Im Rom des Gian Lorenzo Bernini

Es handelt sich um das Grabmal des Favoriti_Agostino wie auch hier zu sehen ist und nachzulesen hier (Seite 124 falls der Link nicht richtig "einrastet").


Ganz herzlichen Dank für Deine Ergänzungen! :thumbup:

Wie hast Du das nur gefunden:?:​

Bitte, gern geschehen und gefunden habe ich diese Ergänzung auf Umwegen: ich habe einen ziemlich ausführlichen "Asbach_uralt"- TCI-Führer "Roma e dintorni" (der tatsächlich aus den 60ern des letzten Jahrhunderts stammt :lol:) in dem auch ein paar "kleinere" Denkmäler von SMM erwähnt sind, und nachdem Du den Standort erwähnt hattest, brauchte ich nur noch die Namen zu googeln...

Danke für die Fortsetzung :!: Besonders Deine Erläuterungen zum ganzen Ensemble um die "Verzückung der hl. Teresa" habe ich mit Interesse gelesen. :nod: Ich mag diese Heilige (mit ihren oft so treffenden Aussprüchen) sowieso gerne, z.B. ;)
„Von dummen Andachten und sauertöpfischen Heiligen erlöse uns, lieber Herr.“
oder der ist auch gut ;)
Die große Mystikerin Teresa von Avila beklagte sich einmal im Gebet über all die vielen Drangsale und Widerwärtigkeiten, unter denen sie zu leiden hätte.
"So behandele ich meine Freunde", antwortete ihr der Herr.
Teresa versetzte: "Darum hast Du auch nur so wenige."
Liebe Grüße
Pasquetta
 
Sie scheint ja wirklich eine sehr interessante Frau gewesen zu sein. :thumbup:​

Ich habe meine - leider nur wenigen - Informationen aus diesem Buch:
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Mein nächstes Bernini-Ziel liegt in der Via Urbana und ist die Kirche San Lorenzo in Fonte.
Aber es ist in Rom natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, mehr als einen Kilometer zu laufen,
ohne Sehenswertes zu finden!
Gleich gegenüber von Santa Maria della Vittoria liegt​

San Bernardo alle Terme



Das Gebäude dieser kleinen Kirche war einst das nordwestlichste Gebäude der Diokltianstermen, auf diesem Bild links unten. Welchem Zweck das Gebäude einst diente, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Eine Nichte von Papst Julius III. del Monte kaufte 1593 das Gelände und stiftete es dem Zisterzienser-Orden. Im Jahr 1600 wurde der Raum zu einer Kirche umgebaut, die dem heiligen Bernhard von Clairvaux gewidmet wurde, dessen Bild die Fassade ziert.
Bereits 1670 wurde sie zur Titelkirche erhoben und auch baulich erhöht. Die Kuppel wurde dem Pantheon nachempfunden sogar die Öffnung in der Mitte war früher offen.​


In der Kirche ist das Grabmal des deutschen Malers Johann Friedrich Overbeck, dessen schönes Gemälde Italia und Germania so wunderbar die Freundschaft zwischen Italien und Deutschland zeigt. Hier kein Skelett, sondern "nur" gekreuzte Knochen.​



Gleich neben der Kirche könnte man in diesem Garten wunderbar einkaufen.​



Im südwestlichen Pendant zu San Bernardo ist nun ein Restaurent untergebracht.​



Auch an der Oper von Rom komme ich vorbei.​



Ein kleiner Abstecher zur Apsis-Seite von Santa Pudenziana, der ich natürlich auch einen Besuch abstatte.​


Aber davor wieder ein Blick hinüber zu Santa Maria Maggiore.

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich biege ein in die Via Urbana, benannt nach Urban VIII., der den antiken Vicus Patricius erweiterte. Gleich am Beginn der Straße liegt​

Santa Pudenziana

Sie ist die Titelkirche des Kölner Kardinals Joachim Meisner - leider habe ich sein Wappen abgeschnitten :blush:.​

Geschichte
Hier befand sich im 1. Jahrhundert ein Wohnhaus - das des Senators Pudens? Der Legende nach gewährte Pudens dem Petrus in seinem Haus Zuflucht, das sich später zu einer "Hauskirche" entwickelte. In dieser Legende ist auch von zwei Töchtern - Pudentiana und Praxedis - des Pudens die Rede, denen man das Patronat über die Kirchen Santa Pudenziana und Santa Prassede zuschrieb. Die heutige Kirche gehört zu den ältesten in Rom und wurde unter Einbeziehung eines Bades errichtet, wohl unter Papst Siricius. Mindestens fünf Mal wurde die Kirche restauriert, wobei leider viel verloren ging.​

Fassade und Glockenturm


Zur Kirche steigt man zunächst 4 Meter - auf das Nivea im 4. Jahrhundert - hinab. Das Portal ist von antiken römischen Säulen gerahmt und ein Fries aus dem 11. Jahrhundert konnte die Änderungen überdauern. Der wunderschöne Glockenturm stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert.​

Inneres

Zu beiden Seiten des Hauptschiffes sind noch die antiken Säulen der ursprünglichen Kirche zu bewundern.
Teilweise ist auch noch der alte Mosaikboden zu sehen
welch ein Unterschied zum barocken Prunk.
Die Kuppel war 1589 die erste elliptische in ganz Italien - auch Bernini sollte sie kopieren.​

Apsis-Mosaik

Es ist wohl das älteste christliche Mosaik in Rom. Ein bärtiger Christus sitzt auf seinem Thron, umgeben von Aposteln, die im Stil römischer Senatoren gekleidet sind. Links Paulus, der von der personifizierten "Heidenkirche", also den bekehrten Nichtjuden, gekrönt wird und auf der anderen Seite Petrus, der von der "Judenkirche" die Krone empfängt. (Lange glaubte man, es seinen die Töchter des Pudens). Im Hintergrund das Himmliche Jerusalem und die vier späteren Evangelistensymbole (Engel=Weisheit, Löwe=Edelmut, Sier=Stärke und Adler=Schnelligkeit) - leider seit dem Barock reduziert. Die vier Wesen haben hier die Funktion von Thronwächtern, ihre vielen Augen stehen für umfassendes Wissen. Ebenfalls in der Barockzeit wurde eine Friedenstaube und ein Lamm zu Füßen des Christus vernichtet. In dem Buch, das er in Händen hält, steht: DOMINUS CONSERVATOR ECCLESIAE PUDENTIANAE ("Der Herr ist der Bewahrer der Kirche des Pudens").

Vorbei an netten kleinen Geschäften laufe ich die Via Urbana hinab zu meinem nächsten Bernini-Ziel.

 
Zuletzt bearbeitet:
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzungen​




Im südwestlichen Pendant zu San Bernardo ist nun ein Restaurent untergebracht.​



... vor ein paar Jahren konnte man dort recht nett essen -> vor allen Dingen oben auf der recht ordentlichen Dachterrasse fanden "ital. Familientreffen" statt -> ob dies heute noch so ist kann ich nicht sagen ...
 
Danke für die sehr interessanten Fortsetzungen. San Bernardo alle Terme nehme ich mir gleich mal auf den Merkzettel, diese Rundkirchen finde ich immer sehr faszinierend.
Santa Pudenziana hätte ich mir bei meinem letzten Rom-Besuch auch gerne angesehen, war aber zu doof, sie zu finden. Aber ich arbeite dran... :~
 

Schön, dass Du mit mir das Rom Berninis besuchst! :thumbup:

Santa Pudenziana hätte ich mir bei meinem letzten Rom-Besuch auch gerne angesehen

Na ja, das ist uns wohl allen schon passiert,
dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht! ;)

Einfach weiträumig um den Obelisken herum laufen und wenn Du Via Urbana liest,
dann bist Du fast da! :roll:​
 
Lieber Padre,

ganz herzlichen Dank für Deine Ergänzung, mit der Du meine Dusseligkeit wieder gut gemacht hast! :thumbup:

Lieben Gruß
dentaria
 
Liebe Ute,

ganz herzlichen Dank auch von mir für diese interessanten Fortsetzungen, die ich nun endlich alle lesen konnte! :nod:

S. Bernardo alle Terme haben wir im Oktober zufällig "entdeckt" - naja, das ist eigentlich zu viel gesagt, wir kamen vorbei, als zu war und fanden schade, dass wir nicht hinein konnten. ;)
Das bleibt also für einen nächsten Besuch, ebenso wie S. Maria della Vittoria, die auch zu war.

Liebe Grüße

Angela
 

Es ist natürlich immer schade, wenn man vor verschlossenen Türen steht! :cry:

Andererseits hat man dann natürlich einen Grund, wieder nach Rom zu reisen. :~
Aber einen Grund finden wir ja immer, gelle! ;)

Mein nächstes Ziel liegt gleich bei Eurer Ferienwohnung vom Oktober: San Lorenzo in Fonte.​
 

Es ist natürlich immer schade, wenn man vor verschlossenen Türen steht! :cry:

Andererseits hat man dann natürlich einen Grund, wieder nach Rom zu reisen. :~
Aber einen Grund finden wir ja immer, gelle! ;)

Mein nächstes Ziel liegt gleich bei Eurer Ferienwohnung vom Oktober: San Lorenzo in Fonte.​

... und wir waren nicht einmal dort! :blush: :~
 
Bevor ich zu San Lorenzo in Fonte komme, sei mir noch ein kleiner theoretischer Einschub gewährt.​

Die Papstbüste im Wandel der Zeit

Da ich bei meinem Besuch noch mehrere Papstbüsten (allein Bernini fertigte 21!) sehen werde, möchte ich zunächst auf die Bedeutung der Kleidung und damit auch des (Selbst-) Verständnises der
Päpste eingehen.
Bis in das 17. Jahrhundert hinein gab es nur wenige Papstbüsten. Das änderte sich erst durch Bernini unter Papst Urban VIII. Anhand der Bekleidung lassen sich die Papstbüsten in drei Kategorien unterteilen, denn den Änderungen in der Papstpolitik folgten die Änderungen in der Gewandung. Das Papstporträt diente schließlich der päpstlichen Propaganda.​

Der Tiaratypus


Die ersten Papststauen (ab Nikolaus III.) übernahmen das Motiv des Thrones von der römischen Kaisern und demonstierten damit ihren Machtanspruch über Italien. Ein schönes Beispiel ist die Statue
des heiligen Petrus im Pertersdom, ein Werk von Arnolfo di Cambio aus dem 13. Jahrhundert, auf den seine Nachfolger so gerne verweisen. Im Gegensatz zu Petrus bekamen die Papststatuen natürlich keine antike Kleidung, sondern die Tiara und liturgische Gewänder als Zeichen ihrer Stellung. Die Büste entstand durch die Reduzierung der Statue auf den Oberkörper, auch dies wieder durchaus in antiker Tradition. Leider war es bis zum 16. Jahrhundert üblich, dass beim Tod eines Papstes sein Palast geplündert wurde uns so wurden leider viele Papstbüsten dieser Zeit zerstört.​

Der Humilitastypus
Ein erster Wandel setzte unter Paul III. durch Guglielmo della Porta ein. Nun ist das Haupt des Papstes entblößt, eine Situation, die nur während des Gebetes vorkam. Was oberflächlich als Degradierung des Papstes wirkt, ist eine neue Form der Demut. Es ist aber auch ein Ergebnis der Reformation, dass die geistliche Seite des Papsttums gegenüber der weltlichen gestärkt werden sollte. Der Papst nun nicht mehr Krieger - wie Julius II. - sondern demütiger Friedensstifter.​

Paul III.​

Der Papst trägt ein Pluviale mit allegorischen Tugenddarstellungen zum nackten Haupt, welches nach unten geneigt ist. Es kann zwar sein, dass die Kopfstellung aus einer Rückgratverkrümmung des Papstes resultiert, da sie aber so schön demütig wirkt, wurde sie auch auf spätere Päpste übertragen. Der Papst also als Diener, als "Servus servorum Dei". Der Bescheidenheit im Porträt folgte auch eine neue Bescheidenheit im Verhalten der Päpste, indem sie auf Turniere, Bankette und Jagden nun verzichteten.​


Der Camaurotypus
Nun trägt der Papst den Camauro und die Mozzetta, beides hermelinbesetzt. Diese Kleidungsstücke weisen den Papst als weltlichen Politiker mit der höchsten Juridiktionsgewalt aus. Hier sollte ein Gegensatz zur sinkenden Bedeutung des Papsttums in der Weltgeschichte geschaffen werden. Begründer dieses Typus war Bernini, mit einer Büste, die mir noch im Palazzo Barberini begegnen wird.​

Edit:
Zum besseren Verständnis das Foto nun doch schon vorab:​

 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Ute für diese Lehrstunde. Das Verständnis des Papsttums, der Päpste in ihrer jeweiligen Zeit, wäre sicher auch mal ein interessantes Thema für lange Winterabende. Neutrale, kompakte Literatur dazu habe ich aber noch nicht entdeckt.
 
So ganz spontan kann ich Dir diese Bücher nennen:
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Ganz herzlichen Dank für Deine Rückmeldung.
Wesentlich ausführlicher kann man das Thema hier erforschen:
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