Rom im August - heiße Flitterwochen zur Silberhochzeit

Bremen

Centurio
Stammrömer
Inhalt

  • Vorfreude pur
  • Tag 1
    Anreise, erste Eindrücke und jede Menge Kirchen: Santa Maria Maggiore, Santa Maria degli Angeli e degli Martiri, Santa Maria della Vittoria, Mosesbrunnen, San Carlino alle 4 Fontane und die Vier Brunnen an den Ecken der Kreuzung, Sant’Andrea al Quirinale, Quirinalspalast, San Pietro in Vincoli
  • Tag 2
    unser erster Vatikantag: Engelsbrücke, Engelsburg, Via della Conciliazione, Campo Santo, Besichtigung der Nekropole, Aufstieg zur Kuppel und Petersdom, Petersplatz
  • Tag 3
    Klingt weder nach einem strammen Programm: Sant’Ivo im Vorübergehen, Piazza Navona mit 4-Ströme-Brunnen, Sant’Agnes in Agone, Obelisk und Mohrenbrunnen; Campo de Fiori, S. Maria Dell'Orazione e Morte, Ghetto Schildkrötenbrunnen, Synagoge und Portico d'Ottavia, Tiberinsel, Piazza Barberini mit Tritonenbrunnen, kurz ins Hard Rock Cafe Shirts kaufen, Coppedè-Viertel, Campo Verano mit
    S. Lorenzo fuori le mura
  • Tag 4
    Ferragosto - Feiertag: Piazza del Popolo mit S. Maria del Popolo, dem Stadttor Porta del Popolo und den Brunnen, Pincio, Trinità dei Monti, Palazzo Zuccari, Spanische Treppe mit Fontana della Barcaccia und Colonna dell'Immacolata, Trevibrunnen, Marc Aurel Säule, S. Ignazio di Loyola, Pantheon leider schon geschlossen und Piazza della Rotonda, Santa Maria sopra Minerva natürlich mit dem netten Elefanten von Bernini, Nationaldenkmal Vittorio Emanuele II., Santa Maria in Aracoeli, Kapitolsplatz mit Kapitol, Cordonata und Himmelsleiter sowie Ausblick aufs Forum Romanum, Il Gesù zum Ignatiusspektakel
  • Tag 5
    Unser Antike-Tag: Colosseum, Forum Romanum, Palatin, San Clemente, Battistero San Giovanni in Fonte, S. Giovanni in Laterano, die Scala Santa haben wir leider irgendwie verpasst
  • Tag 6
    Ein Blick auf Roms „schwarzes Erbe“: Foro Italico mit Brücke, Obelisk, Mosaiken und Stadio dei Marmi; EUR mit Colosseo quadrato,Stele auf der Piazza Guglielmo Marconi, Archivio Centrale dello Stato, Museo della Civiltà Romana; danach zu S. Paolo fuori le mura, den Besuch des Pantheon mussten wir hier noch einschieben
  • Tag 7
    Unser zweiter Vatikantag: Vatikanische Museen, Gianicolo, Abstieg nach Trastevere, vorbei an der Fontane Paola, Santa Maria in Trastevere,
  • Tag 8
    Piramide des Herrn Caius Cestius am protestantischen Friedhof, Aventin mit Schlüssellochblick, S. Sabina und Orangengarten, Ss. Bonifacio e Alessio, S. Maria in Cosmedin mit Bocca della Verità, Forum Boarium, S. Giorgi in Valebro, S. Luigi die Francesci und als krönender Abschluss die nächtliche Führung durch die Engelsburg mit dem nur im August zugänglichen Pasetto
  • Tag 9
    wir machen den Abflug - Arrivederci Roma!
 
Vorfreude pur

Irgendwann stand es also fest. Die Flitterwochen anlässlich unserer Silbernen Hochzeit sollten uns nach Rom führen.8):smug:
Da mein Mann unter extremem Unwohlsein leidet, wenn er nur ans Fliegen denkt sicher etwas ganz besonderes. Als Termin kam eigentlich nur der August in Frage - eigentlich für Rom nicht die geeignete Reisezeit, weil
a) zu heiß und
b) alle Römer in Urlaub
sind. Das Schild "Chiuso per ferie" sollten wir also noch kennenlernen.
Wir sind in Städtereisen erfahren und mein Mann klagt regelmäßig ab Mittag über Füße und ab spätem Nachmittag über Rücken, ansonsten läßt er aber alle Kirchenbesichtigungen, Turmbesteigungen und sonstige Überraschungen auf sich zukommen. Ich stürzte mich also voller Elan in die Vorbereitung. Welches Glück, dass ich auf dieses Forum stieß - so gut und umfassend vorbereitet waren wir noch nie.
Nachdem ich gefühlt samtliche Reiseberichte und jeden Beitrag zu Sehenswürdigkeiten, Transport und Restaurants durchstöbert hatte (also quasi Monate meines Lebens anonym im Forum verbrachte) meldete ich mich an. Eine Vorstellung, was ich alles erkunden wollte hatte ich - davon ausgehend, dass dieser Rom-Besuch mein einziger bleibe würde undich daher die Schwamm-Methode anwenden wollte: Alles aufsaugen, was geht!:nod:
Als außerodentlich hilfreich erwiesen sich die Hinweise zum Flughafentransfer und den Anbindungen der Sehenswürdigkeiten an den ÖPNV - das hat uns Geld, Nerven und letztlich auch viele Fußwege erspart. Dank der vielen hilfreichen Anmerkungen wurden meine Tagesabläufe strukturiert und in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht (besonderer Dank an Gaukler, humocs, pecorella, tacitus und all die anderen, ohne die diese Rom-Reise nicht zu diesem unvergesslichen Erlebnis georden wäre:thumbup:).
Die Warnungen, dass die Pläne zu überlastet seien, für 3 Romreisen reichen würden, wir keine Zeit zum genießen oder schlicht in der Hitze keinen Schritt mehr gehen würden ignorierte ich - streichen kann man immer :lol:
Letztlich kam ein pickepackevolles Programm dabei heraus.
Also packt ich in meinen Koffer neben sommertauglicher Kleidung, die auch für Kirchenbesuche geeignet ist, bequemen Laufschuhen, den ausgedruckten "Tagesplänen", ganz viel Abenteuerlust und Entdeckerfreude noch folgende nützliche Dinge:
  • meinen geliebten Reiseführer von National geographic Traveler
  • den in diesem Formu oft gelobten Bildband zum Forum Romanum (mit den Folien zum drberklappen, die meiner Vorstellungskraft auf die Sprünge geholfen haben, ich weiß leider im Moment nicht mehr genau, wie es heißt und das Buch weil derzeit mit einer Freundin in Rom)
  • ein kleines Fernglas (für die sixtinische Kapelle und andere Kirchendecken)
  • eine Jacke mit großen Taschen (wenn mal wieder kein Rucksack mitgenommen werden darf)
  • zwei Schraubflaschen mit weiter Öffnung zum Auffüllen an den Nasoni (vielleicht sogar Isolierflaschen - schwerer, aber halten das kostbare Nass kalt)
  • Sonnencreme, Sonnenhut und 2 Knirpse (auch gut gegen Sonne zu gebrauchen, gerade, wenn man warten muss)
  • mehrere Speicherkarten für den Fotoapparat
  • Ladegeräte
  • Thermalwasserspray zur Erfrischung für Unterwegs
  • viele Blasenpflaster (die wir gar nicht brauchten)
  • Adapter
  • Fotoapparat Stativ Ersatzspeicherkarten Batterien Ladegeräte
So bestens gerüstet hoben wir dann also in Düsseldorf ab.
 
Hallo Bremen,

das verspricht ein schöner Bericht zu werden, denn in jeder Zeile spürt man Deinen Enthusiasmus.

Bin gespannt, wie es weitergeht. Einige Tage erscheinen rekordverdächtig im Hinblick auf die Anzahl der Sehenswürdigkeiten.

Gruß
tacitus

P.S.: Vielen Dank fürs Bedanken für die kleinen Hilfestellungen bei der Reiseplanung.
P.P.S.: Ein Mod kann sicher den Vertippsler im Titel des Berichts korrigieren und aus dem 'm' ein 't' machen.
 
Tag 1

Um 9:15 hob unser Flieger in Düsseldorf ab: Pünktlich! Meinem Mann hatte ich zwar ein leichtes Mittel zur Beruhigung der Nerven (Flugangst) angeboten, er lehnte dies aber dankend ab und saß die folgenden zwei Stunden leicht verkrampft neben mir bis wir nach einem sehr angenehmen und ruhigen Flug in Fuimicino landeten.

Dank der Info aus dem Forum fanden wir den bereits auf uns wartenden Shuttlebus nach Termini (5 €uro) ohne Probleme, stiegen ein und bekamen auf der Fahrt eine kostenlose erste Stadtrundfahrt. Angekommen am Bahnhof kauften wir als erstes an einem Kiosk eine CIS (7 Tage - 24 €, die wir erst am nächsten Tag entwerteten) und für den An- und Abreisetag Einzelkarten (4 BIC à 1,50€).

Das Hotel at Ambra Palace (Via Principe Amedeo 257) erreichten wir mit der Tram 5 oder 14 (zwei Haltestellen bis Piazza Vittorio Emanuell). Im Nachhinein hätten wir den kurzen Weg auch zu Fuß machen können, aber wir kannten uns ja noch nicht aus.
Das Check-in erwies sich als sehr unkompliziert, wir konnten nach einer sehr kurzen Wartezeit auch schon vorzeitig unser Zimmer beziehen um uns etwas frisch zu machen. Das Zimmer ging auf einen Innenhof und hatte ausgezeichnete Verdunklungsvorhänge sowie eine gut arbeitende Klimaanlage – die wir nachts immer abstellten, weil es uns sonst kühl geworden wäre. Die Betten waren ausgezeichnet, Bad und Zimmer sehr sauber. Das gebuchte Frühstück im restaurant ist für römische Verhältnisse (soweit ich es hier gelesen habe) sehr üppig: Man bekommt diverse Sorten Brot, süße Teilchen, einen akzeptablen Kaffee, Tee, frisches Obst, Cerealien, Joghurts, Käse, Wurst, Marmeladen, Nutella, Saft (oder besser ein Fruchtsaftgetränk:~). Kurz: es reichte für einen Energieschub zum Start in den Tag.

Wir hatten uns also frisch gemacht und wollten mit einem kurzen Bummel über den Nuovo Mercato Esquilino gegenüber starten. KULTURSCHOCK! 8O Laut, stickig, stinkend, da konnte die bunte Auslage an Obst und Gemüse und frischem Fleisch (das dem Geruch und den Blutlachen nach SEHR! frisch aber leider ungekühlt war) die Nase nicht überlisten. Beinahe fluchtartig verließen wir diesen Markt ohne wie geplant etwas Obst und Getränke für unseren weiteren Bummel zu kaufen. Das holten wir dann in einem der vielen China-Kioske im Viertel nach.

Der erste Weg führte uns zu Santa Maria Maggiore, einer der vier Papstbasiliken Roms (die ich natürlich alle besuchen wollte) und als exterritorialer Besitz des Heiligen Stuhls eigentlich Vatikanisches Gebiet. Wir bewunderten die Mariensäule auf dem Vorplatz, die Campanille, die Porta Santa, die erst wieder für das Heilige Jahr 2016 geöffnet wird; den Baldachin über dem Papstaltar; den Fußboden mit den Kosmaten-Einlegearbeit und die vielen Papstgrabmale. Wir nahmen für einige Minuten Platz und ließen wir die Kirche auf uns wirken.


Die nächste Kirche auf unserem Weg war Santa Maria degli Angeli e degli Martiri, der Kirche, die sich mit Astrologie beschäftigt. Wir fanden die Sonnenuhr und den in den Fußboden eingearbeiteter Meridian, di „Linea Clementina“ (einen 45 m langen Meridian aus Messing mit Daten) Wir hatten zwar gutes Wetter, aber leider war 12:00 schon verstrichen, so dass wir den aus 20 m Höhe durch das Zentrum eines hölzernen Papstwappens fallenden Sonnenstrahl nicht sehen konnten. Ca. 150 Jahre lang war diese "Sonnenuhr" offizielles und präzisestes Zeitmessinstrument für alle Kirchenuhren Roms. Hier findet man auch das Pendel Gallileis. Sehr beeindruckend und erbaut um das Jahr 300 n.Chr. Diese Kirche ist von außen bis auf die großen Bronzetore eher unscheinbar, innen ein Prachtbau mit Marmor und Größe. Die Statue von Galileo steht im Innenhof.


Vor Santa Maria della Vittoria mussten wir wegen der Mittagsruhe etwas warten bis wir die Heilige Theresa von Bernini bewundern konnten. Teil 1 meiner persönlichen Illuminati-Tour war damit besichtigt. Wir nutzten die Zeit um uns am Mosesbrunnen etwas zu erfrischen.


Leider war San Carlino alle 4 Fontane, das Hauptwerk Borromis, während unseres Rom Aufenthalts ständig geschlossen, so dass ich den Innenraum mit der ellipsoiden Kuppel und den Klotergarten leider nicht besichtigen konnte – wandert also au die To-Do-Liste für einen Folgeurlaub. Aber die Vier Brunnen an den Ecken der Kreuzung machen diese Straßenkreuzung zu etwas ganz Besonderem.


Verschlossen präsentierte sich auch Sant’Andrea al Quirinale von Bernini.


Der Quirinalspalast ist im August nur von außen zu besichtigen, den Vorplatz mit der wunderbaren Aussicht über die Stadt kann man aber auch im Urlaubsmonat in voller Pracht (und Sonnenschein) genießen.


In San Pietro in Vincoli warteten die Ketten des Petrus im Glasbehälter unter dem Altar und natürlich der gehörnte Moses von Michelangelo. Wollte er hier eine Teufelsskulptur schaffen? Nein, die Erklärung ist ganz simpel: Michelangelo konnte nicht wissen, dass die von ihm benutzte lateinische Übersetzung des Bibeltextes in Exodus 34,35 einen Fehler enthielt den auch andere Maler und Bildhauer übernahmen. Alle orientierten sich am Text des Alten Testaments der sogenannten Vulgata, der seit dem 8. Jahrhundert gebräuchlichen lateinischen Übersetzung. So hieß es im Buch Exodus (Kapitel 34, Vers 29), dass Moses, als er vom Berg Sinai herabstieg, Hörner trug. Denn das Wort „Keren“ (Strahl) des hebräischen Originaltextes (der keine Vokale kennt) wurde in der Vulgata fälschlicherweise mit „Cornu“ (Horn) übersetzt. Wird nämlich das hebräische Wort für strahlen, (hebr. karan) als „kären“ ausgesprochen, heißt es „Horn“.


Voller großartiger Eindrücke hatten wir uns ein Abendessen (ausgezeichnet im Monti-Viertel direkt am Metroausgang Cavour die Osteria della Suburra) und ein kühles Bier (best beer in town! Finnegan’s Irish Pub an der Via Leonina 66) redlich verdient. Das Bier wird in eisgekühlten Gläsern serviert und man führt neben vielen anderen Sorten das von mir so sehr geliebte Guinness. Wir kamen auch wegen der prima Lage in der Nähe der Metrostation Cavour noch oft hierher auf einen Absacker!
 
Tag 2

Dank der Tipps aus diesem Forum nahmen wir die Tram 5 oder 14 ab Haltestelle Piazza Vittorio Emanuelle bis Termini und stempelten ordnungsgemäß die schon zuvor gekaufte CIS. Nach dem Umstieg in den Expressbus 40 (Bussteig G) brachte uns dieser rappelnd und schaukeln zur Engelsbrücke. Jeder einzelne Engel ist ein Kunstwerk für sich!


Die Engelsburg hatte ich in meiner Vorstellung offensichtlich mehr als Turm und nicht als Burg mit – zwar kleinem, dafür umso höheren) Burghof erwartet und war überrascht über den Zitadellen-Charakter.


Als Papst lebte man allerdings auch hier nicht schlecht und mit einem gewissen Luxus. Aber wozu benötigte ein Papst ein Doppelbett? Mein Lieblingsengel ist eindeutig der von della Porta und steht in der Cortille dell’angelo. Uns boten sich viele Einsichten und Aussichten, das Fotografieren aus der Hand war erlaubt, mein Mini-Stativ durfte allerdings nicht zum Einsatz kommen.

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Über die Via della Conciliazione (übrigens von Mussolini gebaut durch Abriss eines großen Teils des Borgo-Viertels) schlenderten wir zum Petersplatz. Linksseitig, immer auf Schatten bedacht. Interessant, wie der Petersdom sich beim Näherkommen verändert, da der Vorbau mehr und mehr die Kuppel „schluckt“.


Die Schlange, die sich zum Eingang windet ließen wir außer Acht denn wir hatten ja nicht vor uns anzustellen, jedenfalls nicht hier, Durch den vorab gebuchten Nekropolen-Besuch konnten wir uns das sparen. Dieser Besuch führte allerdings auch dazu, dass ich auf den üblichen Rucksack verzichtet habe und stattdessen nur die kleinere Handtaschen-Variante wählen konnte. Aus diesem Grund waren wir jetzt den Nepp-Getränke-Verkäufern ausgeliefert – da ging kein Weg vorbei. Also kurz unser Erspartes in kühles Nass investiert und, da wir noch ausreichend Zeit hatten, durch das oft beschriebene Stahltor links der Kolonnaden zum Campo Santo. Kurze Kontrolle durch die Polizei, vorbei an anderen wartenden Besuchern und den netten Gardisten mit dem schrecklichen Akzent und schon sind wir im Vatikan – na ja, zumindest auf dem Gebiet, ohne dass man sich wirklich bewegen könnte, wohin man möchte.
Der Friedhof ist wirklich ein Kleinod. Bis auf das Vogelzwitschern und das Rascheln der Blätter nichts zu hören, dieser Ort gehörte für die nächste halbe Stunde uns ganz allein.


Der Imbiss im La Vittoria fiel aus, weil alle Tische besetzt waren, gewährte uns auf dem Weg dorthin aber einige interessante Blicke in Hinterhöfe. Zur Nekropolen-Besichtigung sollten etwa 15 Minuten vor dem Temin erscheinen, also zurück zum Stahltor, wo uns die Schweizer Gardisten schon als alte Bekannte begrüßten. Außer uns - ohne Rucksack, dafür mit Jacke um den Bauch und viel Stauraum – nahm noch ein Trupp junger Leute teil, deren große Rucksäcke vor dem Bauch getragen zwar bemäkelt, aber toleriert wurden.
Die Führung ist wirklich empfehlenswert, war auch für Protestanten interessant und offenbarte das geschichtliche Interesse des Leiters. Wir erführen viel über das antike Rom, Begräbnisriten im Wandel der Zeit und sahen das Grab Petrus – na ja, eigentlich nicht wirklich, denn dieser Teil ist nicht aus direkter Nähe zu betrachten. Aber ein „heiliger Hauch“ war bestimmt zu spüren. Und die feuchte Schwüle und der leicht modrige Geruch taten ein Übriges.
Das bringt mich zu den diversen Arten von Reliquien, über die unser Führer zu berichten wusste. Es gibt da Reliquien erster Ordnung – also Teile des Heiligen selber. Am wertvollsten sei der Kopf, aber alle anderen Körperteile werden wohl auch toleriert. Dann kommen Reliquien zweiter Ordnung – also Teile, mit denen der Heilige zu Lebzeiten in Berührung kam und die er benutzte (Brillen, Wiege, Kreuz etc.) schon Splitter und Kleinstteile erfahren hier hohe Wertschätzung. Und dann gibt es noch weitere – von mir von Berufs wegen als homöopathische Reliquien bezeichnet. Diese erfahren schon durch die Nähe zu Überresten des Heiligen eine Transformation. Aus diesem Grund wird zum Beispiel das Pallium jedes neuen Kardinals oder neu gewählten Papstes nahe dem Petrusgrab hinterlegt. Naturwissenschaftlich sei durch genaues Wiegen zudem der Beleg geführt, dass ein - wenn auch minimaler - Zuwachs an Masse erfolgt ist, wenn sie nach drei Tagen wieder hinausgezogen werden. (Ketzerisch wie ich nun einmal bin vermute ich einen Zusammenhang mit der unten herrschenden Luftfeuchtigkeit – wie gesagt: Protestant aus Leidenschaft.)

Unsere Führung endet am Aufstieg zur Kuppel, genau den gönnen wir uns als nächstes – und zwar zuerst mit dem Aufzug, die 2 Euro sitzen gerade noch drin.
Die Flüstergalerie offenbar etwas von den immensen Ausmaßen des Petersdoms und macht uns sprachlos.


Der eigentliche Aufstieg entlang der immer mehr gewöbten Wände ist nicht so beengend und steil, wie ich befürchtete. Gut zu Fuß sollte man sein, aber kein Grund. Hier zu kneifen. Und die Aussicht aus der Laterne PHÄNOMENAL!


Mit besonderem Interesse betrachte ich das aktuelle Papstwappen als Blumenbeet vor dem Verwaltungssitz, denn inzwischen hatte ich ja erfahren, dass die Sonne gar nicht die Sonne seiner argentinischen Heimatflagge ist, sondern die Jesuitensonne. (selbige wurde in die argentinische Flagge integriert, nicht umgekehrt).

Auf halbem Weg des Abstiegs gönnten wir uns noch einen Besuch der Apostel, die uns zwar den Rücken zudrehten, aber durch ihre Größe sehr ehrfurchtgebietend wirkten. Als einziger fehlt hier Petrus, der unten auf dem Platz zu finden ist. Zu erstaunlich zivilen Preisen fanden wir hier ein kleines Café und gönnten uns eine Eis und einen Softdrink vis-a-vis zur Kuppel des Petersdoms. Außerdem kauften wir hier unsere Postkarten und Briefmarken, einen Briefkasten Vatikanpost gibt es hier oben ebenfalls! (Der Ketzer in mir hat die Karten zu homöopathischen Hochpotenz-Reliquien erklärt – immerhin steigt ja der Heilige Geist sicher nach oben und muss auch an diesen Karten vorbei. Man möge mir vergeben und ich möchte auch keine religiösen Gefühle beleidigen, aber mit Heiligenverehrung habe ich es nun mal nicht so.)


Unten im Petersdom beeindruckte uns der Pomp, mit dem die Päpste sich selbst verehren – ein Standbild größer und prächtiger als das andere. Zum Teil selber in Auftrag gegeben, manchmal auch vom Nachfolger gezahlt. Und der eine oder andere Papst ist hier mumifiziert zur Schau gestellt – ob die das so gewollt hätten???
Natürlich streichelten wir dem Petrus noch sachte über den großen Zeh und bewunderten Michelangelos Pietà, nur die die rote Porphyrscheibe, auf der Karl der Große stand, als er 800 zum Kaiser gekrönt wurde, die suchte ich vergebens.

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Die heilige Pforte ist auch hier in diesem Jahr verschlossen, also einen anderen Ausgang gewählt und auf den Petersplatz geschlendert. Mein Illuminati-Detektiv suchte und fand das Symbol des Westwindes zwischen Obelisk und Petersdom (und noch 15 weitere Marmorplatten mit Winden). Ungefähr in der Mitte zwischen Brunnen und Obelisk auf beiden Seiten sind kleine runde Platten in den Boden eingelassen, draufgestellt sieht nur noch eine Säulenreihe. Welche architektonische Meisterleistung!


Der Meridian, eine 45 Meter langen Linie aus hellem Granit verläuft von der Nordseite des Obelisken in Richtung der rechten Kolonnade. Sieben weiße Marmorscheiben in wachsenden Abständen sind dort eingelassen, die beiden letzten hinter dem Brunnen von Carlo Maderno. Die erste und die letzte Marmorplatte sind mit den Daten der Sommer- und der Wintersonnenwende sowie einem Tierkreiszeichen gekennzeichnet. Die fünf zwischen ihnen liegenden tragen die Namen von je zwei Tierkreiszeichen. Zu Beginn eines jeden Tierkreiszeichens erreicht der Schatten des Obelisken die jeweilige Marmorplatte.


Die blaue Stunde auf dem Petersplatz hält uns mit ihrem Zauber noch eine ganze Zeit gefangen, bevor wir den Abend mit dem einen oder anderen guten Hauswein in einer Taverna ausklingen lassen.
 
Tag 3

Mit dem Bus 70 (capolinea Giolitti, höchstens 300 m von unserer Haustür entfernt) fuhren wir bis Ausstieg Rinascimento um die witzige Kuppel von Sant’Ivo zu bewundern, die wir mehr zufällig und aus Neugier hinter einer angelehnten Tür zum Innenhof fanden.:~


Zur Piazza Navona war es nur ein Katzensprung, ich freute mich nachher schon auf den Besuch der einen oder anderen „besten Eisdiele Roms“.
(Mir wurden empfohlen: Giolitti Via degli Uffici del Vicario 40 und San Crispino Via della Panetteria 42
Ebendsogut: Gelateria Frigidarium Via del Governo Vecchio 112 (exotische Genüsse wie Pomodoro oder Millefoglio) und Gelateria del Teatro Via dei Coronari 65/66).​

Auf diesem wunderschönen Platz mit tollen Brunnen und großartiger Atmosphäre (dem ehemaligen Stadion des Domitian) packten um diese frühe Morgenstunde gerade die Maler und fliegenden Händler ihre Utensilien aus. Von Gauklern wie um die Abendstunden noch keine Spur. Das müssen wir auf einem späteren abendlichen Spaziergang noch erkunden. Der Illuminati-Aspekt dieses Platzes ist die Taube auf der Spitze des Obelisken der Fontana del Nettuno, des 4-Ströme-Brunnen. Weitere Brunnen, die diesen Platz prägen sind der Neptunbrunnen und der politisch nicht mehr korrekt benannte Mohrenbrunnen.


Die Kirche Sant’Agnes in Agone ist ein beeindruckendes Bauwerk an der Breitseite der Piazza Navona und auch im Inneren durchaus sehenswert.


Wir schlenderten durch einige mehr oder weniger enge Gassen zum Campo de Fiori, dem Obst-, Gemüse- und Blumenmarkt, der früher als Hinrichtungsstätte der Inquisitionsbehörde des päpstlichen Roms fungiert. Für Jahrhunderte fanden hier öffentliche Hinrichtungen statt. Kriminelle und Ketzer wurden hier oft gefoltert und hingerichtet. Viele von ihnen wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, während andere gehängt wurden. Einige wurden sogar in Kessel mit siedendem Öl geworfen. Im Jahre 1600 wurde der Humanist Giordano Bruno als Ketzer verbrannt, nachdem er die Unfehlbarkeit der Kirche in Frage gestellt hatte. Er war einer der Ersten, der erkannte, dass Sterne eigentlich Sonnen im Universum sind. Die Bronzestatue wurde auf der Piazza mit Blick auf den Vatikan aufgestellt, scheinbar zum Trotz, für alles was sie steht. Bruno wird jetzt als ein Verfechter und Märtyrer des Rechts auf freie Meinungsäußerung angesehen. Medaillons auf dem Sockel zeigen Reliefbüsten von acht weiteren sogenannten "Ketzern" und "Freidenkern", einschließlich Jan Hus und John Wycliffe.
Rings um den Platz laden kleine Cafés und Restaurants zum Imbiss und ausruhen ein.


Dem Handwerkergässchen Via Cappellari wollte ich unbedingt folgen und wir gelangten über die Piazza Farnese mit den zwei "Badewannen" aus den Caracalla-Thermen auf dem Platz zur S. Maria Dell'Orazione e Morte an der Via Giulia. Diese Kirche hat mit all den Totenköpfen und Skeletten einen sehr morbiden Charme.


Direkt nebenan kann man an der Fontana de Mascherone die Wasservorräte auffüllen. Den Palazzo Spada mit Kolonnade von Borromini muss ich leider auf den nächsten Besuch in Rom verschieben.
Mein Mann ist schon längst unterwegs Richtung Ghetto. Besonders sehenswert hier natürlich der Schildkrötenbrunnen an der Piazza Mattei, die Synagoge (die größte Europas, aber bei unserem Besuch leider nicht zugänglich). Koscher zubereitetes Essen sollte man in einem der Restaurants in der Umgebung übrigens mal probieren.

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Auf den Ruinen des Portico d'Ottavia wurde im Mittelalter ein großer Fischmarkt abgehalten (“Pescheria Vecchia” (Alte Fischhalle) der Stein rechts vom großen Bogen des Portikus ist alles, was davon übrig geblieben ist: die lateinische Inschrift daneben besagt ” Die Köpfe aller Fische, welche länger als diese Steintafel sind, müssen den Konservatoren (des Kapitols) abgegeben werden, einschließlich der ersten Flossen.“) und die Kirche S. Angelo in Pescheria errichtet (eingerüstet zur dringend notwendigen Renovierung).
Hier waren die Juden bis zum 18. Jahrhundert gezwungen, am Samstag den Predigten beizuwohnen, mit denen die Jesuiten “li giudei” (die Juden) bekehren wollten: man sagt, dass die Juden Pfropfen in die Ohren steckten, um ihnen nicht zuzuhören.

Die Bebauung der Tiberinsel lässt leider nicht zu, dass man eine Rast am Fluss einlegt, der Handel – gerade mit Lederwaren und Hüten – blüht auf den Brücken dagegen.


Nach einer Erfrischung in Trastevere nehmen wir den Bus 63 von dessen capolinea an der Piazza Monte Savello zur Piazza Barberini mit dem Tritonenbrunnen (Illuminaten wissen warum) und laufen die eine Station zum Hard Rock Cafe um die Mitbringsel für unsere Söhne zu kaufen – von jeder Reise ein Shirt. Hier können wir wieder in die Linie 63 einsteigen und bis zum Ausstieg Buenos Aires fahren.


Neben der argentinischen Kirche direkt am Platz ist dies der Startpunkt für unsere Erkundung des Coppedè-Viertels (eine sehr nette spanisch sprechende Dame legte uns offensichtlichen Touristen diesen Abstecher kurz vor der Haltestelle noch einmal dringend nahe). Schon das Eingangstor mit dem Kronleuchter über der Straße und die darauf folgenden Palazzi machen Lust auf mehr. Der römische "Liberty"-Stil des Gino Coppedè schuf hier fantasievolle Häuser wie in einer kleinen Märchenwelt, das Spinnen- und das Feenhaus, den Froschbunnen und ganz viele, viele Diplomatenhäuser gab es in diesem Viertel zu entdecken – gut, wenn man mit etwas Proviant und Getränken versorgt ist!


Auf dem Rückweg zum Hotel haben wir noch dem (eigentlich an einem anderen Tag als eventuellem Programmpunkt eingeplanten) Campo Verano einen kurzen Besuch abgestattet. S. Lorenzo fueri elr mura spendete Ruhe und Kühle. Der Eingang zum Friedhof wird bewacht von den Allegorien Trauer, Trost, Melancholie und Hoffnung.


Und damit hatten wir uns auch heute eine eisgekühlte Gerstenkaltschale als Belohnung redlich verdient.
 
Tag 4

Wieder ist es wohl nur mit Hilfe dieses Forums gelungen, ein feiertagstauliches Programm für den 15. August = Ferragosto aufzustellen.
Inzwischen bewegen wir uns ja schon sehr geübt mit dem ÖPNV in der Ewigen Stadt, die Metro A brachte uns früh am Tag nach Flaminio, von wo wir durch die Porta del Popolo auf den gleichnamigen Platz gelangten. (Hier irrt Dan Brown: Die Stadtmauer Porta del Popolo zeigt eine „Sonne über einem dreieckigen Steinhaufen“, dies ist aber kein „Ein Licht über einer Pyramide“ als Illuminaten-Zeichen, sondern nur das Familienwappen des Fabio Chigi (ab 1655 Papst)


In der Kirche S. Maria del Popolo wird am heutigen Tag ab 10.00 h stündlich eine Messe gelesen – danke für den Hinweis in der Planungsphase. Dies ist eine auch für Protestanten kirchengeschichtlich bedeutsame Kirche, weil Luther hier zelebrierte und in seiner Rom-Zeit im Kloster nebenan wohnte. Illuminaten-Alarm :twisted: gab es in der Chigi-Kapelle (auf der linken Seite in der zweiten Nische, von Raffael) und beim Dämonenloch - einem Mosaik auf dem Boden, welches ein kniendes Skelett auf einer Steinplatte zeigt und den Eingang zur Grabhöhle verschließt. Berninis „Habakuk und der Engel“, zwei Gemälde von Caravaggio ("Die Kreuzigung des heiligen Petrus" und "Bekehrung des heiligen Paulus") und Fresken von Pinturicchi in der Della Rovere-Kapelle machen diese Kirche zu einem kleinen Museum.


In der Mitte der ovalen Piazza del Popolo steht ein 24 Meter hoher original ägyptischer Obelisk aus dem Sonnentempel des Helios aus rotem Granit in einem Brunnen mit 4 ägyptischen Löwen. Leider eingerüstet und nur durch eine kleines Loch in der Plane zu betrachten, mit Brunnenrenovierungen scheint man sich in Rom eine goldene Nase verdienen zu können. Bei einer Umrundung des Platzes erkundeten wir den Neptunbrunnen, die zwei symmetrische Kirchen Santa Maria dei Miracoli und Santa Maria in Montesanto auf beiden Seiten der Via del Corso und den Brunnen der Göttin von Rom, die Fontana della dea di Roma.


Hier starteten wir auch unseren Aufstieg zum Pincio um die phantastische Aussicht zu genießen. Leider sahen wir nicht nur den Petersdom in der Ferne, sondern auch, dass sich da ein sehr schnell heranziehendes Gewitter zusammenbraute.


Also nix mit einem kleinen Snack im Park der Villa Borghese, sondern schleunigst Richtung Spanische Treppe, wo uns die Kirche Trinità dei Monti Schutz bieten könnte. (Leider auch eingerüstet und im Renovierungs-Modus.) Wir waren nicht die Einzigen, die hier Schutz vor dem heftigen Unwetter suchten und so in den Genusseiner von Nonnen gehaltenen italienischen Messe kamen. Nach dem Regen hatte sich die Luft nur ein wenig abgekühlt, die Luftfeuchtigkeit war aber zweifelsfrei gestiegen. Im Waschküchenklima machten wir einen kurzen Abstecher zum Palazzo Zuccari mit dem Fratzenportal (von der Spanischen Treppe aus gesehen vor der Kirche Trinità dei Monti rechts abbiegen, ein schmales Wohnhaus zwischen den beiden spitzwinklig auf die Piazza della Trinita dei Monti zulaufenden Straßen Via Gregoriana und Via Sistina).


Die regennasse Spanischen Treppe war mit Vorsicht zu genießen, wir sahen einige Stürze. Fotoshooting mit der Fontana della Barcaccia und weiter zur Colonna dell'Immacolata. Hier entdeckten wir ein klimatisiertes Mc D. welches eben Abkühlung auch ein eiskaltes Smoothie und saubere Örtlichkeiten versprach.

Wenn man schon in Rom ist geht natürlich kein Weg vorbei am Besuch des Trevibrunnen, Renovierung hin oder her! Für den obligatorischen Münzwurf haben die geschäftstüchtigen Römer einfach eine Plastikwanne mit Wasser aufgestellt. Die blöden Touris schmeißen trotzdem was das Zeug hält.


Durch den Regenschauer hinkte unser „Zeitplan“ hinterher, so dass wir über die Piazza Colonna mit der Marc Aurel Säule während der Messe die Kirche S. Ignazio di Loyola erreichten. Zwangsruhepause im Schatten! Diese neben Il Gesù zweite große Jesuitenkirche Roms verspricht großes 3D-Kino in einer Kirche aus dem Jahr 1685. Im Kreuzkuppelbau findet man unglaublich perspektivische Fresken. Die Malerei in der Kuppel, die nie gebaut wurde, ist illusionistisch ausgeführt und vielen Besuchen, so auch meinem Mann, fiel dies erst durch einen Hinweis auf. Fazit: unbedingt ansehen!


Und das alles im Zeichen der Gegenreformation, als ein kleiner dicker Mönch in Deutschland alle Bilder aus den Kirchen entfernen ließ und doch bis heute Anhänger hat - das nenne ich mal ein echtes Kontrastprogramm!

Der Pantheon hatte leider die Pforten für uns schon geschlossen, an der Piazza della Rotonda dagegen pulsierte das Leben und die Kasse der original römischen Gladiatoren klingelte: Fotos nur gegen Bare!


Wir hielten uns links am Pantheon vorbei und gingen die paar Schritte bis zur Piazza di Minerva mit der Kirche Santa Maria sopra Minerva, einer wunderschönen Kirche der Dominikaner (in der Galileo der Prozess gemacht wurde) mit dem netten Elefanten von Bernini. Leider auch hier im Moment geschlossen.


Na, dann auf eine Erfrischung mit Ausblick zum Nationaldenkmal Vittorio Emanuele II., der Schreibmaschine. Ein „beeindruckendes“ Monument mit schönen Statuen. Die Innenbesichtigung ist kostenlos möglich, allerdings wird man von den Carabiniere, der über die Ordnung auf der Treppe zu achten hat ständig angepfiffen.


Eigentlich wollten wir über den gläsernen Aufzug zur "Terrazza delle Quadrighe" Terrasse auf dem Dach, aber die Schlange war uns dann doch zu lang und so entdeckten wir das Café mit Selbstbedienung und moderaten Preisen auf dieser Ebene und gönnten uns eine Pause mit Blick auf das Forum Romanum und das Trajansforum.


Durch Santa Maria in Aracoeli kommt man über den Nebenausgang zum Kapitolsplatz mit Kapitol, Cordonata und Himmelsleiter. Wir hatten also die Qual der Wahl, welche der Treppen wir HINAB!steigen wollten.


Da uns immer noch jede Menge Zeit bis zum Ignatiusspektakel um 17:30 Uhr blieb kehrten wir noch einmal zur Santa Maria sopra Minerva zurück. Wunderschön!


Nun blieb uns für heute noch die zweite Jesuitenkirche Il Gesù. Beim Betrachten des Inneren dieser Kirche liegt nichts ferner als der Gedanke an die Ordensregeln der Jesuiten - Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Der Orden scheint es zumindest in der Mutterkirche der Jesuiten mit der Armut nicht wörtlich zu nehmen. Keine andere Kirche weist eine solche Fülle an Vergoldungen auf. "Indianergold" welches Kolumbus mitgebracht haben soll und an dem jede Menge Blut klebt. Der Ersteindruck des Kircheninneren ist so überwältigend, dass das Auge des Betrachters nicht weiß, wohin es zuerst schauen soll. Für eingehenden Blick in das Tonnengewölbe ohne Nackenstarre befindet sich im Mittelschiff ein Spiegel. Die Tromp d oeil Malereien sind so täuschend, dass sich der Besucher unweigerlich fragt, ob die Wolken nicht doch irgendwie tiefer von der Decke hängen. Bisher habe ich noch nie eine so perfekte Illusion erlebt. Das Grabmal des Hl. Ignatius von Loyola, des Ordensgründers, befindet sich im linken Seitenarm der Kirche. Oberhalb des (Neben-)Altargemäldes befindet sich in Gestalt der von Engeln getragenen Weltkugel der bis dato größte bekannte Lapislazuli. Täglich um 17.30 Uhr senkt sich das Altarbild herab und gibt den Blick frei auf die prachtvoll vergoldete Silberstatue des hl. Ignatius frei: das "Ignatiusspektakel"! Wir nahmen also in den Kirchenbänken links vor dem Hauptaltar Platz, direkt an diesem Nebenaltar. Nicht alle Besucher waren darüber informiert, einige setzten sich vor den Hauptaltar und ärgerten sich sichtlich, dass „die Musik“ an anderer Stelle anfing zu spielen. Eine amerikanische Familie verließ bei den ersten Klängen fluchtartig die Kirche, um nicht an der vermeintlichen Messe teilnehmen zu müssen. Schade, sie haben etwas verpasst!


Uns führte es an diesem Abend erstmals zu La Nuova Capannina, einer kleinen und etwas versteckt gelegenen Terrasse voller Italiener nahe der Piazza Navona. Wie versprochen: Essen a la Mama! Mama spricht nur italienisch, Papa spricht praktisch gar nicht, guckt aber sehr grimmig. Offensichtlich war er aber mit dem Umsatz durch uns (wir fanden es sehr günstig) zufrieden, denn die Espressi gingen aufs Haus.
Weil es uns so sehr gefallen hatte und der nette Kellner englisch sprach sindwir am letzten Tag noch einmal dort gewesen und wurden von Papa schon mit Handschlag wie alte Bekannte begrüßt, der Limoncello (aufs Haus) blieb auf dem Tisch stehen und die hausgemachten Cantuccini dazu waren eine Wucht!
 
Ich habe keine Ahnung, warum in den ersten Beichten die Fotos gekippt sind, waren eigentlich im Orginalordner extra gedreht worden.:blush: Wie es auch sei, ich hoffe es macht den Lesefluss nicht kaputt. Die weiteren Tagesausflüge werden in Kürze ausführlich beschrieben.
Wie man am Datum 15. August merken kann, fand unsere Reise bereits im letzten Jahr statt.
Die Romitis hat uns allerdings dermaßen infiziert, dass wir in diesem Jahr vom 20. bis 26 August wieder dorthin reisen.:lol:
Ich schwelge also gerade in Erinnerungen und das steigert die Vorfreude immens!:nod:8):smug:
 
Das Problem mit den Bildern passiert hin und wieder, es liegt nicht an dir.

Man merkt, wie sehr es euch gefallen hat, wie man gerade liest, mit "ernsthaften Folgen" :lol:
 
Du kannst ggf. die Bilder hier in der Forums-Galerie aber auch noch nachträglich drehen. Das geht aber nur Bild für Bild und ist somit etwas aufwändiger.
 
Tag 5

Heute tauchen wir ein in das antike Rom. Mir persönlich waren zwar die feingeistigen aber siechen Griechen im Geschichtsunterricht lieber als die kriegerischen dekadenten Römer. Aber was muss, das muss!

Also mit der Metro A ab Vittorio Emanuele eine Station nach Süden bis Manzoni fahren, dort in den Bus 51, 85 oder 87 steigen und bei S. Gregorio aussteigen. Dann waren wir auch schon direkt am Palatin-Eingang um unser Kombiticket zu kaufen. Mit uns warteten 0 Personen! 8)

Von da an gemütlich Richtung Colosseum geschlendert, vorbei am Konstantinsbogen, der im 4. Jh. durch eine Art antikes Recycling entstand, indem man beim Bau auf bereits vorhandene Bauteile des 2.- 4. Jh. Zurückgriff. Die Kaiserreliefs und Säulen stammen aus älteren Denkmälern und Gebäuden. Die Reliefs auf den Säulensockeln zeigen Siegesgöttinnen, Soldaten und Gefangene, in den Bogenwinkeln finden sich allegorische Figuren und das umlaufende Relief erzählt vom Siegeszug Konstantins und seiner Machtübernahme in Rom. Die 8 Medaillons auf der Vorderseite stammen aus der Zeit Hadrians und zeigen Jagd - und Opferszenen. Der Kopf Hadrians - der Hauptfigur - wurde durch den Kopf von Konstantin und den Kopf seines Vaters ersetzt. Später entdeckten wir, dass der Bogen und das Colosseum besonders schön angestrahlt werden. Ein nächtlicher Besuch ist durchaus empfehlenswert.:thumbup:


Natürlich konnten wir dank unseres vor Kurzen eworbenen Tickets auch direkt vorbeiziehen an der langen Schange der Besichtiunswilligen ohe Forumsvorbereitung.:~ Das durchaus imposante Colosseum erfordert einiges an Vorstellungsvermögen und Phantasie, um sich in die Zeit von Brot und Spiel zurück zu versetzen. Der Trubel um uns herum macht es nicht einfacher. Dieses größte jemals gebaute Amphitheater, finanziert vor allem aus dem geplünderten Goldschatz des Jerusalemer Tempels, bot immerhin 50.000 Zuschauern Platz, die über Jahrhunderte Gladiatorenkämpfen, nachgestellten Seeschlachten und Tierhetzen geboten bekamen.


Schön finde ich seine heutige Funktion als Monument gegen die Todesstrafe. Immer wenn ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Staat dieser Welt die Todesstrafe abschafft, wird das Kolosseum 48 Stunden lang in bunten Farben angestrahlt. Getragen wird die Aktion von der italienischen Regierung und verschiedenen Menschenrechtsgruppen, darunter Amnesty International und der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio. Leider leuchtet es viel zu selten!

Über die Via dei Fori Imperiali oder auch Via Sacra kommend gelangten wir durch den Titusbogen (errichtet nach der Eroberung Jerusalems durch Titus am höchsten Punkt der Via Sacra) ins Forum Romanum. Hier leistete uns das kleine Folienbüchlein
(Lozzi Roma s.a.s: Kaiserliches Rom - auf Transparentfolie rekonstruiert – günstig „gebraucht“ aber eingeschweißt erstanden)
gute Dienste um vor dem geistigen Auge aus drei ollen Säulen ein veritables Portal entstehen zu lassen und den Ruinen Leben einzuhauchen.
Immerhin wurden hier zu Zeiten der Republik große Politik gemacht und alltägliche Geschäfte erledigt, das Imperium regiert und Gericht gehalten: Das Forum Romanum war der Nabel der damals bekannten Welt! Ausführliche Beschreibungen der einzelnen Bauwerke findet man im Forenrundgang, daher spare ich mir das hier.


Interessant fand ich die Geschichte hinter dem Tempel Divus Iulius, der an der Stelle errichte wurde, an dem die Leiche des ermordeten Caesar verbrannt wurde. Caesar war erst der zweite Römer, der als Gott verehrt wurde. Er verkörperte er einen neuen Gott nach römischem Muster, den Gott der Milde (klingt ein wenig nach Neuem Testament). Nach einer Überlieferung soll sich in der bronzenen Kugel auf der Spitze des Vatikanischen Obelisk eine goldene Urne mit der Asche Julius Caesars befunden haben.


Nach dem Ende der Kaiserzeit verfielen die antiken Bauwerke und das Areal wurde mit Kirchen und Festungen bebaut, schließlich diente es auch als Steinbruch und Kuhweide. Erst 1803 wurde mit den Ausgrabungen begonnen und die 15 Meter hohe Schuttschicht abgetragen. Die Kaiserforen sind heute leider zum Teil unter der Via dei Fori Imperiali begraben, die Mussolini als Aufmarsch-Straße bauen ließ.


Der Palatin, der vornehmste unter den sieben klassischen Hügeln Roms, bietet kaum Schatten, dafür aber eine famose Aussichtsplattform. Das Stadion des Domitian und die Thermen des Septimus Severus gehören zu den imposanten Ruinen die wir hier besichtigten – durch das viele Grün mehr ein Parkspaziergang als staubige Geschichte. Führte aber am Ende des Antiken-Tages wie erwarte zu "Füße".:lol:


Wir sind ein wenig geschafft, wollen auf dem Weg zur Unterkunft aber noch schnell San Clemente einen Besuch abstatten. Die Unterkirche ist leider geschlossen. Von außen ist diese Kirche sehr schmucklos und unscheinbar. Dies steht im krassen Gegensatz zu der Innenausstattung.


Eigentlich hatte ich als Abschuss des heutigen Tages ein Abendessen im direkt gegenüberliegenden I Clementini eingeplant. Da es hierfür aber noch zu früh war besprachen wir diesen Teil des Programms. Doch kaum aus dem Portal getreten fing es an zu regnen – was lag da näher als sich in das kleine Restaurant zu flüchten und eine Kleinigkeit zu bestellen. Uns gefiel es so gut und der Service war ausnehmend freundlich, also haben wir kurzentschlossen für den Abend einen der wenigen Tische reserviert.

Der Regen hörte auf, wir fühlten uns wieder fit und spazierten noch Richtung S. Giovanni in Laterano. Zuerst führte unser Weg uns zum achteckigen Baptisterium S. Giovanni in Fonte. Klein aber fein!

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Der Obelisk auf der Piazza San Giovanni in Laterano (oder heißt dieser Platz jetzt auch Piazza Giovanni Paolo II) vor der Laterankirche ist der größte und älteste bekannte Obelisk Roms und misst mit Sockel 47 m.


Wir umrundeten den Lateranpalast und standen vor dem großartigen Portal von S. Giovanni in Laterano. Um es richtig wirken zu lassen sind wir etliche Meer zurückgewichen. So beeindruckend!

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Das Innere mit den riesigen Apostelfiguren (gestaltet von Bernini-Schülern) in der von Borromini auf Barock getrimmten Kirche stand dahinter nicht zurück.

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Nach dem Besuch dort war ich so erschlagen, dass ich das Naheliegende – die Kirche Ss. Salvatore della Scala Santa direkt gegenüber – völlig aus den Augen und aus dem Sinn hatte. Wieder ein Punkt für die To-Do-Liste des nächsten Besuchs.


Den krönenden Abschluss erlebten wir bei leckerem Hauswein im I Clementini mit dem wohl leckersten Stockfisch außerhalb Lissabons!
 
Tag 6

Auf diesen Tag habe ich mich besonders gefreut, seitdem ich einen Bericht über das Schwarze Erbe Roms gelesen habe. Gemeint ist damit die Zeit unter dem Faschisten Mussolini und die architektonischen Überbleibsel dieser Zeit. Internet kann man vertiefend viele Informationen finden.
Mit Metro und Tram Nummer 2 kommen wir an die Endhaltestelle an der Piazza Mancini und lauft von dort ca. 500 m zum Foro Italico (damals noch Foro Mussolini genannt) über die Tiber-Brücke Ponte Duca d’Aosta stets mit Blick aufs Ziel.


Ursprünglich war dieser Bereich der paramilitärischen, auf körperliche Ertüchtigung ausgerichteten Jugendorganisation des faschistischen Regimes, der Opera Nazionale Balilla, gewidmet. Mussolinis Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 1940 scheiterte ebenso wie die geplanten Weltausstellung E42 im Stadtteil Esposizione Universale di Roma (E.U.R.) von 1942. Beides sollte der Propaganda nach innen und auch nach außen an die ausländischen Besucher dienen.

Der Piazzale del Foro Italico, der bis 1946 Piazzale del Impero hieß, befindet sich auf einer Linie mit der Tiber-Brücke, dem Mussolini-Obelisk und dem Olympiastadion und ist durch Mosaikböden und eine Brunnenanlage mit einer drei Meter im Durchmesser messenden Marmor-Weltkugel geprägt.


Das Stadio dei Marmi mit den überlebensgroßen Darstellungen von Sportlern (hart, zäh und flink… sie wissen schon) soll die antiken Sportarenen nachempfinden und daran anknüpfen. Das Olympiastadion im Hintergrund ist übrigens der Ort, an dem die Mannschaft die WM 1990 gewann.


Die Buslinie Bus 280 besteigen wir an De Bosis/Stadio Tennis und fahren bis zur vorletzten Hst. = Stazione Ostiense. Von dort fuhren wir mit der Bahn Roma-Lido bis EUR Magliana. Auf der gegenüberliegenden Seite des Viale Val Fiorita kann man durch einen Park mit Hanglage auf recht kurzem, aber beschwerlichem Weg zum Colosseo quadrato kraxeln.
Das EUR ist die steingewordene Erinnerung an die nie stattgefundene Weltausstellung 1942 in Rom.


Als Hitler mit seinem Architekten Speer eine Welthauptstatt Germania plante war Mussolini schon weiter. Er baute bereits an einer Erweiterung Roms zum antiken Hafen Ostia.
Eine riesige Stele mit Triumphzug als Obelisken auf der Piazza Guglielmo Marconi, schnurgerade breite Aufmarschstraßen, gigantomanische Bauten (Archivio Centrale dello Stato, Museo della Civiltà Romana), Triumphbögen, Foren – alles geplant und zum Teil umgesetzt. Als faschistischer Gegenentwurf zum antiken (runden) Colosseum schuf er hier das (zugegeben sehenswerte) Colosseo quadrato (Palazzo della Civiltà Italiana) und das Pendant zum Petersdom sollte die Basilika St. Peter und Paul werden. (Die Beerdigung im neuen Bond wurde hier gedreht.)


Palasport war eine Enttäuschung, auf dem Weg dorthin sahen wir einige Rückbauten von Hochhäusern mit dem Ostberliner Charme der frühen 90er. Der witzige „Metalisk“ hatte jedoch einen ganz speziellen Charme.


Ein leckeres Eis später nahmen wir die Metro zurück nach S. Paolo fuori le mura =Sankt Paul vor den Mauern, meiner Lieblingskirche (glaube ich, schwankt aber ganz nach Tagesform). Hier findet man alle Päpste auf einen Blick, sogar solche, die es nie gab.


So ein bisschen Papst sind wir ja immer noch. Das Licht ist noch nicht völlig dunkel.


Da wir noch Zeit und Lust hatten holten noch wir die wegen des Feiertags ausgefallene Besichtigung des Pantheon nach.

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Das Trajansforum zur blauen Stunde war schön, auf dem nächtlichen Rückweg nach eiskaltem Bier gab es als besonderes Schmankerl hier noch eine Licht- und Klang-Installation. Sehr eindrucks- und stimmungsvoll!

 
Tag 7

Heute starten wir in den zweiten Vatikantag. Ich hoffe sehr, auch hier wieder von den guten Tipps hier im Forum zu profitieren und Zeit zu sparen. Wir hatten die Karten für unseren Museumsbesuch vorab bestellt – nicht als Führung oder skip the line. Einfach nur so. Leider ist auch heute wieder kein Rucksack erlaubt – andernfalls würde im Trubel und Gedränge auch sicher das eine oder andere Exponat im Laufe der Zeit sehr gelitten haben. Also wieder die Jackentaschen mit dem größtmöglichen Volumen um die Hüften gebunden, Getränke eingepackt und die übliche Bewaffnung mit Fotoapparat und Reiseführer gewählt sowie den ausgedruckten Restaurantempfehlungen und natürlich den Tagesplan eingesteckt.
Ab Termini brngt uns die Metro A bis Musei Vaticani; Cipro, von hier trennen uns und die gefühlt 1000 anderen, die mit uns aussteigen, noch etwa 10 min Fußweg. Schon nach kurzer Zeit versuchen Guides auf den Straßen den Strom zu lenken – das kann ja heiter werden. x(
Der erste Blick auf die Vatikanmauer lässt meinen Mann schreckliches Vermuten. 200 m Schlange: „Da stell ich mich aber nicht an!“ „Musst du auch nicht Schatz, ich habe vorbestellt.“ :lol:
Also auf der Straße an der Schlange vorbeigeziehen, sich ein Grinsen und freundliches Winken verkneifen:~, um die Ecke biegen: Schock!
Weitere 200 Meter bis zum Eingang! Wieder ein leichtes Nöhlen von der Seite - ich bleibe standhaft auf der Straße. Kurz vor dem Ende der durch ein Gitter auf dem Fußweg kanalisierten Masse Mensch stoppt uns wieder ein durch eine Warnweste autorisierter Museumsangestellter. Nach einem kurzen Blick auf den Vocher, Datum und Uhrzeit der Reservierung zeit er uns, dass wir zu dem gelben Schild "Cassa Online e Gruppi" auf der linken Seite vor dem Eingang müssen und uns dort anstellen: Hier warten nur etwa 20 Personen auf eine Einlasskontrolle – fertig! Voucher gegen offizielles Ticket tauschen und den vorab bestellten Audioguide abholen, Drehkreuz passieren, alles ganz unkompliziert: Lesen bildet ganz eindeutig und bringt in diesem Fall echten Zeitgewinn!
Ohne Vorabbuchung wären wir heute ganz sicher nicht ins Museum gegangen.



Wir gönnen uns jetzt eine individuelle Tour, denn auch unsere Vorlieben sind verschieden. Einige der Bilder sind kirchengeschichtlich sicher bedeutsam und künstlerisch wertvoll, aber die Informationsflut droht mich zu überrollen, also höre ich nicht jeden Audiohinweis, sondern selektiere – für mich stellt sich das als eine gute Wahl heraus.:nod: Dadurch ist der Fokus mehr auf das ausgesuchte Exponat gerichtet während ansonsten die Wirkung aufgenommen wird. Mein armes Gehirn dankt es mir durch eine deutlich längere Konzentrationsspanne.


Der erste absolute Wow-Effekt, also mit Gänsehaut und aufgerissenen Augen, trifft mich im leicht abgedunkelten Saal mit den perfekt in Szene gesetzten Raffael-Bildern, die den ganzen Raum beherrschen. Die „Verklärung Christi“ – letztes Werk eines Genies und Krönung seines Werks. Welche Farben, was für eine Ausdruckskraft!


Im folgenden Raum stehen dankenswerter Weise einige Sitzgelegenheiten. Im Pinienhof treffen wir uns wieder, schnappen frische Luft und tauschen unsere ersten Eindrücke. Ein kleiner Snack wäre nett gewesen, allerdings ist das Angebot in keiner Weise kompatibel mit den Besucherzahlen. Also wählen wir spontan den Müsliriegel und einen „Schluck aus der Jackentasche“ als Energiespender.


Um in den langen Gang mit der Skulpturenausstellung zu gelangen müssen wir DURCH zwei geführte Gruppen, die von hier aus „besichtigen“ danach haben wir Platz satt. Schön ist, dass man immer wieder einmal einen Blick nach draußen durch ein offenes Fenster oder eine Tür werfen kann.


Der Belvedere Hof ist faszinieren – jeder kennt die Laokoon-Gruppe aus den Geschichtsbüchern, hier live und detailgetreu „in echt“.


Die Stanzen des Raffael lassen mich aus dem Staunen nicht herauskommen – hier höre ich mir die kompletten Audiokommentare an. Sehr informativ! Außerdem sehr eng, nicht drängen lassen, an den Rand treten und in Ruhe de Schwamm-Methode anwenden. Aufsaugen ist angesagt! Ich glaube, ich habe einen neuen Lieblingsmaler – die „echten“ Farben sind fotografisch gar nicht darzustellen.


Die Schule von Athen in den Stanzen des Raffael, Stanza della Segnatura: Auf der einen Seite zeigt ein Fresko die „theologische Disputation über die Verehrung des Altarsakraments“ aus der Welt des Glaubens. Auf der anderen Seite sehen wir die weltberühmte „Schule von Athen“ aus der Welt des Geistes: eine Versammlung von Philosophen, die so natürlich nie stattgefunden hat. In der Mitte des Bildes stehen Aristoteles und Platon, um die herum sich ihre Schüler geschart haben. Platon weist nach oben, auf den Himmel, Aristoteles nach unten, auf die Erde. Die antiken Philosophen stehen in einem offenen Gebäude, der noch unvollendeten Peterskirche.


Schade, dass langsam der Sog der Sixtinischen Kapelle spürbar wird. Alles hastet dorthin, dabei hat die Kunstsammlung wirklich mehr Aufmerksamkeit verdient. In jedem anderen Museum würde man hier Stunden verbringen. Hier zählt für viele nur das Ziele Sixtina.


Schon vor der Sixtinischen Kapelle wird man in einen Besucherstrom gedrängt, den Bedienstete („Aufseher“) in eine Art Durchlauf kanalisieren. Sofort raustreten und sich einen Ort im Mittelraum suchen, sonst ist man schneller wieder draußen, als einem lieb ist. Mir gelang es sogar einen Sitzplatz an der Seite zu bekommen, 20 Minuten für mich, den Audioguide und diese Fantastische Malerei – alles andere ausblenden! Das Fotografier-Verbot wird permanent ignoriert, Trotz der lauten SILENCIO Durchsagen wird natürlich geredet – Besinnung ist anders.
Danach bin auch ich erschlagen. Zu viel Information. Meine Ohren wollen nichts mehr aufnehmen und verarbeiten, ohne Audioguide lasse ich die weiteren Säle und Gänge auf mich wirken. Die meisten anderen Besucher hasten nur noch zum Ausgang.


Bevor wir jetzt an der Sassia/S. Spirito einsteigen in den Bus 115 oder 870 zum Gianicolo gönnen wir uns eine Kleinigkeit und etwas Siesta. Die Vorräte an Getränken werden aufgefüllt und etwas Obst wander auch in die bewährte Tasche. Wir steigen am Piazzale Garibaldi (Halteknopf drücken sobald Denkmal in Sicht kommt) aus – für den Leuchtturm fehlt uns heute der Elan (To-Do-List). Den Kanonenschlag um 12:00 haben wir sowieso längst verpasst!
Oben genießen wir die Aussicht mit dem unverbauten Blick auf alle sieben klassischen Hügel der Stadt. Snackstände sowie Toiletten (kostenfrei) sind vorhanden, letztere befinden sich unterhalb des Platzes, durch eine Treppe erreichbar und sind sogar erstaunlich wenig ekelig.


Bis zum Sonnenuntergang wollen wir allerdings nicht warten und machen uns im spätnachmittäglichen Blau an den Abstieg nach Trastevere, vorbei an der beeindruckenden Brunnenanlage Fontane Paola - ein herrlicher Spaziergang, der keine besondere Kondition erfordert.


Den Tempietto di Bramante habe ich irgendwie verpasst, das Abendessen in Amici fiel der zeitgleich dort genommenen Urlaubszeit zum Opfer, aber Gelegenheiten gibt es hier ja genug.
Zurück zum Hotel von Trastevere nach Termini fährt bis gegen 0:00 Uhr der Bus H fahren. Sollte es später sein, geht auch noch der Nachtbus N8, beide Busse halten entlang des Viale di Trastevere.
 
Tag 8

Der letzte Besichtigungstag beginnt – strahlender Sonnenschein, leichter Wind, PERFEKT! Überhaupt ist der August in Rom nicht so „unerträglich heiß“ wie man mir prophezeit und ich befürchtet habe.8)

Die Metro (B/B1) bringt uns bis Piramide, hier besichtigen wir dieselbe (des Herrn Caius Cestius). Leider nur von außen möglich, den der protestantische Friedhof ist nur für die Katzen geöffnet.


Ein Blick auf das Stadttor und die Mauerüberreste und wir besteigen zu Fuß den Aventin. Leicht ansteigende Straßen bis zum Piazza dei Cavalieri di Malta.


Hier soll DER Rom-Postkarten-Blick schlechthin sein. Aber wo? Endlich kommen Eingeweihte, stellen sich vor das Tor und linsen durch das Schlüsselloch. Welch ein Blick durch „il buco die Roma“ . Man sieht genau auf die Kuppel des Petersdoms. Typischer Bewegungsablauf: bücken, schauen, Handy zücken, fotografieren, noch einen langen Blick riskieren!



Auf dem Weg zu S. Sabina werfen wir einen Blick in die Kirche Ss. Bonifacio e Alessio, nette kleine Kirche mit einem kleinen Pfarrgarten, der den Schlüssellochblick als Panorama bietet.


Santa Sabina beeindruckt durch ihre Weite und Schlichtheit.


Der Orangengarten direkt nebenan duftet zwar im August nicht, beeindruckt aber ebenfalls durch die Aussicht.


Schließlich machen wir uns per pedes auf nach S. Maria in Cosmedin, gegenüber dem Forum Boarium. Die Schlange steht nicht an um in die Kirche zu gelangen, sondern für ein Foto mit der Bocca della Verità. Mir ist das zu dumm, ich fotografiere durch das Gitter – und auch da muss man verdammt schnell sein, um in der Wechselpause ein Foto ohne Touris zu schießen.


Durch den Janusbogen gelangen wir zu S. Giorgio in Velabro, wo wir uns ein wenig Ruhe antun und die Stille und Kühle genießen.


Nach einem längeren Spaziergang durch Rom und einem kurzen Zwischenstopp im Hotel brechen wir zum krönenden Abschluss unserer Reise auf – der nächtlichen Führung durch die Engelsburg mit der nur im August möglichen Besichtigung des Pasetto.
Vorher stärken wir uns noch einmal bei Papa in seiner Nuova Capannina, den angebotenen Limoncello aufs Haus ließ er gleich mit der Flasche bei uns stehen, wir wurden mit Handschlag und einem LÄCHELN! verabschiedet. Was will man mehr.

Da wir kurz vor der Öffnungszeit des Lokals vor Ort sind machten wir noch einen Abstecher in die Franzosenkirche S. Luigi die Francesi mit den Caravaggio Werken.


Die englischsprachige Führung der Engelsburg ist sehr gut, informativ. Unsere Guida hält die kleine Gruppe zusammen und wartet, bis alle aufgeschlossen hatten bevor sie mit der Erklärung ansetzt. Sie weist uns gleich zu Anfang darauf hin, dass wir im Anschluss noch bis 0:30 Uhr Zeit haben, das Terrain auf eigene Faust zu erkunden. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Das nächtliche Rom von der Aussichtsplattform fast alleine von oben genießen, die Laterne des Petersdoms in der Ferne leuchten sehen vor dem schwarzen Nachthimmel mit der kleinen Mondsichel – Romantik pur! Unbezahlbar! Auf dem Pasetto kommt man den Colonnaden fast zum Greifen nahe, im langen schmalen Gang, den der Papst geschützt entlanglief glaubt man fast die hastenden Schritte und den schweren Atm zu hören – klasse! Unbeding buchen, wenn möglich! Leider nur im August.



Zum Abschluss noch ein kurzer Abschiedsgruß an meinen Lieblingsengel und ein letztes Schlendern über die Engelsbrücke.


Das war es dann mit unserem pickepackevollen, aber gut strukturierten und durchaus machbaren Besichtigungsprogramm. Ich stelle fest: Das Rom Virus hat mich infiziert, Heilung nicht möglich und auch nicht gewollt! Wir kommen wieder, keine Frage.
 
Ich hatte bisher nur Gelegenheit, den Bericht zu überfliegen, sage aber schon mal danke für die vielfältigen Eindrücke und Bilder! Sehr umfangreiches Programm, alle Achtung. :thumbup::nod:
 
Wir machen den Abflug - Arrivederci Roma!

Das ist es dann also gewesen. Unser Flieger soll um 14:30 abheben. Bleibt uns noch ein gemütliches Frühsück, Kofferpacken und ein letztes Mal den Weg zum Termini laufen. Der Shuttlebus bringt uns günstig und zuverlässig zum Flughafen, wir genießen auf der Fahrt noch den einen oder anderen "letzten" Blick. Viel Wehmut schwingt dabei mit. Der Rückflug verläuft unspektakulär, selbst die Deutsche Bahn ist pünktlich.:?:

Fazit: Rom ist eine beeindruckende Stadt. Definitiv! Vielleicht nicht "die schönste der Welt". Das mag ich nicht behaupten, denn mit Prag, Lissabon und wie sie alle heißen mögen ist die Konkurrenz doch schon gewaltig. Aber Rom ist definitiv eine (oder zwei, oder drei, ...) Reisen wert. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen - die Reise ist vor Kurzem bereits ganz kurz aber wild entschlossen gebucht.8):smug:

Eine Reise in eine Stadt mit diesem Überschwang an Sehenswürdigkeiten erschlägt einen. Mich zumindest hätte sie überfordert.8O

Wenn da nicht ein kleines aber feines Forum gewesen wäre, das schon im Vorfeld so viele Informationen und Tipps parat hatte, dass ich gefühlt Vieles schon kannte, nur noch nicht persönlich gesehen hatte. Ihr seid klasse!:thumbup:

Mir gibt die Vorbereitung etwas eine gewisse Sicherheit. Das "Ich-lass-ich-mal-treiben-mal-sehen-was-ich-so-entdecke" ist zumindest bei einem ersten Besuch nicht so meins. Dann überrollen mich die Eindrücke. Das muss gar nicht sklavisch und minutiös geplant sein, aber immerhin geplant. Und trotz der Warnungen ob des umfangreichen Programms muss ich sagen: Es war genau stimmig. Wären die Tage überfrachtet gewesen, dann hätten wir gestrichen, aber es war völlig ok - vielleicht auch, wil im august das Schlange stehen entfällt und wir so Zeit gewonnen haben. Und es war zwar warm, aber nicht so heiß, dass man sich nicht mehr bewegen mag. Vielleicht sollte man das außerhalb dieses Forums gar nicht so publik machen.:twisted:

An dieser Stelle folgte jetzt also der schon damals versprochene, aber zu meiner Schande erst jetzt realisierte Reiseplan und ein ganz dickes

DANKE!


PS: Jetzt hab ich auch nicht mehr so ein schlechtes Gewissen, wenn ich zur nächsten kurz bevorstehenden Reise noch die eine oder Andere Frage stelle - duckundweg!:~
 
Zuletzt bearbeitet:
An dieser Stelle folgte jetzt also der schon damals versprochene, aber zu meiner Schande erst jetzt realisierte Reiseplan und ein ganz dickes

DANKE!


PS: Jetzt hab ich auch nicht mehr so ein schlechtes Gewissen, wenn ich zur nächsten kurz bevorstehenden Reise noch die eine oder Andere Frage stelle - duckundweg!:~

Aber nein, ein schlechtes Gewissen musst du nicht haben, schon gar nicht, wenn man mit Romitis infiziert wurde :lol:

Immer her mit den Fragen, sie werden sicherlich beantwortet.

Vielen Dank für die vielen schönen Bilder und deinem Bericht. Ihr habt wirklich ein strammes Programm absolviert.

Ich bin gespannt wie eure neuen Pläne aussehen :nod:
 
Vorab: Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und die vielen Fotos.:thumbup:
Leider ist auch heute wieder kein Rucksack erlaubt – andernfalls würde im Trubel und Gedränge auch sicher das eine oder andere Exponat im Laufe der Zeit sehr gelitten haben.
Eigentlich sind in den VM Rucksäcke erlaubt, sie müssen nur durch das Durchleuchtungsgerät bei der Sicherheitskontrolle passen. Man darf nur bestimmte Gegenstände nicht mitnehmen.
Explizit verboten sind Rucksäcke eigentlich nur bei der Scavi-Führung.
Ab Termini brngt uns die Metro A bis Musei Vaticani; Cipro,
Nur so am Rande: Ihr häöttet auch schon an Ottaviano aussteigen können. ;)
 
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