Italien: Ferrari-Chef steigt in den Bahnverkehr ein


So, heute bin ich nun mit dem "Italo" von Napoli nach Roma gefahren.

Der Zug ist natürlich - da brandneu - sehr angenehm und bequem.
Die Fahrtzeit betrug sogar nur 60 Minuten, aber man muß ja dann von Tiburtina erstmal weiter und damit ist die Zeit wieder egalisiert.​
 

Zusatz:

Hintergrund: Private Konkurrenz bei Tempo 300 - News Wirtschaft: Unternehmen - bazonline.ch

Für italienische Fahrgäste eine völlig neue Erfahrung ist das serviceorientierte Personal. Über tausend vorwiegend junge Leute wurden angestellt, die sich an Bahnhöfen und im Zug für das Wohl der Passagiere engagieren. Ihre Ausbildung orientiert sich an den Anforderungen in der Luftfahrt und der Hotellerie. Eine Herausforderung für Trenitalia mit ihren gewerkschaftlich organisierten und nicht immer sehr kundenfreundlichen Beamten. Vielreisende in Italien berichten jedoch, dass sich der Service in den Frecciarosse bereits spürbar verbessert habe.
 

Geschichten wie diese sind sehr ungewöhnlich in Italien. Aber nicht nur dort. Am 28. April 2012 raste der amarantrote Schienenflitzer Italo zum ersten Mal von Neapel nach Mailand. Die Premierenfahrt beendete das Monopol der römischen Staatsbahnen auf den lukrativen Hochgeschwindigkeitsstrecken der Apenninenhalbinsel. Knapp sechs Jahre später verkaufen die privaten Eigentümer der superschnellen Züge das Bahn-Start-up nun für 2,5 Milliarden Euro an den amerikanischen Fonds Global Infrastructure Partners (Gip). Sie kassieren eine Traumrendite und geben eine Lektion zum Thema Marktöffnung.
Der Einstieg einer Großbank bewahrte das Unternehmen 2014 vor der Pleite
Der Vater des Bahn-Coups ist Luca di Montezemolo, langjähriger Chef der Sportwagenfirma Ferrari, ehemaliger Industriellenchef, der für Made in Italy steht. 2006 ging es mit einem weißen Blatt und einer bizarren Idee los: Montezemolo und ein paar seiner Freunde hatten sich in den Kopf gesetzt, den italienischen Staatsbahnen Konkurrenz auf ihren teuren Rennstrecken zu machen. Viele hielten den Einfall für verrückt. Möglich war er durch die Liberalisierung des superschnellen Schienenverkehrs geworden, die 2007 von der römischen Regierung unter Romano Prodi durchgesetzt worden war. Italien war einmal da, wo der damalige Ferrari-Chef sein Land am liebsten immer sähe: ganz vorn. Es öffnete das Hochgeschwindigkeitsnetz für einen privaten Betreiber - eine Weltpremiere. Nur Südkorea ist bisher nachgezogen. Dieser Vorsprung macht Italo nun für den US-Spezialisten Gip so interessant. Denn im Dezember 2020 fallen die Wettbewerbsschranken in ganz Europa. Dann, so prognostiziert Montezemolo, wird Italo für die Amerikaner zur Startrampe für die Expansion auf dem Kontinent. Spanien und Deutschland werden in Rom als attraktivste Ziele gehandelt.

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Die Aktionäre sind durchaus nicht die einzigen Gewinner. Das ganze Land hat vom Wettbewerb kräftig profitiert. Auch die Bahnkunden. Italo hat das Angebot verbessert und neue Nachfrage geschaffen. Der Markt ist im kriselnden Italien konstant zweistellig gewachsen. Gleichzeitig sanken die Fahrpreise um 40 Prozent und liegen weit unter den Tarifen in den Nachbarländern. Auf der Strecke Mailand-Rom - knapp 600 Kilometer in 2 Stunden 55 Minuten - ersetzen die Schnellzüge das Flugzeug nahezu komplett. Auch viele Autofahren sind umgestiegen. Die Zahl der Passagiere nahm um 100 Prozent zu. Italo hat in sechs Jahren fast ein Drittel des Marktes erobert. Auch dem Staatskonzern FS hat die Konkurrenz am Ende nicht geschadet. Er weitet das Geschäft mit seinem "Frecciarossa" (roter Pfeil) seit zwölf Jahren erfolgreich aus und kassiert von Italo Gebühren für die Schieneninfrastruktur.

"Italo ist eine tolle italienische Unternehmensgeschichte", prahlte Montezemolo. Da er diese Geschichte aber in amerikanische Hände gibt, hinterlässt sie auch einen bitteren Nachgeschmack. Ausgerechnet sein enger Freund Diego Della Valle, Italo-Mitbegründer und Eigentümer des Luxuskonzerns Tod's, kritisierte den Verkauf. Denn wie so oft gelingt es Italienern nicht, ein visionäres Projekt auf eigene Faust ins Ausland zu tragen.

Ich habe vergangene Woche für die Strecke Rom-Neapel im März 11,40€ bezahlt! :~
 
So hat Italien geschafft, was sich alle Staaten wünschen: mehr Fahrgäste in die Bahnen zu bringen. NTV transportierte 2017 in 42 Zügen rund 13 Millionen Passagiere, die Staatsbahn Trenitalia im selben Zeitraum 26 Millionen. Fuhren früher 36 Prozent der Italiener bei Fernreisen mit dem Zug, sind es heute mehr als 70 Prozent. Die Konkurrenten auf der Schiene luchsen sich nicht so sehr gegenseitig die Kunden ab, sondern stehlen sie vor allem den Airlines.

Ich habe wieder einige Fahrten von Verona nach Venedig, Mailand, Brescia für unter 10€ bekommen!
 
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