auch wegen der unmittelbaren Nähe der angeblichen Gräber der Horatier und Curatier, welche hier während der Herrschaft der römischen Könige ihren legendären Kampf ausgetragen haben sollen.

1968 kaufte ein wohlhabendes amerikanisches Ehepaar Haus und Gelände. Der Mann war Filmproduzent und Grössen der Filmgeschichte, wie Brigitte Bardot, waren hier zu Gast. Rom ist nicht eben reich an Gespenstergeschichten, aber hier soll in der Nacht die Stimme eines singenden Mädchens zu hören gewesen sein. Dies, aber wohl eher die Scheidung der Amerikaner, führte 2006 zum Verkauf von Santa Maria Nova an den Staat. Draufhin begannen Ausgrabungen und Restaurierungen, an deren Ende 2014 die Öffnung für Besucher stand.


Im ehemaligen Farmhaus sind nur einige Informationstafeln und Mauerreste verschiedener Bauphasen zu sehen.

Wir waren fast allein in Santa Maria Nova und vielleicht aus diesem Grund, aber auch weil wir nichts davon wussten, haben wir es versäumt, die Reste der ausgegrabenden Thermen aus der Nähe anzusehen. Dort gibt es nämlich zwei schöne schwarz-weiss-Mosaiken. Das eine zeigt eine Zirkusszene mit Pferden, das andere eine Gladiatorenszene.

Ich verlinke zwei Videos, in denen die Archäologin Rita Paris (in italienischer Sprache) von Santa Maria Nova erzählt und in denen die Mosaiken zu sehen sind.


und​

Wir traten nun den Rückweg zur

Villa dei Quintili
an und statteten zum Schluss dem Antiquarium mit seinen Statuen, architektonischen Elementen, Büsten ... einen Besuch ab. Eine winzige Ahnung vergangener Pracht wird so immerhin möglich.





Fosso dello Statuario



Zeus





Diese Figur der Niobe kam erst 2005 bei Ausgrabungen im Nymphäum zum Vorschein.
Siehe: Myth in Marble - Archaeology Magazine Archive








Mitte: Hermen orientalischer Gottheiten




Herkules
 
San Saba


Heiliger Sabas (439 bis 532)
Nach einem späten Mittagessen am Viale Aventino spazierten wir die Via di San Saba hinauf zum Kleinen Aventin.

Unser Ziel war die Kirche San Saba nach der das Viertel 1921 benannt wurde. Ein silberner Halbmond und ein goldener Bogen bilden das Wappen des Rione San Saba - beides Anspielungen auf die Göttin Diana, deren Hauptheiligtum im antiken Rom auf dem Aventin stand. Grosser und Kleiner Aventin wurden früher als Einheit betrachtet.

Roma Antiqua schrieb:
Der Aventin, der südlichste Hügel Roms mit seinen steil abfallenden Hängen, hieß ursprünglich Mons Murcus. Über einen Sattel ist er mit einem weiteren, kleineren Hügel im Osten verbunden, der Piccolo Aventino (Kleiner Aventin) genannt wird und dessen antike Bezeichnung unbekannt ist.

Siehe: Das Gebiet um den Circus Maximus und der Süden der Stadt - Einführung

Da wir ein wenig zu früh zur nachmittäglichen Öffnung um 16 Uhr vor der Kirche eintrafen, spazierten wir weiter den Hügel hinauf und fanden uns bald an einem weiten Platz mit einer gepflegten Grünanlage wieder, der Piazza Gian Lorenzo Bernini. Sofort fiel auf, dass die Häuser rings um den Platz alle in einem einheitlichen Stil erbaut sind, der uns irgendwie an das Viertel Garbatella erinnerte.

Dass wir damit gar nicht falsch lagen, sollte ich erst zu Hause erfahren, als ich mehr über dieses grüne und beschauliche Viertel erfahren wollte.


Piazza Gian Lorenzo Bernini

Die schlichten dekorativen Elemente aus Ziegelsteinen an den Häuserfassaden nehmen die Architektur der Rückseite von San Saba auf, welche dieser Häuserreihe gegenüber liegt.


Mit dem Bau der Häuser rings um die Piazza mit ihren Bänken unter schattenspendenden Bäumen, einem Nasone, einem Denkmal von 1922 für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, zwei Geschäften ... wurde 1907 begonnen. Bis 1923 entwarf das Istituto Autonomo per le Case Populare (IACP) in Etappen verschiedene Typen von Häusern, von Ein- und Zwei-Familienhäusern (villini) bis zu mehrstöckigen Appartmenthäusern.

Wikipedia schrieb:
Già nel 1906 l'ICP aveva completato le sue prime realizzazioni, fra le quali quelle al quartiere Flaminio, nel 1907 iniziarono quelle del rione San Saba[3] il cui completamento si ebbe negli anni venti e che per le soluzioni applicate ha nel corso del tempo acquisito valore urbanistico e progettuale autonomo e peculiare[4]. I progetti dell'allora giovane architetto Quadrio Pirani spiccano nelle citazioni di settore e San Saba nel tempo diviene, secondo Vittorio Sgarbi, "un momento essenziale della visita a Roma"[5]. Un intervento di analoga progressiva rivalutazione in epoche successive è quello che l'ICP attuò al quartiere Garbatella[3], per il quale progettarono Marcello Piacentini e Gustavo Giovannoni e la cui prima pietra fu posata dal re Vittorio Emanuele III il 18 febbraio 1920, ora "compleanno del quartiere"[6].

Die Pläne stammen von dem jungen Architekten Quadrio Pirani (1878 bis 1970), dem der Ingenieur Giovanni Bellucci zur Seite stand. Hier eine Biographie in italienischer Sprache.

Die Strassen des Viertels tragen vor allem, aber nicht nur, die Namen berühmter Architekten: Donato Bramante, Carlo Maderno, Giacomo della Porta 8) :thumbup:, Francesco Borromini 8) :thumbup: ... Es gibt Vorgärten, Höfe zur gemeinschaftlichen Nutzung, Treppen, Durchgänge ...

Leider wusste ich (fast) all dies nicht, als wir eine Runde um die Piazza Bernini drehten, sonst würde es viel mehr Bilder geben. Aber ich freue mich schon dorthin zurückzukehren. Der Charme des Viertels mag ein wenig morbide sein, aber seine Ausstrahlung ist nicht zu leugnen.

Die höchst interessante Studie San Saba: L'oasi di pace (in englischer Sprache) mit deren Lektüre ich allerdings gerade erst begonnen habe, kann ich bei Interesse nur empfehlen. Weiterer Link: ATER Galleria Quartieri

Zum Abschluss noch ein paar Photos vom Kleinen Aventin aus vergangenen Tagen:



Basilica di San Saba


Begrüssung durch einen zeitgenössischen und einen antiken Vogel
Über diese Kirche haben bereits einige Foristi berichtet und seit ein paar Monaten verfügt sie über einen eigenen Thread hier im Forum: San Saba. Ich lasse also vornehmlich Bilder sprechen.

Hinter der mit ihren schlichten Pilastern seltsam modern anmutenden Vorhalle ist die viel ältere Original-Fassade erhalten. Der Narthex stammt aus dem 15. Jahrhundert. Leider liess Papst Pius VII. (1800 bis 1823) die sechs antiken Marmorsäulen mit ionischen Kapitellen (4 aus giallo antico und 2 aus rotem Porphyr) entfernen und in die Vatikanbibliothek bringen. Die Porphyrsäulen standen einst auf Löwenfiguren. Hier eine Rekonstruktion.

Kardinal Jorge Arturo Medina Estévez, der am 19.4.2005 die Wahl Benedikts XVI. verkündet hat, ist Kardinaldiakon von San Saba. Sein Wappen erkennt man, wie jenes von Papst Franziskus, über dem Haupteingang.

Ich weiss nicht wieso, aber aus irgend einem Grund hatte ich damit gerechnet nun einen dunklen Kirchenraum zu betreten und war überrascht, als ein heller, sonniger Raum uns empfing.
Als Erstes bewunderten wir die drei Fresken von 1296 im sogenannten vierten Kirchenschiff.


Madonna mit Kind umgeben vom Heiligen Sabas und dem Heiligen Andreas (der fast nicht mehr zu erkennen ist)



Papst Gregor der Große umgeben vom Heiligen Benedikt und einem weiteren Heiligen




Szenen aus dem Leben des Heiligen Nikolaus von Myra:



Er schenkt den drei Töchtern eines armen Mannes Geld für ihre Heirat

Besonders gut haben mir auch die gemalten Säulen mit ihren korinthischen Kapitellen und die mit Blumen bemalten Bögen gefallen:


Der grösste Teil der Fresken in der Apsis entstand im Heiligen Jahr 1575. Nur die Kreuzigungsdarstellung mit Maria und Johannes stammt bereits aus dem 14. Jh.


Ambo aus einem alten Bauteil​


Kreuzigungsdarstellung mit Maria und Johannes aus dem 14. Jh.
Auf diesem Photo erkennt man auch das sehr schöne cosmateske Gemmenkreuz der Kathedra


Rechts: Stifterfigur


Christus zwischen dem heiligen Andreas und San Saba


Apostel und Heilige


Quincunx-Motiv des Cosmaten-Fussbodens mit vier Porphyrscheiben und einer aus grauem Marmor


Sehr schöne Darstellung der Verkündigung hoch oben unter dem rustikalen, offenen Dachstuhl


Modernes Taufbecken​
 
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Fontana delle Anfore

Unter das römische Grün mischt sich in diesem Berichtsteil das helle Beige von römischem Travertin.

Erzählt wird die Geschichte eines wanderfreudigen ;) römischen Brunnens, des Amphorenbrunnens. Wir hatten es nicht weit vom Kleinen Aventin hinunter zur Piazza Testaccio und zum Brunnen.

Im Reisebericht der Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich) Römische Zeitenwende von 2013 habe ich über die Brunnen von Pietro Lombardi aus den 1920er Jahren berichtet.

Es folgt zunächst meine Beschreibung des Amphorenbrunnens von damals:

Am Montag, dem 11. Februar 2013, setzten Gaukler und ich einen lange gehegten Plan in die Tat um und begannen eine Tour zu den Brunnen Pietro Lombardis aus der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

Einen Lebenslauf und ein Verzeichnis der Werke (elenco opere) des römischen Architekten Lombardi (1894 bis 1984) in italienischer Sprache findet man hier: monitor/D -Pietro Lombardi. Neben den Brunnen stammen in Rom u.a. viele Grabkapellen auf dem Campo Verano von ihm. Auch Filmkulissen hat er gebaut, u.a. für Ben Hur.

Als ich im Januar folgenden Artikel Piazza Testaccio torna en plen air: via la tettoia del vecchio mercato - Corriere Roma in der Online-Ausgabe des Corriere della sera las, stand fest, dass die Zeit drängte.

Der Artikel berichtet, dass der erste Brunnen Lombardis, der Amphoren-Brunnen an der Piazza dell'Emporio, unterhalb des Aventin, an seinen ursprünglichen Platz an der Piazza Testaccio im gleichnamigen Viertel zurückversetzt werden soll.
Oft war dieser Brunnen, der leider wirklich nur eine bessere Verkehrsinsel ist, mir aufgefallen, aber nie war ich aus dem Bus von oder nach Piramide ausgestiegen, um ihn näher zu betrachten.
Dass römische Brunnen gerne wandern, ist mir klargeworden, als ich mich mit den Brunnen Giacomo della Portas beschäftigte. Den Amphoren-Brunnen wollte ich nun noch vor seinem Umzug photographieren.

Fontana delle anfore


Der Brunnen ist, wie gesagt, für den Rione Testaccio geplant worden. 1921 wurde das aufstrebende Viertel aus dem Rione Ripa ausgegliedert und erhielt als Kennzeichen die Amphore. Dort befindet sich der Monte Testaccio, der in Jahrhunderten aus den Scherben zerbrochener antiker Amphoren aus dem römischen Hafen am Tiber entstandene Hügel.​

1925 ging Pietro Lombardi als Sieger aus einem Wettbewerb für einen an der Piazza Mastro Giorgio (heute: Piazza Testaccio) zu errichtenden Brunnen hervor. Dieser wurde 1927 aufgestellt, aber bereits 1935 an die Piazza dell'Emporio versetzt, als ein gedeckter Markt errichtet wurde.​




Der Brunnen ist in einem traurigen Zustand. Im Gegensatz zu früher kommt auch kein Wasser mehr aus dem Berg von Amphoren in seiner Mitte.​

Hier das Projekt zur Neugestaltung der Piazza Testaccio: www.akaproject.it , PIAZZA TESTACCIO ROMA (Slideshow mit einer Ansicht des Platzes zu verschiedenen Jahreszeiten.) Wir würden uns sehr freuen, einen schön restaurierten und munter sprudelnden Brunnen möglichst bald dort wiederzusehen. :nod:​


Nach der Zukunftsmusik hier noch der Link zu einem Video, dessen Beginn den Amphorenbrunnen an seinem alten Standort und in der vollen Pracht seiner jungen Jahre zeigt: Fontane di Roma - YouTube

Auch später haben wir immer wieder aktuelle Hinweise auf den Amphorenbrunnen geliefert. Siehe: Römische Zeitenwende - Seite 26 und die folgenden Beiträge.

Bei den Vorbereitungen für diesen Bericht habe ich gesehen, dass es inzwischen je einen italienischen Wikipedia-Artikel über den Architekten Pietro Lombardi und seine Fontana delle Anfore gibt.

Sehr sehenswert ist das folgende über 8 Minuten lange Video über den Wiederaufbau des Brunnens an der Piazza Testaccio:

Aber nun die Bilder von unserem Wiedersehen mit dem perfekt restaurierten und munter plätschernden Brunnen an einem herrlichen Apriltag. 8) :thumbup:




Ein wenig Grün kommt auch ins Spiel, denn es wurden 12 neue Bäume gepflanzt. Alle Sitzgelegenheiten, moderne Sessel aus Holz mit passenden niedrigen Tischen, waren an diesem herrlichen Tag besetzt. Eine Bar mit Terrasse gibt es leider nicht und so beobachteten wir das muntere Treiben um den neuen alten Mittelpunkt der Piazza Testaccio nur relativ kurz.




An einer Ecke wurden Möbel im Freien restauriert.


Reich beschenkt mit vielfältigen Eindrücken, kehrten wir auf den Gianicolo zurück und liessen den Abend mit einem leckeren Mahl ausklingen.
 
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Gärten der Villa Medici


Wir haben um 11 Uhr an einer Führung in italienischer Sprache teilgenommen. Unsere Gruppe war klein, die Führerin freundlich, die Gärten und zwei Räume im piano nobile der Villa Medici sehr schön. Einziger Wermutstropfen war das Tempo, das wir vorzulegen hatten. Manches Motiv war praktisch nur im Vorübereilen zu photographieren, die Loggia gar nicht.


Der fliegende Götterbote Merkur von Giovanni Bologna und der Obelisk sind Kopien,
die Originale befinden sich heute in Florenz.


Der Original-Obelisk wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts vor Santa Maria sopra Minerva gefunden und zierte einst mit seinem "Zwilling", dem Obelisco di Dogali und weiteren Obelisken den Isis-Tempel auf dem Marsfeld.

Ferdinando I. Medici erwarb den Monolithen und liess ihn in den 1570er Jahren vor der Gartenfassade seiner Villa aufstellen. Die Kopie wurde im 19. Jahrhundert angefertigt, ist 6,27 Meter hoch und steht inmitten einer flachen Brunnenschale.


Auf diesem Photo erkennt man im Hintergrund rechts den Eingang zu einer Grotte in den Gärten, der durch das Gemälde von Diego Velázquez berühmt geworden ist. Ein zweites Gemälde von Velázquez zeigt den sogenannten Pavillon der Ariadne.


Garten-Carré mit Zitrusbäumchen und Gänseblümchen.
Das deutsche Wort für die "margheritina" oder "pratolina"
hat Gauki unserer Führerin beigebracht! ;)

Am Ende der Gärten befindet sich diese Skulptur der Roma:




Die Statue einer sitzenden Frau wurde in der Nähe des Quirinalspalastes gefunden und Ferdinando I. Medici von Papst Gregor XIII. geschenkt. Erst während der Restaurierung wurde sie zur Roma, der Personifikation Roms, umgestaltet. Hier ein Photo aus den 1940er Jahren, als sie noch an einer anderen Stelle der Gärten stand.

Nun betraten wir eines der durch hohe Hecken voneinander getrennten Garten-Carrés im hinteren Bereich der Gärten und standen, für mich völlig überraschend, vor dieser berührenden Skulpturengruppe:

Niobe und ihre Kinder




Ich kannte die tragische Geschichte der Niobe und der masslosen Rache der Götter erst seit einem Tag!

Wikipedia schrieb:
Niobe gebar als Gemahlin des thebanischen Königs Amphion sieben Söhne und sieben Töchter. Stolz auf ihre zahlreiche Nachkommenschaft vermaß sie sich, sich über die Titane Leto zu stellen, welche nur zwei Kinder, Apollon und Artemis, geboren hatte, und hinderte das Volk an deren Verehrung.
Die gekränkte Titanin wandte sich an ihre Kinder. Daraufhin streckten Apollon und Artemis an einem Tage erst alle Söhne und dann alle Töchter mit Pfeil und Bogen nieder. Niobe bat die Zwillinge ihr die jüngste Tochter zu lassen, doch diese brach tot zusammen. Die Eltern konnten diesen Jammer nicht überleben: Amphion tötete sich mit einem Schwert, und Niobe erstarrte vom ungeheuren Schmerz über den Verlust. Anschließend wird sie durch einen Wind nach Phrygien auf die Spitze des Berges Sipylos versetzt. Doch auch der Stein hörte nicht auf, Tränen zu vergießen.
Der Mythos wird so von Ovid in seinen Metamorphosen (6,146–312) erzählt. Die sieben Söhne der Niobe tragen dort die Namen Ismenus, Sipylus, Phaedimus, Tantalus, Alphenor, Damasichthon und Ilioneus, während die Namen der sieben Töchter nicht genannt werden.

Bereits Homer hat die Niobesage in der Ilias erzählt, wenn auch etwas anders als spätere Dichter.

Hier die Gegenüberstellung der beiden Figuren der Niobe - jene aus der Villa dei Quintili und jene aus den Gärten der Villa Medici:


Die Archäologin Rita Paris hält es für sehr gut möglich, dass die Niobe aus der Quintiliervilla ebenfalls Teil einer Gruppe war.

According to Rita Paris, head archaeologist of the Soprintendezna Archeologica di Roma, the Niobe probably once was part of a large group of statues telling the tragedy of Niobe and her children. A statue of Zeus seated on a rock (found at an unknown date) as well as statues of Apollo and Artemis, and a Niobid (one of Niobe's children) uncovered in the same area of the villa in 1925, are now in the Palazzo Massimo in Rome. They likely form the rest of the statue group.
Quelle: Myth in Marble - Archaeology Magazine Archive (2005)

Das Köpfchen einer Niobe-Tochter ist im kleinen Museum der Quintiliervilla zu sehen, ein sitzender Zeus ebenso. Ob es sich um die im Zitat genannten handelt, weiss ich nicht.

Doch noch einmal zurück zur Skulpturengruppe der Villa Medici. Zu Zeiten Ferdinandos I. Medici befanden sich die Originale in den Gärten. Bei diesen wiederum handelt es ich um römische Kopien, wohl nach einer griechischen Gruppe aus der Zeit um 330/20 v. Chr.

Die römischen Statuen wurden 1853 in Rom bei der Lateranbasilika gefunden. Heute sind sie in Florenz in den Uffizien ausgestellt, allerdings nicht als Gruppe, wie die Gipskopien in der Villa Medici, sondern entlang der Wände eines Museumssaales. Siehe: Sala della Niobe - Uffizi Gallery | Friends of Florence


Die Gipsothek der Villa Medici ist noch nicht lange wieder zu besichtigen. Sie befindet sich am Rand der Gärten, wie zwei sogenannte stanze segrete (geheime Räume), welche die Führerin für uns aufschloss. Photographieren ist allerdings nur in der Gipsothek erlaubt. Dort wäre ich gerne ein wenig länger geblieben.


Hier ein paar Eindrücke:




Links: Die geflügelte Siegesgöttin Victoria von der Trajanssäule


Anschliessend besuchten wir noch die Stanza degli uccelli und das Studiolo del cardinale mit u.a. Ansichten der Villa Medici und ihrer Gärten zu verschiedenen Zeiten. Hinter den Links verbergen sich Fotogalerien von Wikimedia Commons. Viel Spass beim Betrachten! Die Fresken sind Werke von Jacopo Zucchi aus den Jahren 1576/77.



Diese mir unbekannte Baumart einnerte mich an ein Exemplar von der Via Appia:


Unserer Führerin sprach von olmi und lobte den Duft der Blüten, der aber bereits nachlasse. Bei den Bäumen handelt sich um Feldulmen, wie ich eben herausgefunden habe.

Wir kehrten nun zur Villa zurück. Zu Beginn der Führung parkten hier noch Lieferwagen, aber nun bot sich die Gartenfassade perfekt dar!



Die Girlanden in der Mitte sind Originale von der Ara Pacis!
Die Masken kommen aus der Villa Adriana in Tivoli, wenn ich mich recht entsinne.


Die Sicht von der Terrasse über die Dächer von Rom ist prachtvoll und die klare Frühlingsluft liess fast jedes Detail am weit entfernten Petersdom erkennen.





Die beiden bekannten Löwen an der Treppe zur Loggia, von der ich zu meinem Bedauern kein Bild machen konnte, sind eine Anspielung auf das Sternzeichen Ferdinandos I. Medici und spielen mit einer Kugel aus dem Wappen der Medici.



Im piano nobile besichtigten wir die Sala delle muse (den Musen-Saal), das ehemalige Schlafgemach Ferdinandos I. Medici und die Sala degli elementi (den Saal der Elemente) mit ihren prachtvollen Decken. Hinter den Links verbergen sich erneut Wikimedia Commons-Seiten zu den Werken Jacopo Zucchis in diesen Räumen.

Ein Bild, das mir aus erfindlichen Gründen viel Freude bereitete, möchte ich Euch nicht vorenthalten:

Die Muse Clio

Die nicht so geläufige Art der Darstellung ist darauf zurückzuführen, dass Clio hier als die dem Planeten Mars verbundene Muse erscheint.

Blick vom piano nobile auf die Gärten:



Die Führung endete in der Cafeteria der Künstler, die von einem Stipendium der Académie de France à Rome profitieren. Auch wir liessen uns ein Weilchen in den tiefen Sesseln nieder.


Zum Abschied von der Villa Medici, noch zwei bescheidene Bilder vom Brunnen vor dem Eingang:



Ihn habe ich vor langer Zeit hier im Forum in diesem Thread vorgestellt: Kanonenkugel-Brunnen an Trinità dei Monti

Wir setzten unseren Spaziergang Richtung Pincio und Piazza del Popolo fort, trafen einen weiteren Löwen und an der Piazza angekommen Primavera, die Personifikation des Frühlings.




Wenige Tage später begann an der Piazza del Popolo die Restaurierung des Löwenbrunnens, welche den momentanen Blick vom Pincio hinunter evt. ein wenig trübt. Die Sonne stand hoch am Himmel und der Hunger meldete sich. Wir machten uns auf den Weg nach Trastevere.


Nach einem kurzen Blick auf Santa Cecilia kehrten wir zum Mittagessen im Roma sparita ein und bestellten die von Angela empfohlenen Spaghetti cacio e pepe im Parmesankörbchen. :thumbup: Es war ein Genuss an diesem stillen Platz in der wärmenden Sonne zu sitzen und ein leckeres römisches Mahl zu geniessen. :nod:

 
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Garten der Donna Olimpia


Nach dem Mittagessen hatten wir das Glück den privaten Garten eines Altersheims in Trastevere besuchen zu dürfen. Weite Grünflächen, eine Pergola, ein rundes Brunnenbecken (leider ohne Wasser), Obst- und Olivenbäume, Palmen, Oleander und Rosen bieten den Bewohnern eine herrliche Oase.

Bevor wir den Garten näher ansehen, möchte ich ein wenig von seiner Geschichte erzählen. Er soll gar der einzige Überrest der Gärten Caesars in Trastevere sein, die dieser dem Volk von Rom testamentarisch zur öffentlichen Nutzung überlassen hat. Doch versetzen wir uns auf gesicherteres Terrain und ins 17. Jahrhundert.

Zwischen 1640 und 1645 erwarb Olimpia Maidalchini-Pamphilj Grundstücke in der als Ripagrande bekannten Gegend am Tiber um dort einen Garten anlegen zu lassen. Nachdem ihr Schwager Giovanni Battista Pamphilj als Innozenz X. 1644 Papst wurde, übertrug er ihr und ihren Erben 1653 wohlwollend das Patronat über die kleine alte Kirche

Santa Maria in Cappella



Die Kirche aus dem 11. Jh. ist auch unter dem Namen Santa Maria ad Pineam bekannt. Daran erinnert ein modernes Relief von 1966 über dem Eingang, welches eine Madonna mit Kind zwischen zwei Pinien zeigt. Es gibt einen sehr interessanten deutschen Wikipedia-Artikel über Santa Maria in Cappella, welcher u.a. näher auf den Namen eingeht:

Die als am wahrscheinlichsten geltende Theorie leitet den Beinamen von einer falsch gelesenen und so weitergebenen, noch heute erhaltenen, Weiheinschrift von 1050 ab. Es heißt dort in einem Satz: QV(A)E APPELL(ATVR) AD PINEA(M). Aus E APELL A soll der Beinamenswechsel von ad Pineam zu in Cappella herrühren.
Die Kirche besitzt den kleinsten romanischen Campanile Roms.

Bis heute ist das ganze Areal eng mit der Familie Pamphilj verbunden. Nachkommen der mächtigen Papstschwägerin Olimpia Maidalchini-Pamphilj richteten hier 1857 ein Hospiz für alte und kranke Menschen ein. Seit 1971 trägt es den Namen Santa Francesca Romana.

Da das Tor zum Vorhof der Kirche offenstand, traten wir ein und sahen uns ein wenig um. Eine weitere Tür, über der eine lateinische Inschrift auf Besitzer und Zweck des Gebäudes verweist, stand offen.


Ein älterer Mann, wahrscheinlich ein Heimbewohner, zeigte uns den Weg zum Garten. So präsentiert dieser sich heute:



















Eine Informationstafel erzählt von der Vergangenheit dieses versteckten Winkels.

Wie bereits gesagt, war der Garten in seiner ursprünglichen Form der Wunsch der Donna Olimpia. Carlo Rainaldi legte ihn um 1650 für sie an und errichtete am Rand das Casino Belvedere. Einen Plan des Gartens am Tiberufer von 1654 findet man hier. Es war ein anmutiger Lustgarten, reich an Zitrusfrüchten und seltenen Essenzen. Es gab fünf kunstvolle Baumgruppen, Seerosen, Wasserspiele, Statuen und Brunnen. Sie sollen auch ein Staunen erregendes Szenario für häufig aufgeführte Schäferspiele geboten haben.

Im Zentrum der ausgefeilten Anlage des Gartens befand sich damals wie heute ein Brunnen. Bekrönt wurde er von einem Werk Berninis. Die [FONT=&quot]grosse schneckenförmige Muschel umgeben von drei Delphinen, "Lumaca" genannt, hatte Bernini im Mai 1652 für die Fontana del Moro an der Piazza Navona entworfen. Die relativ kleine Gruppe konnte nicht mit den vier Tritonen Giacomo della Portas mithalten. Den sogenannten "Mohren" gab es noch nicht. Da sie Innozenz X. Pamphilj nicht gefiel, wurde sie einen Monat nach ihrer Fertigstellung entfernt. Im Garten am Tiber fand die "Lumaca" dann doch ihren Platz. Hier eine alte Ansicht. Das Original befindet sich heute in den Privaträumen des Palazzo Doria-Pampilj an der Via del Corso, während eine Kopie einen [/FONT][FONT=&quot]Brunnen im Park der Villa Doria-Pamphilj[/FONT][FONT=&quot] schmückt.[/FONT]

In ihren Garten am Tiber kam Donna Olimpia üblicherweise um spazierenzugehen, oft in Gesellschaft von Innozenz X. Fern von den Intrigen der Kurie war der Garten sicher ein zauberhafter Ort der Erholung. Im Casino Belvedere, mit seiner an der Tiberseite gelegenen Loggia und einem weiteren kleinen "giardino segreto" (geheimen Garten), war eine Reihe von Gemälden in reichverzierten Rahmen aufgestellt. Sie zeigten grösstenteils erlesene Landschaften, die sich gut in dieses Ambiente der Zerstreuung einfügten.

Der letzte Ausflug im Leben des Papstes, am 14.12.1654, führte hierhin. Er starb am 7.1.1655. Kurz darauf fiel Donna Olimpia in Ungnade und verliess Rom um auf ihrem Besitz in S. Martino al Cimino zu leben, wo sie bereits im September 1657 der Pest erlag und in der Klosterkirche beigesetzt wurde.

Der anmutige, obwohl unvollendet gebliebene Garten taucht 1664 erstmals als Sehenswürdigkeit in Reiseführern auf:

... prendete il cammino verso Ripagrande, ... dove tra il già Ponte Sublicio e Ponte Rotto, a S. Maria in Cappella fu principiato a fabbricare e piantare un vago giardino da donna Olimpia, principessa di S. Martino, lasciato imperfetto per la morte d'Innozenzo X, suo cognato.
Quelle

Die Erben der principessa interessierten sich wenig für den Garten, allerdings liess der Sohn Camillo durch Carlo Rainaldi einen Badesteg am Tiber anlegen. Die Stelle wurde als Bagni Olimpia bekannt, obwohl die Namensgeberin zu diesem Zeitpunkt bereits seit 10 Jahren nicht mehr am Leben war.

Einige Gemälde von Gaspar van Wittel (genannt Vanvitelli) zeigen die Gegend am Hafen Ripagrande, wo der Garten der Donna Olimpia liegt. Die beiden in diesem Artikel L'arrivo del sale a Roma in due dipinti di Gaspar Van Wittel | Rome, le Tibre, le littoral verlinkten Bilder wurden 1685 und 1686 gemalt. Ein ähnliches Gemälde 1711:

Gemälde von Gaspar van Wittel via Wikimedia Commons
Herkunft: Web Gallery of Art

Hinter den beiden nebeneinander liegenden Segelbooten erkennt man das Casino Belvedere und die damalige Gartenmauer am Tiber sowie den Badesteg. Im Bildhintergrund sieht man das Kapitol, rechts den Campanile von S. Maria in Cosmedin, sowie im Bildvordergrund die Via Marmorata. Dieses Teilstück, der bis 1920 längeren Via Marmorata entspricht dem heutigen Lungotevere Aventino.

Der Garten Donna Olimpias war früher ein gutes Stück grösser als heutzutage. Ein Teil fiel zwischen 1887 und 1888 der Eindämmung des Tiber und dem Bau des Lungotevere zum Opfer.

Seit 1892 stehen jene Gebäude, die heute auf drei Seiten den Garten einrahmen. Auffallend ist vor allem der klassizistische Mittelflügel mit seiner fast golden leuchtenden Kuppel.

Zum Abschluss noch ein paar alte Photos von Casino und Garten der Donna Olimpia:


Nach dem netten Spaziergang in diesem geschichtsträchtigen Garten machten wir uns auf den Weg zum gegenüberliegenden

Aventin mit Blick auf den Garten

Zuerst statteten wir unserem Freund Giacomo ;) an der Mauer zum Orangengarten einen Besuch ab und freuten uns, dass seine Welt offenbar in Ordnung ist.



Vom Parco Savello (Orangengarten) aus blickten wir auf das Panorama Roms und achteten trotz ungezählter Besuche dort erstmals auf den genau gegenüberliegenden Garten der Donna Olimpia:



Zu erkennen sind auch von links nach rechts: der Campanile von S. Cecilia in Trastevere, der Turm von S. Crisogono und die Peterskuppel

Unser Spaziergang auf dem Aventin führte u.a. nach S. Alessio. Die Glyzienblüte war auf ihrem Höhepunkt, hier an einem Botschaftsgebäude.





Wieder in Monteverde vecchio: Albero di Giuda (Gewöhnlicher Judasbaum) in der Via Giacinto Carini:


Der Name Judasbaum gründet in der Legende, Judas Ischariot habe sich an einem solchen Baum erhängt (Mt 27,3-5 EU). Laut einer Erzählung des Mittelmeerraumes sei der Baum hierauf vor Scham rot angelaufen (vgl. rosa Blüten). Ergänzend hierzu kann man die runden Blätter, welche sich erst während der Blüte bilden, als die Judas für seinen Verrat bezahlten Silberstücke sehen.
Diese Geschichte passt, wie ich finde, noch gut zu meinem viertägigen Aufenthalt in Rom während der Osterwoche.
 
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Via Appia


Capo di Bove

Es zog uns ein zweites Mal an die Via Appia und wieder fuhren wir mit der Linie 118 dorthin, diesmal von der Haltestelle Terme Caracalla-Porta Capena bis nach San Sebastiano. Im Vorbeifahren photographierte ich die Orangerie des Semenzaio di San Sisto. Dort ist das kommunale Gartenbauamt (Servizio Giardini di Roma Capitale) beheimatet.


In seinen Gewächshäusern überwintern u.a. die Azaleen, die im Frühling für kurze Zeit die Spanische Treppe schmücken. Ein Spaziergang in diesem Teil römischen Grüns wird uns verwehrt bleiben. Der historische Park steht dem Publikum nicht offen. Es gibt zwar geführte Besichtigungen aber um an diesen teilnehmen zu können muss man römischer Bürger sein.

Diese Karte zeigt die Etappen unseres Spaziergangs an jenem Tag. Von San Sebastiano fuori le mura aus wanderten wir zunächst einen guten Kilometer an der Villa des Maxentius und dem Grab der Cecilia Metella vorbei bis nach Capo di Bove und freuten uns an der schönen Natur.






An der Via Appia, 222 erreichten wir den Eingang von Capo di Bove und betraten das Gelände mit archäologischen Ausgrabungen sowie einem früher privaten Wohnhaus mit Park. Der Eintritt ist gratis und lohnt sich sehr.

Capo di Bove liegt etwa 500 Meter vom Grab der Cecilia Metella entfernt und der Name bezieht sich auf den Fries mit Bukranien (Nachbildungen von Rinderschädeln als Schmuckmotiv) und Girlanden an jenem Grab.


Im 2. Jahrhundert nach Christus gehörte die Gegend zwischen der dritten und der vierten Meile an der Via Appia dem reichen Athener Herodes Atticus und seiner römischen Frau Annia Regilla über deren Schicksal ich noch kurz berichten werde.

Wikipedia schrieb:
Herodes Atticus and Regilla married in 139. Regilla was about 14 years old and Herodes Atticus was 40 years old. When Regilla married Herodes Atticus, Annius Gallus gave his daughter a dowry. With this dowry Regilla bought with her husband a villa on the third mile of the Appian Way just south of Rome and together they controlled a large area of land, which was known as the "Triopio" (from Triopas, King of Thessaly), and later, in medieval times, as Capo di Bove.

Das herrschaftliche Wohnhaus mit Park der beiden lag dort, wo später der Palast des Maxentius errichtet wurde. Auf dem reichen Landgut wurden Wein, Oliven, Obst und Getreide angebaut. Auch Weideland gehörte dazu. Ebenso ein der Nemesis und der Minerva geheiligter Ort, sowie eine eigene Siedlung für die Landarbeiter.

2002 erwarb der italienische Staat das Gelände des heutigen Anwesens Capo di Bove:


Zwischen 2003 und 2005 wurden Ausgrabungen durchgeführt und ein antiker Thermenbereich freigelegt:





Insbesondere dieses Fundstück


aus dem Bereich C der Thermen deutet darauf hin, dass sie zum Besitz des Herodes Atticus gehörten.

Regilla Licht des Hauses

steht in griechischer Sprache darauf zu lesen.


Solche in Marmor gemeisselten Inschriften in griechischer und lateinischer Sprache, liess Herodes Atticus nach dem Tod von Annia Regilla auf ihrem Besitz aufstellen. Der volle Wortlaut war meist dieser: "Annia Regilla, Frau des Herodes, Licht des Hauses, der diese Güter gehörten".

Annia Regilla wurde 125 geboren und starb 160 in Griechenland als sie ihr sechstes Kind erwartete. Sein Schwager klagte Herodes Atticus an, den Auftrag zu ihrer Ermordung gegeben zu haben. Der Prozess hatte allerdings keinen Erfolg. Nach seinem Freispruch legte Herodes Atticus eine übertriebene Trauerbekundung an den Tag. Seine Massnahmen zielten wohl vor allem darauf ab, Gefahr von seinem Eigentum abzuwehren.

Das ganze Anwesen an der Via Appia wurde neu geordnet und erhielt jetzt den Namen Triopium in Anlehnung an Triopas, König von Thessalien. Dieser lebte der Legende nach in einem Hain der Göttin Demeter. Herodes Atticus weihte der römischen Ceres, die der griechischen Demeter entspricht, nun ebenfalls einen Tempel. Annia Regilla war zu Lebzeiten Priesterin der Göttin Demeter in Griechenland, wohin sie ihrem Mann gefolgt war:

Wikipedia schrieb:
In Olympia war sie gewählte Priesterin der Demeter und bei den 233. Olympischen Spielen 153 die einzige offiziell anwesende Frau. Sie war dort als Priesterin die offizielle Stifterin des von ihrem Mann erbauten Nymphäum des Herodes Atticus.[2] Auch in Athen bekleidete sie ein Priesteramt, das der Tyche.[3]

Quelle: Annia Regilla - Wikipedia Vgl.: Appia Annia Regilla - Wikipedia

Der Tempel für Ceres und die vergöttlichte Kaiserin Faustina die Ältere, die heutige Chiesa di Sant'Urbano, steht heute noch. Ebenfalls auf dem Gelände des Triopiums befindet sich das sogenannte Grab der Annia Regilla (Sepolcro di Annia Regilla). Es handelt sich dabei allerdings nur um ein Scheingrab. Tempel und Scheingrab gehören leider zu den unzugänglichsten Monumenten an der Via Appia. Zumindest von aussen möchte ich sie bei einem nächsten Ausflug sehr gerne sehen.

In den Räumen von Capo di Bove befindet sich dieses 2005 zum Vorschein gekommene Fragment einer Statue:​


Auch sie hat eine spannende Geschichte. Es handelt sich um die Überreste einer von sechs Karyatiden welche den Eingang zum Triopium des Herodes schmückten.


Giovanni Battista Piranesi hat sich 1778 an einer zeichnerischen Rekonstruktion versucht. 1765 wurden drei Karyatiden an der Via Appia gefunden. Davon berichtete 1767 Johann Joachim Winckelmann. Zwei Karyatiden waren bereits rund 200 Jahre früher aufgetaucht. Das 2005 gefundene Fragment stellte sich als das bislang fehlende Element heraus:

Gli scavi a Capo di Bove, davanti alla villa che ora ospita l'archivio di Antonio Cederna, a poche centinaia di metri dalla tomba di Cecilia Metella, hanno riportato alla luce negli ultimi anni un grosso frammento dell'elegante panneggio di una statua. È un pezzo di "stoffa" corrispondente al ventre e a una gamba. Quanto basta per ammirare i chiaroscuri, la potenza e l'abbondanza di questo corpo di età antonina (metà primo secolo d. C.). "È lei, è la sesta cariatide", scrive l'archeologa Rita Paris, con i colleghi Bartolomeo Mazzotta e Maria Naccarato, nell'ultimo numero del "Bollettino dell'Istituto archeologico germanico di Roma": forme, misure e marmo greco coincidono con quelli delle altre cinque conservate a villa Albani (3), a Londra e ai Musei Vaticani.
Quelle: Marmi greci, templi e saccheggi: è caccia alla cariatide scomparsa - Repubblica.it

Hier die wunderbar erhaltene 2,2 Meter grosse "Schwester" aus dem British Museum. Jene in den Vatikanischen Museen befindet sich im leider immer noch geschlossenen Braccio Nuovo des Museo Chiaramonti.

“Caryatid” about 160 by Kriton and Nikolaos from the Pago Tropio (country villa) of Herodes Atticus on the Appian Way
Quelle

Nachdem wir uns diese beiden antiken Funde angesehen hatten, gingen wir in den Filmraum.


Gaukler hat dazu bereits etwas in einem Reiseplanungsthread geschrieben:

Besucht zunächst Capo di Bove (...). Dort im Filmraum kann man sich informative Videos ansehen - okay, auf Italienisch; aber die Bilder sagen ja auch etwas aus. ;) Vor allem denke ich hier an das Video zur Cecilia Metella und der Kirchen-Ruine S. Nicola (auszuwählen mittels Touchscreen). Denn an beiden kommt ihr auf dem Rückweg vorbei; und das Video lässt einen besser verstehen, wie groß dieser Komplex in der Antike war.



Einige alte Fotografien von der Via Appia sowie grossformatige Luftaufnahmen sind dort ausgestellt:



Links oben erkennt man besonders gut die riesige Ausdehnung des Circus des Maxentius.

In Capo di Bove wird auch das private Archiv von Antonio Cederna aufbewahrt. Er gilt als Vater der Umweltbewegung in Italien.


Wikipedia schrieb:
Cedernas besonderes Engagement galt dabei dem Gedanken des Denkmalschutzes- und Umweltschutzes, und zwar sowohl im Bereich des Urbanismus als auch bezüglich der Kulturlandschaft. Ein hervorragendes Anliegen war ihm die Erhaltung der Via Appia Antica.

Zum Schluss unseres Besuches nahm uns eine freundliche Angestellte mit auf die Rückseite der Villa mit einem schönen Schwarz-Weiß-Mosaik.




Sehr zufrieden verliessen wir Capo di Bove und spazierten zurück zum Grab der Cecilia Metella und der Villa des Maxentius.

Zuvor warfen wir noch einen flüchtigen Blick auf die Gedenktafel an diesem turmförmigen Grab gegenüber vom Eingang zu Capo di Bove:


Torre di Capo di Bove

Text der Inschrift: P. A. Secchi hat 1855 auf den Spuren von P. Boscovich eine geodätische Basislinie auf der Via Appia vermessen. Nachdem er 1870 an beiden Endpunkten den trigonometrischen Punkt und den anderen in Frattochie festegelegt hatte, hat er diese neue Basislinie erstellt, mit der das geodätische, italienische Vermessungsnetz überprüft werden konnte, das 1871 von den Offizieren des Generalstabs angefordert wurde.

Erinnert wird dort an Vermessungen, die im Auftrag des Vatikan zwischen 1854 und 1855 an der Via Appia stattgefunden haben. Es ging um nichts Geringeres als die Vermessung der Welt.

Bereits hundert Jahre (1750) zuvor hatte Papst Benedikt XIV. die Jesuiten Christopher Maire und Roger Boscovich mit einem solchen Auftrag versehen. Sie sollten u.a. die Länge des Meridians, der durch den Petersdom läuft bestimmen (misura del grado di meridiano).

Als Masseinheit suchten sich die beiden Geodäten eine Strecke zwischen dem Grab der Cecilia Metella und einer Ruine in der Nähe der Stadt Frattocchie. Auf dieser Grundeinheit ließen sich weitere Dreiecke bilden, die man zur Vermessung über das Land oder sogar über ganze Kontinente legen konnte.
Quelle: Ausgegraben: +++ Artefakt von der Vermessung der Welt +++ - SPIEGEL ONLINE

Man nennt eine solche Strecke Meridianbogen.

Wikipedia schrieb:
Meridianbogen, eine von Norden nach Süden verlaufende, lange Messstrecke an der Erdoberfläche zur Bestimmung der Erdfigur

Quelle: Meridian - Wikipedia

Sie publizierten ihre Ergebnisse 1755 in einem Buch aber diese wurden stark kritisiert.

Im 19. Jahrhundert wiederholte der damalige Leiter der Vatikanischen Sternwarte, der Jesuit, Physiker und Astronom Angelo Secchi die Messungen. Der Erinnerung an seine Arbeit ist die Gedenktafel gewidmet.

Die Markierungssteine mitten auf der Via Appia antica, zum einen bei Cecilia Metella, zum anderen bei der Turmruine in Frattocchie wurden erst vor nicht allzu langer Zeit, 1999 resp. 2013 wiederentdeckt. Genau 12043,14 Meter trennen die beiden. Mir ist als hätte ich jenen an Cecilia Metella gesehen!
 
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Via Appia
Teil II


Cecilia Metella und Maxentius-Villa

Dem Mausoleum der Cecilia Metella gegenüber liegt die kleine gotische Kirche San Nicola a Capo di Bove. Sie ist eines der ganz wenigen Beispiele gotischer Sakral-Architektur in Rom.

Bis vor einiger Zeit war ihr Eingang zugemauert, nun kann man durch ein Gitter ins bis auf zwei Skulpturen leere Innere schauen.

Der gekreuzigte Jesus und die Pietà sind Werke des kolumbianischen Bildhauers Fanor Hernández. Sie gehörten zu einer temporären Ausstellung, die am 31.12.2014 zu Ende ging. Siehe hier. Ob sie nur noch vorübergehend oder dauerhaft hier ausgestellt sind, entzieht sich meiner Kenntnis.


Die dem Heiligen Nikolaus von Myra geweihte Kirche San Nicola stand im Mittelalter innerhalb der Festungsmauersmauer des Castello Caetani und war die Pfarrkirche der Bewohner.

Die Landmarke an der Via Appia antica ist das hochgelegene Grab der Cecilia Metella aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. Es liegt genau dort, wo ein Lavastrom aus den Albaner-Bergen einst endete. Die Zinnenbekrönung ist mittelalterlich.


Man weiss so gut wie nichts von Cecilia Metella, ausser, dass sie die Tochter des römischen Konsuls von 69 v. Chr., Quintus Caecilius Metellus Creticus, und Schwiegertochter des Triumvirn Crassus war. Das Grab wurde von ihrem Gatten Marcus Licinius Crassus erbaut.

Als ich den umlaufenden Fries mit Girlanden und Bukranien genauer betrachtete, fiel mir auch die Darstellung eines römischen Soldaten mit Schild und eines Gefangenen mit auf den Rücken gebundenen Händen auf.

Das prächige Mausoleum diente wohl vor allem der Verherrlichung der Taten der Männer dieser Familie.

Eine schöne Webseite über das Grabmal ist diese: Das Goethezeitportal: Via Appia Antica, Grabmal der Cecilia Metella. Lord Byron hat sich im vierten Gesang von Childe Harolds Pilgerfahrt mit Cecilia Metella und dem Grab beschäftigt. Man findet die Verse auf der verlinkten Seite. Das englische Original auch hier: What Lord Byron Saw
Der Sarkophag der Cecilia Metella steht heute im Innenhof des Palazzo Farnese. Hier zwei Darstellungen von Carlo Labruzzi aus der Vatikanischen apostolischen Bibliothek und von Giambattista Piranesi. Photos vom Sarkophag hier (Vergrösserung durch Klick ins Bild möglich) und hier.
Fundstücke von der Via Appia im Castello Caetani und ein Blick ins Innere der Grabkammer (Mitte unten):



Mittagspause im Grünen

Gegenüber von Cecila Metella entdeckten wir ein Gartencenter mit vielen bunten Blüten und einem Restaurant mit Terrasse im Freien. Ein verlockender Ort für eine angenehme Mittagspause! Zunächst waren ausser uns nur zwei weitere Gäste anwesend aber die übrigen Tische waren festlich gedeckt und nach und nach trafen immer mehr Mitglieder einer römischen Familie ein, die hier ein Familienfest feiern wollte.


Ristorante - Garden Risto


Blick auf Cecilia Metella


Nach dieser angenehmen Pause besuchten wir als letztes Ziel an der Via Appia die Villa des Maxentius. Für mich war es eine Premiere.

Das Gelände gehört seit einiger Zeit zu den acht kleinen Museen und archäologischen Stätten, zu denen der Eintritt kostenlos ist. Siehe: Villa di Massenzio

Die wenigen Überreste des Palastes sind nicht zugänglich. Sehr beeindruckend fand ich den 531 Meter langen und 91 Meter breiten gut erhaltenen Circus. Nicht nur Pferderennen, sondern auch Audienzen des Kaisers sollten dort stattfinden. Wir waren (fast) die einzigen Besucher. Ausser einem Pärchen beim Grabmal des bereits mit 14 Jahren verstorbenen Sohnes von Maxentius, Valerius Romulus, war niemand zu sehen.

Zwischen den runden Ecktürmen auf den folgenden Bildern lagen die Startboxen der Pferdewagen. Der Circus bot Platz für über 10.000 Besucher. Da Maxentius war nur wenige Jahre an der Macht war (zwischen 306, als er sich in Rom zum Kaiser ausrufen liess und 312, als er in der Schlacht an der Milvischen Brücke Konstantin unterlag) wurde der Circus wohl kaum genutzt.

In unserem Reisebericht Rom für Anfänger und Fortgeschrittene schrieb Gaukler hier:

Nach Aussage besagten Führers fanden im Maxentius-Zirkus niemals Spiele statt. Es wird aber auch die Ansicht vertreten, dass er doch wenigstens ein einziges Mal seiner Bestimmung dienen durfte, nämlich anlässlich des Todes - und also zu Ehren - von Valerius Romulus.

Es war wirklich malerisch die prachtvollen Ruinen, eingebettet ins römische Grün, zu betrachten. Sehr schön auch der Blick vom Circus auf die Rückseite von Cecilia Metella.


Zwar zog mich die weite Fläche des ehemaligen Circus magisch an, aber da das Tor zum riesigen Grabmal offenstand,

stattete ich zunächst diesem einen Besuch ab. Es ist erst seit Juni 2014 zu besichtigen. Siehe: Grabmal des Romulus an der Via Appia nach 20 Jahren wieder zu besichtigen . Maxentius hatte gross geplant und sich selbst wahrscheinlich als Gründer einer Dynastie gesehen. Beerdigt wurde hier, wie bereits geschrieben, schliesslich nur sein Sohn.

Erhalten ist nur das Podium des Grabmals. Es liegt in einem quadratischen Pfeilerumgang und soll ein dem Pantheon ähnliches Aussehen gehabt haben. Hier ein Rekonstruktionsversuch. Das Grabmal wurde später von Bauern als Schafstall genutzt und an Stelle des Portikus ein Gasthaus errichtet.

Nachdem ich mich an die relative Dunkelheit im Innern gewöhnt hatte, erkannte ich die Grabnischen im Mittelpfeiler.


Nicht einordnen konnte ich die Graffiti (?) in einem grossen angrenzenden Raum:

Lange hielt ich mich nicht dort auf, sondern kehrte ins Grün und in die Wärme zurück. Entlang des Spina ging ich Gaukler entgegen, die schon bis ans Ende des Circus spaziert war.


Mit Bildern aus Ben Hur im Kopf ging ich an der Spina entlang. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war dass der Obelisco Agonale vom Vierströmebrunnen einst hier stand!

Tatsächlich stammt er ursprünglich vom Tempel der Isis des Kaisers Domitian (Iseum Campense), der sich an der Stelle der heutigen Kirche Santa Maria sopra Minerva befand. Wahrscheinlich wurde er durch Kaiser Maxentius zu Beginn des 4. Jahrhunderts im Circus des Maxentius an der Via Appia aufgestellt.
In vier Teile zerbrochen wurde der Obelisk dort zur Zeit von Papst Innozenz X. Pamphilj wiedergefunden, 1649 zur Piazza Navona gebracht und vor dem Familienpalast der Pamphilj aufgestellt.




Je mehr man sich dem Ende der alten Rennbahn näherte, umso feuchter wurde der Boden und umso mehr Orchideen wuchsen auf der Wiese:



Schliesslich hatten wir unsere Runde im Circus gedreht und kamen zum Ausgangspunkt, diesem Eckturm zurück:

 
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Der Meridian auf dem Petersplatz

Wir tauschen das römische Grün nun gegen den Petersplatz ein. Die frisch restaurierten Brunnen (Vergleiche: Rom für Anfänger und Fortgeschrittene, ein Stück nach unten scrollen) sandten leider immer noch keine Fontänen in den blauen Himmel aber es gab Anzeichen, die auf ihre bevorstehende Inbetriebnahme schliessen liessen.

Kurz vor meinem Reiseantritt hat ein neuer Nutzer hier im Forum einen Beitrag über den Meridian auf dem Petersplatz geschrieben. Meinen Dank dafür an Glarnerland schon mal an dieser Stelle! Ich werde aber auch noch im betreffenden Thread antworten.

Die beschriebenen Marmorplatten wollte ich mir selbst anschauen. Wieder zu Hause habe ich mich dann noch ausführlicher über den Meridian informiert.

Der vatikanische Obelisk spielt die Rolle des Schattenstabs (Gnomon). Anders als bei einer herkömmlichen Sonnenuhr dient er allerdings nicht zur Bestimmung der Stunden sondern fungiert als Kalender. An sonnigen Tagen sieht man den Schatten des Obelisken über das Kopfsteinpflaster wandern. Zum Mittagsstand der Sonne erreicht der Schatten den Meridian. Hier ein kleines Photo.

Der Meridian, eine 45 Meter langen Linie aus hellem Granit verläuft von der Nordseite des Obelisken in Richtung der rechten Kolonnade. Sieben weisse Marmorscheiben in wachsenden Abständen sind dort eingelassen, die beiden letzen hinter dem Brunnen von Carlo Maderno.

Die erste und die letzte Mamorplatte sind mit den Daten der Sommer- und der Wintersonnenwende sowie einem Tierkreiszeichen gekennzeichnet. Die fünf zwischen ihnen liegenden tragen die Namen von je zwei Tierkreiszeichen. Zu Beginn eines jeden Tierkreiszeichens erreicht der Schatten des Obelisken die jeweilige Marmorplatte.


1. Marmorplatte:
Sommersonnenwende
(sie kann am 20., 21. oder 22. Juni stattfinden)
Krebs 22. Juni bis 22. Juli



2. Marmorplatte:
Löwe (23. Juli bis 22. August) und Zwillinge (22. Mai bis 21. Juni)


3. Marmorplatte:
Jungfrau (23. August bis 22. September) und Stier (21. April bis 21. Mai)



Hier sehen wir ausser der 4. Marmorplatte auch den Brennpunkt von dem aus die Säulenreihen der rechten Kolonnade wie eine einzige erscheinen.


Links die 4. Marmorplatte:
Waage (23. September bis 22. Oktober) und Widder (21. März bis 22. April)
In der Mitte und rechts die 5. Marmorplatte:
Skorpion (23. Oktober bis 22. November) und Fische (19. Februar bis 20. März)



6. Marmorplatte:
Wassermann (20. Januar bis 18. Februar) und Schütze (23. November bis 20. Dezember)



7. Marmorplatte
Wintersonnenwende
(sie kann am 21. oder 22. Dezember stattfinden)
Steinbock (21. Dezember bis 19. Januar)

Die runden Marmorscheiben mit einem Durchmesser von 60 cm wurden seit 1817 wohl mehrfach ersetzt und zwar 1852, 1878 oder 1880 und zuletzt 1924.

Monsignore Filippo Luigi Gilii

Diesen Meridian verdankt die Piazza San Pietro dem Astronomen Filippo Luigi Gilli (auch Gilij). Er lebte von 1756 bis 1821. Informationen aus seinem Leben findet man hier und hier. Zitat aus der ersten Quelle:

The meridian line in front of St. Peter's, with the obelisk as gnomon and the readings of the seasons by the length of the shadow, is due to him
1817 liess er den Meridian anlegen und nicht nur diesen, sondern auch die Windrose rings um den Obelisken. Hier zwei der ingesamt sechzehn in roten Porphyr eingelassenen Marmorplatten mit den Namen typischer Mittelmeerwinde:

Doch zurück zum Meridian. Ein weiterer Name, der mit ihm in Zusammenhang steht, ist der Name von Pietro Maccaranio. Dieser war 1817 Präfekt der Dombauhütte von Sankt Peter und liess das Monument auf eigene Kosten errichten! Daran erinnert eine lateinische Inschrift an der Nordseite der Obeliskenbasis. Ein Photo werde ich nach dem nächsten Rombesuch nachtragen. Man erkennt sie aber auch (ganz unten auf dem hellen Marmor) wenn man in dieses Photo hineinzoomt.

Papst Bendikt XVI. hat den Meridian während des Angelus am 4. Adventssonntag, dem 21.12.2008 in seiner Ansprache erwähnt:

Benedikt XVI. schrieb:
In diesem Zusammenhang wissen vielleicht nicht alle, daß der Petersplatz auch eine Sonnenuhr ist: der große Obelisk wirft nämlich seinen Schatten entlang einer Linie, die auf dem Steinpflaster hin zum Brunnen unter diesem Fenster verläuft, und in diesen Tagen ist die Länge des Schattens die größte im Jahr.

Quelle: Angelus, 21. Dezember 2008, IV. Adventssonntag

Zum Abschluss dieses Berichtsteils noch ein paar weitere Photos vom Petersplatz am darauffolgenden Morgen:



Die Möwen tranken Wasser aus der obersten Brunnenschale!

Tags zuvor hatten wir Arbeiter am gegenüberliegenden Brunnen beobachtet und nahmen an, dass eine Inbetriebnahme unmittelbar bevorstand. Siehe: Die Brunnen von Sankt Peter sprühen wieder Wasser.


Doch sagen wir nun dem Petersplatz Adieu, es wird Zeit für ein anderes Ziel. Weit entfernt ist es nicht, wir bleiben im Schatten der Peterskuppel. :nod: Stay tuned! ;)

 
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Pina und der Präsident

Diese erfreuliche Geschichte beginnt an einem grauen Wintersonntag, dem 1. Februar, einen Tag nach der Wahl Sergio Mattarellas zum neuen Staatspräsidenten Italiens.

Die diesjährige Grippewelle hatte mich voll erwischt und ich pendelte zwischen Bett, Fernsehapparat und Computer hin und her. Am Samstag verfogte ich mit grosser Spannung die Wahl Sergio Mattarellas zum Präsidenten. Es machte mir Freude hier im Forum Beiträge der italienischen Presse zur Wahl und zur Person des neuen Präsidenten zu verlinken. Siehe diesen und folgende Beiträge.

Die Medien berichteten, Mattarella habe am Sonntagmorgen, wie immer, die Messe in SS. XXII Apostoli besucht und sei an diesem autofreien Sonntag zu Fuss in seine Wohnung zurückgekehrt, ohne mit den Journalisten zu sprechen.

Mit Vergnügen dachte ich an meinen Erstbesuch von Santi Apostoli Ende Dezember 2014 zurück.


Dass dieser steinerne Löwe



und sein "Zwilling" am Morgen des 1. Februar vor dem Eingang zur Kirche Zeugen einer ungewöhnlichen Begegnung, der Begegnung zwischen Pina und dem Präsidenten, geworden waren, sah ich am späten Nachmittag und konnte es kaum fassen! :eek: :eek:

Wer Pina ist, wissen hier eine ganze Reihe "alteingesessener" Foristi. Zahlreiche Erinnerungen findet man in diesem geschlossenen Thread: Da Pina: Pane e Dolci, Via delle Fornaci 15

Traurige Nachricht für die nicht ganz wenigen unter uns, die seit 6 Jahren immer wieder gerne leckere Porchetta und anderes hier gefuttert haben: Anfang Mai 2012 (irgendwann zwischen dem 3. und 5.5.) wurde das Pane e Dolci von einem Tag auf den anderen geschlossen. 8O :(

Diese Nachricht erhielt ich am 8.6.2012 von einem Kellner des benachbarten "Vittoria" - verbunden mit der Mitteilung, dass Gründe dafür nicht bekannt seien.

Damit hat sich dann also dieser Thread leider, leider erledigt. :?

Wir werden Pina für alle ihre Arbeit, ihre große Herzlichkeit und für die vielen frohen Stunden, die wir dort verbringen durften, ein ehrendes Angedenken bewahren! :thumbup: :nod:​

Seit dieser Meldung Gauklers waren gut zweieinhalb Jahre ohne ein Lebenszeichen von Pina vergangen ... und nun dies: Strappa selfie a Mattarella e lancia panino del presidente - Repubblica.it

Da stand sie direkt neben Präsident Mattarella! Mit der dicken Winterkleidung und dem Hut schwer wiederzuerkennen, aber der Text

Nella foto è la prima da sinistra con il cappello. Giuseppina è riuscita in un'impresa e ora si gode un momento di celebrità. Mostra orgogliosa ad amici e conoscenti la "sua" fotografia con il nuovo presidente della Repubblica Sergio Mattarella scattata con il cellularea all'uscita della chiesa dei Santi Apostoli a Roma. La protagonista è la dipendente di un bar nei pressi del Vaticano e la foto è storica, la prima "non ufficiale" del nuovo capo dello Stato: si vedono lei ed un gruppo di suore che sorridono al fianco di Mattarella. Pina, come preferisce farsi chiamare dagli amici, ha surclassato giornalisti, cameraman e fotografi, riuscendo a scambiare qualche parola con il neo presidente ed immortalando la scena con una fotografia. Per festeggiare ha "battezzato" anche un nuovo sandwich al bar dove lavora, ovviamente lo ha chiamato "il panino del presidente"
und die nachfolgenden Bilder liessen keinen Zweifel! Pina war wieder da! :thumbup: :thumbup: Zwar nicht an der alten Adresse aber nur wenig davon entfernt!

Bild 3 half uns dabei herauszufinden, wo sie nun arbeitet, in der Bar Pausa an der Via di Porta Cavalleggeri, 59. Gegenüber liegt die Rückseite der Vatikanischen Audienzhalle und man hat einen schönen Blick auf die Kuppel von San Pietro. Bis ich die Webseite der Pausa entdeckte dauerte noch ein wenig.

Ausser der Repubblica berichteten noch viele andere italienische Zeitungen und Webseiten über Pina und den Präsidenten:

Mattarella, primo giorno da presidente - Corriere.it

Bild 10 und 11

Mattarella, arriva il primo selfie: protagonista la dipendente di un bar che lancia il "panino del presidente"

Sergio Mattarella, il primo selfie per il Capo dello Stato. L'autrice poi lancia il "panino del Presidente" (FOTO)

Strappa "selfie" a Mattarella e lancia "panino presidente" - Speciali - ANSA.it

Am 9. April um 12 Uhr machten wir uns vom Petersplatz auf den kurzen Weg zu Pina und fast als hätte sie uns erwartet, stand sie am Eingang zu ihrer neuen Wirkungsstätte. Nach der ersten Überraschung und Begrüssung nahmen wir im (zu so früher Stunde noch leeren) Gastraum Platz und liessen uns mit einem leckeren Porchetta-Panino verwöhnen!

Im Eifer des gegenseitigen Erzählens habe ich kaum Photos gemacht und ausgerechnet das, auf dem Pina das Bild von sich und dem Präsidenten zeigt, ist verwackelt, aber was macht das schon ob der erfreulichen Tatsache, dass wir Pina wiedergefunden haben! :proud: 8) :thumbup: Hätte sie am 1. Februar nicht die Geistesgegenwart besessen, nach der zufälligen Begegnung mit Mattarella, einer anderen Person ihr Handy in die Hand zu drücken um ein Erinnerungsphoto zu machen, wer weiss ob wir sie je wiedergesehen hätten ...


Ciao, Pina und viel Glück im Schatten von San Pietro!
 
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Abschied vom römischen Grün

Nach einem kurzen morgendlichen Ausflug ins Coppedè-Viertel,


dem Besuch bei Pina, einem Abstecher ins völlig überlaufene centro storico, das wir fast fluchtartig verliessen um eine Runde mit dem Elektrobus durch die Villa Borghese zu drehen,


schlug bald die Stunde des Abschieds von Rom und der Villa Maria. Die Zeit reichte noch für einen letzten Spaziergang durch den Garten,





dann kam Tim und brachte mich noch vor Beginn des abendlichen Stossverkehrs nach Fiumicino während Gaukler sich auf ein paar weitere entspannte Rom-Tage freuen durfte.

Die Spaziergänge im römischen Grün beende ich nun zufällig ausgerechnet am 18. Juni, dem Tag, an dem die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus erschienen ist. Dazu passend dieses Motiv, welches bislang noch keinen rechten Platz im Bericht gefunden hat:

 
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Epilog

Zu den schönen Bildern, die ich nach diesen vier Tagen mit nach Hause nahm, gehörten jene prächtig blühender Glyzinien:


Aventin


Via Appia


Villa Maria

Ich mag diese Pflanzen und jene unter römischem Himmel gefielen mir ganz besonders gut. Die letzte, die ich photographierte, war jene im Garten der Villa Maria in Monteverde und so war ich doppelt empfänglich für eine Nachricht des Corriere am 14. April, vier Tage nach meiner Rückkehr aus Rom:


Zunächst zog mich das Photo an, dann die Geschichte, die der Autor Paolo Conti erzählt. Ich fasse das Wesentliche, soweit ich es verstanden habe, kurz zusammen:

40 Jahre nachdem man eine Glyzinie in der Villa Sciarra gewaltsam abgesägt oder ausgerissen hatte, ist ihre Wurzel oder ein Teil davon, wie durch ein Wunder zu neuem Leben erwacht, hat sich an der Mauer zum Licht emporgearbeitet, lugte letztes Jahr erstmals zaghaft und dieses Jahr schon kräftiger wieder über die Mauer.

Die früher riesige Glyzinie erfüllte die Gegend bis 1975 mit ihrem Duft und war in ganz Monteverde und Trastevere bekannt.

Affondava le sue radici nei confini di villa Sciarra e poi si spandeva, con la sua straordinaria mole, sull’angolo tra via delle Mura Gianicolensi e gli archi di villa Sciarra alla fine di via Calandrelli. Profumava e stordiva l’intero quartiere.
Pier Paolo Pasolini liebte diese Glyzinie anscheinend ganz besonders. Von 1956 bis 1963 lebte er mit seiner Mutter Susanna in Monteverde vecchio in der Via Giacinto Carini 45. 1961 veröffentlichte er den Gedichtband La religione del mio tempo und hat der Glyzinie in seinem langen Gedicht Il Glicine ein Denkmal gesetzt.

Quel glicine, fotografatissimo dai turisti, adorato da generazioni di monteverdini e dagli studiosi americani ospiti dell’American Academy in via Angelo Masina, sparì improvvisamente nel 1975, proprio l’anno dell’assassinio del poeta. Fu un vero e proprio massacro deciso a tavolino da chissà quale «tecnico del verde» dipendente del Campidoglio.
Das Jahr des "Massakers" an der Pflanze ist auch das Jahr der Ermordung Pasolinis, die nun 40 Jahre zurückliegt. Der Corriere-Autor richtet einen flammenden Appell an die Verantwortlichen die Pflanze jetzt zu schützen:

non toccate quel glicine. (...) Lasciatelo crescere lì, tra le voragini lasciate dalle cannonate francesi sparate nel giugno 1849 contro i ragazzi della Repubblica Romana. Fate in modo che la poesia di Pasolini vinca sulla Grande Bruttezza, così prepotente intorno a noi. Un glicine non ha mai ucciso nessuno. Semmai ha prodotto solo splendore.
Ich hoffe sehr, dass die Glyzinie, die sich als wahre Kämpfernatur erwiesen hat, wachsen und gedeihen darf und das Viertel wieder mit ihrer Schönheit und ihrem Duft erfreuen kann.

Nach den wenigen zitierten Zeilen im Corriere-Artikel war ich neugierig auf das Gedicht Pasolinis. Zu meiner Freude konnte ich für billiges Geld das Exemplar einer Zeitschrift von 1979 erwerben, in der eine deutsche Übersetzung von Pasolinis Die Glyzinie abgedruckt ist. 8)

Hoffentlich kann ich die echte Glyzinie bei einem nächsten Rom-Besuch anhand des Photos und der Beschreibung wo sie zu finden ist erkennen! Das würde mir grosse Freude bereiten.​
 
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Liebe Simone,

Du stimmst uns ein auf einen wieder wunderbaren Bildbericht zu römischen peregrinationes. Schön, dass Du die Zeit findest, die Romerlebnisse mit uns zu teilen. So freue ich mich schon auf die Fortsetzungen.

Viele Grüße

Claude
 
Liebe Claude,
es freut mich, dass Du das römische Grün bereits entdeckt hast und ich freue mich auf Deine zeitversetzte virtuelle Begleitung. Unser erster Spaziergang wäre ganz nach Deinem Geschmack gewesen und wir werden ihn wohl bei der nächsten gemeinsamen Romreise der Tre a Roma wiederholen. :nod:
 
Monteverde, früher manchmal auch Monte d’oro, heisst das Viertel nach dem grün-golden schimmernden Tuff aus seinen Steinbrüchen und wundervolles Grün umfängt einen rings um unser Quartier eigentlich jahrein, jahraus.
Danke, da habe ich doch glatt noch etwas Neues gelernt ... also das mit den Tuffsteinbrüchen. :eek: :thumbup: Bislang hatte ich den Namen tatsächlich einzig und allein bezogen auf das üppige Grün, welches unsere 8) Villa Maria auf allen Seiten umschließt ... andererseits aber durchaus mangelt in Straßenzügen wie etwa dem Viale Quattro Venti.

Übrigens werde ich diesmal kaum etwas beisteuern können, weil ich unbemerkt meine Kamera verstellt hatte und darum die allermeisten Bilder nahezu weiß sind, sonst nichts. Das ist schade, aber nicht mehr zu ändern - und die Welt geht davon nicht unter. ;)

Freuen wir uns also auf die schönen Aufnahmen aus Simones Strahlenfalle. :]
 
Danke, da habe ich doch glatt noch etwas Neues gelernt ... also das mit den Tuffsteinbrüchen. :eek: :thumbup:

Ja, es war mir auch neu, als ich bei Recherchen für den Bericht auf die Information gestossen bin.

L'attuale Monteverde nell'anno 1900 era una collina percorsa solo da qualche vecchia strada rurale. Detta anche 'Monte d'oro' per via delle sfumature di volta in volta verdastre o dorate del tufo che la componeva, la collina fu urbanizzata a partire dagli anni Dieci quando, in seguito al grande Piano Regolatore Generale del 1909 (destinato a cambiare definitivamente il volto dell'intera città), essa vide sorgere abitazioni di carattere sia popolare che signorile, chiese, strade.

Quellle: Catalogo Roadbook - Appasseggio - La cultura della passeggiata, la passeggiata della cultura

Übrigens werde ich diesmal kaum etwas beisteuern können, weil ich unbemerkt meine Kamera verstellt hatte und darum die allermeisten Bilder nahezu weiß sind, sonst nichts. Das ist schade, aber nicht mehr zu ändern - und die Welt geht davon nicht unter. ;)

Das ist sehr schade und ich könnte es nicht so relativ gelassen nehmen, wie Du!

Und speziell dieses Photo ist, wie ich finde, ein echter Auftakt-Volltreffer. 8)
Spaziergänge im römischen Grün


Das freut mich! Ich werde noch heute mit dem Bericht über den Spaziergang zwischen Via Appia nuova und Via Appia antica weitermachen.

Bis dann!
 
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Liebe Simone,
über den Anfang Deines Berichts habe ich mich sehr gefreut, da ich in gut einer Woche auch auf den Spuren des "grünen Roms" sein werde. Ich liebäugelte auch mit der Villa Quintili ... Ob ich sie sehen werde weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall bin ich sehr neugierig geworden und sage herzlichen Dank - und freue mich auf mehr!

Lieben Gruß
Padre
 
Ich liebäugelte auch mit der Villa Quintili ... Ob ich sie sehen werde weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall bin ich sehr neugierig geworden und sage herzlichen Dank - und freue mich auf mehr!

Lieber Padre,
vielen Dank für Dein Interesse an unserem ersten Spaziergang im römischen Grün. Ich wünsche Dir viel Freude bei Deinen eigenen kommenden Erkundungen. Die Via Appia mit ihren Schätzen hat uns so gut gefallen, dass wir noch einen weiteren Tag dort verbracht haben.

Ich mache mich nun daran, den Bericht über die Quintilier-Villa und Santa Maria Nova zu vervollständigen. Es fehlt ja noch jeder Text zu Santa Maria Nova.

Einen guten Start in ein hoffentlich erholsames Wochenende wünscht Dir und allen Lesern
Simone
 
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