Roma im Regen, Schnee und Sonnenschein

Osteria da Fortunata, Via del Pellegino

Am Nachmittag schwärmte die Familie zum Shopping aus oder legte die Beine hoch.
Gegen 20:00 Uhr hatten wir einen ( grossen) Tisch in der Osteria da Fortunata reserviert.


Wir begannen mit einem Aperol Spritz, dann probierten wir uns durch die Vorspeisen: frittierte Antipasti und Carciofi alla romana und alla giudia:


Uuuppps, falsches Bild, hier die genossene Artischocke:


Super lecker. Dann folgte primi platti: alles in Pastaform, was familiär über den Tisch geteilt wurde. Der Frascati floss reichlich. Segondi Platti passte dann aber nicht mehr. Wir waren satt...8O Uns hat es sehr gut geschmeckt, der Kellner war charmant und parlierte in allen bekannten und unbekannten Sprachen, bloss unser Stotter-Italienisch schien er nicht zu verstehen.
Sehr nette Lokalität, ein bisschen touristisch angehaucht, das Essen aber authentisch und meiner Meinung nach sehr gut. Wie auch das Preis-Leistungsverhältnis. Bloss die Frauen, die den ganzen Tag und den Abend über im Schaufenster die frische Pasta herstellen, sind zu bedauern.
 
Freitag 2.3.: Piazza Navona von unten und von oben, drumherum und Palazzo Altemps:

Der Morgen war, wie schon der Abend vorher vermuten liess,


feucht und nieselig, als wir uns auf der Piazza Navona mit Francesca trafen. Aber der Regen liess langsam nach, sodass man ohne Regenschutz Gassi und Gassen gehen konnte.


Wir machten einen Gang Richtung der Kirchen S. Maria Anima,

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die ich nun nicht so "animierend "finde und anschliessend in die S. Maria della Pace, die wiederum unter meine Lieblingskirchen fällt. Weshalb es auch mehr Fotos gibt. Die Kirche ist architektonisch sehr interessant, eine Kombination aus Langhaus plus Zentralbau. http://wikiwand.com/de/Santa_Maria_della_Pace_(Rom)
und einem halbrunden Säulenvorbau, geschmückt mit üppig grünen Pflanzen.


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Die vier Sybillen ( Cumeae, Persica, Phrygia und Tiburtina) wurden von Raffael 1514 für die Chigi-Kapelle gemalt. Angeblich zeigt eine der Damen das Gesicht der verstorbenen Mätresse Chigis, Imperia Cognati. Es wurde auch unterstellt, Raffael habe die Sybillen von Michelangelo aus der Sixtina abgekupfert. Gewisse Ähnlichkeiten mögen vorhanden sein, andrerseits ist die Umsetzung ganz anders.

Für diejenigen, die die Kirche geschlossen antreffen, besteht ja Gottseidank eine Betrachtungsmöglichkeit beim Kaffeetrinken im Chiostro di Bramante. Dort kann man diese Fresken wunderbar von einem Fenster aus sehen. Sonderbarerweise hatte der schwerreiche Bankier Agostino Chigi gleich 2 Grabkapellen. Diejenige, in der er dann beigesetzt wurde, befindet sich nämlich in Santa Maria di Popolo.


Dann noch zur Orientierung die gegenüberliegende Kapelle Ponzetti mit den Fresken von Baldassare Peruzzi und Pinturicchio


Nach dem Kirchgang bogen wir nun wieder um die Ecke, um den Hintereingang in der Via S.M. de Anima zum Palazzo der Pamphilj zu nehmen,


wo sich seit ca. einem Jahr das Hotel "Eitch Borromini " befindet. Wir bekamen die Erlaubnis, wahrscheinlich dank Francescas Kunst-Musik-Führungen dort im letzten Sommer, auf die Terrasse und somit mehr oder weniger auf das Kirchendach zu gehen.

Zunächst schauten wir uns den kleinen Innenhof an, der auch im Sommer für musikalische Aufführungen genutzt wird.

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Im Erdgeschoss eine Madonella:

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Wir stiegen eine von Borromini entworfene Treppe hoch mit immer schönen Ausblicken in den Innenhof:


und kamen an einer Tür vorbei, die in das " Lauschzimmer" von Papst Innocenz X. führte. Von dort konnte er in die Sakristei der palasteigenen Kirche Santa Agnese in Agone gucken und lauschen, und seine Kardinäle ausspionieren, ohne selber gesehen zu werden. :roll:

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Und schliesslich kamen wir oben an und waren Sprachlos!!!
Weshalb ich vorallem Fotos sprechen lasse:

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Und auf einmal kam auch noch die Sonne heraus! Wir fühlten uns reich beschenkt durch dieses tolle Erlebnis.

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Das Frühstück oben auf der Terrasse wurde uns zwar nicht geschenkt, aber dieses zwischen den Türmen von S. Agnese einnehmen zu können, war einzigartig. :thumbup:


Es war sehr zugig da oben, weshalb überall auch Heizstrahler aufgestellt sind, die umstrittenen Zeltplanen sind aber zumindest im Winter abgebaut, die wären aber auch davon geflogen.

Immer wieder spähten wir herunter auf die Piazza Navona, denn aus dieser Perspektive den Vierströmebrunnen zu betrachten...wir kriegten nicht genug!!! Man sieht allerdings auch die Restaurationsnarben an den Figuren, die man von unten nicht wahrnehmen kann.



Wir stiegen noch eine Etage höher, dem Palazzo sozusagen auf ´s Dach, was uns extra von einem Hotelangestellten aufgeschlossen wurde. Die Aussichten gehen in jede Richtung über Rom hinweg und wir waren hin und weg


Die umliegenden Gebäude von vis a vis:


Und dann wurde es langsam Zeit , diesen herrlichen Ort zu verlassen, nicht ohne das schöne und ganz besonders laute :] 12-Uhrgeläut vom Turm, das uns begleitete.





 
Das ist wirklich ein ganz besonderer Blickwinkel. Wenn die Brunnen natürlich für den ebenerdigen Blick gebaut wurden, ist die Perspektive von oben doch etwas Außergewöhnliches. Danke für die Fotos.

Ich habe ja erst vor wenigen Wochen diesen Platz wieder einmal ausgiebig erkundet.


Als kleines Dankeschön hier noch die Hl. Agnes auf dem Dach,​
 
Liebe Pecorella, lieber Ludovico

In der Tat, es waren Aussichten zum Niederknieen! Ich kann mir vorstellen, dass im Sommer, wenn auch die andere Dachterrasse geöffnet ist, auch Nicht-Hotelgäste dort oben ihren Apero einnehmen dürfen.

Danke Ludovico für Agnesens Angesicht... Uns drehte sie da oben nur die kalte Schulter zu, was man bei dem rauhen Lüftchen auch verstehen kann. :]

 
Ein ganz besonderer Ausguck :!: Ich glaube Dir sofort, dass Ihr da "Sprachlos!!!" gewesen seid. Und solange sich "Eitch Borromini" auf dem Dach von Sant'Agnese dezent zurückhält, wird man wohl nichts gegen diese località exclusiva sagen können. :twisted:
 
Ich kann mir vorstellen, dass im Sommer, wenn auch die andere Dachterrasse geöffnet ist, auch Nicht-Hotelgäste dort oben ihren Apero einnehmen dürfen.

Vielleicht "leicht abgewandelt" :twisted:. Lt. Eitch Borromini
.. ristorante Terrazza Borromini, accessibile ai clienti dell'albergo.
Nei mesi estivi, il servizio è esteso alla terrazza incastonata tra il campanile - che ogni giorno suona alle ore 12 - e la magnifica cupola di Sant'Agnese. Aperto tutti i giorni a pranzo e a cena, dalle 12 alle 15 e dalle 19 alle 23. .... Prenotazione necessaria ...
...
La terrazza ... Un rooftop elegante con un piccolo bar che offre ricercati aperitivi in una cornice mozzafiato: la vista a tutta ampiezza sui tetti di Roma. Un ambiente intimo ed esclusivo, che si accende al tramonto per pochi fortunati e solo su prenotazione.
Da Aprile a Settembre, ogni giorno dalle 18,30 alle 23,00

für die Hotelgäste - geöffnet alle Tage mittags und abends - nur auf Vorbestellung ...
... die kleine Bar für den Aperitivo über den Dächern von Rom :~- ein intimes und exklusives Ambiente, das für wenige vom Glück Betroffene und nur auf Vorbestellung "zum Sonnenuntergang aufleuchtet" :twisted: ha, wie schön sie das anpreisen ...
 
für die Hotelgäste - geöffnet alle Tage mittags und abends - nur auf Vorbestellung ...
... die kleine Bar für den Aperitivo über den Dächern von Rom :~- ein intimes und exklusives Ambiente, das für wenige vom Glück Betroffene und nur auf Vorbestellung "zum Sonnenuntergang aufleuchtet" :twisted: ha, wie schön sie das anpreisen ...[/QUOTE]

Na Himmel :evil:, also nur für die oberen 10000. Im wetterwidrigen Winter hat vielleicht der Plebs auch eine Chance, jedenfalls wenn " Beziehungen " vorhanden sind.:roll:
 
Palazzo Altemps 1.Teil:

Von unserem Höhenflug kamen wir wieder auf die Piazza Navona runter. Immer noch tief beeindruckt von dem, was wir gerade erlebt hatten.


Wir schlugen den kurzen Weg zum Palazzo Altemps ein und, da sich gerade die Gelegenheit bot, nahmen wir auch gleich noch die zufällig offenstehende Kirche Sant Apollinare mit. Bilder habe ich keine gemacht, die Zeit drängte, schliesslich wollte unsere Francesca uns auch noch den Palast von Kardinal Marcus Sitticus von Hohenems zeigen.
Nur kurz zu der Kirche, die ein sehr schönes Marienfresko aus dem 15. Jahrhundert besitzt. Sant´Apollinare wurde wahrscheinlich unter Papst Honorius I. ( 625-636) gegründet. Nach bewegten Jahrhunderten wurde von Papst Julius III.(1550-1555) die Kirche dem Heiligen Ignatius de Loyola übergeben, der wiederum hier das Collegium Germanicum Hungaricum einrichtete. Heute ist die Kirche reines Barock, seit sie 1730 von Ferdinando Fuga umgebaut wurde. Sant ´Apollinare ist heute Universitätskirche der päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz und fest in der Hand des Opus Dei. :evil:

Nun aber zum Palazzo Altemps. Wir lösten unsere Tickets, für die vier städtischen Museen( Altemps, Museo Massimo, Diocleziano, Crypta Balbi), die wegen der Ausstellung im Palazzo 15 Euro kosteten. Ursprünglich hätte ich gerne und bei anderen Wetterbedingungen die Archeological card gekauft , die über 7 Tage die obengenannten Museen plus Kolosseum, Forum und Caracalla Thermen eingeschlossen hätte. Ich hatte mir das so schön entspannt vorgestellt... Um es kurz zu machen, die Archaeological card gibt es leider nicht mehr. :uhoh:

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Die Ausstellung zu Fornasetti ist eigenartigerweise nicht im Forum vermerkt. Ich habe selten so viel gelacht bei der Karambolage von antiker Kunst mit doch recht moderner Inneneinrichtung.

Wer nach Rom kommt, dem sei diese Ausstellung empfohlen. Sie geht noch bis zum 06.05.2018.

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Piero Fornasetti ( 1913-1986), italienischer Maler, Bildhauer, Innenarchitekt, orientierte sich in seinen Arbeiten oft an der römischen und griechischen Antike, sowie am Gesicht einer Frau, der Sopranistin Lina Cavalieri, die er als Motiv auf vielen seiner Objekten benutzte. Sein Sohn Barnaba Fornasetti führt das Werk von Piero weiter.


Wir fingen unsern Rundgang im Keller an, wo sich ein Privat-Theater befindet, was noch heute bespielt wird. Pst...Vorstellung! :lol:

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Bitte Platz nehmen:

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Dann ging es in die Ausstellungsräume im Erdgeschoss:

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Der sogenannte Ludovisische Thron mit dem Relief der Geburt der Venus:

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Wahrscheinlich klingt die formschöne Gitarre nicht so gut, jedenfalls hatte der Jüngling offensichtlich keine Lust mehr weiterzuklampfen. :D

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Hier scheint es eine kleine Auseinandersetzung unter Teilnehmern auf den hinteren Rängen zu geben. Sogar Engelchen geraten auf Abwege:

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Ohh nein, und schon gibt es Scherben!!!:roll:

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Da gucken dann aber einige langjährige Bewohner dieser Hallen ziemlich streng!

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Hier ist die Antike bis ins Detail ausgearbeitet, bei dem Schlachtenbild auf dem Ludovisischen Sarkophag.

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Während andere vor Verzweiflung selber an sich Hand anlegen 8O

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Geht es dann hier wieder eklektischer zu: Kunst und / oder Kitsch, aber auf jeden Fall amüsant.

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Angesichts der vorgerückten Stunde, ziehen wir jetzt aber den Vorhang zu. :~

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Palazzo Altemps 2.Teil:

Wir stiegen in das Piano nobile hoch und konnten in der herrlichen Renaissance-Loggia Platz nehmen, umgeben von antiken Statuen, Zitronenbäumchen und modernen Sarkophagen.

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Wir begegnetem dem Herrn, dem wir gerne unsere Aufwartung in seiner Landvilla gemacht hätten und stattdessen an/in seiner letzten Ruhestätte besucht hatten: Publius Aelius Hadrianus ( 76 - 138 n. Chr.), Römischer Imperator ab 117.

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Auch den schönen Antinoos sahen wir, das " Gespännli" Hadrians, der seinen schönen vergötterten Eromenes nach dessen Tod im Nil vergöttlichen liess.


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Hier oben waren nun einige Räume ganz dem Treiben Fornasettis gewidmet. Ich muss sagen, es war so faszinierend und durch Video-Installationen lebhaft unterstützt, dass ich erstmal ganz antik Platz nahm

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Und mich begeisterte an den Umformungen, die Fornasetti aus einem Gesicht heraus gestaltete:

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Unter dem wachsamen Auge von Lina Cavalieri verliessen wir schliesslich schmunzelnd den Palazzo.

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Nach soviel Kunst, Kultur und Kitsch war uns dann nach frischer Luft zumute. Wir gingen durch das Centro Storico, kamen über die Piazza Venezia zum gleichnamigen Palazzo mit dem nun so schön gestaltetem Innenhof, den wir von Tor zu Tor durchquerten.


Der starke Wind und Schnee hatte Schaden hinterlassen, sodass einige Gartenbereiche vorsichtshalber gesperrt waren.

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Eine kleine grüne Oase mitten im Trubel von Piazza Venezia, Kapitol, Fori Imperiali :nod:

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Es wurde dunkel, als wir über unseren "Vorhof "wieder gen Ferienwohnung strebten.

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Den Abend beschlossen wir mit einem schönen Konzert im Kloster der Franziskaner zu SS.XII. Apostoli. Durch eine schmale Tür kamen wir in die Sala Immaculata, nicht besonders bemerkenswert, was die Malerei angeht. Es gab einen Cembalo-Abend im Rahmen des internationalen Musik-Festivals Frescobaldi . Frescobaldi fand seine letzte Ruhestätte in der Kirche SS.XII Apostoli.Wir hörten schöne Musik der Renaissance und des Frühbarock unter dem Titel
Toccami l´anima. Das tat es!
Und anschliessend gab es noch einen Umtrunk mit einem sehr leckeren Weisswein namens...Frescobaldi.


 
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@Nihil: Es ist herzerfrischend, Deinen Bericht zu lesen :!: :lol: - und so allmählich machen sich bei mir wieder erste Anzeichen von Romitis bemerkbar. Schließlich fehlen ja auch G. noch einige Highlights aus der Stadt .... Mal sehen - vielleicht im Spätsommer erst Südtirol und danach bis Rom weiterfahren ?????
 
Lieber FestiNalente

Freut mich, dass mein Bericht herzerfrischend rüberkommt. Na, zumindest frisch war es wirklich. Beim nächsten Berichtsteil kommen dann auch Sachverhalte, auf die du mich letztes Jahr aufmerksam gemacht hast. Es ist doch schön, dass man in diesem Forum immer wieder dazulernen darf.
Demnächst also weiter mit "kallipygitischen" Angelegenheiten. :lol:
 
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Der Palazzo Altemps ist immer wieder wunderschön - auch ohne Ausstellung. :nod: Vielen Dank für Deine schönen Bilder und lebendigen Kommentare. :thumbup:
 
Hallo Angela, da hast du recht. Der Palazzo ist ein echtes Highlight im Rom-Marathon. Und das Schöne ist, meistens kaum Mitbesucher. Jedenfalls nicht im Februar/ März. Es ist gleichzeitig entspannend und spannend, nämlich die Präsentation von Antike in diesen herrlichen Räumlichkeiten.
 
Es wurde dunkel, als wir über unseren "Vorhof "wieder gen Ferienwohnung strebten.​

:lol::lol::lol:
Ein wenig Dekadenz kann in Rom nie schaden.

All zu viele Besuche auf dem abendlichen Petersplatz hatten damals auch bei mir Folgen.

Bei mir erwacht nach all den abendlichen Besuchen so etwas wie ein gewisser Besitzanspruch und ich beschließe vollkommen übergeschnappt, dass auch ich ab sofort einen Heiligen Stuhl in Rom habe.

 
Ich habe bei vielen Besuchen nie viele Besucher erlebt.
Wir sind immer gerne am Abend dort, es ist eine sehr schöne Stimmung und - falls möglich - noch ruhiger.
 
Letzter Tag, 03.03. leider...

Dioklezian-Thermen, Museo Massimo, Spaziergang durch Monti.

So schnell waren die Tage verflogen, irgendwie rennt die Zeit in Rom schneller als an anderen Orten. Nicht nur wir waren traurig, dass der Abschied nahte, auch der Himmel über Rom weinte untröstlich: es goss aus allen Kübeln!8O Angesichts der Wassermassen von oben und unten, trennten sich die familiären Wege. Ein Teil der Familie stieg tatsächlich " gegen den Strom" ;) auf die Kuppel von Sankt Peter. Das Vergnügen konnten sie zwar allein geniessen, aber wegen der himmlischen Gischt da oben und null Aussicht, verzogen sie sich dann in die Obhut der Nonnen und der päpstlichen Cafeteria auf dem Kathedralendach.

Ich gedachte mich lieber geschützt in ein Museum zu verziehen, galt es doch auch die Kombi-Museums-Karte abzuarbeiten. So nahm ich den 64-Bus in Richtung Termini. Und machte Bekanntschaft mit den wassergefüllten Schlaglöchern auf Rom´s Strassen. Wie gut, dass ich an dem Morgen nicht geduscht hatte, dass übernahm die Fontäne, die auf mich einprasselte, als ein Bus voll carajo durch das Schlagloch brauste...:frown:

In Termini angekommen, ging ich zunächst in die Kirche Santa Maria dei Angeli. Riesig, denn sie ist in eine der Thermen-Hallen gebaut. Ich kam mir ziemlich verloren vor.

Ich besah mir den Meridian und einen Teil der Sternzeichen-Intarsien. Diese Mittagslinie wurde 1702 von Papst Clemens XI. eingeweiht und wird auch Clementische Linie genannt. Gebaut wurde dieser Meridian, damit man sicher die Frühlingstag-und Nachtgleiche bestimmen konnte. Das war wichtig , um dann die Ostertage festlegen zu können. Denn nach dem Konzil von Nicäa von 325 musste Ostern an dem ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tag-und Nachtgleiche gefeiert werden. Hochkomplizierte Berechnungen, die man dem Bischof von Alexandria überliess. Damals hielt man die alexandrinische astronomisch-mathematische Wissenschaft für besonders geeignet solche schwierigen Erkenntnisse zu gewinnen. Dann sollte der Bischof das exakte Datum an die verschiedenen Kirchenvertreter melden, damit wenigstens Ostern in allen Kirchen an demselben Datum gefeiert werden konnte.
Im Laufe des Jahrtausend war wohl die Berechnung aus Ägypten nicht mehr so zuverlässig, jedenfalls liess Clemens XI. den Sonnenstrahl nun täglich um 12:00 Uhr durch sein Wappen :twisted: auf den Meridian einfallen, der dabei immer einen anderen Punkt auf der Linie trifft.
Heute wäre bei dem trübsinnigen Wetter keinerlei Berechnung möglich gewesen...

Dritte Reihe, 1. Bild links soll ein Krebs sein ? Sieht eher nach einer Meereskrabbe aus. Aber im weitesten Sinne gehören die wahrscheinlich auch zu der Familie der Krebse. Ich ging im strömenden Regen um die Ecke zum Eingang in die Dioclezian-Thermen.

Es war ein gewisser Andrang an der Kasse, was wahrscheinlich dem schlechten Wetter geschuldet war. Mittlerweile schüttete es auch das Wasser aus den Regenrinnen ungebremst auf die herumliegenden Steine:



Ich drehte eine Runde im frisch gemalten kleinen Kreuzgang, in dem über verschiedenen Bildschirme, das alltägliche römische Leben erklärt wurde.



Durch grosse Fenster, die in die Rückwand eines Kreuzgang-Flügels eingelassen waren, konnte man gut einen Badetümpel erkennen und Reste von Marmor-Dekoration an den hohen Wänden.



Und dann ging es in einen riesigen Kreuzgang mit schönem Innenhof.

Gleich am Eingang wird man von einem Mönch begrüsst:

Es handelt sich um eine hübsche Trompe d´oeil-Malerei von 1850, gemalt von Filippo Balbi. Der dargestellte Karthäuser-Mönch namens Fercoldo starb 1265 und ist der Vater von Papst Clemens IV. Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass Fercoldo erst nach dem Tode seiner Frau in den Orden eintrat.

Hier sieht man also, was ein Mönsch so zum Leben braucht: den Zwicker, ein Memento mori, Bücher, Brennholz, Brot, Gemüse zum Knappern und eine Kerze, aber besonders eindrucksvoll die Kordel mit Zinken/ Dornen zum täglichen Geisseln. 8O

Ich wendete mich den antiken (Bruch-) Stücken zu. Viele Sarkophage, steinernde Theatermasken, verschiedenen Statuen sind ringsherum im Kreuzgang aufgestellt.

Hier ein Kindesarkophag, der eine viel zu kurze Lebensreise darstellt:



Arme Leute mussten sich mit Behältnissen aus Terracotta begnügen.

Nun aber zu nackerten Statuen, die mir einen kleinen kunstgeschichtlichen Wissenszuwachs bescherten. Letztes Jahr habe ich, FestiNalente sei Dank, eine hintersinnige Einordnung des Allerwertesten von Venus/ Aphrodite erfahren. Nun stellte ich fest, dass dieses Wort tatsächlich Eingang in die Kunstgeschichts-Fachsprache gefunden hat.

Hier erstmal das Objekt meiner " Begierde":

Und nun die Beschreibung:



Ich drängelte mich zwischen Mauer und Objekt, um die callipige Schönheit des Sitzfleisches zu dokumentieren.

Eine andere Darstellung der Venus ist schamhafter, da die Dame versucht, Brust und Pubis zu bedecken, was natürlich nicht ganz gelingt...:D



Der Regen liess nach, sodass es möglich war, sogar ins Zentrum des Grüns vorzudringen, vorbei an Pferden und Kuh-Herden:

Ein begrünter Brunnen liess sein Wasser plätschern:







Nach einem leider nur sehr oberflächlichen Rundgang durch die inneren reichbestückten Ausstellungsräume entschied ich mich, hinüber zu wechseln ins Museo Massimo. Das Dioclezian- Museum liegt nicht im Zentrum der Wahrnehmung des Normalotouristen und ist wirklich nicht überlaufen. :thumbup: Ich werde es jedenfalls wieder auf mein nächstes Besuchsprogramm nehmen, denn vieles habe ich noch garnicht gesehen.
 
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:lol::lol::lol:
Ein wenig Dekadenz kann in Rom nie schaden.

All zu viele Besuche auf dem abendlichen Petersplatz hatten damals auch bei mir Folgen.

Bei mir erwacht nach all den abendlichen Besuchen so etwas wie ein gewisser Besitzanspruch und ich beschließe vollkommen übergeschnappt, dass auch ich ab sofort einen Heiligen Stuhl in Rom habe.


:lol::lol::lol:, Nicht nur der Dekadenz fallen wir in Rom anheim, sondern auch dem Grössenwahn :!: :lol::lol::lol:
Eigentlich kann man vor Rom nur warnen.
 
2. Teil des letzten Tages in Roma, Massimo- Museum:

Ich überquerte flott die Piazzo dei Cinquecento und ging ins Massimo-Museum. Ach, was für eine wunderbare Wärme umgab mich dort. Im Gegensatz zur Dioclezian Therme war hier die Heizung an. Unter dem Auge der Medusa, deren Blick mich nicht versteinerte,


taute ich langsam auf.

Es wurden ja in der letzten Zeit wunderbare Bilder hier im Forum vom Museo Massimo gezeigt. Da möchte ich mich nicht wiederholen. An einigen imponierenden Statuen konnte ich aber nicht einfach vorbei gehen:

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Kaiser Augustus als Pontifex Maximus in würdiger und bescheidener Pose bei einer Opferdarbietung, so ganz anders als der Augustus Prima Porta in den Vatikanischen Museen.

Dann eine weibliche Schönheit, leider im Todeskampf, auch wenn man dies ohne Erklärung nicht ahnen würde:

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Es handelt sich um die sterbende Niobid aus den Gärten des Salustianus.
Die Darstellung geht auf den griechischen Mythos zurück, das Niobe mit ihren vielen Kindern herumgeprahlt hatte, und die Titanin Letos , die nur zwei Kinder hatte, gegen sich aufbrachte. Deren Kinder waren ausgerechnet Artemis und Apollo, die bösartig, kleinlich und gemein alle Kinder der Niobe ermordeten. Die Szene zeigt die arme Tochter der Niobe, als es versucht den Pfeil, den Artemis auf sie geschossen hatte, herauszuziehen.

Die Statue wurde bei Bauarbeiten um 1906 in einem verschütteten Gang gefunden, der wahrscheinlich als Fluchtraum in der Spätantike gebraucht worden war. Einige Jahre zuvor hatte man dort schon 2 Statuen gefunden: die liegende und die flüchtende Niobide, die heute in der Glyptothek von Copenhagen zu bewundern sind. Die Niobiden war vor den heranstürmenden Westgoten aus den Gärten des Salustianus in Sicherheit gebracht.

Um diese Bronzestatue standen doch mehr Zuschauer herum. Der Boxer ist so lebensecht dargestellt, mit seinen blutenden Platzwunden, der Knollennase und Blumenkohlohren als Hinweis auf
ständige Traumata, dass man sich durchaus vorstellen könnte: Der steht gleich auf und geht zur 1.-Hilfe-Station. 8O


In Ludovicos Rom Objektiv Thread gibt es noch mehr und bessere Bilder. Interessant ist die gut mit Fotos dokumentierte Auffindesituation der Bronzestatue. Auch der Boxer, wahrscheinlich aus einem Thermenbereich, war offensichtlich mit Bedacht vergraben worden, um sie vor Unheil zu schützen. Sie wurde erst 1885 entdeckt, als das grosse Versicherunggebäude an der Via IV. Novembre gebaut wurde.

Und nun konnte ich schon fast ohne Stottern sagen, um wen es sich handelt: eine Aphrodite/ Venus Pudica :D

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Über die verschiedenen Stockwerke mit ihren herrlichen antiken Klein- und Grossoden,

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Sieht kallipygid... :lol: aus, ist es aber nicht :p, es ist nicht mal eine ganz weibliche Schönheit. :p Man lasse sich nicht täuschen!

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Upps, ein biologisches Wunder...in Marmor festgehalten

Nun aber zu den wundersamen Fresken aus der Villa der Livia, die hier in wechselnden Lichtstimmungen präsentiert werden. Stundenlang könnte man in dem Raum sitzen und den Lichtspielen zusehen.


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Um so grösser war die Überraschung, als ich aus dem Museum kam, der blaue Himmel über Rom!

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Ich schlug den Weg über die Via Viminale und Via de Depretis auf der Suche nach einer Nahrungsquelle ein. Das ist der einzige Nachteil an den städtischen Museen in Rom, dass die da keine Cafeteria haben.

Ich wurde fündig in einem Take -away Pizza Lädchen in der Via Depretis, von aussen unscheinbar bis unattraktiv anzusehen, aber die Pizza....einfach gut! Jedenfalls hatte ich wieder Kraft den Weg nach Hause anzutreten durch die lange Via Panisperna

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Am Ende kam ich bei der Villa Aldobrandini heraus, geschlossen bis auf Weiteres verkündete ein Schild am Tor. Allerdings waren auch grosse Abschnitte der hohen Stützmauer ringsherum abgesperrt, da der Putz und ganz Steine heruntergerutscht waren.


So zog ich weiter, vorbei an Street-Art und Feinschmecker-Kunst

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P.S.: Der blaue Handschuh ist nicht essbar, sondern gehört der Verkäuferin.

Gravitätisch reitet der König Vittorio Emanuele II., immer im Standby.

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Kopfstand:

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Zuhause kochten wir wieder gemeinsam das grosse Reste-Essen, damit der gut gefüllte Kühlschrank geleert werden konnte. Und dann: einmal werden wir noch wach, schade, dann ist Abschiedstag. :(



 
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