Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen

Ich habe ... einen neuen Kreuzgangsbericht zusammengestellt. Siehe den Beitrag über diesem.

:thumbup: danke dafür - und für Deine Mühe! Gefallen hat mir auch, dass Du den "Wächter" aus dem Chiostro von San Giovanni in Laterno aus dem Adventsrätsel noch einmal aufgegriffen hast! Interessant, was Du dazu wieder gefunden hast :!:
 
:thumbup: danke dafür - und für Deine Mühe!

Bitte schön! Es war mir wieder ein Vergnügen, zur besseren Kenntnis römischer Kreuzgänge beizutragen und selbst solche zu gewinnen.

Gefallen hat mir auch, dass Du den "Wächter" aus dem Chiostro von San Giovanni in Laterno aus dem Adventsrätsel noch einmal aufgegriffen hast!

Tja, manchmal lassen einem auch Details keine Ruhe! ;)
 
Kreuzgang an S. Pietro in Montorio

Es gibt eine sehr erfreuliche Nachricht zum Kreuzgang an S. Pietro in Montorio, also in der Accademia di Spagna: Seit dem 1. Dezember 2016 steht er allen Besuchern offen, täglich - außer montags und an hohen Feiertagen - von 10.00 bis 18.00 h.


Irgendwann in nächster Zeit (möglichst bald) werde ich ihm einen eigenen Sehenswürdigkeiten-Thread widmen.
 
Vielen Dank für diese gute Nachricht und das erste schöne Photo! Ich erinnere mich noch gut an Dezember 2015, als wir trotz vereinbarten Besichtigungstermins vor verschlossener Tür standen.

Leider klappte es anschliessend nicht mit dem Termin zur Besichtigung eines Kreuzgangs obwohl wir angemeldet waren, aber ich hoffe zuversichtlich ihn Euch irgendwann vorstellen zu können.

Nun war dir ein Jahr später mehr Glück beschieden!
 
Dabei verdankt sich dieses Glück bzw. diese Entdeckung ebenso schlicht wie zufällig Gauki, dem ÖPNV-Fex. :cool:

Nämlich nach einer Rückkehr aus der Stadt per Bus 870 war noch über eine halbe Stunde Zeit bis zum mittäglichen Kanonenschuss; darum bin ich schon am Leuchtturm ausgestiegen. Denselben photographierte gerade von allen Seiten ein dunkelhäutiger junger Mann (aus Kalkutta, wie ich später erfuhr); anschließend ging er zur Bushaltestelle und blickte dabei orientierungsuchend auf seinen kleinen Stadtplan. Na, und in einer solchen Situation pflegt ÖPNV-Fex Gauki ja stets zu fragen, ob man vielleicht behilflich sein könne und wo's denn hingehen solle.
Antwort: Er frage sich gerade, ob dies schon der höchste Punkt des Gianicolo sei und was es hier oben sonst noch zu sehen gebe.
Mit diesen Fragen war er natürlich haargenau an den Richtigen geraten! ;)

Also habe ich ihm - in stark geraffter Darstellung, versteht sich - dies gezeigt: Achter Hügel und Aurelianische Mauer (bis Righetto inkl., aber selbstverständlich in anderer Reihenfolge) und bin mit ihm zum Kanonenschuss gegangen. Zudem wollte er im Anschluss nach Trastevere hinunter; also habe ich ihn zur Fontana Paola geführt und zum Tempietto ... wo ich zu meinem großen Erstaunen diese Tür geöffnet fand:


Wie dem roten Plakat zu entnehmen, gelangt man nun durch den Kreuzgang auch zum Tempietto.

Kurzum: Wäre es nicht um dieses jungen Inders willen gewesen - so gut wie sicher wäre ich während dieser Romreise nicht nach S. Pietro in Montorio gegangen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das klingt ja nach einer wirklich netten Begegnung und für Deine Hilfsbereitschaft gab es gleich mehrfachen Dank: denjenigen des jungen Mannes und die tolle Überraschung mit dem Kreuzgang! Ich freue mich in aller Ruhe auf Deinen Bericht.
 
Ja, ich habe mich auch selbst reichlich belohnt gefühlt durch dieses doppelte "Vergelt's Gott" :nod: ... für ein so selbstverständliches Entgegenkommen.

Und Sr. Lilly (aus Indien; derzeit im Generalat der Salvatorianerinnen tätig) habe ich gleich am nächsten Tag nach der Messe erzählt von diesem so glücklich-zufälligen Zusammentreffen mit einem ihrer Landsleute. Es hat sie auch gefreut.
 
Zuletzt bearbeitet:

Kreuzgang von Sant'Eusebio
Heute möchte ich von einem Keuzgang erzählen, den ich nicht selbst gesehen habe und von dem ich auch nicht weiss, ob ich je einen Blick in ihn werde werfen können.

Von seiner Existenz erfahren, habe ich am 17. Januar als hier im Forum folgender Artikel von unserem Robot verlinkt worden ist: 17 Gennaio ... Roma, si svolge la tradizionale Benedizione degli Animali

Thema des Artikels ist die traditionelle Tiersegnung zum Fest von Sant'Antonio Abate resp. Antonius' des Großen. Nicht nur am Petersplatz, sondern auch vor der Kirche Sant'Eusebio auf dem Esquilin an der Piazza Vittorio Emanuele II 12 werden Tiere, vor allem Haustiere, gesegnet und zwar an dem Sonntag, der dem 17. Januar am nächsten liegt.

Da ich Sant'Eusebio noch nie besucht habe, las ich u.a. den italienischen Wikipedia-Eintrag zu dieser Kirche und stieß auf folgende Information:

Dalla sagrestia si può cogliere distintamente il chiostro del monastero, attribuito all'architetto Domenico Fontana (1543-1607) e realizzato su due ordini di arcate divise da paraste con al centro una fontana.
Aus der Sakristei der Kirche kann man einen Blick in den Kreuzgang des ehemaligen Klosters neben der Kirche werfen. Er wird dem Architekten Domenico Fontana (1543 bis 1607) zugeschrieben. In der Mitte befindet sich ein schöner Brunnen.

Illustriert ist der Wikipedia-Artikel mit folgendem Bild, einer Gravur von Paul Letarouilly aus dem Jahr 1850:

Mein Interesse war geweckt und ich habe mich auf die Suche nach weiteren Informationen begeben. Die Kirche hat eine sehr alte Geschichte. Sie ruht auf den Fundamenten eines römischen Hauses, der Überlieferung nach das Wohnhaus des Heiligen Eusebius von Rom. Von der romanischen Basilika sind nur der Campanile und einige Teile der Außenmauer erhalten. Ab 1711 kam es zum teilweisen Neubau der Kirche, beginnend mit der Fassade, dann der ganzen Kirche.

Zur Kirche gehörte seit 1289 ein Benediktiner-Kloster. Seit 1471 beherbergte es Mönche des Ordens der Cölestiner (padri celestini). Unter Papst Sixtus V. liessen diese die Gebäude des Konvents vergrössern. Aus dieser Bauphase sollte demnach der 1588 errichtete Kreuzgang von Domenico Fontana stammen. Nach der Abschaffung dieses Ordens in Italien 1810 wurden Kirche und Konvent den Jesuiten übertragen. Diese besassen hier von 1826 bis 1873 oder 1883 (je nach Quelle) ein Haus für geistliche Exerzitien.

Städtebauliche Veränderungen am Ende des 19. Jahrhunderts führten zum Abriss von Teilen der Konventsgebäude. Ob der Kreuzgang auch davon betroffen war, kann ich nicht sagen. Die Gebäude gehören dem italienischen Staat und beherbergen seit 2001 die "Direzione centrale di sanità" der "Polizia di Stato". In deren Zeitschrift "Polizia Moderna" wurde 2012 ein Artikel über den Kreuzgang veröffentlicht, dessen vollständige Fassung aber leider nur Abonnenten lesen können. Chiostro Sant’Eusebio

Entrando dal civico 13 della piazza, attraverso una prima rampa di scale, è visibile a sinistra un elegante chiostro del convento a due ordini di arcate in laterizio.
Al centro del cortile c’è una splendida fontana in travertino attribuita a Domenico Fontana (158[noparse]8[/noparse]).

Siehe auch: PARROCCHIA SANT'EUSEBIO ALL'ESQUILINO - ROMA - Home und Sant'Eusebio all'Esquilino, ultimati gli interventi di restauro - Soprintendenza Speciale Archeologia Belle Arti e Paesaggio di Roma

 

Kreuzgang von Sant'Orsola
Im März 2017 ging ich von San Carlo al Corso kommend die Via del Corso entlang Richtung Piazza del Popolo und bog wenig später in eine der kleineren und unbekannteren Strassen des Tridente ein, die Via Vittoria.

Diese Strasse, die den Corso mit der Via del Babuino verbindet, wurde früher auch Via delle Orsoline genannt, denn hier befand sich seit dem 17. Jahrhundert die Kirche Santi Giuseppe ed Orsola (meist nur Sant'Orsola genannt) und ein sich daran anschliessendes Ursulinen-Kloster.

Die Fassade der Kirche erkennt man auf dem Foto oben links an dem grossen halbrunden Fenster über dem Eingang, dem Dreiecksgiebel und den beiden hohen Pilastern. Sie wurde 1779 im neo-klassischen Stil neu errichtet. 1873 wurde sie nach ihrer Beschlagnahmung durch den italienischen Staat entweiht und diente als Konzertsaal nachdem die Räumlichkeiten Sitz der Accademia di S. Cecilia und der Congregazione dei Musici wurden. Die ehemalige Kirche beherbergt heute das Teatro Studio Eleonora Duse, Via Vittoria 6. Siehe: Accademia Nazionale d'Arte Drammatica Silvio D'Amico.

Die Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters (Convento e chiostro di Santi Giuseppe ed Orsola) beherbergen das Conservatorio Santa Cecilia. An der Via Vittoria hörte man, dass hinter den alten Mauern geprobt wurde. Besonders die Pauken sind mir in Erinnerung geblieben.

Der Eingang zum Musikkonservatorium befindet sich allerdings nicht an der Via Vittoria sondern eine Parallelstrasse weiter Richtung Piazza del Popolo, an der Via dei Greci. Dorthin ging ich nun weiter.

An der Via dei Greci angekommen bewunderte ich als erstes die Kamelien vor dem Hotel Mozart.
Der Bogen im Hintergrund verbindet das Pontificio Collegio Greco mit der Kirche Sant'Atanasio dei Greci. Das folgende Foto entstand mit dem Bogen im Rücken und bietet einen Blick auf die terracottafarbene Fassade des Conservatorio Santa Cecilia.
Durch das geöffnete Eingangsportal erkennt man vage, was mich hierhergeführt hat, nämlich der Kreuzgang des ehemals hier beheimateten Konvents.

Das Kloster hat zwei bekannten Frauen, Mutter und Tochter, viel zu verdanken. Es handelt sich dabei zunächst um Laura Martinozzi, verheiratete d'Este, Herzogin von Modena (1635 bis 1687). Diese Nichte des französischen Kardinals Mazarin, eine von sieben sogenannten Mazarinetten, verbrachte dort die letzten Jahre ihres Lebens.

Wikipedia schrieb:
Als ihr Sohn 14 Jahre alt wurde, legte Laura die Regentschaft nieder. Der geistig und körperlich schwächliche Francesco II. geriet unter den Einfluss seines Halbbruders Cesare, und Laura übersiedelte nach Rom zu ihrer Mutter. Die Bitten ihres Sohnes, wieder nach Modena zurückzukehren, lehnte sie bis zu ihrem Tod ab. Kurz vor ihrem Tod begab sie sich auf eine Pilgerfahrt nach Loreto, wo sie dafür betete, dass ihre zur englischen Königin aufgestiegene Tochter Maria Beatrix, deren Kinder alle bisher früh gestorben waren, noch einen lebensfähigen Sohn bekomme. Dieser Wunsch ging im Juni 1688 mit der Geburt von James Francis Edward Stuart in Erfüllung.[5] Doch Laura selbst erlebte diese Geburt ihres Enkels nicht mehr, da sie hochgeachtet[6] bereits am 19. Juli 1687 im von ihr vergrößerten Ursulinenkloster in der Via Vittoria in Rom[7] an einer Krankheit verstorben war.[8]

Testamentarisch hinterliess Laura Martinozzi d'Este, Herzogin von Modena Geld für den Neubau des Klosters. Nach ihr ist die Via Laurina im Tridente benannt.

Ricorda la duchessa Laura Martinozzi di Modena, nipote del cardinale Giulio Mazzarino, che eresse il monastero per le religiose Orsoline nel 1684, sulla “Strada Vittoria”.
Quelle

Auch ihre Tochter, die im Wikipedia-Zitat erwähnte Maria Beatrice d'Este, Prinzessin von Modena (1658 bis 1718) und letzte katholische Königin von England durch ihre Heirat mit dem nachmaligen Jakob II., war eine bedeutende Gönnerin des Ursulinenklosters. Siehe z.B. hier.

Der Kreuzgang des Ursulinen-Klosters ist bis heute erhalten. Er hat einen auffallend langgestreckten Grundriss mit 10 Arkaden an den Längsseiten und 3 an den Schmalseiten. Alle Arkaden werden von Pilastern getragen. Die Öffnungen sind heute verglast, was dem Gesamteindruck aber nicht schadet. Die ehemaligen Wandelgänge sind nun Korridore des Musikkonservatoriums.

Ich habe mich sehr gefreut, dass mir Einlass gewährt wurde und da ich den studentischen Betrieb nicht stören wollte, habe ich mich vor allem im Garten des ehemaligen Kreuzgangs aufgehalten. Dieser bietet nach allen Seiten einen guten Blick auf die ehemaligen Konventsgebäude.

Ein Gärtner mähte eben den Rasen und es roch (für mich zum ersten Mal in diesem Jahr) gut nach frischgemähtem Gras. Es liegen ein paar antike Säulen auf der Wiese. Zu meinem Bedauern existiert die hohe Palme, die ich auf älteren Photos, z.B. hier, gesehen hatte, nicht mehr. Sie ist wahrscheinlich dem exotischen Käfer zum Opfer gefallen, der für den Tod so vieler schöner Palmen in Rom verantwortlich ist. Vgl.: Rom: Die Ewige Stadt fürchtet um ihre Palmen. Als Ersatz hat man zwei noch sehr kleine neue Palmen gepflanzt (Photo oben rechts).

Gut gefiel mir die über den vier Flügeln des Kreuzgangs verlaufende Terrasse mit einem niedrigen Geländer, von der aus man bestimmt einen hübschen Blick auf den Garten hat.
In drei der vier Ecken befinden sich Büsten von Musikern.
Last but not least findet man auch einen einfachen achteckigen Brunnen im Garten.
Ein paar Rosenstöcke warteten auf wärmeres Wetter um diesem historischen Ort noch mehr Farbe zu geben.
Dies ist die unwesentlich veränderte Kopie eines Teilberichts aus meinem Reisebericht Rom läutet den Frühling ein. Siehe auch:
Pozzo-Fresken im ehemaligen Konvent von Sant'Orsola

 
2018 habe ich vier weitere Kreuzgänge in Rom kennengelernt, dazu gehört der chiostro piccolo, auch claustrino, chiostro oder chiostrino Ludovisi genannte Kreuzgang des ehemaligen Kartäuserklosters in den Diokletiansthermen. Trotz mittlerweile vieler Romreisen war es mein erster Besuch in den ehemaligen Thermen.


Kleiner Kreuzgang in den Thermen des Diokletian

Historischer Rückblick

Die Thermen Kaiser Diokletians waren die größten Roms. Mit ihrem Bau wurde 298 begonnen. Vollendet wurde der Bau 306, nach der ein Jahr zuvor erfolgten Abdankung des Kaisers. Die Thermen funktionierten bis ins 6. Jh. hinein. Dann wurde 538 die Wasserversorgung lahmgelegt, als die Aquädukte von den Ostgoten unter ihrem König Witichis zerstört wurden.

Im Mittelalter verfielen die Gebäude und wurden teilweise als Steinbruch genutzt. Papst Urban II. überließ 1091 Bruno von Köln, dem Begründer des Ordens der Kartäuser, das Gelände um dort einen Konvent zu errichten, aber daraus wurde nichts.

Erst ab 1561, unter Papst Pius IV. Medici, konnte das Projekt in Angriff genommen werden und erlebten die Ruinen der Thermen eine Renaissance. 1561 wurde das Areal der Thermen auf päpstliche Anordnung der durch Malaria zusammengeschrumpften Gemeinschaft der Kartäuser von S. Croce in Gerusalemme übertragen um einen neuen Sitz zu errichten.

Im ehemaligen Tepidarium der Thermen entstand die Kirche S. Maria degli Angeli. Im Auftrag des Papstes plante Michelangelo auch den Bau von Klostergebäuden für die Kartäuser mit einem großen Kreuzgang, Zellen für die Mönche und einem kleinen Kreuzgang.

1564 starb Michelangelo und 1565 Papst Pius IV. Die Bauarbeiten wurden unterbrochen und erst 1572 unter Papst Gregor XIII. Boncompagni wiederaufgenommen. Giacomo, genannt Jacopo, del Duca, ein Schüler Michelangelos vollendete den Umbau.


Der Kleine Kreuzgang entstand im späten 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf 1/3 der Fläche des Schwimmbeckens der Diokletiansthermen. Er befindet sich seitlich des Chorraums von S. Maria degli Angeli.


1870, nach der Gründung des Königreichs Italien wurden die Kartäuser enteignet und 1889 wurden die Diokletiansthermen der erste Sitz des Museo Nazionale Romano.

Ab 1901 waren im chiostro piccolo die rund 100 Werke der Sammlung Ludovisi Boncompagni ausgestellt, die der italienische Staat zusammen mit der Villa Ludovisi erworben hatte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts drohte dem Kreuzgang der Abriss als antike Strukturen wieder freigelegt werden sollten.

Nach und nach kam der Kleine Kreuzgang immer mehr herunter und diente nur noch als Materiallager. 50 Jahre blieb er für das Publikum unzugänglich.

1997 wurde die Sammlung Ludovisi in den Palazzo Altemps gebracht, als dieser ein weiterer Standort des Museo Nazionale Romano wurde. Vergleiche dazu bei Interesse am Palazzo Altemps: Rom für Anfänger und Fortgeschrittene

Zur Architektur des Kleinen Kreuzgangs

Am 23. September 2014, dem Geburtstag von Kaiser Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) wurden drei Bereiche der Diokletiansthermen nach sechsjähriger Restaurierung der Presse vorgestellt und danach dem Publikum zugänglich gemacht. Es handelt sich um die Aula VIII, die zu etwa 2/3 nicht überbaute Fläche der natatio, also des großen Schwimmbeckens der Thermen, sowie um den Kleinen Kreuzgang.

Hier ein paar Bilder von der restaurierten Vorderseite der natatio:


Im Hintergrund: rekonstruiertes Portal des Kartäuserklosters,
erbaut mit Spolien aus den Thermen u. a. einem Kapitell, einem Architrav etc.



Marmorwannen aus den Thermen
Gespannt betrat ich den chiostro piccolo. Die Maße des Kreuzgangs betragen 40 x 40 Meter. Die Arkadenbögen der vier Flügel werden von Pilastern der toskanischen Ordnung getragen. Es gibt sechs Arkadenbögen auf jeder Seite. Kreuzgratgewölbe bilden die Decke der Wandelgänge. Die Architektur ist sehr schlicht, besticht aber u.a. durch die hellen Farben.


In der Mitte des Kreuzgangs befindet sich ein Brunnen aus Travertin. Man fand während der Restaurierungsarbeiten im Kreuzhof die dritte Stufe der Basis auf welcher der Brunnen steht. Seine Teile bestehen aus wiederverwendeten antiken Elementen, wahrscheinlich aus den Diokletiansthermen selbst. Die ihn umgebenden Zitrusbäume mit ihrem dunklen Laub bieten einen schönen Kontrast zu den übrigen sehr hellen Farbtönen.


Während der Restaurierung zwischen 1998 und 2014 kam im Nordostflügel des Kreuzgangs eine freskierte Lünette aus dem 16. Jahrhundert zum Vorschein. Das Fresko, genannt Pietà degli Angeli, wird der Schule von Daniele da Volterra zugerechnet.
Dargestellt ist der tote Christus, der von drei Engeln gehalten wird. Rechts Papst Pius IV. mit Tiara, Buch und Bischofsstab. Links die weitgehend zerstörte Darstellung eines Mönchs. Er trägt die Kutte der Kartäuser und es handelt sich wahrscheinlich um den Hl. Bruno, den Begründer des Kartäuserordens.

Der Kreuzgang als Teil des Museo Nazionale Romano

Zum 2000. Todestag von Kaiser Augustus 2014 restauriert und wiedereröffnet, dienen die Wandelgänge des Kleinen Kreuzgangs heute als Ausstellungsraum des Museo Nazionale Romano.

In drei der vier Flügel des Kreuzgangs sind die minutiös rekonstruierten Reste von Texten zu zwei Kulten ausgestellt, welche im Zuge der von Kaiser Augustus praktizierten Religionspolitik eine Wiederbelebung erfuhren. Bei den Texten handelt es sich um die Atti degli Arvali e dei Ludi saeculares, also die um Akten der Arvalbrüder und der Säkularspiele.

Kommen wir zuerst zu den Akten der Arvalbrüder. Die Arvalbrüder waren

ein römisches Zwölferkolleg von Priestern. Ihre Bedeutung ist ursprünglich „Gebrüder des Ackers“ (arvum ‚Feld, Acker‘). Sie waren die Priester der ansonsten unbekannten römischen Göttin Dea Dia, einer Fruchtbarkeitsgöttin.

Der Kult ist sehr alt und war schon in den Zeiten der römischen Republik kaum mehr verständlich. Ursprünglich sollen die zwölf Priester Söhne der Acca Larentia gewesen sein, die eine Geliebte des Herkules und Gemahlin des Faustulus sowie Amme des Romulus war. Die Aufzeichnungen der Kulthandlungen (acta) sind teilweise inschriftlich erhalten. (...)

Nachdem die kultische Vereinigung in den republikanischen Zeiten kaum noch von Bedeutung war, wurde sie durch Augustus 27 v. Chr. wiederbelebt und mit Aufgaben rund um den Kaiserkult betraut. Die Arvalbrüder opferten nun auch an Gedenktagen der Kaiser zu ihrem Wohl. Der Kaiser und sein Freund Agrippa gehörten zu den ersten Mitgliedern der neu erstandenen Priesterschaft. Die Arvalbrüder wurden nunmehr vom Kaiser (vor-)ausgewählt und legten ihr Gelübde vor der kaiserlichen Familie ab. Die Kaiser und einzelne Angehörige ihrer Familie waren Mitglieder des Kollegiums (...)

Zu den Arvalbrüdern siehe auch hier.

Inschriftlich haben sich Reste der Arvalakten erhalten, u. a. das Arvallied (5. Jahrhundert v. Chr.; aufgezeichnet erst 218 n. Chr.).

Das Carmen Arvale, das Arvallied, ist

ein Hymnus des römischen Priesterkollegiums der Arvalbrüder (Arvales fratres) in Altlatein, mit dem der Tanz für Dea Dia und den Wachstumgott Marmar begleitet wurden. Die ersten fünf Verszeilen werden jeweils dreimal wiederholt.

Hier die Übersetzung des Textes auf deutsch:

Helft uns, Laren!
Und lass nicht, Marmar (= Mars), Verderben auf viele fallen!
Sei satt, wilder Mars! Spring über die Schwelle! Steh dort!
Ruft der Reihe nach alle Saatgötter an!
Hilf uns, Marmor (= Mars)!
Triumph Triumph Triumph Triumph Triumph!

Im ersten Flügel des Kreuzgang sind 133 Fragmente der Akten der Arvalbrüder aus augusteischer Zeit und bis 68 n. Chr. zu sehen, d.h. bis zum Ende der julisch-claudischen Kaiserdynastie. Im zweiten Flügel findet man Akten bis zur Zeit Kaiser Hadrians und im dritten Flügel solche bis zum Jahr 304. Das letzte zu datierende Dokument stammt also aus der Zeit Kaiser Diokletians.

Die anderen ausgestellten Akten, sind wie gesagt, solche der Ludi saeculares. Gemeint ist die Form der Säkularspiele, wie sie seit Augustus begangen wurden.

Durch Augustus wurde 17 v. Chr. die Zeit des Säkulum auf 110 Jahre festgesetzt und die Feier selbst aus einer Totenfeier zu dem Eröffnungsfest eines neuen Zeitalters umgestaltet: Zu den drei Nachtopfern, jetzt für die Moiren, Eileithyien und Tellus, traten drei Tagesfeste für Jupiter optimus maximus, Juno Regina und die göttlichen Geschwister Apollon und Diana. Das amtliche Protokoll dieser Feier ist (inschriftlich) erhalten, ebenso das von Horaz gedichtete Festlied (Carmen saeculare)

Vgl. Säkularfeier (Antike) – Wikipedia

Augustus änderte den Charakter des Festes vollkommen (eventuell „erfand“ er die Feier überhaupt erst). Es wurde nun nicht mehr der Vergangenheit gedacht, sondern vielmehr feierte man den Beginn einer neuen, glücklichen Zeit. Horaz dichtete dazu in seinem carmen saeculare: „Seher Phoebus (Apollon) […] führt […] den römischen Staat und Latium in ein neues Saeculum des Glücks und in immer bessere Zeiten“.

Hier der ganze Text des römischen Dichters Horaz.

Leider habe ich beim Besuch des Kreuzgangs nicht gebührend auf all diese Inschriften geachtet, weil ich einfach nicht wusste, worum es sich handelt. Nachdem ich nun besser informiert bin, werde ich sie mir sicher bei einem erneuten Besuch genauer ansehen. Momentan kann ich nur dieses eine Foto zeigen:


Betritt man den Kreuzgang, so wird man über Lautsprecher von einer Art Sprechgesang empfangen, mit dem ich nichts anzufangen wusste und den ich, besonders anfänglich, sogar als etwas störend empfand. Dann hat er mich allerdings in seinen Bann gezogen.

Wieder zu Hause habe ich festgestellt, worum es sich bei diesem Gesang handelt und war sehr erstaunt. Man hört nicht etwa ein Gebet aus den Zeiten des Kartäuserklosters, sondern die Chöre rezitieren zwei römische Kultlieder, das eben erwähnte Carmen Arvale und das Carmen saeculare. Man hört die Stimmen zweier Chöre, der Cantori del S. Carlo und der Voci Bianche dell’Academia Nazionale di S. Cecilia (ein Kinderchor). Der erstgenannte Chor rezitiert das Carmen Arvale, der zweite das Carmen saeculare.

Wie sich das anhört, davon gibt das folgende Video einen kurzen Eindruck:


Neben den Texten der Arvalbrüder und der Säkularspiele findet man im Kreuzgang auch noch zwei weitere bedeutende Inschriften: die Lex Familiae Silvani und die Lex collegi salutaris Dianae et Antinoi. Das sind Texte mit den Statuten von Bruderschaften im Dienst der Gottheiten Silvanus, Diana und des von Hadrian vergöttlichten Antinoos.

Statt den Inschriften, widmete ich meine Aufmerksamkeit den schönen Büsten und Skulpturen, die in den Flügeln des Kreuzgangs aufgestellt sind. Zum einen zeigen sie Götter und Menschen welche mit den von Kaiser Augustus geförderten Kulten in Verbindung stehen, incl. Augustus selbst,

zum anderen sind es Werke, die erst vor wenigen Jahren an der Via Anagnina ausgegraben wurden. Ich zeige sie hier der Einfachheit halber in der chronologischen Reihenfolge meiner Aufnahmen:


Ich glaube hier handelt es sich um die "Große Vestalin"


Reizende römische Kinderköpfchen


Mitte: der Gott Silvanus


Mitte: bärtiger Gott
Rechts: der Gott Apollo


Kaiser Caracalla als Jüngling und als Erwachsener

Sehr schöne Figurengruppe der Gottheiten Mars und Venus. Diese gehörte wahrscheinlich zu einem Grabmonument und stellt das Kaiserpaar Marc Aurel und Faustina die Jüngere als Mars und Venus dar.

Mein absoluter Favorit unter den Porträts ist die folgende Darstellung von Kaiser Antoninus Pius als Arvalbruder obwohl es sich "nur" um eine Kopie handelt:

Es gibt auch noch eine ganz ähnliche Darstellung von Lucius Verus als Arvalbruder. Auch deren Kopie soll sich dem folgenden Artikel nach im Kreuzgang in Rom befinden: Antonin Le Pieux, Lucius Verus : de Paris à Rome. Ich kann mich allerdings nicht an diese erinnern.

Ich freue mich jetzt schon auf einen erneuten Besuch des chiostro piccolo der Diokletiansthermen! Dem grossen Kreuzgang werde ich zu einem späteren Zeitpunkt einen eigenen Beitrag widmen.

 
Liebe Simone,

vielen Dank für diese ausführliche Darstellung eines Ortes, den ich noch nicht kenne.
Wir waren zuletzt vor der Neueröffnung dieses Teils der Diokletiansthermen dort, deshalb war mir gar nicht bewusst, dass dort so schöne Dinge auf die Besucher warten.
Danke für die wieder einmal fleißige Recherche!
 
Liebe Simone,
danke, dass du uns diesen wunderschönen Kreuzgang vorstellst - ein richtiger Schatz ist das!
Und schon füllt sich meine Liste wieder für den nächsten Besuch.
 
Auch ich habe den Bericht über den Chiostro piccolo mit Interesse gelesen bzw. die schönen Bilder betrachtet - vielen Dank dafür -, auch, weil wir beim letzten Rom-Besuch ebenfalls in den Thermen waren, in diesen Kreuzgang aber leider nur "einen Blick" geworfen haben. Jetzt weiß ich, wie interessant es gewesen wäre, auch dort länger zu verweilen. Aber hoffentlich und zum Glück: nach Rom ist vor Rom ;).
 
Vielen Dank für den Bericht über den Chiostro piccolo. Leider goss es bei unserem Besuch in strömen, aber immerhin bot uns der kleine Kreuzgang wunderbaren Schutz.
 
Leider goss es bei unserem Besuch in Strömen, aber immerhin bot uns der kleine Kreuzgang wunderbaren Schutz.

Nur weil ich mich ein paar Wochen vor dir in den Diokletiansthermen und somit auch an der Piazza della Repubblica (der früheren Piazza Esedra) aufgehalten habe, wusste ich etwas mit deinem Foto im Adventsrätsel vom 17. Dezember anzufangen.
 
Nur weil ich mich ein paar Wochen vor dir in den Diokletiansthermen und somit auch an der Piazza della Repubblica (der früheren Piazza Esedra) aufgehalten habe, wusste ich etwas mit deinem Foto im Adventsrätsel vom 17. Dezember anzufangen.

Romreisen kurz vor dem Adventrätsel sind wirklich hilfreich. Mir ging es wie dir, bei einigen Rätseln war ich kurz zuvor vorbei gekommen und konnte sie deshalb lösen.
 
Liebe Simone,

nachdem ich nun auch die Zeit gefunden habe, deinen höchst interessanten und informativen Bericht über den
Chiostro piccolo zu lesen, ist er von mir sofort auf meine neue To-do-Liste gesetzt worden, zumal die
Diokletiansthermen zu den Orten in Rom gehören, die ich immer wieder gern besuche.

Es ist toll, was du alles zu den Sprechgesängen herausgefunden hast, die ich bei meiner Besichtigung dort nicht
zuordnen konnte. Durch deine umfangreichen Erklärungen habe ich viel Neues und Wissenswertes erfahren!
 
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