Bericht: Primavera a Venezia

Auf die Fortsetzung freue ich mich auch. Aber zunächst einmal muss ich sagen, dass ich so eine Prozession in Venedig noch nicht erleben durfte. Sehr beeindruckend. Schön, dass ich mit Euch dabei sein konnte. :thumbup:
 
Liebe Tizia, liebe pecorella, liebe Simone und lieber Alex,

vielen herzlichen Dank für Eure netten Reaktionen auf den neuesten Berichtsteil. Es freut mich, dass Euch die Beschreibung der Processione delle palme gefallen hat. Ja, da hatten wir Glück, an diesem Sonntag in der Serenissima gewesen zu sein.

Zur angesprochenen patriachalen Besonderheit kommt gleich noch etwas.

Gruß
tacitus
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer die folgenden Aufnahmen aufmerksam betrachtet, wird dennoch eine Besonderheit erkennen, die ein Privileg der Patriarchen von Venedig darstellt.

Ich habe die schönen Bilder alle gerne betrachtet und denke, dass das folgende auf ein Privileg der Patriarchen von Venedig verweist:

Patriarch Francesco Moraglia trägt hier einen roten Pileolus. Normalerweise sieht man einen solchen nur bei Kardinälen, aber Patriarchen von Venedig (noch) ohne Kardinalswürde haben ebenfalls das Recht diese Farbe zu tragen. Das habe ich seinerzeit gelesen, als ich 2012 hier im Forum auf die Ernennung Moraglias zum Patriarchen von Venedig hingewiesen habe. Siehe: Neuer Patriarch für Venedig ernannt

Ich hatte beinahe geahnt, dass Du darauf kommen würdest :thumbup:

Trotzdem kann man ja noch tiefer graben und nach den rechtlichen Voraussetzungen dieser Besonderheit fragen. Im Wikipedia-Artikel über den gegenwärtigen Patriarchen steht der Satz
Als Patriarch von Venedig kann Moraglia nichtliturgische Gewänder in Rot tragen, ohne Kardinal zu sein.
Francesco Moraglia - Wikipedia

Als Quelle wird verwiesen auf die "Instructio circa vestes, titulos, et insigna generis Cardinalium, Episcoporum et Praelatorum ordine minorum", die am 31. März 1969 vom damaligen Kardinalstaatssekretär Amleto Giovanni Kardinal Cicognani erlassen wurde und die den 'Dresscode' der höheren römisch-katholischen Geistlichkeit regelt.

Dort liest man aber in den "Addidamenta" auf S. 340:
[FONT=&quot]31. Patriarchae Latini Ritus, Romana Purpura non decorati, vestes induant, quibus ceteri Episcopi utuntur.[/FONT]
[FONT=&quot]
[/FONT][FONT=&quot]
Also sinngemäß: "Patriarchen des lateinischen Ritus [zu denen der Patriarch von Venedig gehört], die nicht dem Kardinalskollegium angehören, tragen die Gewänder, die andere Bischöfe verwenden."

Von Pupurrot ist dort also nicht die Rede. Vielleicht bekommen wir ja noch eine Aufklärung?

Gruß
tacitus [/FONT]​
 
Im italienischen Eintrag zum Patriarcato di Venezia - Wikipedia erfährt man Präziseres über das besondere Rot welches die Patriarchen tragen dürfen wenn sie nicht Kardinäle sind:

Ai patriarchi veneziani che non siano cardinali è concesso l'uso straordinario della romana porpora già da tempi antichi, facendo particolare attenzione alla berretta porpora che monta il fiocco come le altre dignità episcopali, in modo da non essere confusa con quella imposta dal pontefice durante il concistoro per la creazione di nuovi cardinali. Un'ulteriore differenza sta nel tipo di colore: il rosso vestito dai cardinali è "marezzato" cioè presenta delle striature nel rosso, il rosso vestito da un patriarca non cardinale è uniforme, cioè senza le striature.
Leider kann ich das nicht alles übersetzen aber gegen Ende heisst es, dass das Rot der Kardinäle ein Moirée-artig changierendes Rot ist, während dasjenige der Patriarchen ohne Kardinalswürde ein Rot ohne solche changierende Effekte ist.
 
Vielen Dank, liebe Simone, für die Ergänzung! Da muss man dann schon sehr genau hinschauen ;)

Und ja: für den zweiten von Dir verlinkten Text braucht es Ruhe und Zeit. Aber ich vermute nach kurzem Überfliegen, dass dort eine belastbare Erklärung gegeben wird.

Und die lautet, verkürzt, dass das Rot des Patriarchen von Venedig nichts mit dem Rot der Kardinäle zu tun hat, sondern auf Privilegien für die Patriarchen von Aquileia und Venedig zurückgeht. Das Patriarchat von Aquileia existierte bis 1751. Als Rechtsnachfolger darf der Erzbischof von Udine ebenfalls das Rot eines Patriarchen tragen.

Im deutschsprachigen Gebiet gilt dies übrigens nach wie vor für den Erzbischof von Salzburg:
Die Salzburger Erzbischöfe dürfen - als äußeres Zeichen ihrer Stellung als päpstliche Legaten - in ihrer Erzdiözese und seit 1854 als einzige Erzbischöfe auch an der Römischen Kurie den Legatenpurpur, eine feierliche Kleidung, die wesentlich älter ist als das Purpurgewand der Kardinäle, tragen.

Gruß
tacitus
 
Zuletzt bearbeitet:
Von diesem Vorzug des Erzbischofs von Venedig (wenn er kein Kardinal ist) wußte ich bis zu Simones Posting nichts. Allerdings weiß ich, dass der Partiach von Lissabon das Recht besitzt sein Wappen mit einer Tiara krönen zu lassen (ohne gekreuzte Schlüssel). Der aktuelle Amtsinhaber nimmt aber davon keinen Gebrauch. Die Patrichaten haben anscheinend eine Sonderstellung mit der ich mich nicht bis jetzt nicht näher beschäftigt habe.

Vielen Dank für den Hinweis!
 
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Vierter Tag – Erster Teil: San Michele und Murano

Es ist Montag. Der Tag verspricht lang und abwechslungsreich zu werden.

Kurz nach halb neun machen wir uns vom Campo dei SS. Apostoli auf den kurzen Weg zu den Fondamente Nove. An den Anlegern sehen wir, dass wir auf das Vaparetto 4 noch eine gute Viertelstunde warten müssen. Zeit genug, in einer Bar noch schnell einen Espresso zu trinken.

Unser erstes Ziel an diesem anfangs leicht nebelverhangenen Tag ist die Friedhofsinsel San Michele. Die Enge auf dem Vaparetto bei der kurzen Überfahrt lässt gar nicht erst das Gefühl aufkommen, als würden wir mit Charon zur Toteninsel übersetzen.


Am Eingang zum Friedhof greifen wir nach einem Lageplan, der uns die Orientierung erleichtern soll. Dem Ort vielleicht angemessen, sind einige Aufnahmen im Folgenden in Schwarz/Weiß konvertiert.




Ohne Probleme finden wir die Gräber von Igor Strawinsky (1882–1971) und seiner zweiten Frau Vera.



In unmittelbarer Nähe befindet sich das Grab von Sergei Pawlowitsch Djagilew, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem von ihm geleiteten Ensemble Ballets Russes die Uraufführungen der Strawinsky-Ballette „Der Feuervogel“, „Petruschka“, „Le sacre du printemps“, „Pulcinella“ und „Le Noces“ verantwortet hat. Anrührend zu sehen, wie sein Grabmal mit Ballettschuhen geschmückt ist.


Wir spazieren weiter über den fast menschenleeren Friedhof und gelangen in seinen neuesten Teil, den Corte dei Quattro Evangelisti. Er trägt unverkennbar die Handschrift seines Architekten David Chipperfield, dem wir die Konzeption des Literaturmuseums der Moderne in Marbach am Neckar und des Wiederaufbaus des Neuen Museums auf der Museuminsel verdanken und dessen James-Simon-Galerie in absehbarer Zeit der zentrale Zugang zu allen Museen dort sein wird.


Wir finden den evangelischen Teil des Friedhofs, der nach solch architektonischer Strenge einen ganz anderen Eindruck vermittelt


und dort die Grabstätte des 1940 in Leningrad geborenen und 1996 in New York verstorbenen Literaturnobelpreisträgers von 1987, Joseph Brodsky.


Trotz des Lageplans, den wir hin und her wenden, suchen wir vergeblich nach dem Grab von Ezra Pound, bevor wir zum Abschluss des Rundgangs die Chiesa San Michele in Isola besuchen.


Nur kurz warten wir am Cimitero-Anleger auf das nächste Vaporetto zur Überfahrt zur ‚Glasbläserinsel‘. „Murano!“ „Murano!“ ruft der Schiffsführer am Anleger Colonna und das Schiff entleert sich umgehend. Wir verharren auf ihm und fahren weiter bis zum Anleger Museo. Dort sind wir in unmittelbarer Nähe zur Basilica di SS. Maria e Donato mit ihrem freistehenden Campanile.

Im Inneren

fasziniert der wunderschöne Cosmaten-Fußboden:


Am Taufbecken merkt man sofort, welches Handwerk die Insel prägt.


Nur wenige Schritte von der Basilika entfernt befindet sich das Museo del Vetro, das der Geschichte der Glaskunst gewidmet ist. Homepage Venice Glass Museum | Murano | Official Website. Bei unserem Rundgang bemerken wir, dass sich nur wenige Besucher dafür interessieren.

Ein schöner Innenhof lädt zum Verweilen ein:


Die morgendlichen Nebenschwaden, die noch San Michele in eine besondere Atmosphäre tauchten, haben sich aufgelöst. Zunehmend wird es auch frühlingshaft warm. Natürlich lassen wir uns die eher ‚touristischen‘ Ziele auf Murano nicht entgehen. Es sieht dort nicht überall so aus:



Wir möchten aber nicht wissen, welches Gedränge auf den schmalen Fußwegen entlang der Kanäle in der absoluten Hochsaison herrscht.




In einem Durchgang, der vom Hauptweg abzweigt, finden wir eine alte Fabrikanlage, in die ein größerer Glashandel eingezogen ist. Ein Teil der alten Manufaktur ist zu einer Schauglasbläserei umfunktioniert. Die Aufnahmen können vielleicht einen kleinen Eindruck davon vermitteln. Das erste Bild zeigt einen Tisch mit Rohstoffen zur Färbung der Glasmasse; die darauf folgenden erläutern sich selbst.


Für das Mittagessen finden wir in einem etwas zurückgesetzten Innenhof ein nettes Lokal, das auf Fischgerichte spezialisiert ist. Danach wird es schon Zeit, wieder Abschied von Murano zu nehmen.



Als wir in unserem Hotel ankommen, schlägt die Glocke von SS. Apostoli drei Mal. Für den späteren Nachmittag haben wir jetzt noch keinen konkreten Plan.

 
Zuletzt bearbeitet:
SS Maria e Donato ist wirklich ein kleines Juwel, ich habe selten so fasziniert den Boden einer Kirche bestaunt. Nicht nur die herrlichen, beleuchtbaren Muster, sondern auch, wie kurios er gewölbt ist und zum Altarbereich hin stark ansteigt. So etwas findet man wohl nur in Venedig und eben der Lagune. Herzlichen Dank für diese schönen Erinnerungen lieber Tacitus! :nod:
 
SS Maria e Donato ist wirklich ein kleines Juwel, ich habe selten so fasziniert den Boden einer Kirche bestaunt. Nicht nur die herrlichen, beleuchtbaren Muster, sondern auch, wie kurios er gewölbt ist und zum Altarbereich hin stark ansteigt. So etwas findet man wohl nur in Venedig und eben der Lagune. Herzlichen Dank für diese schönen Erinnerungen lieber Tacitus! :nod:

Dem kann ich nur zustimmen. :nod: :thumbup:
Ein Venedigbesuch ohne Murano - kaum vorstellbar. ;)
Aber ein Muranobesuch ohne SS Maria e Donato - für uns unmöglich. Ja, wir nehmen immer auch ein paar der Glasgeschäfte von außen oder auch innen, auch meist nicht ohne irgenetwas zu kaufen, "auf dem Weg " mit, aber unser Ziel ist doch immer diese so malerisch gelegene und im Inneren mit so herrlichem Cosmatenboden ausgestattete Kirche.

Vielen Dank auch fürs Verlinken unseres neuen Berichtes und Deinen ausführlichen Beitrag zu San Michele.
Offenbar hattet Ihr großes Glück, denn schon lange nicht mehr waren wir dort und konnten die Kirche besuchen. Entweder war geschlossen oder es gab ein Requiem. Konntet Ihr denn auch in die Cappella Emiliana? Die wurde ja vor einigen Jahren restauriert, wir konnten nur ein einziges Mal hinein, das war ein besonderes Erlebnis.
 
Liebe Angela und lieber pehda,

vielen Dank für die so netten Reaktionen auf die Berichte über San Michele und Murano. Ja, die Basilika SS. Maria e Donato hat uns auch ausnehmend gut gefallen. Gut, dass wir nicht gleich am ersten Anleger dem Herdentrieb gefolgt, sondern bis "Museo" weitergefahren sind. [Ein wenig hatten wir uns ja auch vorher kundig gemacht ;)]

Capella Emiliana: Nein, die haben wir nicht betreten. Wir hoffen ja darauf, nicht zum letzten Mal in der Lagune gewesen zu sein ...

Gruß
tacitus
 
Capella Emiliana: Nein, die haben wir nicht betreten. Wir hoffen ja darauf, nicht zum letzten Mal in der Lagune gewesen zu sein ...

Ganz neugierig gefragt, weil sie einfach der schönste Teil der Kirche ist: habt Ihr einfach nicht daran gedacht oder war sie (wie auch einige Male, als wir da waren) geschlossen. Den Verdacht hatte ich nämlich schon länger, dass sie nach der Restaurierung vielleicht gar nicht mehr zugänglich gemacht wird. Das wäre schade. Auch nachdem man ja auch von außen gar nicht hingehen kann, allerdings ist natürlich immerhin der Blick vom Boot aus herrlich. :nod:
 
Ganz ehrlich: Wir haben nicht daran gedacht :blush: Beim nächsten Mal sind wir schlauer ;)

LG
tacitus
 
Vielen Dank für den weiteren schönen Bericht tacitus, insbesondere auch vom Cimitero. Dort war ich leider noch nicht, wohl aber auf den anderen Inseln.
 
Vielen Dank für den weiteren schönen Bericht tacitus, insbesondere auch vom Cimitero. Dort war ich leider noch nicht, wohl aber auf den anderen Inseln.
Dann solltest Du bei nächster Gelegenheit mal nach San Michele übersetzen. Das lohnt sich sehr.

Vielen Dank für die nette Reaktion auf den Inselbericht!

Gruß
tacitus
 
Es ist einfach ein Vergnügen, lieber Tacitus, Deinem detaillierten und mit zahlreichen Infos gespickten Bericht zu folgen. Du frischst meine Erinnerungen regelrecht auf und ich genieße Text und Bild Deines 'Reiseführers'.

Ich grüße Dich und alle Venedigliebhaber aus Gabicce/Adria. Werde wohl dieses Mal keinen Abstecher - wie in den Jahren zuvor - nach Venedig machen können/wollen. Dafür habe ich vor, in 2018 wieder Mal für ein paar Tage nach Venedig zu fliegen. Friedhofsinsel und Murano gehören wie immer zum Pflichtprogramm. Neben all den anderen vielen Zielen dort.

Ciao
Alex
 
Vielen Dank, lieber Alex! Ich freue mich immer sehr, wenn Dir die Berichte zu unserem Venedig-Aufenthalt gefallen. Der lange Vormittag auf San Michele und Murano war ja auch besonders schön

Falls Du noch da bist: Eine gute Zeit in Gabicce!

Gruß
tacitus
 
Vierter Tag – Zweiter Teil:
Ein fast leerer Palazzo Ducale
und mit der Gondel über den Canal Grande und durch San Polo

Einen konkreten Plan für den späteren Nachmittag haben wir nach dem Ausflug nach San Michele und Murano bei der Rückkehr ins Hotel nicht. Allerdings war auf der Seite von Venezia Unica bereits von zu Hause aus außer der Dreitageskarte für die Vaporetti und dem Chorus-Pass auch der Pass für die Museen an der Piazza San Marco (Palazzo Ducale, Museo Correr, Museo Archeologico Nazionale und Sali Monumentali della Biblioteca Nazionale Marciana) gebucht worden. Die Schlangen vor dem Eingang zum Palazzo Ducale in den vergangenen Tagen waren abschreckend gewesen. Teilweise endeten sie erst weit hinter der Colonna di Todaro auf der Piazetta. Trotzdem, denken wir uns, vielleicht ist es am späteren Montagnachmittag einen Versuch wert, zumal die am Samstag aktivierten Vaporetto-Tickets immer noch gültig sind. Sollten die Warteschlangen wieder endlos sein, könnten wir zur Alternative immer noch durch den Sestiere Castello schlendern …

So verlassen wir gegen 16:30 Uhr das Hotel und wenden die Schritte zum Anleger Rialto. Auf dem Weg schauen wir in die Fondaco dei Tedeschi hinein. Im 13. Jahrhundert wurde an dieser Stelle ein Handelshaus für Händler aus Nord- und Mitteleuropa errichtet, die so zollamtlich vom venezianischen Stadtregiment unter Kontrolle gehalten werden konnten. ‚Freihandel‘ ist eben eine Errungenschaft neuerer Zeiten … Ab 2009 wurde das Gebäude, das im 20. Jahrhundert auch als venezianisches Hauptpostamt gedient hatte, von dem niederländischen Architekten Rem Koolhaas zu einem Luxuskaufhaus umgebaut, das nach vielen Protesten wegen erheblicher Eingriffe in die historische Bausubstanz und zahlreichen Modifikationen an den Bauplänen gerade erst eröffnet worden war. Vgl. auch die Projektseite des Architekturbüros Koolhaas. Nach der neuen Grabstättenanlage von David Chipperfield auf San Michele sehen wir am gleichen Tag also schon ein zweites Zeugnis modernster Architektur in der Serenissima. Venedig ist schließlich auch Ort der Architektur-Biennale. Das darf sich dann auch an geeigneten Stellen im Stadtbild zeigen.


Wir wissen jetzt noch nicht, dass wir am Abend wieder in der Fondaco sein werden, verlassen sie nach kurzer Zeit und nehmen an Rialto das nächstbeste Vaporetto nach San Marco.

Zu unserer Überraschung stehen auf der Piazzetta beide Säulen einsam und verlassen da. Auch vor dem Eingang zum Palazzo Ducale ist keine noch so kurze Warteschlange zu sehen. Der Spaziergang durch Castello wird also verschoben und im Nu sind wir am Kassenhäuschen vorbei und stehen im Cortile des Dogenpalastes.


Man kann ihn inzwischen mit Hilfe von Google Street View durchqueren (ein Anfangspunkt wäre hier: Google Street View - Palazzo Ducale - Sala Maggior Consiglio) und das Google Art Project stellt alle wichtigen Kunstwerke vor: Google Art Project - Palazzo Ducale. Daher wird bewusst darauf verzichtet, hier jetzt einen Bilderreigen an Kunstwerken einzusetzen. Wir haben sie uns auch lieber angesehen, ohne ständig zu photographieren.

Zum Beweis der Leere, die uns umfing, hier die Sala Maggior Consiglio, der Sitzungssaal des Großen Rates mit Tintorettos „Paradies“-Gemälde an der Stirnwand:



Aus den Fenstern gibt es immer wieder schöne Blicke auf Venedig

[rechts: Blick nach Castello, in der Mitte der obere Teil der Fassade von San Zaccaria,
bei dem Campanile links müsste es sich um denjenigen von San Francesco della Vigna handeln]


und auch zurück in den Cortile:



Über die Seufzerbrücke



erreichen wir beim Rundgang die Prigioni Nuove, die unsere Erinnerungen an die Führung durch die Engelsburg im Sommer letzten Jahres wecken (Di nuovo a Roma. Innerhalb, außerhalb und und unterhalb der urbs).



Ein letzter Blick auf die Scala dei Giganti im Cortile mit den die Macht Venedigs symbolisierenden Statuen von Mars und Neptun



und wir sind wieder auf der Piazza San Marco, von der aus wir nun, ohne es im Einzelnen zu dokumentieren, durch den Sestiere San Marco und die Mercerie bummeln. Irgendwie gelangen wir durch das Labyrinth der Gassen zur Rialto-Brücke und sehen vor den Vaporetto-Anlegern die Gondeln. Schon in den letzten Tagen waren die Schilder mit den Tarifen für die Gondelfahrten mit Neugier studiert worden. Vor allem von der BEVA … Als nun direkt vor uns gleich zwei Gondeln anlegen, verständigen wir uns wortlos, nicht etwa beide zu nehmen, sondern jene mit dem uns sympathischer erscheinenden Gondoliere. Wenn wir schon in Venedig sind … Erstbesuch … Wir verabreden mit dem Gondoliere – wir haben uns in unserer Menschenkenntnis nicht getäuscht – eine etwas längere Fahrt. Wir zahlen vor Beginn der Tour. Innerlich lächelnd haben wir im Hinterkopf, dass ein berühmter Venedig-Besucher erst während der Fahrt nach dem Preis gefragt hat. „Sie werden bezahlen“, bekam er zur Antwort. Wir stehen aber erst morgen an der Stelle, wo er bezahlt hat …

Im schönsten Abendlicht gleitet die Gondel unter der Rialto-Brücke hindurch in Richtung Ca‘ d’Oro. Ab und an erklärt uns der Gondoliere kurz und knapp, was wir sehen. Unaufdringlich und ohne Gesang lässt er uns die Eindrücke genießen.



Die Geräusche des Canal Grande umfangen uns; Vaporetti ziehen vorbei, kleinere Motorboote brausen in höherem Tempo den Canal auf- und abwärts, hier und da hört man menschliche Stimmen aus anderen Gondeln oder vom Ufer. Das ändert sich schlagartig, als der Gondoliere etwa in Höhe der Ca’Pesaro nach links in die engen Kanäle von San Polo abbiegt. Eine geradezu gespenstische Stille. Nicht einmal das Eintauchen des Ruders ins Wasser ist zu hören. Lautlos gleiten wir dahin, staunen über die Manövrierfähigkeit des schwimmenden Gefährts, sehen an den Gebäuden, wie der Zahn der Zeit an ihnen nagt. Ganz schmal wird es zwischen hochaufragenden Hauswänden.




Schließlich biegt die Gondel – wir meinen zwischen Palazzo Querini und Palazzo Bernardo – wieder auf den Canal Grande ein. Von weit grüßt vertraut der Kirchturm von SS. Apostoli und wir nähern uns nach einer knappen Stunde wieder den Rialto-Anlegern.





Im großen Atrium der Fondaco dei Tedeschi


hatten wir vor ein paar Stunden ein Hinweisschild auf eine Aussichtsterrasse entdeckt, ohne ihm zu folgen. Die Fondaco ist noch geöffnet und gerade einmal für etwas mehr als zehn Minuten können wir zum Abschluss des Tages auf die Dächer und Türme von Venedig schauen und auf den Canal Grande, auf dem wir gerade unterwegs waren.

Dann wird es Zeit für ein Abendessen und das eine oder andere Abendgetränk. Für den morgigen Tag sind Regenschauer vorhergesagt. Unser Museumspass ist noch nicht ausgeschöpft. Es wird schon unser letzter voller Tag in der Serenissma sein.

 
Zuletzt bearbeitet:
@ tacitus:

Wie immer spannend und beeindruckend, Eure Tagestour. Danke.

Danke auch für die guten Wünsche. Eine Woche bleibt uns noch in Gabicce.

Gruß
Alex
 
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