13.-20.4.2016 - zum ersten Mal in Rom

Mit manchen Macken (zum Beispiel der Forumssoftware) muß man eben leben, das wußte schon der alte Horaz:

"Nihil est ab omni parte beatum."

(Oden II, 16,27)
 

Am Montag, dem sechsten Tag unserer Reise, wollten wir endlich in den Vatikan. Die Peterskirche samt Vorplatz und der Campo Santo standen auf unserem "Programm"; auf die Kuppel und die Museen verzichteten wir von vornherein wegen der Treppen und der nicht zu umgehenden Menschenmengen.

Gegen halb zehn kamen wir auf der Piazza San Pietro an. Die Temperatur war noch recht angenehm und die Anzahl der Besucher hielt sich in Grenzen.


Leider fühlte sich mein Mann plötzlich nicht richtig wohl und wollte lieber an der frischen Luft bleiben - da kann man nichts machen. Wir sahen uns zunächst noch ein wenig auf dem Platz um, der offensichtlich auch als Fotokulisse genutzt wird, beispielsweise von Brautpaaren. Allein die unterschiedlichen Gruppen von Menschen zu betrachten, die man dort antrifft, ist eine interessante Sache. Und dann statteten wir noch der vatikanischen Post einen Besuch ab, damit wir die zuvor erworbenen Ansichtskarten auf den Weg bringen konnten.


Dann wandten wir uns nach links, um zum Campo Santo Teutonico zu gelangen. Die beiden netten Schweizergardisten zeigten uns, wohin wir gehen mußten. Natürlich gab es auch hier eine Sicherheitskontrolle, aber der Andrang war wesentlich geringer. Wie häufig, interessierten mich auch hier Details am Rande: das große schmiedeeiserne Tor mit der Tiara und den Schlüsseln Petri (und darunter einem Reichsadler?) sowie die Statue eines mir bis dahin unbekannten Heiligen, der seinen Platz an der Außenwand der Peterskirche gefunden hat und ein Buch mit einem Bibelzitat hält ("Bittet also den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.").


Auf einer Tafel am Eingang des Friedhofs kann man eine Kurzdarstellung seiner Geschichte in deutscher Sprache lesen. Beinahe interessanter ist allerdings die lateinisch abgefaßte Gedenktafel für einen gewissen Friedrich aus dem Jahr 1903 (nach der Gründungsurkunde der "Bruderschaft der christgläubigen Seelen und armen Christen" von 1454, so Wikipedia, ein Friedrich Frid aus Magdeburg):

"Für Friedrich den Deutschen, der zur Zeit von Papst Eugen IV. - da es keinen abgeschlossenen (Gottes-)Acker gab und die Körper der Gläubigen von den Wölfen ausgegraben wurden - den Friedhof auf eigene Kosten mit einer Mauer umgab, ein Häuschen für die Wache errichtete, all sein Gut dem Nutzen und Bau des Friedhofs widmete ... "


Trotz der Tatsache, daß sich die Gräber, Gedenktafeln und Kreuzwegstationen dicht an dicht drängen und kaum Platz für spätere Generationen zu bleiben scheint, strahlt der Friedhof innerhalb der hohen Mauer mit seinen Denkmälern und zahlreichen Pflanzen eine nahezu himmlische Ruhe aus.


Medium 278987 anzeigen

Auch für die Rektoren der deutschen Nationalstiftung "Santa Maria dell'Anima" ist hier ein Begräbnisplatz vorhanden - selbst der aktuelle Rektor weiß schon, wo er einmal liegen wird.




Medium 278988 anzeigen

Ein Besuch auf dem Campo Santo Teutonico, ohne die Kirche Santa Maria della Pietà gesehen zu haben, wäre nicht vollständig. Hier hat Papst Benedikt XVI. vor seiner Wahl regelmäßig die Messe gefeiert. Besonders fielen mir die Epitaphien auf - die Darstellung des Toten als Gerippe, das einen Spiegel mit seinem Ebenbild zu Lebzeiten hält, wirkt doch recht drastisch. In diesem Fall handelt es sich um den Bildhauer Laurentius Rues; das Epitaph wurde von 1690 Giovanni Battista Giorgi geschaffen.








Medium 278991 anzeigenMedium 278990 anzeigen


Das Altarbild zeigt im Mittelfeld die bereits im Namen der Kirche genannte Pietà, also Maria mit dem toten Jesus auf dem Schoß. Links davon ist anhand der Schlüssel Petrus zu erkennen, rechts davon eventuell Paulus (mit Buch und Schwert?), rechts außen wieder Maria mit Kind, aber die übrigen Figuren bleiben für mich leider rätselhaft.





-----------------------------------------------------------




Medium 278999 anzeigen Medium 279000 anzeigen Medium 279004 anzeigenMedium 279005 anzeigen

Anschließend verließen wir den Vatikan und schlenderten durch die Via della Conciliazione Richtung Castel Sant'Angelo. Dabei entstanden noch ein paar Aufnahmen vom touristischen und pilgernden Treiben in der Ewigen Stadt, darunter ein beeindruckendes Schaufenster voller Pasta, wie es bei uns zuhause kaum zu finden sein dürfte.




178940-80da5796b5f3a1c388c235c32440e276.jpg




Medium 279002 anzeigen Medium 279003 anzeigen
Wir umrundeten die Engelsburg, und weil es unterdessen schon später Mittag war, beeilten wir uns, das hier empfohlene Restaurant "La Vittoria" anzusteuern. Tatsächlich fanden wir die Fußgängerunterführung in die Via delle Fornaci und die gesuchte Adresse. Mit Pizza und Rotwein gestärkt, bummelten wir noch ein wenig durch die Gassen, um dann Richtung "Heimat" aufzubrechen - wir waren nämlich ziemlich fußlahm und sehnten uns danach, die Beine hochzulegen.












Medium 279007 anzeigen Medium 279006 anzeigen



Im Gärtchen unseres Apartements haben wir dann im kühlen Schatten den Nachmittag verträumt, uns ausgeruht und unsere müden Knochen gepflegt, um am nächsten Tag wieder fit für neue Erlebnisse zu sein.



178947-4ece58af5610bd30c16f4de6d9ff2f36.jpg
 

Medium 278991 anzeigenMedium 278990 anzeigen
Das Altarbild zeigt im Mittelfeld die bereits im Namen der Kirche genannte Pietà, also Maria mit dem toten Jesus auf dem Schoß. Links davon ist anhand der Schlüssel Petrus zu erkennen, rechts davon eventuell Paulus (mit Buch und Schwert?), rechts außen wieder Maria mit Kind, aber die übrigen Figuren bleiben für mich leider rätselhaft.

Die 2 Tafeln links zeigen: die Begegnung von Anna mit Joachim, Petrus und Johannes den Täufer mit ausgestrecktem Finger.

Die 2 Tafeln rechts zeigen: Jakobus und Paulus, die heilige Anna mit Maria und dem Jesuskind.

Zur Beweinung Christi im Mittelfeld findest Du hier Der Campo Santo, das Turiner Grabtuch und eine App einige Hinweise:

Christus liegt daher bewusst nicht wie bei der etwa zeitgleichen Pietà Michelangelos in St. Peter auf dem Schoß der trauernden Mutter, sondern er wird ihr hier sozusagen schon weggenommen: Die Leichenträger Nikodemus und Josef von Arimathäa haben ihn schon auf das Leichentuch gehoben und sind nun dabei, ihn ins Grab zu legen. Die beiden biblischen Gestalten fungieren gleichsam als die Patrone der Sargträger der Erzbruderschaft.
Vielleicht findest Du ja auch den in der Notiz genannten Aufsatz von Petra Fugazzola über das Altarbild.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, Simone - wieder etwas gelernt! Daß es sich nicht um die übliche Darstellung handelt, habe ich tatsächlich nicht bemerkt. Wenn ich demnächst mal Zeit finde, suche ich nach dem Aufsatz.

Wenigstens lag ich ja mit Paulus richtig - bei den anderen Figuren habe ich einfach keine Anhaltspunkte gefunden.

Noch einen schönen Abend für Dich!
 
Am Dienstag haben wir der Ewigen Stadt den Rücken gekehrt und uns nach Ostia Antica aufgemacht, was sich allerdings als nicht so einfach herausstellte, wie wir gedacht hatten.

Medium 279218 anzeigenMit dem Bus fuhren wir bis Stazione San Pietro und dann mit dem Zug weiter bis Stazione Ostiense, wo wir in Richtung Ostia umsteigen wollten. Aber wo war der Zug bloß? Wir hatten bei der Planung nicht durchschaut, daß es sich eigentlich um zwei Bahnhöfe handelt. Eine Weile irrten wir in den unterirdischen Gängen umher, liefen wohl einmal im Kreis, bis wir uns entschlossen, einen jungen Soldaten zu fragen. Dieser führte uns zu einem Ausgang und konnte uns zumindest ungefähr zeigen, wohin wir gehen sollten, und bald saßen wir im richtigen Zug und kamen schließlich ans gewünschte Ziel.

Medium 279219 anzeigen



Medium 279220 anzeigenMedium 279221 anzeigenNach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir die Ausgrabungsstätte und stießen dort als erstes auf die Nekropole. Interessant erschien uns dort u.a. der diagonale Mauerverband. Und plötzlich entdeckten wir, daß es in der antiken Stätte durchaus Leben gibt - eine Eidechse nutzte die Wärme auf den sonnenbeschienenen Steinen und hielt ihr Mittagsmahl.




Medium 279222 anzeigen




Medium 279223 anzeigen






Als nächstes erregte eine Art Gedenkstein unsere Aufmerksamkeit. Auf den ersten Blick vermuteten wir einen Grabstein oder ähnliches, aber bei näherem Hinsehen konnte man auf der Tafel noch die Worte "GENIO LOCI" entziffern - sie war also dem "Geist des Ortes" gewidmet. Und auf dem Bild rechts erkennt man - wer hätte das gedacht - eine richtige Ladenstraße.
















Ein wesentlicher Bestandteil jeder römischen Stadt waren die Thermen. Auch Ostia verfügte über mehrere solche Anlagen, teils öffentlich, teils wohl privat. Je nach Finanzkraft des Bauherrn waren sie eher einfach und zweckdienlich gehalten oder reich mit Marmor und Mosaiken ausgestattet. Hier sind die Neptun-Thermen zu sehen, erkennbar an Details des Mosaiks.



Medium 279227 anzeigenMedium 279228 anzeigen





Beeindruckend wirkt auch das Theater mit seinen Sitzreihen und dem Gang für die Akteure, während vom antiken Hafen nur Kartendarstellungen und Schautafeln vorliegen, weil sich der Lauf des Tibers seit damals verändert hat.













Im Zentrum der Stadt lag das Kapitol, der Tempel für die römischen Hauptgottheiten Jupiter, Juno und Minerva. Er umfaßte eine Fläche von 35 x 15,5 m und stand auf einem hohen Podest. Deshalb waren seine Überreste wohl nicht im Erdreich verborgen, was dazu führte, daß er schon früh als Steinbruch benutzt wurde.



Die Stadt Ostia wird zwar schon in antiken Quellen im Zusammenhang mit dem Christentum erwähnt, aber vor dem 4. Jh. finden sich hier kaum dingliche Spuren, und auch später sind nur wenige Kirchen und christliche Sakralräume zu belegen. Auch die hier abgebildete Gedenktafel stammt erst aus dem 20. Jh.: "Im dritten Jh. nach Christus wurden bei Ostia am Tiber der Bischof Cyriacus, die Jungfrau Aurea und ihre angesehenen Gefährten durch das Martyrium ausgezeichnet. Der Diakon Archelaus wurde beim Bogen vor dem Theater enthauptet. Das Kollegium für die Verehrung der Märtyrer, 1927."

Ohne weiter auf Einzelheiten einzugehen, hier noch ein paar abschließende Eindrücke von den Ausgrabungen:


Insgesamt gesehen, hat der Besuch in Ostia Antica unsere Vorstellungen von einer römischen Stadt der Wirklichkeit erheblich näher gebracht und sich wirklich gelohnt, auch wenn wir nur einen Teil des Geländes erkundet haben.

(Nicht zu empfehlen war allerdings nach unserem Eindruck die Cafeteria: teuer und ungemütlich - schade für die vielen Schulkinder.)
 
Irgendwie war die Seite im Vorschaumodus breiter - jetzt sind Texte und Bilder teilweise verrutscht und passen nicht mehr zusammen. Ich fürchte, ändern kann ich das nicht ....
 
Ach ja - noch eine Ergänzung: Am Dienstagabend sind wir "richtig" essen gegangen - auf Empfehlung unserer Vermieterin in ein Ristorante, das von einer sardischen Familie geführt wird.

Wir haben uns für gefüllte Zucchiniblüten, sardische Ravioli und als Nachtisch Eis "con frutti di bosco" entschieden und fanden es wunderbar.

Am Nachbartisch nahmen zwei sehr gesprächige amerikanische Paare Platz, die anläßlich ihrer Goldenen Hochzeit auf Europareise waren. Eine ihrer Fragen lautete: "Did you have any problems with gypsies?" Als wir daraufhin die Geschichte vom gestohlenen Portemonnaie erzählten, kamen sie ebenfalls mit Erlebtem heraus: Sie waren im Bus (wenn ich es richtig verstanden habe, beim Entwerten von Fahrkarten) jeweils um ihre Rucksäcke erleichtert worden, jeweils mit kompletter Fotoausrüstung und einmal 5000 $ in bar! Allem Anschein nach konnten sie den Verlust aber verkraften - sie wirkten alle vier fröhlich und guter Dinge ...
 
Bei solchen diebischen Erfolgen muß man sich nicht wundern, wenn das "Personal" zunimmt.

Gesendet von meinem GT-I9195 mit Tapatalk
 
Ich stimme dir übrigens vollständig zu, dass die Cafeteria in den Scavi nicht empfehlenswert ist. Teuer und ein mehr wie bescheidenes Angebot. Von daher macht es dort wirklich Sinn etwas Proviant mitzunehmen.

Gesendet von meinem GT-I9195 mit Tapatalk
 
Auch Dir Dank für den Hinweis! Meine Vermutung basierte lediglich darauf, daß sich das Tor auf dem Weg zum Campo Synto Teutonico befindet ...
 
Auch Dir Dank für den Hinweis! Meine Vermutung basierte lediglich darauf, daß sich das Tor auf dem Weg zum Campo Santo Teutonico befindet ...
Ja, das läge nah. Aber im Vatikan werden mit ziemlicher Regelmäßigkeit und Genauigkeit die päpstlichen Wappen 'verbaut', um anzuzeigen, in welchem Pontifikat bestimmte Gebäudeteile oder eben auch solche Tore errichtet wurden.

Gruß
tacitus
 
Nun weiß ich Bescheid - beim nächsten Mal kann ich dann gezielt suchen. Schön, daß hier auch dem Rom-Anfänger so viele Hinweise gegeben werden!
 
Jetzt ist nur noch der letzte Tag unserer Reise für den Bericht übrig. Um 15:45 Uhr sollte Abflug Richtung Heimat sein, nur war inzwischen ein Streik in Fiumicino angekündigt, also Abenteuer pur. Auf den Rat unserer Vermieterin hatten wir die Abholung per Mietwagen für 12 Uhr mittags vereinbart; bis dahin sollten wir das Apartement nutzen können. Allerdings avisierte die Vermittlungsagentur am Tag vorher einen neuen Gast, sodaß wir doch um 10 Uhr für die Putzfee räumen mußten, aber wir konnten das Gepäck bei der Vermieterin lassen.

Fertig waren wir zwar schon früh, aber größere Unternehmungen schienen uns zu riskant. Deshalb beschränkten wir uns auf einen letzten Bummel durch unser Viertel, um noch ein bißchen "Atmosphäre" mitzunehmen. Ein Stück die Via Gregorio VII hinunter stießen wir auf einen kleinen Markt:

Medium 279235 anzeigen
Auf dem Rückweg verblüfften uns die riesigen Kakteen im Freien - das wäre bei uns zuhause schlicht unmöglich. Auch die kleine Grünanlage an der Straße hatte südländische Akzente zu bieten.


Wieder zurück bei unserer Vermieterin, genossen wir ein letztes Mal den Garten (der eine halbe Etage höher direkt neben "unserem" lag) und wurden mit einem Caffè verwöhnt.


Der Transport nach Fiumicino klappte problemlos. Wir versorgten uns in der Halle mit Panini und Getränken und warteten, was passieren würde. Auch nach der angekündigten Uhrzeit des Streikbeginns wirkte das Geschehen auf uns ziemlich normal - Flugausfälle oder Verspätungen waren zumindest nicht so eindrucksvoll, daß wir uns noch daran erinnern könnten. Nur den Wartebereich mußten wir gelegentlich wechseln. Schließlich startete unsere Maschine annähernd pünktlich, sodaß wir auch zur erwarteten Zeit in Hamburg landeten. Nur die Temperatur war ein Schock (auch wenn wir es vorher wußten): von 25° in Rom auf 11° in Hamburg!

Insgesamt gesehen, war es trotz einiger unangenehmer Erfahrungen - Taschendiebstahl, ungeahnte Probleme mit dem römischen Pflaster - eine tolle Reise mit unvergeßlichen Eindrücken, bei der vieles aber nur angerissen wurde. Ohne die Tips aus diesem Forum wäre es sicher nur halb so schön gewesen - noch einmal ganz herzlichen Dank. So können wir unseren Bericht nur schließen mit einem hoffnungsvollen

ARRIVEDERCI, ROMA!

(aber erst mit neuem Hüftgelenk und dazugehörigem Training).
 
Vielen Dank für deinen Bericht Lydia, auch wir haben an diesem Tag nich sonderlich viel vom Streik mitbekommen, unsere Verspätung hielt sich in Grenzen. Nun warte ich gerade wieder am Fiumicino und muss auch Arrivederci Roma sagen.

Gesendet von meinem GT-I9195 mit Tapatalk
 
Vielen Dank für den schönen und interessanten Reisebericht.
Die Fotos, die Du ausgewählt und uns gezeigt hast, gefallen mir sehr.
Ich wünsche Dir, daß Du bald wieder nach Rom reisen kannst und dann nur schöne Erlebnisse hast.
 
Zurück
Oben