Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen

Kreuzgang von S. Pietro in Vincoli


San Pietro in Vincoli ist über römischen Resten erbaut. In der Nähe soll sich auch jene Präfektur befunden haben, in welcher der in Ketten gelegte Apostel Petrus verhört worden sein könnte. Möglicherweise wurde die Kirche über dem Gerichtssaal errichtet, in welchem Petrus verurteilt wurde.



San Pietro in Vincoli war zwischen 1449 und 1464 Titelkirche von Kardinal Nikolaus von Kues. Berühmt ist die Kirche natürlich auch wegen Michelangelos Grabmal für Papst Julius II. della Rovere mit der Moses-Statue.


Zur Kirche gehörte ein Konvent mit Kreuzgang. Der Bau des Konvents begann bereits unter Nikolaus von Kues und machte weitere Fortschritte unter Kardinal Francesco della Rovere, dem späteren Papst Sixtus IV. (1471 bis 1484). In die Zeit des zweiten della-Rovere-Papstes, Julius II. (1503 bis 1513) fällt die Fertigstellung des Konvents und vor allem der Bau des Kreuzgangs!

1871 eignete sich der junge italienische Staat diese Gebäude an und heute ist die Ingenieurfakultät der Sapienza-Universität dort untergebracht. Der Kreuzgang wurde von der Kirche abgetrennt, ist aber erhalten und man betritt ihn durch den Fakultätseingang rechts neben der Kirche in der Via Eudossiana 18. Dort hängt folgender Grundriss:


Vasari zufolge beauftragte Julius II. Giuliano da Sangallo mit dem Bau des Kreuzgangs. Baubeginn war 1507.

Giuliano da Sangallo (eigentlich Giuliano Giamberti; * um 1445 in Florenz, Italien; † 1516 ebenda) war ein italienischer Architekt und Bildhauer.
Er ist der Bruder von Antonio da Sangallo dem Älteren. (...) Ferner erbaute er die Befestigungen von Ostia, sowie den Klosterhof von San Pietro in Vincoli.
Das Erdgeschoss des Kreuzgangs weist an den schmalen Seiten sieben, an den längeren Seiten acht Bögen auf. Getragen werden sie von Säulen mit ionischen Kapitellen. Im Obergeschoss befinden sich Fenster mit schlichten Rahmen.

In der Mitte des heute gepflasterten Klosterhofs befindet sich ein Brunnen mit einer darunter liegenden Zisterne. Das elegante Brunnenbecken ist ein Achteck und ein Werk von Simone Mosca, Bildhauer aus Florenz und Mitarbeiter Michelangelos. Verziert ist es mit dem Wappen der della Rovere und einigen Masken. Beides ist gut z.B. auf diesem Photo zu erkennen. Zwei Paar Granitsäulen tragen das steinerne Gebälk, welches machmal gar Michelangelo selbst zugeschrieben wird.

Quelle: Sale Chiostro e Spazi Facoltà | Facoltà di Ingegneria Civile e Industriale Sapienza - Università di Roma

The octagonal central well-head (c.1517) is by Simone Mosca, a Florentine colleague of Michelangelo, and is a very fine piece of sculpture. The Della Rovere coat-of-arms is prominent, as well as stylized water-monsters with their bodies forming loops like handles. The well itself should not be overlooked. When the ancient aqueducts collapsed, the only way to get water on the hills was to dig wells. They had to be very deep, and here the well had to be dug down well beyond the level of the Suburra neighbourhood to the north. Mostly, only monasteries could afford to do this in the early Middle Ages which is partly why they ended up being almost the only residences on the hills.
Quelle: San Pietro in Vincoli - Churches of Rome Wiki

Die Inschrift am Gebälk des Brunnens soll Kardinal Leonardo Grosso della Rovere erwähnen, dessen Titelkirche S. Pietro in Vincoli zeitweise war. Zu dieser Zeit, 1517, wurde der Brunnen vollendet.

Hier ein della-Rovere-Wappen mit Kardinalshut, das ich an einer Wand im Kreuzgang photographiert habe:


Es zeigt eine Eiche mit zwölf goldenen Eicheln
Vergleiche hier
Zum Abschluss noch ein Wort zu dem kleinen Springbrunnen, der Fontanella del Petalo, hinter dem grossen Brunnen. Er ist jünger und stammt aus dem 17. Jahrhundert. 1642 wurde er auf Wunsch von Kardinal Antonio Barberini errichtet. Ein rundes Brunnenbecken steht auf einem Piedestal in einem achteckigen Wasserbecken zu ebener Erde.

The little basin-on-a-pedestal fountain to one side was added by Cardinal Antonio Barberini in 1642, obviously after an aqueduct had been restored. It is a little squirt celebrated with an interesting and bombastic inscription on the nearest wall in praise of the Barberini family
Quelle

Im Hintergrund meines einzigen Kreuzgang-Photos erkennt man an der Wand hinter den Brunnen eine Inschrift. Sie feiert in lateinischer Sprache die Tugenden der Bienen, dem Wappentier der Barberini un der Barberini selbst. Man sieht sie auf einem Photo dieser Webseite. Ins Englische übertragen lautet der Text sinngemäss:

Visitor, you should be aware that this perennial water which comes from a bubbling spring is a gift from Cardinal Antonio Barberini. Learn about sweetness; this is given to water by bees which take away vice and replace it with honey and nectar. There is no better nourishment for a garden, than that carried by bees for the never-ending appetite of flowers.
Ich hoffe, dass ich bei Gelegenheit mehr Photos mitbringen kann damit dieses Kapitel auch den Namen Bilderbogen verdient. ;)


 
Zuletzt bearbeitet:
Bisher kannte ich von San Pietro in Vincoli den Moses von Michelangelo und die legändären Ketten. Im vergangenen Mai habe ich mit dentaria die Kirche erkundet und vieles Neues entdeckt. Aber der Kreuzgang ist mir mir bisher völlig unbekannt. Vielen Dank, liebe Simone für diese Fortsetzung, die mich neugierig macht!
 
Vor vielen Jahren habe ich dort einmal eine Toilette gesucht. Der Kreuzgang ist mir gar nicht aufgefallen. Das Ganze wirkt ja auch eher wie der Urenkel des Innenhofes einer antiken Villa, Peristyl genannt.
 
Auch ich hatte bisher keine Ahnung, dass es dort einen Kreuzgang gibt. Wie bist du denn darauf gekommen? Selbst der Peterich, der ja sehr detailliert beschreibt, erwähnt ihn nicht.
 
Aber der Kreuzgang ist mir mir bisher völlig unbekannt. Vielen Dank, liebe Simone für diese Fortsetzung, die mich neugierig macht!

Dann wünsche ich Dir viel Spass bei der Befriedigung der Neugier! Nunmehr mit Hintergrundwissen ausgstattet, über das ich 2011 nicht verfügte, werde ich wahrscheinlich auch nochmals dort vorbeischauen. Der ehemalige Kreuzgang strahlt allerdings nicht die Atmosphäre aus, die man an einem solchen Ort üblicherweise schätzt aber vielleicht ist es ja auch ganz nett das studentische Treiben dort ein wenig zu beobachten.

Vor vielen Jahren habe ich dort einmal eine Toilette gesucht.

Die gibt es und der Kreuzgang liegt links davon in Richtung Kirche:


Auch ich hatte bisher keine Ahnung, dass es dort einen Kreuzgang gibt. Wie bist du denn darauf gekommen?

Wie ich vom Kreuzgang erfahren habe weiss ich leider nicht mehr. Ich habe in meinem Roma christiana-Führer von Gatz nachgesehen aber auch da ist er nicht erwähnt. Hingegen findet man den Hinweis auf der italienischen Wikipedia-Seite Basilica di San Pietro in Vincoli - Wikipedia

Al restauro di Giulio II risale l'architettura attuale della chiesa, con il portico d'ingresso, e la ristrutturazione del convento annesso. Il disegno originario del chiostro, che è stato recentemente restaurato, è attribuito dal Vasari a Giuliano da Sangallo.
L'edificio del convento fu adibito, dopo l'unità d'Italia, a sede della Facoltà di Ingegneria della Sapienza. Il pozzo centrale, decorato da mascheroni e inserito fra quattro colonne trabeate (attribuito a Giuliano da Sangallo[1]), è il simbolo della facoltà di Ingegneria.
Vielleicht können meine Reisegefährtinnen Claude und Gaukler noch etwas dazu sagen, denn ich weiss auch nicht mehr, wessen Idee es war im Sommer 2011 S. Pietro in Vincoli samt Kreuzgang zu besuchen. Römischer Sommer - Seite 2
 
Wahrscheinlich hast Du, lieber Padre, unter obigem Arnolfo-di-Cambio-Link gelesen, dass die Begräbnisprozession Kardinal Ricardo Annibaldi (um 1200/1210 bis 1276) galt. Nicht nur zwei Fragmente der in Stein gemeisselten Begräbnisprozession sind erhalten, sondern auch die Darstellung des Verstorbenen selbst gleich darunter. Auf diesem Photo kann man sie erahnen:


Er ist als noch junger Mann dargestellt, sein Kopf ruht auf zwei Kissen und ist dem Betrachter leicht zugewandt.


Vielleicht darf ich mit ein paar Nahaufnahmen helfen


 
Liebe Simone,

den heutigen Ferientag habe ich genossen, denn ich habe endlich die Lektüre über die römischen Kreuzgänge fortsetzen können.

Ganz besonders habe ich mich über Sant'Onofrio gefreut. Als wir das Kirchlein seinerzeit gemeinsam besucht haben, war der Kreuzgang leider nicht zugänglich.

Aber auch die verloren gegangenen Schätze aus der Schatztruhe Rom waren hoch informativ. Wie immer eine gelungene Recherche auf den Spuren der "verlorenen Zeit".

Danke und liebe Grüße

Claude
 
Vielleicht darf ich mit ein paar Nahaufnahmen helfen


@Tizia
Wirklich schöne Details hast Du da im Bild festgehalten. :nod: Ich zitiere stellvertretend für alle nur ein Foto. Die Bewegung des Stoffes und dessen Muster kommen gut zur Geltung.

---------- Beitrag ergänzt um 15:08 ---------- Vorangegangener Beitrag um 14:57 ----------

Liebe Simone,

den heutigen Ferientag habe ich genossen, denn ich habe endlich die Lektüre über die römischen Kreuzgänge fortsetzen können.

Liebe Claude,
es freut mich, dass die Lektüre zu einem gelungenen Auftakt der ersehnten Ferien beigetragen hat.

Ganz besonders habe ich mich über Sant'Onofrio gefreut. Als wir das Kirchlein seinerzeit gemeinsam besucht haben, war der Kreuzgang leider nicht zugänglich.

Diese Aussage erstaunt mich etwas, habe ich doch Ende Oktober 2013 folgende Aufnahmen dort gemacht:


Es ist natürlich möglich, dass die Tür zum Kreuzgang ein wenig später verschlossen war. Generell sollte man also besser nicht damit rechnen, dass man dort zu den Öffnungszeiten der Kirche ebenfalls Zutritt hat! :idea:
 
Da mich das nun heute Abend umtrieb, habe ich die Photos noch einmal angesehen. Mein Gedächtnis hat mir doch keinen Streich gespielt - ich war tatsächlich nicht im Kreuzgang. Vermutlich habe ich mich länger in der Kirche aufgehalten. Anschließend war der Kreuzgang dann wohl geschlossen.

Nun ja - ein nächstes Mal (oder eben hier virtuell).

Liebe Grüße

Claude
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vermutlich habe ich mich länger in der Kirche aufgehalten. Anschließend war der Kreuzgang dann wohl geschlossen.

So wird es wohl gewesen sein, liebe Claude ;). Denn auch wir haben seinerzeit den Moment im schönen, ruhigen Kreuzgang noch genossen.




Liebe Simone, ich genieße es auch, durch die von Dir vorgestellten Kreuzgänge zu streifen, sie wieder oder neu zu entdecken. Besten Dank für diese "Schätzchen".
Liebe Grüße
Pasquetta
 
Liebe Simone, ich genieße es auch, durch die von Dir vorgestellten Kreuzgänge zu streifen, sie wieder oder neu zu entdecken. Besten Dank für diese "Schätzchen".

Bitte schön, es ist mir ein Vergnügen. :nod:
Wenn der Pragbericht fertig ist folgen auch "neue" Kreuzgänge. Bis es soweit ist, kann ich allerdings hier schon den bereits in einem eigenen Thread vorgestellten Chiostro del Bramante einfügen. Siehe bereits: Chiostro del Bramante
 
Chiostro del Bramante

Der zur Kirche Santa Maria della Pace gehörende Renaissance-Kreuzgang war das erste Werk des aus Mailand kommenden Donato Bramante in Rom. Dieser gilt als Begründer der Hochrenaissance in der Ewigen Stadt. Ihm verdanken wir auch den Tempietto di Bramante.

Meine beiden ersten Bilder von Dezember 2007 zeigen die Fassade von S. Maria della Pace mit dem Eingang zum Chiostro del Bramante auf der linken Seite der Kirche sowie den Aussenbereich des Cafés in der ersten Etage:

2011 habe ich das hübsche Madonnenbildnis im Treppenhaus das in die erste Etage führt photographiert:


Nicht der Kreuzgang selbst, sondern die angrenzenden ehemaligen Klosterräume werden heute als Ausstellungsräume genutzt. Siehe: Chiostro del Bramante


In Neapel knüpfte Bramante

Kontakt zu Kardinal Oliviero Carafa, einem Freund des Mailänder Erzbischofs. Dieser beauftragte ihn 1500 mit dem Entwurf und dem Bau eines Kreuzganges für die Kirche Sta. Maria della Pace in Rom. Bramante arbeitete bis 1503/04 an diesem zweigeschossigen Kreuzgang (...)
Quelle

Ein Porträt von Kardinal Oliviero Carafa kann man in Santa Maria sopra Minerva im wunderschönen Freskenzyklus von Filippino Lippi in der Cappella Carafa bewundern. In der Verkündigungsszene erkennen wir rechts Thomas von Aquin und vor ihm den knienden Kardinal Carafa:

Wikipedia schrieb:
Der Innenhof wurde zweistöckig errichtet, die beiden Stockwerke folgen völlig unterschiedlichen Systemen. Das Untergeschoss besteht aus Arkadenpfeilern, denen hochgesockelte Pilaster nach ionischer Ordnung vorgestellt sind. Bramante übernahm damit das typisch römische sog. Tabularium-Motiv. Im Obergeschoss wechseln sich Säulen und Pfeiler ab, die Säulen stehen jeweils auf dem Scheitelpunkt der darunterliegenden Arkaden. Säulen und Pfeiler tragen Kompositkapitelle. Die Ecken sind jeweils mit eingestellten Pfeilern und Pilastern zu beiden Seiten gestaltet. Bramante erntete mit der für seine Zeit unorthodoxen Gestaltung bei seinen Zeitgenossen größte Kritik, heute wird die Gestaltung als „im Geiste des Humanismus (als) eine Ordnung klassischer Harmonie“ gesehen.
Quelle


Rings um den Chiostro del Bramante verläuft die Inschrift

DEO OPT MAX ET DIVE MARIE VIRGINI GLORIOSE DEIPARE

CANONICIS QZ REGVLARIBVS CONGREGATIONIS LATERANENSIS

PIE A FVNDAMENTIS EREXIT ANNO SALVTIS CRISTIANE MDIIII​


Dem besten und grössten Gott und der seligen Jungfrau Maria, der glorreichen Muttergottes

für die Lateranensischen Chorherren errichtete dies

Oliviero Carafa, Bischof von Neapel, von Grund auf im Jahre des Heils 1504



Oft und gerne habe ich hier bereits Ausstellungen besucht und in der ersten Etage im Caffè del Chiostro oder auf den steinernen Sitzen Platz genommen und die schöne Atmosphäre genossen. Seit einiger Zeit gibt es nun auch die Sala delle Sibille, von der aus man auf das Sibyllen-Fresko Raffaels in Santa Maria della Pace (Siehe: Chiostro del Bramante) hinunterblicken kann:


Drei der vier Flügel des Innenhofs oder Kreuzgangs sind mit Szenen aus dem Leben Mariens dekoriert. Im vierten, dem Westflügel, finden sich Szenen aus der Geschichte des alten Muttergottesbildes welches über dem Hauptaltar von Santa Maria della Pace zu sehen ist. Siehe hier und hier in der Galerie der Foristi tre grazie ed un patta.

Fresken im Kreuzgang:

Szenen aus dem Leben Mariens

Im Nordflügel:

Geburt Mariens​



Darstellung im Tempel​



Muttergottes mit Heiligen​



Vermählung der Jungfrau Maria​



Im Ostflügel:

Mariä Heimsuchung​



Die Geburt Jesu​



Darstellung Jesu im Tempel​



Anbetung der Heiligen drei Könige​



Zweite Darstellung im Tempel​


Der zwölfjährige Jesus im Tempel​



Im Südflügel:

Die Hochzeit zu Kana​



Die Beweinung Jesu​



Die Tröstung​



Der Tod Mariens​



Die Himmelfahrt Mariens​



Die Krönung Mariens​



Im Westflügel:

Ereignisse um das Gnadenbild von S. Maria della Pace

Zur Zeit von Papst Sixtus IV., um 1480, begann das Bild Wunder zu wirken. Es befand sich damals im Portikus des Vorgängerbaues von Santa Maria della Pace, einer kleinen Kirche namens Sant’Andrea de Acquarenariis, einer dem Heiligen Andreas geweihten Kirche der Wasserträger und –verkäufer. Der Legende nach soll eines Tages ein erboster Ballspieler seine Niederlage nicht verkraftet und einen Stein nach dem Gemälde geworfen haben.

Erstes Wunder - das von Steinen getroffene Muttergottesbild blutet​



Nach der Pazzi-Verschwörung 1478, herrschte Kriegsgefahr und eine gespannte Situation zwischen Rom und Florenz. Papst Sixtus IV. flehte die Madonna um Hilfe in dieser politischen Angelegenheit an und legte ein Gelübde ab, demzufolge er versprach eine neue Kirche zu erbauen wenn er erhört und der Frieden gewahrt bleiben würde.

Papst Sixtus IV. betet vor dem Marienbild und erfleht den Frieden​



Im Dezember 1482 schlossen Mailand, Neapel, Florenz und der Papst Frieden. Einen Tag später zog eine Prozession zur Kirche und der Papst benannte die Kirche in Santa Maria della Pace um. Bald darauf begann der Neubau der Kirche.

Sixtus IV. legt den Grundstein für die neue Kirche S. Maria della Pace​



Die Kanoniker nehmen Besitz vom Kloster​



Beim Kirchenneubau war das wundertätige Madonnenbild zunächst an seiner ursprünglichen Stelle in der alten Aussenwand geblieben. Diese wurde in der neuen Kirche zur Innenwand. Etwas später, wahrscheinlich 1486, wurde das Bild auf den Altar unter der Kuppel von S. Maria della Pace übertragen. Dafür sorgte Papst Innozenz VIII., welcher dem Madonnenbild ebenfalls die Erhörung eines Gebetes zu verdanken hatte.

Das wundertätige Bild wird von Papst Innozenz VIII. auf den Altar von S. Maria della Pace übertragen​



Der Autor dieser mit viel Liebe zum Detail gemalten Fresken ist unbekannt geblieben.

Zum Abschluss noch ein Photo des Kreuzgangs nach Einbruch der Dunkelheit:



 
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Vielen Dank für deinen neuen Bericht, der Chiostro del Bramante zählt auch fast immer zu meinen Zielen.

Das letzte Bild gefällt mir ganz besonders gut!

Aber, auch zu diesem Bericht muss ich sagen: WAS für eine Arbeit liebe Simone :thumbup:
 
Wirklich klasse, liebe Simona. Da braucht man eigentlich kein Buch mehr. Habe den Thread erst entdeckt und werde hier noch einiges zum schmökern haben.
 
WAS für eine Arbeit liebe Simone :thumbup:

Habe den Thread erst entdeckt und werde hier noch einiges zum schmökern haben.

(...) wirklich toll, Dein Kreuzgang-Thread! :thumbup:

Herzlichen Dank für Eure anerkennenden Worte und pehda viel Spass beim Schmökern! Diese "Arbeit" fällt leicht und ist pure Freude! :nod:

Gleich werden die Photos für die Vorstellung eines weiteren Kreuzgangs hochgeladen und spätestens am Dienstag gibt es dann die neue Folge.
 
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Chiostro dei Genovesi
oder dei Melangoli

In der Via Anicia, 12 in Trastevere befindet sich ein sehr schöner Kreuzgang aus dem 15. Jahrhundert mit einem herrlichen Garten in seiner Mitte. Es handelt sich dabei nicht um einen Teil eines Klosters sondern eines ehemaligen Spitals.

In dieser Gegend nahe dem Hafen Ripa Grande am Tiber besassen im 15. Jahrhundert Kaufleute aus Genua Warenhäuser und Kontore und lebte die genuesische Kolonie in Rom. Der reiche Unternehmer und Botschafter Genuas am päpstlichen Hof Meliaduce Cicala (1430 bis 1.8.1481) hinterliess testamentarisch Geld zur Errichtung eines Hospitals für Seeleute aus Genua deren Schiffe in Ripa Grande vor Anker lagen und Matrosen aus Ligurien, die im Viertel wohnten. Auf Wunsch von Papst Sixtus IV. della Rovere, der selbst aus Ligurien stammte, wurde es an der Via Anicia errichtet. Das Hospital trug zunächst den Namen des Stifters, Fondazione Cicala.

An der Fassade des ehemaligen Hospitals erkennt man das Wappen Von Meliaduce Cicala, Angehöriger einer Adelsfamilie aus Lerici in Ligurien. Rechts der Eingang zum Kreuzgang rings um den das Hospital angelegt war.

Zum Baukomplex gehört auch die zwischen 1481 und 1492 errichtete Kirche San Giovanni Battista dei Genovesi. Dort befindet sich das Grab von Meliaduce Cicala.

1553 wurde die immer noch bestehende Confraternita di San Giovanni Battista de' Genovesi gegründet und das Hospital erhielt den Namen Ospedale di San Giovanni Battista dei Genovesi.

Nachdem ich mir die Gegend 2008 angesehen hatte, dauerte es noch bis zum Frühling 2010, bis die Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich) dem Chiostro dei Genovesi einen ersten Besuch abstatteten. Damals schrieb ich in unserem Reisebericht Römisches Bilderbuch - Seite 2


(...) Bereits im Spätherbst 2008 hatte ich den Eingang gesucht, wohl wissend, dass an jenem Tag keine Besichtigung möglich war. Nun aber standen wir erwartungsvoll vor der Tür, lernten ein neues italienisches Wort "citofonare" und taten eben dies. :D


Ein Pförtner liess uns eintreten ... und wir fanden uns in einer zauberhaften Welt wieder, dem Chiostro von San Giovanni dei Genovesi, einem gut verborgenen Kreuzgang mit vielen Zitrusbäumen, Rosensträuchern, die allerdings weitgehend verblüht waren, einer duftenden Jasminhecke und einem idyllisch in der Mitte gelegenen Brunnen. Schwalben überflogen laut rufend den Kreuzgang und bildeten die Hintergrundmusik in diesem kleinen Paradies.

Fotografieren war zu unserer Enttäuschung verboten, es wären wundervolle Bilder geworden, aber so nahmen wir sie im Herzen mit nach Hause. Damit ihr euch eine Vorstellung machen könnt, wie es dort aussieht, hier der Link zur HP der Confraternita di San Giovanni Battista de' Genovesi in Roma. (...) Ein weiteres Foto mit einem Gedicht in römischer Mundart findet sich Seite 7+8 dieses PDF-Dokumentes und viele Infos über den ganzen Komplex (leider nur in italienischer Sprache) in diesem Dokument.

Die bereits auf einem Photo zu lesenden Zugangsbestimmungen findet man auch auf dieser Webseite. Sie haben sich seit 2010 nicht geändert. Unter ora legale (gesetzliche Zeit) versteht man in Italien die Sommerzeit (MESZ), ora solare (Sonnenzeit) ist die Normalzeit oder Winterzeit (MEZ).

Der Kreuzgang wird Baccio Pontelli zugeschrieben, der die Pläne für die Sixtinische Kapelle entworfen hat und als Hofarchitekt von Papst Sixtus IV. bezeichnet wird.

Baccio Pontelli (* um 1450 in Florenz; † 1492 in Urbino) war ein italienischer Architekt der Renaissance. Er war auf Befestigungsanlagen spezialisiert, arbeitete aber auch an zahlreichen Kirchen.


Hier noch einmal das Wappen der Cicala


Auf dem Photo von 2010 leider nur undeutlich zu erkennen, ist die Bemalung mit Girlanden und dem Wappen der Republik Genua (rotes Kreuz auf silbernem Grund) und jenem von Medialuce Cicala.

Dass es nun doch noch Bilder aus dem Kreuzgang gibt, verdanken wir Angela, die sie von einem Besuch im Mai 2012 mitgebracht hat. Sie hat mir freundlicherweise ihre Photos für diesen Beitrag überlassen. Herzlichen Dank dafür!

Der quadratische Kreuzgang ist an jeder Seite 33 Meter lang. Achteckige Säulen aus Travertin deren Kapitelle mit floralen Motiven geschmückt sind tragen die Arkaden im Erdgeschoss und im Obergschoss, in das eine Treppe hinaufführt. Der Fussboden besteht aus im Fischgrätmuster verlegten Ziegeln.


Bei einem nächsten eigenen Besuch des Chiostro dei Genovesi werde ich darauf achten, eine bestimmte Säule zu finden und zu überprüfen, ob das, was sie zu etwas Besonderem macht noch existiert.

Pietro Antonio Lanza da Savona, ein in Rom tätiger Buchhändler und Herausgeber aus Savona in Ligurien soll hier 1588 eine zehnjährige Palme gepflanzt haben, die erste in Rom! Daran erinnert eine Inschrift an einer der Säulen mit folgenden Worten:

PLANTAM HANC PALME NOVELLA
DECEM HABENTEM ANNOS
PET. ANT. LANZA SAVONA
HIC POSVIT
MD. LXXXVIII

Quelle
Nicht der Palme sondern den Bitterorangen oder Pomeranzen, die im Garten des Kreuzgangs wachsen, verdankt dieser seinen zweiten Namen, chiostro dei melangoli. Siehe hier:

L'arancio amaro (Citrus × aurantium L.), detto anche melangolo, è un albero da frutto appartenente al genere Citrus, che raggruppa gli agrumi.



Das viereckige Brunnenbecken ist von zwei antiken römischen Säulen mit ionischen Kapitellen umgeben:


Sogar als Filmkulisse hat dieser Ort voller Harmonie bereits gedient und zwar wurden hier Folgen der Fernsehserie Che Dio ci aiuti gedreht. Einer der Hauptschauplätze ist ein Kloster in Modena aber in Wahrheit handelt es sich um den Chiostro dei Genovesi.

Il convento degli Angeli di Modena si trova sempre nella capitale, nel rione Trastevere, presso la chiesa di San Giovanni Battista dei Genovesi.

 
Zuletzt bearbeitet:
Was für ein wunderschöner Kreuzgang - der steht jetzt natürlich auch auf meiner dank diesem Forum hier immer länger werdenden Wunschliste.
Und deine Erklärungen dazu sind sehr informativ - ganz lieben Dank, liebe Simone!
 
Es freut mich, dass mein Beitrag über den Chiostro dei Genovesi eine Anregung für Dich war. :nod: Ein Besuch dort lässt sich wunderbar in einen Spaziergang durch stillere Ecken von Trastevere integrieren. Wenn nicht im Dezember, so vielleicht zur Zeit der Rosenblüte ...
 
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