Rom: Antisemitische Ausfälle bei Lazio Rom

tacitus

Magnus
Stammrömer
Am Sonntag wurden die Ränge des römischen Olympiastadions mit Hunderten von Fotos der armen Anne Frank beklebt. Es handelte sich um Montagen. Anne Frank trug darauf das gelb-rote Trikot des AS Rom. Weitere Sticker waren mit den Aufschriften versehen "Romanista Ebreo" (Roma-Fan Jude) und "Romanista Frocio" (Schwuchtel). Derart besudelt wurde die Südkurve des Stadions, in dem sich traditionell die Fans des AS Rom versammeln. [...]
Präsident Lotito besuchte am Dienstag mit einer Abordnung von Lazio-Managern und -Spielern demonstrativ die Synagoge. Er legte einen Blumenkranz nieder am Denkmal der Deportierten. Und er versprach, künftig alljährlich 200 jugendliche Fans seines Klubs nach Auschwitz zu begleiten, "damit sie kapieren, worum es hier eigentlich geht".
 
Der von Lazio-Präsident Lotito niedergelegte Kranz wurde gestohlen und in den Tiber geworfen, wo er von Polizeikräften geborgen wurde.

Caso Anna Frank, gettata nel Tevere la corona di fiori deposta da Lotito davanti la sinagoga - 1 di 1 - Roma - Repubblica.it

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Für jene Foristi, die des Italienischen mächtig sind, lohnt sich sicher auch die Lektüre des Kommentars von Marco Lodoli zu den Ereignissen: Anna Frank, l'orribile oltraggio degli ultrà laziali che non sanno nemmeno gioire - Repubblica.it
 
Hatte das Ganze schon vorgestern in der Repubblica gelesen ... und begreife einfach nicht, wie Leute dermaßen hirnverbrannt handeln können.
 
Zusatz: Antisemitismus: Lazio-Fans droht Haft | Sport-News | DW | 25.10.2017

Italiens Politik verurteilte die Vorfälle aufs Schärfste. Premierminister Paolo Gentiloni betonte, dass die "unglaubliche" und "nicht akzeptable" Tat nicht "kleingeredet" werden dürfe. Auch Staatspräsident Sergio Mattarella bezeichnete den Vorfall als "erschreckend" für Italien. Italiens Ex-Premier Matteo Renzi forderte, dass die Fußballklubs mit dem jüdischen Stern auf den Trikots auflaufen sollten.
 
(...) und begreife einfach nicht, wie Leute dermaßen hirnverbrannt handeln können.
Mittlerweile kann ich wohl immerhin den Zusammenhang nachvollziehen; jedenfalls sofern zutrifft, was man hier liest: Nazi-Eklat bei Lazio Rom - Sport - Süddeutsche.de.
Die Täter kennt man: Es handelt sich um jene "Irriducibili" (Unbeugsamen), die sich als organisierte "Ultras" ausgeben und seit Jahrzehnten durch übelste antisemitische und rassistische Aktionen auffallen. Ihre Anführer werden immer mal wieder ins Gefängnis gebracht, wegen schwerer Körperverletzung und Drogenhandel. Sie sind stadtbekannte Kriminelle mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen. Vor Jahren setzten die "Irriducibili" den Lazio-Präsidenten Claudio Lotito mit Morddrohungen unter Druck. Er sollte den Verein an einen Strohmann des Camorra-Clans der Casalesi verkaufen, weigerte sich, entzog den "Irriducibili", die sich bis dato am Geschäft mit Klubdevotionalien gemästet hatten, sogar Lizenzen und Gratis-Eintrittskarten. Seitdem kann sich Lotito nur noch mit Leibwache bewegen.
Die "Ultras" rächten sich, indem sie Kurvenboykotte organisierten und den Klub die Verbandsstrafen für ihr rassistisches Gegröle zahlen ließen.
 
Lazio setzt Zeichen gegen Antisemitismus - SPIEGEL ONLINE
Der italienische Erstligist Lazio Rom hat Wort gehalten und auf das skandalöse Verhalten seiner Fans reagiert, die am vergangenen Wochenende erneut antisemitische Hassparolen verbreitet und dabei Anne Frank verunglimpft hatten. Beim Aufwärmen vor ihrem Auswärtsspiel in Bologna trugen die Lazio-Profis T-Shirts mit einem Bild Franks und einer klaren Botschaft gegen Antisemitismus.

Zudem gab es vor Beginn der Partie eine Schweigeminute, und es wurde ein Auszug aus Franks berühmtem Tagebuch vorgelesen.

Der italienische Fußballverband hat angekündigt, dass es in dieser Woche bei allen Spielen der Serie A, B und C sowie allen Amateurpartien im Land Schweigeminuten und entsprechende Lesungen geben wird.
 
Der von Lazio-Präsident Lotito niedergelegte Kranz wurde gestohlen und in den Tiber geworfen, wo er von Polizeikräften geborgen wurde.

Caso Anna Frank, gettata nel Tevere la corona di fiori deposta da Lotito davanti la sinagoga - 1 di 1 - Roma - Repubblica.it

Siehe dazu: Lazio Rom und Anne Frank: Die antisemitische Hetze

Artikel von Tom Mustroph für die NZZ am 26.10.2017

Der Klubpräsident Lotito hatte sich vor seinem Canossagang zur jüdischen Gemeinde Roms per Telefon noch darüber beklagt, dass nur ein Rabbi anwesend sein werde. Er selber hatte die Entschuldigung als «Inszenierung» bezeichnet. Die römische Zeitung «Il Messaggero» brachte den Wortlaut von Lotitos Aussagen.
Kein Wunder also, dass sich daraufhin Mitglieder der jüdischen Gemeinde Roms – um solche handelt es sich laut Recherchen des «Corriere della Sera» – dazu angetrieben fühlten, Lotitos Blumensträusse im Fluss zu versenken.
 
Wie auch immer dem nun sein möge ... aber völlig zweifelsfrei ist es nicht gut, wenn bzw. insofern die eine oder die andere Seite sich leiten ließe ganz einfach von hasserfüllter Verblendung. :thumbdown
 
Adesivi con Anna Frank in curva, daspo per tredici ultrà della Lazio - Repubblica.it

Die Ermittlung gegen die Täter ist noch nicht abgeschlossen; aber gegen die bislang 13 überführten Ultras ist jetzt schon mal Stadionverbot verhängt worden (zwischen 5 und 8 Jahren).

Dieses Verbot gilt natürlich auch für die 3 Minderjährigen unter ihnen; allerdings kann darüber hinaus der (noch strafunmündige) 13-Jährige nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Gli identificati, infatti, sono 20, di cui tre minori, due diciassettenni e un tredicenne (come tale non imputabile). Le posizioni dei due 17enni sono già state trasmesse alla procura dei minori, ma il divieto di andare allo stadio vale anche per loro.

Dei daspo emessi, undici sono di cinque anni (i soggetti non hanno precedenti); uno di cinque anni con l’obbligo di firma perché il soggetto, tale Fabrizio Dessy, 53enne, aveva appena finito di scontare analogo provvedimento lo scorso anno. E poi c’è Franco Costantino, romano classe 1971, con una serie di precedenti e tre diversi daspo in passato: Per lui il questore, oltre a negargli la partecipazione alle partite, ha disposto l’obbigo di firma per 8 anni.
 
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