Verborgenes Rom



Während ich die goldene Kugel über der Laterne der Kuppel von San Pietro hinter dem dünnen Nebelschleier betrachtete, musste ich an eine Geschichte denken, die ich vor ein paar Monaten mit Interesse gelesen habe.

Die Kugel, 120 Meter über dem Dom, ist innen hohl und bot bis in die 1850er Jahre auf einer Fläche von 2x2 Metern 20 Besuchern Platz! Ja, Ihr lest richtig! Früher konnte man dort hinauf- und hineinsteigen, allerdings nur, wenn man Papst oder König (oder Sanpietrino, hier im Sinne von Arbeiter der Bauhütte von St. Peter) war.

Zu erreichen ist die Kugel über eine eiserne Treppe vom Balkon der Laterne aus. Durch eine nur 80 cm breite Öffnung konnte man hineinklettern. Der französische Schriftsteller Charles de Lorbac berichtet von einem robusten Deutschen, der auf halber Strecke in diesem Durchgang steckenblieb. Der Ärmste! War man bis in der Kugel, boten sich durch Spalte in der Bronzekugel phantastische Ausblicke. Überliefert ist, dass Papst Gregor XVI. hier den russischen Zaren Nikolaus I. empfing und ihm Erfrischungen anbot. Der letzte Papst, der hinaufstieg, war Pius IX. am 28. Juni 1847, dem Vorabend des Hochfestes des heiligen Petrus (Festa dei Santi Apostoli Pietro e Paolo).

Pio IX (...) salì la vigilia della festa di San Pietro nel 1847, di sera, prima di fermarsi per un pic-nic sul tetto della basilica con cortigiani e prelati.
2005 wurde die Kugel zum ersten Mal seit ihrer Vollendung 1593 von den Krusten der Vergangenheit befreit. Dabei entdeckte man, dass sie ganz mit Gold überzogen ist, das seine Leuchtkraft im Laufe der Zeit eingebüsst hatte. Ebenso entdeckte man eine Inschrift in lateinischer Sprache mit welcher Giacomo della Porta und sein Sohn Paolo die Vollendung der Peterskuppel 1593 verkünden. Leider finde ich davon kein Bild.

E' interamente ricoperta d' oro la palla di bronzo che domina Roma a centoventi metri d' altezza sopra il tamburo della cupola di San Pietro. La clamorosa scoperta è stata fatta dai «sanpietrini» che la stanno «lavando» per la prima volta da quando fu terminata nel 1593, come indica una data sotto la firma in latino dei suoi autori, l' architetto Giacomo della Porta e suo figlio Paolo. Una firma di cui non si conosceva l' esistenza.La palla tornerà a brillare come un faro dopo secoli di grigiore prodotto dalle reazioni chimiche del bronzo nel quale è stata fusa.
Quelle: «E' d' oro la palla su San Pietro» La scoperta durante il restauro
Ein wahrer Schatz, der da gehoben wurde :thumbup: :thumbup: :thumbup:. Vielen Dank, liebe Simone!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja, das ist wirklich eine sehr interessante Entdeckung - und charakteristisch für Simone, die ja schon so viel Interessantes ausgegraben hat für unser Forum. :nod: :thumbup:


Außerdem Chapeau ... welch' witzige Wortschöpfung :eek: für die umnebelte Kuppel des Petersdoms:
Während wir die Via della Conciliazione entlanggingen, hüllte sich die Petersuppel :idea: 8) mal mehr, mal weniger in leichten Nebel, der sich endgültig auflöste, als wir den Petersplatz erreichten.
Es gibt Vertippsler, die viel zu schön sind, um sie zu beseitigen. :lol: :thumbup: :lol:
 
Liebe Simone,

endlich habe ich wieder Zugang zum WWW und kann Deinen Reisebericht lesen.

Vielen Dank für die wundervollen Bilder der versteckten Orte, die ich bislang nicht aus persönlicher Anschauung kenne. Das löst einen gewaltigen Schub von Romitis aus, der aber noch ein Weilchen auf die entsprechende Kur warten muss :~.

Seit gestern sind wir wieder in Lutetia und ich mag gar nicht an den bösen Störenfried denken, der mich morgen gnadenlos aus Morpheus Armen reißen wird.

Liebe Grüße
Claude
 
Nur rein sicherheitshalber :~ - falls irgendwer es tatsächlich nicht gerafft haben sollte: Es handelt sich um ein Wortspiel mit der Nebelsuppe und der Peterskuppel. :idea: :roll: :idea:
 
Vielen Dank für die wundervollen Bilder der versteckten Orte, die ich bislang nicht aus persönlicher Anschauung kenne. Das löst einen gewaltigen Schub von Romitis aus, der aber noch ein Weilchen auf die entsprechende Kur warten muss :~.

Liebe Claude,

willkommen zurück! Es freut mich, dass Du bereits den Anschluss an das verborgene Rom gefunden hast. 8) Sicher findet sich 2016 die Gelegenheit zur "Kur". :thumbup:

Einen gelungenen Start in den Alltag
wünscht
Simone
 
Ich lade alle interessierten Leser ein zu einem Spaziergang auf dem Forum Romanum mit den Schwerpunkten Oratorium der 40 Märtyrer und Kaiser-Rampe, welche seit Ende Oktober 2015 zu besichtigen sind. Folgt bitte diesem Link zur ersten Seite meines Reiseberichts Verborgenes Rom
 
Liebe Simone,
vielen Dank für deinen neuen interessanten Bericht (und natürlich auch für die vorherigen)!
Da sind dir ja wunderbare Fotos gelungen, die mich dazu gebracht haben, mir direkt Notizen fürs nächste Mal zu machen.
Unser Forumsbesuch war leider völlig missglückt, so dass wir nicht dazu kamen, die Rampe zu sehen.
Beides - Oratorium und Rampe - hast du in wirklich tollen Bildern eingefangen.
 
Liebe Simone,
vielen Dank für deinen neuen interessanten Bericht (und natürlich auch für die vorherigen)!

Liebe ColleMarina,
zunächst einmal ein "Herzlich Willkommen zurück"! Ich wünsche Dir gutes Wiedereingewöhnen daheim.

Unser Forumsbesuch war leider völlig missglückt, so dass wir nicht dazu kamen, die Rampe zu sehen.

Oh je, das tut mir aber leid. Was ist denn da nur schiefgegangen? Von dem katastrophalen Restaurant-Besuch habe ich auch bereits gelesen.

Beides - Oratorium und Rampe - hast du in wirklich tollen Bildern eingefangen.

Danke schön! Ich dachte eigentlich, ich hätte mehr von der Rampe gemacht aber manchmal muss auch einfach nur geniessen und nicht jeden Schritt dokumentieren. ;) :~
 
Vielen Dank für deinen tollen Bericht vom Forum Romanum. Wenn ich das so lese, überlege ich mir ernsthaft das Forum beim nächsten Besuch mit in die Planung zu integrieren. Besonders falls S. Maria Antiqua bis dahin tatsächlich zu besichtigen wäre.


Die kannte ich bis jetzt noch nicht. Ich finde es aber äußerst interessant, dass sich gerade in der Zeit um und nach 300 verstärkt die Idee von christlichen Heeresteilen verbreitet hat. Da scheint es ja einen regelrechten Kanon von Erzählungen zu geben, die alle das gleiche Grundmuster tragen.

Ob es sich bei den folgenden Heiligen-Darstellungen an der linken Wand des Oratoriums (wenn man zur Apsis blickt) ebenfalls um die 40 Märtyrer oder Szenen aus dem monastischen Leben (welche auf der Informationstafel erwähnt werden) handelt, kann ich nicht sagen. Ich fand die Gesichter wunderschön und hätte noch mehr Detailaufnahmen machen sollen. Man darf ohne Blitzlicht photographieren.

Mein erster Tipp wäre, dass es wieder die Martyrer sind. Auf dem Bild sind ja einige Köpfe mit Nimben zu sehen und das passt ja nicht so recht in den monastischen Alltag. Dort wird meist nur der Titularheilige und allenfalls noch der Abt, falls er eine heiligenmäßige Verehrung erfahren hat, so dargestellt. Weißt du zufällig von wem die Wandmalereien sind oder habe ich das irgendwo überlesen?

 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für deinen tollen Bericht vom Forum Romanum. Wenn ich das so lese, überlege ich mir ernsthaft das Forum beim nächsten Besuch mit in die Planung zu integrieren. Besonders falls S. Maria Antiqua bis dahin tatsächlich zu besichtigen wäre.

Freut mich, dass er Gefallen findet! Dann würde auch ich keine Sekunde zögern!

Ich finde es aber äußerst interessant, dass sich gerade in der Zeit um und nach 300 verstärkt die Idee von christlichen Heeresteilen verbreitet hat. Da scheint es ja einen regelrechten Kanon von Erzählungen zu geben, die alle das gleiche Grundmuster tragen.

Das wiederum wusste ich nicht.

Mein erster Tipp wäre, dass es wieder die Märtyrer sind. Auf dem Bild sind ja einige Köpfe mit Nimben zu sehen und das passt ja nicht so recht in den monastischen Alltag. Dort wird meist nur der Titularheilige und allenfalls noch der Abt, falls er eine heiligenmäßige Verehrung erfahren hat, so dargestellt.

Ich habe nur diese Informationstafel gelesen,


komme aber nicht wirklich klar mit den darin genannten Himmelsrichtungen. Sind "meine" Heiligen nun an der Ost-oder der Westwand, oder, oder? Fig. 4 scheint mir auf Ostwand hinzuweisen. Dann hätte ich mich auch mit den monastischen Szenen getäuscht. Beim Hineingehen waren sie auf jeden Fall links von mir.

Weißt du zufällig von wem die Wandmalereien sind oder habe ich das irgendwo überlesen?
Nein, das weiß ich nicht. Hier liest man auch keinen Namen sondern nur die Entstehungszeit:

Sulla parete sinistra è un affresco con una teoria di santi; sul muro di destra dell'ambiente è conservato un affresco che forse rappresenta s. Antonio eremita. Le pitture sono databili al sec. VIII. Anche il pavimento in frammenti marmorei è risalente all'epoca medioevale.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das wiederum wusste ich nicht.
Gängister Vertreter - wenn man bei einem solchen Thema überhaupt von gängig sprechen kann - ist die Thebäische Legion. Diese Legenden spielen alle darauf, dass das römische Heer in der Spätantike sehr heterogen aussah und somit auch verschiedene kulturelle und ideelle Einflüsse hineingerieten. Die Erzählungen gipfeln darin, dass ganze Kontingente zum Christentum übertraten und für ihrer Konversion dann im Kollektiv getötet wurden. Dass diese Bericht in der Zeit Konstantins spielen, ist daher auch kein Zufall.

Sind "meine" Heiligen nun an der Ost-oder der Westwand, oder, oder? Fig. 4 scheint mir auf Ostwand hinzuweisen. Dann hätte ich mich auch mit den monastischen Szenen getäuscht. Beim Hineingehen waren sie auf jeden Fall links von mir.
Wenn ich den Plan richtig lese, dann wäre die Ostwand ja diejenige, an der auch die Apsis liegt. Die Westwand dagegen die im Eingangsbereich.

Nein, das weiß ich nicht. Hier liest man auch keinen Namen sondern nur die Entstehungszeit:
Sulla parete sinistra è un affresco con una teoria di santi; sul muro di destra dell'ambiente è conservato un affresco che forse rappresenta s. Antonio eremita. Le pitture sono databili al sec. VIII. Anche il pavimento in frammenti marmorei è risalente all'epoca medioevale.

Ich würde nach wie sagen, dass es sich dabei um Heilige handelt. Im 8. Jahrhundert wäre eine Darstellung einer monastischen Gemeinschaft zwar nicht ausgeschlossen - immerhin wandelt sich in dieser Zeit das Mönchsein merkbar in Richtung von monastischen Gemeinschaften - aber von der künstlerischen Ausgestaltung her sprich Vieles eher von eine Heiligendarstellung.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@amator_antiquitatis

Das wiederum wusste ich nicht.
Gängister Vertreter - wenn man bei einem solchen Thema überhaupt von gängig sprechen kann - ist die Thebäische Legion. Diese Legenden spielen alle darauf, dass das römische Heer in der Spätantike sehr heterogen aussah und somit auch verschiedene kulturelle und ideelle Einflüsse hineingerieten. Die Erzählungen gipfeln darin, dass ganze Kontingente zum Christentum übertraten und für ihrer Konversion dann im Kollektiv getötet wurden. Dass diese Bericht in der Zeit Konstantins spielen, ist daher auch kein Zufall.

Vielen Dank für Deine zusätzlichen Erläuterungen. Auf die Thebäische Legion hätte ich leicht selbst kommen können. :~ St. Gereon (Köln), St. Cassius und St. Florentius (Bonn) sowie St. Victor (Xanten) sind mir gut bekannt. :nod:
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Simone,

Deinen Bericht vom Besuch des Forum Romanum mit dem Oratorium der vierzig Märtyrer u. der Kaiser-Rampe habe ich mit großer Freude gelesen.
Auch über das zufällige Zusammentreffen dort mit Dir und Gaukler, sowie die weitere gemeinsame Besichtigung, habe ich mich sehr gefreut.:nod:
So viele Details, wie auf Deinen Fotos zu sehen, habe ich auf dem Weg die Rampe hinauf, gar nicht wahrgenommen.:blush:
Ich hoffe daher auf eine erneute Gelegenheit, die Kaiser-Rampe, sowie vielleicht auch S. Maria Antiqua zu sehen.

Ursula
 
Sehr schön, dass es auch mal wieder etwas neues im Forum zu entdecken gibt. Vielen Dank für diesen höchst informativen Einblick. Schade allerdings, dass diese Sonderausstellung nur noch wenige Tage dauert.

Ich hoffe allerdings, dass S. Maria Antiqua tatsächlich dieses Jahr endlich geöffnet wird.. wie oft hab ich da schon vor verschlossener Tür gestanden.
 
Liebe Simone,

Deinen Bericht vom Besuch des Forum Romanum mit dem Oratorium der vierzig Märtyrer u. der Kaiser-Rampe habe ich mit großer Freude gelesen.

Liebe Ursula,

es freut mich, dass der Bericht Dir gefällt und einen kleinen Beitrag zur Erinnerung an die schönen Stunden in Rom darstellt.

Auch über das zufällige Zusammentreffen dort mit Dir und Gaukler, sowie die weitere gemeinsame Besichtigung, habe ich mich sehr gefreut. :nod:

Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit und das soll uns erstmal einer nachmachen! ;) Ein wirklich toller Zufall! 8)

So viele Details, wie auf Deinen Fotos zu sehen, habe ich auf dem Weg die Rampe hinauf, gar nicht wahrgenommen. :blush:
Ich hoffe daher auf eine erneute Gelegenheit, die Kaiser-Rampe, sowie vielleicht auch S. Maria Antiqua zu sehen.

Dazu findet sich sicher die Gelegenheit aber ich hoffe, es sind nicht solche Details, die mit dem Ausstellungsende am 10.1. dort entfernt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass danach vielleicht andere Überreste in den kleinen Nebenräumen entlang der Rampe gezeigt werden.
 
Zurück
Oben