OT aus: 25.-31.10.2014, das erste Mal in Rom Teil 1

Sam Caracha

Civis Romanus
Abgebogen von: 25.-31.10.2014, das erste Mal in Rom Teil 1

Ich bitte noch einmal um Entschuldigung, hatte eine unsynchronisierte, also nicht aktuelle Dropboxversion reinkopiert, deshalb auch die vielen Fehler. Hier nun also die korrigierte Version mit Tippfehler-, Inhalts- und Synthaxkorrektur und neuen Abschnitten, bitte um Übernahme und Löschen des alten Posts.


Hier folgt nun der erste Teil meines Reiseberichts aus Rom. Der zweite Teil sollte hoffentlich bis in 4 Tagen ebenfalls fertig sein. Schreibfehler korrigiere ich gerne noch, auch beim hundertsten Durchlesen überliest man doch noch einiges. Bitteschön.

Einleitung und Vorbereitung:
Nun bin ich eigentlich eher der Reisemuffel und abgesehen von einem kleinen Tauchtrip nach Kroatien war ich seit 13 Jahren nicht mehr im Urlaub weggefahren, geschweigedenn geflogen.
Ich kann mir nicht ausmalen was am Strand von Südfrankreich so viel toller sein sollte als im Liegestuhl auf Balkonien. Mit Urlaub verbinde ich den Stress der Vorbereitung, Preisvergleiche, darauf bedacht sein nicht abgezockt zu werden, die beschwerliche Reise, drückende Hitze und Brüten in Autoschlangen oder mit schweißklebenden Kleidern im Staube einer vertrockneten, ockerfarbenen Straße bei jedem vorbeifahrenden Auto eine Panade bekommen. Die ganzen Kosten, die Kultur, die ganzen Dinge, die man vergessen hat einzupacken... all das scheint mir unvergleichlich gegenüber dem möglichen Benefit, der Entspannung (der ich ja nach meiner Vorrede ohnehin einen Abschiedkuss geben konnte) oder dem Erlebnis, das da auf mich harren sollte.
Ich mag es da, wo ich mir eine Höhle gegraben, eine Kuhle gelegen habe.
Meine Schwester ist da ganz anders. Rucksack auf, egal was da drin ist und dann Afrika, Israel, Warschau oder England erleben. Den Gedanken, dass diese Reise auch mal in die Hose gehen könnte oder dass die Mühe nicht die Bilanz rechtfertigen könnte lacht sie ins Gesicht. Aus meinen Augen tritt sie diese Reisen mit einer beneidenswerten Unschuld und Zuversicht an, die ich einfach nicht habe. Wegen mir ist alles vorgeplant, zumindest entworfen, inklusive Plan B und selbst dann bleiben für mich noch genug Spielräume für Spontanität und Improvisation.

Wie man schon sieht treffen hier nun zwei Reisegemüter aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Verlauf der Reise, soviel sei vorweg genommen, sollten sich die Extreme jedoch etwas ausbügeln.
Wie kommen wir dann also auf die Idee etwas gemeinsam zu unternehmen? Mhm, ich glaube ich hatte schon zwei-drei Gläschen Wein hinterm Schnautzer, als mir der Gedanke kam, mit meiner kleinen Schwester, die inzwischen ca. 400km weit weg wohnt sei doch auch mal wieder ein nettes Auskommen.
Auch wenn das aus dem vorhergegangenen Absatz nicht offenkundig ist, aber wir verstehen uns prächtig. Vielleicht eben weil wir so verschieden sind. Sie, die Hippiemaus und ich der grummelige, konservative Deutsche. Wir teilen ähnlichen, leicht zynischen Humor und wie man so schön sagt auch den ein oder anderen Gedanken.
Davon abgesehen wollte ich schon länger mal über meinen Schatten springen, hatte mit Ausflügen geliebäugelt, aber der letzte Anstoß hatte gefehlt. Finanziell war ich inzwischen auch ausreichend solide aufgestellt, sodass es zu verschmerzen gewesen wäre, selbst wenn ich den Betrag nur verbrannt hätte.

Also angerufen: "Hey Schwesterherz, wir müssen zusammen wegfahren!" Selbst wenn ich es mir jetzt noch anders überlegt hätte, hätte sie mich auf diese Aussage festgenagelt. "Wo bist du denn noch nicht gewesen?" Kurzes Überlegen, was ist sinnvoll, was lohnenswert? Strandurlaub schied aus, reiner Wanderurlaub auch. Städtisch hatte sie schon viel gesehen, das mich auch noch interessiert hätte, Prag, Wien, London, Lissabon, Oslo. Andere Städte schieden mangels Interesse aus. Berlin zum Beispiel.
Nun hör ich gleich wieder die Stimmen laut werden: "Ach, Berlin, das is sooo toll und bunt und da sind echt alle möglichen Leute und es is voll schön da." Ich war noch nie in Berlin, aber ich war in München. Und ich musste feststellen, dass es viele Menschen entweder primär zur einen oder zur anderen Stadt hinzieht. Mich hatte es nie nach Berlin gezogen. Mir kam Berlin wie eine riesige WG-Party aus Studentenzeiten vor, da is es auch immer alles sooo toll und bunt und da sind echt auch alle möglichen Leute. Egal, ich schweife ab.
Mir fiel noch eine Stadt ein: Rom.
Ich weiß nicht wieviele der geschätzten Leser mit dem Computerspiel "Assassin's Creed" vertraut sind. Hierbei handelt es sich um eine frei begeh- und bekletterbare Welt, nachempfunden den Städten von Florenz, Venedig und eben auch Rom in der Renaissancezeit mit den Monumenten und Straßenzügen. Um das Kapitel meiner medialen Vorprägung zu vervollständigen sei berichtet, dass ich auch Dan Browns "Illuminati" nur mit dem Stadtplan neben dem Buch lesen konnte.

Soviel wusste ich also schonmal von Rom und das ist besser als nichts. Die Monumente hatte ich schon mal gesehen, die ein oder andere Kirche im Hinterkopf, sodass ich bei der Auswahl der Herberge nicht nur mit dem Finger auf die Karte zeigen musste.
Zudem war eine ehemalige Kommilitonin vor einiger Zeit in Rom gewesen und auch wenn sie mir in ihrem Kunstverständnis voraus oder zumindest *hust* von mir entfernt liegt, so schätze ich doch ihren Rat, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich sie kenne und ihren meist zaghaften Urteilen viel Wert beimesse.
Sie berichtete mir eben vom Hotel in dem sie übernachtet hatte. "Das ist super zentral gelegen, da kannst du alles zu Fuß machen. Ist halt etwas einfacher, aber die Lage ist top!"
"Nungut,", so dachte ich, "wenn der Preis einigermaßen stimmt, dann kann es dieses Hotel genauso sein wie jedes andere." Die Lage, etwas nördlich der Tiberinsel erschien mir wirklich nicht schlecht. Die Fotos auf der Internetpräsenz zeigten ein von außen weniger einladendes Etablisement. Etwa so, als habe die Fassade und die ausgeblichene Kugelmarkise, die an Filme aus den 30ern, spätestens jedoch der frühen Nachkriegszeit erinnerte schon vor vielen Jahren ihre Pracht und Glanz eingebüßt. Doch dem Erfahrungsbericht vertraute ich mehr als schnöden Bildern und ich buchte über einen Drittanbieter (da die Internetpräsenz des Hotels in dieser Zeit nicht zu erreichen war) ein Doppelzimmer in einfachster Kategorie für 6 Nächte inklusive Frühstück für 750€. Auf eine Emailanfrage hin etwa drei Wochen später schrieb man mir freundlich, dass meine Buchung auch eingegangen sei. Auch wenn die Internetseite in deutscher Sprache verfügbar war entschied ich im Sinne aller Beteiligten, dass auf Englisch zu korrespondieren den geradlinigsten Weg darstellte. Trotzdem suchte ich sogleich nach einer Übersetzungs-Applikation ins Italienische, die auch offline verfügbar war und eine Offline-Karte von Rom. Beides fand ich in "dict.cc" und "City Maps 2Go", wobei letztere lediglich bei der Verfolgung unserer Bustransferroute vom Flughafen zum Hauptbahnhof zum Einsatz kam.

Für die Auswahl des geeigneten Flugs zog ich dafür meine Schwester heran, die bekannterweise Erfahrung mit div. Flugsuchmaschinen hatte und ich wurde in meiner Erwartung auch bestätigt. Routiniert stellte sie mir eine kleine Auswahl an Flugrouten vor. Da es wenig Sinn machte zunächst einmal 400km zu Land zurückzulegen, nur um dann im selben Flieger zu sitzen entschieden wir uns getrennt an- und abzureisen. Mein Flug ging über Zürich nach Rom, ihrer direkt. Jedoch verzichtete sie auf einen Koffer und nahm nur ihren berühmten Rucksack als Handgepäck mit.

Einige Wochen vor Abflug kam dann ein Päckchen mit einem Reiseführer Rom des National Geographic Travelers und einer netten Nachricht an mich an. Mein Schwesterchen hatte im Wissen um meine Plan-Neurose an mich gedacht. Hach!
Die wohl sinnvollste Anschaffung in der Vorbereitungsphase war der Stadtplan. Ich hatte mich hierbei für "freytag&berndt" entschieden, da die Folierung einer mehrtägigen Odyssee standhalten würde und man auch bei Regen nicht nur aufgeweichte Kartenschnippsel in der Hand hält.
Im Nachhinein fand ich es auch recht hilfreich, dass die Straßennamen auf der Karte alle in Italienisch gehalten waren. So fanden wir uns mittels Straßenschildern zügiger zurecht, als ich mir dies bei den deutschen Übersetzungen anderer Karten hätte vorstellen können, die ich im Internet gefunden hatte.
Die Karte zeigt etwa den Ausschnitt von Villa Giulia bis zum südlichen Ende des Circo Massimo (die Cestius-Pyramide ist also grade so nicht mehr drauf) und von Westende des Vatikans zu Universität. Somit ist zwar Trastevere verzeichnet, Ostiense samt Bahnhof und wie wir feststellen mussten auch der nördlichste Teil des Borghese-Parks, der dortige Zoo zum Beispiel oder der Wasserturm fehlten jedoch. Da wir uns bei unserem ersten Romaufenthalt jedoch ohnehin auf die Innenstadt beschränken wollten war dies kein Problem. Die Karte zeigt außerdem noch ein Schema über das U-Bahnnetz, eine Übersichtskarte über ganz Rom und rückseitig jeweils 5 Tipps zu den Themen "Einkaufen", "Kulinarik", "Kultur", "Nachtleben" und "Sehenswürdigkeiten". Diese wirken jedoch eher willkührlich gewählt und waren uns keinerlei Hilfe. Auch suchten wir manchmal im Straßenverzeichnis vergeblich nach kleineren Straßen, aber auch hier sprengten wir irgendwann den Rahmen der Kartenauflösung. Zurechtgefunden haben wir uns trotzdem prima damit. Einige Gebäude auf der Karte, vor allem die Kirchen sind farblich hervorgehoben, dies schien uns jedoch wenig sinnvoll wenn auch nicht hinderlich.

Da meine Schwester einen halben Tag vor mir ankam schickte ich auch ihr eine Karte und erklärte den Weg vom Termini zum Hotel.
Rasch war auch klar, dass der Transfer vom Flughafen in die Stadt am sinnvollsten mit dem Bus zu bewerkstelligen sei.
Den Reiseführer nahm ich mir für die Woche vor dem Abflug in meinem Nachtdienstblock zur Brust. Ich versuchte von Vorne nach Hinten zu lesen, erkannte schnell, dass der Führer in Stadtbezirke gegliedert war, jeweils mit Einführung und Überblick, danach folgten die detailierten Informationen zu den jeweiligen Stadtteilen oder dem entsprechende Monument. Leider fehlten auch in dieser Lektüre der ein- oder andere Hinweis zu bestimmten Plätzen, Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten. Dass man nicht jeder Kirche in Rom eine Seite im Reiseführer wittmen kann ist natürlich verständlich.
Neben dem Reiseführer trieb meine Schwester auch einige Tipps von einem Bekannten auf, der irgendwo im Kunst-/Kulturbereich studierte.

Ankunft:
Nun kamen also der Flug und das Abenteuer immer näher. Leider kam ich erst gegen 20 Uhr am Fiumicino an, nahm aber nach kurzer Wartezeit den nächstbesten Bus für 5 Euro in die Stadt und konnte im Vorbeifahren schon einige Sehenswürdigkeiten bewundern (u.a. Pyramide, Colosseum), die im Lichte der nächtlichen Bestrahlung funkelten. Die ersten teils staunenden, teils erschreckenden Erfahrungen mit dem berüchtigten römischen Fahrstil konnte ich während dieser Fahrt schon machen, wobei mir die Behändigkeit, mit der unser Fahrer um Kuppen, Schilder und enge Gassen kurvte tiefer im Gedächtnis blieb als die Angst vor dem unweigerlichen Lackschaden.
Die Fahrt dauerte ziemlich genau 60 Minuten, wobei auch ein Zwischenhalt am Termni Ostiense hinzukam. Hätte ich dies früher gewusst, so hätten wir auch hier schon aussteigen und die Straßenbahn fast bis zur Haustür nehmen können.

Meine Schwester holte mich am Bahnhof ab und ich machte mich geistig mit einem längeren Fußmarsch ins Hotel vertraut. Doch die Gute hatte zwei Bierchen (Peroni) organisiert und die herzliche Wiedersehensfreude machte diesen Spaziergang zu einer adäquaten Einstimmung auf Rom. Hier merkte ich schon, dass die Aussage "man kann in Rom alles zu Fuß machen" in der Tat Hand und Fuß hatte. Der Weg kam mir erstaunlich kurz vor und spätestens als wir an den Fori Imperiali vorbeischlenderten und ich dann auch noch das Monumento a Vittorio Emanuele II in seiner Größe erblickte wars um mich geschehen.
Letzteres, so beschloss ich innerlich, würde als Monument einestages auch meinem eigenen Ego als Domizil angemessen sein.
Bereits am Bahnhof fielen die Werber für Taxis auf, die eher einen doubiosen Eindruck hinterließen. Die indische/pakistanische/bangladeschie Gemeinde imponierte auch hier bereits mit ihrer offensiven Verkaufsstrategie für Selfie-Teleskopstöcke, einem Handyhalter, der dem gemachten Bild genug Raum für Person und Monument im Hintergrund geben sollte.

Nach ca. 45 Minuten Wegzeit, die mir wirklich nicht so lange erschienen kamen wir am Hotel an. Vom Äußeren her hatte ich mir keine Illusionen gemacht und wurde so auch nicht enttäuscht. Das Innere war schlicht aber knuffig, ein mit Skulpturen geschmückter Treppenaufgang führte uns dann in das spartanische Zimmer, das nicht mehr enthielt als das Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch mit Fernseher (nur italienische Programme) und einen kleinen Nassraum mit Dusche, Waschbecken, WC und Bidet. Die Fließen hatten zahlreiche Sprünge, davon abgesehen war das Zimmer jedoch sauber und ordentlich. Wir mussten uns noch für den Folgetag am Frühstücksbuffet eintragen, Hier gab es Zeitfenster von 30 Minuten zwischen 7:40 Uhr und 9:00 Uhr. Diese Einschränkung fiel uns etwas negativ auf, weil man damit nicht einfach spontan dann frühstücken konnte, wenn man wollte und eigentlich nicht länger als die 30 Minuten des Zeitfensters. Dass der gemeine Römer sein Frühstück, seinen Kaffee und das Hörnchen ohnehin eher im Stehen an der Bar auf dem Weg zur Arbeit verdrückt und keine ausschweifende Frühstückskultur zelebriert las ich erst später und es erklärte mir einiges.
Wir bekamen jeden Morgen jeweils ein Croissant und ein Brötchen, das in seiner Form wohl an die zahlreichen Kuppeln Roms erinnern sollte, jedoch im Inneren immer mit mehr Luft als Teig gefüllt war. Dazu gab es Orangen (wirkten unreif, waren schlecht zu schälen), Kiwi und Apfel. Zweierlei Zitrussäfte, wohl aus Konzentrat, Milch und Wasser. Wir wurden gefragt was wir zum Frühstück trinken wollten und entschieden uns entweder für Cappucchino oder Kaffee. Auch hier wurde davon ausgegangen, dass wir nicht noch einmal nachbestellen wollten, was wir aber auch angesichts der Zeit nicht taten. Die Getränkeportionen waren gerade gut für ein kleines Frühstück, ohne dass es uns unbedingt nach mehr verlangt hätte. Außerdem waren verschiedene Joghurts, ungesüßte Cornflakes, verschiedene Marmelade, Honig, Nougatcreme, Frischkäse, Butter und Streichkäse vorhanden sowie Schmelzkäse und zu meinem Bedauern Fleischauflage nur in Form abgepackter Leberwurst oder Pastete. Dazu kamen Cräcker, kleine Vollkornbrotscheiben und Kekse.
Wir machten es uns zueigen vom Frühstück noch ein kleines Stück Gebäck oder ein halbes Brötchen für den Tag mitzunehmen.

Tag 1:
Sonntag war, wie ich durch meine doch sehr gut vorbereitete Schwester erfuhr der Tag des offenen Vatikanischen Museums. Deshalb brachen wir schon frühzeitig in Richtung Petersplatz auf. Wir hielten uns von den größeren Straßen fern und liefen die Via Giulia nach Norden, um dann über die Ponte Vittorio Emanuelle II das andere Tiberufer zu erreichen. Die Aussicht auf den Petersplatz weckt natürlich bereits Vorfreuden.
Auf die Kuppel des Doms mussten wir selbstverständlich klettern, zumal uns ein einmaliger Ausblick über Rom prognostiziert worden war. Die Schlange entlang der rechten Säulenreihe vor dem Gepäckcheck und Metalldetektor (welche von eher mäßig aufmerksamen Beamten betreut wurden) war in keinen 10 Minuten überwunden und wir machten uns die ~500 Stufen auf. Ich hätte schon daran denken können, dass man nach dem Aufstieg feuchtgeschwitzt auf einen Balkon tritt, wo der Wind doch empfindlich kalt bläst. Irgendwie hab ich vergessen, dass ich noch einen Pullover im Rucksack hatte und fror. Geschah mir recht.
Mit dem Fernglas und der Handykamera lässt sich die Aussicht natürlich nicht umfassend festhalten, zudem wurde die Plattform auch rasch sehr eng und so gingen wir nach einer Weile wieder nach unten und kamen direkt in den Petersdom.

Über dessen Anblick kann ich hier nicht allzuviel im Detail berichten, nur dass mich die Menschenmenge und fotografierender Touristen (zu denen wir ja aber auch gehörten) in einer Kirche erschreckte. An diesen Eindruck musste ich jedoch in Rom in weiteren Kirchen gewöhnen, seltene Beispiele ausgenommen.
Aber auch was die Fresken und die Innegestaltung anging mussten sich die anderen Kirchen in Rom nicht unbedingt hinter dem Dom verstecken.
Bei Verlassen wunderten wir uns, dass wir nicht zu der angrenzenden Sixtinischen Kapelle kamen, wurden aber durch einen Wachmann informiert, dass man sich dazu rechterhand bei den Vatikanischen Museen anstellen musste.
Obwohl ich gerne das Angulusgebet gehört hätte entschieden wir uns also für das Anstehen. Auch das war schon ein Erlebnis, da nach jeder erleichternden Kurve um ein Mauereck eine weitere Schlange auf uns wartete. Insgesamt standen wir ca. 2h an und das war die mit Abstand längste Schlange im gesamten Tripp.
Nebenbei wurden wir natürlich wieder mit Krimskrams umworben und mit dem Angebot sich doch irgendwie an der Schlange vorbei mogeln zu können, falls man nur in die Sixtinische Kapelle wollte. Wie das genau von statten gehen sollte und wieviel leichter mein Geldbeutel dabei werden würde blieb uns beiden aufgrund mangelnden Vertrauens in die öligen Gesellen verschlossen. Jedoch waren wir nicht die einzigen, die ehrenvoll und mit Würde in der Schlange ausharrten, wielange sie denn nun auch sein möge anstatt auf die halunkenhafte Angebote einzugehen.

Es war nun mittlerweile etwa halb eins bis wir in die Museen kamen. Wir wollten uns auf jedenfall den Laokoon sehen, auf dessen Hinweg wir am Pinienzapfen vorbeikamen (ein Symbol, das wir anschließend in vielen Gebäuden und Kunstwerken wiederfanden) und hatten eigentlich auch gehofft noch einen Blick auf "Disputa" und "Die Schule von Athen" zu werfen oder die vatikanischen Gärten zu besuchen, doch die Hallen schlossen sich gegen halb drei und uns blieb nur die Flucht in Richtung Sixtinische Kapelle. Trotz eindeutiger Piktogramme, Tonbandaufforderungen in vermutlich allen niederafrikanischen Stamesklickdialekten und 2-minütlicher ganz und gar nicht ruhigen Aufforderung "SILENTIO!" der an Wächter anmutenden Uniformisten kam man sich in dieser kleinen Kapelle vor wie auf dem Neu-Delhischen Gemüsemarkt zum Sommerschlussverkauf. Dieses Sakriment hatte nichts, aber auch gar nichts mehr mit einer Kirche zu tun. Vor dem Betreten bot ein Verkaufsstand unnötigen Schnickschnack feil, Steingut mit dem Antlitz von "Papa Francesco", Plastikdömen, Rosenkränzen oder àla Boybandgroupie schlicht Kalender - mit Papa Franz, von jedem Monat in stillem Urteil herabblickend. Und natürlich auch noch ein Stand am Ende jedes Abschnitts mit Puzzeln mit Motiven alter Meister, wieder dem Papst oder einfach nur Kugelschreibern für drei Euro fünfzig.
Wir mussten beide an die GEschichte mit Jesus und den Händlern im Tempel denken.
Vielleicht war es in der Kapelle auch nur so eng, weil es kurz vor Sperrstunde am kostenfreien Sonntag war, dass sich so viele Menschen plötzlich hier aneinander drückten, jedenfalls muss die Spätschicht der Putzkolonne Zustände wie nach 5 Tagen Wacken-Open-Air vorgefunden haben. Dass zwischen den Füßen auf dem dreckverkrusteten Boden nicht noch eine zertretene 5,0-Dose aufgetaucht ist war angesicht der offensichtlichen Entweihung und -zauberung des Ortes nur verwunderlich.
So blieb uns nicht ausreichend Zeit oder Möglichkeit das jüngste Gericht ausführlich zu studieren. Lediglich die Schöpfungsgeschichte war oben an der Decke quasi von jedem Punkt aus zu sehen. Und wieder Flucht nach vorne, noch eine Rund durch den Längsflügel des Museeumstracktes und dann die ersehnte frische Luft!

Ursprünglich war der Plan gewesen nun noch die Engelsburg zu besuchen, je nach Andrang ggf. auch ohne Besichtigung von innen. Da jedoch "glei ums Eck" (Zitat Schwester) DIE Eisdiele Roms, Italiens, wenn nicht sogar der gesamten nördlichen Hemisphäre lag ließ ich mich auf ein Eis ein, obschon mein Magen sich auch mit einem saftigen Zwiebelrostbraten zufrieden gegeben hätte.
Aus dem "glei ums Eck" wurden dann "nur noch hundert Hausnummern!" und schließlich "Oh, da wären wir fast dran vorbei gelaufen."
Via dei Gracchi 272, unscheinbarer Eingang. Man muss wie beim Arbeitsamt ne Nummer ziehen und bekommt dann sehr freundlich ein sehr sehr geiles Eis in die Hand. Kugelpreis lag etwa bei 1,50€, wobei das Wort Kugel in diesem Zusammenhang nicht ganz treffend ist, denn das Eis wird mit einem Spatel von den Gelaterinas in die Schale geformt.
Wie häufiger in Rom bemerkt gab es auch hier das Angebot an glutenfreien Kost, in diesem Fall glutenfreie Waffeln. Ob damit nur wieder die Ernährungsphilosophie-Schrägstrich-Gehirnfürze irgend eines Sportstudenten mit reichen Eltern aus Harward gehypt wird, oder aber derart viele Zöliakiepatienten nach Rom kommen um, freilich in der erfolglosen Hoffnung durch die päpstliche Aura von diesem irdischen Stigma erlöst zu werden wage ich hier nicht zu beurteilen und schließlich betrifft es mich auch nicht. Zum Genuss dieses cremig-aromatischen Sonetts aus Eis und Milch begaben wir uns zum Piazza dei Quiriti. Auch hier wieder ein Brunnen mit dem mittlerweile bekannten Pinienzapfen. Der Via Virgilio folgend stapften wir in einer Linie auf die Rückseite der Engelsburg zu, als wir Zeuge eines kleinen Auffahrunfalls direkt vor unseren Füßen wurden. Statt jedoch auch nur anzuhalten, gar Spuren zu dokumentieren und mit dem Hemdsärmel über den Kotfluegel zu reiben in der Hoffnung eine neue Lackierung auf kosten des anderen Verkehrsteilnehmers herauskitzeln zu können wurde für zwei Intervalle die Warnblinkanlage eingestellt, danach fuhr man rasch wieder seiner Wege.
Von hinten gingen wir an das Castell heran nicht ohne einen ca. 6-Klässler bei seiner Standpauke zu beobachten, weil er sich nicht in die Regeln seiner Pfadfindertruppe einodnen wollte. Mensch, hört sich eine Gardinenpredigt auf italienisch giftig an! Wir stellten uns nicht mehr in die Schlange an der Burg, der Eintrittsprei lag bei ca. 10€ und wir hatten für den Tag eigentlich genug gesehen.
Auf der Engelsbrücke fragte ich mich erst einen Augenblick lang, ob mir nun die Emanuell- oder die Engelsbrücke besser gefallen solle. Entscheiden konnte ich mich jedoch nicht. Wir beobachteten einen Touristen, der seiner Freundin offensichtlich das-was-aus-Tauben-unten-rauskommt aus den Haaren kratzte und ich kam nicht umhin zu sehen, wie er erfolglos versuchte dabei anteilnehmend auszusehen im hoffnungslosen Kampf gegen das unbarmherzige Grinsen in seinem Gesicht. Und das, wo ich noch kurz zuvor sowas wie: "Irgendwie hab ich das Gefühl es sind weniger Tauben in Rom als in anderen Großstädten." hervorgebracht hatte. Wir würden beide noch unsere Erfahrung mit den fliegenden Ratten machen, vermutlich auch weil wir ebenso grinsend an den Beiden vorbei marschierten.
Weil es auf dem Weg lag besuchten wir bei untergehender Sonne den Piazza Navona. Da wir uns im Senius des Tages befanden und die Beleuchtung am Brunnen noch nicht angeschaltet war gingen wir nach einigen Fotos auch ziehstrebig über den Platz und unserem Hotel entgegen in gutem Wissen, dass wir an diesem Piazza nicht zuletzt gewesen waren.
Nach einer halbstündlichen Entlüftung der Schuhsohlen und der Revitalisierung begaben wir uns in Richtung einer Trattoria, die im Reiseführer als preiswert und gut beschrieben war. (http://www.trattoriadaluigi.com/)
Wir wurden recht herzlich empfangen und an einen Tisch im Außenbereich beordert, der durch Pergola und Glühpilzen geschützt in (an?) einem kleinen Piazza (P. Sforza Cesarini) lag. Am Häusereck dieser Einbuchtung erkannte ich noch eine weitere, wohl eine für die Laufkundschaft bestimmte Fastfood-Filiale deren Kellnerpool sich offenbar mit dem des Luigi's überschnitt.
Essen, Service und Ambiente war mit einem deutschen Mittelklasselokal in etwa vergleichbar. Der gute Rotwein wurde in einer Karaffe gereicht und diese fasste gefühlt mehr als einen Liter. Die Trattoria landete damit auf Platz zwei unsererer lukullischen Entdeckungsreisen in Rom.
Für eine kleine Vorspeise (8 gefüllte und gebackene Zucchiniblüten, gebackenen Käse mit gegrillten Zucchinischeiben, einer Lammhaxe mit gebratenen Kartoffel sowie einer Flasche Hauswein, Sprudel und dem Brot und einem Esspresso kamen wir jedoch zu zweit schon auf die 50€.
Anschließend zogen wir noch einmal zum Vierflüssebrunnen und dem Pantheon und erfreuten uns der nächtlichen Atmosphäre, auch wenn ich mir die Beleuchtung größer und den Piazza voller vorgestellt hätte.

Tag 2:
Am folgenden Tag, Montag setzte ich meinen Besuch im Hardrockcafe ohne große Einwände durch. Dabei würden wir die Via Veneto entlang laufen, uns in bergeshöhe dann in den Borghese-Park schlagen und dann beim Piazza de Popolo wieder in die Stadt eintauchen. Mehr aus Spaß lud ich mir vor Beginn unserer Reise noch einige Geocaches auf mein Smartphone, ein kleines Hobby, das ich lange nicht mehr ausgeübt hatte. Wir folgten einer Spur dieser kleinen Schatzkisten über den Turtelbrunnen am Piazza Mattei, konnten uns dabei aber nicht entscheiden welche Schildkröte denn nun Raffael, Donatello, Michelangelo und welche Leonardo war. Trotzdem ein hübsches Eck, vor allem nicht so touristenüberlaufen hier.

Am Katzenfeld (Lago di torre agentina) entlang und durch die engen Straßen zogen wir einige Geocaches findend (vor allem meine Schwester fand die meisten) zum Trevibrunnen. Hier mussten wir entwas enttäuscht feststellen, dass der Brunnen restauriert und geputzt wurde, die barocken Figuren verhüllt und der Brunnen leer war. Rom ließ es sich jedoch nicht nehmen zumindest eine provisorische Brücke über das Becken zu bauen, sodass man den Bauarbeitern ins Maurerdekoltee starren konnte. Vom Brunnen haben wir dann nicht mal Bilder gemacht, sah einfach nicht schön aus. Ich war wirklich ein bisschen enttäuscht, denn das war ein Kunstwerk auf das ich mich gefreut hatte. Aber es sollte nicht das einzige verhüllte Relikt in Rom bleiben... Schnell noch einen Geocache geholt in Mitten der Menge und weite.

Aus irgend einem Grund umgingen wir den Piazza Barberini ohne ihn richtig wahrzunehmen und stapften durch die kleinen Seitenstraßen, weil wir die großen befahrenen Straßen meiden wollten auf die Kapuzinerkirche Santa Maria di Concezione zu. Hier hätte ich mir gern die Grüfte angeschaut, aber es war kurz vor der Mittagspause, sodass sich der Besuch nicht gelohnt hätte. Also folgten wir den weiten Kurven der Via Ventino den Berg hinauf, waren das erste Mal in Rom mit ausreichend breiten Gehwegen gesegnet, von prachtvollen Hotels mit Pagen gesäumt, die eher an Türsteher erinnerten (Was bedeutet "Du kommst hier nicht rein!" auf Italienisch?!) und uns gelangweilte Blicke zu warfen. Wir sammelten am Rande noch einen Cache und fanden uns bald beim Hardrockcafe wieder. Ich kaufte ein Shirt was nicht zuletzt daran lag, dass ich nur noch ein sauberes Hemd und ein T-Shirt mitgebracht hatte und machten etwas Smalltalk mit dem ausgesprochen lockeren Verkäufer. Das Cafe an sich war noch nicht geöffnet, sodass wir weiter ziehen mussten.
Vorbei an Westin Excelsior, dem Cafe de Paris (geschlossen) und Harry's Bar (eine Filiale befindet sich auch am Flughafen Fiumicino) und konnten bei wunderbarem Sonnenschein und wenig Tumult diese Perlen der Filmgeschichte fotografieren. Vor dem Cafe de Paris befand sich wieder eine kleine Baustelle, aber zwei Glaskästen stellen teils vergilbte und nostalgisch anmutende Fotos zur Schau.

Kurz hinter Harry's Bar standen wir auf dem Piazzale Brasile, durchschritten das Porta Pinciana und fanden uns am Eingang eines wundervollen Parks wieder. Hier hangelten wir uns von Geocache zu Geocache, sahen das Reiterstandbild, die Villa Borghese und trafen eine Geocachergruppe aus Slowenien. Uns fiel auf, dass der Park viele faunische Zonen abdeckt. Zunächst durchschritt man einen Pinienwald, dann niedere Bäume, die irgendwie an Oliven erinnerten, später Palmen, mitteleuropäische Platanen, denn wieder niedere Hecken... Im Halbschatten der Botanik konnten wir die Mittagsstunde gut ertragen. Auch im Park kam man nicht umhin an jeder Ecke und jeder Niesche ein historisches Bauwerk zu finden. Am Wasserturm, dem nördlichsten Merkmal kehrten wir um und schauten noch am Eingang des Zoos vorbei.
Piazza de Siena und Gaoppatoio säumten unseren Rückweg, bevor wir am Goethedenkmal entlang die Gegend m den Piazza Napoleone und die Promenadenstraße Via Trinita betraten. Wir genossen die Aussicht, leider stand uns die Sonne im Süden direkt gegenüber, sodass wir hier keine schönen Fotos der Stadt machen konnten, außer direkt auf den Piazza Popolo hinab, der schon von oben prächtig wirkte. Einige Treppenstufen später standen wir auf dem Platz. Der Rosenmafia und den lästige Selfie-Halter-Verkäufern erteilten wir eine klare Abfuhr, füllten unsere Wasserflaschen an den nördlich gelegenen Brunnen und lauschten den Straßenmusikern.

Blöderweise machte die Santa Maria del Popolo erst um 16 Uhr wieder auf, ein Zeitpunkt an dem wir schon für die Freewalking Tour bei den spanischen Treeppen geplant hatten, aber dazu später. Über die Via del Corso zwischen den Zwillingskirchen entlang kamen wir auf die "Einkaufsmeile" Roms. Während sich hier die preislich gemäßigten Läden, H&M, Footlöocker, etc positionierten fand man in der Parallelstraße
Via del Babuino eher diese sterilen Läden mit beschlipstem und pomadeglänzenden Kaufbegleitern, die alle irgendwie nichts zu tun hatten und in deren Läden überschminkte labotomierte Figuren mit der goldenen Scheckkarte ihrer Väter/vaterkomplex-kompensierender-Ehemänner überteuerte Ohrringe in zeltgroßen Kartontaschen mit dickem Logo kauften, um sie anschließend auf dem linken Unterarm neben Handtasche aus Eidechsenpenisleder und fünf bis acht weiteren logotragenden Prestigetüten zur Schau zu stellen. Ein Bild der Erbärmlichkeit.

Die spanischen Treppen waren mordsvoll. Klar, man konnte noch durchlaufen und auch irgendwo Platz finden, aber in der nachmittäglichen Herbstsonne war dieser Ort nicht grundlos Ansammlung vieler junger Menschen. Leider war auch hier die Santa Trinita dei Monti wegen Renovierungsarbeiten verhüllt. Beim Eintreten nahmen wir wieder die Bitte zur Kenntnis an diesem Ort der Ruhe ein leises Verhalten an den Tag zu legen. Kurz als wir in der heiligen Halle waren begann jedoch irgendwo im Chorgang ein Handwerker einen Staubsauger anzuwerfen, ein derart deplaziertes, spöttisches Geräusch, dass wir uns ein lautes Lachen vergriffen.

Nachdem wir wieder an der frischen Luft waren beging ich einen Kardinalsfehler. Mir knurrte schon seit einiger Zeit der Magen und so beschloss ich bei einem der fliegenden Händler zwei kleine Bier und ein Salamibaguette zu kaufen. Sechzehn Euronen hobelte dieser Levit von meiner Gelbörse ab und wenn ich damals nicht so hungrig gewesen wäre und von dem McDonald's keine hundert Meter weiter am Piazza Mignanelli gewusst hätte, dann hätte ich der geldgeilen Inderconnection das dämliche Baguette mitsamt meiner Faust auf eine Reise retrograd durchs Colon geschickt.
Das Baguette war auch angetoastet absolut wiederlich. Das hätte ich nicht einmal gewagt einem Briten zu servieren.

Während wir auf der Treppe saßen und unser Bierchen genossen und auf 16 Uhr warteten setzten sich hinter uns ungelogen drei mal hintereinander eine dreiköpfige asiatische Gruppe nieder, jeweils einer hinter und zwei vor der Kamera und eifrig Videolog führend. Ich kam mir vor wie in einer Deja-Vu Endlosschleife.
Anschließend setzten wir uns an die Piazza Mignanelli vor die spanische Botschaft, da hier die Freewalkingttour begann, eine auf Spenden basierende kurze Stadtführung, die uns über den Trevi und das Monument an den Foren vorbei bis zum Colosseum führen sollte. Von diesen Führungen gibt es unterschiedliche in Rom und wir erhofften dabei noch ergänzend zum Reiseführer etwas erfriswch3ende Informationen zu bekommen. Beim Warten sahen wir einigen Fußballern und Cheerleadern des AS Rom zu, die mit ihrer Vorstellung offenbar um Besucher warben. Hierbei verlor ich augenblicklich mein Herz an eine italienische Schönheit mit dunklen Harren, wundervollen, gemalten Gesichtszügen und himmelblauen Augen, die auch zur Unterstützung des Clubs dabei war... hach! Hätte ewig hier sitzen und sie beobachten können.
Stattdessen überbückten wir die Zeit bis zur Führung mit einer Runde um den Block, ohne dabei etwas Interessantes zu sehen als die erwähnten stupiden Türstehern diverser an OP-Säle erinnerne Boutiquen, die zu lächerlichen Preisen unnötige Ware an "spezielle" Kunden verdealen.

Freewalkingtouren werden wohl in diversen Großstädten angeboten, sind grundsätzlich kostenlos (man gibt dem Führer am Ende der Tour einen Obulus in selbstgewählter Höhe) und führte in unserem Fall (weitere Touren findet man im Netz) von der spanischen Botschaft und den spanischen Treppen zum Trevibrunnen und weiter über den Piazza Venezia und die Foren zum Colosseum. Die Tour war auf Englisch, was kein Problem gewesen wäre, aber die junge Frau stellte sich in den Umgebungsgeräuschen der Sehenswürdigkeiten als lautschwache und deshalb schwer verständliche Führerin heraus. Deshalb bekamen wir zwar eine gute Übersicht in Ergänzung zum gebundenen Reiseführer, aber viel Neues erfuhren wir auch nicht. Am Colosseum angelangt drückten wir ihr fünf Euro in die Hand und verließen den Platz in Richtung Circus Massimus, umliefen die Bocca della Verità und tauchten in das jüdische Viertel ein, das sich vor allem durch die zahlreichen Restaurants und Läden mit koscheren Speisen auszeichnete.

Im Hotel nach der obligatorischen Ruhezeit wuchs bei mir der Hunger auf eine schnelle Pizza to go. So machten wir uns noch auf in Richtung Termini, im Dunkel den Kapitolshügel hinauf (Romulus, Remus und die Wölfin in Metal und als Hecke fotografiert) und in Richtung der Via nazionale, da uns dort noch die ein- oder andere Fastfoodpizzeria in Erinnerung war, ein paar Caches auf dem Wag mussten natürlich auch noch sein. Letztendlich fanden wir keine geöffnete und geeignete Örtlichkeit und wir kehrten um, um im "Fonzie The Burger's House" am Rande des alten Ghettos koschere Burger mitnahmen, die -offengestanden- nur mäßigen Geschmacks waren und die wir im Park beim Piazza Benedetto Carioli genossen. Uns fielen die Unmengten an Vögeln auf, die sich abends in den Wipfeln der Bäume in Schwärmen einfanden.
Wir schrieben anschließend auf dem Zimmer noch einige Ansichtskarten und entschieden uns für den nächsten Tag die Karten im Vatikan einzuwerfen, dort noch einen Cache zu holen und dann zwei Stationen mit der Metro zum Piazza del Popolo zu fahren.

Tag 3:
Die Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs war im Grunde für uns in Rom nie notwendig, alles war gut per pedes erreichbar und eindeutige Pläne zur sinnvollen Einbindung von Bussen oder Tram in unseren Tagesablauf waren nicht zu finden. Nur in diesem Fall wollten wir einmal länger schlafen und trotzdem bis spätestens halb zwölf am Piazza del Popolo sein, um die Santa Maria del Popolo besichtigen zu können.
Eine Karte für etwa ein Euro fufzig hält wohl 100 Minuten, wir nutzten sie jedoch nur für zwei Haltestellen. Trotz dessen, dass es unter der Woche und außerhalb der Rush-Hour war war die Bahn doch gut gefüllt, ohne dass man aneinander stoßen musste.

Am Piazza del Popolo traten wir an die Kirche der Maria del Popolo und mussten erkennen, dass hier gerade eine Trauerfeier stattfand und zudem die Chigi-Kapelle von Baugerüsten verstellt war (hat jemand die durch Restaurierung verstellten Sehenswürdigkeiten gezählt?). Wir schauten uns dann noch das Skelett linker Hand an und ich fand keinen Schmetterling. Sodann hielten wir den Besuch aus Respekt sehr kurz und wir ergötzten uns stattdessen noch einmal an der Porta mit seiner Inschrift und dem Platz. Santa Maria di Montesanto war geschlossen, also visitierten wir Santa Maria del Miracoli. Was soll man sagen: Irgendwann sieht jede Kirche gleich aus.
Über einen weiteren Cache an den spanischen Treppen liefen wir zum Mausoleo di Auguisto, das auch hinter Bauzäunen vergraben und somit nur lückenhaft zu erkenne war. Schien aber auch keine sonstigen Rombesucher zu interessieren. Die waren eher an S. Carlo al Corso interessiert.

Nach einer kleinen Irrwanderung durch die Altstadt kamen wir am Pantheon an, das wir noch von Innen besichtigen wollten. Auch hier ein riesen Touristenhaufen. Körperlich konnte man den konvexen Boden spüren, der das Regenwasser ableiten soll. Ein massives Gebäude mit Säulen wie Mammutbäume. Herrlich!
ZWei Kirchen in unmittelbarer Nähe standen noch auf unser Liste, St. Luigi dei Francesi und S. Ignazio. Letztere war die vermutlich entschleunigste Kirchenbesichtigung ganz Roms. Zwar wusste ich den georgianischen Gesängen über Lautsprecher nicht wirklich einzuschätzen, dennoch war es eine der wenigen Kirchen in dem auch etwas kirchliches Gefühl aufkam,
St. Luigi dei Francesi war zunächst noch geschlossen und öffente auch erst cum tempere seine Tore. Zudem war die Kirche mit Franzosen überfüllt, in der Kirche wurden Poster und weiterer Schrott verkauft und die Beschreibungen der Gemälde gab es auch nur in Französisch und Italienisch. Dies stand in krassem Kontrast zur zuvor besichtigten Kirche und ich tat mein Bestes rasch wieder ins Freie zu kommen.

Wir liefen über den Piazza Navona zurück und hielten nach einem Restaurant für den Abend Ausschau. Da meine Schwester unbedingt Gnocchi wollte studierten wir auch die augelegten Karten. Ein herzlicher Kellner und schmackhafte anmutende Pizzen beeindruckten uns bei "Guiseppa in der Via Maria del Anima, parallel zum Piazza Navona. Einen kurzen Kaffee und einen Salat gönnten wir uns zu Rom-typischen Preisen in einer kleinen Seitenstraße in einem Laden, dessen Name mir beim Besten Willen nicht mehr einfällt, und begaben uns anschließend wieder ins Hotel. Weiß nur noch, dass die Wände des kleinen Innenraums um die Bar mit ner Art Aquarell der bekanntesten Rommonumente bemal war. Sah gut aus.

Wieder ein gemütlicher Spaziergang nach Hause und abends, in der geifernden Hoffnung endlich mal eine Pizza essen zu können zu Giovanna's. Die Begrüßung war herzlich, wir wurden leider auf den ersten Tisch im Inneren gesetzt. An der Wand gegenüber lief pausenlos ein Fernseher mit MTV. Der Hauswein (ein Mainor superiore von GensFabia) war, naja, gerade noch trinkbar, auf unser Essen warteten wir trotz weniger als einer Hand voll Gäste locker 30 Minuten. Ich hatte eine Pizza Capriciosa bestellt mit allerlei Gemüse, Schinken und Ei. Bekommen hab ich ein halbes Ei, das den Eindruck machte, dass es zum Osterfest im vergangenen Jahr hartgekocht worden war auf eine Pizza mit grob 30cm Durchmesser. HArtgekochtes Ei auf Pizza. Selbst beim Türken um die Ecke wurde mir das noch nie angeboten. Die restlichen Zutaten waren ebenfalls lieblos auf Handtellergröße in der Mitte der Pizza geworfen worden, die Tomatensoße hatte man offenbar ohne sie abzuschmecken au seiner Tube Mark angerührt und dabei zuviel Wasser hinzugefügt, denn mit dem Anschnitt der Pizza ergoss sich ein blassroter Strom von der Pizza auf den Teller und weichte die restlichen Zutaten zu einer matschigen Brühe auf. Meine Schwester aß Gnocci mit einer Tomatensauce, auch wirklich nicht dem Preis von ca. 8€ angemessen.
So verließen wir rasch das Restaurant in dem Wissen hierbei nun einmal eine schlechte Erfahrung gemacht zu haben.
 
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