Konvent von Trinità dei Monti

Ulpian

Civis Romanus
Spanische Treppe – Obelisk – Ss. Trinità dei Monti: Dieses Ensemble drängt sich – als klassisches Fotomotiv – jedem Rom-Besucher förmlich auf. Nur wenige verirren sich immerhin noch in das Innere des Kirchengebäudes. Kaum bekannt aber ist, dass der diesem angeschlossene Konvent überaus sehenswerten Freskenschmuck enthält. Dass er auch in den gängigen Rom-Reiseführern nicht erwähnt wird, rechtfertigt diesen Hinweis.

Der Konvent von Ss. Trinità dei Monti ist derzeit zweimal wöchentlich, und zwar dienstags (17.30-19.00 Uhr) und samstags (11.00-12.30 Uhr) jeweils im Rahmen einer Führung, zugänglich (zur Klosterpforte führt die Treppe links des Aufgangs zum Hauptportal der Kirche).

Das Grundstück auf dem Pincio wurde 1494 Franziskus de Paula, dem Gründer des Ordens der Minimiten (auch: Paulaner), zur Verfügung gestellt. Die Kirche wurde in den Jahren 1502 bis 1585 mit französischen Mitteln errichtet. Ab 1550 entstanden der Kreuzgang und das Konventsgebäude der Minimiten, dessen Dekoration Ende des 17. Jh. im Wesentlichen abgschlossen war. 1828 wurde die Anlage den Nonnen von Sacré Coeur, 2006 den Brüdern und Schwestern der Gemeinschaften von Jerusalem überlassen.


Die rund drei Jahrhunderte hindurch hier ansässigen Minimiten-Brüder waren naturwissenschaftlich interessiert und beschäftigten sich eingehend mit Optik und Perspektive. Auf Basis der dabei gewonnenen Erkenntnisse schuf einer der ihren, Emmanuel Maignan, um 1642 jeweils ein anamorphes Fresko im ersten Stock des West- und des Ostflügels. Sein Ordensbruder Jean-François Nicéron, der auch einen wissenschaftlichen Traktat über das Thema verfasste, ging ihm dabei wahrscheinlich zur Hand. In beiden Gemälden kann man je nach Entfernung und Betrachtungswinkel die Darstellung entweder einer Person oder einer Landschaft erkennen. Das erste zeigt, aus der Distanz besehen, den hl. Franziskus de Paula kniend und betend:


Kommt man aber näher, so verwandeln sich seine Konturen kontinuierlich in eine Ansicht von Kalabrien, der Heimat des Ordensgründers:



Das zweite Bild zeigt den Evangelisten Johannes sitzend und schreibend und - alternativ - eine Landschaft auf der Insel Patmos, wohin der Genannte unter Kaiser Domitian verbannt worden sein soll:


[FONT=&quot]Ebenfalls Emmanuel Maignan malte 1637 die katroptische Sonnenuhr im ersten Obergeschoß des Nordflügels. Anhand von Sonnenlicht, das durch eine Öffnung in der Wand fällt, kann daran eine Vielzahl von astronomischen Daten abgelesen werden. Ein ganz ähnliches, einige Jahre danach entstandenes Werk desselben Künstlers und Naturwissenschaftlers findet sich übrigens im piano nobile des Palazzo Spada: nämlich die sogenannte Galleria Meridiana, die allerdings (anders als Borrominis Galleria Perspettiva) nicht mit der Gemäldegalerie (Galleria Spada), sondern nur im Rahmen von besonderen Führungen besucht werden kann (ich habe an einer solchen im Oktober 2012 teilgenommen, dabei jedoch das Fotografierverbot eingehalten :nod:, sodass ich kein Bild davon liefern kann).[/FONT]


Die Wand- und die Deckenfresken des ehemaligen Refektoriums der Minimiten schließlich zeigen meisterhafte Scheinarchitektur. Dargestellt sind Szenen aus der „Hochzeit von Kanaan“. 1694 schuf sie der Jesuit Andrea Pozzo (ebenderselbe, von dem auch das Kuppelgemälde und das Deckenfresko von S. Ignazio stammen), und zwar angeblich innerhalb eines Zeitraums von bloß drei Tagen und drei Nächten. Hier ein Ausschnitt der Wandbemalung:

 
Vielen Dank für die schönen Fotos die teils sehr modern anmuten. Wirklich klasse wie ein Gemälde aus der Distanz etwas anderes darstellt wie aus der Nähe betrachtet. Ich finde das faszinierend.
 
Vielen Dank für den Hinweis Ulpian! Vielleicht schauen wir uns das am Samstag auch noch an (aber irgendwie habe ich mir doch auch sonst schon heftig viel vorgenommen - aber der Fall ist notiert!).
 
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