Neue Orgel für Petersdom

otium

Consul
Stammrömer
Bis Ende 2018 soll die neue Beleuchtung im Petersdom installiert sein. Dieses Weihnachten müsste man wohl schon die neue Orgel gehört haben lt. katholisch.de

Während der Christmette mit Papst Franziskus erklang erstmals die neue digitale Orgel, die mit ihrer elektronischen Klangerzeugung den 15.000 Quadratmeter großen Kirchenraum noch besser ausfüllen soll als das bisherige Instrument. .....

... Das neue Instrument wird nach Vatikan-Angaben künftig vor allem bei großen Gottesdiensten die herkömmliche Pfeifen-Orgel ersetzen. Diese habe schon immer Schwierigkeiten gehabt, das komplette Langschiff zu beschallen, erklärte Massimo Palombella, Leiter des päpstlichen Chors Cappella Sistina, jetzt gegenüber Radio Vatikan. Denn erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei damit begonnen worden, den Petersdom in seiner kompletten Größe für Gottesdienste zu nutzen. Dafür sei die Pfeifen-Orgel nicht gerüstet: Sie sei eigentlich für kleinere Feiern am Hochaltar von Sankt Peter gedacht, bei denen sie auch weiter eingesetzt werde, so Palombella.
 
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Pasquetta hat auch schon davon berichtet.

Passt vielleicht auch zum "neuen Sendeformat":
Vatican News - Von der Pfeife zu Bit und Byte - Warum es in Sankt Peter nun eine digitale Orgel gibt
„Neue Anforderungen erfordern neue Lösungen“. Ganz sachlich kommentiert Massimo Palombella einen Neuzugang im Petersdom: Seit Weihnachten 2017 erklingt bei Papstmessen eine digitale Orgel. Zum ersten Mal war sie in der Christmette zu hören.
Z.B. hier Vatican News - Feier der Christmette im Petersdom bei ca. 42 Min. kann man die Orgel hören, allerdings ich - als totale Laiin - keinen Unterschied zum herkömmlichen Orgelspiel feststellen :blush: ;).
 
Die neue digitale Orgel wurde von der Allen Organ Company gestiftet.

Homepage der Firma aus den USA: Allen Organ Company - The World's Largest Builder of Digital Church Organs

In der Rubrik Breaking News findet man Informationen vom 12. und vom 19. Dezember 2017 über die Vatikan-Orgel.

Es gibt auch Bilder der Orgel im Petersdom: Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4

Verlinkte Dokumente:
Press Release
Allen Organ Company in Tune with Sistine Chapel Choir
Allen Organ goes from the Valley to the Vatican (mit Video)
O holy music: An Allen organ lands at Vatican in time for Christmas Eve Mass
 
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Die neue digitale Orgel ist bereits auf heftigen Widerstand gestossen: Neue Petersdom-Orgel: Gegner schreiben Kardinal Sarah - katholisch.de

Italienische Orgelexperten sind ganz und gar unzufrieden mit der neuen Digitalorgel im Petersdom. Jetzt haben sie sogar eine Petition dagegen ins Leben gerufen – adressiert an Kurienkardinal Robert Sarah. (...)
Diese Orgel "hat unter Musikern, Instrumentenbauern, Musikliebhabern, Kunsthistorikern, nicht zu reden von der italienischen wie europäischen Organisten- und Orgelbauerwelt, unfassbare Bestürzung hervorgerufen", heißt es in dem offenen Brief an den Präfekten der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah. (...)
Die neue Orgel versuche "auf plumpe Art", den Klang eines echten Instrumentes zu nachzuahmen, "was allerdings auf keine Weise gelingt", heißt es in dem Text. Sie sei deshalb gerade in der päpstlichen Basilika St. Peter "auf keinen Fall würdig", sondern vielmehr "ein Zeichen des totalen kulturellen Verfalls der heutigen Zeit".
 
Leider kann ich ja den Text der Petition nicht ganz lesen. Interessant finde ich aber, dass die Petition von italienische Orgelbauer ins Leben gerufen wurde. Man bedenke, dass eine US-Firma (übrigens ist die Unternehmerfamilie jüdisch) die Orgel gestiftet hat. Im Titel des Artikels werden diese italienischen Orgelbauer wohl als "Orgelexperten" betitelt.

Und dass im Text doch stark rückwärts gerichtet berichtet wird
"ein Zeichen des totalen kulturellen Verfalls der heutigen Zeit"..... Schon Papst Paul VI. habe 1964 mit Bedauern "über Surrogate, Kitsch sowie billige und wertlose Kunstwerke" in der Kirche gesprochen.
Das ist schon ein heftiger Rundumschlag.

Ich bin auch dafür, dass man gute alte Orgeln renoviert und erhält. Aber ich finde es auch völlig o.k., dass in der heutigen Zeit auch digitale Orgeln gebaut und eingesetzt werden. Auch im Petersdom! Maßstab ist nur, dass es sehr gut klingt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Orgel im Petersdom nicht gut klingt. Aber ich habe sie ja noch nicht gehört und bin selbst bestimmt keine Expertin. 8)
 
Leider kann ich ja den Text der Petition nicht ganz lesen.

Doch, das kannst Du. :nod: Unter dem bei katholisch.de angegebenen Link zum

nach unten scrollen. Das Schreiben ist u.a. auch auf Französisch und Deutsch wiedergegeben.

Text auf Deutsch
OFFENER BRIEF

An den Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung

Cremona, 5. Januar 2018

Ehrwürdige Eminenz

Das Installieren einer «Digitalorgel» in der Basilika S. Pietro im Vatikan, im wichtigsten Gotteshaus der Christenheit, hat unter Musikern, Instrumentenbauern, Musikliebhabern, Kunsthistorikern, nicht zu reden von der italienischen wie europäischen Organisten- und Orgelbauerwelt, unfassbare Bestürzung hervorgerufen.
Ein solches Surrogat eines Instrumentes, welches das Äussere eines Spieltisches einer echten Orgel imitiert, versucht auf plumpe Art auch den Klang eines echten Instrumentes zu nachzuahmen, was allerdings auf keine Weise gelingt. Genau aus diesem Grund ist eine solche Einrichtung in St. Peter auf keinen Fall würdig, überhaupt in der Kirche, die für Jahrhunderte die schönst möglichen Formen der Kunst, sei es der Malerei, Plastik, Architektur sowie der Musik, gefördert und den ästhetischen Sinn der Glaubenden und auch nicht Glaubenden geformt hat.
Das Vorhandensein eines Elektroniums in der päpstlichen Basilika scheint unserer Meinung nach ein Zeichen des totalen kulturellen Verfalls der heutigen Zeit zu sein, weil es ein Verzicht der Wahrheit zugunsten der Fiktion darstellt.
Über die Wichtigkeit der Kunst und der Schönheit der Instrumente, um den Gottesdienst zu zelebrieren, gibt es viele Aussagen des kirchlichen Lehramtes. Gerne erinnern wir zum Beispiel an die Worte von Papst Paul VI anlässlich der «Messe für die Künstler» am 7. Mai 1964 in der Sixtinischen Kapelle, der mit Bedauern über das Zugreifen von Surrogaten, Kitsch sowie billigen und wertlosen Kunstwerken sprach, was aus nebensächlichen Gründen den Verzicht auf «Grosses, Schönes, Neues und Bewundernswürdiges» mit sich bringe.
Es ist ausserordentlich bedauerlich heute, ein halbes Jahrhundert nach dieser inspirationsreichen Rede, festzustellen, dass wieder auf einen Ersatz gegriffen wird um genau die Kunst «nachzuäffen», die die grösste Fähigkeit hat, tiefe Emotionen hervorzurufen und die Seele zu Gott emporzuheben: die Musik.
Unabhängig von den Gründen, die dazu geführt haben, in der päpstlichen Basilika ein Elektronium aufzustellen und trotz der komplexen und eigenen liturgischen Bedürfnisse ist es für uns unmöglich zu glauben, dass es keine andere Lösung gäbe, bei der man auch nur teilweise auf eine Pfeifenorgel zugunsten eines Surrogats verzichten müsste.
Als Erbauer und Restauratoren von Pfeifenorgeln haben wir die Gelegenheit in jedem Winkel der Welt christliche Gemeinden jeder Grösse anzutreffen, die oft bedeutende Anstrengungen vornehmen, um ihre Gotteshäuser mit echten Pfeifenorgeln zu bestücken. In diesem Zusammenhang stimmt es uns traurig und bitter zu erfahren, dass gerade in der päpstlichen Basilika eine solche Entscheidung getroffen worden ist, die unsere Bemühungen zwecklos erscheinen lassen.
Aus diesem Grund regt die Associazione Italiana Organari die Initiative an, die gesamte Kulturwelt zu sensibilisieren um die Bitterkeit über die Anwesenheit des Surrogats eines authentischen Musikinstrumentes im bedeutendsten Tempel der Christenheit den Verantwortlichen der Liturgien, nicht nur von St. Peter, sondern aller katholischer Kirchen, deutlich zu machen.
Gleichzeitig möchten die Initianten sich persönlich zur Verfügung stellen, um eine wirksame Methode zu finden, mögliche alternative Lösungen zu definieren, wie die Konstitution über die Heilige Liturgie Sacrosantum Concilium (Nr. 120) sagt: «Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden; denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen mächtig zu Gott und zum Himmel emporzuheben». Dem sollte besonders auch in der päpstlichen Basilika von St. Peter Rechnung getragen werden.
Sicher, dass Ihre Eminenz diesem unserem Apell Gehör schenken wird, verbleiben wir mit hochachtungsvollen Grüssen
 
Interessant das Ganze, auch wenn ich nichts von der Materie verstehe - außer, dass ich sehr gerne das Orgelspiel höre. (Ich erinnere mich noch gut ;) - und gerne - an die Orgelkonzerte in S. Maria in Aracoeli mit Fernando Germani, der etliche Jahre auch Organist in St. Peter war. Das aber lange vor meiner "römischen Zeit" - und kleines OT: Bevor ich evtl. wieder in die Nähe einer Alterspräsidentin des Forums rücke ;), das gilt nicht mehr, es heißt jetzt "Dienstjahre statt Lebensjahre" :twisted:.)

Ich frage mich nur, ob es im Sinne der Erbauer von St. Peter war oder ist, eine Orgel für die Basilika zu haben, die den ganzen Raum bespielt. :? Dafür war sie mit ihrer Größe doch sicher nicht ausgerichtet...
Aber wie auch immer - die Fachleute werden's schon wissen (und richten).
 
Ich bin nun ganz sicher kein Experte für Orgeln und gestehe, dass Orgelmusik auch nicht zu meinen "Lieblingsdisziplinen" gehört.
Aber ich bin Musikerin und kann von daher sehr gut das Haarsträuben verstehen, das sich in dem Artikel zeigt. Dass die zunehmende Digitalisierung auch vor solch altehrwürdigen Instrumenten (die Orgel ist eines der ältesten und traditionsreichsten Instrumente) nicht Halt macht, stimmt mich persönlich auch sehr betroffen. Sicher, für den Hausgebrauch kann ich das verstehen, aber in diesem Fall finde ich es schon bedenklich.
Ich stimme auch Pasquettas Anmerkung zu, dass der Petersdom sicher nicht dafür konzipiert wurde, Gottesdienste im ganzen großen Kirchenraum zu feiern - denn nicht nur die Orgel, sondern auch die menschlichen Stimmen hätten da wohl Schwierigkeiten gehabt, den Raum zu füllen.

Das Ganze erinnert mich leider auch an die zunehmende Ahnungslosigkeit (oder vielleicht besser Unempfindlichkeit)der heutigen Menschen, was Authentizität eines Instrumentes oder dessen Klanges angeht. Immer häufiger erlebe ich, das z.B. Eltern nicht bereit sind (aus welchen Gründen auch immer), für das klavierspielende Kind eine richtiges Klavier anzuschaffen. Zu ähnlich scheinen inzwischen die digitalen Alternativen zu klingen.
Es gibt Ausnahemn, die aber leider nur die Regel bestätigen (vor einigen Jahren fing bei mir ein 7-jähriger an, Klavier zu lernen, noch vor der ersten Klavierstunde kaufte der Vater für das heimische Wohnzimmer einen Flügel! :~)
 
... dass Orgelmusik auch nicht zu meinen "Lieblingsdisziplinen" gehört.
Das geht mir auch so (außer bei dem ein oder anderen Bachwerk).

Dass die zunehmende Digitalisierung auch vor solch altehrwürdigen Instrumenten ... nicht Halt macht, stimmt mich persönlich auch sehr betroffen.
Das ist ja auch erst einmal zu verstehen. Aber ich finde, dass die digitalen Orgeln ja nicht die analoge ersetzen muss/sollte. Im Petersdom wird ja auch davon ausgegangen, dass üblicherweise die "alte" Orgel genutzt wird. Ich fand z. B. ein Konzert von Cameron Carpenter auf seiner digitalen Orgel wirklich sehr eindrucksvoll und fesselnd (auch wenn er selbst ja etwas gewöhnungsbedürftig ist)

Ich stimme auch Pasquettas Anmerkung zu, dass der Petersdom sicher nicht dafür konzipiert wurde, Gottesdienste im ganzen großen Kirchenraum zu feiern - denn nicht nur die Orgel, sondern auch die menschlichen Stimmen hätten da wohl Schwierigkeiten gehabt, den Raum zu füllen.
Wenn ich das recht verstanden habe, dann soll die digitale Orgel genau dann genutzt werden, wenn der Petersdom voll ist. Das dürfte wohl heutzutage schon an hohen Festtagen vorkommen. "Früher" wohl eher nicht. Daher denke ich, haben sich die Zeiten geändert.

... sondern auch die menschlichen Stimmen hätten da wohl Schwierigkeiten gehabt, den Raum zu füllen.
Da fängt meine Argumentation an zu bröckeln. Eigentlich könnte ich sagen: Wenn der Dom voll ist, dann sind so viele Menschen da, dass deren Stimmen den Raum füllen werden. Dagegen spricht natürlich, dass wohl viele dort sind, die nicht mitsingen (können / wollen). :?

Das Ganze erinnert mich leider auch an die zunehmende Ahnungslosigkeit (oder vielleicht besser Unempfindlichkeit)der heutigen Menschen, was Authentizität eines Instrumentes oder dessen Klanges angeht.
Haben sich die Instrumente nicht immer weiterentwickelt? Wer spielt heute noch auf so einem Pianoforte, auf dem Mozart komponiert hat? Wie heiß war die Diskussion, als die "Alte Musik" mit ihren "Original"Instrumenten begann? Heute ist das doch kein Thema mehr.

Aber ich bin Musikerin....
Wenn Du die Orgel gehört hättest und mir dann diese Einschätzung übermitteln würdest, würdest Du mich sofort überzeugen. So gut wie Du höre ich bestimmt nicht! selbst wenn ich sie gehört hätte und sie gut gefunden hätte, würde ich Dir ohne Weiteres sofort folgen
 
Neben den musikalisch fachkundigen Argumenten überzeugt mich besonders dieser Satz aus dem offenen Brief:
Das Vorhandensein eines Elektroniums in der päpstlichen Basilika scheint unserer Meinung nach ein Zeichen des totalen kulturellen Verfalls der heutigen Zeit zu sein, weil es einen Verzicht auf die Wahrheit zugunsten der Fiktion darstellt.
 
Liebe Gauki, genau den Satz den Du zitierst, halte ich für - vornehm gesagt - rückwärtsgewandt. Und wohl auch nicht sehr neu.

War es nicht schon der Untergang der Kultur als die Darmsaiten gegen welche aus Nylon oder Stahl getauscht wurden oder als Hörner Ventile erhielten? Glücklicherweise haben wir dies alles heute und hören auch, dass es unterschiedlich klingt. Aber was „rauskommt“ ist doch Musik! Und da geht es dann um die Qualität der Instrumente und der Instrumentalisten!

Sind die tollen Fotos von Ludovico Fiktion, weil er sie - wenigstens nehme ich es an - mit einer digitalen Kamera aufgenommen hat und nicht auf Fotoplatte?

Ist unsere Diskussion Fiktion, weil wir nicht Papier und Federkiel nutzen?

Übrigens ist die heutige Orgel auch nicht mehr vergleichbar mit der antiken (nicht nur, weil sie heute nicht mehr mit Wasser betrieben wird). Und Konzertflügel wurden entwickelt als es damit anfing, dass sich die musikalischen Darbietungen an ein breiteres (bürgerliches) Publikum richtete, um den Klang der Größe der Säle anzupassen. Im fürstlichen Musikraum oder biedermeierischen Wohnzimmer war das noch nicht nötig.

Wir sollten uns nicht nur auf das Vergangene konzentrieren. Tẹmpi passati. 8)
 
Wir sollten uns nicht nur auf das Vergangene konzentrieren. Tẹmpi passati. 8)
Ich stimme da - auch was Du im Beitrag noch dazu geschrieben hast - mit Dir überein und das "Tempi passati" (das ich ja auch öfters mal benutze ;)) ist für mich nicht negativ oder "rückwärtsgewandt", sondern eher als "nostalgische" und auch liebevolle Erinnerung zu verstehen. Ich frage mich nur öfters, muss alles was machbar ist auch "gemacht" werden. Und das bezieht sich nicht nur auf die digitale Orgel im Petersdom ;) sondern auf viel mehr und viel Gravierenderes. Aber das wäre jetzt wieder ein anderes Thema...
 
Da fängt meine Argumentation an zu bröckeln. Eigentlich könnte ich sagen: Wenn der Dom voll ist, dann sind so viele Menschen da, dass deren Stimmen den Raum füllen werden. Dagegen spricht natürlich, dass wohl viele dort sind, die nicht mitsingen (können / wollen). :?

Das meinte ich nicht. Sondern die menschliche Stimme, die predigt, die Texte liest etc. ;)
Das ginge doch ohne Lautsprecher in großen Kirchen schon lange nicht mehr.
Das Ganze erinnert mich leider auch an die zunehmende Ahnungslosigkeit (oder vielleicht besser Unempfindlichkeit)der heutigen Menschen, was Authentizität eines Instrumentes oder dessen Klanges angeht.
Haben sich die Instrumente nicht immer weiterentwickelt? Wer spielt heute noch auf so einem Pianoforte, auf dem Mozart komponiert hat? Wie heiß war die Diskussion, als die "Alte Musik" mit ihren "Original"Instrumenten begann? Heute ist das doch kein Thema mehr.

Ganz genau, und zwar deshalb, weil man verstanden hat, was Tradition und "Originalklang" bedeutet.
Ich bin sehr froh, dass heute Barockmusik nur noch selten in der Art der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu hören ist.
Der Nachbau historischer Instrumente hat doch nur den einzigen Grund, dass es nicht mehr so viele Originalinstrumente gibt.
Wenn Du die Orgel gehört hättest und mir dann diese Einschätzung übermitteln würdest, würdest Du mich sofort überzeugen. So gut wie Du höre ich bestimmt nicht! selbst wenn ich sie gehört hätte und sie gut gefunden hätte, würde ich Dir ohne Weiteres sofort folgen
Leider habe ich sie nicht im Original gehört. Was man vom oben verlinkten Ausschnitt aus der Messfeier hören konnte, war allerdings mehr als dürftig, wobei das natürlich auch an der Aufzeichnung liegen kann, deshalb erlaube ich mir kein Urteil. Das sollten Tatsächlich Fachleute tun, zu denen ich mich in diesem Punkt nicht zähle.
Aber ich könnte natürlich spaßeshalber, wenn es sich ergibt, einen wirklich bewanderten Kollegen darauf ansprechen (er ist Domorganist hier in Regensburg).

Neben den musikalisch fachkundigen Argumenten überzeugt mich besonders dieser Satz aus dem offenen Brief:
Das Vorhandensein eines Elektroniums in der päpstlichen Basilika scheint unserer Meinung nach ein Zeichen des totalen kulturellen Verfalls der heutigen Zeit zu sein, weil es einen Verzicht auf die Wahrheit zugunsten der Fiktion darstellt.

Ganz genau, das ist auch mein Standpunkt.
Wobei ich schon finde, dass der Vergleich mit der Fotografie (siehe unten), etwas hinkt. Das sollte allerdings vielleicht einmal Ludwig kommentieren. ;)

Liebe Gauki, genau den Satz den Du zitierst, halte ich für - vornehm gesagt - rückwärtsgewandt. Und wohl auch nicht sehr neu.

War es nicht schon der Untergang der Kultur als die Darmsaiten gegen welche aus Nylon oder Stahl getauscht wurden oder als Hörner Ventile erhielten? Glücklicherweise haben wir dies alles heute und hören auch, dass es unterschiedlich klingt. Aber was „rauskommt“ ist doch Musik! Und da geht es dann um die Qualität der Instrumente und der Instrumentalisten!

Aber genau darum geht es doch beim Originalklang und dessen Vertretern, von denen ich einige kenne (ich selbst habe auch schon, wenn auch nicht oft, in einem ähnlichen Ensemble mitgewirkt):
Die passenden Saiten für die entsprechende Musik zu wählen.
Im modernen Orchester spiele ich selbstverstänlich die modernen Kunststoffsaiten, bei Barockmusik gerne auch Darmsaiten und Barockbogen. Das ist für mich das Spannende daran.
Sind die tollen Fotos von Ludovico Fiktion, weil er sie - wenigstens nehme ich es an - mit einer digitalen Kamera aufgenommen hat und nicht auf Fotoplatte?
Wie schon erwähnt finde ich den Vergleich nicht ganz passend. Vergleichbar ist für mich eher, die modernen digitalen Aufnahmeverfahren zu nutzen (mein Sohn ist Tonmeister, da kenne ich mich inzwischen ein klein wenig aus.).

Wir sollten uns nicht nur auf das Vergangene konzentrieren. Tẹmpi passati. 8)

Ich persönlich finde es nicht rückwärtsgewandt, wenn man "richtige" Instrumente den digitalen Klangerzeugern vorzieht. Aber das ist selbstverständlich meine persönliche Meinung. ;)
 
Dem Artikel ist nichts hinzuzufügen.
 
Tut mir leid, aber so eine digitale Orgel erinnert mich immer an die Dinger, die sie in Nordamerika bei den Eishockeyspielen der NHL einsetzen. Ich hoffe, die Orgel im Petersdom tönt etwas besser, aber ich finde gleichwohl, so etwas ist einem Gottesdienst nicht angemessen. Schon gar nicht im Petersdom. Klingt alles nach Billiglösung mit Werbeeffekt für den Hersteller.
Ist aber nur meine persönliche, überwiegend gefühlsbestimmte Meinung. Ich bin kein Kirchenmusiker
Um das Ganze als advocatus diaboli mal weiterzuspinnen, wann ist es denn endlich so weit, dass wir die lästigen, sperrigen und schwer herzustellenden Kirchenglocken durch digitale Klänge ersetzen ? Ein paar kräftige Lautsprecher in den Turm und die altmodischen Bronzeglocken verkaufen wir. Schont sogar noch die Türme, die durch die Glockenschwingungen in Mitleidenschaft gezogen werden ! Na, wie wär´s. Ironie Ende (für die , dies nicht gemerkt haben)
 
Zuletzt bearbeitet:
In den letzten Tagen war ich viel unterwegs - Tagesausflüge und Ausstellungen aber eben nicht im Forum. Um so mehr freut es mich, nun zu sehen, dass die Diskussion weitergeht. An das Thema wurde ich sowohl durch ein Bild in einer der Ausstellungen(Tintoretto in Köln) als auch gestern Abend durch eine Sendung im DLF erinnert.

... das "Tempi passati" (das ich ja auch öfters mal benutze ;)) ist für mich nicht negativ oder "rückwärtsgewandt", sondern eher als "nostalgische" und auch liebevolle Erinnerung zu verstehen. ...
Ja, ich sage das auch immer mit einem Lächeln, manchmal bedauernd, manchmal erleichtert. Ich bin abgebogen, um noch kurz darauf einzugehen, was ich dazu vor einiger Zeit gefunden habe.

Das meinte ich nicht. Sondern die menschliche Stimme, die predigt, die Texte liest etc.
Das ginge doch ohne Lautsprecher in großen Kirchen schon lange nicht mehr.
Diese Anmerkung habe ich leider nicht verstanden. Also wörtlich natürlich schon, aber nicht „was es mir sagen soll“. Ich denke aber, dass das eher eine Nebenbemerkung ist und daher wohl nicht unbedingt zum Erfassen Deiner Kernaussagen notwenig ist. Falls doch, bitte widersprechen!

Ich habe Deine Ausführungen so verstanden, dass Du durchaus dazu stehst, dass sich Instrument im Laufe der Zeit verändern. So funktioniert und klingt die „Orgelinstrument“ auf dem Tintorettobild sicher anders als eine heutige moderne Kirchen- oder Konzertorgel. Du akzeptierst auch, dass recht viel Technik und Digitales in einem Instrument wirkt. Z.B. bei der Orgel die Steuerung der Register u.a..

Wenn ich es richtig verstanden habe, dann gibt es für Dich aber gewisse Grundbedingungen, um ein Instrument (oder würdest Du einer Digitalorgel diese Bezeichnung vielleicht gar nicht zukommen lassen ???) Orgel zu nennen. Ich denke, dass dies ist, dass der Klang durch Pfeifen erzeugt wird, die durch Luft (Orgelwind) angeblasen werden.

Als Einschätzung gerade einer Fachfrau ist das für mich total in Ordnung und ohne wenn und aber zu akzeptieren.

Schwer tue ich mich nur damit, wenn dies dann dazu führt, den Untergang der Kultur darin zu sehen, dass es Digitalorgeln gibt.

Ich sehe es eher vom Ergebnis her und als eine der möglichen Weiterentwicklungen Musik zu machen. Dabei bin ich überhaupt nicht dafür, dass das eine das andere ablöst. Im Gegenteil: die alten Orgeln sollten restauriert und erhalten werden!

Der Kölner Domorganist sagt:
„Den lebendigen Klang, den eine Pfeife erzeugt, kann man nicht nachmachen. Auch Sie als Laie würden sofort einen Unterschied zwischen einer digitalen Orgel und einer Pfeifenorgel hören.“
Dazu zwei Anmerkungen:
Sollte sie anders klingen, dann wäre das noch kein Argument für die Ablehnung. Ich hatte oben und früher schon ausgeführt, dass die Weiterentwicklung der Instrumente immer dazu geführt hat, dass die Instrumente sich von den vorigen unterschieden. Und zwar auch für Laien wie mich hörbar.

Zweitens eine persönliche Anmerkung: ich bin eine der von ihm genannten Laien. Keine Musikerin, aber seit ca. 50 Jahren musikbegeistert (im Alter von 10 Jahren habe ich mir die erste Bach-Schallplatte vom nicht gerade üppigen Taschengeld gekauft). Ich habe erst zwei Digitalorgeln gehört: die der Düsseldorfer Tonhalle und die von Cameron Carpenter auf dem Schleswig-Holstein-Musikfestival. Gerade an dieses Konzert kann ich mich gut erinnern. Nicht nur ich war vom Klang durchaus fasziniert. Also scheint es Laien zu geben, die den Unterschied in diesem Sinne nicht hören (für uns Mathematikerin gilt, dass eine Aussage nicht wahr ist, wenn es ein Gegenbeispiel gibt - das bin in diesem Fall ich ;):!:).

Aber in diesem Artikel gibt es auch einen neuen Aspekt, der mir zuvor noch nicht so aufgefallen war.

Er sprach von einer „Billiglösung“, die angesichts der Bedeutung der Liturgie und angesichts der hochkarätigen Kunst im Petersdom völlig unverständlich sei.

Allgemein wird gesagt, dass die große Orgel nur an wenigen Tagen im Jahr gebraucht wird. Wenn das stimmt, fände ich es nicht gut, sehr viel Geld für eine neue große Orgel auszugeben. Falls man das Geld nicht anders verwenden will, fände ich es richtig, die vom Kölner Domorganisten angesprochen Originalorgeln in den anderen Kirchen zu restaurieren, um das Erbe zu erhalten.

Damit soll es erst einmal gut sein. Zu anderen Argumenten habe ich auch Überlegungen, aber ich will ja nicht langweilen. :roll::~ (und heute auch noch etwas anderes erledigen :nod:)
 
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