Mutter mit zwei Kindern (M9, J12) unterwegs in der Antike

Lea Tabea

Legionär
Mittwoch, 07.10.2015, erster Tag
Anreise erstmals mit Ryanair von Eindhoven, was vom Ruhrgebiet aus nur unwesentlich weiter ist als Weeze („Düsseldorf“ bei Ryanair). Wir können unser Auto mit Online-Vorbuchung einfach bei einem Büro gegenüber des Flughafens abgeben. Es wird 12 km entfernt zum Parkplatz gefahren, steht bei unserer Ankunft aber wieder dort am Airport an Ort und Stelle bereit. Es sind also kurze Wege. Bequemer geht es kaum. Ankunft in Ciampino. Wegen leichter Verspätung von 5 min ist der vorgebuchte Terravision-Bus schon weg, was tatsächlich 45 min Warten bedeutet, d.h. die Zeiten im Fahrplan werden eingehalten – eine neue Erfahrung. Aber es ist kein Problem, den späteren Bus zu nehmen, die Vorbuchung der Zeit wird gar nicht erwähnt. Der Bus ist schon recht abgetakelt, für meine Kinder eine neue Erfahrung: Es ist nicht überall auf der Welt alles so gepflegt und gut in Schuss wie in Deutschland und funktioniert trotzdem. Ankunft nach 40 min Fahrtzeit auf der Rückseite des Bahnhofs Termini in der Via Marsala: Das Auspacken der Koffer aus dem Kofferraum des Busses wird sehr chaotisch, weil sehr beengt nur auf der Seite, wo keine Autos vorbei rauschen. Die nächsten Fahrgäste, die auf den Einstieg warten, behindern zusätzlich, so dass es mit zwei Koffern schwierig wird und nur gelingt, weil ich einen Koffer zwei jungen Mädchen anvertraue, darauf achtzugeben, bis ich die Kinder mit dem anderen Koffer aus dem Tumult heraus gelotst habe. Die machen das sehr freundlich und umsichtig – wie nett! Für fünf Tage, die wir bleiben wollen, lohnt sich schon das 7-Tage-Ticket der Verkehrsbetriebe ATAC, das wir beim Durchqueren des Bahnhofs für je 24 Euro (Die „kleine“ zahlt noch nicht, Kinder ab 10 Jahre dafür den vollen Preis) am Zeitschriftenladen erwerben. Der Bus 105, der uns zu unserem Hotel „Principe Eugenio“ bringen soll, fährt gleich auf dem ersten Bussteig vor unseren Augen weg. Beim Warten auf den nächsten erfahren wir von einem Römer um die dreißig, dass dieser in einer halben Stunde oder auch in einer ganzen kommen könnte. Das wisse man nicht, es gebe keinen Fahrplan, bei keinem der Verkehrsmittel. Die Politik sei auch verirrt, sowohl die in der Stadt als auch in ganz Italien. Da schlägt uns viel Pessimismus entgegen. Da sich bezüglich Bus wirklich nichts tut, beschließen wir nach einiger Zeit, doch die Straßenbahn 5 oder 14 zu nehmen, die gleich links vom Bahnhofsvorplatz abfährt. Die sieht noch schrammeliger aus, so wie aus den siebziger Jahren in Deutschland. Und sie ist so voll, dass wir mit unseren Koffern Mühe haben, hinein zu kommen. Drinnen wollen wir unsere Tickets entwerten, dringen aber nicht bis zum Automat durch, bitten eine junge Frau, die davor steht, das Ticket für uns reinzuschieben. Doch diese will uns überzeugen, dass die Straßenbahn nichts kostet. Sie würden immer so fahren. Es stellt sich raus, dass sie und ihre Begleiter aus Argentinien sind. Es scheint also keine Kontrollen zu geben. Ob es deshalb auch keine neuen Straßenbahnen gibt? Nach drei Stationen sind wir da und steigen an der Haltestelle „Manzoni“ aus. Der Eingang unseres Hotels ist ganz verändert im Vergleich zu vor drei Jahren: Der Zugang ist jetzt direkt von der Straße aus, nicht erst im zweiten Stock des Hauses. Seit einem Jahr sei es so, erfahren wir. Ein Fahrstuhl bringt uns von der Rezeption zu unserem Flur im zweiten Stock. Leider nicht das schöne Zimmer mit Blick zum Innenhof, sondern dieses Mal zur Seitenstraße, nicht so ruhig wie beschrieben. Aber „ruhiges Zimmer“ halten die Italiener ja sowieso für eine verschrobene deutsche Idee. Immerhin schirmen die sehr guten Fenster erstaunlich viel Lärm von der stark befahrenen Straße und Straßenbahn ab.


Donnerstag, 08.10.15, zweiter Tag
Gleich morgens stehen wir am Forum Romanum mit den leider per Internet vorgebuchten Karten, was total unnötig war, denn die Schlange an der Kasse bestand aus wenigen Leuten, hätte vielleicht fünf bis zehn Minuten gedauert. Dafür die Extra-Gebühr von 12 Euro für drei Personen zu bezahlen, war nun wirklich für die Katz. So haben wir nur ein wenig die Extra-Behandlung genossen, auch an der kleinen Schlange vorbei gehen zu können, denn es gab doch eine Kasse für reservierte Tickets, wo wir mit unserem Voucher hingehen konnten und niemanden vor uns hatten. Dieses Mal also der Eingang am Titus-Bogen, also gleich ins Zentrum der Macht: Maxentius-Basilika, Via Sacra, -Tempel des Romulus, aber vor allem der Tempel des Antoninus und der Faustina hatte es meiner Tochter angetan: Sie zückte ihr Zeichenheft und vertiefte sich in das Abzeichnen der wunderbar erhaltenen Säulen. Die Spuren der Versuche, die Säulen umzustürzen, nämlich die eingemeißelten Rillen für die Seile, hob sie besonders hervor. Ein anderes Mädchen im ähnlichen Alter saß auch auf den Steinen mir Resten von Verzierungen (wären in Deutschland wahrscheinlich im Museum, hier darf man drauf sitzen) mit Zeichenheft auf den Knien. Mein Sohn dagegen ungeduldig nutzte die Gelegenheit, auch mal alleine loszuziehen und begab sich auf die Suche nach der Rostra und dem Umbilicus Urbis, die er vor drei Jahren nicht wahrgenommen hatte. Wir verbrachten etliche Stunden auf dem Forum, dessen Name interessanterweise von dem Wort „foris“ für „außerhalb“ stammt (Italienisch ja „fuori“), weil es ursprünglich außerhalb des engen Siedlungsbezirks angelegt wurde, wie wir erfuhren. Dem Palatin statteten wir diese Mal einen eher kurzen Besuch ab. Bei schönster Sonne waren wir doch ziemlich erledigt, fuhren in unser Hotel für eine ausgiebige Pause zum Lesen auf dem Bett ruhend und Spielen mit den mitgebrachten Playmo-Römern, was mein Sohn zum ersten Mal allein seiner jüngeren Schwester überließ. Zwischendurch ein kleiner Abstecher zum grandiosen Palazzo del Freddo – Fassi – was für ein Genuss, dieses sehr besondere Eis in so vielen Geschmacksrichtungen, die unglaublich gut schmecken. Ob es noch besseres Eis geben kann? Ich glaube kaum.
Abends Essen im Al Chiostro, hier im Forum entdeckt: ganz toller Tipp. Für Familien bestens geeignet, ein Kleinod in der Hektik der Großstadt, weil im großen Hinterhof gelegen nahe Santa Maria Maggiore, mit viel Platz drinnen und draußen und leckeren Pizza- und Pastagerichten, die für Kinder ja sowieso immer am besten passen, dabei ausgesprochen moderate Preise.


09.10.15
Heute schon um neun Uhr Treffpunkt an der Piazza del Colosseo mit Fabio von Roma Culta zu einer Führung durch das „Unterirdische Rom“. Das war ein großes Highlight. Er zeigte und erklärte uns zuerst den Ludus Magnus, allerdings wie einen großen Spielplatz für Gladiatoren, wo es doch eher wie eine Gladiatorenschule war, wie mein Sohn meinte (er las gerade Marcus Gladiator von Simon Scarrow), also wie eine Kaserne. Jedenfalls war es dort, wo die besten Gladiatoren ausgesucht wurden, die dann im benachbarten Kolosseum vor den großen Massen auftreten durften. Von dort gingen wir zu einer Kirche, wo man schon von außen an der Apsis-Seite sieht, wie viel sie tiefer liegt als die heutige Straße. Es war S. Clemente, wo man innen nicht nur den schönen Cosmatenfußboden bewundern kann, also Mosaike, die aus buntem Marmor aus den Römergebäuden stammt, was die Familie Cosma als Neuanwendung erfunden hat, sondern auch Marmorelemente, deren Verzierung plötzlich aufhört, nur ein Viertel zu sehen ist. Warum? Weil es wieder verwendeter Marmor ist. So zu sehen auf der linken Seite des Altarraums in S. Clemente. Sehr anschaulich! In der Apsis-Dachwölbung ist ein altes Goldmosaik zu sehen, in dem der Kenner sieht, mit welchen Symbolen sich das Christentum von der heidnischen Römer-Religion abzusetzen suchte (ewiger Kreis der Geschichte wird durch die Hand Gottes unterbrochen und bekommt eine Richtung als Linie). Aber dann kam es erst so richtig: Wir stiegen hinab in eine Kirche unter der Kirche. Fabio wusste zu berichten, wie in irischer Mönch diese Kirche entdeckt hat durch das Studium alter Register, die Versammlungsteilnehmer aus S. Clemente benannte, als die Kirche noch gar nicht gebaut war. Das brachte ihn darauf zu buddeln, quasi mit bloßen Händen. Es war alles mit Geröll und Schutt zugeschüttet. Aber er entdeckte eine Wand mit einer Heiligendarstellung von Maria mit Kind und Heiligenschein, was Beweis genug war. Heute kann man dort die großen Hallen besichtigen, die dann wohl andere ausgegraben haben. Aber dem nicht genug: Beim Weitergehen kann man wiederum hinabsteigen in noch weitere Räume unter der alten Kirche. Und diese waren römische Kultstätten. Fabio wusste sehr viel dazu zu sagen und tat dies kindgerecht, aber auch für mich als Erwachsene interessant, sozusagen the best way. Auch vom Mithras-Kult sprach er, der dort wohl gepflegt wurde, aus Kleinasien kam, in Rom in Mode gekommen war und wie unser heutiges Weihnachtsfest-Datum auf diesen Kult zurück geht. Wir hielten uns sehr lange dort unten auf und waren enorm beeindruckt, nicht zuletzt von den Geschichten, mit denen Fabio die Steine lebendig werden ließ. Als nächstes ging es den Celio-Hügel hinauf, über eine der ältesten noch erhaltenen Straßen Roms zu S. Giovanni e Paolo. Dort geht man nicht durch die Kirche, sondern durch einen Nebeneingang in den Museumsteil. Zuvor bekamen wir aber Außenmauern gezeigt, die in den Fundamenten sehr klar römische Theaterursprünge erkennen ließen. Durch den Seiteneingang der Kirche kommt man wieder zum Einstieg in tiefer liegende Bauten, über denen die Kirche errichtet wurde. Hier sind sogar Fresken aus römischer Zeit zu sehen, von denen man nicht genau weiß, zu welchem Zweck sie angebracht wurden, ob es Thermen oder andere Räume waren. Die Fresken sind zum Teil wirklich deutlich zu erkennen, und erste Zweifel, ob sie nicht doch christlichen Ursprungs sind, konnten ausgeräumt werden durch die Inhalte der Bilder. Man geht durch verschiedene Gebäude, dazwischen ein Stück alter Straße. Es ist schwierig zu wissen, welcher Teil wozu gehört. Es gibt Lagerräume, und es gibt auch wiederum noch tiefer liegende Räume. Im Grunde sind es wohl drei Stockwerke unter der Kirche. An einer Stelle kann man so tief schauen. Das ist wirklich unglaublich. Und es gibt auch Wasserleitungen, von denen man nicht weiß, wozu sie gut waren. Das ist wirklich eine geheimnisvolle Welt, die Fabio uns da entdecken lässt. Es stellt sich raus, dass er Archäologe ist und mit drei Kollegen Roma Culta betreibt. Alle vier hätten selber Kinder und wären deshalb auch gut darin, Kindern diese Dinge nahe zu bringen. Wir werden sich mal wieder dort eine Führung buchen: Kostet zwar einiges, aber allein würden wir niemals darauf kommen und auch nicht so viel dazu lesen können, um einen guten Zugang dazu zu finden.


Pause im Parco del Celio nahe der Kirche auf einer Parkbank. Dort konnten wir das mittägliche Treiben beobachten: Eine französische Jugendgruppe, die auch für ihre Pause dorthin geführt wurde. Ein Mann mit Ponykutsche und drei Ponies, die er am Trinkwasserbrunnen dort trinken ließ.


Nachmittags zum Kolosseum, wo es jetzt schön war, mit der gestern am Forum erstandenen Eintrittskarte an langen Schlangen vorbei gehen zu können, die hier tatsächlich warten. Der Weg war ja nicht weit. Die Kinder bekamen einen Audioguide, worin ihnen alles erklärt wurde, und hörten sich tatsächlich auch noch alles an. Es war aber wirklich voll, und so konnte man nur teilweise das sehen, was dort beschrieben war. Eigentlich hätten die Kinder auch dort gerne den Untergrund besichtigt. Ein Wärter klärte uns auf, dass man dort eigene Eintrittskarten bräuchte, und nachmittags sei auch schon geschlossen.


Eine Pause vor dem Abendessen hatte sich ja bewährt. Das wollten die Kinder auch gerne wieder. So kamen auch mal die Playmo-Römer zum Einsatz, die wir extra mitgenommen hatten. Während dessen konnte ich recherchieren, welches nächste tolle Restaurant wir besuchen könnten: Mein Plan, nach Trastevere zu fahren, klappte auch. Es sollte das „Carlo Mente“ sein. Dort angekommen wurden wir gleich angesprochen, hätten wohl ohne Vorbuchung einen Tisch bekommen. Nur durch Zufall suchte ich nach meinem Portemonnaie, fand es nicht, und da fiel mir ein, dass ich es nicht vom Rucksack in die Handtasche umgepackt hatte. Oh nein! So etwas kann mit zwei Erwachsenen nicht passieren. Was für eine Pleite! Da blieb uns nur der Rückweg, jetzt froh, dass in den Bussen und Trams die Fahrkarten nicht kontrolliert werden. Denn wie hätten wir sonst zurück kommen sollen. So gab es nur eine Pasta im Eck-Restaurant neben unserem Hotel. Schmeckte aber auch ganz gut.


Samstag, 10.10.15, vierter Tag
Heute war der Vatikan eingeplant und danach all die schönen Plätze: Piazza del Popolo, Spanische Treppe, Piazza Navona, Fontana di Trevi, Piazza Campidoglio auf dem Kapitol und dort die Kapitolinischen Museen. Es war am regnen und sollte den ganzen Tag so bleiben. Also zum ersten Mal mit Schirm los: Mit der Tram nach Termini, dort Bus 40, der uns direkt zum Vatikan brachte. Wegen Regen haben wir uns die Engelsbrücke geschenkt, über die wir eigentlich dorthin wandeln wollten. Im Bus konnten wir wegen beschlagenen Scheiben auch nicht viel sehen. Doch dann wurden wir durch den schönen Anblick der Kolonnaden und der schönen Gestaltung des Petersplatzes entschädigt: Meine Tochter war voll der Bewunderung für so viel Schönheit. Der Regen wurde mehr. Wir warteten unter den Kollonaden ab, genossen diesen besonderen Ort auf einem Sockel sitzend. Und dann erkannten wir, dass die Schlange zum Betreten des Petersdoms enorm lang war und fast am Ende der Kolonnaden begann. Für meine Kinder war klar, dass sie so lange nicht im Regen warten wollten. Es sah nach mehr als einer Stunde aus. Sie weigerten sich und wollten ins Hotel. So musste ich schweren Herzens auf den Anblick von Michelangelos Pieta verzichten. Den Bus zurück fanden wir aber nicht so schnell, gerieten auf die Mussolini-Straße Conciliazione, mussten doch noch einiges gehen. Die Schuhe waren inzwischen schon völlig durchnässt, auch von Pfützen, die kaum zu vermeiden waren. Als ein Bus fast vor uns hielt, sprangen wir einfach hinein, um uns vor dem Regen zu retten. Drinnen erfuhren wir, dass er erst sehr viel später auf eine Metro-Linie treffen würde, nämlich bei Piramide. Spontan beschlossen wir, dass wir dann die von dort nicht mehr weit entfernte Station EUR Fermi ansteuern würden und das Museo della Civiltà Romana mit dem großen Modell der antiken Stadt in der Zeit des Kaisers Konstantin und dem Gipsabguss der Reliefs von der Trajansäule, deren Darstellungen man ja sonst nicht erkennen kann. So waren wir wohl etwa eine Stunde unterwegs, fanden schließlich den Weg von der Metro-Station bis zum Museum vor allem durch die gute Beschilderung. Die Aushänge an Karten gaben leider nichts her, waren die eine unleserlich, die andere ohne die entscheidende Angabe zur Adresse Piazza Giovanni Agnelli, ein Platz der auch nur der Vorplatz dieses Museums zu sein scheint. Ein freundlicher junger Mann fand für uns raus, welchen Straßennamen wir als erstes finden müssten, um dieser Straße zu folgen: Die Via dell'Arte. Diese geht man etwa einen Kilometer hoch, dann kommt rechts der Abzweig Viale della Civiltà Romana. Das Museumsgebäude ist gleichzeitig Sitz des Planetariums und Atronomischen Museums. Als erstes fallen die hohen Säulen auf, also wieder eine Kolonnade zwischen den beiden Gebäudeteilen. Ein Brautpaar ließ sich dort fotografieren: „Die Armen: So ein schlechtes Wetter am Hochzeitstag.“, fanden meine Kinder. Doch dann stellte sich raus, dass wir auch „Die Armen.“ waren: Verdächtig geschlossene Türen schon von Weitem. Von nahem ein Schild, dass wegen der Vorbereitung zu Erneuerungsarbeiten das Museum geschlossen sei. Ach nein! Dann also doch das Hotelzimmer? Zuerst eine Bar finden mit WC, ist ja mit Kindern immer das Wichtigste. Aber das meiste auf dem Weg zur Metro hat geschlossen. Wir erfahren dann in der Via Shakespeare, dass am Samstag nicht viel los ist. In der Gegend seien hauptsächlich Büros, weshalb während der Woche die meisten Kunden kämen. Deshalb gibt es auch kein Panino, nur ein Brioche, immerhin aber auch einen heißen Kakao. Dass das Museum geschlossen hat, weiß der Wirt noch nicht,meint aber, es gebe doch andere gute Museen in der Gegend. Auch zwei deutsch Archäologen auf Exkursion mit Studenten, die kurz danach kommen, empfehlen uns andere Museen. Sie kämen grade aus dem Museo del Alto Medioevo. Naja, sie wissen ja nicht, dass meinen Sohn nur die Antike interessiert und meine Tochter sich ihm als dem Kenner anschließt. Außerdem nerven die nassen Schuhe gewaltig.
Also zurück zum Hotel, die Füße in der heißen Dusche aufwärmen, trockene Sachen, Zeit zum Lesen, Suche nach einem netten Restaurant in der Nähe: Die Empfehlung hier im Forum von Locanda Giolitti in der Via Giovanni Giolitti, 345 entdeckt, das nur zwei Kreuzungen entfernt liegt, Tisch reserviert: Trotz Samstagabend gibt es noch einen. Es stellt sich als nettes, ursprüngliches Lokal heraus. Das Essen ist wirklich preiswert, dabei aber sehr lecker. Es sieht nach Familienbetrieb aus, und man freut sich an meinen Kindern und dass wir zusammen Kniffel spielen während der Wartezeit. Allerdings läuft auch ein Fernseher mit Sky-Programm, wenn auch leise gestellt, der etwas ablenkt. Es gibt nur neun Tische, von denen noch drei frei sind. Der Wirt schiebt es auf das schlechte Wetter. Vielleicht ist es noch nicht für seine Qualität bekannt, denn es existiert erst ein knappes Jahr. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden. Doch noch ein guter Tagesabschluss.


Sonntag, 11.10.15, fünfter Tag
Heute geht es nach Ostia Antica. Das Wetter ist großartig, die Luft so rein, der Himmel blau. Die Wegbeschreibung habe ich noch hier aus dem Forum von vor drei Jahren. Ich erinnerte mich auch, von der Metro-Station Piramide zur Porta S. Paolo gelaufen zu sein, um in den Regionalzug einzusteigen, der damals so klapprig war, dass wir uns in Indien wähnten. Doch inzwischen kann man direkt von der Metro Piramide zur Regionalbahn Richtung Lido gehen, die Bahnhöfe sind miteinander verbunden, keine neue Absperrung, um sein Ticket durch zu schieben. Das Rom-Ticket gilt auch für Ostia. Die Züge fahren heute, am Sonntag alle 15 Minuten, und sehen wie moderne S-Bahnen aus. Es dauert vielleicht eine halbe Stunde, dann ist man schon da. Bei der Ankunft geht man vom Ausgang geradeaus über eine Fußgängerbrücke, die über die Straße führt, weiter über eine Kreuzung, sieht rechts eine Burg, und schon geht es links auf das Ausgrabungsgelände. Eintritt 10 Euro für Erwachsene, Kinder bis 18 Jahre frei. Audioguides gibt es nicht, obwohl auf der Karte anzuwählnede Zahlen für Audioguides eingezeichnet sind. Sie sagen „at the moment not available“, auch vor drei Jahren nicht. Ich dachte, wir hätten da nur keinen genommen, weil wir eine Live-Führung hatten. Ein kleines Heftchen für 6 Euro erklärt einige wenige Dinge. Aber meine Kinder wollten gar nicht so viel wissen. „Es ist viel schöner, sich hinein zu träumen, wie es hier früher war.“, so mein Sohn. Und dafür scheint es besser zu sein, als jeder Abenteuerspielplatz. So enthusiastisch wie hier waren die beiden selten. Auch meine Tochter ist herum gesprungen und gehüpft, war ganz stolz, wenn sie wieder irgendwo ein Mosaik oder einen Raum entdeckt hatte. Mindestens drei Stunden lang waren die beiden nicht zu stoppen, hatten immer wieder neue Ideen, wollten jetzt auch beide zeichnen. Es war viel voller als wochentags vor drei Jahren. Aber das Gelände ist so groß, dass sich die Menschen gut verteilen. Die meisten sind noch am Theater und am Platz der Korporationen. Dahinter werden es immer weniger. Es ist ein wunderschöner grüner Park mit den alten, von Mussolini damals schon für die Touristen als Schattenspender angepflanzten Pinien. In der Bar erstehen wir noch letzte Reste zu essen, sitzen dort schön in der Nähe des Tiber, der aber leider nicht zu sehen ist, nur von dem Dach des Bootshauses aus, wo ein Gang hinauf führt.
Erst gegen 17 Uhr treten wir den Rückweg an, immer noch bei Sonne, wenn auch einigen lichten Wolkenfeldern. Leider ist es schon fast dunkel, als wir an der Piazza del Popolo ankommen. Das wunderschöne Ensemble der Zwillingskirchen mit Obelisk davor ist leider durch ein großes rundes, mit Planen verhangenes Gerüst um Obelisk und Brunnen herum verhangen. Trotzdem freue ich mich, endlich mal diesen Platz zu sehen, den Goethe als Eingangstor nach Rom so sehr gelobt hat. Leider sind die Kinder jetzt doch nölig. Wir schaffen es nur noch bis zur Spanischen Treppe, die gesperrt ist und nur von unten zu bewundern. Ein Foto vom Boot auf dem Platz. Wenn ich mal die schönen Plätze genießen möchte, muss ich wohl alleine nach Rom. Schade um das schöne Feeling an diesem tollen Abend. Dann also ab zur Metro-Station und zurück Richtung Principe Eugenio/Manzoni, also die Haltestelle vor unserem Hotel. Das letzte Abendessen nochmals im Locanda Giolitti, wo wir jetzt schon fast herzlich begrüßt wurden. Sie fragten, ob wir wieder Würfel spielen würden: na klar, immer dabei. Die Penne al limone waren großartig. Danach noch Koffer packen.


Montag, 12.10.15, sechster Tag
Schon früh aufgestanden, fast die ersten beim Frühstück, das ab 7.30 Uhr fertig steht. Erstmals bringt uns der Bus 50 statt die Tram zum Bahnhof Termini. Das Büro von Terravision ist jetzt in der Via Marsala 29 F/G, also im Bahnhofsgebäude auf der Rückseite, zusammen mit dem Café Terra, wo die Kinder noch schnell das WC nutzen. Mit unserem Online-Ticket müssen wir nicht mehr anstehen, sondern können direkt in den Bus einsteigen, während Leute mit Rückticket dieses noch umtauschen müssen in die richtige Fahrkarte. Die Abfahrt ist, anders als auf unserem Online-Ticket angegeben, wegen Baustelle nicht an der Nr. 29, sondern ein ganzes Stück weiter den Bahnhof entlang, dort, wo wir auch angekommen waren, bei der Nr. 51. Trotz Rush-Hour und enormem Verkehr und Staus schafft es der Bus in 50 Minuten bis zum Flughafen Ciampino. Es scheint oft so chaotisch und funktioniert dann doch. Der Flughafen ist wirklich angenehm, weil klein und mit kurzen Wegen. Da soll niemand über die Billig-Airlines meckern. Und das Einchecken nehmen hier noch richtige Menschen vor. Das gefällt mir doch besser als in Eindhoven. Abflug zwanzig Minuten später.
 
Liebe Lea Tabea,

vielen dank für diesen spannenden Bericht über Eure letzte (?) Romreise. Da ich selber vier Kinder habe (zwar mittlerweile erwachsen), kann ich alles sehr gut nachfühlen und freue mich vor allem, dass sie sich so für die römische Geschichte interessieren.
Da hast Du eine gute Grundlage gelegt für weitere Erkundungen.

Auch Deine erste Reise mit nur einem Kind habe ich gerne gelesen.
Vielen Dank fürs Teilen Deiner Erinnerungen.

Ich habe überlegt, ob Du beide Reiseberichte nicht auch noch (zusätzlich) im Unterforum Kids@Rom einstellen möchtest. Da werden sie von Rombesuchern mit Kindern schneller gefunden.

Liebe Grüße

Angela
 
Ich finde es auch schön, dass Du noch von den Rom-Reisen mit Deinen Kindern berichtet hast und kann mir gut vorstellen, dass so manche Romreisende mit Kindern davon profitieren können. :nod:
 
Liebe Angela, liebe Pasquetta,

vielen Dank für das Lob! Freut mich sehr!

Das ist sicher eine gute Idee mit dem Unterforum kids@rom. Werde ich mal versuchen, ob ich es hinkriege.

Sonnige Grüße

Lea Tabea
 
Hallo Lea Tabea,

dein Bericht war wirklich sehr spannend zu lesen. Da ich selber Kinder habe, kann ich dich nur all zu gut verstehen.

Liebe Grüße,
Anne
 
Na, dann wollen wir mal hoffen, dass du das Gelesene umzusetzen verstehen wirst in eigene positive Rom-Erfahrung.

Zu diesem Zweck kannst du hier bei uns nachfragen vor allem im Unter-Forum Rom-Reiseplanung.
 
Zurück
Oben