"Extraterritorialer" Ziegel

Pasquetta

Magnus
Stammrömer
Ich habe eine Frage an die allseits bekannte und bewährte Schwarmintelligenz ;) des Forums.

Während meiner letzten Rom-Reise habe ich dieses Foto eines - ich nenne es mal - Ziegels gemacht, der in einer Mauer auf "extraterritorialem Gebiet" eingelassen ist.

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"verunglücktes" Originalfoto :blush:
(ohne Blitz aufgenommen und wieder einmal "ganz in gelb", :x)
ich habe es mal auf s/w gesetzt, vielleicht kann man so besser etwas darauf erkennen

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Ich meine mich zu erinnern, dass solche Ziegel hier im Forum schon einmal Thema waren und glaube sogar, Simone hatte sie erwähnt. Trotz Bemühen der Suchfunktin habe ich aber nichts mehr darüber gefunden, was sie bedeuten bzw. welchen Grund es für sie gibt.

Vielleicht hat ja jemand von Euch die Antwort darauf parat ;), d.h. ich bin mir sogar sicher, dass des Rätsels Lösung über das Forum naht :nod:. Danke dafür schon mal im voraus!

 
Ich meine mich zu erinnern, dass solche Ziegel hier im Forum schon einmal Thema waren und glaube sogar, Simone hatte sie erwähnt. Trotz Bemühen der Suchfunktion habe ich aber nichts mehr darüber gefunden, was sie bedeuten bzw. welchen Grund es für sie gibt.

Ja, das stimmt, ich habe sie zweimal hier im Forum erwähnt und zwar einmal hier:

Unten: Erinnerung an vergangene Heilige Jahre

und etwas ausführlicher hier:

Einen sehr interessanten Artikel mit dem Titel "Die Schließung der Heiligen Pforte – ein Blick in die Geschichte vergangener Jubeljahre. Jene Pforte, die Christus ist" hat der Osservatore Romano kürzlich veröffentlicht. Den Beginn kann man unter folgendem Link lesen: Kultur der archivierten Ausgabe 45/2016 des Osservatore Romanos

Das von Johannes Burckard entworfene Ritual besaß eine aussagekräftige Symbolik, die bis in die jüngste Vergangenheit aktuell blieb. Die Zeremonie sollte bis zum Pontifikat Pius’ XII. (Eugenio Pacelli, 1939-195[noparse]8[/noparse]) mit nur geringfügigen Änderungen bestehen bleiben: Einzug durch die Heilige Pforte und Feier der Vesper in der Basilika, Entsendung der Päpstlichen Legaten für die drei übrigen Erzbasiliken, Verehrung der Passionsreliquien (der Lanze des Longinus, des Schweißtuches der Veronika und der Partikel des hochheiligen Kreuzes), Durchschreiten der Heiligen Pforte, Segnung und Besprengung der für die Schließung der Pforte benötigten Ziegel mit Weihwasser, Anlegung dreier vergoldeter Ziegel durch den Papst, Hinzufügung von Gold- und Silbermünzen, Anlegung silberner Ziegelsteine durch den Großpönitentiar der Heiligen Römischen Kirche und einfacher Backsteine durch die Beichtväter von St. Peter und dem Gesang des Hymnus Caelistis Urbs Ierusalem.
Solche einfachen Backsteine aus anderen Heiligen Jahren habe ich an einer Wand im Garten von S. Alessio auf dem Aventin


und im Kreuzgang von S. Cosimato


gesehen.

Gläubige können sie spenden und erhalten sie bei der nächsten Öffnung der Heiligen Pforte zurück! :idea:
Ich hoffe, das hilft Dir weiter.
 
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Man nennt die Ziegel auf italienisch "mattoni del Giubileo" oder "mattoni dell'Anno Santo". Sie werden im Auftrag der Fabbrica di San Pietro hergestellt und vom Vatikan verschenkt:

In dieser Fotogalerie der La Repubblica von November 2015 entdeckt man die mattoni auf mehreren Bildern.
Hier tauchen die ersten beim Abriss der an der Innenseite zugemauerten Heiligen Pforte des Petersdoms auf.
Hier werden sie in Kartons verpackt.
Hier reichen Arbeitern ihren Kollegen mattoni damit diese sie verpacken können.

Hier ein paar weitere Links, auf die ich nach kurzer Suche gestossen bin:

Un "mattone" della Fabbrica di San Pietro, ex giubileo 2000, con l'autentica Vaticana donato alla Confraternita | CONFRATERNITA di SANTA MARIA della QUERCIA dei MACELLAI di ROMA

und

Vicenza: rubato il mattone del Giubileo del 1975 |

I due mattoni – che vengono regalati dal Vaticano ad enti ecclesiastici e parrocchie – erano custoditi nell’ufficio parrocchiale vicino ai confessionali.
Il Presidente del Senato - Incontro "La Diplomazia della Misericoridia"

Foto unten rechts

Il Presidente Grasso riceve in dono da Monsignor Liberio Andreatta un mattone del muro che sigillava la Porta Santa di San Giovanni in Laterano, costruito al termine dell'Anno santo del 2000.
Eine sehr interessante Webseite ist diese: Storia delle Fornaci Giorgi | Antiche Fornaci Giorgi
Die Firma stellt oder stellte (?) mattoni her.

Ein Absatz aus dem Kapitel Del disfare e serrare la Porta Santa bereitet mir allerdings Kopfzerbrechen:

Nel Natale del 1975 avvenne così che Paolo VI chiuse semplicemente i battenti della porta di bronzo, senza ricorrere all’uso della cazzuola e dei mattoni. Il Giubileo del 2000, non essendoci ormai più alcun muro da abbattere e poi ricostruire, ha visto il definitivo tramonto di una tradizione che dal 1500 al 1975 era stata punto d’orgoglio per tanti fornaciari in Italia ed all’estero: tanta maestria in un oggetto umile e semplice, quale era il mattone, che recava però impresso il simbolo delle più importanti comunità cristiane e pertanto ne era testimonianza di fede.
Wirklich mächtig bin ich der italienischen Sprache ja nicht, aber das klingt für mich so, als wäre die Heilige Pforte im Petersdom seit 1975 gar nicht mehr zugemauert worden und die Tradition der mattoni habe somit geendet. :? :? :?

Fakt ist, dass seit 1975 nur noch die Innenseiten der Heiligen Pforten nach Abschluss eines Heiligen Jahres zugemauert werden und nicht mehr die Aussenseiten. Siehe: Heilige Pforte - Kathpedia

Die Heiligen Pforten werden seit dem Abschluss des Heiligen Jahres 1975 nur noch von innen, und nicht mehr von außen vermauert.
Bedauert die Firma Giorgi also evt., dass im Vergleich zu früher nur noch die Hälfte der mattoni hergestellt wird?

Ich schaue später ob ich noch Weiteres finde!
LG in Eile
Simone
 
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Danke für den Link, den auch Simone in ihrem Beitrag zur Schließung der Hl. Pforte (s.o.) eingestellt hatte.
Offenbar wird auf einigen Plattformen ein schwunghafter Handel mit den mattoni betrieben.8O

:lol: Das kannst Du laut sagen: für zwischen einigen hundert und mehreren tausend Euros werden die Steine angeboten 8O. Ob sie immer "echt" sind? Bei einigen liegen ja Zertifikate bei - aber bei kurzem Überlesen der "Storia delle Fornaci Giorgi" meine ich verstanden zu haben, dass es eine Zeit gab, in der ein reger Handel mit gefälschten mattoni stattfand. Die Folge davon war u.a. dass die Form und Dekoration der mattoni verändert wurde und von der Firma Giorgi alle Stempel und Abdrucke und auch deren Kopien eingezogen und während der ganzen mattoni-Produktion geheim gehalten wurden. Auch gab es sie als "Geschenk" nur noch in limitierter Zahl.

@ Simone: danke auch für den Link zu dieser Firmengeschichte, die ich mit mehr Zeit und Ruhe mal genauer anschaunen werde, da sie auch interessante Hinweise zu den Ausgrabungen unter St. Peter enthält.
 
Besten Dank, liebe Simone, damit hast Du meine Frage schon beantwortet und diese Auskünfte reichen mir voll und ganz!

Bitte schön, gern geschehen! :nod: Ich habe meinen zweiten Beitrag ein wenig geändert und um eine paar Links zu Bildern von November 2015 ergänzt.
Leider habe ich ein Verständnisproblem mit einer Aussage auf der Seite der Firma Giorgi aber das ist nicht so schlimm. Deine Frage konnten wir immerhin klären.

@ Simone: danke auch für den Link zu dieser Firmengeschichte, die ich mit mehr Zeit und Ruhe mal genauer anschaunen werde, da sie auch interessante Hinweise zu den Ausgrabungen unter St. Peter enthält.

Bitte schön! Ja, diese habe habe ich auch eben entdeckt aber momentan ebenfalls keine Zeit für die Lektüre.
 
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