OT aus: zu zweit in Rom

pecorella

Caesar
Stammrömer
Abgebogen von: zu zweit in Rom
Auf dem Rückweg sahen wir dann die Obdachlosen, die im Schutz der Geschäftseingänge auf Pappen schliefen. Erwachsene Männer, jeder von ihnen hatte neben seinen Füßen, dort wo die Menschen vorbei gehen, ein kleines Stofftier und eine Dose für Geld aufgestellt. Und ein paar Meter weiter, im offenen Tor des Palazzo Torlonia, stand ein Mann im chicken Anzug mit dem Handy am Ohr, dahinter ein teures Auto.


Ja, die Obdachlosen dort, das ist schon arg. Seit Mai hängt mir da ein Erlebnis nach, denn vor unserer Wohnung (gleich neben San Pietro) hatte auch einer sein Stammquartier.

Am ersten Abend haben wir (2 Mädels) uns erschrocken, am zweiten Abend festgestellt, dass er wieder da ist. Am dritten Abend hatten wir uns an ihn gewöhnt und wussten, dass er uns nichts tut. Er wollte da nur schlafen.

Bei der Abreise kam es dann für mich zu einer seltsamen Situation.
Wir mussten ja an diesem Tag früher zurück wie gedacht und so hatten wir einige Lebensmittel über. Nicht viel, aber eben etwas Käse, Tomaten, Brot, Marmelade und Kekse sowie eine Flasche Saft.

Ich stürmte also gegen 6:30 Uhr die Treppe runter um die Lebensmittel weg zu werfen, was ich generell nur sehr ungerne mache.

Als ich die Türe aufreiße sehe ich, unseren mittlerweile vertrauten Obdachlosen. Ich dachte nur, wie blöd ist das denn, du willst hier Lebensmittel weg werfen und dieser magere Mann hat bestimmt Hunger. Also habe ich ihn gefragt, ob er vielleicht etwas zu essen haben möchte.
Er hat sich total über die Lebensmittel gefreut und als wir wenig später von Tim abgeholt wurden, futterte er die Crostini mit dem Käse und rief uns noch mal ein grazie mille nach.

Mir hängt das Erlebnis bis heute nach, denn es hätte uns ganz bestimmt nichts ausgemacht ihm jeden Morgen etwas von unserem Essen abzugeben :cry:​
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit dem "Nachhängen" kann ich verstehen. Denn im August habe ich mal einem solchen Obdachlosen am Ponte Milvio eine Restpackung mit 2 Würstchen gegeben (von vieren, die drin waren); ausdrücklich mit dem Hinweis, die Packung hätte ich erst vor ca. 1,5 Stunden gekauft und geöffnet (ihm wäre es auch anders egal gewesen, denn er suchte gerade in einem Abfalleimer nach Essbarem). Er hat sich sehr gefreut ... so dass ich dann dachte: Dabei kann es jetzt eigentlich nicht bleiben. Habe also rd. hundert Meter weiter ein Porchetta-Panino erworben, es heiß machen und gut einpacken lassen: Da wusste er vor Freude kaum noch, was er sagen sollte.

Aber das sind natürlich nur Tropfen auf den heißen Stein.
 
Ich denke noch oft an die Obdachlosen dort.
Am meisten sind mir die kleinen Stofftiere im Gedächtnis geblieben. Das fand ich so herzzerreißend. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, hätte ich bestimmt ewas aus meiner Reisekasse dort gelassen. Männer zeigen ihre Gefühle nicht so offen. Sollte ich wieder nach Rom kommen, bietet sich sicher eine Gelegenheit zu helfen.

Ich finde es auch viel schlimmer, die Menschen dort Nachts liegen zu sehen, als wenn sie an Tage irgendwo sitzen.

Jedenfalls hast Du dem Mann geholfen und er hat sich gefreut.
Das ist doch auch ein schöner Abschluß Deiner Reise.

---------- Beitrag ergänzt um 12:03 ---------- Vorangegangener Beitrag um 12:00 ----------

Das mit dem "Nachhängen" kann ich verstehen. Denn im August habe ich mal einem solchen Obdachlosen am Ponte Milvio eine Restpackung mit 2 Würstchen gegeben (von vieren, die drin waren); ausdrücklich mit dem Hinweis, die Packung hätte ich erst vor ca. 1,5 Stunden gekauft und geöffnet (ihm wäre es auch anders egal gewesen, denn er suchte gerade in einem Abfalleimer nach Essbarem). Er hat sich sehr gefreut ... so dass ich dann dachte: Dabei kann es jetzt eigentlich nicht bleiben. Habe also rd. hundert Meter weiter ein Porchetta-Panino erworben, es heiß machen und gut einpacken lassen: Da wusste er vor Freude kaum noch, was er sagen sollte.

Aber das sind natürlich nur Tropfen auf den heißen Stein.

Es sind nur Tropfen auf dem heißen Stein - aber irgendwo anzufangen ist doch eine gute Sache.

---------- Beitrag ergänzt um 12:05 ---------- Vorangegangener Beitrag um 12:03 ----------

jetzt ging was falsch

der obere Teil ist die Antwort auf pecorellas Beitrag
 
Wesentlich krasser habe ich es in Prag erlebt. Am Rande des Altstädter Rings stehen mehrere Verpflegungsbuden, wo besonders Touristen gerne zwischendurch Essbares erwerben und verzehren. Uns fiel schon beim ersten Besuch dort auf, dass einige (wohl) Obdachlose die Mülleimer regelmäßig durchforsten, weggeworfene Reste aus den Eimern holen und sie verzehren. Auch wir haben uns schnell angewöhnt erst einmal nach diesen armen Menschen zu sehen, wenn etwas übrig war.
 
Mir wird in solchen Situationen auch immer wieder bewusst in was für einem Überfluss und gleichzeitig auch wie ignorant wir leben, dass wir es uns leisten können, Essen vor den Augen von hungrigen Menschen einfach weg zuwerfen.

Wie gesagt, ich war ja auch auf dem Weg zur Mülltonne :blush:
 
Nun, was hättest du denn zunächst auch anders tun sollen? - Also bevor du den nicht so ganz überraschenden Überraschungsgast ;) sahst.

Und dass jemand von uns hier vor den Augen hungriger Menschen etwas Essbares wegwürfe, das bezweifele ich sehr.
Wie ich übrigens ohnehin denke, dass die meisten Foristi so eingestellt sind wie du und ich: Lebensmittel wegwerfen - nur dann, wenn es wirklich nicht anders geht.
 
Zurück
Oben