Auf ausgetretenen Pfaden und neuen Wegen

Spurensucher macht den Anfang

Vorbereitungen

Eigentlich wollten wir – damals im Mai – noch gar nicht unsere nächste Romfahrt planen. Aber natürlich: Eine Fahrt im Rahmen der vom Virus gesteuerten Romsehnsucht sollte es dieses Jahr schon geben. Aber der Zeitpunkt war noch völlig offen. Dann rief Beate aus unserem Dorf an und fragte, ob Domitilla sie und ihre Freundin für ihre im Oktober geplante Reise beraten könnte.

Diese Beratung führte allerdings zu einem erneuten, so starken Romitisschub, dass wir kurzerhand für den gleichen Zeitraum buchten.


Reisebeginn

Freitags um elf Uhr ging es dann los: Von der Eifel nach Offenbach am Main, unserer Heimatstadt. Auto abstellen, Bushaltestelle aufsuchen, zur S-Bahnhaltestelle fahren und dann ab zum Flughafen Frankfurt. Am Abend vorher hatten wir schon online eingecheckt. Zum ersten Mal gaben wir dort vollautomatisch - mit ein wenig Unterstützung durch einen netten Lufthansa-Menschen - unser Gepäck auf. „Ob wir es jemals wiedersehen?“

Bedingt durch unsere (meine) Angst, zu spät zu kommen, waren wir früh genug losgefahren, um dann auf dem Flughafen noch eine zweistündige Wartezeit genießen zu können. Genießen stimmt: Wir lasen, tranken unseren Caffé Latte und schauten durch das große Panoramafenster auf das Flughafengeschehen. Eigentlich sollten wir ja um 16.35 Uhr abheben, da saßen wir aber immer noch fest. Unser Flieger war aus fernen Landen zu spät zurückgekehrt. Doch gegen 17.00 Uhr ging es mit Lufthansa ab in die Lüfte.

Nach problemlosem Flug und ebensolcher Landung kamen wir ziemlich genau um halb sieben auf Fuimicino an, mussten allerdings ein wenig warten, da noch ein anderes Flugzeug unseren Andockplatz beanspruchte. Aber auch dies ging vorbei und wir standen mit den anderen Reisenden am Kofferlaufband und nahmen all die vielen kleinen und großen Gepäckstücke viele Male in Augenschein, ohne unsere beiden Teile zu erblicken. Doch nichts mit der Vollautomatik? Wo auf dieser großen Welt mochten sie jetzt wohl sein? Koffer und Koffer wurden ausgespuckt; aber wo blieben unsere? Dann endlich erschien Domitillas Koffer und nach einiger Zeit auch meiner. Es lebe die Vollautomatik!

Jetzt hinderte uns nichts mehr: Mit dem Terravisionsbus ab nach Termini und dort ins Hotel Maryelen und Giovy in der Via Principe Amadeo, wo wir schon gute Erfahrungen gemacht hatten.

Den Abschluss bildete dann ein schönes Abendessen im nahe gelegenen La Mensa di Bacco.

Wir waren wieder da! Hurra!
 
Die Behandlung scheint ja erfolgreich zu werden. Schon mal herzlichen Dank für den flotten Beginn.
 

Am Abend vorher hatten wir schon online eingecheckt. Zum ersten Mal gaben wir dort vollautomatisch - mit ein wenig Unterstützung durch einen netten Lufthansa-Menschen - unser Gepäck auf. „Ob wir es jemals wiedersehen?“[/SIZE]

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Nach problemlosem Flug und ebensolcher Landung kamen wir ziemlich genau um halb sieben auf Fuimicino an, mussten allerdings ein wenig warten, da noch ein anderes Flugzeug unseren Andockplatz beanspruchte. Aber auch dies ging vorbei und wir standen mit den anderen Reisenden am Kofferlaufband und nahmen all die vielen kleinen und großen Gepäckstücke viele Male in Augenschein, ohne unsere beiden Teile zu erblicken. Doch nichts mit der Vollautomatik? Wo auf dieser großen Welt mochten sie jetzt wohl sein? Koffer und Koffer wurden ausgespuckt; aber wo blieben unsere? Dann endlich erschien Domitillas Koffer und nach einiger Zeit auch meiner. Es lebe die Vollautomatik!
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Das Erscheinen des eigenen Koffers beruhigt doch immer wieder ungemein und ab dann kann der Urlaub so richtig beginnen :nod:
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Beginn des Reiseberichtes

:thumbup::thumbup::thumbup:

Ich bin gespannt wie es weitergeht ...
 
Zweiter Tag (Samstag, 5. Okt.)

Spurensucher schreibt:

Wer schlägt denn das Tor so stark zu, dass das ganze Haus erzittert? Das fragte ich mich während der Aufwachphase heute morgen. Ein Blick zum Fenster in unseren schmalen Hinterhof belehrte uns, dass diese Geräusche wohl etwas mit der Wetterlage zu tun hatten. Es war kurz vor 8.00 Uhr stockdunkel. Als dann die „Geräusche“ zunahmen und durch das Rauschen von Wassermassen und dem Aufzucken von Blitzen angereichert wurden, wussten wir es: Der für heute angesagte Regen kam in Gestalt eines Gewitters auf uns zu.

Eigentlich wollten wir uns um 8.30 Uhr mit den Reisekolleginnen aus unserem Dorf an Termini treffen. Aber bei diesem Wetter? Schließlich wollten wir ja Urlaub machen. So frühstückten wir erstmal in aller Ruhe, verabredeten uns für später und ich konnte noch den Bericht vom gestrigen Tage ins Laptop eingeben.




Domitilla erzählt weiter:

Dann aber hatten wir kein Sitzfleisch mehr und noch bei leisem Nieselregen ging es los zum Petersdom, wie immer unser erster Programmpunkt, wenn wir in Rom sind. Außer uns hatten gefühlte 100 000 Menschen die gleiche Idee gehabt: Gerade den Regen abwarten und dann zum Petersdom. Es war unerträglich voll, zumal der ganze vordere Teil ab der Petrusstatue abgesperrt war. So konnte ich den beiden nur das Notwendigste zeigen: Pietá, das Grab von Johannes Paul II., den Tempietto-Tabernakel von Bernini, die Grabstätte von Johannes XXIII. Alles andere konnte nur aus der Ferne angeschaut und erklärt werden. An die Absperrung gedrückt, beobachteten wir, wie ein Mann und eine Frau mit dem papst-üblichen schwarzen Schleier von 4 Schweizer Gardisten und etlichem Gefolge den abgesperrten Bereich betraten, auf einer mit einer roten Brokatdecke verdeckten Kniebank vor dem Petrusgrab kurz beteten und dann verschwanden allesamt blitzschnell durch die Tür beim Grabmal von Papst Alexander VII. Wir fragten uns, wer das wohl gewesen sein mag?

Durch die Menschenmassen geschoben, befanden wir uns plötzlich auf dem Abgang zu den Papstgrabstätten- und es gab kein zurück mehr. Aber Beate war begeistert, denn so konnte sie (von uns rechts und links abgeschirmt) den Sarkophag von Johannes Paul I. fotografieren; ihr Mann ist ein großer Verehrer dieses Papstes. Und schon waren wir wieder draußen. Schneller als gewollt und gedacht, aber wir hatten keine Nerven mehr, uns noch einmal in das Getümmel zu stürzen. Leider war es auch schon 12 Uhr, so dass wir den Campo Santo nicht mehr besuchen konnten.

Außerdem lechzten wir nach Wasser und vor allem Cappuccino, den wir uns dann in einer Bar an der Ecke zu Cavalleggeri genehmigten, zusammen mit einigen kleinen Panini. Wieder bedauerten wir, dass „Pane et Dolce“ gegenüber für immer zu und der Raum jetzt Teil der danebenliegenden Pizzeria geworden ist. Was haben wir da immer für leckere Brötchen mit dem frischen Schinken gegessen! Mit dem 64ger fuhren wir zurück nach Termini zu einem ausgedehnten Mittagsschlaf, während unsere Bekannten in die Vatikanischen Museen wollten.
Schließlich haben wir ja Urlaub!
 
Wie schön, wieder einen Reisebericht von Spurensucher und Domitilla zu lesen! :thumbup:
Herzlich willkommen zurück im Forum, ich freue mich sehr, Euch wieder zu "sehen" - und vielen Dank für den spannenden Anfang des Berichts!

Liebe Grüße

Angela
 
Schön, dass Ihr Euch noch an uns erinnert. Das hat uns sehr gefreut. Wir haben vier interessante, aber auch anstrengende Jahre hinter uns. Nicht, dass uns das daran gehindert hätte, weiterhin nach Rom zu fahren!!!! :) Aber danach noch darüber zu schreiben... das hat zeitlich nicht mehr hingehauen. Mal schauen, wie weit die Kraft und die Zeit diesmal reicht!
 
Gedränge im Petersdom
Impressionen von Spurensucher:

Ja, da war ich endlich wieder im Petersdom. Aber was war los?

Menschenmassen, wohin ich blickte. Das begann schon auf der Phorphyrplatte Karls des Großen und sollte sich in immer stärkerem Maße im weiteren Verlauf unseres Besuches fortsetzen.




Na ja, es gab auch menschenfreie Zonen:




Das lag aber an den großzügigen Absperrungen, die dann aber wieder schöne Blicke in den Raum ermöglichten. Das ist eh mein Hobby: Den Raum erkunden, indem ich ihn aus immer neuen Perspektiven anschaue.

Lange hielt ich mich – wie fast immer – am Bild von Domenichino auf, das die letzte Hl. Kommunion des Hl. Hieronymus darstellt.





Da sind sie wieder, die „Menschenmassen“:





Dafür war in der Clementinischen Kapelle auch ohne Absperrung mehr Platz, um diesen schönen Raum zu erfahren. So ging ich wieder mal das Mandala unter der Kuppel ab und freute mich daran, wie sich der Raum bei jedem Schritt sich für mich anders darstellte.




An der Taufkapelle wartete ich dann auf Domitilla und ihre Begleiterinnen. Warum waren sie nicht schon da? Ich nutzte dann die Zeit und Gelegenheit, weitere „Raumerfahrungen“ zu machen.




Von der Taufkapelle zur Pieta





Blick nach oben von der Taufkapelle bis zur Kapelle des Tempelgangs Mariens


Aber wo waren die Anderen? Doch bevor ich nervös werden konnte, erreichte mich eine SMS von Domitilla: Sie waren schon draußen. Also, nochmals einen Abschied nehmenden Blick durch den Dom geschickt und dann los!
 
Domitilla schreibt:

Mittagsschlaf macht noch mehr Spaß, wenn es draußen regnet und gewittert!

Als die Sonne wieder ab und an schien, machten wir uns mit der Metro A auf zur Piazza del Popolo, um Santa Maria in Popolo zu besuchen. Spurensucher war schon häufiger dort gewesen, aber irgendwie waren Spanische Treppe, Pincio und Piazza del Popolo für mich ein Abendprogramm, in dem die Besichtigung der Kirche keinen Platz hatte.




Aber es war dann über alle Maßen beeindruckend. An den beiden Caravaggios konnte ich mich kaum satt sehen (sie waren ja auch immer nur recht kurz zu sehen!!!).

„Die Kreuzigung des Petrus“: Trotz seiner Angst scheint Petrus leicht missbilligend auf seine Peiniger zu schauen, als wollte er sagen: „Also, jetzt macht mal endlich voran, damit wir hier mal zu Ende kommen.“ Aber die drei machen bloß ihre Arbeit, und dem, der versucht, mit seinem Rücken, das Kreuz hoch zu drücken, dem geht das Ganze einfach „am Arsch vorbei“, wie Spurensucher sagte.
Bei der „Bekehrung des Paulus“ beeindruckte mich die Jugend des am Boden Liegenden. In meiner Vorstellung war Paulus immer ein hagerer Mann mittleren Alters gewesen, so wie seine Statue vor St. Peter ist. Bei Caraviaggio ist er so jung und liegt hilflos, mit geschlossenen Augen, wie ein Maikäfer auf dem Rücken und streckt seine Arme dem Licht entgegen, das er nicht mehr sehen, sondern nur noch in seinem Inneren wahrnehmen kann.

Die Chigi-Kapelle war durchaus auch sehr interessant, fesselte mich aber in keinster Weise so wie die beiden anderen Bilder. Vielleicht waren die Figuren zu schön? Zu perfekt? Keine Ahnung! Auf jeden Fall hinterließen sie nicht diesen tiefen Eindruck in mir. Aber der Löwe, der Daniel am Fuß schleckte, gefiel mir schon. Er erinnerte mich so an unsere Hündin Lucy.


Ich hatte schon immer das Gefühl, dass Bernini eine sehr seltsame Art von Humor hat, der mir durchaus liegt, auch wenn ich eigentlich eher ein Borromini-Fan bin.

Was mir auch sofort ins Auge fiel, war die moderne Kreuzesdarstellung, die direkt neben dem Altar stand. Da ist kein Kreuz mehr, sondern Jesus streckt seine Arme dem Himmel/dem Vater entgegen. Im Kreuz liegt die Hoffnung auf Auferstehung. Keine Ahnung, von wem und wann diese Figur entstanden ist, aber sie sprach mich ganz tief an.


Kaum hatten wir die Kirche verlassen, hatte mich die Realität sehr schnell wieder. Das Wetter war feucht-schwül-warm und Spurensuchers Kreislauf streikte, so dass wir sofort nach Hause fahren mussten.
 
Hallo, Domitilla und Spurensucher,

willkommen zurück im Forum und vielen Dank für den Beginn des neuen Reiseberichts.

An die Absperrung gedrückt, beobachteten wir, wie ein Mann und eine Frau mit dem papst-üblichen schwarzen Schleier von 4 Schweizer Gardisten und etlichem Gefolge den abgesperrten Bereich betraten, auf einer mit einer roten Brokatdecke verdeckten Kniebank vor dem Petrusgrab kurz beteten und dann verschwanden allesamt blitzschnell durch die Tür beim Grabmal von Papst Alexander VII. Wir fragten uns, wer das wohl gewesen sein mag?

Die Website photo.va weiss zu berichten, dass an jenem Tag der Botschafter von Venezuela beim Heiligen Stuhl, Papst Franziskus sein Beglaubigungschreiben überreicht hat. Vielleicht waren Botschafter und Gattin ja zuvor oder danach im Petersdom? Vielleicht erkennst Du Personen auf Bildern dieser Galerie: 05102013_VENEZUELA

Auf weitere Spaziergänge mit Euch durch Rom freut sich
Simone
 
Hallo Domitilla,

vielen Dank für Deine Bericht, sehr interessant. Ich habe deine Berichte (Pilgerreise = Spursuchen) mal gelesen, bevor wir letztes Jahr nach Rom ging. Deine Schreibweise ist sehr lustig und lesenswert.
Danke!

LG

Qing
 
Was mir auch sofort ins Auge fiel, war die moderne Kreuzesdarstellung, die direkt neben dem Altar stand. Da ist kein Kreuz mehr, sondern Jesus streckt seine Arme dem Himmel/dem Vater entgegen. Im Kreuz liegt die Hoffnung auf Auferstehung. Keine Ahnung, von wem und wann diese Figur entstanden ist, aber sie sprach mich ganz tief an.




Der Künstler war Alfiero Nena.​

Scultura: Alfiero Nena

Der Titel ist: Jesus Licht der Welt​
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht sollte man Besuchern von Santa Maria del Popolo raten die beiden Caravaggio Bilder als Highlight zum Abschluss der Besichtigung zu betrachten. Mich zieht es aber meist auch auf direktem Weg nach vorn auf die linke Seite.

Danke für Deine Eindrücke.
 
Hallo, Simone-Clio, das habe ich doch gehofft, dass irgendeiner von euch meine Neugier stillen kann. Ich denke, das waren die beiden, der Botschafter von Venezuela und seine Gattin. Also, wenn das jetzt eine "Wer wird Millionär"-Frage wäre, würde ich aufhören, aber dem Kleid und den Schuhen der Gattin nach waren sie es.
Vielen Dank! Es hat mich schon interessiert!
liebe Grüße
Domitilla
 
Kaum hatten wir die Kirche verlassen, hatte mich die Realität sehr schnell wieder. Das Wetter war feucht-schwül-warm und Spurensuchers Kreislauf streikte, so dass wir sofort nach Hause fahren mussten.

Spurensucher zur Realität

Ja, das war was mit der Realität! Wahrscheinlich hatte ich den Tag über zu wenig getrunken. Auf einmal ging nichts mehr. Aber dann:
Ja, dann sah ich ihn…..nein, Realitätsverdrehung, Domitilla sah ihn. Der Brunnen stand links von S. Maria del Popolo. Also nichts wie hin. Das Wasser war wunderbar. Ich trank gleich mehrere Hände voll davon.





Es war nicht zu fassen; als wir wieder im Hotel waren und ich unsere Wasservorräte weiter fleißig angezapft hatte, ging es mir spürbar besser. Das lag bestimmt am wundersamen Wasser von Maria del Popolo! Also, dann auf zu La Mensa di Bracco, zu einem leckeren zweiten Abendessen.
 
Vielen Dank, Dentaria! Ich habe schon ein bißchen auf der Seite von Alfiero Nena herumgestöbert. Mir gefällt vieles von ihm.
Aber wieso er diese Christusfigur "Licht der Welt" genannt hat, ist mir nicht direkt einsichtig. Da muß ich auf jeden Fall noch einmal nach Santa Maria del Popolo und das ergründen. Schon wieder ein Grund für die nächste Romtour gefunden!
Herzlichen Gruß
Domitilla
 
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