Bericht: Von A bis Z durch das Lazio

Liebe Pasquetta,

dein Kirchturm ist in meinem Gedächtnis präsent geblieben, deine Frage ebenso und als ich vorhin in Ludovicos Rom Objektiv dieses Bild sah machte es "klick"! :D



An der Wand vorbei fällt der Blick auf die nahe Kirchturmkuppel.

Siehe dort: Rom Objektiv - Seite 5

Zweitens wird sich, wenn ich mich nicht täusche, jemand ganz besonders über das von mir zitierte Photo freuen.

Gemeint warst du!

Das von Ludovico im Park der Aquädukte fotografierte markante Dach ist, wenn mich nicht alles täuscht, dasjenige der Chiesa di San Policarpo.

Ihr Standort ist in dieser Google Maps-Karte eingetragen. Klickt man die Parrochia di San Policarpo an, gelangt man zu diesem Photo.

:thumbup: 8) :thumbup: 8) :thumbup:​
 
Gut gesehen Simone. Das hätte ich nicht vermutet. Ja, das ist die von dir genannte Kirche.
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Simone,

dem kann ich mich nur gerne anschließen! Vielen Dank für Deine Recherche :nod:. Wusste ich es doch:

– linker Hand eine moderne Kirche, aber welche ist es wohl? (Irgend ein kluger Kopf hier im Forum wird es wohl herausbekommen :~.)

ein "kluger Kopf" wird es - auch dank "zuarbeiten" ;)


- herausfinden. Dass Du noch daran gedacht hast finde ich ganz toll!

dein Kirchturm ist in meinem Gedächtnis präsent geblieben, deine Frage ebenso und als ich vorhin in Ludovicos Rom Objektiv dieses Bild sah machte es "klick"! :D


Vielen Dank euch Beiden!
Den Lazio-Bericht habe ich noch nicht aufgegeben, nach dem Rom-Bericht wird auch er wieder aufgenommen. Aber alles braucht halt seine Zeit...
Liebe Grüße
Pasquetta
 
Vielen Dank euch Beiden!

Bitte schön, es hat mich wirklich sehr gefreut, die Chiesa di San Policarpo aus den sechziger Jahren zu identifizieren. Mit ihrem Grundriss in Form eines Davidsterns usw. scheint sie auch durchaus von Interesse zu sein. Ruggero Lenci

Den Lazio-Bericht habe ich noch nicht aufgegeben, nach dem Rom-Bericht wird auch er wieder aufgenommen. Aber alles braucht halt seine Zeit ...

Alles zu seiner Zeit! Ich freue mich in aller Geduld :nod: auf die Fortsetzung beider Berichte!
 
Den Lazio-Bericht habe ich noch nicht aufgegeben, nach dem Rom-Bericht wird auch er wieder aufgenommen. Aber alles braucht halt seine Zeit ...

Alles zu seiner Zeit! Ich freue mich in aller Geduld :nod: auf die Fortsetzung beider Berichte!

Dankeschön für die Geduld. Alles zu seiner Zeit - wie wahr :nod: und jetzt ist Zeit für die Fortsetzung "durch das Lazio" (bzw. wenigstens wieder anzufangen damit) ;).
 
Was lange währt... endlich soll das Lazio-A-B-C weiter gefüllt werden und … endlich sind wir auch in Fossanova angekommen.

Fossanova ist die älteste Zisterzienserabtei Italiens. Auch sie liegt, wie die meisten Zisterzienserklöster, abseits und in der Wildnis, wie hier am Rande der - damals - unwirtlichen Sümpfe. Benediktiner gründeten die Abtei im 9. Jh. und die aus dem benediktinischen Orden hervorgegangenen Zisterzienser begannen Anfang des 12. Jh. die Gegend urbar zu machen. Sie legten eine fossam novam an, um das Sumpfwasser durch einen Abzugskanal abzuleiten und das Land bewirtschaften zu können. Um 1186 wurde mit dem Bau einer Kirche – burgundisch beeinflusst - begonnen, die Papst Innozenz III. dann 1208 einweihte. Anfang des 19. Jh. wurde die Abtei aufgelöst, später aber für andere Ordensbrüdern wiederhergestellt, heute sind Franziskaner in diesem Kloster.


Wie schon in Casamari herrscht auch hier die strenge Schlichtheit der Bauten des Zisterzienserordens. Kein figürlicher Fassadenschmuck – allein die Fensterrosette dominiert die Fassade, auf Wand- und bildliche Glasmalerei wir verzichtet.


Aufgehoben wird diese Schlichtheit, auch in der vorzüglich erhaltenen Kirche von Fossanova, durch die meisterhafte Konstruktion und Steinbearbeitung. „Hier sehen wir eine frühgotische Kirche von den edelsten und reinsten Maßen, völlig unverbaut und unbarockisiert, eine sehr große Kostbarkeit.“ Wie wahr, was Eckart Peterich in seinem „Italien II“-Buch schreibt.



Außer uns haben sich nur noch zwei, drei andere Besucher hierher verirrt – und so ist es ein erhabenes Gefühl, sich fast allein in aller Ruhe und Muße in diesem beeindruckenden Kirchengebäude zu bewegen und die tolle Akustik auszuprobieren. Mein alter Reclam-Kunstführer (Band V, Anton Henze) meint mit Recht, „der ganz auf Konstruktion und Proportion hin konzipierte Raum darf in seiner asketischen Schlichtheit und Monumentalität zu den schönsten Zeugnissen der europäischen Zisterzienserarchitektur gerechnet werden.“ Wenn man bedenkt, dass einmal hunderte von Mönchen hier gelebt haben. Einmal bat ein Bischof aus dem nahen Priverno den Abt, ihm für eine große Prozession Mönche zu schicken. Der Abt entschuldigte sich beim Bischof und ließ im mitteilen, dass er leider nur vierhundert Mönche entbehren könne, die übrigen sechshundert müssten die anfallende Arbeit erledigen... Se non è vero è ben trovato.

Reste von früheren Wandfresken


Die Steinmetzkunst der Zisterzienser zeigt sich auch im großen Refektorium,


im Kapitelsaal mit seinem Kreuzgratgewölben



und im stimmungsvollen Kreuzgang mit den gedrehten Säulen und einer "Ädikula", in romanisch-gotisch-maurischem Stil.




Im Pilgerhaus von Fossanova starb im 7. März 1274 der hl. Thomas von Aquin.



Er war auf der Reise zum Konzil nach Lyon erkrankt – man (Dante :~) munkelte, dass er mit Konfekt vegiftete worden war – und bat darum, in das Kloster von Fossanova gebracht zu werden. „Dies ist meine Ruhe für ewig“ soll er bei der Ankunft gesagt und seine „Krankheit“ mit „großer Geduld und Demut“ ertragen haben, bevor er nach vierzig Tagen in der kleinen Zelle des Pilgerhauses verstarb.​


Soviel Ruhe legt sich gut auf's Gemüt ;) und ein guter Caffè in einer kleinen Bar tut das Übrige um wieder gestärkt zu sein für die Rückfahrt nach Rom.

Die Heimfahrt gestaltete sich wieder einmal „gemischt“. Eigentlich :~ war für die Rückfahrt noch ein Halt in Ardea vorgesehen. So entschieden wir uns, die Parallelstraße zur Via Appia, die die Pontinische Ebene schon seit der Antike durchzieht, zu nehmen, die Via Pontina.

Auch diese gut ausgebaute Straße führt durch diese ebene Landschaft, die nicht gerade als sehr „anregend“ bezeichnet wird, aber auch ihren Reiz hat. Die Pontinischen Sümpfe müssen – auch noch nach Anlegung der ersten Kanäle, bereits 1777 durch Papst Pius VI. - eine eindrucksvolle Wildnis gewesen sein mit Büffeln – aber auch mit reichlich Malariamücken. Durch das Anlegen von Sammelkanälen für die aus den Bergen kommenden Wasserläufe und von Entwässerung der, z.T. unter dem Meeresspiegel liegenden, Niederungen wurde fruchtbares Land für zehntausende Bauernfamilien geschaffen. Heute gehört die Pontinische Ebene zu den wichtigsten landwirtschaftlich genutzten Flächen Italiens, wo Weizen, Wein und Obst wächst. „Nicht jedes Übel gereicht zum Schaden“, dieses italienische Sprichwort sagen die Italiener über die Austrocknung der Pontinischen Sümpfe durch die Regierung Mussolinis. In dieser Zeit wurden auch die Reißbrett-Städte von Sabaudia bis Pomezia mit ihren Behördenbauten im „faschistischen Stil“ angelegt.

Einen Strich durch die sowieso nur „provisorische“ Rechnung machen uns aber die fortgeschrittene Tageszeit – im Februar wird es ja auch schon recht früh duster - , der dichte „Feierabendverkehr“ - vor allem rund um Latina – und der starke Regen – die Wiesen neben der Strada statale stehen im Wasser, die Erde ist so wassergetränkt, dass sie nichts mehr vom Nass, das vom Himmel kommt, aufnehmen kann. Der gerade Weg zog sich und wir sind müde mitgeschwommen im Verkehr Richtung Norden und die Aussicht, noch rechtzeitig in Ardea anzukommen, um den geplanten Museumsbesuch machen zu können, schrumpfte auf ein Minimum zusammen. Also warum an diesem Plan festhalten – wir haben stattdessen „neben der Straße“ Vino e Spumante di Marino und Ciambelle al vino gekauft und sind bei erneut einsetzendem Regen und durch die durch den Feierabendverkehr total verstopften Castelli direkt nach Grottaferrata gefahren um uns dort im Al Buco bei einer ausgezeichneten cena inmitten netter Menschen von den Strapazen des Tages zu erholen.


:~Das ist nur ein Teil der Antipasti, die wir genossen haben :D.

 
Liebe Pasquetta,

vielen Dank für diesen schönen Bericht. Ich habe wieder viel gelernt. Und diese schlichten Kirchen mit der beeindruckenden Architektur liebe auch ich sehr.

Die heute fruchtbare Landschaft der pontinischen Ebene mag ich auch sehr. Obgleich ich wie auch du weiß, dass diese nicht jedermanns Sache ist. Es hat halt was meditatives, sicher nicht gerade wenn man im stockenden Verkehr unterwegs ist.

Jedenfalls kamen bei mir schöne Erinnerungen auf.

Dass ihr euch die Reise trotz des vielen schlechten Wetters nicht habt verderben lassen bewundere ich. Ihr habt das Beste daraus gemacht und die Schönheit und Ruhe der Kirchen und Museen sowie das gute Essen und die freundlichen Menschen haben sicher oft die Wetterverhältnisse vergessen lassen.

Nun bin ich gespannt was du uns als nächstes vorstellst.

Viele Grüße

Tizia
 
Liebe Pasquetta, auch deine Schilderung der Zisterzienserkirche in Fossanova mit den stimmungsvollen Fotos habe ich wieder sehr genossen. Diese schlichten aber feinen Kirchen treffen ganz und gar meinen Geschmack. In meinem Kopf bilden sich bereits sehr strukturierte S/W-Fotos mit den regelmäßig angeordneten mächtigen Pfeilern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Eure freundliche Rückmeldung.

@ Tizia

Jedenfalls kamen bei mir schöne Erinnerungen auf.

Dass ihr euch die Reise trotz des vielen schlechten Wetters nicht habt verderben lassen bewundere ich. Ihr habt das Beste daraus gemacht und die Schönheit und Ruhe der Kirchen und Museen sowie das gute Essen und die freundlichen Menschen haben sicher oft die Wetterverhältnisse vergessen lassen.

Es freut mich, wenn durch meinen Bericht bei Dir schöne Erinnerungen an Deine eigenen Fahrten durch das Lazio geweckt werden - und es fiel uns nicht schwer, die Reise trotz einiger widriger "Umständlichkeiten" (denn richtige widrige Umstände waren es ja nicht) zu genießen ;).

@ Ludovico
... Zisterzienserkirche in Fossanova ... Diese schlichten aber feinen Kirchen treffen ganz und gar meinen Geschmack. In meinem Kopf bilden sich bereits sehr strukturierte S/W-Fotos mit den regelmäßig angeordneten mächtigen Pfeilern.

Auch ich/wir lieben diese stilvollen Kirchenbauten der Zisterzienser, egal ob im Burgund, in Franken ;) oder in der Nähe von Rom, auch wenn es uns nicht so oft gegönnt ist, sie zu besuchen :~. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich tatsächlich gut als "S/W-Fotomotiv" eignen.

So, nun geht es noch ein Stückchen weiter durch das Lazio...
 
Donnerstag, 26.02.2015


Sollen wir heute in die Berge fahren? Das Wetter soll so unbeständig und wechselhaft bleiben...



Wir machen uns trotzdem auf den Weg nach Subiaco, kilometermäßig gar nicht so weit weg, aber es wird Fahrzeit brauchen. Das Navi schickte uns nach Norden über die Autobahn, was ganz gut war, weil es nach anfänglicher Stockung (GRA war zu) dann gut und zügig lief. Ausfahrt ist dort, wo es zur Villa des Horaz ginge, aber dafür haben wir leider keine Zeit.

Für uns geht es im Tal des Aniene-Flusses Richtung Subiaco, linker Hand die Monti Simbruini, auch „Alpi romane“ genannt, eine Gebirgskette, die das Lazio von den Abruzzen trennt. Wir wollen allerdings nichts in der Stadt auf dem Hügel besichtigen, sehen aber trotzdem ein bisschen was von ihr, da wegen Bauarbeiten die vom Navi vorgesehenen - engen - Straßen gesperrt sind und wir auf eigene Faust kundig werden müssen. Aber auch hier haben wir mit Hilfe von netten Menschen die richtige Straße - zu den Klöstern - gefunden, bergaufwärts gut 600 m ü.M., in einer wildromantische Gegend gelegen.

Wir gehen durch ein kleines Tor,

den mit Steineichen gesäumten Weg hinauf



und stehen im Vorhof des Klosters San Benedetto - "limen paradisi" wie Petrarca über den Sacro Speco, die Heilige Höhle, schrieb – an der Schwelle zum Paradies. Was für eine Landschaft!
Wir sind ganz allein dort oben, hier hört man den Wald rauschen, irgendwo den Fluss Aniene, es ist eine Ruhe, die gut tut.


Kurz zur Geschichte dieser Klosteranlage, entstanden um 1200, die wie ein Vogelnest an der steilen Felsenwand hoch über dem Aniene hängt. Dorthin hatte sich der junge Benedikt von Nursia – der „Vater des abendländischen Mönchtums“ - um das Jahr 500 in eine schwer zugängige Höhle zurückgezogen. Er war des Studiums im „sittenlosen“ Rom überdrüssig und folgte einem damaligen Trend, den orientalische und ägyptische christliche Mönche verbreitet hatten, in die Einsiedelei zu gehen. Nach drei Jahren – der Überlieferung nach auf Zureden seiner Schwester Scholastika – verließ er die Einsamkeit und schuf mit anderen Einsiedlern der Gegend Mönchsgemeinschaften, die nach festen Regeln zusammenlebten. Zwölf Klöster sollen so in dieser Gegend entstanden sein.


Szenen aus seinem und dem Leben seiner Schwester Scholastica sind neben biblischen und Heiligen-Geschichten auf den fantastischen Fresken abgebildet, die alle Wände der ineinander verschachtelten Kirchen der Anlage vollständig bedecken. Wir sehen detailreich dargestellt, welchen Intrigen und Anfeindungen er ausgesetzt war, erfahren von den Wundern, die er tat und wie sein Leben als Abt verlief. Bekannte Legenden werden erzählt, wie u.a. als man versuchte, Benedikt mit einem vergifteten Brot zu beseitigen, jedoch ein Rabe ihm das Brot vom Teller holte; oder (hier ein Bild) wie Benedikt einem gotischen Bauern die in einen der aufgestauten Seen gefallene Sichel wieder beschafft oder seinen Lieblingsschüler (und späteren Nachfolger im Kloster Subiaco) Maurus übers Wasser schickt, um einen Mitbruder vor dem Ertrinken zu retten.

Die Fresken in der Ober- und Unterkirche und den vielen Kapellen, die sich über fünf Ebene erstrecken, stammen aus den verschiedensten Schulen und Jahrhunderten (8.-15.Jh.) und sind doch in sich stimmig, auch mit der pittoresken Umgebung. Beachtenswert ist das Fresko des Franz von Assisi. Es zeigt den Heiligen mit dem Ordenskleid angetan, die Kapuze über den Kopf, während seines Aufenthaltes in Subiaco 1223. Heute meldet man Zweifel an, ob dieses Bildnis tatsächlich zu Lebzeiten von Franziskus entstanden ist und es ist auch nicht gesichert, dass er je in Subiaco war. Auffallend ist jedoch, dass das Bild den Heiligen ohne Heiligenschein und ohne Stigmata zeigt, die er der Überlieferung nach im Herbst 1224, zwei Jahre bevor er starb, auf dem La Verna bekam.

Franziskus-Kloster auf dem La Verna, Sept. 2006

Wie auch immer – ich fand es wieder einmal sehr berührend, dieses Bild des Poverello zu sehen.

In der Felsspalte, dem Sacro Speco, in der Benedikt drei Jahre als Einsiedler verbracht haben soll, befindet sich eine barocke Statue des „jungen Benedikt“, geschaffen von Antonio Raggi, einem Schüler von Bernini, neben sich ein Körbchen – als Erinnerung daran, dass ihm Romanus, ein Mönch, der ihm die Höhle gewiesen hatte, per Seil und Korb immer wieder etwas zum Essen in die Tiefe des Felsen schickte.
(Hier findet sich u.a. auch davon ein Bild.)

Ganz unten angekommen tritt man auf eine kleine Terrasse
- Blick zurück zur Pforte:
eine schöne
„Deposizione“ (Kreuzabnahme), 13.Jh. -



und ist am kleinen Rosengarten angekommen – nach der Legende ehemals ein Dornengestrüpp, in das sich Benedikt stürzte, wenn ihn Versuchung und Zweifel plagten und das durch Franziskus mit aufgepfropften Rosen veredel
t wurde.



Fotografieren im Innenbereich war natürlich, aber auch leider und doch verständlicherweise, nicht erlaubt. Hier ein Link mit wenigstens einigen Fotos und der Link zum Monastero di San Benedetto


Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt im Klosterladen ;) haben wir vom „punto di vista“ aus die Aussicht genossen:



hinüber zum Städtchen Subiaco



und hinab zum ca. 150 m Höhenunterschied entfernten
Kloster Santa Scolastica.



Gregor d.Gr. hatte den Mönchen das ganze obere Anienetal geschenkt und so konnte sich ein regelrechter „Klosterboom“ entfalten. Santa Scolastica, das der Schwester des hl. Benedikt geweihte Kloster ist das einzige noch erhaltene (natürlich nicht in der ursprünglichen Gestalt) von den zwölf Klöstern, die Benedikt in der Gegend um Subiaco eingerichtete hatte bevor er nach Montecassino ging, wo er die Regula Benedicti, die Ordensregeln für die Benediktiner, verfasste.
Wie es hier auf der Benedikt-Säule in Velletri dargestellt ist.



Die Klosteranlage von Santa Scolastica, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, dann wieder aufgebaut und modernisiert.


Die drei Kreuzgänge sind eine der besonderen Sehenswürdigkeiten von Santa Scolastica: der rekonstruierte erste Kreuzgang, Stil Spätrenaissance.


Erhalten sind der zweite Kreuzgang, der Chiostro gotico, erbaut von deutschen Benediktinern, die die süddeutsche Spätgotik mit hierher brachten.


Den katalanischen Einfluss kann man am schönen Spitzbogen, Stil „Arco flamboyant", erkennen, was darauf schließen lässt, das sich hier eine internationale Mönchsgemeinschaft zusammengefunden hatte.


Ebenso blieb der dritte Kreuzgang aus dem 13. Jh. mit Kosmatenverzierungen und Fresken erhalten, von dem aus man einen schönen Blick auf den romanische Campanile hat, der laut einer Inschrift 1052/53 erbaut wurde und somit einer der ältesten Italiens ist.


Er überragt die Klosterkirche, die im 18. Jh. völlig erneuert wurde und in der man bei Restaurierungsarbeiten 1962 Überreste der drei vorhergehenden Kirchenbauten fand. Die ältesten mit geometrischen Mustern bemalten Mauerreste stammen aus dem 6. Jh. und könnten somit noch vom Oratorium des hl. Benedikt sein.


Wir wussten, dass man das Kloster Santa Scolastica nur mit einer (kostenfreien – um eine Spende ins Körbchen wird gebeten) Führung besuchen kann, d.h. im Klartext: man darf sich nicht allein im Klosterbereich bewegen. Ein sehr wortkarger Mönch hat uns „angewiesen“ uns noch an die gerade begonnene „Führung“ anzuschließen. Der freundliche junge Mann – Klosterbruder-Anwärter, Student oder was auch immer – hat sich sehr bemüht mit seinen Erläuterungen, auch wenn alles – kurz und knapp - im „Eilschritt“ und Schnelldurchgang abgewickelt wurde und es auch nicht ganz „erwünscht“ war, Fotos zu machen. Lag das daran, dass wir uns in einem Klosterbereich befanden, dass um 12.30 Uhr geschlossen wurde ... wie auch immer, so war es eben.

Da ist wenige Fotos von Santa Scolastica habe hier (ziemlich weit unten im Tagesbericht) der Hinweis auf den Bericht von Tizias Besuch in diesem Kloster, der Link zum Monastero Santa Scolastica und ein im „Netz“ gefundenes Video über beide Klöster von Subiaco:
SUBIACO - MONASTERI DI S.SCOLASTICA E SAN BENEDETTO -YouTube

Trotz fortgeschrittener Mittagsstunde nahm sich der lustige, redselige Frate im Klosterladen für uns Zeit und von den „Köstlichkeiten“, die er anzubieten hatte bis hin zu seinem Aufenthalt in einem bayerischen Benediktinerkloster, wo er auch das gute Bier zu genießen lernte, entspann sich eine nette Unterhaltung. So erfuhren wir auch, dass es zwei deutsche Drucker aus Mainz waren, die 1465 die erste Druckerei Italiens hier in Subiaco einrichteten. Die reichhaltige Bibliothek besitzt noch Drucke aus dieser Zeit sowie wertvolle Handschriften und Pergamente.


Und dann schloss sich die Klosterpforte hinter uns, auch wir machten eine kleine „Merenda“-Pause bevor wir uns wieder aufmachten auf unsere Rundfahrt durch die Campagna.


Nach ein paar (Höhen-)Metern kurz angehalten: hier sind ja noch ein paar Ruinen der Nero-Villa (hinter dem Zaun) zu sehen.


Drei Stauseen gab es hier, angelegt unter Kaiser Claudius, um die Qualität der Wasserversorgung von Rom über das Aquädukt Anio Novus zu verbessern. Der Fluss Aniene – der „immerkalte“, wie die Römer sagten - führte ziemlich schlammiges, trübes Wasser aus den Monti Simbruini mit sich. Sand und Erde setzten sich in den Stauseen ab und das Wasser kam somit klarer und reiner in Rom an.


Nero erkannte den „Erholungswert“ der Gegend, in der Sommerhitze
Kühle durch die Seen, waldreiche Gegend zum Jagen und eine weitläufige Luxusvilla für die Feste ;). Weitere Adelsfamilien aus Rom folgten dem Beispiel Neros für eine Sommerfrische in der Campagna Romana und es entstand Sublaqueum ("unter den Seen") der Ort nahe der Villa, dort, wo sich heute Subiaco befindet.


Zwei Notizen betreffs der Villa des Nero habe ich mir für ein anderes Mal „Rom und Lazio“ gemacht: Im Kloster San Benedetto soll es ein Gemälde geben, das die den See mit der Staumauer zeigt, erkennbar auch die Villa Neros. (Staumauer von Subiaco s. Wikipedia : „Das Kloster, nicht weit von der Talsperre, ist im Besitz von einem 1428 gefertigten Gemälde des heiligen Benedikt, es thematisiert die einst ertragreiche Fischerei in dem Gewässer des Subiaco Damm. Dieses Gemälde ist das frühest bekannte Beispiel für die Darstellung von Staudämmen.“)

Und bei einem erneuten Besuch im Palazzo Massimo möchte ich den Efebo di Subiaco aufsuchen (und ablichten), den schönen „giovane nudo“, vielleicht einer der vierzehn Söhne der Niobe, der vermutlich aber erst lange nach Nero Tod in dessen Villa aufgestellt worden ist. Bei meinem letzten Besuch im Museo Nazionale Romano hatte ich vor lauter Bewunderung für das „Mädchens aus Anzio“ und die „Danzatrice“ den in ihrer Nachbarschaft stehenden Efebo und auch den Kopf des "schlafenden Mädchens" aus der Villa des Nero übersehen.



 
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Und bei einem erneuten Besuch im Palazzo Massimo möchte ich den Efebo di Subiaco aufsuchen (und ablichten), den schönen „giovane nudo“, vielleicht einer der vierzehn Söhne der Niobe, der vermutlich aber erst lange nach Nero Tod in dessen Villa aufgestellt worden ist. Bei meinem letzten Besuch im Museo Nazionale Romano hatte ich vor lauter Bewunderung für das „Mädchens aus Anzio“ und die „Danzatrice“ den in ihrer Nachbarschaft stehenden Efebo und auch den Kopf des "schlafenden Mädchens" aus der Villa des Nero übersehen.

Du spornst mich immer weiter an endlich selbst dem Palazzo Massimo einen Besuch abzustatten. :nod: Der Kopf des schlafenden Mädchens hat mich an die sogenannten Medusa oder Erinnye Ludovisi im Palazzo Altemps erinnert (Rom für Anfänger und Fortgeschrittene) welche ebenfalls in der neronischen Villa in Subiaco gefunden wurde. :idea:
 
Und bei einem erneuten Besuch im Palazzo Massimo möchte ich den Efebo di Subiaco aufsuchen (und ablichten), den schönen „giovane nudo“, vielleicht einer der vierzehn Söhne der Niobe, der vermutlich aber erst lange nach Nero Tod in dessen Villa aufgestellt worden ist. Bei meinem letzten Besuch im Museo Nazionale Romano hatte ich vor lauter Bewunderung für das „Mädchens aus Anzio“ und die „Danzatrice“ den in ihrer Nachbarschaft stehenden Efebo und auch den Kopf des "schlafenden Mädchens" aus der Villa des Nero übersehen.

Du spornst mich immer weiter an endlich selbst dem Palazzo Massimo einen Besuch abzustatten. :nod: Der Kopf des schlafenden Mädchens hat mich an die sogenannten Medusa oder Erinnye Ludovisi im Palazzo Altemps erinnert (Rom für Anfänger und Fortgeschrittene) welche ebenfalls in der neronischen Villa in Subiaco gefunden wurde. :idea:

So oft ich schon im Palazzo Massimo war, so oft entdecke ich immer wieder neues. Vor allem wie hier, wenn man dann noch die Exponate einem Ort 'zuordnen' kann, den man selbst besucht hat... dieser "Fundkontext" macht das ganze noch mal ein Stück weit spannender, wie ich meine... :nod:

Von A bis Z durch das Lazio - mit grossen Interesse und Vergnügen verfolge ich diesen Bericht weiterhin (in der Hoffnung, in den nächsten Jahren selbst ein paar Orte besuchen zu können).
 
Liebe Pasquetta,

vielen Dank für den schönen Bericht aus Subiaco und die Verlinkung zu meinem Bericht.

Dein fundiertes Wissen ist eine wunderbare Ergänzung zu meinem Bildbericht.

Und einmal mehr stelle ich fest wie gut es ist auch die Campagna Romana zu kennen. Da wird ein Museumsbesuch in Rom zu einem ganz neuen Erleben wenn man den Fundort kennt, nicht wahr?

Viele Grüße

Tizia
 
@ Simone
@ Tizia
@ nummis durensis


Ihr habt ja alle drei so recht ;): es ist auch für mich spannend, wie sich so Querverbindungen ergeben und ich kann mir diese "alten Gemäuer" eher (ansatzweise) vorstellen bzw. ihre Pracht, wenn ich ab und zu solche beeindruckenden Fundstücke zuordnen kann.
Dank für Euer Interesse!
Pasquetta
 
Fortsetzung "Klöster-Tag"

Unsere weitere Reiseroute dieses Tages führte uns von den Ruinen der Villa des Nero unterhalb des Klosters Santa Scolastica bei Subiaco wieder hinab ins Aniene-Tal – und zwar nicht „flußtalaufwärts“ in die Monti Simbruini z.B. nach dem schönen Jenne, einem kleinen typischen Bergdorf „hoch über einer Schlucht des Aniene“ mit mittelalterlichem Zentrum, einer Burgruine und freskengeschmückten Bergkirchlein... :D :twisted: :roll: Dieser Hinweis dient nur dazu, das A-B-C zu vervollständigen. :~;)




Wir fahren also weiter, Richtung S. Vito Romano und damit im weitesten Sinne durch die sogenannte „Malerlandschaft“, das landschaftlich reizvolle Gebiet zwischen Subiaco und Palestrina, das im 19. Jh. Ziel vieler Maler aus Nordeuropa und vor allem der „Deutschrömer“ war.


Viele schöne, gut erhaltene Ortschaften liegen verstreut auf den Hügelkuppen und würden einen Besuch lohnen, auch wenn sie nicht mit großen Sehenswürdigkeiten aufweisen können. Olevano Romano wäre so ein Ort – wo es der schönen Landschaft auch hervorragenden Rotwein gibt ;) - oder Genazzano mit dem Bild der „Mutter vom guten Rat“ zu dem nachweislich seit 1467 gepilgert wird. Beide Ortschaften lassen wir heute „links liegen“, fahren weiter die bergige, kurvenreiche Strecke hinauf auf 915 m ü.M. - auf den Bergen noch weiter oben liegt Schnee -


nach Capranica Prenestina.




Der Dorfplatz wieder einmal „senza gatti e cani“ und auch menschenleer (fast – wir sind ja da ;)), mit Blick auf die feine Kuppel der Kirche Santa Maddalena, erbaut entweder von einem Schüler Michelangelos (Giuliano Pantigati) oder direkt von Bramante – man weiß es nicht so genau...


Den Plan, noch zur "Mentorella" hoch zu fahren lassen wir fallen – Klöster haben wir heute schon genug gesehen ;) - eines steht sowieso noch aus – und die Aussicht auf die Monti Prenestini ist hier unten, „hundert Meter tiefer“ als von der Mentorella aus, auch sehr schön.





Also geht es weiter – vorbei an dem „Filmort“ Castel San Pietro Romano, das auf dem Gipfel des steilen Abhanges liegt wo sich in der Antike die Akropolis von Praeneste befand. Kein Wunder, dass dieses pittoreske Bergdorf als Filmkulisse genutzt wurde. Gina Lollobrigida startete hier an der Seite von Vittoria De Sica in den frühen 1950er Jahre ihre Karriere. „Pane, amore e fantasia“ - Brot, Liebe und Phantasie gab es hier und (Castel San Pietro Romano - YouTube) daran erinnert man sich noch heute.


Und schon sind wir wieder in Palestrina angekommen. Ob wir vielleicht doch noch die alte Römerstraße finden, an die wir uns von früher erinnern? Stop – diese Gelateria kennen wir doch.


Es gibt sie also noch: Pennisi, die Gelateria, in der unsere Kinder damals die „Eisüberraschung“ ihres jungen Lebens erlebten: hier gibt es keine Kugeln, es wird gespachtelt und sie können auch noch mehrere gusti aussuchen... Und auch heute wieder die gute Erfahrung: für Eis ist es zu kalt, aber der Caffè schmeckt hervorragend, die Bedienung ist ausgesprochen freundlich, das Bignè di San Giuseppe ein Gedicht – und die spontane Frage meines Sohnes, als ich ihm von unserer „Wiederentdeckung“ erzählte: „Haben sie auch noch die Forza Italia-Servietten?“ So tief „verwurzelt“ sind diese Kindheitserinnerungen an italienische Köstlichkeiten und Sommerferien in denen Fußball – mit dem Schlachtruf „Jetzt geht’s los“ und „Forza Italia“ - groß geschrieben war...



Und vor der Tür die römische Straße, die antike Via Praenestina, begehbar noch heute, der wir aber doch lieber parallel zum antiken Pflaster folgen. Und dann gibt es im Verlauf der Via Prenestina noch einmal einen Stopp: hier waren wir doch auch schon einmal –


und zum Glück öffnet man uns auch heute das Tor und wir sehen – wie vor fast einem Vierteljahrhundert während eines Sommerurlaubes – wieder

Sommer 1992

„Das Mahl mit den Sündern“



eines der berühmtesten Gemälde des Anfang des Jahres verstorbenen Künstlerpriesters Sieger Köder


und auch „Maria mit Kind“ und immer wieder die Rose,
das Markenzeichen Sieger Köders.




Fortsetzung des "Klöster-Tages" folgt später...
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Pasquetta, das habe ich mir gleich gedacht dass ihr ganz bestimmt die Via Palestrina wiederfindet. Schön dass es geklappt hat.

Für mich ist der bisherige Tagesbericht eine schöne Erinnerung an meinen Ausflug letztes Jahr. Den Heimweg von Subiaco nach Rom haben wir wahrscheinlich weitestgehend gleich gewählt. Nur dass es für mich das erste Mal war und für euch mit netten Familienerinnerungen verbunden.

Jedenfalls ist dein Bericht eine Wohltat. Es schwingt viel Herz mit und das tut gut, DANKE! sagt Tizia
 
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Für mich ist der bisherige Tagesbericht eine schöne Erinnerung an meinen Ausflug letztes Jahr. Den Heimweg von Subiaco nach Rom haben wir wahrscheinlich weitestgehend gleich gewählt. Nur dass es für mich das erste Mal war und für euch mit netten Familienerinnerungen verbunden.

Jedenfalls ist dein Bericht eine Wohltat. Es schwingt viel Herz mit und das tut gut, DANKE! sagt Tizia

Gerne, liebe Tizia - und so ist es: es war in gewisser Weise auch eine Erinnerungenauffrisch-Reise", auch wenn mir/uns natürlich bewusst war, dass sich in den vielen Jahren die vergangen sind, auch in Roms Umland so einiges verändert hat. :nod: Aber auch das kann spannend sein.
 
Fortsetzung und Abschluss "Klöster-Tag"

Eigentlich sind wir mit Eindrücken gesättigt, aber weil noch Zeit war – und wir uns mit bewährtem Proviant für ein „Abendpicknick“ im Hotel versorgen wollten – steht noch die Abbazia des hl. Nilo in Grottaferrata auf unserem Programm.



1004 gründete der griechische Mönch Nilus von Rossano auf den Gelände einer römischen Villa bei Tusculum ein Basilianerkloster. In der Villa befand sich ein christliches Oratorium mit einer Crypta Ferrata, die dem Ort den Namen gab: Grottaferrata. Nilus starb noch im gleichen Jahr und so wurde sein Gefährte Bartholomäus sein Nachfolger, unter dem auch die Abteikirche S. Maria di Grottaferrata fertig gestellt und 1025 eingeweiht wurde.

S. Maria mit "bellissimo campanile romanico", 12. Jh., wiederhergestellte Säulen der Vorhalle - Kapitelle antik - und kleiner Brunnen mit "gotischem" Baldachin, 19.Jh.

Die Abtei behielt ihren griechisch-orthodoxen Ritus auch nach der kurz darauf stattgefundenen Trennung von Ost- und Westkirche bei. Bis heute feiern die Mönche die Liturgie nach dem byzantinischen Ritus, sind dem Papst unterstellt und geben so „seit 1000 Jahren Zeugnis von der Einheit der Kirche ab. Es ist ein Ort der Begegnung zwischen der lateinischen West-und der griechisch-orthodoxen Ostkirche.“ (s. Santa Maria di Grottaferrata)

Bei unserem Besuch in der Kirche waren die Mönche gerade bei der Feier der Vesper. Und nachdem Liturgische Feiern im byzantinischen Ritus bekanntlich immer „etwas länger dauern“ und wir nach einer angemessenen Zeit des Mitfeierns natürlich nicht durch „Kirchenbesichtigung“ stören wollten, blieb uns zur genaueren Betrachtung nur die Vorhalle.


Aber auch hier gab es etwas zu bestaunen: ein byzantinisch-romanisches Portal, dessen Marmorrahmen geschmückt ist mit Weinranken in denen Tiere und Gesichter ihren Platz haben. Das Rankenmotiv setzt sich auch in der Zedernholztüre fort und gekrönt wird dieses schöne Portal von einem Mosaik, auf dem Christus zwischen Maria und Johannes dem Täufer dargestellt ist und zur Rechten des Thronsessels als Bauherr der hl. Bartholomäus – und dies alles aus dem 11. Jh.


Rätsel gibt der besondere römische Taufbrunnen aus dem 10. Jh. auf.


Auf dem Relief erkennt man in einem Fluss einen Felsen mit schön verzierter Tür, auf dem zwei Fischer sitzen und reiche Beute an Land ziehen. Auf der anderen Seite macht eine nackte Gestalt von einer Säule aus einen Kopfsprung ins Wasser.


Auch wenn dieses Bild dem berühmten „Taucher von Paestum“ ähnelt und fischende Eroten auf etlichen römischen Fußbodenmosaiken dargestellt sind, so dürften sie kaum als Vorlagen für die Motive des Taufsteins bekannt gewesen sein, sondern eher wird hier die christliche Symbolik der Taufe mit dem Strom des Lebens, der Pforte des Paradieses und dem „Menschenfischer“ aufgegriffen.


Alles Überlegungen, zu denen dieser schönen Stein anregt...

Den sehenswerten Triumpfbogen im Inneren der Kirche, die Kapelle der heiligen Nilus und Bartholomäus und die Crypta Ferrata werden wir wohl für irgendwann einmal auf der Wunschliste lassen müssen.



Wir verlassen die „Gemme aus dem Orient in der Tiara des Papstes“, wie noch Papst Leo XIII. die Abtei Grottaferrata rühmte und die mit ihren mächtigen Mauern und dem tiefen Burggraben wie eine Festung aussieht. Ende des 15. Jh. hatte Kardinal Giuliano della Rovere, der spätere Papst Julius II., die Klosteranlage von den Baumeistern da Sangallo und Pontelli so festungsartig ausbauen lassen um – wie in der Vergangenheit häufig geschehen – Überfälle und Plünderungen der Abtei zu verhindern.


So endeet unser „Tag der Klöster“ mit einem Sonnenuntergang hinter IKEA und weiter Richtung Meer... mit einem Selbstversorger-Abendessen mit den Köstlichkeiten der Castelli Romani und einem spritzigen Frascati Spumante...

 
Seit unserer Lazio-Fahrt sind ja nun schon etliche Monate vergangen und in der Zwischenzeit haben immer wieder Schlagzeilen und Presseberichte die Runde gemacht, die sich mit der sogenannten Mafia capitale befassen. Ich habe bisher eher sporadisch dieses Thema verfolgt – aber die letzten Meldungen (über die auch hier berichtet wurde) und vor allem die Lektüre einiger Bücher von Giancarlo De Cataldo haben mir diese „dunkle Seite“ von Rom wieder bewusst gemacht. Und darum hat mich auch bei der verzögerten Nachbereitung unserer Lazio-Reise das Thema beschäftigt, besonders zum heutigen (vorletzten) Bericht, in dem es um eine Fahrt durch die Castelli Romani gehen soll und auch für den letzten (kurzen) Teil zu einem Aufenthalt am Strand bei Ostia. Alle diese Orte spielen eine große Rolle bei den „Geschäften“ des verstorbenen „Re di Roma“ und in dem Buch „Suburra“ von De Cataldo. Nach dieser Lektüre sah ich die „Gegend“, in der wir logiert oder die Orte, die wir passiert haben und so manche Beobachtung anders...


Selbst das IKEA-Schild, vom Hotelfenster aus zu sehen, bekam eine andere Bedeutung, nachdem ich in „Suburra“ gelesen hatte, wie sich „der König der Gitanos“ mit dem korrupten Poliziotto des Viertels bei IKEA trifft um weitere "Schandtaten" zu besprechen ...


Freitag, 27.2.2015

Man merkt, dass die wärmere Jahreszeit sich erst zaghaft ankündigt. Nach einer kalten Nacht zeigt sich an diesem noch sehr „frischen“ Morgen jedoch zum Glück wieder die Sonne am Himmel. Es kann wieder ein schöner Frühlingstag werden, gut, um eine kleine Rundfahrt durch die Castelli Romani zu machen.




Unser Weg führt uns zuerst nach Frascati bzw. durch dieses notorisch verstopfte Städtchen am Hang, wo man von der Aussichtsterrasse an der Piazza Marconi einen schönen Blick in die Ebene und nach Rom hat. Frascati ist vielleicht der bekannteste Ort der Castelli Romani, denen aber inzwischen dieser besondere Flair, den man mit den Castelli verbindet, abhanden gekommen ist. Die Gegend ist ziemlich zersiedelt und eine mit Neubauten verschandelte Ortschaft geht manchmal nahtlos in die andere über. Das Leben in diesen Kleinstädten ist oft ähnlich hektisch wie in der nahen Stadt Rom, auf die viele in ihren Tages- bzw. Lebensrhythmus ausgerichtet sind. Und dennoch findet man – auch in Frascati – immer wieder Gassen und Winkel, die es lohnt zu durchstreifen, anzuhalten und einen „Blick“ in einen kleinen Alimentari, einen Forno oder eine Fraschetta, wo es Frascati-Wein gibt, zu riskieren und köstlich gewürzte Pizza bianca, Mortadella oder Porchetta zu genießen – wie wir später in Albano Laziale...



Aber noch sind wir in Frascati und dort halten wir uns diesmal nur zu einem Stopp an der Villa Aldobrandini auf. Nur sie und die Villa Torlonia sollen von den vielen Villen(-gärten) Frascatis für Besucher zugänglich sein, jedoch muss man sich ein Permesso im Touristenbüro holen (habe ich gelesen). Ich gebe zu, dass wir kein Permesso gehabt haben, jedoch die Gunst der Stunde und des offenen Tores genutzt und - heimlich, still und leise d.h. sehr vorsichtig und „rücksichtvoll“ - einen Blick auf die „recht einfache“ Vorderfront der Villa, die Anlage davor und die wunderschöne Aussicht geworfen haben.




Viel prächtiger wären die rückseitige Fassade des von Giacomo della Porta und Carlo Maderna erbauten Palastes und die Parkanlage. Kardinal Aldobrandini wollte zu Beginn des 17. Jh. vor allem repräsentieren. „Man achte mehr auf Schönheit und Großartigkeit als auf denn praktischen Nutzen“ soll er angeordnet haben. - Auch heute kann man dort noch „sehr gediegen“ große Feste feiern... :~




Unser nächstes Ziel ist Tusculum oder genauer gesagt, das was von diesem antiken Ort übrig geblieben ist.


Zugegeben, es ist nicht mehr viel, aber die Gegend ist nicht nur geschichtsträchtig, sondern auch schön.


Nach einem kleinen Spaziergang – z.T. auf der antiken Via Tuscolana – erreichen wir das Plateau des Hügels. Der Rundumblick in die Landschaft zeigt (bei klarer Sicht), warum Tusculum, der Legende nach gegründet vom Sohn der Circe und des Odysseus ;), etwas „Göttliches“ anhängt und so große Beliebtheit als Sommerfrische bei den vornehmen Römern seit der Antike genoss und von den Dichtern gepriesen wurde. Cicero soll hier seine „Tusculanischen Gespräche“ verfasst haben.




Blick nach Castel Gandolfo (leider unscharf :blush:) im Morgendunst

Von dem ehemals prächtigen Ort mit Forum und Basilika, Theater, Nymphäum, kleine Heiligtümer und herrschaftlichen Villen sowie auch von der wichtigen mittelalterlichen Stadt ist kaum mehr etwas zu ahnen. Am besten erkennt man noch die Reste des griechischen Theaters am Fuß der Akropolis, das aus dem 1. Jh. v.Chr. stammt und auf dessen halbkreisförmig angelegten Sitzreihen 1500 Zuschauer Platz hatten.



Angeblich wird auf dem Gelände ausgegraben, gesehen haben wir davon nichts, aber die Absperrungen mussten wir hinnehmen. „Früher war noch mehr“ könnte man sagen. ;)


Sommerferien 1992


Die Natur beginnt, die Ruinen wieder zu verstecken. Das Schild am Eingang spricht ebenfalls dafür:

kehren verboten.

Hier heroben ist man ziemlich allein, nur ein paar „wandernde Spaziergänger“ - oft mit Hund – begegnen uns, die Vögel zwitschern in den Bäumen, man hört sogar einen Specht klopfen... Antike Überreste einfach so mitten in der Landschaft – das macht den Reiz dieses Ortes aus.



Auf unserer Fahrt durch die Castelli romani passieren wir das malerisch am Fuß des Monte Cavo gelegene Rocca di Papa, die "Burg der Päpste".



Am Ortsausgang machen wir einen kurzen Halt, einmal wegen der kleinen Kirche "Madonna del Tufo".

Der Legende nach soll 1490 sich vom Monte Cavo ein Felsbrocken von „150 quintali“ (das sollten wohl 150 Doppelzentner sein :roll:) gelöst haben, der auf einen Reisenden zu stürzen drohte. Dieser schickte ein Stoßgebet zur Jungfrau Maria und augenblicklich blieb der Felsen stehen, ohne den Mann zu verletzen. Er ließ als Dank eine kleine Kapelle um den Felsen bauen und der Maler Antoniazzo Romano malte darauf ein Marienbild. Noch heute ist dieses auf dem Fels gemalte Bild über dem Altar der kleinen Kirche aus dem XVI. Jh. zu sehen.


Die freundliche (Küsters-?)Frau, die mit viel Hingabe und Ruhe die wunderschöne Holztüre der Kirche frisch streicht, freute sich über unser Interesse an „ihrer“ Kirche und eilte sofort, um uns mit einem Bildchen des „Santuario“ zu beglücken.


Und zum anderen lohnte die schöne Aussicht über den Albanersee:


hinweg hinüber nach Castel Gandolfo






zu sehen der Päpstliche Palast und die Domkuppel,



von der Sonne beschienen Marino
und in der Ebene der Flughafen Ciampino,


und erst bei der Nachbereitung habe ich entdeckt, dass ich auch die "römische Kulturruine" der geplanten "Città dello Sport", Architekt Santiago Calatava, vor der Kamera hatte. 8O - Dann schon lieber nochmal ein Blick über den See nach Castel Gandolfo.





 
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