Vor 50 Jahren: Paul VI. schafft päpstlichen Hofstaat ab

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Kurienreform 1968: Paul VI. schaffte vor 50 Jahren den Hofstaat ab - Vatican News

Schluss mit Straußenfedern: Vor 50 Jahren schaffte Papst Paul VI. den päpstlichen Hofstaat ab. Am 28. März 1968 erschien der Erlass „Pontificalis domus“, mit dem der Montini-Papst den Päpstlichen Hof zum Päpstlichen Haus umwandelte.
Was das hieß, warum Paul VI. das tat und wer sich von seiner Kurienreform bedrängt fühlte, darüber sprach Gudrun Sailer mit dem Montini-Biografen Jörg Ernesti, der in Augsburg Mittlere und Neuere Kirchengeschichte lehrt.
 
Padres Einschätzung teile ich voll und ganz.

Meine beiden nachstehenden Zitate entstammen dem oben von Simone verlinkten Artikel.

Wenn man sich etwa noch ältere Bilder anschaut von einem Einzug Pius' XII. aus den 40er/50er Jahren, dann sieht man neben dem päpstlichen Tragesessel, der sedia gestatoria, schwarz gewandete Herren im Stil der spanischen Hoftracht, mit Orden, Federhut, Speer und Degen. Man würde ein solches Gewand, glaube ich, eher im 16. Jahrhundert am spanischen Hof ansiedeln als im 20. Jahrhundert.
Das ist zweifelsohne richtig. Allerdings tritt noch heute die Schweizergarde ähnlich wehrhaft auf. Und vielleicht dauert es gar nicht mehr lange, bis deren Mitglieder (allen voran der Kommandant), die bislang in elegantem Sonntagszwirn das sog. Papamobil eskortieren, sich erneut in einer schwarzen Tracht wiederfinden werden - d.h. dann mit kugelsicherer Weste, Balaclava und Helm.


Was die Kurienreform betrifft:
In dieser Tradition steht meines Erachtens auch Papst Franziskus. Ich sehe bei ihm einen starken Rückbezug auf Paul VI. Ob das nochmal wirklich ein so großer Wurf wird wie bei Paul VI., eine so umfassende Neugestaltung, sei es des Aufbaus der Kurie, sei es des Zeremoniells, das sei dann dahingestellt. Vielleicht braucht es da auch den Hintergrund, den Paul VI. hatte, nämlich 30 Jahre an der Kurie selbst tätig gewesen zu sein.
Auch ich denke, dass genau dieser Hintergrund Papst Franziskus fehlt. Dennoch könnte m.E. auch seine Reform zur wichtigen Weichenstellung werden.
 
Er hat ja auch etwas eingeführt, was die Päpste seither beibehalten haben: Päpste, die auf dem Tragesessel getragen wurden, hatten ja keinen Bischofsstab nötig, im eigentlichen Sinne. Paul VI. führt den Kreuzstab ein, der ja heute noch getragen wird von Papst Franziskus, ein modernes Kunstwerk von einem zeitgenössischen Künstler, Lello Scorzelli.
Mich hat etwas überrascht, dass der Kreuzstab von Lello Scorzelli (über die beiden gab es ja hier schon mal eine ausführliche Recherche) die erste Ferula mit dem Corpus war und man bis dahin auf den Kreuzstab vor allem ein prachtvolles Kreuzzeichen gesetzt hatte.
 
Zusatz: Vor 50 Jahren beendete Paul VI. den päpstlichen Hofstaat

Artikel von Johannes Schidelko

Das Motu proprio vom März 1968 trat sofort in Kraft. Eine der ersten Neuerungen war wenige Tage später die Einladung zu den Feiern der Karwoche. Sie wurde den Betroffenen nicht mehr auf Latein durch "Päpstliche Läufer" zugestellt, sondern erschien als einfache "Bekanntmachung" im "Osservatore Romano" - auf Italienisch.
 
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