Rom "zwischen den Jahren" 2007

tacitus

Magnus
Stammrömer
Inhalt

Vorbericht - Der Plan - 1. Tag: 26.12.2007 (Anreise)

2. Tag: 27. Dezember 2007 (1. Teil)

Kuppel von St. Peter - Petersdom

2. Tag: 27. Dezember 2007 (2. Teil)
Centro storico

3. Tag: 28. Dezember 2007
Roma Pass - Colosseum - Palatin - Forum Romanum - Kapitolinische Museen

4. Tag: 29. Dezember 2007
Vatikanische Museen

5. Tag: 30. Dezember 2007
Abreise


Ein freundliches "Hallo" an alle Foristi!

Wie versprochen melde ich mich hier mit einem Reisebericht über unseren Rombesuch vom 26.-30. Dezember 2007. Ich bekenne, daß ich mich ein wenig scheue, unsere Erfahrungen und Erlebnisse hier zu notieren, denn zum einen werde ich nicht an die reisefeuilletonistischen Meisterleistungen in diesem Forum heranreichen, zu denen ich als Musterbeispiel drhoettes [thread=1880]Romreise eines Senioren-Ehepaars Mai 2007[/thread] zähle, zum anderen werde ich den Romkennern kaum Neues bieten können. So seien diese Zeilen denn als ein kleiner Dank an das Rom-Forum zu verstehen, ohne das ich mich bei weitem nicht so gut auf die Reise hätte vorbereiten können und dem ich viele gute und unbezahlbare Insider-Tips verdanke, die sich auf den Wegen durch die Ewige Stadt als mehr als nützlich erwiesen haben.

Vorbericht

Trotz eines (noch in der nichtreformierten gymnasialen Oberstufe erlangten) Großen Latinums und eines abgeschlossenen Geschichtsstudiums hatte es weder mich noch meine Frau in unserem bisherigen Leben nach Rom verschlagen. Der Plan einer solchen Reise war eigentlich auch nicht aufgekommen, bis unser Sohn von einer Tutorenfahrt (ja: reformierte Oberstufe!) aus Rom zurückkam: begeistert und sprachlos. "Das ist etwas für Euch! Da müßt Ihr hin!", hörten wir ihn noch tagelang nach seiner Rückkehr sagen. Das ist jetzt auch schon einige Jahre her, aber seitdem haben wir immer mal wieder den Gedanken an eine Romreise vorsichtig in uns aufkommen lassen. Den letzten Anstoß gaben dann aber die Gäste, die mir zu meinem letztvergangenen runden Geburtstag eine mit Rom-Impressionen geschmückte Leinwand schenkten, an der sich auch der eine oder andere Geldschein befand:


"Jetzt müßt Ihr fahren!", war zu hören. Trotzdem hat es dann noch ein gutes Jahr gedauert, bis alles in die Tat umgesetzt wurde. Die Buchungen erfolgten Ende August via Internet: zuerst der Flug von Hannover über München nach Rom; Rückflug über Frankfurt für 400,00€, dann die B&B-Pension (über die ich bei den Hoteltipps berichte: [thread=2921]Recidence d'Angelo[/thread]) für fünf Übernachtungen zu 440,00€ (Preise jeweils für zwei Personen). Und seit Ende August habe ich mich dann auch mehr oder weniger intensiv vorbereitet, zum Schrecken meiner Frau eine gar nicht mehr so kleine Rombibliothek zusammengetragen, mich aber vor allen Dingen doch am (vom Datum her etwas ominösen) 1. September hier im Forum angemeldet. Da erfuhr ich bald aus den Berichten, daß es so etwas wie eine "Romitis" gäbe, für die die Ärzte noch keine Therapie gefunden hätten. Ich ahnte nicht, daß es auch so etwas wie eine galoppierende "Roma-antiqua-Forumitis" geben würde...

Der Plan

Da es sich um den ersten Aufenthalt in Rom handeln würde, stand von Anfang an fest, daß wir an den drei vollen Tagen, die uns zur Verfügung standen, nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansteuern wollten. Die Lage unserer B&B-Pension an der Piazza Amerigo Capponi genau zwischen Vatikan und Engelsburg ließ es günstig erscheinen, den ersten Tag dem Petersdom und den Vatikanischen Museen zu widmen. Der zweite Tag sollte dem antiken Rom vorbehalten sein: Colosseum, Forum Romanum, Palatin, Kapitolinische Museen. Für den dritten Tag war dann ein ausführlicher Bummel durch die Altstadt vorgesehen. Aber wie wußte schon der arme BB aus Augsburg (Gruß an den Großmeister des Forums:nod:): "Ja mach nur einen Plan.."

1. Tag: 26. Dezember 2007 (Anreise)

Der erste Tag ist schnell erzählt, denn er wurde von der Anreise nach Rom fast vollständig aufgebraucht. Unsere Maschine flog um 11:20 Uhr ab Hannover. Dafür mußten wir aber schon kurz nach 8 Uhr am Bahnhof stehen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. In München gab es dann einen fast dreistündigen Aufenthalt. Nun, wir hatten schon immer davon geträumt, einmal im Leben den 2. Weihnachtstag auf dem Flughafen "Franz Josef Strauß" zu verbringen, und so haben wir das Beste daraus gemacht: Mittagessen bei Käfer und Kaffeepause bei Dallmayr. Meine liebe Frau hat dann sogar bei Dallmayr Espresso gekauft, was ich bei einer Reise nach Rom für eine eher merkwürdige Form der Daseinsvorsorge hielt, aber dann stillschweigend tolerierte. Um 15:20 Uhr hob dann endlich die Maschine ab, die uns auf die Minute pünktlich nach Rom-Fiumicino brachte. Da hatten wir uns schon auf die eher schleppende Gepäckabfertigung eingestellt, von der ich hier im Forum so häufig gelesen hatte. Aber siehe: als wir nach einer mir ziemlich endlos vorkommenden Wanderung durch die Gänge des Flughafens an das Gepäckband kamen, rotierte es schon munter vor sich hin und innerhalb der nächsten fünf Minuten hatten wir den Koffer und standen in der Ankunftshalle. Da standen wir nun. Etwas ratlos. Ich hatte für den Transfer den Rome Airport transfer: Ciampino airport, Fiumicino airport, Rome city and Civitavecchia gebucht, über den hier im Forum so viel Positives berichtet wurde [thread=1239]Positive Erfahrung mit Airport Shuttle[/thread], in der Ankunftshalle standen auch viele Transfer-Fahrer mit Namensschildern, nur den unsrigen suchten wir vergebens. Nach etwa 15 Minuten griff ich dann zum Handy, rief die Servicenummer an und tatsächlich kam dann nach weiteren 10 Minuten der Fahrer, der sich höflich entschuldigte und uns dann in ca. 45 Minuten zur Pension brachte. Da war es auch schon fast 18 Uhr. Schnell war das Zimmer belegt und wir machten uns auf zu einem ersten Erkundungsspaziergang, der uns natürlich auf den nur höchstens drei Minuten entfernten Petersplatz führte. Bilder von der Krippe und dem Weihnachtsbaum habe ich an anderer Stelle ins Forum gestellt: [thread=2877]Weihnachtsbaum und Krippe auf dem Petersplatz[/thread]. An diesem 2. Weihnachtstag war der Platz auch abends noch gut gefüllt, vor allem vor der Krippe stand eine größere Menschenmenge, darunter eine polnische Pilgergruppe, der wir etwa eine halbe Stunde lang andächtig zuhörten, wie sie polnische Weihnachtslieder sang. Durch die Gassen des Borgo ging es dann langsam zu einem Lokal, das wir ohne dieses Forum auch nie kennengelernt hätten:


Ja, die Cantina Tirolese war nur vier Häuser von unserer B&B-Pension entfernt und daher für uns von der Reise doch etwas ermatteten Geister die bequemste, wenn auch eine sicher nicht ganz ortstypische kulinarische Anlaufstation. Nach dem Abendessen ging es nochmals schlendernd durch den Borgo bis zum Petersplatz (ja, die zwei Fenster waren noch erleuchtet...), bevor wir uns entschlossen, früh die Ruhe zu suchen. Der nächste Tag sollte zeigen, daß wir gut daran taten...

[ist fortzusetzen, zu ergänzen und zu korrigieren]
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bekenne, daß ich mich ein wenig scheue, unsere Erfahrungen und Erlebnisse hier zu notieren, denn (...) ich werde ich nicht an die reisefeuilletonistischen Meisterleistungen in diesem Forum heranreichen.
(...)
Aber wie wußte schon der arme BB aus Augsburg (Gruß an den Großmeister des Forums:nod:): "Ja, mach nur einen Plan ..."
"... sei nur ein großes Licht" - und in diesem Sinne möchte ich sagen: Nun stell' mal dein Licht nicht unnötig unter den Scheffel - weiter so! :nod: :thumbup:
 
Gaukler schrieb:
"... sei nur ein großes Licht" - und in diesem Sinne möchte ich sagen: Nun stell' mal dein Licht nicht unnötig unter den Scheffel - weiter so!
Ich werde mich bemühen, auch wenn ich nur ein ganz einfacher Arbeiter im überreichen Garten dieses Forums bin. [Bitte, bitte die Anspielung zu verzeihen!]
 
Hallo und Moin, Moin tacitus!


VIELEN DANK für den Anfang Deines sehr schön zu lesenden Berichtes ... ich bin schon sehr gespannt wie es weitergeht und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung .....


Gruß - Asterixinchen :)
 
Ich werde mich bemühen, auch wenn ich nur ein ganz einfacher Arbeiter im überreichen Garten dieses Forums bin. [Bitte, bitte die Anspielung zu verzeihen!]
O nein, das wird nicht verziehen :!:
Hier entsteht gerade ein neuer Diamant: Spannender Reisebericht und hintersinnige Kommentare :nod:
Dies Kombination ist unverzeihlich, keine Chance.

Bitte weiter so ;)
patta
 
2. Tag: 27. Dezember 2008 (1. Teil)

Der zweite Tag begann (wie dann alle folgenden) schon vor dem Frühstück mit einem Blick von der Dachterrasse unserer B&B-Pension:


Bei dieser Aussicht und diesem Wetter wurde sofort der Plan, morgens gleich früh in die Vatikanischen Museen zu gehen, aufgegeben, da ich mich an die guten Ratschläge im Forum erinnerte, einen Rombesuch auf der Kuppel von St. Peter zu beginnen. So gingen wir nach dem Frühstück zum Petersplatz, waren kurz nach 9 Uhr sofort und ohne Warten durch die Sicherheitskontrollen hindurch, blieben zuerst kurz am Bronzetor stehen [wo gerade ein Kardinal (in Begleitung zweier älterer Damen) den Päpstlichen Palast betrat und von den Gardisten militärisch-salutierend begüßt wurde], um dann zum Lift zu gelangen. Den Aufstieg in die Kuppel hat drhoette ausführlich beschrieben [thread=1880]Romreise eines Senioren-Ehepaars Mai 2007[/thread]. Auch wir hielten staunend zuerst auf dem inneren Kuppelumgang inne, um von oben auf Berninis Baldachin zu schauen, bevor wir dann weiter bis zur Laterne hochstiegen (320 Stufen stand unten vor dem Lift zu lesen; meine Frau, die immer alle Treppenstufen zählt [selbst die zum Turm des Ulmer Münsters...], kam nur auf 299. Da müßte von offizieller Seite also mal nachgezählt werden!), und dort vom Ausblick belohnt wurden. Auch wenn im Forum genügend Bilder von dieser Aussicht vorhanden sind, stelle ich zur Illustration und Auflockerung hier drei Aufnahmen ein:

Blick auf das Governatoratsgebäude in den Vatikanischen Gärten


Päpstliche Audienzhalle und Campo santo teutonico

Sixtinische Kapelle

Natürlich haben wir uns vor der Rückfahrt mit dem Lift mit Ansichtskarten aus dem kleinen Souvenirladen oben auf St. Peter eingedeckt und hoffen jetzt, daß alle, denen wir geschrieben haben, diesen Herkunftsort der Karten auch zu würdigen wissen.

Wieder unten angekommen, hatten wir immer noch den Plan, zu den Vatikanischen Museen zu gehen, um dann am späteren Nachmittag St. Peter zu besichtigen. Ein kurzer Blick auf den Petersplatz überzeugte uns aber, daß es vernünftiger wäre, St. Peter nicht zu verlassen. Die Warteschlange vor den Sicherheitsschleusen hatte inzwischen die (von der Basilika aus gesehen) rechten Kolonnaden erreicht... Also überließen wir uns für die nächsten gut eineinhalb Stunden ganz den Eindrücken im Innenraum von St. Peter. Diese Zeit braucht es auch mindestens, um die vielfältigen Details aufzunehmen und auf sich wirken zu lassen. Vielleicht sollte ich hier einflechten, daß wir die Eindrücke und die Würde von St. Peter als Angehörige einer religiösen Gemeinschaft erlebten, die nach römisch-katholischer Auffassung nicht als "ecclesia" anzusprechen sei (vgl. Prof. Dr. J. Ratzinger, Universität Bonn, im Lexikon-Artikel "Protestantismus III" in: Religion und Geschichte und Gegenwart, Bd. 5, 1961, Sp. 663-666). Wir haben uns aber kaum bisher anderswo derart in einer "Kirche" gefühlt wie in St. Peter. Meine liebe Frau hat sich sogar in die lange Reihe der Pilger gestellt, um den Fuß der Statue des Hl. Petrus zu berühren, wohingegen sie schmerzlich eine Gelegenheit vermißt hat, eine Kerze anzuzünden. Dies scheint in St. Peter nicht möglich zu sein, denn wir können uns kaum vorstellen, daß wir die entsprechende Stelle übersehen haben.

Als wir schließlich nach dem ersten Besuch in St. Peter (zwei weitere sollten in den nächsten Tagen noch folgen) wieder auf den Petersplatz kamen und die Kolonnaden in Richtung Via di Porta Angelica durchschritten hatten, stießen wir auf das Ende der Schlange zu den Vatikanischen Museen. Da war uns sofort klar, daß wir unseren Plan aufgeben konnten, die Museen noch heute zu besuchen. Sie würden ja auch nicht weglaufen. Um uns kurz zu beraten, was statt dessen zu tun sei, und um uns von der Kuppelbesteigung und der Besichtigung von St. Peter ein wenig zu erholen, betraten wir ein Café in der Via di Porta Angelica. Dort begingen wir [trotz aller Vorwarnungen in diesem Forum!] den einzigen Fehler unserer Romreise: Wir setzten uns an einen Tisch und bestellten je einen Cappuccino und je ein Stück Torte. Meiner Frau habe ich bis heute verschwiegen, was ich dafür bezahlen mußte und ich werde es auch nicht hier in diesen Bericht hineinschreiben (den sie ja schließlich auch noch lesen wird). Wer seine Reisekasse behalten möchte, vermeide, was wir taten! Ich habe jedenfalls in den nächsten Tagen, als wir wiederholt an diesem Café vorbeikamen, immer eine innerliche damnatio ausgesprochen...

[ist fortzusetzen, zu ergänzen und zu korrigieren]
 
Zuletzt bearbeitet:
Ulf, wenn die Torte lecker war, dann darfst Du den Betrag unter Spaß abbuchen (notfalls auf mehrere Jahre splitten :D )

Das Lesen macht sehr viel Spaß und erinnert mich an meinen letzten Rombesuch, der nun auch schon neun Wochen (nein, noch nicht ganz 9 1/2 ;) ) zurück liegt.
Wir haben uns aber kaum bisher anderswo derart in einer "Kirche" gefühlt wie in St. Peter
Das verstehe ich nicht, bei mir ist es genau umgekehrt!

patta
 
Café in der Via di Porta Angelica. Dort begingen wir [trotz aller Vorwarnungen in diesem Forum!] den einzigen Fehler unserer Romreise: Wir setzten uns an einen Tisch und bestellten je einen Cappuccino und je ein Stück Torte. Meiner Frau habe ich bis heute verschwiegen, was ich dafür bezahlen mußte und ich werde es auch nicht hier in diesen Bericht hineinschreiben (den sie ja schließlich auch noch lesen wird). Wer seine Reisekasse behalten möchte, vermeide, was wir taten! Ich habe jedenfalls in den nächsten Tagen, als wir wiederholt an diesem Café vorbeikamen, immer eine innerliche damnatio ausgesprochen...
Ja, so etwas ist ärgerlich - aber, ob nun hier publiziert oder nicht, du bist sicher nicht der einzige, dem so etwas schon mal passiert ist: Wir z.B. haben uns vor 2 Jahren in Florenz :x :x :x neppen lassen mit 10,- für einen Campari (und wir haben beide einen getrunken) ... :blush:
So was ist einem, das immerhin, eine Lehre fürs Leben!
 
patta schrieb:
Hier entsteht gerade ein neuer Diamant: Spannender Reisebericht und hintersinnige Kommentare
O, vielen Dank:blush:!

patta schrieb:
Ulf, wenn die Torte lecker war, dann darfst Du den Betrag unter Spaß abbuchen (notfalls auf mehrere Jahre splitten :D )
Gute Idee!:thumbup::lol:

patta schrieb:
Zitat:
Wir haben uns aber kaum bisher anderswo derart in einer "Kirche" gefühlt wie in St. Peter

Das verstehe ich nicht, bei mir ist es genau umgekehrt!
Wir haben es durchweg so empfunden; es war insgesamt eine ruhige und würdige Atmosphäre trotz der vielen Menschen und der zahlreichen Touristengruppen, die durch St. Peter geführt wurden.

Schönen Gruß
Ulf
 
Gaukler schrieb:
So was ist einem, das immerhin, eine Lehre fürs Leben!
Ja, das stimmt. Aber ich hätte es ja (gerade an diesem Ort!) vorher wissen können, daher der Ärger. Wären wir nur ein paar hundert Meter weitergegangen, hätten wir wohl auch am Tisch nur die Hälfte bezahlt.

Schönen Gruß
Ulf
 
Zunächst - wenn auch wohl reichlich verspätet - Herzlichen Glückwunsch zum L. Ich hoffe, der LI war noch nicht!

Dann die erfreuliche Feststellung: Zwei Romitis-Befallene mehr!

Und schließlich drittens: Wann geht's weiter mit dem schönen Bericht?
 
drhoette schrieb:
Zunächst - wenn auch wohl reichlich verspätet - Herzlichen Glückwunsch zum L.
Vielen Dank! Da hat jemand aber ganz genau auf die Staffelei geschaut...

drhoette schrieb:
Ich hoffe, der LI war noch nicht!
Leider doch:(

drhoette schrieb:
Dann die erfreuliche Feststellung: Zwei Romitis-Befallene mehr!
:nod::thumbup:

drhoette schrieb:
Und schließlich drittens: Wann geht's weiter mit dem schönen Bericht?
Heute nicht mehr. Ich bitte um freundliches Verständnis. Wenn ich genügend Zeit finde, geht es morgen am späteren Nachmittag weiter.

Schönen Gruß
Ulf
 
Zuletzt bearbeitet:
patta schrieb:
Wir haben uns aber kaum bisher anderswo derart in einer "Kirche" gefühlt wie in St. Peter.
Das verstehe ich nicht, bei mir ist es genau umgekehrt!
Wir haben es durchweg so empfunden; es war insgesamt eine ruhige und würdige Atmosphäre trotz der vielen Menschen und der zahlreichen Touristengruppen, die durch St. Peter geführt wurden.
So sind bzw. empfinden die Menschen halt verschieden: Mir persönlich ergeht es da ebenso wie patta; aber die beiden Jungs, mit denen ich im September in Rom war, waren genau aus diesem Grund aus dem Petersdom kaum wegzukriegen bzw. am letzten Tag ohne mich gleich noch ein zweites Mal drin. - Gut, Einschränkung: Sie haben sich (bzw. dann wieder: wir haben uns) in anderen Kirchen gleichermaßen als jeweils in solchen gefühlt; aber gerade der Petersdom übte gerade unter diesem Aspekt eine besondere Anziehungskraft auf sie aus, die sich mir bislang noch nicht mitgeteilt hat.
 
2. Tag: 27. Dezember 2007 (2. Teil)

Ob ich den niedergelegten Faden meiner Reisebeschreibung wieder aufnehmen kann?

Bei unserer etwas überteuerten Erholungspause hatten wir uns schnell entschlossen, den Besuch in den Vatikanischen Museen auf den Samstag zu verlegen und den jetzt frei gewordenen Nachmittag für den eigentlich da vorgesehenen Bummel durch die Altstadt zu nutzen. Ich werde also versuchen, diesen Rundgang so zu rekonstruieren, daß man ihn mit Hilfe eines Stadtplanes nachvollziehen kann.

Durch die Straße Borgo Pio schlendernd, kamen wir zuerst zum Castel Sant' Angelo, das wir uns nur von außen angesehen haben. Endlich bekamen wir eine genaue Vorstellung davon, aus welcher Höhe sich Floria Tosca in die Tiefe gestürzt hat und erinnerten uns erheitert an eine Aufführung vor Jahren in der Dresdner Semperoper, als die Sängerin der Tosca bei ihrem Todessprung zum großen Amüsement der Zuhörer und Zuschauer (und wahrscheinlich doch zum schier endlosen Ärger der Bühnentechniker) vom sie auffangenden Trampolin wieder in die Höhe geschnellt wurde und dabei völlig konsterniert in den Zuschauerraum blickte...

Über den Ponte Sant'Angelo (diese Aufnahme muß jetzt sein, nicht wegen der Engelsburg, nicht wegen der Brücke mit seinen Bernini-Engeln, sondern wegen der Himmelsbläue an einem 27. Dezember)


ging es auf die gegenüberliegende Tiberseite direkt in die weihnachtlich geschmückte Via dei Coronari mit vielen kleinen Geschäften, Boutiquen und Antiquitätenläden. Nach ein paar Metern zog es uns in die Kirche San Salvatore in Lauro, wo meine Frau dann auch die in St. Peter vermißte Kerze anzünden konnte.

Weiter der Via dei Coronari folgend und an deren Ende ein paar Gäßchen nach rechts abbiegend, standen wir bald auf der Piazza Navona vor dem Neptunbrunnen:


Das Coca-Cola-Poster im Hintergrund läßt ahnen, was uns hier erwartete. Auf dem Platz hatte sich ein greller italienischer Weihnachtsmarkt ausgebreitet mit einem großen Kinderkarussell und mit etlichen Buden, an denen es die kitschigsten Dinge in allen nur erdenklichen poppigen Farben zu erstehen gab.



Schnell flüchteten wir in die Kirche Sant'Agnese in Agone direkt vor dem (seit wann eigentlich schon?) eingerüsteten Vierströmebrunnen. Immerhin waren zwei Steinmetze eifrig bei der Arbeit. Der Zustand des Brunnens läßt aber momentan darauf schließen, daß der Bauzaun auf absehbare Zeit nicht fallen wird:


Beim Mohrenbrunnen, den ich aus Systemzwang jetzt auch noch hierher setze, obwohl alle Foristi ihn kennen:


beim Mohrenbrunnen also verließen wir die Piazza Navona, überquerten den Corso del Rinascimento und standen nach wenigen Schritten auf der Piazza della Rotonda und vor dem Pantheon, dessen Innenraum uns schier überwältigte, dessen Bild ich hier aber zur Abwechslung nicht einfüge...

Mittlerweile war unsere teuer bezahlte Pause am Vatikan schon einige Zeit her und uns verlangte zumindest wieder nach einer Stärkung durch einen Kaffee. Da hatte ich für meine Frau die richtige Überraschung parat. Wer immer vor einigen Wochen hier im Forum den Hinweis auf das Tazza d'Oro gab (war es sira, war es Susannah?) fühle sich dankbar umarmt. Ich hielt mich an den Espresso, aber meine Frau schwört, nie eine bessere Schokolade getrunken zu haben, und bestätigt damit alle Forums-Schwärmerei über dieses Café (das nicht zu übersehen ist, wenn man auf der Piazza della Rotonda stehend ein wenig in die abzweigenden Seitengassen hineinschaut).

Am Pantheon vorbei war es dann nicht weit zur Piazza di Minerva mit Berninis Elefanten-Obelisken und der Kirche Santa Maria sopra Minerva , in der uns vor allem Michelangelos Christusfigur und die Gräber der Hl. Katharina von Siena und des Malers Fra Angelico anzogen.

Danach ging es kurz zurück zur Piazza della Rotonda, von der aus wir uns durch kleine Sträßchen, die zum Glück fast alle den Fußgängern vorbehalten waren, vorbei am Palazzo Montecitorio, dem Sitz des italienischen Parlaments, zur Piazza Colonna mit ihrer Marc-Aurel-Säule treiben ließen. Vor dem Palazzo Chigi, dem Sitz des italienischen Ministerpräsidenten hatte sich gerade eine kleine Menschentraube gebildet, die auf irgend etwas zu warten schien. Wir gesellten uns dazu und beobachteten aber vor allem die beiden Polizisten links und rechts vor dem Eingang in ihren Paradeuniformen:


Sie (links) war sich der Würde ihres Auftrags voll bewußt. Stoisch und unerschütterlich sah sie unbewegt in eine imaginäre Ferne, ganz und gar Hüterin der Staatsgewalt, während er (rechts) munter das Treiben um sich herum genoß und dabei, so schien uns, auch dem einen oder anderen Flirt mit einer schönen Passantin nicht abgeneigt war.

Da es mir auch nach Minuten nicht gelang, auch nur den allerkleinsten Augenkontakt zur Polizistin aufzunehmen, wandten wir uns ab, überquerten den Corso, schauten kurz in die Einkaufspassage der Galleria Colonna hinein, ohne hier allerdings den kleinsten Cent zu hinterlassen. Die hatten wir uns natürlich aufgespart für die Fontana di Trevi, die das eigentliche Ziel des Spaziergangs von der Piazza della Rotonda war. Der Platz über und über angefüllt mit Touristen. Dennoch gelang es uns, für kurze Zeit an den Brunnenrand zu kommen, um die obligatorische Münzsteuer zu entrichten. Zumindest einer Rückkehr nach Rom sollte damit ja nichts mehr im Wege stehen...

Die Fontana di Trevi hatte ich mir als den äußersten Punkt unseres Altstadtbummels vorgenommen. Inzwischen war auch der Nachmittag schon etwas fortgeschritten und es war, auch eingedenk der entsprechend der Jahreszeit früh einsetzenden Dämmerung, langsam, aber sicher an den Rückweg zu denken. Der führte uns durch viele Altstadtgassen, nochmals vorbei am Pantheon, wieder an den Corso del Rinascimento, von dem aus wir die Kirche Sant' Andrea della Valle mit ihrer sehenswerten Kuppel ansteuerten. Unversehens waren wir da auch wieder bei Puccinis "Tosca" angelangt, deren erster Akt in einer Seitenkapelle dieser Kirche (vom Eingang aus die erste links) angesiedelt ist.

Von dort aus war es nur ein Katzensprung zum Campo de' Fiori, wo wir allerdings bloß noch zusehen konnten, wie die unappetitlichen Reste des Marktes zusammengekehrt wurden, und zum Palazzo Farnese:


Dann aber trugen uns unsere inzwischen doch etwas schweren Beine über den Corso Vittorio Emanuelle II. und den Ponte Vittorio Emanuelle II. zurück zu unserer B&B-Pension, die wir schon bei völliger Dunkelheit erreichten.

Für das Abendessen hatte ich mir aus den Restauranttips des Forums das Lokal [thread=1731]L'Isola della Pizza[/thread] in der nahe gelegenen Via degli Scipioni herausgesucht. Da hatten wir dann ein Erlebnis der besonderen Art, denn kaum hatten wir Platz genommen, als uns der Kellner auch schon eine erste Auswahl Antipasti unbestellt auf den Tisch stellte. Etwas irritiert beobachteten wir, daß italienischen Gästen zunächst, wie doch wohl üblich, die Karte vorgelegt wurde. Uns aber brachte der Kellner gleich noch eine zweite Auswahl Antipasti. Wir fügten uns, denn es mundete vorzüglich. Aus der Karte bestellen konnten wir schließlich den Hauptgang, der dann angesichts der Massen an Antipasti nur noch aus je einer Pizza bestehen konnte, und die Nachspeise. Alles war vorzüglich, auch der Hauswein. Aber wir hatten insgesamt doch den Eindruck, daß Touristen anders behandelt wurden als Einheimische.

Nach dem Abendessen gab es dann noch einen Abendspaziergang zum Petersplatz (ja, die beiden Fenster waren erleuchtet...), bevor wir uns nach diesem ersten vollen Tag in Rom voller schöner Eindrücke zur Ruhe begaben. Wir wußten noch nicht, daß der nächste Tag mit einer kleinen Odyssee beginnen sollte...

[ist fortzusetzen, zu ergänzen und zu korrigieren]
 
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