Roma im Regen, Schnee und Sonnenschein

Nihil

Consul
Stammrömer
Roma vom 23.02. bis 04.03.2018

Wie auch schon die letzten Jahre reisten wir wieder als Grossfamilie in unser geliebtes Rom. Und wie immer kamen die Familien- Mitglieder an verschiedenen Tagen "angetröpfelt". Genau wie das Wetter, was Rom während dieser Tage auf uns herabfallen liess. Die Wetterkapriolen waren ja sogar Thema in den internationalen Nachrichten.
Das Wetter führte nicht nur im römischen Alltag zu gewissen Ausfällen, auch unser Reiseplan wurde gehörig durcheinander geworfen und musste immer wieder neu angepasst werden.
Aber das alles zu seiner Zeit.

Am Freitag, 23.03.2018 kam ich, vorerst alleine, am späten Nachmittag in unserer Ferienwohnung an, die wir diesmal mitten im Centro Storico gewählt hatten. Um die Ecke der Piazza Navona gelegen, lebten wir strategisch nah und fussläufig zu fast allen Sehenswürdigkeiten.

Samstag 24.02.:

Morgenspaziergang über Piazza Navona, Pantheon, Trevibrunnen, Besichtigung der Kirche SS. Apostoli mit dem Kreuzgang und Galeria Colonna.
Nachmittags Besichtigung der Kirche Santa Maria sopra Minerva mit dem Kreuzgang.

Sonntag 25.02.:

Morgenspaziergang kreuz und quer durch unser Viertel.
Am Nachmittag Domus Aurea.

Montag 26.02.:

Aus unserem ursprünglichen Plan nach Tivoli zu reisen, wurde nichts...Stattdessen Roma Nevada.

Dienstag 27.02.:

Vatikanische Museen bis zur geistigen und körperlichen Erschöpfung

Mittwoch 28.02.:

Vormittags Bummel entlang des Tibers zum Forum Boairum, nach S.Maria in Cosmedin und auf den Aventin
Nachmittags Führung durch den Palazzo Farnese

Donnerstag 01.03.

Führung Engelsburg, Via Giulia, Palazzo Spada
Abendessen in der Osteria de Fortunata

Freitag 02.03.

Führung Piazza Navona, S. Maria Anima, S. Maria della Pace, Chiostro di Bramante, und Cappuccino auf der Terasse des Hotels Eitch Borromini, anschliessend Führung im Palazzo Altemps.
Abends Konzert in der Sala Immacolata des Franziskanerklosters SS. XII. Apostoli.

Samstag 03.03.:

S.Maria degli Angeli, Terme di Diocleziano, Museo Palazzo Massimo alle Terme

Sonntag 04.03.

Morgenspaziergang auf das Kapitol und Abschied von Rom


So, und nun zum ersten Tag.
Ich war noch alleine in der Ferienwohnung, denn die Familie sollte erst in den nächsten Stunden und Tagen dazukommen. In aller Frühe gegen 6:00 Uhr machte ich mich auf den Weg, um Rom " Guten Tag" zu sagen. Und Rom lag mir sozusagen alleine zu Füssen, denn weder Einheimische noch Touristen hatten zu dem Zeitpunkt den Weg aus den Federn gefunden. Allerdings war die Wetterlage beim Blick durch das Fenster auch nicht sehr einladend.


Es war unglaublich still!!! Kein Verkehrslärm, kein Geschrei (von den Möven mal abgesehen). Ich nahm zum ersten Mal das Plätschern des Wassers in den Brunnen wahr und zwar schon 3 Strassenecken, bevor ich auf die Piazza Navona einbog. Morgens herrscht eine ganz eigene Stimmung auf den Plätzen und vor den Denkmälern.

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Am Vier-Ströme-Brunnen waren die tierischen Begleiter der Flüsse schon wach.

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Am Pantheon ergaben sich " leere" Perspektiven, wie man sie sonst nicht vor die Linse bekommt, weil die Piazza della Rotonda von Horden regelrecht erdrückt wird.
Ein einsamer Turner turnte seine Tai-Shi-Übungen unter den dicken Säulen der Eingangshalle. Ob esoterisch stimuliert vom" Kraftort" oder aus dem einfachen Grund, dass es dort trocken war...:D

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Ich wandelte im Nieselregen entlang der S.Maria sopra Minerva, bog in die Via del Pie di Marmo ein,


um dann am schweigsamen Facchino vorbei


den Corso zu überqueren in Richtung Trevi-Brunnen. Dass Rauschen der Wasserkaskaden ist eindrücklich, man kann so früh morgens den Brunnen auch nur nach Gehör finden. Da stören keine weiteren Nebengeräusche. Der Brunnen selber war etwas langweilig, zumal die Beleuchtung kurz vor 7:00 erlischt. Ohne Licht fehlte ein wenig der Zauber...zauberhaft war allerdings die Leere des Platzes vor dem Brunnen.


Gegen den Hunger und Kaffeedurst half dann aber kein optischer oder akustischer Zauber mehr. Also wieder zurück und erstmal ausgiebig gefrühstückt:

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Liebe Nihil, ich glaube diesen morgendlichen Spaziergang können bei dem Wetter wirklich nur Leute machen die Rom unendlich lieben. :thumbup::thumbup::thumbup:
 
Das war ja ein toller, temporeicher Anfang Deines Berichtes!! Freue mich sehr auf die Fortsetzung. :thumbup::)
 
Nach der verdienten Stärkung ging es wieder los. Der Himmel blieb auch den ganzen Vormittag über verhangen und schickte seinen Segen in Form von permanentem Regen auf Rom hernieder.


Ich besuchte nun SS.Apostoli, eine barockisierte Kirche mit einer ungewöhnlichen Krypta. Ursprünglich den Aposteln Phillipus und Jakobus dem Jüngern geweiht, kamen im Laufe der Jahrhunderte noch viele andere Reliquien dazu, aber bestimmt nicht die Knochen von allen 12 Aposteln. Die Kirche erlitt viele Umbauten, Abrisse, Neubauten bis sie schliesslich seit 1714 nun im barocken Gewand daherkommt. Unten in der Krypta sind die Reliquien der beiden Apostel Philippus und Jakobus zur Anbetung aufbewahrt. Die heutige Krypta wurde erst im 19.Jahrhundert gebaut, nachdem die Ausgrabungsarbeiten, die zum Fund des ursprünglichen Schreins aus dem 6. Jahrhundert führten, abgeschlossen waren.

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Die Bemalungen sind Neo-Antik, angelehnt an Fresken aus der Domitilla- Katakombe.

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Die ursprüngliche Kirche war reich mit Fresken ausgestattet. Die bemalte Apsis galt als Meisterwerk Melozzo da Forli. Leider haben sich nur wenige Fragmente aus diesem Apsisbild erhalten, von denen die Engel in den Vatikanischen Museen ausgestellt sind.

Ein wirkliches Kleinod ist die Bessarion Kapelle, die erst bei Renovierungsarbeiten am Colonna Palast 1959 wiederentdeckt wurde. Für 4 Euro kann man sie besichtigen. Ausgemalt von Antoniazzo Romano und Mino da Fiesole sind die Fresken auf drei verschiedenen Ebenen verteilt. Oben Engelschöre, die einen auferstanden Christus umflügeln. Von Letztem sieht man leider nur noch den Rockzipfel.


Basilio Bessarion, auch Johannes Bessarion, war eine sehr interessante, hochgebildete Persönlichkeit des 15. Jahrhunderts. Geboren in Anatolien, geschult an den griechischen Philosophen, trat er zum katholischen Glauben über und wurde Kardinal-Bischof.
Auf der mittleren Ebene werden mehrere Legenden zur Erscheinung des Erzengels Michael illustriert. Der Erzengel erscheint in Form eines weissen Stieres dem Bischof von Siponto, rechts die Erscheinung vor dem Heiligen Aubert de Avranches. Die alten Legenden vermischen sich mit der aktuellen Tagespolitik zu Zeiten Bessarions, der den französischen König gerne für einen Kreuzzug gegen die Türken gewonnen hätte. Was aber nicht gelang. Bessarion starb 1472.
So trägt der heilige Erzbischof die Gesichtszüge des damaligen französischen Königs Louis XI, die zwei Kardinäle an seiner Seite gehören der Rovere-Familie an und wurden später Papst, nämlich Julius II und Sixtus IV.


Auf der unteren Ebene, die stark zerstört ist, sieht man eine Kopie der Muttergottes mit dem Kind. Das Orginal hängt nur ein paar Schritte weiter in der Kapelle des S. Bonaventuro . Flankiert wird die Kopie von den Heiligen S. Eugenia und S. Claudia.

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Das Orginal ist sehr sehenswert:


Heiliges Handgemenge :D:


Anschliessend besuchte ich noch den Doppelkreuzgang des dazugehörigen Franziskanerklosters. Die Kreuzgänge sind sehr schlicht gehalten.


Es gibt einige Epitaphen an den Wänden, unter anderem auch der von Michelangelo, der dort kurzzeitig beerdigt war, bis seine Gebeine nach Florenz überführt wurde.

Ein kleines Relief ist in die Wand eingelassen und zeigt die Geburt Christi:


Schön sind die klösterlichen Begrünungen, die wenigstens an diesem grauen, regnerischen Tag ein wenig Farbe spendeten.


 
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Liebe Pecorella und Otium

Danke für eure netten Kommentare. Och, Rom lässt sich bei jedem Wetter lieben...Nur nasse Füsse sind unangenehm und die bekommt man unausweichlich bei den Wassermengen, die von oben kamen und die von unten lauern, nämlich in Form von Pfützen und versteckten Löchern. Da man ja immerzu die Augen auf die höherliegenden Schönheiten lenkt, kann es schon mal zu Fehltritten kommen.
 
Ich verliess nun den Komplex der SS.XII Apostoli. In dem schönen Portiko aus dem 16 Jahrhundert, haben sich, wie schon in anderen Berichten bemerkt, Obdachlose " fest" installiert und ihre luftigen Zimmer mit Plastikplanen abgeteilt. Der Zugang zur Kirche ist aber ohne Hindernisse passierbar.

Ich habe mir dieses Mal ein kleines Büchlein über das " Verborgene Rom" gekauft, das auf Kleinigkeiten, Ungewöhnliches, Abseitigkeiten und Liebenswertes entlang der ausgelatschten Touri-Routen aufmerksam macht. So wartet auch die Kirche SS XII Apostoli mit etwas auf, was man nicht auf den ersten Blick sieht oder einordnen kann. Aber Nachlesen hilft :!::twisted:
Auf dem Portiko sind die 12 Statuen der Apostel und 1 Christus-Statue zu sehen. Auf jedem Sockel ist ein Buchstabe eingraviert, der aber in keinem Zusammenhang mit den Namen der Säulenheiligen steht. Es handelt sich um eine geheime Huldigung oder eher ein Understatement des Kardinal Lorenzo Brancati di Lauria. Dieser Kardinal stiftete die Figuren ( und bezahlte sie auch!)und wollte sich im Gedächnis der Nachwelt erhalten ohne mit der Tür ins Haus zu fallen, bzw. dem Papst auf die roten Schühchen zu treten. So lautet die Buchstabenfolge:

Frater Laurentius De Laureolo Consultor Sancti Officii Theologus Cardinalis Episcopus Custos Vaticanae Bibliothecae

in deutscher Übersetzung: Bruder Lorenzo de Laureolo, theologischer Berater des Heiligen Offiziums, Kardinal, Bischof, Bibliothekar der Vatikan- Bibliothek

Ich ging nun um die dicken Klostermauern herum, passierte die berühmte Pontificia Universitá Gregoriana und bog in die Via della Pilotta ein, wo die vier Brücken die Gasse vom Palazzo Colonna zur ihrem Garten überspannen. Die Gärten sind im Winter leider nicht zugänglich. Hier ein Blick in den Innenhof mit dem Symbol der Colonnas: die Colonna :]


Heute wollte ich mir die Sammlung in der Galleria Colonna anschauen, die einmal in der Woche am Samstag zugänglich ist. Für 10 Euro, im Preis eingeschlossen eine Führung auf Englisch um 12:00 Uhr. Es war ein netter Spaziergang durch die Räumlichkeiten und Sammlungen eines typischen Palastes des 16-17. Jahrhunderts. Es ging mir nicht um die einzelnen Gemälde, die in der typischen Manier des barocken Zeitalters präsentiert werden. Alle Wände hängen voll bis unter die bemalten Decken und sind somit nur schlecht zu sehen. Aber dieser Horror vacui war wohl typisch für jene Zeit, da durfte kein Fleckchen Wand frei bleiben.

Selbst auf den Treppenstufen tummeln sich geschichtliche Hinterlassenschaften:


Diese Kanonenkugel flog, abgefeuert von den Franzosen während des Unabhängigkeitskriegs gegen die Garibaldinis durch die Galerie und schlug in die Treppe ein, wo man sie als Andenken beliess. Sie ist nicht zu übersehen, aber trotzdem stolpern doch immer wieder Touristen darüber, die ihre Augen über die erhabenen Kunstwerke in der Höhe schicken, statt über die Unebenheiten auf dem Boden...:~


Nun, andrerseits kann man das auch verstehen, denn diese Galerie beeindruckt nachhaltig, genau wie die Colonnas auch die römische und die Kirchengeschichte nachhaltig geprägt haben. Sie stellten Kardinäle, erfolgreiche Feldherrn, einen Papst, der immer noch seinen Audienzsaal hat. Der Thronsessel ist aber seit dem Ableben des Papst durch eine Kordel verlegt, damit sich kein Unwürdiger etwa dort niederlasse.

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Ansonsten Luxus in Reinkultur, die Colonnas feierten sich und zeigten Auserwählten ihren Reichtum ganz ungeniert.

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Abgesehen von den Gemälden an den Wänden, in den Rahmen oder als funktionales Möbel:


sind auch die bemalten Spiegel ein Kunstwerk von eigenem Wert.


Die Deckengemälde werden 3-dimensional



und auch die üppigen Kristall-Lüster sind eine Augenweide, in denen man gläserne Blüten entdecken kann:


Als Fazit kann ich für mich sagen, der Palast lohnt sich. Vorallem, wenn man ihn an den Anfang einer Rom-Reise stellt, sodass man noch nicht erschlagen ist von den geballten römischen Kunstwerken, wie es mir bei einer der ersten Rom-Reisen passierte.

Nun ging es wieder hinaus in den römischen Nieselregen, aber immerhin fröhlich gestimmt von den vielen botanischen Beigaben des Palastes, die einen ewigen Frühling vorgaukeln.


 
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Vielen Dank, Nihil, für die vielen - teils für mich ganz neuen - Einblicke in deinen Romaufenthalt.
In nur wenigen Stunden hast du ja schon sehr viel gesehen und erlebt, und ich freue mich auf die Fortsetzung.
Darf ich fragen, zum wievielten Mal du in Rom warst?
 
Liebe Nihil,

auch ich freue mich über Deinen so kurz nach der Reise verfassten Bericht und bin Deinen bisherigen EWegen gerne gefolgt, zumal wir erst im Herbst auch SS Apostoli besucht haben und uns an den Fresken der Bessarionkapelle erfreut haben.

Die Galleria Colonna haben wir vor einigen Jahren besucht, damals durfte man noch nicht fotografieren, was ja seit ein paar jahren erlaubt ist.
Ich bin auf die weiteren Berichtsteile schon gespannt, warte aber in aller Ruhe. ;)
 
Liebe Nihil,

vielen Dank für deinen munteren Reisebericht. Da ich erst an Weihnachten in der Gegend von Santi XII Apostoli war sind mir deine Bilder und beschriebenen Wege sehr vertraut.

Ganz großartig sind deine Fotos vom morgendlich stillen und regnerischen Rom, man spürt förmlich die besondere Atmosphäre.

Viele Grüße

Tizia
 
Liebe Angela, liebe Colle Marina

Danke für euer Mitlesen und eure Kommentare. Die Bessarion-Kapelle ist ein kleines Juwel, in das man sich auf dem Stahlgerüst quetschen muss. Durch die Nähe zur und Rundung der Freskenwand ist es schwierig gute Bilder zu machen. Nichtsdestotrotz lohnenswert.
Liebe Colle Marina, ich bin was Rom angeht, zwar keine Novizin mehr, aber mit nun 5 x Rom immer noch Anfänger. :)
 
Liebe Tizia

Durch die zentrale Lage unserer Ferienwohnung habe ich diese Rione viel besser kennengelernt. Und bei meinen morgendlichen Spaziergängen, die zu einer richtigen Gewohnheit wurden, immer wieder durchstriffen. Es freut mich, wenn die Fotos die Atmosphäre ein wenig herüberbringen können.
 
Santa Maria sopra Minerva

Nachdem ich mich von meinem strammen Vormittagsprogramm in der Wohnung ein bisschen ausgeruht hatte, zog ich wieder los. Zufällig hatte am Morgen die Holztür zum Kreuzgang der Kirche S. Maria sopra Minerva offengestanden, das Gitter dahinter war natürlich zu, sodass man die schönen Fresken dort nur erahnen konnte. Allerdings kündigte ein Zettel für den Tag 2 Führungen in Kirche, Sakristei und Kreuzgang an. So kam ich und ca.10 Leute mehr am Nachmittag in den Genuss von einem Dominikanermönch durch die Räumlichkeiten geführt zu werden. Die Führung war auf italienisch, sodass ich die Feinheiten leider nicht mitbekam, aber das kann man ja nachlesen.

Die Kirche ist über drei alten Heiligtümern der Isis, Minerva und Serapis errichtet. Zunächst von aus dem Osten geflohenen Basilianer-Nonnen bewohnt, dann kurzfristig unter Benediktinischer Aufsicht, wurde um 1256 das Kloster und später auch die danebenliegende Kirche den Dominikanern übergeben. Wahrscheinlich übte der erste Dominikaner Konvent von Santa Sabina auf dem Aventin die Oberaufsicht über S.Maria sopra Minerva aus. Doch das Kloster unten in der Stadt wuchs schnell und wurde immer einflussreicher. Es gab wichtige Impulse wie die Einrichtung des Thomas von Aquin-Kollegs, was die geistlichen Studien der Dominikaner befördern sollte.

Ein Papst ging ebenfalls aus dem Orden hervor: Michele Ghisleri, der sich Pius V. nannte. Er hatte eine steile Karriere im Orden und in der Kirchenhierachie gemacht. Er war auch Gross-Inquisitor von Italien. Als er zum Papst gewählt wurde, murrte das Kirchenvolk aus Angst vor dem als unbarmherzig bekannten Dominikaner. Pius V soll bei Amtsantritt gesagt haben: " Ich hoffe so zu regieren, dass die Trauer bei meinem Tode grösser sein wird als bei meiner Wahl." Nun, er tat viel für Rom mit der Sanierung der Cloaca Maxima, er reformierte die katholische Kirche, aber er war unerbittlich gegen alles , was er als Ketzerein ansah. So wurden unter seiner Regentschaft die Waldenser massakriert, er gab 3 Bullen gegen die Juden heraus, und eine Bulle mit der Exkommunikation von Königin Elizabeth I. in England.
Immerhin einigte er das Königreich Spanien und den Stadtstaat Venedig als Heilige Liga im gemeinsamen Kampf gegen die Türken, was zum Sieg von Lepanto führte. Hier ein Portrait des Papstes aus dem Kreuzgang:


Hier die Seeschlacht von Lepanto gegen die Osmanen von 1571:


Die Kirche zählt über 200 Epitaphe und Grabplatten. Fünf Päpste sind in S. Maria sopra Minerva begraben.


Die wohl bekannteste Grabplatte ist das Grabmal von Fra Angelico, der selber ein Doninikaner war.

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Vor dem Hauptaltar liegt in einem Glassarkophag die Marmorstatue der Heiligen Katharina von Siena
( 1347- 1380). Laut unserem Dominikaner sei in der Kirche nur der Körper der Heiligen als Reliquie vorhanden, während der Kopf in Siena ruht.

Die berühmte Carafa-Kapelle zeigt in einem wunderbaren Fresko von Fillipino Lippi mit Begebenheiten aus dem Leben von Thomas von Aquin und in der zentralen Szene lässt sich Kardinal Carafa, ein grosser Bewunderer von Thomas von Aquin, während der Verkündigung, von Thomas von Aquin der Jungfrau Maria anempfehlen...:roll:


In der Verkündigungskapelle ist ein weiteres Verkündigungsbildnis mit Bodenpersonal bestückt. Hier liess sich der Kardinal Juan de Torquemada in schlichter Dominikaner-Tracht mit 3 jungen Mädchen vor der Jungfrau von Antoniazzo Romano malen. Als kleinen Hinweis auf den wirklichen Berufsstand erkennt man einen roten Kardinalshut am Knie von Torquemada. Die Jungfrau händigt den Mädchen einen Geldbeutel aus. Torquemada liess armen Frauen eine Mitgift zukommen, damit sie sich verheiraten konnten statt dem Sündenpfuhl der Prostitution anheim zu fallen. Er war übrigens der Onkel von Tomás de Torquemada, dem Gross-Inquisitor aus Spanien. Jener überliess die Frauen eher dem Feuer der Inquisition.


Hinter der Sakristei ist das Sterbezimmer der Katharina von Siena zu sehen. Sie lebte natürlich nicht im Kloster, sondern im heutigen Palazzo de Santa Chiara, nicht weit von der Kirche S. Maria sopra Minerva. Kardinal Barberini liess 1630 das Sterbezimmer sozusagen im Ganzen hier wiederaufbauen. Auch hier ein schönes Verkündigungsfresco von Antoniazzo Romano, und dieses Mal nur mit den Hauptpersonen.

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Eine kleine Laterne mit dem Heiligen Geist erhellt Raum, Zeit und hoffentlich den Geist, ist doch Katharina von Siena schliesslich in den Rang einer Kirchenlehrerin erhoben worden

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Dann ging es leider nur sehr kurz in den wunderbaren Kreuzgang.


Der Regen strömte und die Lichtverhältnisse waren nicht besonders. Ein paar wackelige Bilder von den Freskos:

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Wir wurden wieder in die Kirche entlassen und kamen noch in eine Kapelle mit lauter Reliqienbüsten:

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Die Kirche ist mit 2 Orgeln ausgestattet, von denen die rechte aber nicht mehr spielbar ist. Unser Dominikaner erzählte, dass sich dort während der Nazibesetzung Roms ca. 30-40 Juden versteckt hielten, die so überleben konnten.


Nach diesem interessanten Nachmittag eilte ich dann nach Hause, wo schon ein Teil der Familie im Regen vor der Tür wartete. Den Abend liessen wir in einem netten Lokal in der Govern Vecchio ausklingen. Der Wein tat ein übriges, sodass wir in die Betten fielen und erst wieder am nächsten Tag zum obligatorischen Morgenspaziergang aufstanden.




 
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Sonntag, 25.02.

Beim Blick aus dem Fenster konnte man garnicht anders als schnell hinaus in das sonnige ! Rom. Der Morgen war frisch, aber es gab ein wunderbar weiches Licht. Und alles schlief noch, so dass wir dieses Privileg Rom in der ersten Reihe ganz für uns alleine hatten.

Über die Piazza Navona, sozusagen unser " Spielplatz" vor der Haustür



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über die Piazza Rotonda, am Bernini-Elepfanten vorbei,


drehten wir unsere Runde wieder über den Trevi-Brunnen( leider wieder ohne Beleuchtung), um dann über die Piazza Colonna,


die Piazza di Montecitorio einen Bogen zu schlagen.( Ein interessantes Detail ist, dass der Platz für Fussgänger zwischen 22-07h gesperrt ist)

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Wie man sehen kann, traf uns dieses Gebot nicht mehr...:~

Dann zu Sant Andrea della Valle mit dem Brunnen an der Piazza selbigen Namens. Der Brunnen endlich mal freistehend und zugänglich, wo sonst ohne Unterlass der Autoverkehr drumherum kreiselt.


Wir kreuzen querfeldein den Corso Vittorio Emanuele ohne andere Verkehrsteilnehmer


und gingen durch die Gässchen und Durchgänge, um schliesslich beim Campo di Fiori und auf der Piazza Farnese anzukommen.

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Anschliessend ging es zum Frühstück zurück in die Wohnung, bevor wir wieder zu neuen Wanderungen aufbrachen.
Leider war der sonnige Morgen nur eine kurze freundliche Episode im weiteren Wetterverlauf. Als wir in Richtung Ghetto maschierten, war der Himmel schon bezogen und nahm unheilvoll wirkende schwarzgraue Farbe an.


Die Porta Octavia ist jetzt nach der Renovierung ein echtes Schmuckstück.

Der erste schwere Regenschauer liess nicht lange auf sich warten, sodass wir es vorzogen lieber trocken in unserer Wohnung zu sitzen, bevor es zu unserem Termin in die Domus Aurea ging.

Letztes Jahr hatte ich schon mal an einer Führung teilgenommen und war so begeistert, dass ich für dieses Jahr gleich wieder eine Führung in englischer Sprache gebucht habe. Es lohnt sich auch ein zweites und vielleicht sogar auch ein drittes Mal. Beim zweiten Mal sieht mal irgendwie mehr und anders...:D.


Besonders beeindruckend war, dass während unseres Ganges durch die nun unterirdischen Hallen und Gänge,


oberirdisch ein Sturzregen herunterging, den wir allerdings akustisch wahrnahmen wie ein Trommelfeuer auf dem Glasdach des achteckigen Saals und auch wie rauschende Bäche hinter den Mauern. Entsprechend der äusseren Verhältnisse war es auch unterirdisch sehr feucht. Die noch vorhandenen Fresken sind oft nicht mehr sichtbar, weil sie von Algen, Flechten, Pilzen oder was auch immer überzogen sind. Unsere Führerin erklärte uns, wie schwierig es sei, Sponsoren für die aufwändigen Reinigungsarbeiten zu finden. Hier ein winziger gereinigter Ausschnitt in einer riesigen Wand:

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In anderen Räumen sind die Fresken mehr oder weniger gut sichbar.

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Hier eine überdimensionierte Schale in einem der Gänge. Die meisten in der Domus aurea aufgefundenen Skulpturen und sonstigen Marmorgegenstände sind ja in den Vatikanischen Museen ausgestellt.

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Es ist ein tolles Erlebnis durch Neros Hinterlassenschaften zu streifen, vorallem wenn die 3-D-Rekonstruktion einen plötzlich in die Räumlichkeiten von vor 2000 Jahren katapultiert.

Als wir die Domus Aurea verliessen, hatte der Regen aufgehört, aber es hatte sich auch stark abgekühlt. Wir zogen über die Via dei Fori Imperiale in Richtung Palazzo Venezia.
Auf dem Weg nach Hause stand das Tor zur Kirche SS. Cosmas e Damiano noch offen, weshalb wir schnell in den Kreuzgang huschten. Der nette Aufseher gab uns 3 Minuten, um die Kirche zu sehen und tatsächlich ging pünktlich um 18:00h die Beleuchtung des wunderbaren Apsismosaiks aus. Allerdings liess uns der Aufseher nicht gehen, bevor wir nicht auch die Krippe in einem Nebenraum begutachtet hatten. Und dann beschenkte er uns auch noch mit einem mehrsprachigen Buch zur Kirche. 8O
Wieder waren neue Familienmitglieder eingetrudelt, wir kochten uns ein gutes Abendessen und genossen den Wein in fröhlicher Runde am Küchentisch, nichtsahnend, dass sich der nächste Tag eher für heissen Glühwein rüstete. 8O
 
Als Fazit kann ich für mich sagen, der Palast lohnt sich. ...
Das finde ich auch! Wir waren im April 2014 dort. Allerdings war's bei Dir wohl leerer! ;) Der Palazzo lässt erleben, wie prunkvoll die Reichen damals gelebt haben. Danke für das Anstoßen meiner Erinnerung daran! :nod: Ich habe mir gleich unsere Fotos dazu angeschaut! :)

Aber auch für die teilweise neuen Einblicke in S. Maria sopra Minerva danke ich! Die Kirche ist wirklich eine Fundgrube.

Fein, den Sonntag konnte ich Dich in Gedanken nun auch schon begleiten! Domus Aurea fand ich auch einfach toll.

Freue mich auf Deine weiteren Spaziergänge!
 
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Hallo Otium

Schön, bist du noch dabei...Ich hoffe, ich bestücke den Thread nicht mit zuviel Fotos oder auch zuviel Text...manchmal fällt es schwer, sich zu beschränken. Bei Rom werde ich masslos :blush::lol:
Den Palast der Colonnas würde ich nicht unbedingt Rom-Anfänger empfehlen, weil Rom soviel Anderes zu bieten hat. Aber mit der Zeit, wenn man in die Geschichte Roms und seiner Einwohner eingetaucht ist, ist dieser Palast ein echtes Schmankerl.
Und die Domus Aurea ist auch aufgrund der 3-D-Vorführung eine gute Einführung in die Antike. Anders, als wenn man alleine vor den Ruinen des Forums oder des Kolosseums steht, wird hier Geschichte für den Moment "erlebbar".
 
Ich finde weder Deinen Text noch Deine Fotos zu viel. Auch wenn ich vieles bereits kenne, freue ich mich über die Wiederentdeckung (bei Text und Fotos)! Und wenn es jemanden zu viel wäre :frown:, kann er /sie ja schneller drüber weggehen.

Spannend fand ich auch die Fotos früh morgens. Das erlebe ich nie (schaffe ich einfach nicht! Völlig illusorisch für mich) :]
 
Roma Nevada, Montag,26.02.

Der Blick aus dem Fenster war eine ziemliche Überraschung. Also mit Schnee hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Unser heutiger Programmpunkt Tivoli war damit gestrichen, allerdings aus rein egoistischen Gründen: wir wollten nicht im offenen Gelände frieren. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnten, war der Zusammenbruch des öffentlichen Lebens in fast allen Bereichen: es fuhren nämlich keine Busse, Bahnen, Trams, kaum Taxis oder Privatautos und die Museen und Monumente blieben geschlossen.

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Meine Schwester und ich zogen los... und hatten schon nasse Füsse als wir die Piazza Navona erreichten. Der Schnee war wässrig, matschig und vorallem glitschig.

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Dazu wehte ein fieser Wind und es setzte auch Schneetreiben ein. Die Flocken wurden immer grösser und die Panik der wenigen Römer , die sich vor die Haustür getraut hatten, ebenfalls. Wir sahen eine ältere Dame in Hausschuhen!!! über das Pflaster schlittern. Zwei römische Dackel, deren Herrchen mit ihnen Gassi gehen wollte, drehten indigniert im Portal um, ohne überhaupt den Schnee zu berühren. Die wenigen Autos, die noch fuhren, hatten eine Höchgeschwindigkeit von 5 km/h.

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Der Wettergott liess sich nicht umstimmen, nicht durch Tröten, nicht durch beschwörende Blicke oder Gesten zum Himmel. Das dünne Gewand über dem Kopf half auch nicht viel. Es schneite ohne Unterlass.


Wir suchten nun ein Cafe, um uns ein bisschen aufzuwärmen: alles geschlossen. Unser Versuch Cornetti zum Frühstück zu kaufen, scheiterte ebenso kläglich: der Supermarkt und auch andere Geschäfte in der Gegend hätten schon längst offen sein müssen, aber nein, nichts ging mehr, denn das Personal war nicht eingetroffen.

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Gut, dass unsere Vorräte noch für ein ordentliches Frühstück ausreichten. Und auch heimische Zeitungen waren noch vorhanden, um die nassen Schuhe damit auszustopfen.;)





 
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Danke für diesen sehr realistischen Einblick in das verschneite Rom mit den wunderbaren Fotos.

Toll, dass du trotz aller Alltagsmühen des Schnees wegen immer noch einen Blick für die besonderen Motive, die der Schnee bot, hattest. :thumbup: :thumbup: :thumbup:
 
Hallo Tizia, es war zwar teilweise unbequem mit feuchten Schuhen zu laufen, andrerseits genoss ich es, Rom unter ganz ungewöhnlichen Wetterbedingungen zu sehen. Die Motive lagen wirklich am Wegesrand, man musste sie nicht suchen- sie drängten sich geradezu auf. :lol:

Liebe Pasquetta, ja, nun gibt es keine grob störenden Zeltplanen mehr da oben, war vielleicht auch zu windig. Heizstrahler gibt es aber schon, dazu dann später.
 
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