Bericht: Ausstellung: Rom und die Barbaren

Claude

Triumphator
Stammrömer
Liebe Foristi,

einige von Euch wissen, dass ich vor dem Kölner Treffen einen Besuch in Bonn eingeplant habe, um die Ausstellung "Rom und die Barbaren" anzusehen, die noch bis zum 7. Dezember in der Bundeskunsthalle zu sehen sein wird.

Leider war strengstes Fotoverbot angesagt - mein kleines Umhängetäschchen wurde argwöhnisch in Augenschein genommen Aber es waren nur Geldbeutel und Handy darin ...

Es lohnt sich auf alle Fälle, die Ausstellung anzusehen, denn es werden wunderbare Objekte präsentiert, viele aus nordosteuropäischen Museen und erstmals in so umfangereicher Form nebeneinander. Viele Objekte stammen aus Hortfunden oder sind Grabbeigaben. Ein Genuß für die Augen.

Aber als Ausstellung, die bei den Betrachtern ja auch einen Kenntnisgewinn anstreben sollte, eigentlich nicht gut gemacht. Es fehlte bitter an Erklärungen, die Beschriftungen waren sehr lakonisch. Wer nicht über ein wenig Vorwissen über die Völkerwanderungszeit mitbringt, ist schnell verloren. Zudem stellt sich die Frage, ob die ausgestellten Objekte tatsächlich repräsentativ für die Zeit, aus der sie stammen, sind. Sie spiegeln die Lebenswelt (oder Totenwelt) der Oberschicht wider, was mit "Otto Normalverbraucher" passiert ist, gerät nicht in den Blickwinkel.

Leider hat man auch die Chance vertan, Ost und West zusammenzubringen. Bedauerlicherweise kommt der Mittelmeerraum nicht vor - man hätte die Gelegenheit nutzen können, die komplette Ausstellung aus Venedig zu übernehmen und durch den Blick auf Nordosteuropa erweitern können.

Interessant ist auch der lesenswerte Katalog (eigentlich empfiehlt sich die Lektüre vor Ausstellungsbesuch, um eine Orientierung zu haben). Nur sind leider bei weitem nicht alle Exponate durch entsprechende Abbildungen vertreten. Dagegen sind viele Objekte, die in Bonn nicht ausgestellt sind, reproduziert. So ist es auch anhand des Katalogs schwierig, die Ausstellung nachzuvollziehen - jedenfalls vermisse ich viele Dinge, die ich gern noch mal - wenigstens im Foto - angeschaut hätte. Leider hat man sich kein Vorbild an der Konstantin Ausstellung in Trier genommen, wo dem umfangreichen Katalog eine CD Rom beilag, auf der man alle Stücke noch mal anschauen konnte. Man hat auch das Gefühl, dass der Katalog mit den Essays gar nicht ganz zu der Ausstellung "paßt": so nimmt die Christianisierung der Barbaren einen viel größeren Stellenwert ein, als ihr in der Ausstellung beigemessen wurde.
Wenn ich die Gelegenheit habe, werde ich mir zum Vergleich mal die französische Ausgabe des Venedig-Katalogs ansehen. Vielleicht ist das ganz aufschlußreich.

Auf das Fotoverbot habe ich schon hingewiesen. Um diese Lücke zu kompensieren, wollte ich wenigstens Postkarten erwerben - aber die gab es gar nicht (was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass ich nur wenige Tage nach der Eröffnung in Bonn war und die Postkarten waren noch nicht fertig).

Den Besuch dieser Ausstellung kann ich unbedingt empfehlen, aber wenn man wirklich davon profitieren möchte, sollte man sich vorher ein wenig sachkundig machen.

Leider gelingt es mir wieder nicht, den richtigen Link einzustellen (die Frames) - auf der HP der Bundeskunsthalle ist inzwischen auch ein Video verlinkt (das ich aber nicht aufrufen und anschauen kann).

Viele Grüße
Claude
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Claude,

zunächst nochmals Dank für deinen Bericht zu der Ausstellung:thumbup:. Trotz der von dir kritisierten Defizite in der Präsentation hoffe ich, sie noch persönlich zu sehen.

Derweil habe ich noch einen Audiobeitrag von Deutschlandradio Kultur, erschienen dort am 21.08. mit einem Interview zu der Ausstellung.


Liebe Grüße

von gengarde
 
Das habe ich gern geschrieben. Ich freue mich ja auch, wenn ich hier Tipps lese und mir dann überlegen kan ob sich der Ausflug lohnt.
In dem Fall kann ich dich nur ermuntern - die gezeigten Objekte sind einfach wunderschön.

Auch dir Dank für den Link - das höre ich mir später an (ich bin gerade erst heimgekommen)

Viele Grüße und bis bald
Claude
 
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