Mit Caravaggio, Bernini und De Chirico in Rom und Neapel

Eigentlich wollte ich mir das einzige Fresko Caravaggios im Casino Boncompagni-Ludovisi ansehen.
Dies ist nur Freitags zwischen 11h und 12h nach vorheriger Faxanmeldung möglich.
Leider hatte ich keine Antwort erhalten (die lag erst nach meiner Rückkunft auf dem Schreibtisch- Ferien bis Mitte September).

Schade, dass es mit dem Besuch des Casino Boncompagni-Ludovisi nicht geklappt hat sonst wärst Du (und wir ;)) auch noch in den Genuss dieses Caravaggio zugeschriebenen Deckengemäldes mit Jupiter, Neptun und Pluto gekommen. Es ist allerdings sicher schwierig zu fotografieren, da es die Decke eines Korridors ziert und sehr gross ist (300x180 cm).

Auf weitere Spaziergänge freut sich,
Simone
 
Vielen Dank
Simone

für den Link

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Tilman Rörig schreibt in seinem neuen Roman eine nette Episode zu diesem Fresko.
Danach hat Caravaggio den rechten Rand der Erde bewußt dunkel gemalt um die Bewegung der Erde anzudeuten.
Es sei als Kritik an der Gefangenschaft von Giordano Bruno gedacht gewesen und mit Einverständnis des Auftraggebers Kardinal del Monte erfolgt.​
 
Zuletzt bearbeitet:
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.... ich sollte wohl mal dringend anfangen das Buch zu lesen - liegt eigentlich griffbereit ;)
 
Kolosseum bei Vollmond

Als ich die Vatikanischen Museen wieder verlasse, steht der Vollmond am römischen Nachthimmel.
Ich bin ein absoluter Fan von Vollmondnächten.
Die Beleuchtung von Landschaft und Gebäuden ist immer besonderes eindrucksvoll.
Auf dem Weg zurück ins Hotel komme ich am Kolosseum vorbei.


Das Thema Kolosseum im Mondschein hat schon viele Schriftsteller beschäftigt
 
Kolosseum bei Vollmond

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Es ist wieder Peter Gayer, der in seinem sentimentalen Reiseführer dem Thema "Das Kolosseum bei Mondschein" ein interessantes
Kapitel widmet.
Im 18. und 19. Jahrhundert war das Kolosseum der romantischte Ort Roms und die Besucher kamen in Scharen um die imposante Ruine bei Mondschein zu bewundern.
Es war damals in Europa Mode, nachts Museen und Ruinen zu besuchen und mit Fackeln und Kerzen Licht- und Schattenspiele zu genießen.
Da das Kolosseum heutzutage bei Sonnenuntergang geschlossen wird, bleibt uns nur der Blick von außen auf das antike Bauwerk oder aber das Schmökern in Werken früherer Romreisender.



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Natürlich denkt man zunächst an Goethe, der in seiner "Italienischen Reise" schreibt:
"Von der Schönheit, im vollen Mondschein Rom zu durchgehen, hat man, ohne es gesehen zu haben, keinen Begriff. .... Einen vorzüglich schönen Anblick gewährt das Coliseo. .... Der Mond stand hoch und heiter."










Noch vor Goethe reiste Jakob Georg Christian Adler von 1780 bis 1782 nach Italien und blieb 15 Monate in Rom.
In seinen "Reisebemerkungen auf einer Reise nach Rom schreibt er:
"In dem Coliseo brachte ich einst bei Mondschein einen meiner vergnügtesten Abende zu. Es war Vollmond und ein überaus klarer Himmel. .... Zwischen den Mauern und unter den gewölbten Gängen lagen Scharen von armen Leuten, die hier ihre Nachtherberge hatten. Ich weilte bis nach Mitternachtmit unbeschreiblichem Vergnügen unter dieser Pracht der Verwüstung ..."




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Der als Märchenerzähler berühmte dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen bereiste bereits früh Italien und verarbeitete seine Erlebnisse in einem Roman über ein römisches Waisenkind.
"Das Mondlicht verbreitete beinahe Tageshelle; jeder Gegenstand zeigte sich deutlich in scharfen Umrissen."







Noch ein Text aus Stendhals "Römischen Spaziergängen":
"Heute abend bei schönem Mondlicht besuchen wir das Kolosseum. Ich hatte geglaubt, wir würden dort eine Stimmung von süßer Schwermut finden. .... Das Schauspiel, das wir genossen, als wir in diesem riesigen Bauwerk allein standen, war gewaltig, doch ohne jede Schwermut. Es war eine große, erhabene Tragödie, aber keine Elegie. ... Das Mondlicht war so hell, daß wir einige Verse von Lord Byron lesen konnten."



 
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Auch ich stelle mir immer wieder vor, wie das Forum Romanum zur Zeit Goethes gewirkt haben muss. Es war ja im Vergleich zu heute nur wenig zu sehen, muss aber romantisch gewesen sein und hat die Fantasie wohl noch mehr beflügelt als heute (vorausgesetzt sie, die Fantasie, ist/war überhaupt vorhanden).

Danke für diese stimmungsvollen Bilder und Texte.

Gruß Ludovico
 
Hallo und Moin, Moin dentaria!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die "vollmondigen" Fortsetzungen

:thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


Gruß - Asterixinchen :), die sich allerdings immer das Forum etc.pp. zur Zeit der Antike vorstellt ...
 
Caravaggio und Nizza

Bevor es mit dem 4. Tag in Rom weitergeht, gibt es noch eine kleine Ergänzung aus Nizza.

Im dortigen MAMAC fand ich ein Gemälde des in Nizza geborenen Künstlers

Ernest Pignon Ernest






Der Maler lebte längere Zeit in Neapel und ließ sich von den Alten Meistern gerne inspirieren.


Caravaggios David mit dem Haupte Goliaths war sein letztes Selbstbildnis und kann in der Galleria Borghese angesehen werden.
 
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Hallo und Moin, Moin dentaria!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den "Abstecher"


Gruß - Asterixinchen :)
 
Nochmal Bernini

5. September Raffael-Tag (zumindest geplant gewesen:~:~)

Heute verlasse ich das Hotel etwas später und wie täglich grüßt das Kolosseum.;) ;)



Mein Weg führt mich heute zunächst nach Trastevere, da ich mir die Fresken Raffaels in der
Villa Farnesina ansehen möchte.

Mit dem 3er Bus überquere ich den Tiber.

Nach einem kleinen Frühstück besuche ich zunächst ein Spätwerk Berninis in der Kirche
San Francesco a Ripa


Die Verzückung der Seligen Ludovica Albertoni


Die Marmorskulptur zeigt die Seliggesprochene zum Zeitpunkt des Sterbens.

Auch hier fasziniert mich die Darstellung des Stoffes.
Die Sterbende liegt auf einer Decke aus polychromem Marmor mit Fransen aus Goldbronze.


Das Gemälde von Baciccio (Jungfrau mit Kind und der hl. Anna) über der Skulptur klärt den Zuschauer über den Inhalt der Vision auf.


... und die Engel sind bereit zum Empfang.

Die Entstehung dieses Kunstwerks entführt uns in ein interessantes Kapitel der Kirchengeschichte.

Am 29. April 1670 wurde Emilio Altieri nach viermonatigem Konklave zum Papst gewählt. Er war zu der Zeit bereits 80 Jahre alt, nahm den Namen Klemens X. an und sollte- wie so oft in der Papstgeschichte- nur ein Übergangspapst sein.
Doch- ebenfalls wie so oft- lebte er viel länger als geplant.​

Zu seiner Unterstützung (die altersbedingt vonnöten war), adoptierte er den
Kardinal Paluzzo Paluzzi degli Albertoni als Kardinalnepoten.
Da der Papst der letzte männliche Nachkomme seiner Familie war, veranlaßte er die Ehe seiner Nichte mit dem Neffen des Kardinals. Bedingung war, daß der ganze Familienzweig den Namen Altieri annähme, um dessen Aussterben zu verhindern.
Der Familienpalazzo der Altieri liegt gegenüber der Kirche Il Gesu.​

Wie so üblich ließ auch der Kardinal ein Kunstwerk erschaffen, welches seinen Ruhm mehren sollte.
Als Motiv bot sich die 1671 seliggesprochene Nonne aus dem Hause Albertoni an.
Er erreichte, daß Bernini die Figur für die Cappella Albertoni-Altieri in San Francesco a Ripa schuf.
( Durch Vermittlung Christinas von Schweden sogar kostenlos als Gegenleistung für die Aufhebung des Exils seines Bruders.)​

Wie bei Michelangelos Pieta entspricht auch hier das Gesicht nicht dem einer 60jährigen.​

Bemerkenswert an Kardinal Altieri degli Albertoni ist noch, daß 91% der römisch-katholischen Bischöfe in ihrer Sukzession auf ihn zurückführen. Auch Johannes Paul II und Benedikt XVI.

Noch ein Blick in die Kirche


und ein kleines Filmchen zum Abschied von Bernini

YouTube - Gian Lorenzo Bernini (Bruce Spreengsteen - Sad Eyes)
 
Hallo und Moin, Moin dentaria!


VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung


Gruß - Asterixinchen :)
 
Danke Dentaria, besonders auch für den Geschichtsunterricht. Ich mag die Darstellung der Seligen. Illuminati Fans erkläre ich gewöhnlich, dass diese Darstellung besser in den Roman gepasst hätte als die Darstellung in Santa Maria della Vittoria. Allerdings hätte dann das Diagram etwas sonderbar ausgesehen.

Gruß Ludovico
 
Danke Dentaria, besonders auch für den Geschichtsunterricht. Ich mag die Darstellung der Seligen. Illuminati Fans erkläre ich gewöhnlich, dass diese Darstellung besser in den Roman gepasst hätte als die Darstellung in Santa Maria della Vittoria. Allerdings hätte dann das Diagram etwas sonderbar ausgesehen.

Gruß Ludovico

Danke Ludovico,

mir gefällt die Figur der Seligen auch besser (und die Marmordecke),


aber bei der Skulptur der Heiligen Teresa finde ich die Einbindung der Familie Cornaro interessanter als die Engelchen in San Francesco a Ripa.



VG
dentaria
 
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