Villa Giulia und Villa Poniatowski

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Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia


Ein so bedeutendes Museum, wie das Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia (Etruskisches Nationalmuseum Villa Giulia), hat in unserem Forum einen eigenen Thread verdient und diesen lege ich hiermit an.

Am 14. Oktober 2017 habe ich dem Museum erstmals einen Besuch abgestattet und hatte das Glück, neben der Villa Giulia mit dem weitaus grössten Teil der Sammlung etruskischer Kunst, auch die Villa Poniatowski besichtigen zu können, wo weitere Teile der Sammlung des Museums ausgestellt (aber nicht regelmässig zugänglich) sind.

Neben den prachtvollen und teils einzigartigen Zeugnissen aus etruskischer Zeit sind in meinen Augen Architektur und Ausstattung beider Villen ein zusätzlicher und nicht zu vernachlässigender Anreiz zum Besuch des Museums.

In den beiden folgenden Beiträgen stelle ich meine Impressionen von Villa Giulia und Villa Poniatowski vor.

Gaukler wird uns die Möglichkeiten mit dem ÖPNV zum Museum zu gelangen nennen.

Daran anschliessend ist dann jeder Forista eingeladen, zum Thread beizutragen, was immer er für eine sinnvolle Ergänzung hält: Anmerkungen zu den Etruskern, eigene fotografische Eindrücke, Tipps für weiterführende Besichtigungen ...

Beenden möchte ich diesen Eingangsbeitrag mit dem Hinweis auf die offizielle mehrsprachige Webseite des Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia:


Sie wurde seit meinem Erstbesuch erneuert und enthält alle praktischen Hinweise zu den Öffnungszeiten von Villa Giulia und Villa Poniatowski, Eintrittspreis (der reguläre Eintritt kostete früher 8 Euro, inzwischen sind es 10 Euro) ...

Alternativ zur offiziellen Homepage des Museums kann man sich auch auf den Seiten des Portals 060608 informieren: Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia / Musei / Beni culturali / Cultura e svago - 060608.it und Villa Poniatowski / Beni architettonici e storici / Beni culturali / Cultura e svago - 060608.it
 
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Villa Poniatowski

Villa Poniatowski


Am Samstag Nachmittag wollte ich die Villa Giulia, jene päpstliche Sommerresidenz im Norden Roms besuchen, die heute das Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia beherbergt. Da ich mich dort nicht auskenne und um Zeit zu sparen, nahm ich ein Taxi. Dem Fahrer sagte der Name des Museums nichts und er bat mich ihm die korrekte Adresse zu nennen. Das konnte ich zum Glück. Sie lautet Piazzale di Villa Giulia, 9. Dann fuhren wir los, u.a. an der Villa Medici und oberhalb der Piazza del Popolo entlang. Zum Schluss fuhren wir durch die Via di Villa Giulia, früher Via dell'Arco Oscuro, direkt auf die Villa Giulia zu.

Ich hatte grosses Glück, denn an diesem Nachmittag war es zusätzlich möglich, die in unmittelbarer Nähe gelegene Villa Poniatowski zu besichtigen, in der Teile der Sammlungen des etruskischen Museums untergebracht sind.

Seit dem 1. April 2017 und bis zum 24. Februar 2018 ist die Villa Poniatowski zweimal in der Woche, am Samstag Nachmittag von 15 bis 18 Uhr und am Donnerstag Morgen von 10 bis 13 Uhr zu besichtigen. Ein Abkommen mit pensionierten Carbinieri macht's möglich! Diese führen die Aufsicht und mit einem habe ich mich sehr nett unterhalten (soweit mir das möglich war, aber er lobte mein geringes Sprachvermögen der einzigen Sprache, die er beherrscht). Siehe: La riapertura part time di villa Poniatowski gioiello del Valadier - la Repubblica.it

Ich hoffe sehr, dass diese Möglichkeit auch über Februar 2018 hinaus bestehen wird, denn ein Besuch ist (zumindest für Romkenner) aus mehreren Gründen empfehlenswert. Die ausgestellten etruskischen Artefakte sind natürlich sehr interessant aber fast noch besser gefielen mir eigentlich die Räumlichkeiten.

Nachdem ich mein Ticket bei einem freundlichen jungen Mann an der Kasse der Villa Giulia

gelöst hatte, trat ich also wieder hinaus und überquerte den Vorplatz des Museums, von dem aus man die Kirche Sant'Eugenio sieht.
Durch einen Torbogen links, den ich leider nicht fotografiert habe, betrat ich das Gelände der Villa Poniatowski:

Für diejenigen, die es interessiert, folgen jetzt einige, so kurz wie möglich gehaltene, Informationen zur langen und komplexen

Geschichte der Villa Poniatowski

Unter diesem Namen ist die Villa seit etwa 1800 bekannt. 1793, nach der Teilung Polens emigrierte Stanislaus Poniatowski (1754 bis 1833), ein Neffe des letzten Königs von Polen, nach Rom und 1822 weiter nach Florenz. Nach seiner Ankunft in Rom beauftragte er den Architekten Giuseppe Valadier damit, eine von ihm erworbene Renaissance-Villa im Norden Roms, gleich neben der Villa Giulia, umzugestalten.

Das Casino nobile war eine Art kleine Schwester der Villa Giulia. Papst Julius III. Cocchi del Monte liess es im 16. Jh. als Nebengebäude zur Unterbringung seiner Gäste und Verwandten errichten. Genannt wurde es damals casa di Baldovino, nach dem Papst-Bruder Baldovino del Monte.

Die Villa Giulia wurde zwischen 1551 und 1553 geplant und errichtet, die heutige Villa Poniatowski etwa zeitgleich. Doch sehr schnell, nach dem Tod Papst Julius' III. beschlagnahmte sein Nachfolger Paul IV. den gesamten Besitz. Die Villa wurde aufgeteilt.

Die heutige Villa Poniatowski erwarb 1570, kurz nach seiner Erhebung in den Kardinalsstand, Pierdonato Cesi (1522 bis 1586). Michel de Montaigne beschrieb sie 1581 als eine der schönsten Roms. Der Park mit Statuen, Brunnen, monumentalen Rampen ... soll den Horti Farnesiani auf dem Palatin ähnlich gewesen sein.

Aus dem Jahr 1683 kennt man diesen Stich von G.F. Venturini. Damals war aus der Villa Cesi bereits die Villa dei Borromeo geworden und befand sich im Besitz von Kardinal Federico Borromeo, dessen Mutter Giovanna Cesi war.

1702 wurde die Villa vom marchese Giulio Sinibaldi gekauft welcher sie im barocken Stil erneuerte. Hier eine Ansicht von Giuseppe Vasi aus dem Jahr 1761. Sie trägt den Titel Casino della Vigna di Papa Giulio III. Gemeint ist damit das Gebäude vorne links. Im Hintergrund die Villa Giulia und rechts ein Teil der Villa Poniatowski. 1798 verkauften die Sinibaldi die Villa an die Familie Candelori.

Um 1800 war dann, wie oben beschrieben, Stanislaus Poniatowski der Besitzer und Giuseppe Valadier wurde hier tätig. Valadier legte einen Garten im italienischen Stil an. Die Brunnen wurden mit Wasser aus einer Abzweigung der Acqua Vergine gespeist, Terrassen und Wege waren mit antiken Kapitellen aus Ostia Antica geschmückt. Auch baute er in der ersten Etage ein grosses Fenster mit einem bogenförmigen Abschluss, umgeben von zwei rechteckigen Fenstern, ein, fügte dem Gebäude eine Loggia in der 2. Etage hinzu, verlegte den Haupteingang zur Via Flaminia, errichtete eine Reihe von Ställen, welche später zu Künstlerateliers umgebaut wurden und wo auch Marià Fortuny (1838 bis 1874) ein Atelier hatte.

Damals wurden Künstler mit der Ausmalung verschiedener Räume beauftragt, z.B. der Sala dell'Ercole im Erdgeschoss, wo einst eine Kopie des Herkules Farnese stand und vor allem der Sala Indiana und der Sala Egizia (oder Sala delle colonne) in der 1. Etage.

1826 verkaufte Poninatowski die Villa an den Engländer Richard Skyes. Noch im gleichen Jahr ging sie an den neapolitanischen Maler Domenico Carelli. 1849 wurde sie durch die Kämpfe zwischen Garibaldis Truppen und jenen der Franzosen während der Zeit der Römischen Republik in Mitleidenschaft gezogen.

Bis 1871 wechselte sie noch mehrmals den Besitzer. Dann kam sie in den Besitz der Familie Riganti. Auf dem Parkgelände wurde nun eine Gerberei eingerichtet. Teile des Besitzes wurden immer weiter aufgeteilt und heute erinnert das Gelände rings um das Casino nobile wahrlich nicht mehr an den vergangenen Glanz.

1988 kaufte der italienische Staat das Casino nobile zur Erweiterung des Etruskischen Museums.

Nach diesem kleinen Rückblick auf die Geschichte der Villa Poniatowski, lade ich nun zu einem kleinen Rundgang durch die Räume ein. Erst im nachhinein fällt mir auf, dass ich mehr Bilder von den schönen Räumen als von den etruskischen Antiquitäten gemacht habe. Es gibt aber sehr schöne Dinge dort zu sehen, Spiegel, Vasen, Tafelgeschirr, Schmuck, Einrichtungsgegenstände, ein blaues Glas ...

Meine Impressionen aus der Villa Poniatowski

Die Decke im Eingangsbereich ist mit einem Wappen verziert und über dem Kamin im Herkules-Farnese-Raum hängt der Abguss eines Reliefs von der Ara Pacis. Sie zeigt eine Begebenheit aus der Amtszeit von Augustus.

In der Mitte Agrippa. Der kleine Junge ist entweder Gaius Caesar, der älteste Adoptivsohn des Augustus oder eine Geisel aus dem Osten. Das ist in der Forschung umstritten.


Detailaufnahme von Agrippa
Weitere Aufnahmen aus den Räumen im Erdgeschoss:





Über eine schmale, steile Treppe erreicht man die 1. Etage. Sehr prachtvoll ausgemalt ist der sogenannte Indische Saal (sala indiana). Stanislaus Poniatowski konnte hier exotischen Träumen nachhängen. Die prachtvollen gemalten und gerafften Vorhänge geben den Blick frei auf Gebäude und Landschaften ferner Gegenden. Man erkennt die Treppenanlage am Ufer des Ganges in Benares und Grabmale der Mogulzeit. Der Fussboden und die Türlaibungen stammen noch aus der Zeit der Renaissance.




Nun gelangen wir in den grössten der beiden Prachträume des piano nobile, den Ägyptischen Saal oder Saal der Säulen (sala egizia oder delle colonne). Wir sehen ihn auch in diesem Video: Villa Poniatowski e il Museo Etrusco - YouTube
Malereien aus der Renaissance und dem frühen 19. Jh. geben sich hier ein Stelldichein. Ich fand sie ähnlich interessant, wie die prächtigen etruskischen Schätze aus Umbrien und dem antiken Latium.






Die Malereien vom Beginn des 19. Jahrhunderts sind, wie jene im Indischen Saal das Werk von Felice Giani (1758 bis 1823).

Wie in einer Loggia, öffnet sich zwischen den gemalten Säulen der Blick auf ägyptische Pyramiden und Landschaften. Einzig bei dem Berg im Hintergrund des oberen Fotos soll es sich um den Fujiyama in Japan handeln.


In einem weiteren Raum erkennt man verschiedene Bauphasen, eine jüngere eingezogene Decke und darüber noch die älteren Malereien der Renaissance-Villa, idyllische Landschaften, Wappen und, wenn ich mich nicht täusche, Darstellungen von Musen.


Zwei geflügelte Gestalten auf dem Deckel eines etruskischen Gefässes

 
Villa Giulia

Villa Giulia

Nach dem Besuch der Villa Poniatowski ging ich erneut auf die Villa Giulia zu und war gespannt darauf, was mich dort erwartete. Die sonnig-gelbe Fassade ist relativ schlicht. Am eindrucksvollsten ist das Eingangsportal. Papst Julius III. liess die Villa Giulia in der Mitte des 16. Jahrhunderts erbauen und nutzte sie in den letzten Jahren seines Pontifikats als Sommerresidenz. Die besten Architekten ihrer Zeit arbeiteten hier, bezeugt sind Giacomo Barozzi da Vignola, Bartolomeo Ammanati und Giorgio Vasari. Michelangelo soll gar die Bauaufsicht geführt haben.

Früher lag die Villa inmitten von Weinbergen vor den Toren der Aurelianischen Mauer, heute mitten in der Stadt zwischen den Stadtteilen Parioli und Flaminio. Nur schwer gelingt es einem sich die sicher idyllische Umgebung vergangener Zeiten vorzustellen. Der Papst und seine Gäste konnten früher über den Tiber zur Villa Giulia fahren, welche über eine eigene Anlegestelle verfügte.

Nach dem Tod Papst Julius' III. 1555 wurde das riesige Anwesen von Papst Paul IV . beschlagnahmt. Es begann eine lange Phase von Besitzerwechseln und Teilungen. Im 18. Jh. diente das Hauptgebäude der Armee als Unterkunft, Magazin und Lazarett. Zeitweise beherbergte es auch eine Schule für Veterinärmedizin.

Wikipedia schrieb:
1869 erfolgte eine Restaurierung auf Initiative des Papstes Pius IX. 1870 fiel der Besitz bei der Auflösung des Kirchenstaates an das Königreich Italien. (...)

Das Museum war 1889 mit dem Ziel gegründet worden, die römischen Antiquitäten aus dem Latium, dem südlichen Etrurien und Umbrien zu sammeln, sofern sie der etruskischen Kultur zuzurechnen sind.​

Mein Rundgang durch die Villa Giulia

Bis auf einige typische Aufnahmen des Nymphäums im Garten der Villa Giulia und des zentralen Raums des piano nobile mit seinen Fresken, auf die ich mich sehr freute, hatte ich eigentlich keine Vorstellung davon, was mich hier erwartete.

Und so war ich zunächst einmal ziemlich überwältigt, als ich die halbkreisförmige Loggia jenseits des Eingangs betrat. Beim Anblick der tollen Deckenfresken hatte ich ein déjà-vu-Erlebnis.

Ganz ähnliche Fresken hatte ich schon zweimal gesehen und sehr schön gefunden: das erste Mal 2014 in der Loggia des Palazzo Altemps in Rom (siehe: Rom für Anfänger und Fortgeschrittene ) und das zweite Mal im Sommer 2015 im Deambulatorium des Palazzo Farnese in Caprarola (zu dieser Reise der Tre a Roma, d.h. von Claude, Gaukler und mir, gibt es noch keinen Reisebericht hier im Forum aber der kommt irgendwann auch noch).

Wie ich inzwischen weiss, sind die Fresken der Villa Giulia die ältesten und waren Inspiration für jene an den beiden anderen genannten Orten.


Nachdem ich obiges Foto gemacht hatte, setzte ich mich erst einmal auf die Bank, genoss den Blick auf den vor mir liegenden Hof- und Gartenbereich und bewunderte die Deckenfresken.



Nach einer Weile stand ich auf und machte eine ganze Reihe von Fotos der Fresken. Sie zeigen eine Pergola, in der sich Putten beim Spiel vergnügen und bunte Vögel ihnen Gesellschaft leisten.







Der Freskenmaler ist nicht mit Sicherheit bekannt aber man sagt, es handele sich um Pietro Venale da Imola. Er wurde von weiteren Malern untestützt, die in der Villa Giulia tätig waren, u.a. Prospero Fontana und Taddeo Zuccari.

Hier blicken wir mit der halbkreisförmigen Loggia im Rücken auf den ersten Hof und die begrenzende, von vier ionischen Säulen getragene Loggia. Daran schliessen sich der zweite Hof und das Nymphäum an, hinter dem ein dritter Gartenhof folgt.


Ein aufschlussreiches Modell der gesamten Anlage befindet sich im Obergeschoss des Museums:

Im zentralen Innenhof stehend, blickt man auf das Nymphäum:

Wikipedia schrieb:
Dort führen zwei Marmortreppen in das Herz der Anlage, ein Nymphäum. Hier konnten im Sommer die Mahlzeiten draußen eingenommen werden. Die Struktur der gedeckten Loggien auf drei Ebenen, mit Marmorstatuen und Balustraden dekoriert, erstreckt sich um einen zentralen Brunnen, in dessen kühler und schattiger Umgebung man, geschützt vor der Sommerhitze, sich den Tag über aufhalten konnte. Dieser zentrale Brunnen, die Fontana dell'Acqua Vergine, ist ein Kunstwerk für sich, geplant und ausgeführt von Vasari und Ammanati, und zeigt Flussgötter und Karyatiden. Aus der gleichen Wasserquelle, die diesen Brunnen speist, wird auch der Trevi-Brunnen in Rom bedient.

Die beiden Statuen an den Seitenwänden sind Personifizierungen von Flüssen: rechts der Tiber und links der Arno:


Der Blick zurück zeigt die charakteristischen halbkreisförmige Form des inneren Gebäudes. Sie seht in Kontrast zur strengeren, klassisch rechtwinkligen Aussenfassade:

In einem Teil des Gartens der Villa Giulia wird man daran erinnert, dass die Entstehung des Museums für etruskische Kunst mit den archäologischen Entdeckungen im Latium des späten 19. Jahrhunderts verbunden ist.

Hier findet man z.B. eine Büste des Archäologen und Politikers Felice Barnabei (1842 bis 1922).


Die beiden Tuffstein-Säulen auf dem mittleren Foto stammen ursprünglich aus einem Tempel in Civita Castellana, dem antiken Falerii. Sie waren in etruskischer Zeit mit bemaltem Stuck verziert. Aus jenem Tempel stammen auch prächtige Terracotta-Skulpturen, die man am Ende des Rundgangs durch die Villa Giulia bewundern kann.

1888 bis 1889 haben die Museumskuratoren in diesem Gartenbereich den originalgrossen Nachbau eines etruskisch-italischen Tempels errichtet. Die Reste des Original-Tempels waren kurz zuvor in Alatri entdeckt worden. Die Museumsbesucher sollten einen exakten Eindruck vom Aussehen der Heiligtümer jener Zeit (3. bis 2. Jh. vor Christus) erhalten.

Nun begann ich meinen Rundgang durch die Säle des Museums. Es waren an diesem Samstagnachmittag vor allem im Erdgeschoss und im Untergeschoss recht viele Besucher unterwegs, während ich im oberen Stockwerk fast allein unterwegs war. Von Anfang an war mir klar, dass ich mir bei der Fülle der ausgestellten Gegenstände diesmal nur einen allgemeinen Überblick würde verschaffen können.

Ich erinnerte mich an den kenntnisreichen und ausführlichen Bericht von Claude über ihren Besuch des Museums im Reisebericht "Römischer Sommer" der Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich) von 2011. Gerne weise ich an dieser Stelle auf den Berichtsteil hin und werde auch ab und zu, wie abgesprochen, daraus zitieren. Die Zeit, die Claude sich für die Etrusker genommen hat, hatte ich leider nicht. Mein Vorteil war, dass das Fotografierverbot inzwischen aufgehoben ist.

Den an etruskischer Kunst interessierten Besucher erwarten Gegenstände des täglichen Lebens (Vasen, Schmuck ...), vereinzelte Zeugnisse von Sprache und Schrift der Etrusker, Gegenstände in Zusammenhang mit Zeremonien und Ritualen bei Bestattungen und Fundstücke aus Heilgtümern.

Meine Fotos sind nicht gut gelungen, was unter anderem der hier herrschenden relativen Dunkelheit und der Enge des Raums geschuldet ist:



Tomba del letto funebre aus Tarquinia



Ehepaarsarkophag aus der Nekropole Banditaccia bei Cerveteri, dem antiken Caere

Dieses Meisterwerk der etruskischen Kunst war mir seit Jugendjahren von Abbildungen her bekannt aber es war natürlich ein berührendes Erlebnis, es jetzt mit eigenen Augen, wenn auch leider hinter Glas, zu sehen. Der Sarkophag ist zwischen 530 und 520 vor Christus entstanden. Als er gefunden wurde war er in über 400 Teile zerbrochen!

In vollstem Umfang anschliessen, kann ich mich den folgenden Impressionen von Claude:




Mein persönliches Highlight war die Sala Sette Colli mit ihren Fresken im Obergeschoss der Villa Giulia. Der ansonsten leere Raum befindet sich in der Mitte des Hauptgebäudes mit Blick auf den Vorplatz des Museums. Den Namen "sette colli" verdankt er selbstverständlich den Abbildungen an allen vier Wänden des Saals. Sämtliche klassischen 7 Hügel Roms sind dargestellt, als achtes Motiv die Villa Giulia! Die Fresken sind das Werk von Taddeo Zuccari.
Ich habe die schönen Fresken sowohl mit dem Fotoapparat als auch mit der Smartphone-Kamera fotografiert und war später erstaunt, aber auch angenehm überrascht, dass die mit dem Handy gemachten Bilder die weitaus besseren sind.


Erstklassige Aufnahmen findet man auf dieser Wikipedia-Seite: Viminal, Viminal und Quirinal, Quirinal und Palatin, Palatin und Villa Giulia, Villa Giulia, Villa Giulia (2), Villa Giulia und Aventin, Aventin, Aventin (2), Aventin und Kapitol, Kapitol, Kapitol (2), Kapitol und Caelius, Caelius, Caelius (2), Wappen, Esquilin, Esquilin, Esquilin (2).

Zum Abschluss folgen noch einige sehr bekannte Meisterwerke des Museums:


Dies ist der Torso des jungen Apoll aus dem Heiligtum von Falerii (Civita Castellana). Zur Darstellung der Gesichtszüge hat der Künstler sich an denjenigen Alexanders des Großen orientiert.

Voller Bewunderungs stand ich vor diesem Abbild der Göttin Juno Quritis aus einem Heilgtum der Falisker:





Im letzten Saal traf ich "alte Bekannte" wieder, die ich bereits 2008 in der Ausstellung "Etruschi. Le Antiche Metropoli del Lazio" im Palazzo delle Esposizioni gesehen habe.

Sie waren dort wesentlich besser präsentiert, als als an ihrem Standort in der Villa Giulia und zwar in einem Teil-Nachbau des Tempels aus dem sie stammen. Die Terracotta-Statuen des Apollo und seiner Begleiter stammen aus dem Portonaccio-Heiligtum von Veji.

Wikipedia schrieb:
Im Südosten befindet sich ein befestigter Hügel, außerhalb der Stadt im Nordosten das Minerva-Heiligtum von Portonaccio, mit einem Tempel innerhalb einer Umfriedung, von dessen Dach die berühmten Terrakottaplastiken des Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia in Rom stammen. Für diese Art der Plastik, insbesondere der Großplastik aus der Zeit um 500 v. Chr., war Veji berühmt, sie gilt als Hauptbeitrag der Stadt zur Kunst. Zu diesen Zeugnissen gehört die Statue des Apollo von Veji (ebenfalls in der Villa Giulia), der Kopf eines Hermes und eine Göttin mit einem Knaben. Es wird vermutet, dass mit diesen Plastiken der Name des Bildhauers Vulca verbunden ist.


Wikipedia schrieb:
die Themenkreise der Ornamente hingegen wurden ganz gezielt ausgewählt, um den Gott Apollon durch wichtige Szenen aus der Mythologie zu ehren. Darunter der Kampf Apollons gegen Herakles um die Kerynitische Hirschkuh mit den Goldhörnern oder die ihr Kind Apollon in den Armen tragende Leto (Apollon schickte dann nur vier Tage später seine Pfeile gegen das Ungeheuer Python, um es von Delphi zu vertreiben). Andere Terrakottagruppen mit beispielsweise Hermesköpfen sind bisher noch nicht formell identifiziert worden.


Dies war mein erster aber wohl nicht letzter Besuch der Villa Giulia.
 
ÖPNV

Gaukler wird uns die Möglichkeiten mit dem ÖPNV zum Museum zu gelangen nennen.
Aber gerne. :nod:

Tram 19 bis Museo Etrusco/Villa Giulia (also nur 7 Haltestellen von der Piazza del Risorgimento aus; aber je nach Ausgangspunkt kann man natürlich auch aus der Gegenrichtung kommen); oder Tram 2 ab Piazza del Popolo bis Flaminia/Villa Giulia, von dort aus noch ca. 450 m zu Fuß. Oder ggf., mit ca. 500 m Fußweg am Schluss: Tram 3 bis zum capolinea - d.h. eigentlich Valle Giulia, aber seit Jahren bereits wird man ja schon an der Galleria Arte Moderna hinauskomplimentiert.
Oder man wartet dort auf die Tram 19 und faehrt damit bis vor die Haustuer. :D



Darüberhinaus gibt's natürlich auf individuelle Anfrage hin (sei es in diesem oder in einem Reiseplanungs-Thread) ggf. noch die komplette ÖPNV-Verbindung ab dem jeweiligen Ausgangsort.
Vorweggenommen sei dazu schon mal ein einziger Hinweis (nur für Rom-Neulinge, versteht sich ;)): Zur Piazza del Popolo kann man u.a. per Metro A gelangen.
 
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Bitte, gerne - wie ja schon gesagt. ;)

Darüberhinaus gibt's natürlich auf individuelle Anfrage hin (sei es in diesem oder in einem Reiseplanungs-Thread) ggf. noch die komplette ÖPNV-Verbindung ab dem jeweiligen Ausgangsort.
 
Nachdem ich heute Nachmittag dort war, kann ich die Empfehlung zum Besuch der beiden Villen nur unterstreichen. :thumbup:


Erst im Nachhinein fällt mir auf, dass ich mehr Bilder von den schönen Räumen als von den etruskischen Antiquitäten gemacht habe.
Haette ich Photos gemacht (was ich aber nicht getan habe), dann haette ich das ganz genauso gehandhabt.
Zumal in meinen Augen diese Unmassen vor allem von Vasen und anderen Gefaessen eher ermuedend sind - so sehr mir natuerlich ihr (kunst)historischer Wert bewusst ist.

Ehrlich gesagt habe ich in der Villa Giulia nicht laenger zugebracht als in der Villa Poniatowski (jeweils rd. eine Stunde), weil die dortige weit weniger umfangreiche Praesentation etruskischer Kunst einen nicht so erschlaegt.
Aber das ist vielleicht nur mein persoenliches und sehr laienhaftes Empfinden.



Der reguläre Eintritt kostet 8 Euro. Für die Villa Poniatowski muss man nichts extra zahlen.
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Eintrittskarte nur am selben Tag gilt.

Genau darum bin ich heute Nachmittag erst hingegangen - d.h. ich habe vor einigen Tagen einen der freundlichen Rezeptionisten der Villa Maria fuer mich dort anrufen lassen, um genau dies in Erfahrung zu bringen. Denn eigentlich hatte ich die Villa Giulia bereits frueher eingeplant.
 
Nachdem ich heute Nachmittag dort war, kann ich die Empfehlung zum Besuch der beiden Villen nur unterstreichen. :thumbup:

Es freut mich, dass Du die beiden Villen auch besuchen konntest und es Dir ebenso gut dort gefallen hat, wie mir.

Danke für die folgende Ergänzung:

Der reguläre Eintritt kostet 8 Euro. Für die Villa Poniatowski muss man nichts extra zahlen.
Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Eintrittskarte nur am selben Tag gilt.

Im November fanden in der Villa Giulia Dreharbeiten zu einem Film des russischen Regisseurs Konchalovsky über Michelangelo statt.

Regisseur Konchalovsky dreht in Italien Film über Michelangelo

„Il peccato, una visione“ („Die Sünde, eine Vision“) heißt der Film, eine italienisch-russische Produktion unter der Leitung von RAI Cinema. Auch das russische Kulturministerium beteiligt sich am Projekt. Der italienische Schauspieler Alberto Testone übernimmt die Rolle des Michelangelo
Im Film wirkt ebenfalls ein (wahrscheinlich nicht wirklich) weisser Elefant mit und der Renaissance-Innenhof der Villa Giulia soll einen Hof im Vatikan darstellen!

PRIMO CIAK A VILLA GIULIA PER UN ELEFANTINO BIANCO |

Non c’erano occhi che per lui l’altro giorno a Villa Giulia, per quell’esemplare giovane (appena 48 anni) di piccolo pachiderma apparso nel cortile rinascimentale del Museo Etrusco. (...)

Il bello è che il giardino con i portici affrescati del delizioso museo statale è stato trasformato, per esigenze di copione, in un cortile del Vaticano.
 
...Zumal in meinen Augen diese Unmassen vor allem von Vasen und anderen Gefaessen eher ermuedend sind - .....
Das geht mir eigentlich auch so. Deswegen und weil es mal so ein Intellektuellen-Schicki-Micki war, habe ich mich bisher wenig mit den Etruskern beschäftigt. Vermutlich war das nicht souverän. Für unseren April-Aufenthalt habe ich mir nun aber als Schwerpunkt "Etrusker" vorgenommen (auch ein bisschen im Umland von Rom) und da bin ich für eure Hinweise besonders dankbar. Und Simone erzählt ja sowieso immer so spannend. Danke!
 
Dann solltest Du aber unbedingt auch das Museo Gregoriano Etrusco der VM und die etruskischen Räume in den Kapitolinischen Museen besuchen.

Ich habe seit September jetzt wirklich viele Museen mit Etrusker-Objekten angesehen (Bologna, Modena, Ferrara, München, Berlin, Mailand, Wien, Florenz, Frankfurt, ...) und so langsam bekomme ich schon einen Blick für die Besonderheiten und Unterschiede.

Als Einstieg kann ich dieses Buch empfehlen: [AMAZON]3805350732[/AMAZON]

Auf die Idee, den Besuch der beiden Häuser zu trennen wäre ich gar nicht gekommen, liegen sie doch etwas abseits. Ich bin nach der Bernini-Ausstellung durch die Villa Borghese hingelaufen.
 
Danke für die Hinweise!

Ich fange gerade erst an und sammle. Außerdem habe ich bisher erst ein kleines Buch von C.H.Beck Verlag. Mit denen fange ich meine Erkundigungen gern an, aber dann muss es natürlich auch noch "tiefer" gehen.
 
Ich habe schon einen mittleren Stapel inzwischen, aber vor lauter Reisen komme ich kaum zum Lesen. :~ Jetzt ist erstmal Venedig ab 9. Januar zu planen.
 
Das von Dir genannte Buch scheint wirklich interessant zu sein. Ich habe Näheres hier gefunden: F. Bubenheimer-Erhart: Die Etrusker

Das Studium der Etrusker und Italiker erfreut sich (nicht nur) innerhalb der deutschsprachigen Altertumswissenschaften seit mehr als zwei Jahrzehnten einer kontinuierlich wachsenden Beliebtheit. Folgerichtig erschien nun von Friederike Bubenheimer-Erhart eine neue Einführung zu den Etruskern, welche das Anliegen hat, einer breiten Leserschaft einen Überblick über die erste Hochkultur Italiens zu bieten.


--- Venedig ab 9. Januar zu planen.
Gute Vorbereitung und feine Vorfreude wünsche ich!
 

Auf die Idee, den Besuch der beiden Häuser zu trennen wäre ich gar nicht gekommen, liegen sie doch etwas abseits. Ich bin nach der Bernini-Ausstellung durch die Villa Borghese hingelaufen.
Wobei jedoch die gute OEPNV-Anbindung diese gewisse "Abseitigkeit" ;) doch stark relativiert:
Tram 19 bis Museo Etrusco/Villa Giulia (also nur 7 Haltestellen von der Piazza del Risorgimento aus; aber je nach Ausgangspunkt kann man natürlich auch aus der Gegenrichtung kommen); oder Tram 2 ab Piazza del Popolo bis Flaminia/Villa Giulia, von dort aus noch ca. 450 m zu Fuß. Oder ggf., mit ca. 500 m Fußweg am Schluss: Tram 3 bis zum capolinea - d.h. eigentlich Valle Giulia, aber seit Jahren bereits wird man ja schon an der Galleria Arte Moderna hinauskomplimentiert.
Oder man wartet dort auf die Tram 19 und faehrt damit bis vor die Haustuer. :D
Genau so habe ich es uebrigens gestern gemacht; und entsprechend umgekehrt bei der Rueckfahrt. Wobei fuer beide Fahrtrichtungen galt: Kaum stand ich an der Haltestelle, da kam auch schon die Tram.
 

Diese beiden Bücher habe ich mir vor Ort gekauft. Besonders interessant ist DVD, die zum 2. Buch gehört und eine wunderbare Vorbereitung zum Besuch der Villen bietet.
Online kann man es hier kaufen:
Villa Giulia in 9 percorsi

---------- Beitrag ergänzt um 08:46 ---------- Vorangegangener Beitrag um 08:08 ----------

Vor Ort gibt es das Buch auch in der deutschen/französischen Variante.
Die DVD ist 6-sprachig.
 
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Durch einen Torbogen links, den ich leider nicht fotografiert habe, betrat ich das Gelände der Villa Poniatowski
Das haette ich ja nun gestern nachholen koennen ... hab' aber dann nicht mehr daran gedacht.

Aber nun ja - die alte Tante Gu :D hilft weiter: Streetview.
Und wenn man denselben mit einem beherzten Schwung ;) nach rechts dreht, dann kommt auch die Villa Giulia in den Blick. Man sieht also: Es ist wirklich nur einen Steinwurf weit.

Das Tor wurde gestern uebrigens tatsaechlich um Punkt 15.00 h :eek: aufgesperrt. :thumbup:
 
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