Sonniges und stilles Rom

V.
In Trastevere und auf dem Gianicolo
Da Dottore Trastevere noch nicht kannte, war für dieses schöne und interessante Stadtviertel ein ganzer Tag eingeplant. Unser erster Weg führte uns in die Villa Farnesina. Ich mag diese Villa sehr und wollte sie Dottore auf keinen Fall vorenthalten. Kurz nach der Öffnung betraten wir die Räumlichkeiten und stellten fest, dass wir die Farnesina fast für uns allein hatten und begannen unseren Rundgang im Saal der Galatea. Hier bestaunten wir Raffaels Fresko von der Nymphe Galatea


und die Deckenmalereien von Baldassare Peruzzi, die das Horoskop des Erbauers Agostino Chigi zeigen.


Dottore war schon beeindruckt. Den schönsten Raum der Villa Farnesina, die Gartenloggia, hatten wir ebenfalls für uns allein.


In aller Ruhe schauten wir uns die Fresken an, die von Raffael und seine Schüler geschaffen wurden und die das Märchen von Amor und Psyche erzählen.



Im dritten Raum, der Saal mit dem Fries, hielten wir uns nicht ganz so lange auf und gingen ins Obergeschoss.




So langsam füllten sich die Räume mit Besuchern und wir gingen zum Ausgang. Geade, als wir das Gelände verlassen wollten,


blickte ich in zwei bekannte Gesichter: Unsere Moderatorin Angela und ihr Mann, sowie Angelas Vater standen vor uns. Wir hatten uns für den nächsten Tag zusammen mit pecorella und Romfan zu einem Mini-Foren-Treffen verabredet. Nach einer herzlichen Begrüßung trennten sich auch schon wieder unsere Wege.

In der Nähe der Piazza S. Maria in Trastevere gab es in einer kleinen Bar erst einmal einen Cappuccino. Als wir dann auf der Piazza standen, schauten wir uns die Fassade von S. Maria in Trastevere an,


die als die älteste Marienkirche Roms gilt. Ich stand nun schon so oft vor er Fassade, aber an diesem Tag fiel mir zum ersten Mal auf, dass auf dem Mosaik ausschließlich weibliche Heilige dargestellt sind. Wir gingen in die Kirche hinein und ich erzählte Dottore kurz die Gründungslegende der Kirche: Im Jahr 38 v. Chr. soll hier für einen Tag und eine Nacht eine Quelle mit einem reichhaltigen Öl geflossen sein, die sich im Tiber ergoss. Die Juden, später auch die Christen, deuten dies als ein Zeichen für den kommenden Messias (der Gesalbte). Später baute man an diesem Ort eine Kirche. Da das Apsismosaik gerade beleuchtet war, schauten wir es uns an.



Im Zentrum thronen Christus und die gekrönte Maria über ein Lämmerfries. Erst nach der Reise las ich, dass die Mosaiken, die Szenen aus dem Leben von Maria zeigen, von Pietro Caravallini stammen. Hier findet man ein schönes Bild. Er sollte uns an diesem Tag nochmals begegnen. Nachdem wir uns noch etwas in der Kirche aufhielten und den Shop besuchten, setzten wir unseren Streifzug durch Trastevere fort und besuchten als nächstes Santa Cecilia in Trastevere. Wir kamen an dieses Auto vorbei.


Auf dem Kirchplatz betrachteten wir die letzten blühenden Rosen



und betraten die Kirche. Leider sind meine Fotos nicht so schön geworden. Hier meine magere Ausbeute:


Ich wollte Dottore unbedingt das „Jüngste Gericht“ von Cavallini zeigen. Es befindet sich im Nonnenchor der Kirche, der nur von der Klausur zu erreichen ist. So gingen wir aus der Kirche und klingelten rechter Hand an der Klosterpforte. Man öffnete uns und nachdem wir jeder 2.50 Euro bezahlt hatten, durften wir mit einem Fahrstuhl in die erste Etage fahren. Als ich das erste Mal dort war, wurde ich von einer alten Nonne begleitet, die Schwester Cecilia hieß und höllisch darauf achtete, dass keine Fotos gemacht wurden! Vielleicht ergab sich nun die Gelegenheit ein Foto zu schießen? Meine Hoffnungen waren im Nu dahin, denn Schwester Cecilia saß bereits im Nonnenchor und war beim Beten des Rosenkranzes, ihre Lippen murmelten stumm die Gesätze herunter, aber so klein und klapprig diese Nonne auch wirkte, so scharf waren ihre Augen, wie die eines Adlers und ich versuchte erst gar nicht meine Kamera zu zücken! Es kam eine weitere Nonne mit einem englischen Ehepaar. Die Schwester erklärte ihnen Cavallinis Fresko. Auf dem Rückweg konnten wir nicht den Lift nehmen, da er gerade gewartet wurde und so durften wir einen kleinen Einblick in die Klausur und in den Kreuzgang werfen.

Für den Besuch der nächsten Kirche blieb uns nicht viel Zeit, da in San Francesco a Ripa die Mittagspause bereits um 11.30 Uhr beginnt. Zu allem Überfluss verliefen wir uns auch noch, aber fanden schließlich die Kirche noch geöffnet vor. Hier gab es dann den ersten Bernini des Tages: „Die Verzückung der seligen Ludovica Albertoni“. Ein paar Minuten konnten wir uns dieses Kunstwerk anschauen, dann wurde die Kirche geschlossen. Da hatten wir wirklich Glück gehabt.


So langsam bekamen wir Hunger und gingen zur Piazza di Santa Maria in Trastevere zurück. In einer Seitenstraße fanden wir ein Lokal und setzten uns an einem der Außentische. Das Ristorante „La Canonica“ erwies sich als ein Glücksfall. Wir wurden sehr nett bedient, die Pizzen waren total lecker


und als Straßenmusiker aufspielten, was ich nicht so sehr mag, fingen einige der Gäste an zu tanzen. Erst als wir bezahlt hatten und aufbrachen, sahen wir, dass das Lokal einmal eine Kirche war!


Auf unserem Plan stand noch der Besuch des Botanischen Gartens und ein Spaziergang über den Gianicolo. Für beide Unternehmungen war es schon zu spät und so entschieden wir uns für den Spaziergang und starteten an diesem Brunnen.


Wenig später standen wir vor San Pietro in Montorio, die um diese Zeit noch geschlossen war. Dafür war das Tor zum Tempietto di Bramante geöffnet und wir umrundeten ihn.


Vor der Kirche hat man schon einen schönen Ausblick auf Rom. Dottore war begeistert. Wir gingen weiter und kamen zur Fontana Paola.



Hier steigerte sich die Begeisterung Dottores auf die uns gebotene Aussicht.


Eine nochmalige Steigerung gab es dann auf der Piazza Garibaldi.


Wir setzten unseren Spaziergang fort.


Als Dottore die Kuppel von Sankt Peter sah, bemerkte er, dass wir noch gar nicht im Petersdom waren. Das war ein ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl!


Wir gingen noch kurz in den Kreeuzgang von Sant'Onofrio und kehrten zu unserer Unterkunft zurück.





Um 16.00 Uhr standen wir auf den Petersplatz und wollten die Abendmesse besuchen, die um 17.00 Uhr beginnen sollte. Die Warteschlange ging fast um den gesamten Platz herum. Meine Begeisterung hielt sich sehr in Grenzen, während Dottore die Lage eher gelassen hinnahm. Vor uns standen vier Deutsche. Drei von ihnen waren wohl zum ersten Mal in Rom. Der Vierte hielt ihnen einen Vortrag in Kirchengeschichte: Von Jesus bis Papst Franziskus. Es war ganz interessant ihm zuzuhören und so wurde die halbe Stunde, die wir anstanden doch recht kurzweilig. Nach der Messe schauten wir uns noch in St. Peter um



und gingen dann zum Abendessen auf den Campo de' Fiori.
 
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... die Fassade von S. Maria in Trastevere an,


die als die älteste Marienkirche Roms gilt. Ich stand nun schon so oft vor er Fassade, aber an diesem Tag fiel mir zum ersten Mal auf, dass auf dem Mosaik ausschließlich weibliche Heilige dargestellt sind.

Hervorhebung durch mich.
Das hat seinen Grunde bei
Mt 25,1-13 - oder passend zur aktuellen Zeit: GL 554 :~;)
 
GL 554 ist bekannt (mit den neuen Nummern komme ich noch nicht ganz zurecht). Ein schöner Link! Nun muss ich noch die Bibelstelle suchen ...! Obwohl alles schon klar ist!

Vielen Dank an Pasquetta!
 
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Hallo Padre,

vielen Dank für diesen vielseitigen Tagesbericht.

Tolle Bilder aus der Farnesina, ein Oldtimer und dann noch der Hinweis auf die Fassade mit den weiblichen Heiligen.

Dank auch an Pasquetta für den Hinweis auf die 10 Jungfrauen im Matthäus-Evangelium und die schöne Kantate Wachet auf ruft uns die Stimme :thumbup:

Liebe Grüße

und einen besinnlichen 2. Advent wünscht Tizia
 
Lieber Padre,
nun habe ich deinen bebilderten Bericht gelesen, sehr interessant. Nun weiß ich auch welche Rose is war (Angela hat mal gesagt :proud:)
La Canonica ist auch unser Stammlokal in Trastevere, Anna mag Polpete sehr.
Trastevere und Gianicolo sind einfach toll.
Danke und gesegnete Adventszeit,

Qing
 

Da hattet Ihr ja einen Tag mit lauter Highlights! :thumbup:

Vielen Dank, dass wir Euch begleiten durften.​
 
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Angesichts dieses schönen Tagesberichts sehe ich mal wieder, dass ich noch viel zu selten in Trastevere war - außer Santa Maria kenne ich gar keine der dortigen Kirchen. Danke dafür, lieber padre.
Die Farnesina habe ich zwar relativ voll erlebt, aber man schaut ja mehr die Leute an der Decke an, also machte mir das nichts aus. ;)
 
VI.
Im Centro Storico (I.Teil)
Nach dem Frühstück trennten sich unsere Wege, denn Dottore wollte die Generalaudienz auf dem Petersplatz besuchen


und ich machte mich auf den Weg in die Stadt. Auf der Engelsbrücke zeigten sich meine „Lieblinge“ von ihrer besten Seite.




Es ging weiter nach San Giovanni dei Fiorentini.


Hier wollte ich mir die Krypta anschauen, die Francesco Borromini entworfen hat. Als ich in die Kirche kam, fand ich mehrere Hinweisschilder und folgte ihnen, dennoch konnte ich den Zugang zur Unterkirche nicht finden. So irrte ich ein wenig hilflos herum, bis mir der Küster begegnete, der mir dann half. Er führte mich in den Altarraum und zeigte mir eine Treppe, die sich hinter dem Altar befindet. Er knipste das Licht an und bat mich, es beim Verlassen wieder auszuschalten. Ich ging hinunter und fand mich in einem kleinen, ovalen Raum wieder, dessen Schönheit in seiner Schlichtheit liegt.


Es folgte ein Kurzbesuch in Sant'Andrea della Valle, dann ging ich zum Campo de' Fiori und schaute mich dort ein wenig um.


Hier war ich mit Angela, pecorella und romfan verabredet. Als Treffpunkt für unser Mini-Foren-Treffen war das Denkmal von Giordano Bruno vereinbart. Kurz vor 11.00 Uhr stieß ich auf pecorella, dann gesellte sich romfan dazu und wenig später kam Angela nebst Anhang. Wir blieben auf dem Campo de' Fiori und hatten eine schöne Zeit miteinander.

Ich traf Dottore an der Area Sacra wieder. Im Caffé Sant'Eustachio gab es für uns die Königin unter den Kaffeegetränken: Eine Monachella.


Dottore berichtete begeistert von der Generalaudienz und zeigte mir seine Fotos von Papa Francesco. Nach diesem Geschmackserlebnis gingen wir in Richtung Piazza Venezia, um unsere erste Unternehmung in Angriff zu nehmen.
 
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Angesichts dieses schönen Tagesberichts sehe ich mal wieder, dass ich noch viel zu selten in Trastevere war - außer Santa Maria kenne ich gar keine der dortigen Kirchen.

Ich freue mich, dass der Berichtsteil etwas Lust auf Trastevere gemacht hat! Es gibt da sicher noch sehr viel mehr zu entdecken :nod: Mit der Fortsetzung geht es nur langsam voran, da eine Erkältung mir zu schaffen macht - diesmal sehr hartnäckig :x.
 
Lieber Padre,

vielen Dank für die Fortsetzung deines Reiseberichtes. Doch erstmal wünsche ich dir gute Besserung. Ruhe dich gut aus und erhole dich.

Liebe Grüße

Tizia
 

Auf der Engelsbrücke zeigten sich meine „Lieblinge“ von ihrer besten Seite.





Ja, die Engel sind immer wieder ein Genuß! :nod:​

Im Caffé Sant'Eustachio gab es für uns die Königin unter den Kaffeegetränken: Eine Monachella.

Darauf freue ich mich auch schon sehr, wohne ich doch ganz in der Nähe!

Lieber Padre, auch ich wünsche Dir gute Besserung.

Liebe Grüße

dentaria​
 
Lieber Padre,

ich bin Deinen Wegen immer wieder mit viel Freude gefolgt, auch wenn ich mich nicht dazu geäußert habe. Du weißt ja, wo momentan fast meine ganze (Forums-)Aufmerksamkeit liegt.
Sehr schöne Bilder und interessante Berichte!

Und nun wünsche auch ich Dir recht baldige Besserung!

Liebe Grüße

Angela
 
Sehr schöne Bilder und interessante Berichte!

Und nun wünsche auch ich Dir recht baldige Besserung!
Danke lieber Padre,

ich weiß auch was wir dann in Rom machen würden:
Im Caffé Sant'Eustachio gab es für uns die Königin unter den Kaffeegetränken: Eine Monachella

Liebe Grüße,
Qing
 
Ihr Lieben,
vielen Dank für die Genesungswünsche :nod:. Ich bin zwar noch nicht über den Berg, aber so langsam wird es besser!

Euch einen schönen 3. Advent!

Padre
 
Im Centro Storico (II. Teil)

Für den Nachmittag hatten wir uns nur ein festes Ziel vorgenommen: Den Besuch der Galleria Doria Pamphilj. Schon der Innenhof des Palazzo ist beeindruckend.


Nachdem wir die Eintrittskarten gekauft hatten, gingen wir in den ersten Stock


und standen vor den Ausstellungsräumen.


Es war schon ein erhabenes Gefühl durch die prunkvollen Säle zu gehen und sich dabei vorzustellen, welch rauschende Feste hier wohl einst gefeiert wurden? Da die Gemälde dicht an dicht und übereinander hängen, ist das Betrachten schon etwas anstrengend. In einem kleinen Kabinett entdeckten wir dann das berühmte Bild von Diego Velazquez, das Papst Innozenz X. zeigt, der aus der Familie Pamphilj stammte. Streng und misstrauisch blickte er auf uns herab. Im selben Raum befindet sich auch eine Marmorbüste des Papstes, die von Bernini stammt. Zum Abschluss begegneten uns im Innenhof diese modernen Büsten von römischen Kaisern, die ganz nach meinem Geschmack waren.



1. Reihe: Julius Caesar, Augustus,Trajan
2. Reihe: Marc Aurel, Diokletian, Konstantin


Vom Palazzo Pamphilj ging es weiter zum Nationaldenkmal, dem Vittoriano.


Dort wollten wir auf der Terrasse der Cafeteria einen Sprizz trinken, eine Kleinigkeit essen und die Aussicht schöne genießen.




Zum ersten Mal, dass ich eine Soldatin dort sah. Die Cafeteria war gut besucht und wir fanden gerade noch einen freien Tisch und Dottore ging zum Tresen und kam mit zwei Sprizz und einem Panino zurück. Nun ging ich zum Tresen und bestellte mir ebenfalls ein Panino. Die Bedienung meinte zu mir: "Panino to go, yes – on table, no!" Ich glaubte mich verhört zu haben, schaute mich vorsichtshalber um und sah einige Gäste herzhaft in ihr Brötchen beißen. Also gab ich zu verstehen, dass ich es gerne am Tisch essen möchte, wie die anderen Gäste auch! „No, table“, bekam ich erneut zu hören. Auf meine Frage, warum das so sei, bekam ich keine Antwort und der nächste Kunde wurde bedient. Das war ich auch! Und ging zu Dottore, als ich die Dame hinter dem Tresen schreien hörte, dass ich mich nicht setzten sollte. Jetzt wurde es mir zu bunt und setzte mich zu Dottore. Ich fragte einen Kellner, was hier los sei? Er sagte mir, dass in Kürze die Cafeteria geschlossen wird, um mit den Vorbereitungen für eine Geschlossene Gesellschaft beginnen zu können. Mit der Aussage konnten wir leben! Die Vorbereitungen begannen langsam, aber wir ließen uns davon nicht aus der Ruhe bringen – und nicht nur wir!



Wir ließen es uns auch nicht nehmen, die tolle Aussicht zu genießen.




Den Rückweg nahmen wir über S. Maria in Aracoeli und warfen einen kuzen Blick aufs Forum



und besuchten dann den Kapitolsplatz.​



Bevor wir zu unserer Unterkunft zurück fuhren, machten wir noch einen kleinen Umweg durchs Ghetto. Wir kamen am Palazzo Mattei di Giove vorbei, den ich bisher nur aus hiesigen Berichten her kannte.



Gerade, als wir am Schildkrötenbrunnen ankamen,



hörten wir merkwürdige Geräusche, die wir überhaupt nicht einordnen konnten. Sie schienen aber von oben her zu kommen und so schauten wir zum Himmel und sahen unzählige schwarze Punkte.



Über uns flog ein riesiger Starenschwarm hinweg – ein faszinierendes, aber auch unheimliches Schauspiel, das uns geboten wurde und durchaus an Hitchcocks Film „Die Vögel“ erinnerte. Gegenüber der Kirche S. Carlo ai Catinari hatten sie sich einige Bäume als Schlafplatz ausgesucht. Im Gegensatz zu den Staren war für uns noch nicht Schlafenszeit, sondern erst einmal Essenszeit und zwar im "La Frusta", das sich in der Nähe unserer Unterkunft befindet.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ganz herzlichen Dank für diesen Berichtsteil.

Ich hoffe, diese modernen Skulpturen kann man auch in der kommenden Woche noch sehen.​
 
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