CityGuide ROM

Decius

ehemaliger Moderator
Stammrömer
Liebe Leser,

diesmal ist der „CityGuide Rom“ aus dem Reise Know-How Verlag dran.

Über die Autoren Frank Schwarz und Roberta Simeoni, die für diesen Reiseführer verantwortlich zeichnen, und was sie wohl dazu befähigt, einen Reiseführer über die Stadt Rom zu schreiben, erfährt der Käufer dieses Reiseführers leider nichts.

EDIT:

Wenn man einen Fehler macht, dann sollte man diesen auch korrigieren. Mir ist bei dieser Rezension ein Fehler hinsichtlich der Angaben zu den Autoren unterlaufen.

Man findet sehr wohl auch Informationen über die Autoren auch in diesem Reiseführer, aber an sehr ungewohnter Stelle, nämlich am Ende des Reiseführers hinter dem Stichwortverzeichnis, deshalb dieser Nachtrag:

Die Autorin Roberta Simeoni wurde 1964 in Südtirol geboren und lebt wohl seit mehr als 14 Jahren in Rom. (Genau kann man das zumindest als Leser nicht festmachen, weil sowohl in der Ausgabe von 2006, als auch in der Ausgabe von 2008 nur festgestellt wird, dass sie seit 14 Jahren in Rom lebt.)

Der Autor Frank Schwarz ist Jahrgang 1960 und wurde in Frankfurt geboren. Er studierte Germanistik und Film- und Fernsehwissenschaften und ist seit Jahren für die Sendung „Service Reisen“ des hr-Fernsehens tätig. Persönliche Beziehungen, intensives Literaturstudium und vor allem ständige Erkundungen in den touristischen Zentren, sowie in den abgelegenen Stätten machten ihn – laut Angabe im Reiseführer – zu einem profunden Kenner des heutigen Roms.


Bereits auf dem Einband wirbt dieser Reiseführer mit den Schauplätzen aus Dan Browns „Illuminati“ und damit, auf der weltweit größten Reisemesse ITB den 1. Platz unter den City Guides gewonnen zu haben.

Ferner wird dieser Reiseführer von VOX, VOXTOURS und Wolkenlos empfohlen. Ob diese Empfehlung wirklich eine ist, mag jeder für sich entscheiden. Für mich war die Sendung von VOXTOURS, die sich mit Rom befasst hatte, seinerzeit eine herbe Enttäuschung. Es handelte sich wohl um einen der schlechtesten Berichte, die Judith Adlhoch in dieser Sendung je präsentiert hat. Oberflächlich, inhaltsarm und angereichert mit jeder Menge Klischees die dem heutigen Rom nicht mehr gerecht werden.

Ob das wohl auch auf den Reiseführer zutrifft?

Zunächst zum Inhalt und Aufbau des Reiseführers.

Dieser gliedert sich in Folgende Kapitel:

Kapitel 1: „Das Beste auf einen Blick“

In diesem Kapitel gibt es Vorschläge für den „eiligen“ Rombesucher. Was sollte man bei einem Aufenthalt in dieser Stadt an einem Tag, an einem Wochenende oder in fünf Tagen gesehen haben?

Hier ist den Autoren genau das passiert, was einem bei dem Vorhaben, ein möglichst allgemeingültiges Extrakt dieser Stadt zusammen zu stellen, zwangsläufig passieren muss: Die Tage sind insbesondere bei dem Eintages- und Zweitagesprogramm überfrachtet und in dieser Form nicht ernsthaft zu bewältigen, wenn man von dem Gesehenen auch etwas aufnehmen möchte. Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass man selbstverständlich nicht alleine in dieser Stadt unterwegs ist und gegebenenfalls auch einmal längere Wartezeiten an den Eingängen z.B. der Museen in Kauf nehmen muss.

Beispielhaft sei hier ein Ausschnitt aus dem zweiten Tag des Wochenendprogramms herausgegriffen. Mittags in der Bar „San Callisto“ - einem angeblichen Treffpunkt der Einheimischen -, gelegen an der gleichnamigen Piazza im Stadtteil Trastevere, einen Cappuccino nehmen. (Was dann auch dem letzten Einheimischen zeigt: ja ich bin ein Tourist - und zwar ein typischer.) Danach weiter einen Verdauungsspaziergang zum Tiber. Von dort aus mit dem Bus zum Vatikan. Zuerst in den Petersdom, anschließend in die Vatikanischen Museen...

Man sollte nicht erwarten, auf diesem Eilmarsch wirklich etwas gesehen zu haben - sofern man überhaupt das Glück hat, ohne stundenlanges Anstehen in die Vatikanischen Museen zu gelangen.

Danach folgt der Unterpunkt „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Hierbei handelt es sich um einen Überblick, welche besonderen Feste oder Feiertage in den einzelnen Monaten stattfinden. Der Ansatz ist gut, nur wirkt dieser Veranstaltungskalender einigermaßen hilflos und unvollständig. Es fehlen oft notwendige Hintergrundinfos und es sind selbstverständliche Dinge wie Ostern, Weihnachten und Silvester aufgenommen. Die Aufnahme der kirchlichen Feiertage wäre nur sinnvoll gewesen, wenn zusätzliche Informationen zum liturgischen Ablauf für den Pilger oder, für den Nicht-Pilger, etwa der Hinweis, dass vor allem in der Karwoche und an Ostern die Stadt besonders voll ist und ein Ausweichen auf auf die Zeit davor oder danach sinnvoll sein könnte.

Kapitel 2: „Auf ins Vergnügen“

Dieses Kapitel unterteilt in die Abschnitte „Rom für Citybummler“,“ Architektur- und Kunstfreunde“,“ Kauflustige“, „Nachteulen“, „Genießer“, „Rom zum Träumen und Abhängen“, „Rom für den Nachwuchs“ und dann noch „Das aktuelle Thema – Auf den Spuren der Illuminati“.

Kurz und schmerzhaft... die meisten dieser Abschnitte sind eine echte Enttäuschung.

Wenig informativ und zum Teil mit falschen Adressen oder falsch geschrieben Namen sind die Tipps in dieser Form wenig brauchbar. Insgesamt erweckt dieses Kapitel bei mir vor allem den Eindruck, dass es eher dazu dienen soll, dem Reiseführer eine größere Seitenzahl zu verschaffen.

Schön sind allerdings die kleinen Karten zu den Abschnitten, die dem Romneuling tatsächlich helfen, das Vorgeschlagene in einen Zusammenhang einzuordnen. Ausdrücklich Loben möchte ich die Idee, auch eine Handvoll Vorschläge für Kinder in einem eigenen Abschnitt zusammenzufassen.

Völlig überflüssig ist aus meiner Sicht dagegen der Teil, der sich mit Dan Browns Roman befasst. Hier hatten die Autoren einen sicher guten Gedanken, der mich auch selbst schon beschäftigte: mit den Fehlinterpretationen und falschen Rechercheergebnissen des Romanautors aufzuräumen und die Schauplätze in ihren tatsächlichen Kontext zu stellen. Leider ist es auch hier nur bei Ansätzen geblieben. Tatsächlich eine nicht gerade kleine Aufgabe. Aber - bevor man auf halbem Wege stehen bleibt, hätte man sich diesen Abschnitt lieber gänzlich sparen sollen. Allerdings hat man sich wohl von dem Hinweis auf dem Buchdeckel signifikant höhere Verkaufszahlen versprochen. In jedem Fall kann man sagen, dass all diejenigen, die sich die Romanschauplätze anschauen möchten, mit einem ausführlicheren Reisführer in der einen Hand und dem Roman in der anderen Hand sicher besser bedient sind, wenn sie sich im Rahmen der Vorbereitung ihre eigene „Illuminatitour“ zusammenstellen und sich dadurch mit der Thematik intensiver befassen.

Kapitel 3: „Am Puls der Stadt“

In diesem Kapitel findet der Romreisende einen Überblick über die vor allem politische Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zur Gegenwart, über die Römer selbst und über das Leben in Rom.

Kurz und prägnant werden die gebotenen Informationen zusammengefasst und liefern dem Reisenden eine gewisse Ahnung davon, was Rom bedeutet - auch wenn es von der Lektüre dieses Kapitels zum Verständnis der römische Seele noch ein weiter Weg ist - das ist aber kaum anders zu erwarten.

Kapitel 4: „Rom entdecken“

Jetzt kommen wir zum Herzen des Reiseführers, nämlich zu den Informationen über die Vielzahl der Sehenswürdigkeiten der ewigen Stadt. Hierzu lässt sich sagen, dass zu jeder der wirklich wichtigen Sehenswürdigkeiten ein Hinweis enthalten ist. Es gibt allerdings nur knappe und meist oberflächliche Informationen, die aber durchaus geeignet sind, den Neugierigen zum Weiterlesen zu motivieren. Die Informationen sind tauglich, um zumindest einen ersten Eindruck zu bekommen und keine der „wichtigen“ Sehenswürdigkeiten zu übersehen. Sie sind hilfreich für den Romneuling ohne besondere Ansprüche - aber auch nur für diesen.

Überaus hilfreich sind auch in diesem Kapitel wieder die Kartenausschnitte, die die vorgestellten Sehenswürdigkeiten in den Unterabschnitten in ihrem örtlichen Zusammenhang darstellen.

Kapitel 5: „Praktische Reisetipps“

Hier finden sich wie in jedem Reiseführer die wirklich grundlegenden Informationen zum Thema Anreise mit dem Flugzeug, der Bahn und dem Auto. Darüber hinaus – und auch das ist überaus positiv – finden sich Informationen für Menschen mit Behinderung, inklusive wichtiger Telefonnummern wie zum Beispiel die des Aufnahmedienstes für Behinderte am Bahnhof Termini, die Menschen mit Behinderung für An- und Abreise eine Begleitperson zur Verfügung stellt.

Es finden sich auch nahezu umfassend alle wichtigen Telefonnummern für den Reisenden, von den Notrufnummern und Krankenhäusern über die Botschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz bis hin zur Touristeninformation. Es finden sich ferner einige Hinweise zu interessanten Internetadressen, wobei die wichtigste deutschsprachige Seite im Netz (Roma Antiqua - Rom im Netz) leider fehlt.

In diesem Kapitel finden sich auch Informationen zu Unterkünften in allen Preislagen, zu denen ich mich nicht äußern kann, weil ich keine der dort empfohlenen Unterkünfte kenne und mir deshalb auch kein Urteil erlauben möchte.

„Anhang“

Hier finden sich einige italienische Vokabeln und Phrasen, die durchaus hilfreich sein können und Hinweise auf „weiterführende Literatur“ die gänzlich aus dem Bestand des Reise Know-How Verlages stammen. Es folgt das Register.

„Cityatlas“

Der Reiseführer passt zwar nicht mehr in die Hosentasche, aber lässt sich bequem in einer Handtasche oder dem Rucksack mitführen und das kleine Kartenwerk am Ende des Reiseführers, dass auf den ersten Blick ziemlich unübersichtlich erscheint, aber auf den zweiten Blick wirklich brauchbar ist, weil nahezu alle Straßen, Plätze und Sehenswürdigkeiten im Centro Storico benannt sind, leistet dem Romneuling sicher auch gute Dienste.

Mein Fazit:

Die 7. aktualisierte und neu konzipierte Auflage aus dem Jahr 2006, die mir zur Rezension vom Verlag dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurde, zeigt leider immer noch erhebliche Schwächen.

Der Reisführer ist sicher für den Romreisenden geeignet, der keine tieferen Einblicke in die Geschichte der Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten verlangt, für den Rom ein Urlaubsziel ohne besonderen Anspruch ist und dem es ausreicht, alles einmal gesehen zu haben. Dies ist nicht abwertend zu verstehen, es muss nicht jeder, der Rom besucht, sich in dessen Tiefe verlieren. Auch ein Überflug über Geschichte und Sehenswürdigkeiten ist sicher ein Erlebnis, wenn man sie noch nie gesehen hat und vielleicht dann der Auslöser, nach mehr zu Fragen.

Damit ist dieser Reiseführer sicher nicht der Schlechteste und es gibt eine Reihe guter Ideen in der Konzeption, aber leider auch Mängel in der Umsetzung.

Mit 12,80 € scheint er für das Gebotene im Vergleich zu anderen im Hinblick auf das Preis-Leistungsverhältnis allerdings zu teuer.

Jetzt bitte ich wieder um die geschätzte - gerne auch kritische - Meinung der Leser.

Viele Grüße
Thorsten Wünschmann

Update:

Nachdem mir nun die Neuauflage aus 2008 vorliegt werde ich möglichst zeitnah auch über die Änderungen berichten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht auch nicht mein Reiseführer der ersten Wahl für eine noch ausstehende Romreise - aber für die Mühe der ausführlichen, kritischen Rezension sei gedankt.

rhome
 
Hallo allerseits,

ich habe oben in der Rezension - der guten Ordnung halber - noch eine Korrektur vorgenommen.

Gruß
Thorsten
 
Hallo,

erstmal Danke dür die Vorstellung des Reiseführers.

Auch ich (als noch-nicht-in-Rom-gewesene) habe beim Lesen einen Fehler entdeckt:

Beim Kapitel "Rom entdecken" steht bei der Anfahrt zum Vatikan, dass man Metro B nehmen soll :roll: . Die fährt aber gar nicht nach Ottaviano/ San Pietro sondern die Linie A.

Außerdem mißfällt mir die Eigen-Werbung von Reise Know-How mitten im Anhang.

Witzig fand ich, dass Decius aus dem Reiseführer einen Reisführer macht ;) .


Gruß
Lizabetta
 
Danke für die Mühe und den Test! Ich hatte bisher immer die Marco Polo Reiseführer und war damit eigentlich immer zufrieden und hat mir bei meinen vergangenen Rom-Besuchen immer gute Dienste geleistet. Ist aber mittlerweile schon eine ältere Ausgabe so dass ich mir überlege einen neuen Reiseführer zu kaufen - möchte so Anfang 2009 nach Rom reisen. Aber seit das Design geändert wurde (schrecklich bunt) kann ich mich mit Marco Polo nicht mehr so richtig anfreunden.

Hat vielleicht jemand schon Erfahrungen mit dem Merian Reiseführer Rom gemacht und kann mir seine Eindrücke schildern? Wär dankbar für die Info!

LG Rainer
 
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