ROMA 2006 oder soweit die Füße tragen !

Lara

Senator
Stammrömer
Romreise vom 23.-26. Oktober 2006


Teil 1, Montag 23. Oktober 2006

Nach einer schlaflosen Nacht starte ich um 2.30 Uhr bei Regen und Sturm die Fahrt nach Frankfurt - Hahn, wo es um 6.25 Uhr e n d l i c h los geht. Im Gegensatz zu letztem Mal, wo ich beim Einchecken bemerkte, daß ich den Personalausweis auf dem Kopierer zuhause habe liegenlassen, lief alles reibungslos und ohne erhöhten Adrenalinspiegel ab.



Nach einem angenehmen Flug lande ich in der Baustelle "Ciampino", finde aber widererwartend schnell den Shuttle-Bus Terravision zum Termini. Die Fahrt von einer Stunde im Bus gewährt mir Einblicke in die Erwartungen von Rom anderer Besucher. Sie weisen mich darauf hin, daß wir an einigen Praktiker-Märkten vorbei fahren, die auch mit 20% Rabatt auf alles werben. Der Rest der Fahrgäste antwortet im Chor:" Außer auf Tiernahrung!" Doch von dieser Zusatzklausel ist hier nichts zu lesen. Shoppen und die Hauptattraktionen wie Kolosseum und Petersdom scheinen wie immer die Publikumsmagnete zu sein. Ich finde die andere Sicht auf Rom recht spannend, da sie sich doch so ganz anders als die meine darstellt.
Ich reise mit dem Reiseunternehmen EGOTRIP, d.h. die Teilnehmerzahl ist auf "Eine" begrenzt, d.h. keine Kompromisse. Das gönne ich mir mal von Herzen. Außer den aufdringlichen Begegnungen am Termini, hat diese Art des Reisens für mich nur Vorteile.

Wie im Forum von Euch empfohlen, besorge ich mir gleich einen aktuellen Busplan. Anscheinend wegen der Müdigkeit, gelingt es mir nicht, die Haltestelle der Linie 70 ausfindig zu machen. Also fahre ich mit meinem Rucksack bepackt mit der 64. Die anderen Fahrgäste im überfüllten Bus sind von meinem Einsteigen nicht gerade begeistert und ich kann auch nicht wirklich beurteilen, ob sich in dem Gedränge jemand an meinen Sachen zu schaffen macht. Hat auch niemand! Das war dann aber auch schon der unangenehmere Teil der Reise.




Ich besuche mit meinem Gepäck natürlich als erstes das Forum Argentina um mich zurückzumelden. Nein, meine Begeisterung für Archäologie und Antikes hätte ich noch bis heute Mittag zügeln können. Aber nicht für die Bewohner der Anlage - I Gatti di Roma. Bei meiner Beobachtung der Vierbeiner stellt sich mir ein Gefühl ein: ANGEKOMMEN
Ich finde es immer wieder fazinierend wie diese Tiere an so einem lauten, verkehrsreichen Corso wie dem Vitoorio Emanuele inmitten dieser archäologischen Funde so selbstverständlich leben. Hier ist für mich eine der vielen Stellen, die ich an Rom so mag - ein Leben im Freilichtmuseum.

Ich schlendere zur Piazza Navona, die mir durch die Einrüstung von Bernini´s Vierströmebrunnen zweigeteilt erscheint. Das Leben spielt sich dieses Mal hauptsächlich in der Hälfte ab, die zur Piazza Sant´Apollinare führt. Genau dort, im Centro Accoglienza Padre Giovanni Minozzi beziehe ich mein mir bekanntes Quartier.
Da mein Kopf wohl vom fehlenden Schlaf und den Eindrücken dröhnt, denke ich an eine kleine Mittagspause. Doch was da dröhnt ist weniger mein Kopf als der Bohrhammer, mit dem die Kirche Sant´Apollinare restauriert wird. Die Bauarbeiter auf ihrem Gerüst und ich in meinem Zimmer stehen uns auf Augenhöhe durch ein Gässchen getrennt gegenüber. Ich verzichte auf den Mittagsschlaf, nehme zwei Kopfschmerztabletten alternativ und drehe erst mal ein Ründchen durchs Viertel.




Eigentlich hatte ich den Gianicolo auf dem Tagesplan, um mir im wahrsten Sinne des Wortes zuerst einmal wieder einen Überblick über Rom zu verschaffen. Ich verwerfe den Plan unter dem Einsatz jeglicher Vernunft. Ich wäre damit überfordert nach über 30 schlaflosen Stunden. Ich genieße das römische Flair in den Gassen, vorbei an einer meiner Liebligsplätze, der Kirche Santa Maria Maddalena zum nahegelegenen Pantheon. Nur ein Mittelgang ist für den Besucher zugäglich, der Rest ist gessperrt wegen einer Restaurierung.
Auf dem Platz vor der Santa Maria Sopra Minerva empfängt mich Bernini´s Pulcino. Der entzückende Elefant, der so einen menschlichen Ausdruck hat, erinnert auch mich daran, was Alexander VII. auf dem Sockel verewigt, zum Ausdruck bringen wollte. Nämlich wie viel Kraft es doch bedarf, um die Wahrheit bzw. Weisheit zu ertragen, wofür der ägyptische Obelisk steht. Der Elefant selbst steht aber ebenso für die Weisheit. Auf dem Rücken trägt er eine Schabracke, die mit Ornamenten und Trotteln reich verziert ist. Ein Ornament zeigt das Wappen der Chigi, derer einer Alexander VII. selbst war.
Die Kirche Santa Maria Sopra Minerva läßt mich zu ersten Mal in die ganz spezielle sakrale Welt Roms wieder eintauchen. Für heute genügt mir die Atmosphäre, zur intensiven Besichtigung bin ich zu müde.
Doch unter diesem Eindruck, fasse ich den Entschluß, auf dem Petersplatz schon mal "Guten Tag zu sagen". Vorbei an der Engelsburg, durch die Via della Conciliazione habe ich wieder mal die Bestätigung, daß es ganz natürlich ist, daß mein Herz so an dieser Stadt hängt. Die Bauten und deren Geschichte, die damit verbundene Ausstrahlung kombiniert mit dem pulsierenden Leben einer Großstadt und der italienischen Mentalität ziehen mich in ihren Bann.
Auf dem Platz vor dem Petersdom hat sich eine lange Schlange von Menschen gebildet, die ins Innere der Kirche wollen. Kein Vergleich zu vorigem Jahr. Ich stand da nie an! Ich sehe also von einem Antrittsbesuch ab und spaziere durch den Borgho.
Einer Bekannten soll ich unbedingt einen Schweizer Gardisten aus Porzellan mitbringen. Aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen hängt ihr Herz an so einem Teil. "der Alte" ist zu Bruch gegangen. Da sie sehr krank ist, will ich ihr diesen Wunsch erfüllen. Läden gibt es ja genug. Dabei zeigt sich mir Rom von seiner touristischen Seite. Ich kann nicht fassen, was es alles zu kaufen gibt und noch schlimmer, was alles auch gekauft wird. Alles - wie mir scheint, außer einem Gardisten aus Porzellan.




Den Gedanken, den Gianicolo wenigstens 100 Meter weit hoch zugehen finde ich da doch verlockender. Nach den 100 Metern habe ich das Gefühl, da geht noch was OK, los geht´s! Beim Anblick der vielen Steinbüsten im Park und der Piazza von Frau und Herrn Garibaldi, der Panorama-Aussicht über Rom bis zu den angrenzenden Hügeln ist die Müdigkeit komplett verschwunden.




Vorbei an der Fontana Acqua Paola, wo dem von weither kommenden fünfströmigen Wasser der alten trojanischen Leitung ein "triumphaler Empfang" bereitet wird. (Zitat aus Römische Erinnerungen), führt mein Weg nach Trastevere, für mich einer der schönsten, da buntesten Stadtviertel Roms. Beim Anblick von Santa Maria in Trastevere stellt sich wieder das wohlige "Deja-Vu"- Erlebnis ein.
Von Trastevere führt mein Weg durch die vielen Gässchen in Richtung Piazza Navona. Sohl die vielen Nasoni´s mit dem köstlichen römischen Wasser, der Espresso an der Bar im Stehen und die Pizza für unterwegs wirken sich nicht nur wohltuend auf meinen Magen und das Reisebudget aus. Der wichtigste Aspekt für mich ist die Zeit, die ich so mehr zur Verfügung habe, um "römische Augenblicke" zu sammeln.
Der Abstecher zum Forum Argentina läßt ein wenig Wehmut nach Zuhause aufkommen. Als Entschädigung gönne ich mir noch mein obligatorisches Eis bei "Mariotti" vor meiner Unterkunft.
Nach dem Fahrstuhl und der Zimmertür habe ich keine Erinnerung mehr. Ich glaube, ich habe schon im Bad geschlafen. DOLCE VITA eben!
 
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Hallo und Moin, Moin Lara!

Vielen Dank :) für den ersten Teil Deines Reiseberichtes - ich habe ihn sehr gerne gelesen und ich freue mich schon sehr auf die folgenden Tage .....


Gruß - Asterixinchen
 
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Da schließe ich mich gerne an :nod:
 
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Wirklich schön ich bin schon auf die weiteren Teile gespannt. :nod: :] :nod:
 
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