Im Rom des Gian Lorenzo Bernini

Dentaria, VIELEN DANK für die Informationen und den wunderbaren Bericht!!!! Und natürlich für die Bilder dazu! :thumbup: :thumbup: :thumbup:
Auch für den theoretischen Einschub über die Büsten.... sehr interessant! Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht, aber ich finde es äußerst spannend und werde die Büsten (nicht nur) in Rom mit anderen Augen anschauen. :nod:
(Neben Rom steht im Herbst neuerdings auch Florenz auf dem Plan :~)

Ach, und Sta. Pudenziana ist ja eine der schönsten und "stimmungsvollsten" Kirchen Roms. (Und beim ersten Mal war ich auch zu doof und bin glaub ich dreimal an der Kirche vorbeigelaufen... :blush: Aber irgendwann hab ich dann doch den Eingang gefunden. Gottseidank.) Die ist ein Fixpunkt, seither muss ich jedemal hin, wenn ich in Rom bin.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung deines Berichtes!!!!
 
Liebe caravaggiolina,

ganz herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und Dein Lob! :nod:
Nun ja, manchmal bin ich der Meinung, dass es für das Verständnis besser ist, etwas Theorie einzustreuen.


Liebe Grüße
dentaria
 
Zuletzt bearbeitet:

So, nun aber schnell wieder weg von der Theorie und rein ins Leben! In der Via Urbana 50 ist die Kirche

San Lorenzo in Fonte
Viel Leben habe ich in dieser Kirche noch nicht erlebt. Auch heute bin ich wieder mit ihm alleine.


Ist das die Antwort des Vatikan auf den Priestermangel? ;)

Diese Kirche gehört zu den über 30 Kirchen in Rom, die nach dem heiligen Laurentius benannt wurden. Der zweite Kirchenpatron ist sein Kerkermeister Hippolytus, der von ihm während der
Gefangenschaft bekehrt und getauft wurde.

Der Heilige Laurentius
Laurentius wurde in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Spanien geboren, gelangte dann nach Rom und wurde dank seiner Frömmigkeit von Papst Sixtus II. zum Diakon ernannt. Der Legende nach wurde er am 6. August 258 gemeinsam mit dem Papst im Auftrag von Kaiser Valerianus festgenommen, aber gleich wieder freigelassen, um dem Kaiser die Kirchenschätze zu bringen, für die er zuständig war. Er aber verteilte die Wertsachen unter den Gemeindemitgliedern und präsentierte dem Kaiser einige Arme und Kranke, mit dem Verweis, diese seien der eigentliche Schatz der Kirche. Daraufhin wurde er erneut festgenommen und dem oben genannten Hippolytus in Verwahrung gegeben, der ihn im Keller seines Palastes in der heutigen Via Urbaba gefangen hielt. Laurentius aber nutzte eine Quelle im Keller, um seinen blinden Mitgefangenen Lucillo zu taufen, der daraufhin wieder sehen konnte. Dieses Wunder wiederum soll den Hippolytus beeindruckt haben und so ließ er sich ebenfalls taufen. Über seinem Wohnsitz wurde dann die Kirche erbaut, zur Erinnerung an die Gefangenschaft des Laurentius. Laurentius soll angeblich auf einem Rost gefoltert worden sein, der sich nun in der Kirche San Lorenzo in Lucina befindet. Am Ort des Martyriums steht die Kirche San Lorenzo in Panispern und am Begräbnisort steht heute die Basilica San Lorenzo al Verano.

Ich aber bin wegen der Büste des Urban VIII. von Bernini gekommen. Die aber steht leider hoch oben auf der Empore und ich sehe keine Möglichkeit, dahin zu kommen.


Die Büste gehört zum Humilitastypus und auf dem Pluviale sind die Apostel Petrus und Paulus abgebildet, was man hier gut sehen kann. Bernini ändert aber den Typus ab, denn statt Demut strahlt der Papst hier vitale Frische und eloquente Leutseligkeit aus. Das Haupt ist nicht länger gesenkt!

Weiter gehe ich erst mal wieder zurück zu Santa Maria Maggiore.

 

Geschichte

Hier befand sich im 1. Jahrhundert ein Wohnhaus - das des Senators Pudens? Der Legende nach gewährte Pudens dem Petrus in seinem Haus Zuflucht, das sich später zu einer "Hauskirche" entwickelte. In dieser Legende ist auch von zwei Töchtern - Pudentiana und Praxedis - des Pudens die Rede, denen man das Patronat über die Kirchen Santa Pudenziana und Santa Prassede zuschrieb.

Ich hatte 2007 die Gelegenheit die "Hauskirche" des Wohnhauses zu besuchen. Hier entstand dieses Bild,



das diese Geschichte unterstreicht. Die beiden Schwestern mit dem Kranz der Glorie in Händen.

Der Zugang ist durch die Sakristei über eine steile Treppe, etwa auf die Höhe der Apsis. Ich wollte vorige Woche noch einmal hinauf. Es war aber wegen Bauarbeiten gesperrt.

 
Lieber Siegfried,

ganz herzlichen Dank für die schöne Ergänzung und den Tipp! :thumbup:
Vielleicht sind die Bauarbeiten ja im Juli beendet - versuchen werde ich es auf alle Fälle.

Liebe Grüße
Ute
 
Liebe Ute,

vielen Dank für die Fortsetzungen mit den interessanten Teilaspekten rund um Kirchen in "unserem" Viertel vom Oktober.
Ich bin Dir sehr gerne gefolgt! :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
Liebe Angela,

schön, dass Du mit mir auf dem Esquilin unterwegs bist! :thumbup:
Bis Santa Bibiana kommen allerdings noch vier Kirchen, wobei ich für Santa Prassede eindeutig zu viele Infos habe, das dauert also noch ein bißchen! :roll:

Liebe Grüße
Ute
 
Liebe dentaria,
herzlichen Dank für Deinen Exkurs über die päpstlichen Büsten! Habe wieder etwas dazugelernt.

Nun hast Du mir die Lorenzo-Legende vorweggenommen. Es wird mir sehr schwer fallen, sie so zu erzählen, dass man nicht meint - ich hätte von Dir abgeschrieben! Wenn Du es erlaubst würde ich gegebenenfalls auf Dein Zitat zurückkommen.

Herzlichen Gruß
Padre
 
Nun hast Du mir die Lorenzo-Legende vorweggenommen. Es wird mir sehr schwer fallen, sie so zu erzählen, dass man nicht meint - ich hätte von Dir abgeschrieben! Wenn Du es erlaubst würde ich gegebenenfalls auf Dein Zitat zurückkommen.

Oh je, das tut mir leid! :(

Selbstverständlich darfst Du das übernehmen! :nod:

Liebe Grüße
dentaria​
 
liebe Dentaria, VIELEN DANK für die wunderbaren Berichte! Wir werden im Dezember nach Deinem Plan laufen:proud:
 
Liebe Qing,

ganz herzlichen Dank für Dein Lob!
Bis Weihnachten bin ich sicherlich fertig mit dem Bericht! ;) :~

Liebe Grüße
dentaria
 
Um den Neubau von Santa Maria Maggiore herum entstanden mehrere Kultstätten, darunter auch der Vorgängerbau von
Santa Prassede


Der Legende nach war die namensgebende Praxedis ebenfalls eine Tochter der Pudens und damit die Schester Pudentianas, auch wird Santa Prassede meist als Schwesterkirche von Santa
Pudenziana bezeichnet. Man geht allerdins heute davon aus, dass beide Schwestern nie lebten und es sich bei der Geschichte um eine "pia fraus", eine fromme Lüge handelt - im Mittelalter weit
verbreitet! Obwohl die erste Erwähnung eines "Titulus Praxedis" auf ein Epitaph aus dem Jahre 491 zurück geht, ist eine genaue Datierung leider nicht möglich. Restaurierungen des Titulus erfolgten
unter Hadrian I. und Leo III. Umgebaut und erneuert wurde dann unter Papst Paschalis I. (wie auch Santa Maria in Domnica und Santa Cecilia in Trastervere). Er ließ die Katakomben nach Reliquien von Märtyrern durchsuchen und diese dann - man spricht von über 2300! - in die Kirche bringen. Sie wurden in der Krypta beigesetzt, einer der ältesten in Rom.​

Paschalis I.
Laut Ökumenischem Heiligenlexikon war Paschalis der Sohn der Bischöfin Theodora, er war aber beim Volk nicht sonderlich beliebt. Daher wurde er zunächst auch nicht im Petersdom bestattet, sondern hier in Santa Prassede. Erst unter Papst Eugen II. wurde das Grab nach Alt-Sankt Peter übertragen und ging während des Neubaues verloren.​

Apsis
Auf dem Apsismosaik - geschaffen unter Paschalis I. - werden Praxedis und Pudentiana von Petrus und Paulus zu Christus in den Himmel geführt. Rechts steht der heilige Zeno und links Papst Paschalis mit dem eckigen Nimbus des Lebenden und seiner Kirche im Arm. Darunter wenden sich die zwölf Lämmer - als Symbol für die Apostel - dem Lamm Gottes zu. Im Triumpfbogen ist das himmlische
Jerusalem dargestellt. In der Mitte Christus zwischen zwei Engeln, ihm zur Seite sind Maria, Johannes der Täufer, Praxedis, die Apostel, Moses und Elias. Vor den Toren der Stadt werden die Heiligen -
mit goldenen Kronen - von Engeln empfangen. Zu sehen sind außerdem Auserwählte, weißgekleidet und mit Palmzweigen in den Händen. Der byzantinische Einfluß ist hier besonders deutlich.​


Zeno-Kapelle
Von den Pilgerbüchern des Mittelalters wurde diese Kapelle als "Paradiesgärtlein" bezeichnet, sicherlich wegen ihrer Schönheit und der Darstellung von Blumenranken, Vögeln und Löwen. Sie wurde von
Papst Paschalis I. als Grablege für seine Mutter Theodora erbaut und ist das wichtigste byzantinische Baudenkmal der Stadt. Alle Wände und das Gewölbe sind mit faszinierenden Mosaiken geschmückt,
die zu den schönsten Roms zählen. Hier steht auch ein Fragment der Säule, an der - der Legende nach - Christus gegeißelt worden sein soll, sie ist aus rotem Japsis und nur 63cm hoch. Gefunden wurde sie angeblich von Kardinal Francesco Colonna (Colonna=Säule!) auf dem Kreuzzug von 1219 und sie passte so wunderbar, um das Ansehen der Familie zu mehren.​

Die Mosaiken in der Altarnische zeigen die Schwestern und die Madonna mit Kind. Sie sind deutlich jünger als der übrige Mosaikschmuck und stammen wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert.​


Mittelschiff
Die Dekoration mit Szenen aus dem Leben Jesus und den schönen Engeln stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde unter Kardinal Alessandro de´Medici - dem späteren Papst Leo XI. - ausgeführt.​


Fußboden
Der in Kosmatentechnik geschaffene Fußboden ist eine moderne Nachbildung von 1918.​


Hauptaltar
Der Baldachin über dem Hauptaltar wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Carlo Fontana geschaffen.​


Krypta
Hier befinden sich die Gebeine der Märtyrer in frühchristlichen Sarkophagen. Etwas schwer zu erkennen ist das Freko über dem komatengeschmückten Altar aus dem 13. Jahrhundert, das die schwangere Maria zwischen Praxedis und Pudentiana zeigt.​


Berninis Grabmal des Giovanni Battista Santoni
Im Rom der Gegenreformation wurde es Mode, Wandepitaphien mit Portraitbüsten zu gestalten. In Santa Prassede befinden sich mehrere davon, das schönste aber ist ein Frühwerk Berninis - angeblich bereits geschaffen im 10. Lebensjahr. Im Rahmen der Schrifttafel sind bereits 3 Putten eingearbeitet, die Bernini später immer wieder verwenden wird. Lebendigkeit erzielt er, indem er den Kopf aus der Mittellinie nimmt und die Augen noch weiter in diese Richtung sehen läßt. Verstärkt wird diese Wirkung durch die gerunzelten Augenbrauen und Krähenfüße. Der Kopf lehnt sich aus dem Rahmen um die Lichtquellen besser nutzen zu können.​

 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Ute! Du hast sehr schön beschrieben, ich liebe deinen Bericht! Ich nehme mir dann Zeit in Dezember, werde alles nach machen.
schönes Wochenend! Es regnet den ganzen Zeit, bei Euch gibt es auch Gewitter?
Gruß

Qing
 
Hallo dentaria,
auch von mir herzlichen Dank für die Fortsetzung Deines interessanten Rom-Spaziergangs. Du bewegst Dich gerade auf "einem Terrain" ;), das mir auch sehr gut gefällt und das ich bei jedem meiner - wie schon so oft gesagt: leider viel zu seltenen - Rom-Aufenthalte besuche :nod:.
Einen schönen Rest-Sonntag - ohne Gewitter und Wolkenbrüche - wünscht Dir
Pasquetta.
 
Du bewegst Dich gerade auf "einem Terrain" ;), das mir auch sehr gut gefällt und das ich bei jedem meiner - wie schon so oft gesagt: leider viel zu seltenen - Rom-Aufenthalte besuche :nod:.

Das kann ich bestätigen!
Santa Prassede steht bei uns auch immer auf dem Plan.
Vielen Dank für die Informationen - auch wenn ich es schade finde, dass der Fußboden nicht mehr alt ist ... ;)

Liebe Grüße

Angela
 
Schöne Fortsetzung zu Santa Prassede, einer Kirche, die bei mir und wohl allen hier einen großen Eindruck hinterließ.

Dabei bin ich fast überrascht, Dentaria, dass Du die Mosaiken der Zeno-Kapelle gar nicht bebildert hast. Diese fand ich in Farb- und Motivgebung umwerfend, zumal man ihre feine Zusammensetzung aus nächster Nähe bewundern kann. :)

 
Pudenziana steht bei mir immer auf dem Programm, wenn ich Neulingen Rom zeige. Aber auch alleine oder mit BEVA besuchen wir ab und zu dieses Kleinod. Danke Dentaria für Deine Erläuterungen.

Was wäre Rom ohne die vielen frommen Lügen?

Als kleines Dankeschön füge ich Deinem Bericht noch eines meiner Fotos mit dem wunderschönen Apsismosaik bei (die Zeno Kapelle hat pehda ja schon beigefügt).

 
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