Vorhang auf für den Herbst in Rom

Simone-Clio

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Vorhang auf für den Herbst in Rom


Freitag, 13. bis Sonntag, 15. Oktober

In diesem Reisebericht möchte ich in Wort und Bild von einem wunderschönen, sonnigen Oktober-Wochenende in Rom erzählen.

Mitte März hatte ich Abschied von Rom genommen, Mitte Oktober war ich wieder angekommen. Das Wetter zeigte sich von seiner allerschönsten Seite. Strahlend blauer Himmel, ohne ein einziges Wölkchen, Mittagstemperaturen von 24 Grad und mehr! Es fühlte sich mehr nach Sommer, denn nach Herbst an. Römische Plätze, Brunnen, Museen, Gärten, Kirchen ... boten an anderthalb Tagen die prachtvollste Kulisse, die man sich denken kann. Aber immer schön der Reihe nach. ;)

Am Freitag Abend, kurz vor 20 Uhr landete mein Flieger auf die Minute pünktlich in Fiumicino. Nur mit Handgepäck reisend, sass ich kurz darauf in einem Taxi, das mich zu meiner Unterkunft im Zentrum brachte. Die Temperatur betrug noch 22 Grad und so konnte ich an diesem milden römischen Abend unerwartet und dankbar ein spätes Nachtessen auf einer Restaurantterrasse geniessen.


Ein kurzer abendlicher Spaziergang führte mich u.a. zum Pantheon.


Ein Teil des Rundbaus ist eingerüstet, ebenso die gesamte Fassade von Santa Maria sopra Minerva. Ich bin jetzt schon gespannt, die restaurierte Fassade wiederzusehen.

Beli lächelte freundlich und weise, wie immer und blickte noch hellwach auf die wenigen Passanten. Kein Wunder, Elefanten schlafen nur zwei Stunden pro Tag. ;)

Aber für mich wurde es höchste Zeit zu Bett zu gehen, wartete doch am nächsten Tag ein gut gefülltes Programm auf mich.


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Inhaltsverzeichnis:
Ankunft
Palazzo Venezia
Palazzetto Venezia und Lapidarium
Herbststimmung im Rosengarten
Aventin
Tiberinsel mit S. Bartolomeo all'Isola
Vom Portico d'Ottavia zur Piazza Mattei
Villa Poniatowski
Villa Giulia - Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia
Basilica di Sant'Eugenio und Giacomo Manzù
Abend im Zentrum mit Konzert in S. Agnese in Agone
Gärten der Villa Farnesina
Michael Lin im Chiostro del Bramante
Museo di Roma im Palazzo Braschi
Abschied von Rom
 

Palazzo Venezia

Nach einem ausgiebigen Frühstück machte ich mich per pedes auf den Weg zum Palazzo Venezia. Der Largo di Torre Argentina lag noch im Schatten und ausser mir und einer schwarz-weissen Katze, der ich ein paar freundliche Worte gönnte, war fast niemand unterwegs.


Ich ging die Via delle Botthege Oscure mit dem Palazzo Caetani (oben) entlang zur Piazza San Marco. Mein Ziel war das Museo Nazionale del Palazzo Venezia. Es öffnet seine Tore bereits um 8.30 Uhr. Das passte sehr gut in meinen Plan und pünktlich betrat ich den Innenhof des Palazzo, blickte zur Loggia und dem Belvedere hoch.
Das folgende Foto habe ich im September 2015 von der Dachterasse des Vittoriano aus aufgenommen. Links der imposante ziegelrote Palazzo Venezia, einer der ersten in Rom zu Beginn der Renaissance errichteten Paläste mit dem charakteristischen Turm, der Torre della Biscia. Links davon zwei Arkaden der Benediktionsloggia vor der Kirche San Marco, der romanische Campanile der Kirche und die Bäume im Innenhof.

Der uns als Palazzo Venezia bekannte Bau war nicht immer unter diesem Namen bekannt. Seit Baubeginn 1455 und bis 1564 trug er den Namen Palazzo San Marco. 1564 ging die Zeit des Palastes als päpstlicher Besitz zu Ende. Pius IV. Medici überliess ihn der Republik Venedig, die hier ihren Sitz beim heiligen Stuhl einrichtete. So wurde der bereits mehr als hundertjährige Palazzo San Marco zum Palazzo Venezia.

Noch nicht lange zurück, liegen meine Erinnerungen an die Entdeckung des Cortile im Palazzo Venezia am 19.7.2016 (Siehe: Natale con i tuoi ... - Seite 5) Damals habe ich einzig die wundervolle Gemäldeausstellung Il potere e la grazia - I Santi Patroni d'Europa besucht.
Am 14. Oktober 2017 wollte ich mehr sehen! Ich stieg in den piano nobile hinauf und fand nach dem Durchqueren eines schmucklosen, langen Flurs die Biglietteria. Der Angestellte war sehr freundlich, es entwickelte sich ein kleines Gespräch und er war sehr angetan davon, dass ich mir zu Hause einen Plan des Museums ausgedruckt hatte, mit dessen Hilfe ich mich zu orientieren gedachte. Er zeigte mir, wo wir uns befanden, nämlich gegenüber der Benediktionsloggia. Er empfahl mir mit dem Besuch derselben zu beginnen, u.a. weil man von dort einen schönen Blick auf das Vittoriano habe.


Gerne folgte ich seiner Empfehlung. An der Rückwand der Loggia befindet sich ein Fries mit Fresken, ein Werk der Schule von Antoniazzo Romano. In zwei Medaillons erkennt man Darstellungen des Evangelisten Markus (siehe Foto oben) und von Papst Markus. Die Loggia wurde im Auftrag von Papst Paul II. Barbo zwischen 1466 und 1469 errichtet.
Mein Rundgang führte mich nun durch einzelne Räume des sogenannten Appartamento Barbo. Kardinal Pietro Barbo (seit 1455 Titularkardinal von S. Marco) und spätere Papst Paul II. hat den Palazzo Venezia von seinen zahlreichen Pfründen errichten lassen. Nach seiner Wahl zum Papst 1464 liess er seinen Kardinalspalast von 700 auf 11.000 Quadratmeter Fläche (samt Garten) vergrössern und zur Papstresidenz ausbauen.


Links: schöne Terracotta-Fliesen Rechts: hölzernes Wappen Pauls II.


Porträtbüste Pauls II.

Siehe: Paolo Romano (bottega) - Busto di Paolo II - Museo Nazionale del Palazzo di Venezia - Sito ufficiale


Sala delle fatiche d'Ercole oder sala dei paramenti
Die Restaurierung der Fresken von Antonio Pollaiuolo in diesem Raum wurden im Mai 2017 beendet. Sie zeigen u.a. Herkules im Kampf gegen den Nemäischen Löwen sowie Herkules und Antäus. Vgl.: La rinascita di Palazzo Venezia passa per La Sala delle Fatiche di Ercole

Nun komme ich zur berühmeten Sala mappamondo von 1466/67. Sie misst 280 Quadratmeter. Die namengebende Weltkarte, wahrscheinlich von Girolamo Bellavista, ist schon lange verloren und der riesige Raum besser bekannt als Büro und Empfangsraum Benito Mussolinis. Siehe z.B. dieses und dieses Foto. An der Längsseite zur Piazza Venezia hin befindet sich der bekannte Balkon, von dem aus Mussolini sich an das Volk wandte.

Leider wird die Sala mappamondo gerade restauriert. Von der Wand mit dem grossen Kamin war nicht viel zu sehen und auch das raumfüllende Bodenmosaik war zum Teil verborgen.

Auf den Fotos erkennt man das Rutenbündel mit Beil, Parteisymbol der Faschisten. Siehe: Fasces - Heraldik-Wiki. Momentan nicht zu sehen, ist das Gegenstück, der dem Kamin nähere Adler.
Den äusseren Rand des Mosaiks bilden in bunte Mosaikbänder eingelegt Darstellungen der Tierkreiszeichen und Medusenhäupter.


Obwohl Teile des Mosaikfussbodens antik wirken, sind sie es nicht sondern entstanden in den 1920er Jahren. Das Mosaik ist ein Werk von Pietro d'Achiardi (1879 bis 1940). Er war es, der die Entwürfe für das Bodenmosaik anfertigte, wobei er sich ein Beispiel an Mosaiken aus römischen Thermen, insbesondere den Neptun-Thermen ist Ostia Antica nahm. Hier ein paar Aufnahmen der prächtigen schwarz-weiss-Mosaiken mit maritimen Szenen, Tritonen und Nereïden.



Zum Vergleich:


Neptun-Thermen in Ostia Antica Juli 2015​

In der Mitte des Bodenmosaiks der Sala mappamondo befindet sich eine farbige Darstellung des Raubes der Europa. Das Motiv ist schwer zu fotografieren und zu erkennen, man müsste schon eine erhöhte Position einnehmen können, um gute Aufnahmen zu erhalten. Auch störten die einfallenden Lichtstreifen ein wenig. Aber wer hätte sich darüber beschwert! ;)


Das letzte Foto aus der Sala mappamondo zeigt einen Blick auf die hölzerne Decke mit den Wappen von Venedig und Rom. Beeindruckend auch der Kronleuchter in der Mitte. Die Wände sind mit illusionistischen Darstellungen von Säulen mit korinthischen Kapitellen bemalt. Darüber ein dekorativer Fries mit Darstellungen von Kirchenvätern. Zwei erkennt man auf meinem Foto.
Entlang des Corridoio della Madonella gelangte ich zur obersten Etage der Loggia im Innenhof des Palazzo Venezia:



Laut Informationstafel wurde der zweistöckige Bau in der Nord-Ostecke des Innenhofs nie vollendet. Geplant waren 11 Arkaden an den Längsseiten und 7 an den Schmalseiten. Das Vorhaben wurde 1471 nach dem Tod Papst Pauls II. (der zudem in den Vatikan zurückgekehrt war und den Palazzo Venezia seinem Neffen, Kardinal Marco Barbo überlassen hatte) aufgegeben.


Blick von der Loggia in den Innenhof.
Über Innenhof und Brunnen habe ich 2016 in meinem Reisebericht Cartoline da Roma berichtet.
Nachdem ich von der Loggia wieder in den Palazzo Venezia eintrat, wies mir eine freudliche Aufseherin den Weg zu den beiden Monumentalsalons, die ich noch nicht gesehen hatte, der Sala Regia und der Sala del Concistorio oder Sala delle Battaglie. Sie liegen nebeneinander in dem 1468 errichteten Flügel des Palazzo Venezia, dessen Fassade zur Via del Plebiscito hin gelegen ist. Ich habe dort keine Fotos gemacht. Die leeren Räume sind aber sehr imposant. Die Sala Regia ist der grösste Raum des Palazzo Venezia und hat eine Fläche von 430 Quadratmetern sowie eine Länge von 37 Metern. Die Wände sind mit einer Scheinarchitektur aus korinthischen Pilastern bemalt und der Fries darüber mit Büsten von Kaisern und anderen Motiven bemalt. In der Sala del Concistorio oder Sala delle Battaglie fallen Inschriften mit den Namen und Daten von Schlachten des Ersten Weltkrieges auf. Beide Räume machten einen recht düsteren Eindruck auf mich.

Nun kam ich, wieder in Höhe der Loggia, zum Appartamento Cybo. Die Räume sind benannt benannt nach Kardinal Lorenzo Cybo, Titularkardinal von S. Marco zwischen 1491 und 1503. Hier befindet sich das eigentliche, 1916 ins Leben gerufene Museum.


Ich habe fast keine Fotos dort gemacht aber eine kleine Auswahl kann ich doch zeigen:


Ein schöner Erzengel Michael


Ein Christuskopf


Eine Büste von Alessandro Algardi Papst Innozenz X. Pamphilj darstellend


Decke von Giorgio Vasari (1553) aus dem abgerissenen Palazzo Altoviti Siehe: Vasari - Affreschi Altoviti - Museo Nazionale del Palazzo di Venezia - Sito ufficialeund Sala 7 - Gli affreschi Altoviti - Museo Nazionale del Palazzo di Venezia - Sito ufficiale


Gemälde von Giorgione - Doppelporträt zweier Freunde
Siehe: Giorgione - Doppio ritratto - Museo Nazionale del Palazzo di Venezia - Sito ufficiale
Vor dem Gemälde steht eine Bank, auf der ich eine kurze Rast einlegte und den schönen Terracotta-Fussboden bewunderte:



Links: Taufe Christi - ein weiteres Algardi-Werk
Mitte: Gian Lorenzo Bernini - Porträt von Papst Clemens X. Altieri (ca. 1670)
Rechts: Darstellung Caesars - Frankreich 18. Jh.
Der folgende Wegweiser führte mich dann zum Hauptzweck meines Kommens, dem Lapidarium im obersten Loggiengeschoss des giardino segreto Papst Pauls II.

 
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Palazzetto Venezia und Lapidarium
Der auf Papst Paul II. zurückgehende Palazzetto di San Marco, später Palazzetto Venezia, ist Teil des Museo Nazionale del Palazzo Venezia aber auch eine kleine, verborgene Welt für sich, die die wenigsten Rom-Besucher wohl hier vermuten würden. Ein unsichtbarer und unerwarteter Renaissance-Gartenpalast, abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut, mit einem Lapidarium im obersten der beiden Loggiengeschosse welche den eigentlichen Garten, den giardino segreto umgeben.

Dieses Foto habe ich im September 2014 vom Dach des Vittoriano aus gemacht. Nur aus der Höhe erkennt man einen Teil des Arkadenhofs (Bildmitte vorne) und wenn die hohen Mittelmeer-Zypressen (Cupressus sempervirens) nicht über das Dach hinausragen würden, käme man nicht auf die Idee, dass es neben dem grünen Innenhof des Palazzo Venezia in diesem Komplex einen weiteren Garten gibt.

Zu Beginn sei mir ein kleiner historischer Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung des Palazzetto erlaubt.

1466, zwei Jahre nach seiner Papstwahl, liess Paul II. ein Viridarium, einen Garten mit immergrünen Pflanzen, anlegen. Dieser war von zunächst nur eingeschossigen, offenen Loggien umgeben und befand sich an der Südost-Ecke des grossen Turms, der Torre della Biscia, des Palazzo Venezia. Die Form des Gartens war leicht trapezförmig. Bald wurde ein zweites Loggiengeschoss hinzugefügt, so wie wir es auch heute noch sehen. Im Untergeschoss werden die Bögen von achteckigen Säulen aus Travertin mit verzierten viereckigen Kapitellen getragen, im Obergeschoss von runden Travertinsäulen mit ionischen Kapitellen. Die Säulen sollen, wie das Hauptportal des Palazzo Venezia, das Werk von Giovanni Dalmata sein.

Im Garten, der sofort Berühmtheit erlangte, konnte Paul II. zwischen Orangen- und Zitronenbäumen und anderen immergrünen Pflanzen spazierengehen, Gespräche führen, Pferderennen und Umzügen zusehen, feierliche Zeremonien abhalten und festliche Bankette geben.

Es handelte es sich bei dem alten päpstlichen Garten um einen giardino pensile (einen hängenden Garten) und auch Silvia Koci Montanari spricht in ihrem Buch über die Kreuzgänge von Rom davon, dass dieser Chiostro, der allerdings kein Kreuzgang im eigentlichen Sinn des Wortes ist, fünf Meter über dem damaligen Strassenniveau lag.



Im 16. Jh. (genauer kann ich es nicht sagen) wurden die offenen Loggien geschlossen und aus dem Garten wurde ein Gartenpalast.

Er befand sich bis Anfang 1910 unterhalb des mächtigen Turms des Palazzo Venezia. Die Arbeiten zu seiner Abtragung begannen am 15. Januar 1910. Es gibt viele Photos, die ihn an seinem alten Standort zeigen. Siehe z.B.:


Verlinkt habe ich bereits die beiden folgenden Seiten:
Weiter geht es zunächst mit der Geschichte des Palazzetto Venezia, dem dort untergebrachten Lapidarium und meinem Lieblingsstück daraus! Als Appetithäppchen schon mal diese und diese kleine Spielerei.

Mit dem jeweils unteren Bild kann man spielen und mit Hilfe des Reglers die alte oder die heutige Ansicht verschieben um entweder nur die eine oder nur die andere vollständig zu sehen.
Die Bilder im 2. Link lassen erkennen, wieso der Palazzetto abgetragen wurde und an seinem heutigen Standort wieder aufgebaut wurde. Er musste beim Bau des Monumento Vittorio Emanuele II weichen um eine freie Sicht auf dasselbe sowie die Vergrösserung der Piazza Venezia zu ermöglichen! Siehe auch:
Zwischen 1911 und 1913 wurde der Palazetto an seinem heutigen Standort wieder aufgebaut. Geleitet wurden die Arbeiten zum Wiederaufbau vom Architekten Camillo Pistrucci. Dass römische Brunnen ab und zu umziehen, war mir bekannt, aber ein ganzer Palazzo, das war eine Meisterleistung! Eine Arkade pro Seite (ursprünglich 10, jetzt 9) fiel dem Wiederaufbau zum Opfer, so dass auch der Garten etwas kleiner ist als früher.

Den unteren Teil des Arkadenhofs kann man nur mit Sondergenehmigung besuchen, weil sich dort Büros der Sopraintendenza per i beni storici, artistici ed etnoantropologici del Lazio befinden.

Was ich nicht wusste ist, dass sich im alten und im neuen Garten in der Mitte ein Brunnen befand resp. befindet. Hier ein 1910 entstandenes Foto, auf dem er gut zu erkennen ist. Hätte ich nicht diese Seite im weltweiten Netz entdeckt, wüsste ich nichts von diesem Brunnen, so versteckt steht er zwischen den mächtigen Zypressen.

Il bellissimo cortile al cui centro é disposto un pozzo con alberature di aranci, colleziona attulmente delle sculture antiche, un lapiderium, dove i frammenti lapidei dalle diverse forme e figure impreziosiscono ancora di più questo luogo poco conosciuto ma particolaramente affascinante.
Vergleiche: inparallelo

Bei einem erneuten Besuch werde ich allerdings noch besser hinsehen. Vielleicht entdecke ich doch ein Stückchen von ihm.

Kommen wir nun zum im oberen Loggiengeschoss des Palazzetto, welches zum Museumsrundgang gehört und dem dort seit Juli 2006 zugänglichen Lapidarium. Hier findet man architektonische Überreste aus drei verschiedenen Epochen. Es gibt eine römische, eine mittelalterliche und eine Renaissance-Abteilung.





Blick auf die nahe Kuppel von Il Gesù
Das erste, was mir auffiel, als ich vom Museum durch eine automatische Schiebetür die Loggia betrat, war die frische und zart nach Zitrusfrüchten duftende Luft. Im Verlauf des Tages, wenn der Verkehr hinter den Mauern tobt, ist das wahrscheinlich nicht mehr wahrnehmbar.

Es gibt viele schöne Werke zu sehen aber bei folgendem Blick aus dem zweiten Flügel auf den vierten, schlug mein Herz höher:
Ich hatte entdeckt, was ich hauptsächlich sehen wollte! 8) Nein, bestimmt kein grosses Werk der Kunstgeschichte, aber ein nettes Puzzlesteinchen zur Vervollstänigung meines Bildes von Rom.

Diese Madonna mit (leider kopflosem) Jesuskind zwischen Petrus und Paulus aus Carrara-Marmor ist ein Werk der Renaissance aus der Schule von Andrea Bregno.

Auf der Seite des Museo Nazionale del Palazzo Venezia trägt das Relief den Titel Madonna col bambino e i Santi Pietro e Paolo che le affidano la protezione della torre della Scimmia. Petrus und Paulus vertrauen der Madonna den Schutz der Torre della Scimmia an!

Genau dieser Umstand, dass das Relief (wenn ich es recht verstehe) aus der zum Palazzo Scapucci gehörenden Torre della Scimmia (dem Affenturm) stammt, machte es für micht so interessant.

Palazzo Scapucci und Affenturm in der Via dei Portoghesi 18 gehören zu meinen liebsten Bauwerken in Rom:


Sommer 2006
Vor der Restaurierung


Dezember 2015


März 2017
Hier herrscht leider noch eine kleine Baustelle. Ich werde mich bemühen, schnellstmöglich einen deutschen Ersatztext für folgenden italienischen bereitzustellen.
Dobbiamo il nome popolare con cui la torre è nota ad una leggenda medievale, quando l’edificio apparteneva ai Frangipane. Stando a questa storia i padroni della torre, situata di fronte alla chiesa di S. Antonio dei Portoghesi, possedevano una scimmia di nome Hilde che un giorno portò con sé la loro figlia ancora in fasce fino alla sommità della costruzione. Tale scena incuriosì la gente che accorse sotto la torre supplicando la Vergine di salvare la piccola. Il padre, tornato a casa, si unì alla preghiera, e richiamò la scimmia con un fischio: l’animale seguì il comando e riportò la bambina nel suo lettino passando attraverso il vano di una finestra. La folle si commosse per quanto era successo e il padre della neonata da quel giorno decise, come segno di riconoscimento alla Madonna, che sulla cima della torre rimanesse sempre accesa una lampada. La torre dopo i Frangipane, appartenne ai Crescenzi, alla Confraternita del Gonfalone, alla Congregazione della Carità e soprattutto agli Scapucci, il cui stemma con la stella e la mezzaluna è ancora presente sulla terrazza e sul marmo conservato nel Museo di Palazzo Venezia.
Quelle

Das genannte Marmor-Wappen von 1503 mit Stern und Halbmond der Familie Scapucci befindet sich, wie die Madonna, seit 1920 im Palazzo Venezia.



Marmorario romano, secolo XVI
Peduccio con stemma
Scappucci e data 1503
dal Palazzo della Torre della Scimmia; ceduto dalla
Congregazione della Carità a
Castel Sant'Angelo per le
mostre del 1911; dal 1920
a Palazzo Venezia
marmo bianco orientale, forse Proconnesso​


Nun neigte sich mein Rundgang bereits dem Ende zu. Wenn meine Zeit reicher bemessen gewesen wäre, hätte ich mehr fotografiert und hätte auf einer der Bänke sitzend sicher mehr Zeit hier verbracht.

Da an diesem Morgen noch weitere verlockende Ziele auf mich warteten, verliess ich, nach einem letzten Zwischenstopp auf der Loggia des Innenhofs,

den Palazzo Venezia über die imposante, zwischen 1924 und 1930 errichtete, Scala nova, durchquerte den Innenhof Richtung Piazza S. Marco.


Nach einem Blick zurück auf die Basilica S. Marco


setzte ich meinen Weg fort. An der Piazza d'Aracoeli fiel mir ein Vespaverleih auf:

Viel besser als die fahrbaren Untersätze, gefiel mir einer meiner römischen Lieblingsbrunnen im schönen Morgenlicht:


Im Hintergrund noch einmal ein Teil des Palazzetto. Mit dem Bus steuerte ich mein nächstes Ziel an und stellte unterwegs fest, dass die Fassade von S. Nicola in Carcere gerade renoviert wird:

 

Herbststimmung im Rosengarten

Da ich selbst das Vergnügen hatte, am 27. September auf die Herbstöffnung des Roseto comunale vom 1. bis zum 15. Oktober 2017 hinzuweisen, durfte ein Besuch dort natürlich nicht fehlen.

Nach dem heissen und trockenen Sommer, war ich angenehm überrascht von der noch herrschenden Blütenfülle und genoss die schönen Farben und Formen der Rosen unter römischer Himmelsbläue. Viele dufteten auch wunderbar. Obwohl es bereits etwa 10.30 Uhr war, als ich den Rosengarten betrat und die Temperaturen über 20 Grad lagen, waren viele Blüten noch mit Tautropfen benetzt, die auch auf einer Reihe Fotos gut zu sehen sind.

Die Zahl der Besucher war sehr gering. Etwa ein Dutzend Rosenfreunde verteilten sich über den oberen und unteren Bereich des roseto.


Ich sah mich zuerst im unteren Bereich um, also bei den Rosen, die am Wettbewerb Premio di Roma teilgenommen haben. Hier blühten noch mehr Rosen als im oberen Teil des Gartens aber auch dort war es noch sehr schön!

Ich lade die Freunde römischen Grüns und römischer Rosen dazu ein, die Betrachtung meines kleinen, mit der Kamera gepflückten Straußes, zu geniessen.






















 
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Aventin

Nach dem Spaziergang im Rosengarten am Fuß des Aventin lag es nahe, weiter hügelaufwärts zu gehen und Wiedersehen mit einigen Lieblingsorten auf dem Aventin zu feiern. Das Ziel ist sicher nicht speziell aber ich betrachtete die mir gut bekannte Basilica Santa Sabina und vor allem den Orangengarten (Parco Savello) diesmal mit etwas anderen Augen als bei früheren Besuchen.

Das hat massgeblich damit zu tun, dass ich im Juli während einer Studienfahrt in Paderborn die Bartholomäuskapelle besucht habe, die 2017 ihren 1000. Geburtstag feiert.


Zu deren Bau inspiriert, wurde der Paderborner Bischof Meinwerk höchstwahrscheinlich auf seiner ersten Romreise, als er die dem Hl. Bartholomäus geweihte und von Kaiser Otto III. errichtete Kirche auf der Tiberinsel kennenlernte

Da ich diesen Zusammenhang spannend fand, habe ich mich nach der Rückkehr aus Paderborn genauer mit der Geschichte Kaiser Ottos III. und seiner Aufenthalte in Rom beschäftigt. 996 reiste Otto III. nach Italien, am 21. Mai wurde er 16jährig zum Kaiser gekrönt, Anfang Juni reiste er nach Deutschland zurück. Im Februar 998 kehrte er mit weitreichenden Vorstellungen und Träumen nach Rom zurück, wo er auch die Ankunft des Jahres 1000 erlebte, aber zu Beginn des Jahres 1001 durch einen Aufstand der Römer vertrieben wurde.

Schnell stiess ich auf die Information, dass der junge Kaiser damals seine Residenz in Rom auf dem Aventin auf dem Areal des heutigen Orangengartens, neben Santa Sabina eingerichtet hat. Er liess eine bestehende Adelsburg zu einer kleinen Kaiserpfalz mit Thronsaal umbauen.

Siehe bei Interesse den sehr empfehlenswerten Aufsatz von Pierre-Yves Le Pogam aus dem Jahr 2004 Otton III sur le Palatin ou sur l'Aventin? : note sur les résidences aristocratiques de l'Aventin au Xe siècle, notamment celle de Sainte-Sabine - Persée und den viel älteren Aufsatz von Louis Halphen aus dem Jahr 1905 La cour d'Otton III à Rome (998-1001) - Persée. Mit grossem Gewinn gelesen, habe ich auch Otto III. Der Traum eines romantischen Kaisers, Auslandsbüro Rom, Konrad-Adenauer-Stiftung von Waldrudis Hoffmann, dessen Fortsetzung ich ebenfalls noch verlinken werde.

Hier komme ich gerade zum Clivio di Rocca Savella. Die Ziegelmauern, die den Orangengarten umgeben, gehören zum befestigten Adelssitz der Familie Savelli aus dem 13. Jh.

Otto III. residierte um das Jahr 1000 auf dem Aventin. Zuvor findet man aber auch bereits bedeutende Namen auf dem Aventin, so z.B. den bekannten Alberich II. (vor 915 bis 954) und die Familie der Crescenzi (Crescentier).

Alberich II. wurde in einem Herrenhaus auf dem Aventin, das seiner Grossmutter Theodora I., und deren Vorfahren gehörte, geboren. Theodora I. war die Frau Theophylakts I. von Tusculum.

Theodora I. von Tusculum, auch Theodora, die Ältere genannt, († nach 916) war Gattin des römischen Senators und Adelsführers Theophylakt I. von Tusculum und mit den Titeln senatrix oder vestaratrix an dessen Herrschaft in Rom beteiligt und einflussreich bei der Rückberufung Papst Sergius III. und der Wahl Johannes X. zum Papst. Sie war die Mutter der Marozia und der Theodora II. der Jüngeren.
All diese Namen waren mir zum Zeitpunkt meines Spaziergangs auf dem Aventin geläufig u.a. weil ich im Sommer einen historischen Roman über diese Zeit gelesen habe.

Der genannte Adelssitz Alberichs II. und seiner Vorfahren befand sich auf dem Gelände des heutigen Gartens der Villa des Malteserordens. Um 939-940 hat er ihn den Mönchen von Cluny geschenkt, die dort ein Kloster gründeten. Le Pogam zufolge zog Alberich selbst etwas früher ans andere Ende des Aventin, nahm dabei den mit einer Inschrift versehenen Türsturz vom Eingang des alten Palastes mit und liess ihn in der neuen Burg auf dem Areal des heutigen Orangengartens anbringen.

Im oben zitierten Aufsatz von Le Pogam habe ich gelesen, dass es diesen Stein noch gibt und wusste auch wo ich ihn finden konnte. So betrat ich Santa Sabina diesmal auch auf der Suche nach einem wenig bekannten Monument in der Kirche und fand es schnell:


So betrachtet, sieht es nicht nach dem Türsturz eines mittelalterlichen Adelssitzes aus, aber wenn man sich bückt und genau hinschaut, erkennt man eine Inschrift (von der nur ein kleines Stück am Anfang fehlt). Sie lautet:


...RICII, CONSTRUXERAT PRISCIS GENITRICISQUE DOMU[M]
...[O]DORA RENOBANS THEOPHYLACTI VESTARARII CONIUX​

Nach dem Untergang der Adelssitze auf dem Aventin wurde der Stein zum Grabstein für Antonio Ferracuti (gestorben 1497) umgearbeitet. Die Inschrift entdeckte erst 1914 der Kunsthistoriker Antonio Muñoz.

Die weiter oben erwähnten Crescenzi waren Cousins Alberichs II. Sie stammen von Theodora der Jüngeren, der jüngeren Tochter Theodoras der Älteren und Theophylactus' ab. Bedeutende Vertreter der Familie waren Crescentius de Theodora und sein Sohn Crescentius I. Nomentanus. Alberich II. war, wie bereits weiter oben zu lesen der Sohn der älteren Tochter Marozia.

Nun möchte ich aber nicht länger mit diesen Geschichten langweilen, sondern zeige lieber noch ein paar weitere Bilder aus S. Sabina und dem Orangengarten:



Grabstein des Egid von Warnsberg,
Abt des Benediktinerklosters Weißenburg (frz. Wissembourg) im Elsass.
Er begleitete Heinrich VII. auf dessen Romfahrt und fiel 1312 bei Kämpfen in Rom


Wie so viele Brunnen im diesem Sommer und Herbst 2017, führte auch mein römischer Lieblingsbrunnen neben Santa Sabina kein Wasser. Vgl.: Die Brunnen Giacomo della Portas





Von der Aussichtsterrasse boten sich,
wie immer, herrliche Blicke auf Rom




Nachdem ich diese genossen hatte, konnte ich mit Vergnügen erstmals den neueröffneten Serpentinenweg am Hang des Aventin hinunter zum Lungotevere Aventino nehmen. 8) :thumbup: Vgl.: Treppe zum Orangengarten. Er beginnt in der äussersten linken Ecke des Orangengartens und es bieten sich immer wieder schöne Blicke zurück zur Aussichtsterrasse und hinauf zu anderen Bauwerken des Aventin sowie Richtung Tiber:



Sogar ein Nasone bietet Durstigen frisches Wasser



Nun habe ich den Abstieg hinter mir und stosse am Lungotevere Aventino auf diesen Brunnen mit schönem Löwenkopf:


Fontanile di S. Maria in Cosmedin
Es ist die einzige in Rom verbliebene ehemalige Viehtränke und sie stand auch nicht immer hier. Einen weiten Weg hat der Brunnen allerdings nicht zurückgelegt: Er wurde 1717 von Carlo Francesco Bizzaccheri errichtet und stand neben Bizzaccheris Fontana dei Tritoni an der Piazza Bocca della Verità. 1870 wurde er an den Lungotevere Aventino versetzt.

Nun wechselte ich auf die andere Strassenseite und als ich mich der Piazza Bocca della Verità näherte, sah ich, was mir auf dem Hinweg zum Rosengarten entgangen war: Die Fassade von S. Maria in Cosmedin wird gerade renoviert.

 
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Tiberinsel mit San Bartolomeo all'Isola

Mein nächstes Ziel war die Tiberinsel und dort vor allem S. Bartolomeo all'Isola. Ich kannte die Kirche bislang nur von aussen.


Blick auf den romanischen Campanile von S. Bartolomeo all'Isola,
Torre dei Caetani, Ponte Fabricio und Chiesa di San Giovanni Calibita

Ich freute mich, das erhaltene Stück von einem Schiffsschnabel aus Travertin zu sehen, auf dem der Äskulapstab dargestellt ist. Die Insel ist bekanntlich seit der Antike mit der Heilkunst verbunden.


Bald überquerte ich den Ponte Fabricio, auf dem sich einige Strassenmusiker und Souvenir-Händler installiert hatten. Es war Mittag, als ich die Tiberinsel betrat und mich an einen Spaziergang, der mich im Herbst 2008 auf die Tiberinsel geführt hat, erinnerte.

Obwohl ich wusste, dass S. Bartolomeo all'Isola bis 13.30 Uhr geöffnet hat, ging ich doch sofort zur Kirche. Eine gute Entscheidung, denn vor der Kirche wartete eine Hochzeitsgesellschaft auf das Brautpaar und den Beginn der Hochzeitmesse.

Viel Zeit blieb mir nicht für die Besichtigung, aber ich hatte Glück und wurde noch eingelassen. Das Innere gefiel mir auf Anhieb, wozu auch der schöne, farbige Blumenschmuck beitrug.
Was wir heute sehen, ist eine im 16. Jh. barockisierte dreischiffige Basilika aus dem 12. Jh. mit einem erhöhten Querhaus. Der ursprüngliche Kirchenbau ist allerdings noch viel älter und hier kommen wir nun wieder zu Kaiser Otto III. und jenem Bauwerk, das Bischof Meinwerk gesehen und wohl zum Vorbild für die Bartholomäuskapelle in Paderborn genommen hat.

Auf Wunsch Kaiser Ottos III. wurde der ursprüngliche Bau 998 oder 999 errichtet und zwar zu Ehren seines Freundes, des Heiligen Adalbert von Prag, der 997 in der Nähe von Gnesen als Märtyrer starb und von Otto III. hochverehrt wurde.

Der junge Kaiser soll die Tiberinsel als Ort für seine Stiftung ausgesucht haben, weil er diese von seiner kleinen Pfalz auf dem Aventin sehen konnte. Der Aventin ist auch das Bindeglied zwischen Adalbert von Prag und Otto III. Adalbert lebte eine Zeit lang im Kloster SS. Bonifacio e Alessio, zu dem Otto III. enge Beziehungen pflegte. Der Kaiser unterstütze dieses Kloster und hat ihm sogar seinen kostbaren Krönungsmantel geschenkt.

Adalbert trat

Wikipedia schrieb:
988 in das Benediktinerkloster Monte Cassino und von dort in das Kloster St. Bonifacius und Alexius auf dem Aventin in Rom ein. Hier lebten griechische Mönche in einer asketisch-schwärmerischen Gedankenwelt. Hier lernte ihn auch Kaiser Otto III. kennen und verehren, der den gleichen mystisch-schwärmerischen Stimmungen anhing.
Das war allerdings erst nachdem Adalbert zum zweiten Mal aus Böhmen nach Rom gekommen war:

Wikipedia schrieb:
Im Zorn über die heidnische Wildheit der erst kürzlich christianisierten Böhmen verließ er sein Bistum und zog sich nach kurzer Missionstätigkeit in Ungarn nach Rom in das Kloster auf dem Aventin zurück. Mit Kaiser Otto III., dessen Kaiserkrönung er in Rom am 21. Mai 996, am Feste Christi Himmelfahrt, beiwohnte, verband ihn eine tiefe Freundschaft. Er hatte großen Einfluss auf das religiöse und politische Denken des jungen Kaisers, den er auch für seine Ostmissionspläne gewinnen konnte.

Für eine kurze Zeit trug die Kirche den Namen des Hl. Adalbert aber recht schnell bürgerte sich der Name S. Bartolomeo ein.

Nachdem ich einen ersten Gesamteindruck des Innenraums gewonnen hatte, sah ich mir diesen wertvollen, wunderschönen, kleinen Marmorbrunnen auf den Stufen zum Hochaltar an:

Der wahrscheinlichsten Hypothese zufolge, entstand er zeitgleich mit der Gründung der Kirche am Ende des 10. Jahrhunderts. An einer Stelle habe ich gelesen, der Brunnen könnte aber auch das Werk eines bekannten Cosmaten, Nicola d'Angelo, sein, der gemeinsam mit einem anderen Meister, Pietro Vassaletto, im späten 12. Jh. den Osterleuchter in S. Paul vor den Mauern schuf.

Die Kirche Ottos III. wurde in den Ruinen des alten Äskulap-Tempels der Insel errichtet und die Position des Brunnens entspricht wahrscheinlich jener der Heilquelle des antiken Tempels, welche in Ottos Kirche erhalten blieb. Es gab wohl eine mittelalterliche Kontinuität in der Nutzung des Gesundheit verheissenden Wassers des antiken Heilgtums!

Doch kommen wir nun zu den Darstellungen und der Inschrift auf der Aussenseite des wunderschönen Brunnens. Wie in einer Ädikula stehend, sind vier Personen abgebildet.

Der Brunnen ist so aufgestellt, dass Christus uns entgegensieht. Er ist mit Nimbus abgebildet und trägt in der linken Hand ein geöffnetes Buch. Im Hintergrund erkennt man die Buchstaben OS und PV.


Gegen den Uhrzeigersinn folgt auf der rechten Seite die Darstellung des Hl. Adalbert mit Bischofsstab und geschlossenem Buch. Manche sehen in dieser Person auch den Hl. Paulinus von Nola. Von beiden befinden sich seit Otto III. Reliquien in der Kirche. Auch hier erkennt man Teile der Inschrift und zwar die Buchstaben TE I SCI.

An der Rückseite des Brunnes ist Otto III. dargestellt. Ich hatte gehofft, wenigstens den oberen Teil dieser Darstellung fotografieren zu können. Ob ich die Treppe überhaupt hätte betreten können, weiss ich zwar nicht, aber der schöne Blumenschmuck hätte an diesem Tag sowieso eine Aufnahme, wie diese verhindert. Otto III. ist mit Krone, Zepter und einer Scheibe in der erhobenen linken Hand dargestellt. Auf der Scheibe ist ein Kirchenmodell seiner einschiffigen Kirche zu sehen, was ihn als Stifter ausweist. Ich musste mich damit begnügen von jeder Seite des Brunnes aus ein Foto zu machen und bin froh, dass man wenigstens ein paar Einzelheiten erkennt:

Die Inschrift setzt sich hier fort mit der Buchstabenfolgel CIR CVDANT.


Die letzte der vier abgebildeten Personen, links von Christus, ist der Apostel und Hl. Bartholomäus. In der einen Hand hält er ein geöffnetes Buch, in der anderen ein Messer, das Symbol seines Martyriums. Im Hintergrund liest man ORBE ROTAN TI.
Zusammengenommen und ergänzt, ergibt die Inschrift folgenden Satz:

OS PUTEI S[AN]C[T]I CIRCU[N]DANT ORBE ROTANTI
Sinngemäss (wenn ich mich nicht täusche):

Die Heiligen umgeben in einem Kreis die Brunnenmündung
Auch auf dem Rand der Brunnenmündung befand sich eine heute unleserlich gewordene Inschrift. Die Seile, an denen die Wassereimer hinuntergelassen und emporgezogen wurden, haben sie im Laufe der Zeit unleserlich gemacht.

Ein schönes Foto der Brunnenseite mit dem Relief Ottos III. findet man in diesem lesenswerten Artikel Kaiser Otto III. auf der Tiberinsel, Auslandsbüro Rom, Konrad-Adenauer-Stiftung. Für den Fotografen der KAS hat man den Brunnen offensichtlich einmal gedreht.

Unter dem hochgelegenen Altarraum liegt die normalerweise leider nicht zugängliche Hallenkrypta des ottonischen Kirchenbaus. Bevor ich die Kirche verliess, konnte ich mir im kleinen Laden in der Kirche zwei Ansichtskarten kaufen. Die Schiffe der Krypta sind durch zierliche Marmorsäulen voneinander getrennt. Die Säulen haben Blockkapitelle, von denen einige an allen vier Seiten mit vereinfacht dargestellten, rundlichen Adlern mit ausgebreiteten Schwingen verziert sind. Ich habe nur dieses Foto im weltweiten Netz gefunden.
Hier blicken wir auf den Altar der Kirche. Es handelt sich um eine rote Porphyrwanne mit einem Löwenkopf aus antiken Thermen. Darin sollen die Gebeine des Hl. Bartholomäus ruhen, die Otto III. persönlich aus Benevent nach Rom gebracht haben soll. Die Wanne steht allerdings erst seit dem 16. Jh. hier.

Sehr gut gefiel mir dieses Madonnenbildnis mit Stiftern im rechten Seitenchor von S. Bartolomeo. Es wurde erst 1904 wiederentdeckt und ist ein Werk vom Ende des 11. Jahrhunderts.

An einer Wand ganz in der Nähe hängt "hinter Gittern" eine grosse Bronzeschale arabischer Machart. Der Überlieferung zufolge soll Otto III. in dieser Reliquien des Hl. Bartholomäus von Benevent nach Rom gebracht haben. In Benevent hat man ihn aber wahrscheinlich betrogen und ihm Reliquien des Hl. Paulinus von Nola untergejubelt.

Nun kamen nach und nach die ersten Mitglieder der Hochzeitsgesellschaft herein und ich sah mir nur noch im Vorbeigehen einige Seitenkapellen an, in denen Reliquien von Märtyrern des 20. Jahrhunderts zu sehen sind. Papst Johannes Paul II. hat nämlich nicht nur 1993 San Bartolomeo all'Isola, deren Geschichte über 400 Jahre mit den Franziskanern verbunden war, der Communità di Sant'Egidio zur Betreuung übergeben, sondern

Wikipedia schrieb:
im Jahr 2002 weihte sie Papst Johannes Paul II. den neuen Märtyrern des 20. Jahrhunderts. In den sechs Seitenkapellen sind Reliquien und Erinnerungsstücke ausgestellt, unter anderem ein Messbuch von Erzbischof Oscar Romero, ein Brief des seliggesprochenen österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter an seine Familie, geschrieben wenige Tage vor seiner Ermordung, einen Brief des Bonner Schriftstellers Heinrich Ruster an seine Ehefrau aus dem KZ Sachsenhausen vom 8. März 1942, eine Reliquie des seligen Kardinals Clemens August Graf von Galen sowie Erinnerungen an die Widerstandskämpfer Joannes Baptista Sproll, Eugen Bolz und Maria Restituta Kafka.

Quelle

Schnell machte ich noch ein paar Aufnahmen der beiden Inschriften über dem Hauptportal von S. Bartolomeo:

In der oberen erscheint der Name Kaiser Ottos III. Der unteren zufolge ruhen hier die Gebeine des Apostels Bartholomäus.


Reste der Portikus des 12. Jahrhunderts


Öffnungs- und Messzeiten
Das Monument auf der Piazza vor S. Bartolomeo all'Isola wurde 1869 auf Wunsch Papst Pius' IX. errichtet und erinnert u.a. an vier Heilige, die besonders mit der Insel verbunden sind.

In den vier Nischen stehen, mit ihren Namen versehen, Skulpturen der Heiligen Bartholomäus, Franz von Assisi, Johannes von Gott (Gründer des Ordens der "Fatebenefratelli") und Paulinus von Nola. Siehe: Guglia di Pio IX / Monumenti / Roma medioevale e moderna - Sovrintendenza

La parte superiore è articolata in quattro nicchie, coperte da una valva di conchiglia, in cui sono collocate le statue di quattro santi protettori variamente legati alla storia ed alla vita dell’Isola: S. Giovanni di Dio (fondatore dell’ordine ospedaliero dei “Fatebenefratelli”), S.Bartolomeo apostolo, S.Paolino da Nola (le cui reliquie erano conservate nella chiesa di S.Bartolomeo all’Isola) e S.Francesco d’Assisi, rivolto verso il rione di Trastevere, dove alloggiò nel suo soggiorno a Roma


Piazza und Kirche mit Fassade aus dem 17. Jh.
sowie romanischem Campanile
 

Vom Portico d'Ottavia zur Piazza Mattei


Nach meinem schönen, mehr als vierstündigen Spaziergang war ich rechtschaffen müde als ich S. Bartolomeo auf der Tiberinsel verliess. Die Temperaturen waren sommerlich warm und als ich nach kurzem Weg das ehemalige jüdische Ghetto und den Portikus der Octavia erreichte (er ist immer noch nicht vollständig von Gerüsten befreit), meldeten sich Hunger und Durst. Da es für römische Verhältnisse noch relativ früh für den pranzo war, fand ich ein gutes Plätzchen im Restaurant meiner Wahl.


Carciofi alle giudia, Spaghetti Carbonara,
Ananas und Espresso mundeten vorzüglich


Später standen die Kunden Schlange​

Als ich zur Via della Reginella 15 kam, musste ich leider feststellen, dass das ehemalige jüdische Kulturzentrum tatsächlich durch einen Souvenirladen der billigsten Art :thumbdown abgelöst worden ist. Ich mochte kaum hinsehen.

Was ich befürchtet hatte, aber sehr gut verstehen kann, ist eingetreten - die so berührende Erinnerungstafel an die Deportation der römischen Juden aus dem Ghetto 1943 wurde inzwischen abmontiert! An ihrer Stelle sieht man nur noch die ältere dunkelrote Farbe der Fassade.

Die anderen jüdischen Symbole und die Marmortafel des Circolo i ragazzi del '48 Zi Raimondo befinden sich noch dort.
Am Thema Interessierte finden hier im Forum Informationen zur Vorgeschichte unter folgenden Links: Rom läutet den Frühling ein. Nun gehört dieser Anblick der Vergangenheit an:


In Gedanken ging ich weiter entlang der Via della Reginella und kam zur Piazza Mattei mit dem Schildkrötenbrunnen. Die vier Jünglinge wären schöner ohne die entstellenden Kalkablagerungen.

Nach einer kleinen Erholungspause im Hotel brach ich kurz vor 15 Uhr zu meinem nächsten Ziel auf, einem Ort, den ich noch nie gesehen hatte.
 
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Villa Poniatowski

Am Samstag Nachmittag wollte ich die Villa Giulia, jene päpstliche Sommerresidenz im Norden Roms besuchen, die heute das Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia beherbergt. Da ich mich dort nicht auskenne und um Zeit zu sparen, nahm ich ein Taxi. Dem Fahrer sagte der Name des Museums nichts und er bat mich ihm die korrekte Adresse zu nennen. Das konnte ich zum Glück. Sie lautet Piazzale di Villa Giulia, 9. Dann fuhren wir los, u.a. an der Villa Medici und oberhalb der Piazza del Popolo entlang. Zum Schluss fuhren wir durch die Via di Villa Giulia, früher Via dell'Arco Oscuro, direkt auf die Villa Giulia zu.

Ich hatte grosses Glück, denn an diesem Nachmittag war es zusätzlich möglich, die in unmittelbarer Nähe gelegene Villa Poniatowski zu besichtigen, in der Teile der Sammlungen des etruskischen Museums untergebracht sind.

Seit dem 1. April 2017 und bis zum 24. Februar 2018 ist die Villa Poniatowski zweimal in der Woche, am Samstag Nachmittag von 15 bis 18 Uhr und am Donnerstag Morgen von 10 bis 13 Uhr zu besichtigen. Ein Abkommen mit pensionierten Carbinieri macht's möglich! Diese führen die Aufsicht und mit einem habe ich mich sehr nett unterhalten (soweit mir das möglich war, aber er lobte mein geringes Sprachvermögen der einzigen Sprache, die er beherrscht). Siehe: La riapertura part time di villa Poniatowski gioiello del Valadier - la Repubblica.it

Ich hoffe sehr, dass diese Möglichkeit auch über Februar 2018 hinaus bestehen wird, denn ein Besuch ist (zumindest für Romkenner) aus mehreren Gründen empfehlenswert. Die ausgestellten etruskischen Artefakte sind natürlich sehr interessant aber fast noch besser gefielen mir eigentlich die Räumlichkeiten.

Nachdem ich mein Ticket bei einem freundlichen jungen Mann an der Kasse der Villa Giulia

gelöst hatte, trat ich also wieder hinaus und überquerte den Vorplatz des Museums, von dem aus man die Kirche Sant'Eugenio sieht.
Durch einen Torbogen links, den ich leider nicht fotografiert habe, betrat ich das Gelände der Villa Poniatowski:


Für diejenigen, die es interessiert, folgen jetzt einige, so kurz wie möglich gehaltene, Informationen zur langen und komplexen

Geschichte der Villa Poniatowski

Unter diesem Namen ist die Villa seit etwa 1800 bekannt. 1793, nach der Teilung Polens emigrierte Stanislaus Poniatowski (1754 bis 1833), ein Neffe des letzten Königs von Polen, nach Rom und 1822 weiter nach Florenz. Nach seiner Ankunft in Rom beauftragte er den Architekten Giuseppe Valadier damit, eine von ihm erworbene Renaissance-Villa im Norden Roms, gleich neben der Villa Giulia, umzugestalten.

Das Casino nobile war eine Art kleine Schwester der Villa Giulia. Papst Julius III. Cocchi del Monte liess es im 16. Jh. als Nebengebäude zur Unterbringung seiner Gäste und Verwandten errichten. Genannt wurde es damals casa di Baldovino, nach dem Papst-Bruder Baldovino del Monte.

Die Villa Giulia wurde zwischen 1551 und 1553 geplant und errichtet, die heutige Villa Poniatowski etwa zeitgleich. Doch sehr schnell, nach dem Tod Papst Julius' III. beschlagnahmte sein Nachfolger Paul IV. den gesamten Besitz. Die Villa wurde aufgeteilt.

Die heutige Villa Poniatowski erwarb 1570, kurz nach seiner Erhebung in den Kardinalsstand, Pierdonato Cesi (1522 bis 1586). Michel de Montaigne beschrieb sie 1581 als eine der schönsten Roms. Der Park mit Statuen, Brunnen, monumentalen Rampen ... soll den Horti Farnesiani auf dem Palatin ähnlich gewesen sein.

Aus dem Jahr 1683 kennt man diesen Stich von G.F. Venturini. Damals war aus der Villa Cesi bereits die Villa dei Borromeo geworden und befand sich im Besitz von Kardinal Federico Borromeo, dessen Mutter Giovanna Cesi war.

1702 wurde die Villa vom marchese Giulio Sinibaldi gekauft welcher sie im barocken Stil erneuerte. Hier eine Ansicht von Giuseppe Vasi aus dem Jahr 1761. Sie trägt den Titel Casino della Vigna di Papa Giulio III. Gemeint ist damit das Gebäude vorne links. Im Hintergrund die Villa Giulia und rechts ein Teil der Villa Poniatowski. 1798 verkauften die Sinibaldi die Villa an die Familie Candelori.

Um 1800 war dann, wie oben beschrieben, Stanislaus Poniatowski der Besitzer und Giuseppe Valadier wurde hier tätig. Valadier legte einen Garten im italienischen Stil an. Die Brunnen wurden mit Wasser aus einer Abzweigung der Acqua Vergine gespeist, Terrassen und Wege waren mit antiken Kapitellen aus Ostia Antica geschmückt. Auch baute er in der ersten Etage ein grosses Fenster mit einem bogenförmigen Abschluss, umgeben von zwei rechteckigen Fenstern, ein, fügte dem Gebäude eine Loggia in der 2. Etage hinzu, verlegte den Haupteingang zur Via Flaminia, errichtete eine Reihe von Ställen, welche später zu Künstlerateliers umgebaut wurden und wo auch Marià Fortuny (1838 bis 1874) ein Atelier hatte.

Damals wurden Künstler mit der Ausmalung verschiedener Räume beauftragt, z.B. der Sala dell'Ercole im Erdgeschoss, wo einst eine Kopie des Herkules Farnese stand und vor allem der Sala Indiana und der Sala Egizia (oder Sala delle colonne) in der 1. Etage.

1826 verkaufte Poninatowski die Villa an den Engländer Richard Skyes. Noch im gleichen Jahr ging sie an den neapolitanischen Maler Domenico Carelli. 1849 wurde sie durch die Kämpfe zwischen Garibaldis Truppen und jenen der Franzosen während der Zeit der Römischen Republik in Mitleidenschaft gezogen.

Bis 1871 wechselte sie noch mehrmals den Besitzer. Dann kam sie in den Besitz der Familie Riganti. Auf dem Parkgelände wurde nun eine Gerberei eingerichtet. Teile des Besitzes wurden immer weiter aufgeteilt und heute erinnert das Gelände rings um das Casino nobile wahrlich nicht mehr an den vergangenen Glanz.

1988 kaufte der italienische Staat das Casino nobile zur Erweiterung des Etruskischen Museums.

Nach diesem kleinen Rückblick auf die Geschichte der Villa Poniatowski, lade ich nun zu einem kleinen Rundgang durch die Räume ein. Erst im nachhinein fällt mir auf, dass ich mehr Bilder von den schönen Räumen als von den etruskischen Antiquitäten gemacht habe. Es gibt aber sehr schöne Dinge dort zu sehen, Spiegel, Vasen, Tafelgeschirr, Schmuck, Einrichtungsgegenstände, ein blaues Glas ...

Meine Impressionen aus der Villa Poniatowski

Die Decke im Eingangsbereich ist mit einem Wappen verziert und über dem Kamin im Herkules-Farnese-Raum hängt der Abguss eines Reliefs von der Ara Pacis. Sie zeigt eine Begebenheit aus der Amtszeit von Augustus.

In der Mitte Agrippa. Der kleine Junge ist entweder Gaius Caesar, der älteste Adoptivsohn des Augustus oder eine Geisel aus dem Osten. Das ist in der Forschung umstritten.


Detailaufnahme von Agrippa
Weitere Aufnahmen aus den Räumen im Erdgeschoss:



Über eine schmale, steile Treppe erreicht man die 1. Etage. Sehr prachtvoll ausgemalt ist der sogenannte Indische Saal (sala indiana). Stanislaus Poniatowski konnte hier exotischen Träumen nachhängen. Die prachtvollen gemalten und gerafften Vorhänge geben den Blick frei auf Gebäude und Landschaften ferner Gegenden. Man erkennt die Treppenanlage am Ufer des Ganges in Benares und Grabmale der Mogulzeit. Der Fussboden und die Türlaibungen stammen noch aus der Zeit der Renaissance.



Nun gelangen wir in den grössten der beiden Prachträume des piano nobile, den Ägyptischen Saal oder Saal der Säulen (sala egizia oder delle colonne). Wir sehen ihn auch in diesem Video: Villa Poniatowski e il Museo Etrusco - YouTube
Malereien aus der Renaissance und dem frühen 19. Jh. geben sich hier ein Stelldichein. Ich fand sie ähnlich interessant, wie die prächtigen etruskischen Schätze aus Umbrien und dem antiken Latium.



Die Malereien vom Beginn des 19. Jahrhunderts sind, wie jene im Indischen Saal das Werk von Felice Giani (1758 bis 1823).

Wie in einer Loggia, öffnet sich zwischen den gemalten Säulen der Blick auf ägyptische Pyramiden und Landschaften. Einzig bei dem Berg im Hintergrund des oberen Fotos soll es sich um den Fujiyama in Japan handeln.


In einem weiteren Raum erkennt man verschiedene Bauphasen, eine jüngere eingezogene Decke und darüber noch die älteren Malereien der Renaissance-Villa, idyllische Landschaften, Wappen und, wenn ich mich nicht täusche, Darstellungen von Musen.


Zwei geflügelte Gestalten auf dem Deckel eines etruskischen Gefässes

Zum Abschluss noch ein paar Linktipps:
Villa Poniatowski - Museo Nazionale di Villa Giulia

ARCHIVIO NEWS - Museo Nazionale di Villa Giulia

Villa Poniatowski / Beni architettonici e storici / Beni culturali / Cultura e svago - 060608.it

Dal 1 aprile 2017 al 24 febbraio 2018
sabato pomeriggio (ore 15-18 con ultimo ingresso ore 17.15) e giovedì mattina (ore 10-13 con ultimo ingresso ore 12.15).
 
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Villa Giulia

Nach dem Besuch der Villa Poniatowski ging ich erneut auf die Villa Giulia zu und war gespannt darauf, was mich dort erwartete. Die sonnig-gelbe Fassade ist relativ schlicht. Am eindrucksvollsten ist das Eingangsportal. Papst Julius III. liess die Villa Giulia in der Mitte des 16. Jahrhunderts erbauen und nutzte sie in den letzten Jahren seines Pontifikats als Sommerresidenz. Die besten Architekten ihrer Zeit arbeiteten hier, bezeugt sind Giacomo Barozzi da Vignola, Bartolomeo Ammanati und Giorgio Vasari. Michelangelo soll gar die Bauaufsicht geführt haben.

Früher lag die Villa inmitten von Weinbergen vor den Toren der Aurelianischen Mauer, heute mitten in der Stadt zwischen den Stadtteilen Parioli und Flaminio. Nur schwer gelingt es einem sich die sicher idyllische Umgebung vergangener Zeiten vorzustellen. Der Papst und seine Gäste konnten früher über den Tiber zur Villa Giulia fahren, welche über eine eigene Anlegestelle verfügte.

Nach dem Tod Papst Julius' III. 1555 wurde das riesige Anwesen von Papst Paul IV . beschlagnahmt. Es begann eine lange Phase von Besitzerwechseln und Teilungen. Im 18. Jh. diente das Hauptgebäude der Armee als Unterkunft, Magazin und Lazarett. Zeitweise beherbergte es auch eine Schule für Veterinärmedizin.

Wikipedia schrieb:
1869 erfolgte eine Restaurierung auf Initiative des Papstes Pius IX. 1870 fiel der Besitz bei der Auflösung des Kirchenstaates an das Königreich Italien. (...)

Das Museum war 1889 mit dem Ziel gegründet worden, die römischen Antiquitäten aus dem Latium, dem südlichen Etrurien und Umbrien zu sammeln, sofern sie der etruskischen Kultur zuzurechnen sind.

Mein Rundgang durch die Villa Giulia
Bis auf einige typische Aufnahmen des Nymphäums im Garten der Villa Giulia und des zentralen Raums des piano nobile mit seinen Fresken, auf die ich mich sehr freute, hatte ich eigentlich keine Vorstellung davon, was mich hier erwartete.

Und so war ich zunächst einmal ziemlich überwältigt, als ich die halbkreisförmige Loggia jenseits des Eingangs betrat. Beim Anblick der tollen Deckenfresken hatte ich ein déjà-vu-Erlebnis.

Ganz ähnliche Fresken hatte ich schon zweimal gesehen und sehr schön gefunden: das erste Mal 2014 in der Loggia des Palazzo Altemps in Rom (siehe: Rom für Anfänger und Fortgeschrittene ) und das zweite Mal im Sommer 2015 im Deambulatorium des Palazzo Farnese in Caprarola (zu dieser Reise der Tre a Roma, d.h. von Claude, Gaukler und mir, gibt es noch keinen Reisebericht hier im Forum aber der kommt irgendwann auch noch).

Wie ich inzwischen weiss, sind die Fresken der Villa Giulia die ältesten und waren Inspiration für jene an den beiden anderen genannten Orten.

Nachdem ich obiges Foto gemacht hatte, setzte ich mich erst einmal auf die Bank, genoss den Blick auf den vor mir liegenden Hof- und Gartenbereich und bewunderte die Deckenfresken.


Nach einer Weile stand ich auf und machte eine ganze Reihe von Fotos der Fresken. Sie zeigen eine Pergola, in der sich Putten beim Spiel vergnügen und bunte Vögel ihnen Gesellschaft leisten.






Der Freskenmaler ist nicht mit Sicherheit bekannt aber man sagt, es handele sich um Pietro Venale da Imola. Er wurde von weiteren Malern untestützt, die in der Villa Giulia tätig waren, u.a. Prospero Fontana und Taddeo Zuccari.

Hier blicken wir mit der halbkreisförmigen Loggia im Rücken auf den ersten Hof und die begrenzende, von vier ionischen Säulen getragene Loggia. Daran schliessen sich der zweite Hof und das Nymphäum an, hinter dem ein dritter Gartenhof folgt.

Ein aufschlussreiches Modell der gesamten Anlage befindet sich im Obergeschoss des Museums:


Im zentralen Innenhof stehend, blickt man auf das Nymphäum:

Wikipedia schrieb:
Dort führen zwei Marmortreppen in das Herz der Anlage, ein Nymphäum. Hier konnten im Sommer die Mahlzeiten draußen eingenommen werden. Die Struktur der gedeckten Loggien auf drei Ebenen, mit Marmorstatuen und Balustraden dekoriert, erstreckt sich um einen zentralen Brunnen, in dessen kühler und schattiger Umgebung man, geschützt vor der Sommerhitze, sich den Tag über aufhalten konnte. Dieser zentrale Brunnen, die Fontana dell'Acqua Vergine, ist ein Kunstwerk für sich, geplant und ausgeführt von Vasari und Ammanati, und zeigt Flussgötter und Karyatiden. Aus der gleichen Wasserquelle, die diesen Brunnen speist, wird auch der Trevi-Brunnen in Rom bedient.

Die beiden Statuen an den Seitenwänden sind Personifizierungen von Flüssen: rechts der Tiber und links der Arno:


Der Blick zurück zeigt die charakteristischen halbkreisförmige Form des inneren Gebäudes. Sie seht in Kontrast zur strengeren, klassisch rechtwinkligen Aussenfassade:

In einem Teil des Gartens der Villa Giulia wird man daran erinnert, dass die Entstehung des Museums für etruskische Kunst mit den archäologischen Entdeckungen im Latium des späten 19. Jahrhunderts verbunden ist.

Hier findet man z.B. eine Büste des Archäologen und Politikers Felice Barnabei (1842 bis 1922).

Felice Barnabei war zunächst Mitarbeiter, von 1895 bis 1900 Generaldirektor der Amministrazione delle Antichità e Belle Arti. Hier war er eine der treibenden Kräfte bei der Schaffung eines Nationalen Antikendienstes. Er gründete das Museo Nazionale Romano, das Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia und weitere Museen in Tarent, Syrakus, Cagliari und Este.


Die beiden Tuffstein-Säulen auf dem mittleren Foto stammen ursprünglich aus einem Tempel in Civita Castellana, dem antiken Falerii. Sie waren in etruskischer Zeit mit bemaltem Stuck verziert. Aus jenem Tempel stammen auch prächtige Terracotta-Skulpturen, die man am Ende des Rundgangs durch die Villa Giulia bewundern kann.

1888 bis 1889 haben die Museumskuratoren in diesem Gartenbereich den originalgrossen Nachbau eines etruskisch-italischen Tempels errichtet. Die Reste des Original-Tempels waren kurz zuvor in Alatri entdeckt worden. Die Museumsbesucher sollten einen exakten Eindruck vom Aussehen der Heiligtümer jener Zeit (3. bis 2. Jh. vor Christus) erhalten.
Nun begann ich meinen Rundgang durch die Säle des Museums. Es waren an diesem Samstagnachmittag vor allem im Erdgeschoss und im Untergeschoss recht viele Besucher unterwegs, während ich im oberen Stockwerk fast allein unterwegs war. Von Anfang an war mir klar, dass ich mir bei der Fülle der ausgestellten Gegenstände diesmal nur einen allgemeinen Überblick würde verschaffen können.

Ich erinnerte mich an den kenntnisreichen und ausführlichen Bericht von Claude über ihren Besuch des Museums im Reisebericht "Römischer Sommer" der Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich) von 2011. Gerne weise ich an dieser Stelle auf den Berichtsteil hin und werde auch ab und zu, wie abgesprochen, daraus zitieren. Die Zeit, die Claude sich für die Etrusker genommen hat, hatte ich leider nicht. Mein Vorteil war, dass das Fotografierverbot inzwischen aufgehoben ist.

Den an etruskischer Kunst interessierten Besucher erwarten Gegenstände des täglichen Lebens (Vasen, Schmuck ...), vereinzelte Zeugnisse von Sprache und Schrift der Etrusker, Gegenstände in Zusammenhang mit Zeremonien und Ritualen bei Bestattungen und Fundstücke aus Heilgtümern.

Der erste Teil der Ausstellung ist geographisch geordnet, d.h. einzelne etruskische Städte werden mit ihrem Umland vorgestellt. (...)

Begonnen wird mit Vulci. An vielen Objekten aus dem 7. und 6. Jh. v. Chr. ist griechischer Einfluß unverkennbar. Zum einen handelt es sich um Importware, z. B. Keramik aus Korinth. Sie erfreute sich großer Beliebtheit bei der etruskischen Aristokratie. Paradoxerweise stammen die meisten griechischen Vasen, die sich heute in den Museen befinden, aus dem ehemaligen Etrurien. (...)

Sehr anschaulich ist, dass im Untergeschoß auch zwei Grabkammern zu sehen sind – nicht jeder Besucher der Villa Giulia kennt die Nekropolen von Tarquinia oder Cerveteri. Beispielhaft sind hier die Tomba del letto funebre aus Tarquinia mit herrlichen Wandmalereien (Darstellungen eines Totenbanketts und der Leichenspiele) und die tomba II aus dem Tumulus Maroi aus der Banditaccia Nekropole von Cerveteri mit der gemauerten Inneneinrichtung präsentiert.
Meine Fotos sind nicht gut gelungen, was unter anderem der hier herrschenden relativen Dunkelheit und der Enge des Raums geschuldet ist:



Tomba del letto funebre aus Tarquinia

Aus Caere stammt der berühmte Ehepaarsarkophag aus Terrakotta, den man in der Villa Giulia bewundern kann. Er ist neben dem Apoll von Veji wohl das bekannteste Objekt des Museums. Die Herstellung ist eine künstlerische Meisterleistung. Er wurde in einem Teil modelliert, aber vor dem Brand in zwei Teile zersägt, um Beschädigungen zu vermeiden.


Ehepaarsarkophag aus der Nekropole Banditaccia bei Cerveteri, dem antiken Caere

Dieses Meisterwerk der etruskischen Kunst war mir seit Jugendjahren von Abbildungen her bekannt aber es war natürlich ein berührendes Erlebnis, es jetzt mit eigenen Augen, wenn auch leider hinter Glas, zu sehen. Der Sarkophag ist zwischen 530 und 520 vor Christus entstanden. Als er gefunden wurde war er in über 400 Teile zerbrochen!

In vollstem Umfang anschliessen, kann ich mich den folgenden Impressionen von Claude:

In der zweiten Etage des Museums hat mir die umfangreiche Sammlung etruskischen Schmucks den Atem verschlagen. Ich konnte mich nicht sattsehen an diesen wunderbaren Stücken. Sie ging hervor aus der Sammlung des Goldschmieds Augusto Castellani, der sich für eigene Arbeiten von den antiken Stücken inspirieren ließ. Auch seine Kreationen befinden sich in den Vitrinen. Sein Sohn Alfredo hat die 6000 Stücke umfassende Sammlung der Villa Giulia vermacht. Die Präsentation wurde nicht modernisiert und bietet so auch einen Eindruck von der - heutigen Maßstäbe nicht gerecht werdenden - Museographie vergangener Tage.




Mein persönliches Highlight war die Sala Sette Colli mit ihren Fresken im Obergeschoss der Villa Giulia. Der ansonsten leere Raum befindet sich in der Mitte des Hauptgebäudes mit Blick auf den Vorplatz des Museums. Den Namen "sette colli" verdankt er selbstverständlich den Abbildungen an allen vier Wänden des Saals. Sämtliche klassischen 7 Hügel Roms sind dargestellt, als achtes Motiv die Villa Giulia! Die Fresken sind das Werk von Taddeo Zuccari.
Zuccari wurde 1529 als Sohn des weitgehend unbekannten Malers Ottaviano Zuccaro geboren, der ihn unterrichtete. Um 1540 wurde sein Bruder Federico geboren. Mit Unterstützung seines Vaters ging Zuccari 1543 als Vierzehnjähriger nach Rom. Zuccari konnte eine Reihe wohlhabender Auftraggeber für sich gewinnen und schon bald als Fresken- und Sgraffitimaler in Kirchen und Palästen seinen Lebensunterhalt verdienen. Zu seinen Kunden zählten die Päpste Julius III. und Paul IV., gemeinsam mit Prospero Fontana arbeitete er an der Ausschmückung der Villa Giulia. (...)

Zuccari starb 1566 in Rom, er wurde im Pantheon in der Nähe des Grabes von Raffael beerdigt.
Ich habe die schönen Fresken sowohl mit dem Fotoapparat als auch mit der Smartphone-Kamera fotografiert und war später erstaunt, aber auch angenehm überrascht, dass die mit dem Handy gemachten Bilder die weitaus besseren sind.


Erstklassige Aufnahmen findet man auf dieser Wikipedia-Seite: Viminal, Viminal und Quirinal, Quirinal und Palatin, Palatin und Villa Giulia, Villa Giulia, Villa Giulia (2), Villa Giulia und Aventin, Aventin, Aventin (2), Aventin und Kapitol, Kapitol, Kapitol (2), Kapitol und Caelius, Caelius, Caelius (2), Wappen, Esquilin, Esquilin, Esquilin (2).

[EDIT: Zu diesen Fresken, die mir so gut gefallen haben, ist im April 2018 folgender Artikel im Il Messaggero erschienen: Roma, una mappa "segreta" svela l'ottavo colle della Città eterna]

Zum Abschluss folgen noch einige sehr bekannte Meisterwerke des Museums:


Dies ist der Torso des jungen Apoll aus dem Heiligtum von Falerii (Civita Castellana). Zur Darstellung der Gesichtszüge hat der Künstler sich an denjenigen Alexanders des Großen orientiert.
Voller Bewunderungs stand ich vor diesem Abbild der Göttin Juno Quritis aus einem Heilgtum der Falisker:




Im letzten Saal traf ich "alte Bekannte" wieder, die ich bereits 2008 in der Ausstellung "Etruschi. Le Antiche Metropoli del Lazio" im Palazzo delle Esposizioni gesehen habe.

Den späten Nachmittag hatte ich für den Besuch dieser Ausstellung Hinweis: Etruskerausstellung in Rom vom 21.10.08-06.01.09, auf die ich dank Anna aufmerksam geworden war, reserviert:

Sie waren dort wesentlich besser präsentiert, als als an ihrem Standort in der Villa Giulia und zwar in einem Teil-Nachbau des Tempels aus dem sie stammen. Die Terracotta-Statuen des Apollo und seiner Begleiter stammen aus dem Portonaccio-Heiligtum von Veji.

Wikipedia schrieb:
Im Südosten befindet sich ein befestigter Hügel, außerhalb der Stadt im Nordosten das Minerva-Heiligtum von Portonaccio, mit einem Tempel innerhalb einer Umfriedung, von dessen Dach die berühmten Terrakottaplastiken des Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia in Rom stammen. Für diese Art der Plastik, insbesondere der Großplastik aus der Zeit um 500 v. Chr., war Veji berühmt, sie gilt als Hauptbeitrag der Stadt zur Kunst. Zu diesen Zeugnissen gehört die Statue des Apollo von Veji (ebenfalls in der Villa Giulia), der Kopf eines Hermes und eine Göttin mit einem Knaben. Es wird vermutet, dass mit diesen Plastiken der Name des Bildhauers Vulca verbunden ist.



Wikipedia schrieb:
die Themenkreise der Ornamente hingegen wurden ganz gezielt ausgewählt, um den Gott Apollon durch wichtige Szenen aus der Mythologie zu ehren. Darunter der Kampf Apollons gegen Herakles um die Kerynitische Hirschkuh mit den Goldhörnern oder die ihr Kind Apollon in den Armen tragende Leto (Apollon schickte dann nur vier Tage später seine Pfeile gegen das Ungeheuer Python, um es von Delphi zu vertreiben). Andere Terrakottagruppen mit beispielsweise Hermesköpfen sind bisher noch nicht formell identifiziert worden.


Apollon von Veji


Dies war mein erster aber wohl nicht letzter Besuch der Villa Giulia. Wollte ich mein letztes Ziel in der Nähe noch an diesem Nachmittag sehen, musste ich nun aufbrechen.
 
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Basilica di Sant'Eugenio
und Giacomo Manzù


Von der Villa Giulia aus sieht man die imposante Silhouette der Basilica di Sant'Eugenio, einer modernen, zwischen 1942 und 1951 erbauten Kirche. Sie steht auf einem früher zur Villa Poniatowski gehörenden Gelände. Daneben liegt ein grosses Sportgelände auf dem an diesem späten Samstag Nachmittag reger Betrieb herrschte. Mein Wunsch, diese Kirche zu besuchen, war bereits im März entstanden und so machte ich mich auf den kurzen Weg von der Villa Giulia in die Via delle Belle Arti, 10. Die Fassade der Kirche ist im barockisierenden Stil gestaltet.

Was hat mich hierhergeführt? In der Manzù-Ausstellung in der Engelsburg, die ich im März besucht habe, habe ich erfahren, dass sich in Sant'Eugenio vier Kreuzewegstationen des Bildhauers aus dem Jahr 1950 befinden.

Der italienische Bildhauer Giacomo Manzoni, Künstlername Giacomo Manzù (1908 bis 1991), war mir kein Unbekannter aber, dass es von ihm vier Kreuzwegstationen in Rom gibt, das war mir bis zum Besuch der Ausstellung nicht bekannt. :eek:

Den Auftrag an der Innenausstattung der neuen Basilica Sant'Eugenio mitzuwirken, erhielt Manzù gegen Ende der 1940er Jahre. Er sollte die 4 letzten Kreuzwegstationen schaffen, nämlich "Jesus wird ans Kreuz genagelt" (Cristo issato sulla croce), "Jesus stirbt am Kreuz" (Morte di Cristo), "Jesus wird vom Kreuz genommen" (La Deposizione di Cristo) und "Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt" (Il Sepolcro).

Es sollte nicht das erste Mal sein, dass Manzù sich mit dem Thema beschäftigte. Zu Beginn der 1940er Jahre hatte er sich bereits künstlerisch mit dem Thema Crocifissioni e Deposizioni auseinandergesetzt und die daraus resultierenden, 1941 präsentierten, Werke hatten ihm heftige Kritik eingebracht. Ein nackter römischer Soldat mit Pickelhaube, Christus am Kreuz als Skelett ... waren nicht dazu geschaffen, sich viele Freunde im Milieu der Kirche zu machen.



Die ersten Modelle für die vier Kreuzwegstationen für Sant'Eugenio stellte Manzù 1948 her. Er hat für diese Auftragsarbeit natürlich eine wesentlich orthodoxere Darstellungsweise der Szenen von Kreuzigung und Kreuzabnahme gewählt, als während des 2. Weltkrieges. Zwei der Modelle, sowie ein später angefertigtes, befanden sich in der Ausstellung in der Engelsburg und haben mir im März 2017 gut gefallen.





Deposizione di Cristo, 1950-1951
Anversa, Middelheim Open Air Museum of Sculpture​




An die Kreuzwegstationen Manzùs in Sant'Eugenio erinnert, wurde ich im Juli, als der ehemalige Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls starb. Die Exequien fanden in Sant'Eugenio statt und auf einem Foto in einem La-Stampa-Artikel konnte man zwei der Kreuzwegstationen Manzùs erahnen.

An diesem Samstag im Oktober wollte ich mir nun die vier 1950 entstandenen Werke Manzùs an dem Ort ansehen, für den sie geschaffen worden sind. Leider war der Innenraum von S. Eugenio so dunkel, dass man weder gut sehen konnte, noch die Fotos gut gelungen sind. Die vier Kreuzwegstationen sind allesamt an der Kirchenwand über Beichtstühlen und unter Kirchenfenstern angebracht.



Cristo issato sulla croce


Morte di Cristo


La Deposizione di Cristo



Il Sepolcro
Die in der Engelsburg ausgestellten Modelle haben mir eigentlich noch besser gefallen aber das kann natürlich an der besseren Beleuchtung und der grösseren Nähe zu den Werken gelegen haben.

Allerdings mussten Manzù und die drei Bildhauer, welche die übrigen Kreuzwegstationen geschaffen haben, sich natürlich an gewisse, von den Büros des Apostolischen Palastes vorgegebene, Regeln halten. Diese betrafen z.B. die Proportionen und die Tiefe der Reliefs, die Patinierung der Bronze, den einheitlichen Stil der Kleidung und die Gehrichtung der Personen.

Wikipedia schrieb:
14 bronzene Kreuzwegstationen verschiedener Künstler: 1–4 von Attilio Torresini, 5?7 von Alfredo Biagini, 8–10 von Antonio Berti und 11–14 von Giacomo Manzù.

Es ist nun an der Zeit ein paar Worte zur Geschichte und weiteren Ausstattung von S. Eugenio zu sagen. Der Bau wurde im Auftrag von Papst Pius XII. errichtet.

Anlässlich des 25. Jubiläums seiner Bischofsweihe (...) waren Papst Pius XII. aus der ganzen Welt Geschenke angekündigt worden. Der Papst verkündete, dass er die Geschenke verwenden werde, um eine Kirche in einem bisher kirchenlosen Stadtteil Roms zu bauen. Die Jubiläumskirche sollte dem Heiligen Papst Eugen I., dem Namenspatron des Jubilars, der mit bürgerlichem Namen Eugenio Pacelli hieß, geweiht werden.
Den Grund auf dem die Kirche errichtet wurde, stellten die Kolumbusritter zur Verfügung. Wegen des Kriegsgeschehens wurde der Bau bereits im Herbst 1943 unterbrochen und ruhte für vier Jahre. Dann wurde die Kirche zügig weitergebaut und der Hochaltar am 2. Juni 1951 von Papst Pius XII. geweiht.

Die Basilica ist dreischiffig und im rechten sowie im linken Seitenschiff befinden sich je drei Kapellen.

Über dem Hauptaltar befindet sich eine grosse Bronzeskulptur welche Papst Eugen I. darstellt.

An der Fassadenrückwand sieht man ein Glasfenster mit dem Titel Pio XII nel quartiere Tiburtino, gestiftet von der Regierung Brasiliens. Es zeigt den Papst mit ausgebreiteten Armen, einer Geste, die man von einem berühmten 1943, nach der 2. (und nicht, wie oft zu lesen, der 1.) Bombardierung Roms, gemachten Foto kennt. Siehe hier.

Auch in der Apsis ist eine ähnliche Darstellung Pius XII. zu erkennen.

Weitere Altäre und Kapellen und ein Blick in die Kuppel:




Neben der Kirche befindet sich ein zur Strassenseite hin offener Hof mit der Taufkapelle der Kirche. Er wird als Parkplatz genutzt und zum Zeitpunkt meines Besuchs der Kirche herrschte dort reger Betrieb, was mich nicht lange verweilen liess.

Von dort hat man einen guten Blick auf die Kuppel der Kirche:


Sie wird eindeutig von einem Kreuz bekrönt aber man liest oft, dass dort eine Figur des Erzengels Michael, geschaffen vom Bildhauer Alberto Gerardi zu sehen sei.

Wikipedia schrieb:
Sulla sommità della cupola si trova una statua bronzea di A. Gerardi raffigurante San Michele arcangelo.
Quelle

Das war wohl so geplant, scheint aber nicht realisiert worden zu sein. Die Skulptur von Alberto Geradi könnte die hier gezeigte sein. Der Webseite zufolge weiss man nicht, wo sie sich heute befindet. Siehe dazu auch hier:

Agli inizi degli anni Cinquanta sono ascrivibili studi, bozzetti e modelli vari per formato, materia e composizione, talora di più asciutta ed energica intensità plastica, per la scultura del S. Michele arcangelo, mai installata, commissionatagli per sovrastare il lanternino del tiburio della chiesa di S. Eugenio di Roma, dove collocò croci terminali in bronzo.
Doch nun zur Taufkapelle: an ihrer Aussenseite befindet sich in einer Ädikula ein grosses Mosaik aus den 1950er Jahren nach dem Entwurf des deutschen Künstlers Josef Oberberger. Ausgeführt wurde das Mosaik allerdings in der Vatikanischen Mosaikwerkstatt. Siehe: Biografie

1954
Gewinn des Wettbewerbs und Auftrag für ein Mosaik in der Papstkirche S. Eugenio in Rom (Dankspende des deutschen Volkes durch Bundespräsident Dr. Th. Heuss an Papst Pius XII; Ausführung des Mosaiks durch die vatikanischen Werkstätten).

Das Mosaik erinnert an die Verkündigung des Dogmas der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Dieses Dogma verkündete Papst Pius XII. am 1. November 1950. Zu Füssen der Madonna erkennt man in der Mitte den sitzenden Papst, der die Hand zum Segen erhoben hat. Umgeben ist er von den Aposteln Petrus und Paulus, hinter denen schemenhaft weitere Menschen abgebildet sind.

Nelle intenzioni dell’autore lo sfumare dei colori, che sembrano dilatarsi nell’atmosfera fino a circondare in un nimbo la figura della Vergine, significa l’ascesa spirituale dalla terra al cielo con la guida del Pontefice, il quale è rappresentato assiso in trono nell’atto di benedire.
Quelle


Der exakte Wortlaut der lateinischen Inschrift lautet:

PIUS XII PAPA
NON MODO OCULIS BENIGNIS REGNUM CAELORUM SED ETIAM
MUNDUM REBUS ADVERSIS FLAGELLATUM VIDIT ET E PATERNO
CORDE AUXILIUM INTER OMNES PRAEBUIT POPULO GERMANO.
QUI GRATISSIMI NUNTIO QUONDAM HANC IMAGINEM DES-
SELLATAM PRO ECCLESIA S. EUGENII MUNERATUS EST.
THEODOR HEUSS PRÄSIDENT DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Statt DESSELATAM sollte es eigentlich TESSELATAM heissen, denn lat. tesselatus = Mosaik- (wörtlich: aus Würfelchen).


Ausschnitt aus einem eigenen Foto​
 
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Abend im Zentrum
mit Konzert in S. Agnese in Agone

Von der Villa Giulia bin ich auch im Taxi zurück ins Centro storico gefahren, da ein freundlicher Fahrer auf mein Winken hin anhielt, bevor eine Tram auftauchte. An der Piazza Campo Marzio stellte ich zu meiner Freude fest, dass dieses schöne Gebäude inzwischen fertig restauriert ist. Zuletzt war ich dort im Dezember 2015, als die Restaurierung in vollem Gange war.

Neu ist meiner Meinung nach die lateinische Inschrift, die sich am Gebäude entlang zieht. Über dem Eingang ganz links lese ich zu Beginn:



ANNO AB URBE COND. MMDCLXX

Das Jahr 2017 entspricht dem Jahr 2270 (753 + 2017 = 2270) ab urbe condita d.h. seit der Gründung Roms. Leider bin ich der Sprache der Römer nicht mächtig, reime mir aber zusammen, dass im weiteren Verlauf von der Renovierung die Rede geht.

Der weitere Text auf dem Foto oben lautet: VETERIBVS TABERNIS SOLO AEOVATIS NOVAE AEDES A FUNDAMENTIS EXCITATAE


Weiter rechts geht es weiter mit: LAPIDE TIBVRTINO ET MARMORIBVS IBIDEM INVENTIS ET EFFOSSIS ... (Schluss fehlt)

Das Haus an der Piazza Campo Marzio 7 hat mir schon immer gefallen. Hier wird es als casa eclettica aus dem 19. Jh. (ottocento) beschrieben.

Wikipedia schrieb:
In der Architektur ist Eklektizismus das Zitieren von Architekturstil-Elementen mehrerer vergangener Epochen an einem neuen Bauwerk. Diese Methodik findet sich insbesondere im Historismus des 19. Jahrhunderts (...)
Quelle

Zwei Ecken weiter gönnte ich mir ein leckeres Eis bei Giolitti:



Nach einer längeren Pause im Hotel, machte ich mich auf den Weg zur Piazza Navona, wo um 21 Uhr in Sant'Agnese ein Konzert stattfand, von dem ich während meiner Reiseplanung gelesen hatte.

Der frisch gereingte Vierströmebrunnen und die erleuchtete Kirchenkuppel präsentierten sich sehr anziehend.



Ich stellte fest, dass die Fassade der Kirche Nostra Signora del Sacro Cuore gerade renoviert wird. Alle drei Brunnen des Platzes waren von Absperrgittern umgeben und ich fragte mich nach dem Grund dafür. Der nächste Morgen sollte Klarheit bringen.

Nun betrat ich voller Vorfreude auf das Konzert Sant'Agnese. Das Konzert fand im Rahmen einer ganzen Reihe von Konzerten zu Ehren des verstorbenen Kardinals Domenico Bartolucci (1917 bis 2013) statt. Er war Kirchenmusiker und Komponist sowie von 1956 bis 1997 Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle und damit Hauptverantwortlicher für die Musik der päpstlichen Liturgie.

An diesem Abend trat der Chor Apollo aus Bratislava in der Slowakei auf.






Es war ein wunderschönes Konzert in herrlichem Rahmen. Zuerst bot der Chor Werke Bartoluccis dar, dann legten die Sängerinnen und Sänger die Noten beiseite und boten kirchliche und andere Werke aus ihrer slowakischen Heimat dar. Das Publikum war von Anfang an begeistert und nach einer letzten tollen Zugabe (Gospel song - Solist war der Sänger, dessen Stimme mir den ganzen Abend über am besten gefallen hatte), gab es standing ovations und glückliche Mienen bei den Chormitgliedern und den Zuhörern.

Hochzufrieden spazierte ich bei immer noch milden Temperaturen ein wenig über die Piazza Navona und genoss den Anblick des schön erleuchteten Neptunbrunnens:



Auf dem Rückweg zum Hotel kam ich an einem Geschäft vorbei, dessen Schaufenster mich schmunzeln liess: Advent und Weihnachten sind nicht mehr weit und Christbaumkugeln mit römischen Motiven findet man nicht überall.​

 
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Gärten der Villa Farnesina

Am Sonntag, dem 15. Oktober fanden in ganz Italien die Giornate FAI d'Autunno statt. Ich bin erst in Rom selbst darauf aufmerksam geworden und zwar durch Werbung in der online-Ausgabe der Repubblica. Die 6 Sehenswürdigkeiten, die an diesem strahlend schönen Sonntag in Rom den Besuchern ihre Tore öffneten, konnte ich leider nicht alle besichtigen, da ich um 13 Uhr zum Flughafen aufbrechen musste, aber zumindest ein Ziel wollte ich mir nicht entgehen lassen, nämlich die Gärten der Villa Farnesina.

10 Minuten vor der geplanten Öffnungszeit um 10 Uhr Uhr reihte ich mich in die passende, noch ganz kurze Schlange am Eingang zur Farnesina ein. Es gab zwei Schlangen: eine für Mitglieder des FAI und eine für Nicht-Mitglieder. Während der kurzen Wartezeit machte ein freundlicher junger Mann Werbung für den Fondo Ambiente Italiano. Zu einem Sonderpreis konnte man an diesem Tag Mitglied der Organistaion werden, wovon u.a. die zwei hinter mir wartenden Frauen profitierten. Vor dem ebenfalls an den Giornate teilnehmenden Palazzo Corsini war die Schlange bereits sehr lang.

Ich war Mitglied der zweiten Gruppe, die 10 Minuten nach der ersten, an der Farnesina eingelassen wurde. Das Museum hatte geschlossen, nur die Gärten waren ausnahmsweise mit Führung durch eine FAI-Freiwillige, in unserem Fall eine junge Archäologin, zu besichtigen. Vor der Südfassade mit dem heutigen Haupteingang stehend, gab sie unserer kleinen Gruppe zunächst Informationen über den FAI und warb ebenfalls um neue Mitglieder.


Zweimal hatte ich bis zu diesem Tag die Villa Farnesina besichtigt, zum ersten Mal am Morgen jenes geschichtsträchtigen Aschermittwochs 2013, als Benedikt XVI. seinen Rücktritt erklärte und im Juli 2016. Dabei hatte ich immer nur sehnsüchtige Blicke in Richtung des nicht zugänglichen Teils der Gärten werfen können.

Winter 2013:



Sommer 2016:





Diesmal öffnete sich die Absperrung zum normalerweise nicht zugänglichen Teil des Gartens für mich und wenn er auch nicht mehr die Grösse und Schönheit, wie zu Zeiten Agostino Chigis hat, so war es doch sehr nett durch die Anlage zu gehen. Zwar durften wir nicht alle Wege betreten und überall standen Aufpasser aber es gab viel zu sehen.


Die beiden folgenden Fotos zeigen ein korinthisches Kapitell des 2. Jahrhunderts nach Christus aus weissem Marmor auf einer Granitsäule, der erste archäologische Fund auf dem Gelände, den wir sahen.



Sie steht an jenem kleinen Pfad, der zu diesem hübschen Brunnen führt:

Der Brunnen ist aus einem Marmorsarkophag und dem Kopf einer Kolossalstatue zusammengesetzt. Der 120 cm hohe Marmorkopf stammt, wie das Kapitell, aus dem 2. Jh. nach Christus und stellt einen Tritonen dar. Das erkennt man an den Blättern einer Algenart aus dem Mittelmeer auf seinem Gesicht. Der 249 cm lange Riefel-Sarkophag mit dem feinen Strigilis-Muster ist ein Werk vom Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts.


Vom Brunnen aus gingen wir einen geraden Weg an der äussern Umfassungsmauer des Gartens entlang. Dort befindet sich ein weiteres mit Akanthus dekoriertes Säulenkapitell, welches auf die Zeit zwischen dem 1. und dem 3. Jh. datiert wird.


Auf einer Marmortafel liest man:

Quisquis huc accedis:
quod tibi horridum videtur
mihi amoenum est;
si placet, maneas,
si taedet abeas,​
utrumque gratum

"For you who come here, what may seem ugly to you is beautiful to me: if you like it, stay a while, if you don’t, then take your leave; either way, thank you."
Quelle: The Villa | Villa Farnesina

An den grossen, von Vasen umstandenen Brunnen in der Mitte des Gartens, kamen wir nicht heran, aber am Ende des Weges, den wir gingen, befindet sich ein hübscher kleiner Wandbrunnen mit einer Venus-Skulptur. Die Mauer ist ein kleiner Teil der Aurelianischen Mauer, einer der ganz wenigen in Trastevere erhaltenen Reste der Stadtmauer.

Die Apsis gehört zur von vorne ganz anders aussehenden Kirche Santa Dorotea:

Wir setzten unseren Rundgang fort und erspähten am Ende eines Laubengangs einen Sarkophag mit geflügelten Siegesgöttinnen aus der Mitte des 2. Jahrhunderts.




Parallel zu dem Weg, den wir eingangs genommen hatten, ging es nun an der tiberseitig gelegenen Begrenzungsmauer wieder zurück.

Blicke auf die Südseite der Farnesina:



Blicke auf den gegenüberliegenden Palazzo Corsini:


Nun erreichten wir an der Nordseite der Farnesina, dem früheren Haupteingang, das Ende unserer kleinen Gartentour. War auch der Eintritt kostenlos, so wurden wir nun um eine kleine Spende gebeten, die ich gerne entrichtete. Eine Gelegenheit, wie sie sich mir überraschend geboten hatte, wird sich sobald nicht wieder bieten.


 
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Michael Lin im Chiostro del Bramante


Von Trastevere aus wollte ich mich eigentlich zu Fuss und mit der Tram auf den Rückweg ins Zentrum machen, aber an der ersten Kreuzung, die ich erreichte, stieg gerade ein Fahrgast aus einem Taxi und der Fahrer war erfreut gleich wieder einen Kunden zu haben. An der Piazza delle Cinque Lune stieg ich aus und erreichte bald mein Ziel, den Chiostro del Bramante.

Vor Reiseantritt habe ich zufällig ein Foto gesehen, auf dem der Chiostro del Bramante in ungewöhnlichem "Gewand" zu sehen ist. Es gefiel mir so gut, dass ich das Kunstwerk, das noch bis zum 25. Februar 2018 ausgestellt sein wird, unbedingt mit eigenen Augen sehen wollte.

Seit dem 23. September 2017 findet im Chiostro del Bramante die Ausstellung Enjoy. L'arte incontra il divertimento statt. Ich hatte weder die Zeit, noch die Absicht, mir die Ausstellung anzusehen, aber das bereits genannte Kunstwerk, es wurde speziell für den Chiostro dell'Bramante angefertigt, kann man bewundern ohne Eintritt zu zahlen. Der Boden des ganzen Kreuzgangs ist mit einem Werk des Künstlers Michael Lin (geboren 1964) ausgelegt. :eek:

Wikipedia schrieb:
Michael Lin is a Taiwanese artist who works and lives in Brussels, Belgium and Shanghai, China. He was born in Tokyo, Japan in 1964, and grew up in Taiwan and America.
Quelle

Riesige Blüten in frischen Farben auf intensiv himmelblauem Grund lassen den Kreuzgang wie einen riesigen Blumenteppich aussehen und verzaubern die Besucher von jung bis alt. Kleine Mädchen tanzten und drehten sich glücklich auf den schönen Blüten, liefen von Blume zu Blume ... Das Muster verbreitet unbeschwerte Leichtigkeit!









Das folgende Kurzvideo zeigt Momentaufnahmen von der Anfertigung des schönen "Blütenteppichs" im Chiostro del Bramante:

In diesem Video von 2012 spricht Michael Lin über seine Arbeit und man sieht ähnliche Blüten in anderen Werken des Künstlers.

Ich stieg auch ins Obergeschoss des Kreuzgangs hinauf, aber leider bietet sich wegen einer Plastiküberdachung nicht der tolle Blick auf die Gesamtheit des Kunstwerks, wie z.B. auf einem Foto in der Bildergalerie zu diesem Artikel über die Ausstellung "Enjoy".

Ich versäumte es natürlich nicht von der "Sala delle Sibille" einen Blick hinunter auf Raffaels Sibyllen in Santa Maria della Pace zu werfen, wo gerade die Messe gefeiert wurde:

Dann machte ich mich auf den Weg zu meinem letzten Besichtigungsziel an diesem sonnigen Oktobersonntag in Rom.
 
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Museo di Roma im Palazzo Braschi


Vom Chiostro del Bramante ging ich weiter über die Piazza Navona zum Museo di Roma. Es herrschte ungewohntes Treiben auf der Piazza Navona und nun verstand ich auch, wieso am Vorabend alle Brunnen von Absperrgittern umgeben waren: Es fand eine Sportveranstaltung statt. Sie stand unter dem Motto "Atletica insieme" und richtete sich hauptsächlich an Kinder und Familien.

Das Museo di Roma im Palazzo Braschi kannte ich bereits von mehreren Besuchen. Das erste Mal war ich dort im Sommer 2011, das zweite Mal im Herbst 2013, immer im Rahmen von Reisen der Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich).

Im März 2017, als ich mir die Artemisia-Gentileschi-Ausstellung angesehen habe, waren die beiden oberen Etagen nicht zugänglich und ein Schild besagte, dass eine die Museumsräume neu eingerichtet würden. Kurz danach fand die Neu-Eröffnung statt. Siehe z.B.: Palazzo Braschi si rinnova: il museo come specchio della città





Mein Besuch im Oktober galt vor allem der Suche nach einem bestimmten Gemälde und zwar einem Werk des Malers Giuseppe Bottani (1717 bis 1784). Es handelt sich um ein Familienporträt von Giuseppe Valadier als kleiner Junge mit seiner Mutter Caterina und seiner Schwester Maria Clementina. Es dauerte nicht lange, bis ich es fand.



Im Folgenden lasse ich die Bilder für sich sprechen:

















Noch einmal stiess ich unverhofft auf Giuseppe Valadier: Das folgende Modell des Tridente hat er in Zusammenarbeit mit Tommaso Falcetti um 1826 aus Kork, Holz und Gips gebaut.







Franz Ludwig Catel (1778 bis 1856)

Toller Blick auf Kuppel und Türme von S. Agnese in Agone







Photo des fehlendes Innozenz-Porträts in der Mannheimer Ausstellung







Ein Besuch dieses Museums ist immer wieder empfehlenswert!
 
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Abschied von Rom

Viel Schönes hatte Rom an diesem Oktoberwochenende für mich bereitgehalten, aber nun rückte der Abschied unaufhaltsam näher.

Für ein leckeres römisches Mahl musste die Zeit noch reichen:



Arrivederci, Beli!​

Am Flughafen gab es dann noch einige höchst unangenehme Minuten: Als ich einchecken wollte, sagte mir der Mann am Schalter, das Flugzeug sei überbucht und ein Ehepaar und ich stünden auf der Warteliste für eventuell freiwerdende Plätze! Das ebenfalls betroffene Ehepaar stand zufällig genau zu diesem Zeitpunkt am Schalter neben mir und der Mann rief mit seinem Smartphone bei unserer Fluggesellschaft am Heimatflughafen an. Es stellte sich nach und nach heraus, dass "nur" ein technisches Problem vorlag und wir durchaus Anrecht auf unsere gebuchten Plätze hatten. Schliesslich kam ein Techniker zu den beiden Schalterbeamten, setzte sich an den Computer und bald war das Problem gelöst! :thumbup:

Nach einem problemlosen Flug landete ich pünktlich zu Hause. Im Gepäck ein wenig römische Oktobersonne ;) und jede Menge schöner Erinnerungen.
 
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Es freut mich, dass Du ein so schönes, fast sommerliches Wochenende in der urbs genießen konntest. Jedenfalls hört sich der Beginn Deines Reiseberichts ganz so an - und wenn ich die Zahl der eingerichteten Baustellen betrachte, war es auch gut ausgefüllt.

Viele Grüße
Claude
 
Auch ich habe schon voll freudiger Erwartung den Beginn Deines Herbstspaziergangs durch Rom verfolgt und gestaunt, über die zahlreichen "Baustellen", die ja wieder einmal auf viel Schönes, Interessantes und liebevoll Betrachtetes schließen lassen! Ich freue mich - natürlich mit der nötigen Geduld - schon darauf.

LG
Pasquetta
 
Liebe Claude, liebe Pasquetta,

vielen Dank für Eure Zeilen!

(...) wenn ich die Zahl der eingerichteten Baustellen betrachte, war es auch gut ausgefüllt.

Das stimmt zwar, aber da meine Ziele sehr zentral lagen und ich mir für weiter entfernte auch mal ein Taxi gegönnt habe, war es ein sehr entspanntes Wochenende mit vielen neuen aber auch altbewährten Zielen!

Auch ich habe (...) gestaunt, über die zahlreichen "Baustellen", die ja wieder einmal auf viel Schönes, Interessantes und liebevoll Betrachtetes schließen lassen!

Ich habe vor, jedem Ziel ein eigenes Kapitelchen zu widmen, auch in der Hoffnung, dass es dann schneller vorangeht mit dem Bericht. ;) Teil 1 ist bereits in Arbeit und folgt hoffentlich noch am Wochenende.
 
Aktuelle Besucher

HAllo,

der erste TEil deines Berichts hört sich toll an.
Ich fliege am Montag das erste Mal nach Rom (ALLEIN) und wollte fragen ob die Touristen aktuell schon überschaubar sind oder noch Hauptsaison also Trevibrunnen usw immer noch sehr überfüllt sind??

Dankeschön und noch einen schönen Tag.

LG Steffi:~:~:D:D
 
Liebe Simone,

auch ich habe mich sehr gefreut über den Beginn Deines Berichts - sehr schöner Titel übrigens! :nod:
Ein paar der Bilder durfte ich ja schon vorher sehen. Schön, dass Rom Dir so viel Sonnenschein gegönnt hat. :thumbup:
 
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