Vatikan/Papst: Papst Franziskus trennt sich von Kardinal Müller

Ich finde, das ist starker Tobak und eines Kardinals unwürdig! :x
Also mit Verlaub ... aber wieso sollte es das sein? - Nein, m.E. liegt er völlig richtig mit seiner Haltung, sich nicht vor den Karren von Franziskus-Gegnern spannen lassen zu wollen; und auch mit seiner Einschätzung:
Dem früheren Regensburger Bischof zufolge gibt es aber Spannungen innerhalb der Kurie. Er mahnte, die Kirche müsse auf diejenigen hören, die «ernsthafte Fragen oder gerechtfertigte Klagen» hätten. «Andernfalls kann unbeabsichtigt das Risiko einer langsamen Trennung steigen, die in einer Spaltung münden kann.»
Zudem war ja ohnehin bekannt, dass es in der Kurie nicht spannungsfrei zugeht ... wie übrigens wohl auch schon unter früheren Päpsten nicht. Und gerade angesichts so einiger "radikaler" Positionen Papst Franziskus' verwundert das überhaupt nicht. Er eignet sich damit ganz und gar nicht als "everybody's darling" - und würde das sicher selbst auch gar nicht sein wollen.

Kurzum: Was wäre so verkehrt an Müllers Hinweis, dass man sich auch durch diese oder jene negative Erfahrung miteinander nicht abhalten lassen sollte davon, die Bereitschaft zum Gespräch und den Willen zur Einigkeit zu bewahren?
 
Das könnte man sicher so sehen - sofern er das (noch) täte. Allerdings seine derzeit diskutierte Äußerung spricht m.E. gerade dafür nun überhaupt nicht.
 
Danke für den Link zum Originaltext.
Wobei ich mich übrigens sehr gewundert habe, dass ich diesen Corriere-Artikel überhaupt noch aufrufen konnte. Denn normalerweise verbrauche ich meine 20 Gratis-Aufrufe bis spätestens zur Monatsmitte. :D

Es steht bestimmt außer Frage, dass Kardinal Müller sich nach wie vor verletzt fühlt durch seine Relegation - zumal derselben ja die dreier wichtiger Mitarbeiter vorausging, wie auch der Corriere hier in Erinnerung ruft:
Müller non ha ancora smaltito «la ferita», la chiama così, dei suoi tre collaboratori licenziati poco prima della sua sostituzione. «Sono stati dei preti buoni e competenti che lavoravano per la Chiesa con dedizione esemplare», è il suo giudizio.
Unbestritten sein dürfte auch, dass er immer schon gerne auf dem hohen Ross gesessen hat. Nicht nur in Bad Kötzting beim Pfingstritt (den er bekanntlich seinerzeit "neu erfunden" und auf sich zugeschneidert hat :~), sondern auch sonst.
Wobei übrigens dieses "Ross" auch gerne mal ein Elefant sein durfte: Erinnert sich hier noch wer an seinen Benefiz-Ritt im Cowboy-Kostüm, vor ungefähr 10 Jahren? :lol:

In diesem Sinne also fühlt er sich wohl von Papst Franziskus "gestürzt" ... und nicht nur das; sondern auch enttäuscht in einer ganz bestimmten Erwartung: Er wollte ihm, so entnimmt man seiner Interview-Aussage, der kompetente und getreue Schildknappe sein, als welcher Kardinal Ratzinger seinerzeit Papst Johannes Paul II. diente (der "eher Philosoph als Theologe" war, so Müller):
Giovanni Paolo II era più filosofo che teologo, ma si faceva assistere e consigliare dal cardinale Ratzinger nella preparazione dei documenti del magistero. Il rapporto fra il Papa e la Congregazione per la dottrina della fede era e sarà sempre la chiave per un proficuo pontificato.


Dessenungeachtet jedoch - oder vielleicht sogar eher noch: gerade darum - glaube ich ihm, wenn er sagt:
Es gebe Strömungen und Gruppierungen sowohl auf traditionalistischer als auch auf progressiver Seite, die ihn gerne als Anführer einer Opposition gegen Papst Franziskus sähen. Hingegen glaube er (Müller) an die Einheit der Kirche und wolle seine eigenen negativen Erfahrungen nicht in solcher Weise instrumentalisieren lassen:
«C’è un fronte dei gruppi tradizionalisti, così come dei progressisti, che vorrebbe vedermi a capo di un movimento contro il Papa. Ma io non lo farò mai. (...) Credo nell’unità della Chiesa e non concedo a nessuno di strumentalizzare le mie esperienze negative degli ultimi mesi. Le autorità della Chiesa, però, devono ascoltare chi ha delle domande serie o dei reclami giusti; non ignorarlo o, peggio, umiliarlo. Altrimenti, senza volerlo, può aumentare il rischio di una lenta separazione che potrebbe sfociare in uno scisma di una parte del mondo cattolico, disorientato e deluso. La storia dello scisma protestante di Martin Lutero di cinquecento anni fa dovrebbe insegnarci soprattutto quali sbagli evitare».
Ferner warnt er vor den Risiken einer zwar ungewollten, aber kontinuierlich schleichenden Entfremdung; und es kann nicht verwundern, dass er das gerade im Jahr 2017 tut unter Hinweis auf die gleichermaßen ungewollte Spaltung vor 500 Jahren.

Kurzum: Zwar mag ich mich irren - aber ich glaube, dass Müller in diesem Zusammenhang seine "negativen Erfahrungen" aus anderen Motiven heraus erwähnt (nota bene: lediglich erwähnt - denn im Vordergrund stehen da ganz andere Dinge) als aus einem anhaltenden Beleidigtsein heraus.
 
...Nein, m.E. liegt er völlig richtig mit seiner Haltung, sich nicht vor den Karren von Franziskus-Gegnern spannen lassen zu wollen; und auch mit seiner Einschätzung:...

Also auf mich wirken seine Aussage (in der deutschen Übersetzung) so, wie man in Managementkursen Einwandbehandlung lernt. Sollen wir alle dabei nicht denken, was er doch für ein toller Typ ist?

Wie wäre es denn gewesen wenn er etwas in der Form gesagt hätte:
"Ich werden mich dafür einsetzen eine evtl. schleichenden Entfremdung entgegen zu wirken und gemeinsam mit allen den Zusammenhalt zu fördern."

... wolle seine eigenen negativen Erfahrungen nicht in solcher Weise instrumentalisieren lassen
Das klingt für mich schon noch recht beleidigt und ich sehe hier keine Ansatz, die aufgetretenen Probleme auch mal bei sich selbst zu sehen. Für mich tut er so, als ob er sachlich wirken will, tatsächlich aber die Schiene "man wird doch noch sagen dürfen" bedient.

Fazit: mich überzeugt das nicht. Ich empfinde es als spielen mit dem Feuer. Damit habe ich zu dem Thema alles gesagt, was ich denke. Möge ich Unrecht haben! :nod:
 
Da stimme ich dir zu: Es wäre stets wünschenswert, die eigenen Argumente entkräftet zu sehen, wo deren Gegenteil nicht nur berechtigt wäre, sondern vor allem auch im Interesse des Gemeinwohls läge.

Was Kardinal Müllers Motivation bzw. Intention betrifft, so mag man - wie du ja schreibst - geteilter Meinung sein.
 
"Schaun mer mal" was es (heute) Neues :)twisted:) dazu gibt:

Papst Franziskus gerät unter Druck
Während sich Papst Franziskus im Kirchenvolk ungebrochener Beliebtheit erfreut, wird unter den Kardinälen die Kritik am Pontifex lauter. Seine Amtsführung und theologische Kompetenz werden in Frage gestellt. Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hat im Interview mit report München nun nachgelegt.
 
Na ja ... also natürlich gilt sicherlich auch hier (d.h. bzgl. aller dieser diiversen Äußerungen): "Kein Rauch ohne Feuer".

Dennoch ist es m.E. einigermaßen plump, dergestalt Papst Franziskus gegen die Kurie stellen bzw. ausspielen zu wollen x( - und dito auch Kardinal Müller; so sehr man dessen Auftreten in bestimmten einzelnen Dingen kritisieren mag.
Noch immer fliegen Papst Franziskus die Herzen der Gläubigen zu. Sein Einsatz für die Armen begeistert die Welt. Doch im Vatikan knirscht es. Viele Mitarbeiter, darunter auch Kardinäle, beklagen sich über den Umgangston, die vielen Reformen und die Personalpolitik des Papstes. Das Jahr 2018 könnte zum Schlüsseljahr dieses Pontifikates werden.
Die Enttäuschung sitzt nach wie vor tief. Im Sommer hatte der Papst dem deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller mitgeteilt, dass er seine Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation nicht verlängern will. Ohne Angabe von Gründen. Müller sieht sich als Opfer einer Intrige. "Bestimmte Kräfte im Hintergrund" hätten seine Ablösung betrieben.
Okay, Letzteres sei unbestritten.
Aber er hat ja nun mal auch völlig unmissverständlich gesagt: Es liege ihm ganz und gar fern, aus seiner persönlichen Situation eine "Oppositions-Führung" seinerseits gegen Papst Franziskus konstruieren zu lassen. :thumbup:
 
Zuletzt bearbeitet:

Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, wird am 31. Dezember 70 Jahre alt. Der in Mainz geborene südwestdeutsche Kirchenmann leitete das bedeutende Dikasterium bis vergangenen 1. Juli. Fristgerecht nach fünf Jahren am 2. Juli endete seine Amtszeit, nachdem Papst Franziskus auf eine mögliche Verlängerung verzichtet hatte.
 
Was er denn jetzt mache, wurde der Kardinal etwa gefragt. "Ich kann mich vor Einladungen aus der ganzen Welt nicht retten", antwortete er und war seither unter anderem in deutschen, italienischen wie amerikanischen Medien präsent.
Das grenzt ja schon fast an Omnipraesenz. :D
 
Er wird 70 Jahre alt, da wird es einen Geburtstagsgruß geben! Und das von Herzen, auch wenn ich nicht mit allen seinen Äußerungen einer Meinung bin .
 
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