Bericht: Spaziergänge in Budapest

Ludovico ROB

Magnus
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Vorspann
Seit etwa zehn Jahren starten wir mit 5 bis 7 Paaren jährlich zu einer Städtetour. Bisher haben wir überwiegend deutsche Städte besucht. Nachdem der Großteil der Gruppe 2005 von Rom begeistert war (was auch sonst), zog es uns in diesem Jahr vom 8.-11. Oktober in die ungarische Hauptstadt. Da das Ziel schon seit fast einem Jahr fest stand, hatte ich reichlich Zeit mich auf Budapest vorzubereiten und langsam steigende Vorfreude aufzubauen.
Donnerstag, der erste Tag
Mit dreizehn Personen starteten wir letzten Donnerstag am späten Vormittag nach Düsseldorf. Der Flug verlief glatt und das bestellte Großtaxi brachte uns in 20 Minuten zu unserem Hotel.
Nach kurzer Erfrischung auf den Zimmern trafen wir uns zum Startbierchen in der Hotelbar. Vorbei an dieser doch sehr auffälligen Elektroinstallation
ging es zur nahen U-Bahnhaltestelle. Unterwegs tauschten wir alle noch etwas Geld. Da merkt man erst, wie komfortabel dagegen das Reisen in den Euro-Ländern ist. Leider gab es an der Station nur für den Ersten aus unserer Gruppe eine 72-Stundenkarte. Der Rest musste zunächst mit einer Einzelkarte ins Zentrum fahren.
Am Schnittpunkt der drei U-Bahnlinien, dem Deak Ter, benötigten wir sage und schreibe noch drei Anläufe, bis wir alle mit den entsprechenden Fahrkarten versorgt waren. Bereits nach wenigen Metern sprang uns an einem hübschen kleinen Platz ein nettes Lokal mit Tischen im Freien in die Augen.
Es war sehr gemütlich und der Aufenthalt auch recht unterhaltsam. Unser kleine Spähtrupp, der ein geeignetes Lokal für das Abendessen auskundschaften sollte, kehrte mit der kurzen und klaren Meldung zurück, hier sitzt man am besten. So beobachtete ich weiter bei der einkehrenden Dämmerung diese Kirche,
wohl die innerstädtische Stadtkirche, die direkt vor meinen Augen lag. Übrigens würde ich Budapest auch als Stadt der Bronzeskulpturen bezeichnen. Dieser "Grapscher"
auf unserem kleinen Platz war die erste dieser Figuren, die mir in Auge stach.
Die Entscheidung hier zu speisen erwies sich als Glücksgriff. Obwohl das Lokal in keinem unserer Reiseführer auf der Liste stand, waren wir äußerst zufrieden. Mein Hähnchenbrustfilet mit einer Kräuter-Joghurtsoße schmeckte sehr pikant zusammen mit dem Riesling, wie auch das Steak mit Gemüse, das meine Frau wählte.

Zum Abschluss unseres ersten Budapest-Tages spazierten wir noch die Donau entlang, um den Glanz der Stadt und deren Lichter zu genießen.
Mit der Straßenbahn 2 (so etwas wie der 110 in Rom) fuhren wir dann noch bis zum Parlament und wieder zurück ein Stück Donau abwärts. Wenn ich mich heute nach einer Woche an diesen Abend mit Temperaturen deutlich über 20°C erinnere, dann wird mir wieder warm, trotz der eisigen Temperaturen die mich heute ausgekühlt haben.
 
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Hallo und Moin, Moin Ludivico!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Anfang Deines Berichtes und die schönen Bilder

:!: :!: :!:

Bin schon gespannt auf die Fortsetzung ...



Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo und Moin, Moin Ludivico!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:​

für den Anfang Deines Berichtes und die schönen Bilder​

:!: :!: :!:​

Bin schon gespannt auf die Fortsetzung ...​




Gruß - Asterixinchen :)
Dem kann ich mich nur anschließen :thumbup::!::thumbup: - bitte weiter so :~:~:~

Gruß

Friedrich
 
Hallo Ludovico,

vielen Dank für die ersten Eindrücke, die schöne Erinnerungen wecken!
So beobachtete ich weiter bei der einkehrenden Dämmerung diese Kirche,
wohl die innerstädtische Stadtkirche, die direkt vor meinen Augen lag.
Nicht ganz. Bei dieser Kirche handelt es sich um die St. Anna-Kirche am Servita tér.
Esztergom-Budapesti F?egyházmegye

Ich kann mir gut vorstellen, aus welcher Perspektive und von welchem kleinen Tér aus Du die Kirche photographiert hast.

Als "Innerstädtische Pfarrkirche" wird die Hauptkirche von Pest bezeichnet, die allerdings in der Nähe der Erzsébet Hid am Március 15.ter liegt.
Vgl. Belvárosi plébániatemplom (Budapest) oder Esztergom-Budapesti F?egyházmegye

Gruß
tacitus
 
Tacitus,
herzlichen Dank für die Richtigstellung. Wieder was dazugelernt.

Gruß Ludovico
 
Zwischenbemerkung vor der Fortsetzung des Berichtes

Der folgende Link führt zu meinen Fotos der Budapestfahrt; für diejenigen, denen die Fotos in diesem Bericht nicht ausreichen. Die Sammlung wird innerhalb der nächsten Tage vervollständigt.
Budapest - Rom-Forum Fotogalerie=

Freitag, zweiter Tag
Da auch für diesen Tag schönes Wetter angesagt war, beschlossen wir nach dem Frühstück den Burgberg in Buda zu erwandern und anschließend noch das Gebiet um den Heldenplatz im Nordosten der Innenstadt auf der Pester Seite zu erkunden.
Zunächst spazierten wir donauaufwärts zur Endhaltestelle der Linie 2. Durch einen Zaun und die Straßenbahngleise getrennt passierten wir zunächst das Ludwig-Museum und das Nationaltheater. Während ich sofort den Museumsbesuch auf ein Andermal verschob, reifte der Entschluss das architektonisch umstrittene Nationaltheater bei nächster Gelegenheit wohl alleine zu umrunden; davon später.

Nach wenigen Stationen redete eine Frau auf ungarisch auf meine BEVA ein. Wir rätselten und einigten uns, dass die Dame wohl auf eine holprige Strecke vorbereiten und meiner stehenden Frau raten wollte sich festzuhalten. Das Rätsel wurde schnell von einer deutsch sprechenden Dame gelöst. Sie erklärte uns, dass die Fahrt wegen einer Großbaustelle vor uns schon beendet und der Ersatzbus gerade abgefahren sei. Also ging es zu Fuß weiter. Es wurde schließlich ein langer Weg an vielen Brücken vorbei mit eindrucksvollen Blicken.

Bei dem folgenden Beispiel ungarischer Improvisationskunst wollten die Handwerker in unserer Truppe schon nach der Berufsgenossenschaft rufen.

Inzwischen hatte der Staub der Stadt, die wohl schon lange keinen Regen mehr gesehen hatte, unseren Mund ausgetrocknet. In diesem schwimmenden Lokal legten wir deshalb eine Rast ein. Bei herrlichem Wetter konnte ich in aller Ruhe mit meinem Tele die Buda-Seite der Stadt erkunden.


Gut gestärkt ging es nun über die Kettenbrücke, teils mit der Standseilbahn, teils zu Fuß auf den Burgberg, wo wir natürlich zunächst den atemberaubenden Blick auf Pest genossen.

Die Burg selbst schenkten wir uns und zogen stattdessen durch die Gassen Richtung Fischerbastei, vorbei an dem Postamt mit schmuckem Briefkasten, an Andenkenläden zum Platz mit der Pestsäule, auf der die Dreifaltigkeit dargestellt ist.

Endlich ist die Matthiaskirche in Sicht. Obwohl Baugerüste den Gesamtblick trüben, sticht das Dach mit seinen bunten Zsolnay Fliesen, ähnlich dem Dach des Stefan-Domes in Wien, ins Auge. Filigrane Steinmetzarbeit umrahmt das Dachkunstwerk.

Das innere der Kirche ist vollständig ausgemalt, überwiegend mit dezenten Ornamenten. Die Kirche ist sehr dunkel. Durch die lange Belichtung kommen die Farben auf den Fotos aber gut zum Ausdruck. Ich konnte mich von diesem Schmuckstück kaum lösen.

Als ich nach geraumer Zeit die Kirche wieder verließ, erwarteten mich die Mitreisenden schon an der Fischerbastei. Mir wurden aber einige Minuten für Fotos gewährt.

Das für die Milleniumsfeierlichkeiten 1905 fertiggestellte Bauwerk wirkt wie eine kunstvoll arrangierte Aussichtsplattform für die Pester Seite. Das riesige Parlament mit seiner eindrucksvollen Kuppel ist das Hauptmotiv für die vielen Fotografen.

Während meiner Fotominuten hatte der Rest der Truppe beschlossen auf dem Burgberg zu bleiben und in einem Restaurant für das Abendessen reserviert. Nach einer Zwischenstärkung vor einem netten Lokal,

für mich mit Palatschinken, mit etwas Süßem für meine Frau, gingen wir in Kleingruppen auf die Erkundung des Burgbergs. Da ich Matthiaskirche und Fischerbastei noch aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten wollte (Ergebnisse oben), machte ich mich allein auf den Weg.
Die Fenster des Hilton spiegelten die beiden Attraktionen.

Anschließend schlenderte ich die Stadtmauer entlang

entdeckte Klein-Münchhausen auf der Kanone,

die Geschlechtertürme von San Gimignano auf Dächern,

ein weiteres buntes Dach.

eine Kirchenruine (die römischen Ruinen in Budapest haben wir nicht gesucht),

landete wieder bei Matthiaskirche und Pestsäule.

Langsam war es Zeit unser Restaurant für das Abendessen zu suchen. Hier aß ich ungarisches Gulasch mit Nockerln, Kartoffeln und gemischtem Gemüse. Bis auf die Kartoffeln schmeckte es vorzüglich. Die Zweimann-Kapelle spielte ordentlich, sang mäßig.

Inzwischen war es dunkel geworden und ich konnte die Truppe schnell dafür begeistern noch einen Blick von der Fischerbastei auf das beleuchtete Pest zu werfen.

Langsam ging es den nördlichen Burgberg hinunter
zur U-Bahn, die uns zurück ins Hotel brachte, wo es nach einem Absacker ab ging ins Bettchen. Ein sonniger Tag mit vielen neuen Eindrücken war zu Ende.
 
Zuletzt bearbeitet:
... wir wollen mal zugunsten der "Baumeister" annehmen, daß die Fässer mit BETON gefüllt waren
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Hallo und Moin, Moin Ludivico!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die reichbebilderte Fortsetzung

Besonders gut gefallen mir die bunten Dachziegel :!:



Gruß - Asterixinchen :)
 
... wir wollen mal zugunsten der "Baumeister" annehmen, daß die Fässer mit BETON gefüllt waren
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In diesem Sinne haben wir auch diskutiert. Bei dem Fass auf dem folgenden Foto kamen uns aber doch starke Bedenken (s. deutliche Einkerbung)
Die graue Farbe auf dem Fass lässt allerdings vermuten, dass das Fass bereits beschädigt war, als es gefüllt wurde.

Gruß Ludovico
 
Hallo Ludovico,

vielen Dank dafür, dass Du uns nach Budapest entführst. ;) :D

Mein letzter Besuch in dieser schönen Stadt, liegt nun auch schon 29 Jahre zurück. Damals gab es noch scharfe Grenzkontrollen und die DM war in Ungarn, noch um ein Vielfaches mehr wert. Ich erinnere mich an meinen ersten Kaffee, den ich in Budapest trank, er kostete nur wenige Pfennige. Leider befanden sich viele Gebäude in einem bedauernswerten Zustand. Von der Beschaffenheit der Straßen, rede ich mal gar nicht erst. :? Wir wohnten seinerzeit in einem Studentenwohnheim. Die Mehrbettzimmer (mit Etagenbetten) wurden in den Semesterferien, für kleines Geld an Touristen vermietet. Aber schon damals besaß Budapest seinen ganz speziellen Charme. :nod:

Wie ich anhand Deiner Fotos sehe, hat sich seitdem sehr viel getan! :nod:
Die bunten Dachziegel erinnern mich ein wenig an das Hôtel-Dieu de Beaune.

Liebe Grüße,
Susannah
 
Samstag, der dritte Tag

Als wir gestern während unseres Spaziergangs am Donauufer die große Markthalle passierten, reifte der Entschluss (der bei mir schon vor Reisebeginn gefallen war) diese auch zu besuchen.

Da für diesen Tag leichter Regen angesagt war, nahmen wir alle Wetterschutzkleidung mit. Ich konnte die Gruppe schnell davon begeistern zuvor noch zwei andere Sehenswürdigkeiten zu streifen.

Vor dem zweiten Weltkrieg waren etwa ein Viertel der Bevölkerung (200.000 von 800.000) Budapests Juden. Wie in vielen Ländern Europas wurde die Zahl während der Kriegsjahre stark dezimiert. Im Holocaust Gedenkzentrum sind teilweise wechselnde Ausstellungen zu diesem Thema. Wir beschränkten uns auf den Besuch des Innenhofes.


An einer großen Gedenktafel sind endlose Reihen toter Juden gelistet. Auf der rechten Tafel wird dazu aufgefordert für 2€ einen weiteren Namen zu finanzieren.

Nachdem wir hier nachdanklich zur Ruhe gekommen waren, leuchtete uns nach einigen hundert Metern die goldene Krone der Kuppel des Kunstgewerbemuseums entgegen.


Auch hier geben wieder die Zsolnay Fliesen der Kuppel eine ganz besondere Note. So farbenfroh die Kuppel ist, so nüchtern ist das weiße Innere, das fast wie eine Industriearchitektur anmutet. Umso phantasievoller ist der Durchbruch zur Kuppel.
Im Museum bilden zahlreiche Stücke aus der Wiener Weltausstellung von 1873 den Grundstock. Da die Objekte des Museums sehr umfangreich sind, müssen die Ausstellungsstücke ständig gewechselt werden. Aus Zeitmangel besuchten wir das Museum nicht, sondern zogen weiter zur großen Markthalle, dem führenden Markt der Stadt, der auch eine Touristenattraktion ist.

Auch hier leuchteten uns wieder die strahlend bunten Fliesen des Daches entgegen.

Im Inneren sah ich wohl die größte Anhäufung von Nieten (natürlich nur in der Gusskonstruktion der Halle).

In drei Etagen gibt es Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse und andere Lebensmittel, wie auch Stoffe und die berühmten Stickerein zu kaufen.

Oben gibt es in kleinen Kiosks und einem Restaurant genügend für das leibliche Wohl. Da wir abends in einem Bierkeller ausgiebig essen wollten, begnügten wir uns mit einem kleinen Imbiss, den wir mit eins, zwei Bierchen hinunter spülten.

Nach einigen Stunden in der Markthalle spazierten wir die berühmte Einkaufsstraße Vaci Utca entlang, waren allerdings ziemlich enttäuscht. Die ganze Straße war rein auf Tourismus getrimmt. Allerdings gab es einige wunderschöne Geschäftshäuser.


Nach einem kurzen Zwischenstopp im berühmten Cafe Gerbaud trennte sich die Gruppe.
Der große Teil der Gruppe ging zur Stefans Basilika, um anschließend in einem Lokal auf morgens reservierten Plätzen das WM-Qualifikationsspiel gegen Russland zu sehen.
Mit meiner Frau bestieg ich die älteste, etwa hunderjährige U-Bahn


und fuhr zum Heldenplatz, einem Paradies für Scateboardfahrer.


Die grimmig blickenden Magyaren auf dem Denkmal beängstigten uns dermaßen, dass wir schnell weiterzogen. Durch einen Park ging es Richtung Stadtwäldchen, einem der Naherholungsgebiete in Budapest.
Zwischen den Bäumen des Parks sahen wir schon den Stilwirrwar der Burg Vajdahunyad. Die Burg vereint verschiedene ungarische Architekturstile.


Da immer noch die Sonne schien, machten wir es uns an dem kleinen See gemütlich.

Ausgeruht ging es nun per U- und Straßenbahn zum Nationaltheater an der Donau, das mir gestern aus der Ferne sehr interessant anmutete. Meine Frau genoss auf einer Bank die letzten Sonnenstrahlen des Tages, während ich mich zu einer ausgedehnten Fototour um das nicht unumstrittene, eigenwillige Bauwerk aufmachte. Hier das Ergebnis.


Im See scheint ein steinernes Schiff zu schwimmen, das bezaubernde Perspektiven bietet, wofür man allerdings auch mal auf eine Mauer klettern muss.

Aus dem See ragen die Überreste eines gesunkenen Tempels.

Nach dem Sonnenuntergang ging es zurück zu unserer Gruppe, vorbei an dem neuen Bau der Uni.
Hier zitterten wir noch erfolgreich die letzten 20 Minuten mit der Nationalmannschaft dem entscheidenden Sieg für die WM Qualifikation entgegen.
In dem Bierkeller erlebten wir noch einen vergnügten Abend mit wieder vorzüglichem Essen.
Die Raucher meldeten zwischendurch einsetzenden Regen. So hatten wir die Wetterschutzkleidung doch nicht vergebens mitgetragen. Frohgelaunt, aber doch auch etwas müde von unseren Spaziergängen, ging es am letzten Abend unserer Budapesttour zurück ins Hotel zur Nachtruhe.
 
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Hallo und Moin, Moin Ludovico!



VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für "den nächsten Tag" angereichert mit den schönen Bildern

:!: :!: :!:



Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo Ludovico,

ich bin euch gerne gefolgt durch Budapest, eins meiner vielen Ziele "für die nächste Zeit":roll:, das du nun ein Stück hast vorrücken lassen auf der langen Liste.

Mein letzter Besuch liegt nun bereits 20 Jahre zurück Es war 1989 im August, kurz bevor wir am Plattensee die merkwürdige Stimmung dieses Mauerfalljahres miterlebten (In der dort käuflichen Bildzeitung wurden bereits Tipps für Fluchtwege über Ungarn nach Österreich verbreitet). Wir haben damals eine Wohnung von Privatleuten bewohnt und hatten 9 Jahre Ungarischem Weg später im Gegensatz zu Susannah vom Zustand Budapests einen eher guten Eindruck. Kontrollen und Formalien waren auch bereits sehr abgebaut.


Hast du mal das Eis probiert? Das haben meine Frau und ich in besonders angenehmer Weise in Erinnerung.

Gruß gengarde
 
Hast du mal das Eis probiert? Das haben meine Frau und ich in besonders angenehmer Weise in Erinnerung.

Gruß gengarde

Gengarde,
leider nicht. Ich hatte bei früheren Ferienjobs viele deutsch-ungarische Arbeitskollegen. Keiner hat das ungarische Eis erwähnt. Alle haben die ungarischen Fleisch und Wurstwaren gelobt. Diese, wie auch das exzellent zubereitete Gemüse habe ich genossen. Die Würste waren aber nicht mehr so scharf, wie ich sie damals kosten durfte. Das war wohl besser so.

Mit Eisessen, Besuch eines der berühmten Bäder (bevorzugt Gellertbad), Besuch von zwei oder drei Museen, Innenbesichtigung des Parlaments hätte ich nun schon das Rohprogramm für das nächste verlängerte Wochenende in Budapest. Das dauert aber sicher noch eine Weile.

Gruß Ludovico
 
.....
Hast du mal das Eis probiert? Das haben meine Frau und ich in besonders angenehmer Weise in Erinnerung.

Gruß gengarde
Besonders unsere Kinder !!!! (wir waren 1990 am Plattensee) - da gab es das erste Mal in ihrem Leben kaum Bremsen bei den Wünschen nach Eis ! Damals war der Plattensee für Bundesbürger (die Mitbewohner aus den "Neuen Bundesländern" blieben - dank neuer Reisemöglichkeiten in andere Gefilde - weitgehend aus) ein PARADIES. Wir hatten eine sehr schöne Unterkunft in einer "Datsche" eines sehr liebenswerten ungarischen Ehepaares und haben gelebt wie "Gott in Ungarn" !

Nur Budapest hatten wir in etwas zwiespältiger Erinnerung - nach einem Tagesausflug dorthin stellten wir fest, daß ein Spitzbube meiner Frau Portemonaie und Notizbuch (mit Perso, Führerschein und KFZ-Schein) geklaut hattte - eine erneute Fahrt nach Budapest zur Botschaft zwecks Ausstellung von Ersatzpapieren erforderlich machte :frown:

Aber heute würde ich gerne den Budapest-Besuch wiederholen - es hat sich in der Zeit bestimmt sehr viel dort getan !

Gruß

Friedrich
 
Hallo Ludovico,

vielen Dank für die schönen Schilderungen. Es sind, wenn man zum ersten Mal nach Budapest gefahren ist, zum Teil ja auch durchaus ungewöhnliche Wege, etwas abseits vom normalen Trampelpfad der Touristen.

Gruß
tacitus​
 
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Ludovico ROB schrieb:
Nach dem Sonnenuntergang ging es zurück zu unserer Gruppe, vorbei an dem neuen Bau der Uni.

oder besser einer der Universitäten in Budapest. Es gibt in Budapest nicht die "Universität zu Budapest", sondern etliche mehr oder weniger spezialisierte staatliche Universitäten. Die Corvinus Universität hat ihren Schwerpunkt bei den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die älteste Universität ist die Loránd-Eötvös-Universität (mit Natur-, Rechts-, Geisteswissenschaften u.a.). Medizin (und sinnvollerweise auch Sport!) wird an der weltweit renommierten Semmelweis-Universität studiert; Technik, Architektur, Ingenieurwesen usw. an der Technischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Universität.
Gruß
tacitus
 
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Sonntag, letzter Tag
Unsere letzte Nacht, unser letztes Frühstück, unser letzter Tag in Budapest war angebrochen. Es hatte die ganze Nacht geregnet. Während des Frühstücks flachte der Landregen ab zu einem leichten Nieselregen. Wir beschlossen, mit einem Gang durch das jüdische Viertel zu beginnen.
Also auschecken, Koffer deponieren, zur U-Bahn, an der zweiten Haltestelle aussteigen und einige hundert Schritte gehen. Schon hatten wir die prächtigen Zwillingstürme der großen Synagoge vor uns, nach Reiseführer die zweitgrößte Synagoge weltweit. Leider war ein Besuch des Innenraumes nicht möglich, doch war auch der Gang um die Kirche sehr beeindruckend.
Der Davidstern grüßte an vielen Stellen. In Ungarn vielen circa 600.000 Juden den Nazis zum Opfer. 1944 wurde das traditionelle Judenviertel in ein Ghetto umgewandelt und mit hohen Zäunen abgegrenzt. Unter der Erde um die Synagoge liegen viele Massengräber. Besonders der „Baum des Lebens" ist ein eindrucksvolles Mahnmal des Holocaust. Jedes Blatt trägt die Gravur eines Familiennamens von Naziopfern. Der Nieselregen verstärkte die nachdenkliche, bedrückende Stimmung, die uns hier beschlich.
In Budapest sind heute deutlich weniger typische Merkmale des jüdischen Lebens zu finden als im römischen Ghetto. Das Viertel ist eher geprägt von Denkmalen. Auch an der Synagoge der orthodoxen Juden wurden wir abgewiesen als wir diese betreten wollten. An einer Skulptur, die wohl die Situation eines Menschen in Not darstellt, fanden wir diese Gedenktafel, die daran erinnert, dass es auch Menschen gab, die in jener Zeit Leben retteten statt zu vernichten.
Weiter ging es durch die Gassen Richtung Parlamentsgebäude, das im Nieselregen etwas dumpf wirkte.
An der Donau setzten wir uns unter die Schirme eines Lokals und wärmten uns mit einigen Getränken auf. Die Mengen (bei mir ein Cognac) waren kleiner, dafür der Preis deutlich höher als wir es gewohnt waren. Wir wollten aber keine Währung zurücktauschen, also gönnten wir uns diesen exklusiven Platz. Da die Gruppe noch etwas sitzen bleiben und anschließend ein passendes Lokal für unser Abschiedsessen suchen wollten, verabschiedete ich mich mit meiner Frau vorübergehend von der Truppe.
Wir besuchten zunächst die Basilika St. Stephan, die die Anderen am Vortag gesehen und uns etwas enttäuscht als „wohl Baustelle mit Absperrungen" beschrieben hatten.
Auf dem Weg dorthin passierten wir ein interessantes, modernes Gebäude.
und ein/das Spielcasino
Nichts von der Baustelle war für uns in und um die Basilika sichtbar. Die riesige Kirche fiel uns auch schon am zweiten Tag beim Blick vom Burgberg ins Auge. Der gewaltige Eindruck des neoklassizistischen Bauwerkes bestätigte sich, als wir direkt davor standen.
Auch das Innere ist prächtig. Die von unseren Mitreisenden genannte Absperrung betraf wohl das Mittelschiff, das für Betende durch Stricke abgetrennt war. Ein Wächter achtete darauf, dass die Stille nicht durch Touristen gestört wurde.
Der spärlich beleuchtete Innenraum wird von der strahlenden Kuppel gekrönt und von vielen Seitenaltären gerahmt. In der linken Seitenkapelle ist eine abgeschlagene Hand des Hl. Stefan in einem goldenen Reliquienschrein aufbewahrt. Das Licht fällt durch farbenprächtige Fenster.
Den Aufstieg auf den Turm schenkten wir uns, besonders wegen des trüben Wetters, das allerdings langsam aufklarte. Der Regen hatte bereits auf dem Weg zur Basilika aufgehört. Wir wählten den direkten Weg zur Donau, der uns zum nächsten Ziel, dem Gresham Palast führen sollte.
Nach einem Blick zurück auf die Basilika,
bewunderten wir auf der linken Seite des Palastes dieses Tor als Zeugnis der Schmiedekunst.
Der Palast selbst gilt als Wunderwerk des ungarischen Jugendstils und beherbergt heute ein großes Hotel. Er wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, verfiel dann und wurde erst nach der Wende wieder liebevoll restauriert und aufgebaut. Die beiden folgenden Bilder zeugen von der Pracht.
Inzwischen erhielten wir einen Anruf, in dem uns das Lokal und die Urzeit für unser gemeinsames Abschiedsessen mitgeteilt wurde. Das Lokal war mir aus einem meiner Reiseführer bekannt und lag auf der anderen Donauseite. Da wir noch genügend Zeit hatten, schlenderten wir über die Kettenbrücke und dann Donau aufwärts. Wir hatten die ganze Zeit das Parlamentsgebäude vor Augen. Die Wolken hatten sich gelichtet und es brach immer wieder die Sonne durch. Diese wechselnde Beleuchtung ergab auf den Gebäuden interessante Lichtspiele.
Als wir in unserem sehr hübschen Lokal eintrafen, ging es schon kurz nach dem ersten Durstlöscher (Nasoni gibt es leider in Budapest nicht) direkt an die Bestellung des Essens. Der sprachgewandte Kellner führte uns kundig durch das reichhaltige Angebot des Tages. Ich bestellte Miesmuscheln und Fisch mit Gemüse. Auf den Nachtisch verzichtete ich. Das Essen schmeckte in der gemütlichen Atmosphäre ausgezeichnet.
Nun sollte es mit der U-Bahn schnell zurück zum Hotel gehen, da unsere Dreitagestickets fast abgelaufen waren. Als ich auf die Straße zur Donau bog, strahlte mir das Parlamentsgebäude im warmen Spätnachmittagslicht entgegen. Natürlich eilte ich an der U-Bahnstation vorbei, um einige Abschiedsfotos zu machen. Ich erinnerte mich an die Farbintensivierungsfunktion meiner Ixus und schoss los. Hier das Ergebnis.
?
Abschied von Budapest, Fahrt zum Flughafen, Rückflug (trotz einiger gewitterbedingten Runden über dem Düsseldorfer Flughafen) und Fahrt nach Hause mit ÖV liefen glatt.

Insgesamt eine sehr gelungene und erholsame Städtetour. Gerne würde ich noch einmal zurückkommen. Ein Rahmenprogramm hätte ich dann schon: zwei bis drei Museen besuchen, eine Führung durch das Parlament miterleben, einen halben Tag im Gellertbad, Eis (Empfehlung von Gengarde) und ein ungarisches Paprikahähnchen (stand nicht auf der Speisekarte oder war vergriffen) essen. Die römischen Ruinen würde ich wohl wieder nicht besuchen, da sie nur aus einigen Fundamentresten bestehen.

Euer Ludovico
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, Ludovico, für Deinen informativen und reich bebilderten Bericht ! Ich sehe schon - auch Budapest gehört auf die Agenda der zukünftig zu besuchenden Orte :~:~:~

Gruß

Friedrich
 
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