Rom: Deutscher Kulturskandal in Rom

Asterixinchen

ehemalige Moderatorin
Stammrömer
Hallo und Moin, Moin allerseits!


Einer der ältesten deutschen Forschungseinrichtungen außerhalb Deutschlands droht die Schließung: Das archäologische Institut ist wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Das Auswärtige Amt, dem das Institut untersteht, hat noch nichts konkretes zur Zukunft verlauten lassen. Doch italienische Wissenschaftler und Forscher aus aller Welt protestieren bereits.
Deutschlandradio Kultur - Fazit - Deutscher Kulturskandal in Rom



 
Zuletzt bearbeitet:
Da kann ich nur den Kopf schütteln. Ich überlege gerade ernsthaft, ob ich nicht an meinen Bundestagsabgeordneten schreibe.
 
Dem Kopfschütteln kann ich mich nur anschließen.
Es bleibt zu hoffen, dass es nicht zum Schlimmsten kommt. Das wäre ein wahres Armutszeugnis.

Viele Grüße und bis bald
Claude
 
Ich habe meine speziellen Bundestags-Beziehungen genutzt, um an weitere Informationen heranzukommen.

Zitat:

Auch wenn die Mitarbeiter des "Germanico" es nicht direkt sagen: sie befürchten, dass irgendjemand in Berlin das Institut finanziell aushungern will, um es in italienische Hände zu übergeben, um also zu sparen.

Genau so wird das da gesehen. Alles duckt sich aber. Man kann jetzt nur hoffen, daß der internationale Aufschrei die Herrschaften aus ihrer Lethargie reißt.

Skandal? Und wie! Schon seit zwei Jahren!

(Die Hertziana gehört übrigens nicht zur Deutschen Forschungsgemeinschaft, sondern ist ein Max-Planck-Institut. Naja... Nix naja! Schlamperei!)
 
Danke für die Info aus erster Hand.
Wir sollten das weiter verfolgen (falls es mal um Unterschriftenlisten geht). Aber leider: es gibt keine Lobby ...
Und dann kann man sagen: wir haben gespart.

Auch ich hoffe, dass der Protest der Wissenschaftler aus aller Welt gehört wird.

Viele Grüße
Claude
 
Na ja - übersetzen kann ich es leider auch nicht. Aber den Inhalt verstehe ich schon im Großen und Ganzen.

Viele Grüße
Claude
 
Versuch einer Übersetzung

Hier der Brief der italienischen Kollegen des "Germanico":

patrimonio sos: in difesa dei beni culturali e ambientali
Ich verstehe leider kein Wort...

Na ja - übersetzen kann ich es leider auch nicht. Aber den Inhalt verstehe ich schon im Großen und Ganzen.

Viele Grüße
Claude


Puh ... es ist wirklich einfacher, denn Sinn des Textes im Lesen zu erfassen, als dies alles einigermaßen wörtlich zu übersetzen ... zumal es, dem Anlass gemäß, viele hehre Worte sind; und der Dringlichkeit gemäß dieselben auch oft und oft wiederholt werden. Trotzdem hier der Versuch einer Übersetzung.

DAI heißt natürlich Deutsches Archäologisches Institut; und es stehen über dem Brief verschiedene amtliche Stellen, an die man denselben senden könne, um sich dem Appell anzuschließen.

**********************​

Kulturerbe-SOS: Zur Verteidigung der Kultur- und Umweltgüter
Offener Brief für das DAI in Rom​


La prolungata chiusura dell’Istituto Archeologico Germanico di Roma ha privato la comunità archeologica italiana e internazionale di un punto di riferimento fondamentale per lo sviluppo della ricerca scientifica.
Die fortgesetzte Schließung des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom hat die italienische und die internationale archäologische Gemeinschaft eines fundamentalen Bezugspunktes für die Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung beraubt.

Il “Germanico”, il più antico tra gli Istituti stranieri a Roma, ha da sempre costituito, con autorevolezza scientifica, apertura culturale e capacità di confronto dialettico, la “casa madre” di riferimento per gli tutti gli archeologi delle Soprintendenze e degli Istituti universitari e di ricerca italiani e non solamente.
Das „Germanico“, das älteste unter den ausländischen Instituten in Rom, verkörperte von jeher, mit wissenschaftlicher Maßgeblichkeit (oder auch: wissenschaftlichem Ansehen), die kulturelle Öffnung und die Möglichkeit der dialektischen Auseinandersetzung; das „Mutterhaus“ des Anhaltspunktes für alle Archäologen der Aufsichtsbehörden und der italienischen Universitäts- und Forschungsinstitute – und nicht nur dieser (= der italienischen).

Ben al di là della frequentazione della leggendaria Biblioteca e della consultazione della ricca Fototeca, ciò che più di tutto si è bruscamente interrotto è stato un profondo rapporto scientifico, il senso di appartenenza ad una comunità che da sempre aveva eletto la sede di via Sardegna a luogo privilegiato del dialogo e del confronto.
Noch weit hinaus über den regen Besuch der legendären Bibliothek und die Konsultation (besser wohl: Benutzung) der reichhaltigen Photothek ist vor allem eine tiefe wissenschaftliche Beziehung jäh unterbrochen worden – das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die von jeher den Institutssitz in der Via Sardegna als privilegierten Ort des Dialoges und der Auseinandersetzung erwählt hatte.

Qui, attraverso gli incontri informali a margine del lavoro di ricerca, così come nelle tante occasioni di riunioni ufficiali su temi specifici, prendevano corpo senza soluzione di continuità nello scorrere dei giorni e degli anni, progetti scientifici comuni, collaborazioni di ricerca sul territorio, ma anche semplici discussioni e consigli che davano un importante sostegno all’indagine scientifica, alla formazione universitaria e un valore aggiunto all’operare, talora difficile degli Uffici di tutela.
Hier nahmen, vermittels der informellen Treffen am Rande der Arbeit und der Forschung wie auch bei Gelegenheit zahlreicher offizieller Tagungen zu speziellen Themen, ohne Unterbrechung der Kontinuität im Verlauf der Tage und Jahre gemeinsame wissenschaftliche Projekte, Zusammenarbeit in der Erforschung des Territoriums (des Geländes?) Gestalt an, aber (es gab) auch einfache Gespräche und Beratungen, die der wissenschaftlichen Forschung (sowie) der universitären Ausbildung eine wichtige Stütze waren und von zusätzlichem Wert für das bisweilen schwierige Wirken der Schutzbehörden (??? oder Aufsichtsbehörden? – uffici di tutela: Das ist wohl ein terminus technicus; und ich kenne ihn nicht).

Nel comune lavoro scientifico sui siti o sulle collezioni storiche italiani, generazioni di archeologi tedeschi e italiani hanno potuto confrontare metodi e conoscenze delle diverse scuole, trovando sempre nell’Istituto di Roma un luogo privilegiato di approfondimento, di studio e di verifica. Proprio questa caratteristica di reale integrazione scientifica tra le diverse componenti italiane, tedesche e in generale internazionali, ha reso da sempre l’attività del DAI un pilastro della ricerca storica, archeologica, epigrafica e in generale per l’Antichità, trovando in Roma il proprio naturale luogo di comunione feconda e di integrazione con le espressioni culturali e con l’eccezionale patrimonio archeologico della città.
In der gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeit an den italienisches historischen Stätten und Sammlungen konnten Generationen deutscher und italienischer Archäologen Methoden und Wissensstand der verschiedenen Schulen miteinander vergleichen und fanden dabei in dem römischen Institut stets einen bevorzugten Ort der Vertiefung, des Studiums und der Wahrheitsfindung. Gerade diese Eigenart der wirklichen wissenschaftlichen Ergänzung unter den verschiedenen deutschen italienischen und ganz generell internationalen Mitgliedern hat von jeher das DAI zu einer Säule der historischen, archäologischen, epigrahischen und der Altertumsforschung im Allgemeinen gemacht, welche in Rom den genau ihrer Natur gemäßen Ort der fruchtbaren Gemeinsamkeit und der Ergänzung fand in dem kulturellen und außergewöhnlichen archäologischen Reichtum der Stadt.

Ora che il Germanico è chiuso da quasi due anni, avvertiamo la sua assenza e il peso sulla nostra comunità del vuoto che si è determinato. L’Istituto esiste e ne conosciamo, nonostante le difficoltà, l’attività scientifica sul territorio italiano da sempre svolta in stretta collaborazione con le Soprintendenze Archeologiche e gli Istituti universitari e di ricerca italiani e internazionali, ma ne avvertiamo la separatezza, la difficoltà ad esprimere appieno le proprie grandi potenzialità in una relazione continua con le altre istituzioni culturali presenti a Roma e in Italia.
Jetzt, wo das Germanico seit fast zwei Jahren geschlossen ist, nehmen wir aufgrund der Leere, die das verursacht, sein Fehlen und seine Gewichtigkeit für unsere Gemeinschaft wahr. Das Institut existiert, und wir kennen, ungeachtet der Schwierigkeiten, seine wissenschaftliche Aktivität, die sich von jeher auf dem italienischen Territorium abgespielt hat, in enger Zusammenarbeit mit den archäologischen Aufsichtsbehörden und den italienischen und internationalen Instituten von Universität und Forschung, aber wir empfinden (schmerzlich) die Trennung, die Schwierigkeit, die wirklich großen Möglichkeiten in einer kontinuierlichen Beziehung mit anderen kulturellen Institutionen in Rom und in Italien vollkommen zum Ausdruck zu bringen.

Perché tutto questo non determini un ulteriore nocumento per il progresso della ricerca archeologica, noi crediamo e auspichiamo che sia urgente individuare un modo per riaprire subito anche in una sede provvisoria l’Istituto e gli strumenti per la realizzazione di una soluzione definitiva.
Aus all diesen Gründen und damit dem Fortschritt der archäologischen Forschung kein weiterer Schaden zugefügt werde, glauben und wünschen wir, dass es dringend ist, einen Modus zu finden, um das Institut zu sofort wieder zu öffnen, wenn auch an einem provisorischen Sitz, sowie das Instrumentarium für die Verwirklichung einer definitven Lösung.

Per questo ci appelliamo alle Autorità tedesche e italiane, affinché Roma, l’Italia e l’Europa tutta vedano restituito alla piena attività scientifica e culturale, di confronto profondo sul destino del patrimonio archeologico, quella “casa madre” che per quasi 180 anni ha saputo svolgere con grande semplicità e autorevolezza, un ruolo importantissimo per la cultura italiana e non solamente, che oggi manca profondamente a tutti noi.
Darum appellieren wir an die deutschen und die italienischen Behörden, damit Rom, Italien und ganz Europa dieses „Mutterhaus" von tiefem Vergleich (??? – großer Bedeutung, wohl eher) für das Schicksal des archäologischen Erbes, der vollen wissenschaftlichen und kulturellen Aktivität zurückgegeben sehen mögen, das durch beinahe 180 Jahre hindurch eine überaus wichtige Rolle spielen konnte, mit großer Schlichtheit und großem Ansehen für die italienische Kultur und nicht nur für diese, und das uns heute allen zutiefst fehlt.

19 maggio 2008
19. Mai 2008

************************​
So, jetzt kommt hier vielleicht bald ein echter Experte wie z.B. Sven daher, um meine ganzen Umzulänglichkeiten :blush: aufzuspießen und/oder auszubügeln. :~​
 
Zuletzt bearbeitet:
So, drhoette, jetzt bin ich mal gespannt, wie Du diese Mühe Gaukler entlohnen wirst :nod:
Naja, bis zum 30.8. hast Du ja noch ein wenig Zeit :D
 
Und es kam als unzustellbar zurück:

Betreff: Lettera aperta - DAI Roma
Gesendet am: 14.06.2008 17:18

Folgende Empfänger konnten nicht erreicht werden:

'archivio.storico@archeorm.arti.beniculturali.it' am 14.06.2008 17:18
450 <archivio.storico@archeorm.arti.beniculturali.it>: Recipient address rejected: Domain not found


Was habe ich da falsch gemacht???
Jetzt muß ich weg, aber ich versuche en morgen noch mal!

Claude
 
Schluck 8O ... nee, das tun wir auch nicht. :eek: - Der ursprüngliche Zweck ist ja erreicht: dass jeder hier, der sich dem Appell anschließen bzw. den Brief losschicken will, auch weiß, was genau er da unterschreibt. :nod:
 
Zurück
Oben