1 Woche Rom (mit Rollstuhl)

Dann auch noch der Rest, ehe ich das in der Woche nicht mehr schaffe:

Mittwoch, 31.10.:
Weiterhin Regen. Also erstmal ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt, etwas gelesen. Dann gegen 11.00 Uhr doch noch auf Tour, denn wofür ist man sonst in Rom. Mit der Metro los, Zwischenstopp an der Basilica St. Paolo fuori le Mura. Dort ist unter dem Hochaltar das Grab des Hl. Paulus. Die Kirche ist im 4. Jahrhundert erbaut worden, war bis zum Bau des Petersdoms die größte Kirche Roms. Im 19. Jahrhundert ist sie abgebrannt und nach altem Vorbild neu erbaut worden. Wirklich sehr schön, besonders auch der kleine Kreuzgang. Beeindruckend auch die Reliefs aller Päpste bis zum heutigen Tage. Diese Kirche war nahezu leer, es kam auch im Gegensatz zu allen anderen Kirchen, die wir besichtigt haben, etwas sakrale Stimmung auf.
Dann weiter zu Termini und mit dem 64er in Richtung Altstadt. Nun wollten wir endlich nochmal den Forumstipp mit der Trattoria der Pallaro ausprobieren. Im strömenden Regen und nachdem Petra auf dem alten Kopfsteinpflaster gut durchgeschüttelt war, haben wir es dann gefunden und bei Mama ein 4-Gänge-Menü genossen. Wie beschrieben: gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Das waren zunächst Antipasti (Schinken, Salami, Oliven, Fenchel, Linsen und einige frittierte Köstlichkeiten sowie Brot), dann große Nudeln in Tomatensoße und Parmesan, dann Schweinebraten, hausgemachte Kartoffelchips, gebratene Auberginen und Mozarellakügelchen als Hauptgang - zum Abschluß ein Stück selbstgebackener Kuchen. Dazu Weißwein und Wasser – alles inklusive für 23 Euro! Hoch lebe das Forum!
Inzwischen hatte sich der Regen etwas gelegt, dennoch war es eher „Museumswetter“. Dazu boten sich die Kapitolinischen Museen an. Da ich aber schon wußte, wie anstrengend es ist, den Rollstuhl nach oben zu schieben, haben wir beschlossen, dass auch ein Taxi diese Aufgabe übernehmen an. Durch den gesparten Eintrittspreis (auch hier sind Rollifahrer und Begleitperson kostenlos) hat sich das Taxi quasi selbst gezahlt (7,20 Euro vom Largo Argentina bis Kapitolsplatz). Auch dieses Museum ist wirklich sehr schön und absolut sehenswert, zudem auch gut rollstuhlgerecht. Deutlich übersichtlicher als die vatikanischen Museen und lange nicht so voll. So konnten wir die berühmte Wölfin und das Originalreiterstandbild von Marc Aurel sehen. Mein Bedarf an Kirchen und Museen ist aber wohl für die nächste Zeit gedeckt.
Dann vorsichtig die Serpentine vom Kapitolshügel hinunter gerollt, wo der 780er Bus schon wartete und damit nach Hause ...


Donnerstag, 1.1.:

Immer noch Regen - damit fiel uns der Abschied von Rom nicht so schwer. Unsere Vermieterin hatte wieder ein Taxi zum Flughafen organisiert, damit lief alles reibungslos. Das Einchecken am Flughafen dauerte zwar ewig lange (war nicht rollstuhlbedingt, sondern einfach schlechte Organisation von AirBerlin/Flughafen), aber das "Verlademanöver" klappte wieder reibungslos, ebenso in Deutschland.


Resümee:
Trotz des nur mäßigen Wetters (4 Tage Regen, dazwischen mal 3 Tage Sonnenschein) ein sehr schöner Urlaub. Wir haben viel gesehen - für "alles" reicht eine Woche natürlich bei weitem nicht aus.

Ist Rom barrierefrei?
Klare Antwort: Jein.

Die Verkehrsmittel (Metro Linie B und Busse) sind recht gut zu benutzen, in Museen und den meisten Kirchen kommt man gut klar. Museen sind zudem für Rollstuhlfahrer und Begleitung kostenlos zu besuchen.
Schwieriger sind die antiken Sehenswürdigkeiten, hier ist auch das antike Pflaster ein Problem, das nur mit breiten Spezialrollirädern zu bewerkstelligen wäre.
Überhaupt: Es gibt nahezu ausschließlich Kopfsteinpflaster, was bedeutet, dass der Rollifahrer den ganzen Tag ziemlich durchgeschüttelt wird - schwierig sind auch die im Vergleich zu Deutschland deutlich höheren Bordsteinkanten, die wir aus Sicherheitsgründen nur rückwärts runtergefahren sind (da kamen so einige Pirouetten am Tag zusammen).

Andererseits: die Städte in Deutschland sind da leider auch nicht besser - man kommt in Rom mit Rolli etwa genausogut zurecht wie in einer fremden deutschen Stadt.
 
Hallo terri, vielen Dank für Deine Eindrücke!

Es freut mich, daß ihr alles so gut gemeistert habt! Bewunderndswert :nod:!

Und: es war sehr nett Euch kennengelernt zu haben, der Abend am Pantheon,Giolitti und am Trevi war klasse!

Bis bald!
 
Terry,

Danke für Deinen Bericht. Besonders freut mich, dass Ihr im Petersdom (dort waren bei uns die meisten Menschen unterwegs) und in den MV wart (dorthin haben wir es erst gar nicht versucht).
Das mit der fehlenden sakralen Atmosphäre trifft leider auf einige Orte zu, in denen mehr Menschen als Sauerstoffmoleküle unterwegs sind :frown:

Hoffentlich macht dieser Bericht vielen Rollifahrern Mut, nach Rom oder anderswohin zu fahren :nod:

denkt sich
patta.
 
Hallo Sira,

Und: es war sehr nett Euch kennengelernt zu haben, der Abend am Pantheon,Giolitti und am Trevi war klasse!
Ja, das war es! - Grüße bitte auch noch mal deine Mitreisenden!




Hallo Patta,

Besonders freut mich, dass Ihr im Petersdom (dort waren bei uns die meisten Menschen unterwegs) und in den MV wart (dorthin haben wir es erst gar nicht versucht).
Bei solchen Gelegenheiten hat der Rollstuhl sogar manchmal Vorteile. Am Petersdom stand die Schlange einmal um den Petersplatz herum, als wir ankamen. Wir konnten uns einfach unter den Kollonaden vorbeimogeln und wurden vom Sicherheitsdienst bevorzugt abgefertigt ..:p


Das mit der fehlenden sakralen Atmosphäre trifft leider auf einige Orte zu, in denen mehr Menschen als Sauerstoffmoleküle unterwegs sind :frown:
Nette Beschreibung :lol:


Hoffentlich macht dieser Bericht vielen Rollifahrern Mut, nach Rom oder anderswohin zu fahren :nod:
Ja, das hoffe ich auch, deshalb habe ich mir ja die Mühe gemacht. Vorher haben wir das Web nach Berichten durchkämmt, aber soviele Tipps gibt es da leider nicht. Eine gute englischsprachige Seite ist diese: Accessible Rome, die Tipps auf der Seite waren sehr hilfreich.
 
Nicht vergessen, Terry! Ich habe Euch noch begrüßt, als Ihr am Pantheon, an der Piazza della Rotonda, mit Sira gesessen habt zum Essen, kannst Du Dich daran erinnern?

Ich fand das total irre, dass wir uns als Forum-Mitglieder dort sahen! - War aber von den ersten Rom-Eindrücken total erschlagen! x(

Gruß
Anna 8)

Und danke für Deinen tollen Rom-Reisebericht! :!: :nod: :proud:
 
Dies hier habe ich gerade beim Testen unseres neuen Suchfunktion-Codes gefunden ... also aus der Villa Maria kommen wir gerade mal wieder zurück. Darum hierzu kurz angemerkt:
Terry,
das Zimmer liegt ebenerdig ohne Stufe, hat aber leider kein rollstuhlgerechtes Badezimmer, so dass Petra beim Duschen etwas Hilfe brauchte - das nahmen wir aber für eine Woche in Kauf
Haette ich das nur eher gelesen - die forenbekannte "Casa per Ferie Villa Maria" ist behindertengerecht ausgebaut.
Meine Mutter hatte vergangenes Jahr dort ein Einzelzimmer, ich hatte mir damals das Haus naeher angeguckt - Innenaufzug in die wichtigsten Geschosse, grosszuegige Raeume, Rolli-taugliches Bad mit ebenerdiger Dusche, Griffen an Dusche, Waschbecken, Toilette, wie man es so kennt.
Alleine das Bad war so gross wie mein Einzelzimmer (mit Bad) in einer Viersternehotelkaschemme. #-)
Vom Nahverkehr her duerfte es eher unproblematischer als die Loesung EUR sein - die Busse auf den Gianicolo sind nicht ganz so heftig frequentiert wie die Rennstrecken Richtung Termini.
Wenn Euch der Weg noch einmal nach Rom fuehrt, solltet ihr Villa Maria in die Auswahl einbeziehen.
Natürlich habe ich dort noch nie ein behindertengerechtes Zimmer von innen gesehen; aber wie ich das Niveau des Hauses kenne, ist auch das sicherlich wirklich gut. :nod:

Allerdings:
1. Der Aufzug ist doch eher ein wenig eng ... sicher, für einen normalen Rolli wird es gehen; aber wenn jemand einen Elektrorollstuhl hat - ob das dann wirklich noch passt :?:

2. Vor allem aber zu den Bussen: Okay, einem Vergleich mit z.B. dem 64-er halten sie (d.h. bzgl. der Überfüllung) natürlich nicht stand - aber wir sind auch schon ziemlich oft mit einem doch sehr vollen 44-er :nod: vom Gianicolo hinuntergedüst (bzw. wieder auf denselben hinauf). Der 75-er macht es einem Rollifahrer da zwar etwas leichter, fährt aber nicht so häufig; hat wiederum andererseits allerdings den Vorteil, zur Metro-Haltestelle Piramide zu fahren (also zu einem für Rollstühle günstigeren Verkehrsmittel ... Frage nur, was man damit erreichen kann/will vor Inbetriebnahme der Linie C); hat aber wiederum derzeit den Nachteil, dass man wegen einer größeren Baustelle in der Via Marmorata dort nur in weniger als Schrittgeschwindigkeit durchkommt. Wobei ich der Frage, was für eine Baustelle das ist, nicht nachgegangen bin ... aber der Zustand könnte länger andauern - so, wie sie aussieht.

Edit: Ach so, und der 115-er Richtung Terminal Gianicolo scheidet gleich dreifach aus, IMHO: Kommt nicht nah genug ans Haus heran - fährt zu einem Ziel, von dem aus man auch nicht sonderlich gut weiterkommt mit Rolli - und brettert vor allem dermaßen über Stock und Stein, dass der Bus in allen Fugen kracht und ächzt ... ein für unser Empfinden durchaus amüsantes Erlebnis :nod: :D :nod:, aber ganz sicherlich nicht für einen Rollifahrer. x(

Also ich denke, die Summe dieser Überlegungen könnte schon recht gut der Grund dafür sein, dass ich in 8 Jahren noch niemals einem Rolli in der Villa Maria begegnet bin ... sie hat sicherlich die guten Möglichkeiten, die Roman schildert; aber die Verkehrsanbindung würde ich aus den genannten Gründen doch eher etwas skeptisch sehen. :|
 
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