Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen

San Lorenzo ist schon eine ganz eigene Kirche - nebst Kreuzgang.

Ja, das ist sie wirklich und daher konnte ich auch nicht widerstehen, ein paar Bilder aus der Kirche selbst mit aufzunehmen.

Im Juni 2012 habe ich erstmals S. Lorenzo fuori le mura und dem Kreuzgang der Kirche einen Besuch abgestattet.
Hallo liebe Simone, das wurde aber Zeit :nod: :].

Tja, ich habe wohl auf die richtige Gesellschaft gewartet um diesen Ort zu entdecken. ;)

Ich lese mit großem Interesse Deine hervoragenden Ausarbeitungen (...)

Danke für die netten complimenti und das Interesse an den Kreuzgängen. Heute habe ich von der Existenz eines leider verschwundenen Kreuzgangs erfahren. Diesem werde ich als nächstes ein paar Zeilen widmen.

@ColleMarina und @pecorella
Es freut mich, dass der Bericht als Anregung die eigenen Bilder mal wieder zu betrachten dient und die Lektüre Freude bereitet.

Ich habe heute Nachmittag noch einige Ergänzungen vorgenommen, da ich immer noch neue Einzelheiten entdecke!
 
Verlorene Kreuzgänge von Santa Maria in Aracoeli
Bei meinen Recherchen zum Kreuzgang von S. Lorenzo fuori le mura bin ich auf zwei Bilder des dänischen Malers Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783 bis 1853) gestossen. Er hat aber auch Bilder der Kreuzgänge von S. Maria in Aracoeli und der Umgebung der Kirche hinterlassen. Die Werke sind gemeinfrei und ich zeige sie unter Berücksichtigung der notwendigen Angaben.

Die beiden folgenden Werke lassen ganz schnell deutlich werden wieso ich im Titel leider "verlorene" Kreuzgänge schreiben musste:


Marmortrappen, som fører op til kirken Santa Maria in Aracoeli i Rom, (1814/16)
SMK - Statens Museum for Kunst


Et parti af Piazza del Campidoglio set mod balustraden med Dioskurerne og kirken S. Maria in Aracoeli, 1813
SMK - Statens Museum for Kunst
Das Vittoriano fehlt noch! Seinem Bau mussten drei Kreuzgänge und ein Garten der Franziskaner Platz machen.

Wikipedia schrieb:
Anlässlich des Todes von König Vittorio Emanuele II. im Jahr 1878 wurde die Errichtung des Denkmals beschlossen. Es wurde ab 1885 von Giuseppe Sacconi errichtet. 1911 fand die Einweihung des noch unfertigen Denkmals anlässlich des 50. Jahrestages der Einigung Italiens statt, wie auch die Weltausstellung in Turin. Die Fertigstellung erfolgte erst 1927.

Quelle

Hier liest man:

The Franciscan friary was a very serious loss, being over six hundred years old when demolished. It was arranged round three cloisters or courtyards. Once through the gate, you found yourself in a tiny triangular courtyard with the actual entrance door in the far corner. Through that was the well cloister, fitted against the choir of the church and having two-storey arcades on the other three sides. These had ancient arcade columns with ancient capitals in the Ionic style in the first storey and in a foliated mediaeval style in the second one. The wellhead was in carved stone, and the well was very deep.
The main cloister was to the north of this, perched right on the crag and slightly out of square to fit. It was arcaded on all four sides, the arcade passages having Gothic cross-vaults. Finally, along the north side of the church was a long, narrow garden court with a range on its own north side which looked down to the Piazza Venezia and features in old depictions of the city.
Geht man heute zwischen der linken Aussenwand der Kirche an der Rückseite des Vittoriano entlang z.B. Richtung gläserner Aufzug oder Café, befindet man sich dort, wo sich der abgerissene Teil des Franziskaner-Konvents mit den Kreuzgängen bis 1888 befand.

Es folgt eine Serie von drei Werken des dänischen Malers welche den grossen Kreuzgang mit Brunnen zeigen:

Das folgende Bild von 1824 hängt in Rom in der Galleria nazionale d'arte moderna. gli artisti e le opere - Galleria nazionale d'arte moderna
Sicher bin ich nicht, aber ich habe den Eindruck, dass es sich bei diesem Kreuzgang um einen anderen handelt.


I franciskanerklosteret Santa Maria in Aracoeli i Rom, (1814-16)
SMK - Statens Museum for Kunst
Neben diesen Bildern habe ich auch noch alte Photographien der 1888 abgerissenen Kreuzgänge gefunden:

Vergleiche dazu dieses aktuelle Photo: 1880 2006 Ara Coeli, Convento Santa Maria | Flickr - Photo Sharing! Ich habe mich immer gewundert, wie seltsam es dort aussieht. Nun verstehe ich die Spuren an der Seitenfassade von S. Maria in Aracoeli.

 
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Was für ein Verlust! Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Vittoriano als wirklichen Ersatz sehen kann (auch wenn das natürlich Geschmacksache ist).
Ich habe auch den Eindruck, dass es sich bei dem Kreuzgang auf dem einen Bild um einen anderen handelt - die Fenster oben sind auf den anderen Bildern nicht zu sehen.
Danke, Simone, für diese interessante Information!
 
Ich bin zwar ein bekennender Vittoriano-Fan, habe mich aber sehr gefreut Kenntnis von den alten Kreuzgängen zu erhalten! Wieder ein Puzzle-Stückchen mehr, das ich in meine Rom-Bild einfügen konnte.

Danke, Simone, für diese interessante Information!

Es freut mich, dass auch die verlorenen Kreuzgänge auf Interesse stossen. 8) Ich habe inzwischen meinen ausführlichen Führer zu S. Maria in Aracoeli durchgeblättert. Seite 133 befindet sich ein altes schwarz-weiss-Photo mit der Teilansicht einer der Kreuzgänge. Man erkennt darauf vague Fresken in den Lünetten, wie auf dem letzten Gemälde von Eckersberg.
 
Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass auf jede römische Entdeckung, die ich für mich gemacht habe, drei neue präsentiert werden... wie hier von Simone, die eine verlorene Kostbarkeit perfekt aufgearbeitet hat. Danke!
 
Vielen Dank für das nette Lob und das Interesse an der "verlorenen Kostbarkeit".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin zwar ein bekennender Vittoriano-Fan [...].

Ich bekenne, dass ich auch ein Fan dieses Dekmals bin! Seit ich Simones letzten Bericht gelesen habe, bin ich ganz hin und hergerissen. Ich wusste zwar um das "verschundene Kloster", aber nicht um seine Kreuzgänge. Vielen Dank für die Recherche :thumbup:.

Lieben Gruß
Padre
 
Kreuzgang von Sant'Onofrio al Gianicolo

Die dem Heiligen Onophrius geweihte Klosteranlage mit Kirche und Kreuzgang befindet sich auf der dem Petersdom zugeneigten Seite des Gianicolo auf exterritorialem Vatikan-Gebiet.

Die Bauten gehören zu den frühesten der Renaissance in Rom und gehen in ihren Ursprüngen zurück auf das Jahr 1419/20. Gründer des Klosters war Nicola da Forca Palena (1349 bis 1449). Er war auch Mitbegründer des Ordens der Armen Eremiten des heiligen Hieronymus.


Vom hochgelegenen Vorplatz aus mit seinem hübschen Brunnen geniesst man einen wunderschönen Ausblick auf Rom.

An der Vorhalle weht die Fahne des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Die Ritter haben Kirche und Kloster 1945 übernommen. Siehe auch hier. Ihr Wappen befindet sich auch über jener Tür unter der Vorhalle, durch die man den Kreuzgang betreten kann:

Der Briefkasten im rechten Türflügel gehört einer zweiten Organisation, deren Generalat hier beheimatet ist, der katholischen Ordensgemeinschaft des Dritten Ordens in der Familie der franziskanischen Orden (engl. Friars of the atonement). Siehe: Societas Adunationis - Wikipedia

Wir durchschreiten die Tür und befinden uns in einer Oase der Ruhe, dem Kreuzgang von Sant'Onofrio aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Arkaden des Untergeschoss werden von verschiedenartigen recht schlichten antiken Säulen getragen. Das zweite Geschoss besteht aus einer Loggia, die sich durch polygonale Säulen aus Ziegeln auszeichnet.


Der gepflasterte Hof, wie auch die Brüstung der Loggia sind mit vielen Bäumchen (Oliven, Palmen ...) und Blumen geschmückt.

Die Fresken der Lünetten im Untergeschoss entstanden zum Heiligen Jahr 1600 und erzählen die Legende des Heiligen Onophrios. Sie sind mit lateinischen und italienischen Inschriften versehen. Ich habe 2012 längst nicht alle photographiert. Die ersten Blder erzählen

Diesen Texten zufolge wurde der Heilige als Kind von seinem Vater, dem König von Persien, verstoßen, weil dieser an seiner Vaterschaft zweifelte, und sollte verbrannt werden; jedoch konnten ihm die Flammen nichts anhaben. Er trat in's Kloster ein und sollte trotz seines jugendlichen Alters Abt werden, da der damalige Abt die Heiligkeit des Jungen erkannte; jedoch sprach sich die Konventsmehrheit dagegen aus. In der Folge ging Onophrios als Einsiedler in die Wüste, wo Paphnutius von Ägypten ihn aufsuchte und später seine Vita schrieb.




Die drei folgenden Fresken haben Geschehnisse in Zusammenhang mit dem Tod des Einsiedlers zum Thema. Das letzte zeigt die nummehr umgestürzte Palme von deren Datteln Onophrius sich ernährt haben soll.

Weiterführende Informationen findet der interessierte Leser hier im Forum im Thread S. Onofrio. Dennoch hier noch ein paar Bilder aus der Kirche, einem wahren Juwel am Gianicolo.

Ihr ältester Teil ist die S. Onofrio-Kapelle. Das Altargemälde zeigt den Wüstenheiligen selbst. Ganz wundervoll finde ich die darüber befindliche Verkündigungsszene von Antoniazzo Romano.


Darüber hinaus befinden sich hier zwei sehr dunkle Gemälde mit Szenen aus dem Leben des Heiligen aus der Schule von Leonardo da Vinci:

Die Apsis der Kirche ist mit Werken von Bernardino Pinturicchio (1454-1513) und Schülern sowie Baldassare Peruzzi (1481-1536) und Schülern ausgemalt. Zu sehen sind u.a. die Anbetung der hl. drei Könige, die Flucht nach Ägypten und die Marienkrönung. Im oberen Bereich musizierende Engel und über allem Gottvater.



Auf dem mittleren Gemälde steht neben dem Marienthron auch der Hl. Onophrius. Darunter eine kniende Stifterfigur, die der Heilige am Kopf zu kitzeln scheint. ;)

Die folgenden Photos zeigen links die Hl. Anna mit der lesenden Maria als Kind, in der Mitte die Kuppel der Loreto-Kapelle, rechts das vor ein paar Jahren restauriertes Gemälde der Madonna von Loreto aus der Schule von Annibale Carracci.

S. Onofrio ist die Kirche, in welcher der Dichter Torquato Tasso begraben wurde nachdem er im Konvent gestorben war. Zuerst besass er ein ganz schlichtes Grab und wurde im 19. Jh. in ein prächtiges Grabmonument umgebettet:



Grabstein von Nicola da Forca Palena in der Vorhalle von S. Onofrio
 
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S. Onofrio ist wirklich ein ganz besonderes Kleinod - die Lage, die Aussicht auf Rom, der kleine Vorgarten mit dem Brunnen und der steinernen Bank und dann natürlich der Kreuzgang.
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Fortsetzung deiner Beschreibungen lesen kann - sofort ist man zurück versetzt in eigene Besuche dort.
Ganz toll!
 
Dem schließe ich mich gerne an. S. Onofrio gehört nämlich zu den Orten, die ich diese mal nicht geschafft habe, von daher freue ich mich gerade ganz besonders über den Bericht.

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Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Fortsetzung deiner Beschreibungen lesen kann - sofort ist man zurück versetzt in eigene Besuche dort.
Ganz toll!

Herzlichen Dank für das nette feedback. Es freut mich, dass mein Beitrag schöne Erinnerungen geweckt hat.

S. Onofrio gehört nämlich zu den Orten, die ich diese mal nicht geschafft habe (...)

Viel Freude am Erstbesuch bei einer kommenden Romreise!

In der Tat ist S. Onofrio, wie auch Simone schon schrieb, ein wahres Kleinod am Gianicolo.

Mit Vergnügen denke ich an die beiden Besuche 2012 und 2013 zurück und frage mich, ob die Architektin, die mit grossem Enthusiasmus von "ihrer" Kirche zu erzählen wusste noch dort tätig ist.

Für uns noch ein nettes Detail: Mein Mann hatte einen Onkel namens Unofried ...

Dieser Vorname ist mir unbekannt. Du scheinst Dir sicher zu sein, dass er auf die Wurzel Onofrio, Onophrius, Onuphrius zurückgeht. Wie auch immer, der Onkel freut sich bestimmt wenn ihr in S. Onofrio an ihn denkt. Onophrius wird ja in München als Schutzpatron der Stadt verehrt, aber das weisst Du sicher. Siehe: Onophrios der Große - Wikipedia
 
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Liebe Simone,

als Liebhaberin besonders romanischer (aber auch anderer) Kreuzgänge folge ich sehr gerne Deiner wunderbar bebilderten Folge römischer chiostri. Dein Thread ist wirklich weit mehr als Ersatz für die Verzögerung der angekündigten Buchveröffentlichung. :nod:
In Sant´Onofrio war ich bisher einmal und auch mich hat sowohl der Kreuzgang, wie auch die schöne Kirche und die besondere Lage am Gianicolo begeistert.
Vielen Dank für Deine Mühe!
 

Vielen Dank für die schönen Zusatzphotos. Mein "Liebling" ;) in S. Onofrio ist der eigentlich ganz bescheidene Brunnen. Seine Geschichte habe ich in Zusammenhang mit den Recherchen zu Giacomo della Portas Brunnen an der heutigen Piazza Cinque Scole entdeckt. Die Brunnen Giacomo della Portas - Seite 8

Fontana di Piazza Giudia
1593



(...) Die Piazza Giudia gibt es nicht mehr. 1880 fiel der Platz städtebaulichen Veränderungen des Viertels zum Opfer. Der Brunnen wurde abgebaut und eingelagert.

1924 wurden der Baluster und die runde Schale gebraucht um einen Brunnen im Vorhof der Kirche Sant’Onofrio al Gianicolo am Fuss des Gianicolo zu schmücken.

Der Brunnen im baumbestandenen Hof wurde 1924 aus mehreren in den kommunalen Museen gelagerten historischen Fundstücken zusammengesetzt.
Sehr schnell hat man Kopien beider Teile angefertigt denn noch heute steht dort ein Brunnen, dessen Verwandschaft mit den oberen Teilen der Fontana di Piazza Giudia auf den ersten Blick zu erkennen ist.

1930 wurden Schale und Baluster mit dem grossen Brunnenbecken wiedervereint und der Brunnen della Portas neu errichtet. Sein neuer Standort befand sich wenige Meter von der alten Piazza Giudia entfernt an der Piazza del Progresso, wie sie damals hiess, der heutigen Piazza delle Cinque Scole.
 
Liebe Simone,

als Liebhaberin besonders romanischer (aber auch anderer) Kreuzgänge folge ich sehr gerne Deiner wunderbar bebilderten Folge römischer chiostri.

Liebe Angela,

der nächste Kreuzgang ist ein Renaissance-Kreuzgang und ich habe nur 2-3 Photos dort gemacht. Ich habe ihn am letzten Tag einer Romreise 2011 kurz am Ende eines langen Besichtigungstages angeschaut und nicht auf Details geachtet. :~

Bis bald mit dem ehemaligen Kreuzgang von S. Pietro in Vincoli!
 
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