Lyrik - Gedichte und Rom

Etwas zum Nachdenken

Die Peterskirche

Suchst du das Unermeßliche hier, du hast dich geirrt:
Meine Größe ist die, größer zu machen dich selbst.

Friedrich Schiller
 
Für Geduldige

Die Ruinen Roms

Seid gegrüßt, ihr heil´gen Trümmer,
Auch als Trümmer mir gegrüßt!
Obgleich nur noch Mondesschimmer
Einer Sonn´, die nicht mehr ist.
Nennt euch mir, ich will euch kennen,
Ich will wissen, was ihr war´t;
Was ihr seid, braucht´s nicht zu nennen,
Da die Schmach euch gleich gepaart.

Eintrachts-Tempel, du der erste,
Der sich meinem Blick enthüllt,
Deine letzte Säule berste,
Schlecht hast du dein Amt erfüllt!
Solltest deine Brüder hüten,
Wardst als Wächter hingesetzt;
Und du ließest Zwietracht wüthen,
Die sie fällt und dich zuletzt.

Jupiter! aus deinem Tempel,
Stator, der zu stehn gebeut;
Brich des Schweigens Sklaventempel,
Heiß sie stehn, die neue Zeit!
Doch umsonst ist hier dein Walten,
Du stehst selber nur mit Müh,
Unaufhaltsam gehn die Alten,
Und das Neue über sie.-

Titus, nicht dem Ruhm - dem Frieden
Bautest du dein Heiligtum;
Doch dir ward, was du vermieden,
Jeder Stein spricht deinen Ruhm.
Auch den Frieden in dem Munde
Ging ein andrer drauf ins Haus;
Doch der Friede zog zur Stunde
Aus dem Friedens-Tempel aus.

Curia, die aus ihren Thoren
Krieg der Welt und Frieden ließ;
Harrst du deiner Senatoren?
Einer doch ist dir gewiss.
Sieh ihn stehn dort, an den Stufen,
Bei dem Mann im Purpurkleid!
Sieh, er kömmt, wird er gerufen,
Und er geht, wenn man´s gebeut.

In des Purpurs reichen Falten
Majestätisch steht er da;
Ja, du suchst nach deinen Alten?
Schließ die Pforten, Curia!
Unten such´, die unten wohnen,
Wir sind oben leicht und froh;
Rom hat nur noch Ciceronen,
Aber keinen Cicero.

Hat der Bruder dich erstochen,
Remus, mit dem weichen Sinn?
Doch dafür, was er verbrochen,
Ist sein Reich gleich dir dahin.
Dort in seines Tempels Hallen,
Wie in deinem, Mönchezug; -
Horch, des Meßners Glöcklein schallen!
Dünkt die Rache dir genug? -

Roma, Venus; Schönheit, Stärke;
Pulse ihr der alten Welt,
Hier in Mitte eurer Werke
Euer Tempel aufgestellt.
In Ruinen Schönheitsprangen?
Kraft in Trümmern, wankend, schwach?
Was ihr zeugtet, ist vergangen,
Folget euren Kindern nach.

Dort der Bogen, klein und enge,
Schwach gestützt und schwer verletzt,
Wem, von all der Helden Menge
Ward so ärmlich Mahl gesetzt?
Titus! - o so laßt es fallen,
Ob´s auch ganz zusammenbricht:
So lang´ Menschenherzen wallen,
Brauchst du, Titus, Steine nicht!

Hoch vor allen sei verkläret,
Constantin, dein Siegesdom!
Mancher hat manch Reich zerstöret,
Aber du das größte - Rom.
Über Roma´s Heldentrümmern
Hobst du deiner Meinung Thron.
In der Meinung magst du schimmern, -
Die Geschichte spricht dir Hohn.

Colosseum, Riesenschatten
Von der Vorwelt, Macht-Coloß!
Liegst du da in Tods-Ermatten,
Selber noch im Sterben groß.
Und damit verhöhnt, zerschlagen,
Du den Martyrtod erwarbst,
Mußtest du das Kreuz noch tragen,
An dem, Herrlicher, du starbst.

Colosseum - die dich bauten,
Die sich freuten um dich her,
Sprachen in bekannten Lauten,
Dich verstanden, - sind nicht mehr.
Deine Größe ist gefallen,
Und die Großen sind´s mit ihr;
Eingestürzt sind deine Hallen,
Eingebrochen deine Zier.

O so stürz´ denn ganz zusammen!
Und ihr andern stürzet nach!
Decket, Erde, Fluthen, Flammen,
Ihre Größe, ihre Schmach!
Hauch´ihn aus, den letzten Odem,
Riesige Vergangenheit!
Flach dahin, auf flachem Boden
Geht die neue flache Zeit.

Franz Grillparzer
 
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Roms Fluch

Wohin, wohin, Verruchte, stürmt ihr und was soll
Am Schwert, das kaum geruht, die Faust?
Ist über Länder, über Meere nicht genug
Geflossen des Latinerbluts?

Nicht daß des neidischen Karthago stolze Burg
Von Römerhand auflodere,

Nicht daß der unbesiegte Brite, kettenschwer,
Hinab die heilge Straße zieh:
Nein, daß - des Parthers höchster Wunsch - durch eigne Hand
Zugrunde gehe diese Stadt.
Nie war der Wölfe, nie der Löwen Weise dies,
Nur fremde Brut verfolgen sie:
Reißt blinde Wut, reißt höhere Gewalt euch fort?

Ist´s Sündenschuld? Antwortet mir!
Sie schweigen, Todesblässe deckt ihr Angesicht,
Wie blitzgetroffen starrt ihr Herz.
So ist´s: Es treibt ein schwer Geschick die Römer um.

Des Brudermordes Greueltat,
Seit zu der Erde Remus´unverschuldet Blut,
Ein Fluch den Enkeln, niederfloß.

Horaz
Aus dem Lateinischen übersetzt von Wilhelm Schöne
 
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Der Chinese In Rom

Der Chinese in Rom


Einen Chinesen sah ich in Rom; die gesamten Gebäude
Alter und neuerer Zeit schienen ihm lästig und schwer.
"Ach!" so seufzt' er, "die Armen! ich hoffe, sie sollen begreifen,
Wie erst Säulchen von Holz tragen des Daches Gezelt,
Daß an Latten und Pappen, Geschnitz und bunter Vergoldung
Sich des gebildeten Aug's feinerer Sinn nur erfreut."
Siehe, da glaubt ich, im Bilde so manchen Schwärmer zu schauen,
Der sein luftig Gespinst mit der soliden Natur
Ewigem Teppich vergleicht, den echten, reinen Gesunden
Krank nennt, daß ja nur er heiße, der Kranke, gesund.



J.W.Goethe



Meine Gedichtewelt:



inka - poezio
 
Klage um Antinous





Keiner begriff mir von euch den bithynischen Knaben
(dass ihr den Strom anfasstet und von ihm hübt...).
Ich verwöhnte ihn zwar. Und dennoch wir haben
ihn nur mit Schwere erfüllt und für immer getrübt.​

Wer vermag denn zu lieben? Wer kann es? - Noch keiner.
Und so hab ich unendliches Weh getan-.
Nun ist er am Nil der stillenden Götter einer,
und ich weiss kaum welcher und kann ihm nicht nahn.​

Und ihr warfet ihn noch, Wahnsinnige, bis in die Sterne,
damit ich euch rufe und dränge: meint ihr den?
Was ist er nicht einfach ein Toter? Er wäre es gerne.
Und vielleicht wäre ihm nichts geschehn.​


Rainer Maria Rilke
Herbst 1907, Paris oder Frühling 1908, Capri​

Foto: London, British Museum, August 2008
Hadrian - Empire and Conflict​

 
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Lord Byron

Manfred

3. Akt, 4. Szene



... Als ich noch wanderte, da stand ich auch
In solcher Nacht im Bau des Colosseums,
Umringt von Resten des allmächt'gen Rom.
Die Bäum' an den gebrochnen Bögen wogten
Schwarz in der blauen Mitternacht; es glänzten
Die Sterne durch die Mauerspalte; fern,
Jenseits der Tiber bellten Schäferhunde,
Und näher, aus der Burg der Kaiser, kam
Der Eule langer Schrei, und unterbrochen
Entfernter Wachen abgerissnes Singen,
Im sanften Wind' anschwellend und verwehend.
Jenseits der zeitgehöhlten Bresche schienen
Ein Paar Cypressen fern den Horizont
Zu säumen, die in Pfeilschußnähe standen.
Wo die Cäsaren wohnten, wo der Vogel
Der Nacht gesanglos wohnt, in einem Hain,
Der durch gestürzte Mauerzinnen sprießt
Und seine Wurzeln schlingt um Kaiserherde,
Maßt Epheu sich des Lorbeers Heimat an.
Jedoch des Fechters blut'ger Circus steht,
Ein stolzer Rest, in trümmerhafter Hoheit,
Indeß die Säl' Augusts und Cäsars Hallen
Unkenntlichen Verfalls im Staube kriechen.
Und du, o wandelnder Mond, beschienst dies alles
Und warfst ein weites, zartes Licht darüber,
Die graue Herbheit holpriger Verwüstung
Sanft mildernd, und von neuem, wie es schien,
Die Lücken von Jahrhunderten ergänzend,
Schön lassend, was schön war, und das verschönend,
Was minder schön war, bis die Stätte selbst
Zur Andacht ward und überfloß das Herz
In stummer Ehrfurcht vor der alten Größe,
Den todten Scepterträgern, deren Grab
Noch unsern Geist beherscht. – So war die Nacht!
...


In englischer Sprache:


When I was wandering,—upon such a night
I stood within the Coliseum’s wall
Midst the chief relics of almighty Rome.
The trees which grew along the broken arches
Waved dark in the blue midnight, and the stars
Shone through the rents of ruin; from afar
The watch-dog bay’d beyond the Tiber; and
More near from out the Cæsars’ palace came
The owl’s long cry, and, interruptedly,
Of distant sentinels the fitful song
Begun and died upon the gentle wind.
Some cypresses beyond the time—worn breach
Appear’d to skirt the horizon, yet they stood
Within a bowshot. Where the Cæsars dwelt,
And dwell the tuneless birds of night, amidst
A grove which springs through levell’d battlements
And twines its roots with the imperial hearths,
Ivy usurps the laurel’s place of growth;—
But the gladiators’ bloody Circus stands,
A noble wreck in ruinous perfection!
While Caesar’s chambers and the Augustan halls
Grovel on earth in indistinct decay.
And thou didst shine, thou rolling moon, upon
All this, and cast a wide and tender light,
Which soften’d down the hoar austerity
Of rugged desolation, and fill’d up,
As ’twere anew, the gaps of centuries;
Leaving that beautiful which still was so,
And making that which was not, till the place
Became religion, and the heart ran o’er
With silent worship of the great of old,—
The dead, but sceptred sovereigns, who still rule
Our spirits from their urns.— ’Twas such a night!


 
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Papsthymne

Liebe Rom-Freunde!

Ich bin in einem sehr interessanten Buch über den Vatikan auf diese Hymne gestoßen und finde, sie sollte in diesem lyrischen Forum doch auch vertreten sein. Wegen der unterschiedlichen sprachlichen Fassungen habe ich mich dazu durchgerungen, sie als Wikipedia-Link vorzustellen.

Inno e Marcia Pontificale ? Wikipedia

YouTube - ANTHEM OF VATICAN CITY (Inno e Marcia Pontificale) Ver. II

Und hier 'O felix Roma'

YouTube - Vatican Anthem - Inno e Marcia Pontificale - O Felix Roma
 
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