Rom mal anders

Jochen

Optio
Liebe Rom-Foristen,

es ist unser dritter Rombesuch, und ich kann nicht behaupten, diese Stadt mit ihren vielen historischen Sehenswürdigkeiten bereits zu kennen. Ja, wir haben bereits viele Sehenswürdigkeiten zweimal, teilweise auch dreimal besucht, aber selbstverständlich gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Aber dieses Mal sind wir weniger wegen der historischen Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr wegen der Stadt und der Menschen und des Alltagslebens hierhergekommen und wegen der Sonne. Überschrift: Rom zur Erholung.

Wir leben in Franken und haben erstmals schon die Anreise erholsamer gestaltet: Statt ohne Übernachtung die 1100 bis 1200 km durchzuziehen, sind wir in Franken erst gegen Samstagmittag losgefahren und übernachteten in Verona, Holiday Inn Congresszentrum, Via del Lavoro, rollstuhlgerecht, eng, furchtbares Abendessen und enttäuschendes Frühstück, aber sehr preiswert.

Am Sonntag kamen wir um 16.00 Uhr hier an, konnten aber den Vermieter nicht erreichen, da er uns eine falsche Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Glücklicherweise hatte ich ihm unsere Telefonnummer korrekt übermittelt, so dass er irgendwann des Wartens müde uns anrief. Die Ferienwohnung ist relativ klein, Wozi mit offener Küche, 2 Schlafzimmer, 2 Bäder. Obwohl unser Vermieter Türenbreite usw. ausgemessen hatte, stellte sich heraus, dass ich nicht in die Dusche kommen werde (ich hatte es vermutet). Ich werde es zähneknirschend ertragen müssen, mal drei Wochen mich nicht duschen zu können. Leider fehlen in der Küche auch Wasch- und Spülmaschine, es gibt zu wenig Handtücher, nur einen Topf, keine guten Messer usw. Und es ist laut: Nebenan wird gebaut, meist kläffen einige Hunde bis 23.00 Uhr, Verkehrslärm usw., aber dessen ungeachtet fühlen wir uns hier sehr wohl.

Am Sonntagabend gingen wir essen, das Restaurant ein ausgesprochener Glücksgriff, italienisch wir wir es uns vorgestellt haben. Wir hatten es nachmittags von Einheimischen empfohlen bekommen. Es hat eine Stufe am Eingang, die für Rollstuhlfahrer im manuellen Rollstuhl mit Hilfe Dritter leicht überwunden werden kann. Ich habe kurze und lange Rampen im PKW. Mit Hilfe der kurzen Rampen kam ich mühelos in die Gaststube. Meine Frau und ich sind von dem Restaurant, von der Essensqualität, der Herzlichkeit der Bedienung begeistert und empfehlen es. Anschrift: "La Caraffa", Via Giovanni Villani 44, 179 Roma, Tel 06786513. Wir werden noch zweimal dort essen gehen.
 
Vielen Dank für deinen ersten Bericht.

Ich bin sehr gespannt auf deine "Rom mit Rolli" Erlebnisse und freue mich über Tipps und Hinweise.

Denn vielleicht will mein Mann (er sitzt auch im Rolli) ja doch irgendwann mal mit in die Caput Mundi.

Zwar kenne ich mich sehr gut aus in Rom und betrachte auch vieles mit der Machbarkeit für Rollifahrer, aber, und das brauche ich dir nicht zu sagen, die Wirklichkeit sieht dann doch wieder anders aus. Siehe deine Dusche, das tut mir leid, denn ich weiß wie sich mein Mann fühlen würde.

Übrigens: bei vielen ebenerdigen größeren Bars findest du in der Regel eine behindertengerechte Toilette, ebenso bei den Fast-Food Ketten.

Und in Sankt Peter kennst du dich bestimmt schon als Rolli-Fahrer aus, falls nein, schreibe ich dir noch was dazu.
 
Hallo Jochen,

vielen Dank für die Schilderung Deiner Eindrücke. :thumbup:
Ich habe dem "La Caraffa" soeben mal einen eigenen Bewertungsthread gegönnt: La Caraffa

Gruß

humocs

P.S. Wenn Du noch Ergänzungen zu dem Restaurant haben solltest, kannst Du diese ja auch im Bewertungsthread anfügen. Eventuell könntest Du dort auch noch etwas zum Preisniveau sagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
(...) dieses Mal sind wir weniger wegen der historischen Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr wegen der Stadt und der Menschen und des Alltagslebens hierhergekommen und wegen der Sonne. Überschrift: Rom zur Erholung.

Hallo, Jochen,

vielen Dank für den Beginn Deines Berichts live aus Rom. Er befindet sich wohl irrtümlicherweise im Forum Rom-Reiseplanung (Sonstiges). Ich kann ihn gerne für Dich ins Forum Reiseberichte aus Rom verschieben.

Den gewünschten Sonnenschein und gute Erholung wünscht
Simone
 
Ich habe dem "La Caraffa" soeben mal einen eigenen Bewertungsthread gegönnt: La Caraffa
Und ich habe daraufhin den Eintrag in unserer RDB vorgenommen:
La Caraffa (Speiselokal) - Rom-Forum - Infos und Reise-Tipps zu Rom, Vatikan, Papst



Zur Problematik mit der Badezimmertür: Ihr seid ja nun immerhin noch recht lange dort, bis zum 18. Würde es sich da nicht lohnen für dich, mal die Fühler auszustrecken nach einer caritativen Organisation, die dir für diesen Zeitraum zu günstigen Konditionen einen manuellen Rollstuhl zur Verfügung stellen könnte, der ausreichend schmaler ist? Also nur für in der Wohnung, meine ich?
 
ja, danke Pecorella, auf Deine Informationen zu Sankt Peter lege ich großen Wert. Ich würde mich freuen, von Dir zu hören.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt auf die "richtige Art" geantwortet habe. Wäre "Abbiegen" besser gewesen?

---------- Beitrag ergänzt um 22:10 ---------- Vorangegangener Beitrag um 22:08 ----------

Hallo Jochen,

vielen Dank für die Schilderung Deiner Eindrücke. :thumbup:
Ich habe dem "La Caraffa" soeben mal einen eigenen Bewertungsthread gegönnt: La Caraffa

Gruß

humocs

P.S. Wenn Du noch Ergänzungen zu dem Restaurant haben solltest, kannst Du diese ja auch im Bewertungsthread anfügen. Eventuell könntest Du dort auch noch etwas zum Preisniveau sagen.
werde ich machen.

---------- Beitrag ergänzt um 22:11 ---------- Vorangegangener Beitrag um 22:10 ----------

(...) dieses Mal sind wir weniger wegen der historischen Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr wegen der Stadt und der Menschen und des Alltagslebens hierhergekommen und wegen der Sonne. Überschrift: Rom zur Erholung.

Hallo, Jochen,

vielen Dank für den Beginn Deines Berichts live aus Rom. Er befindet sich wohl irrtümlicherweise im Forum Rom-Reiseplanung (Sonstiges). Ich kann ihn gerne für Dich ins Forum Reiseberichte aus Rom verschieben.

Den gewünschten Sonnenschein und gute Erholung wünscht
Simone
ja, bitte mach das.
 
Ich habe dem "La Caraffa" soeben mal einen eigenen Bewertungsthread gegönnt: La Caraffa
Und ich habe daraufhin den Eintrag in unserer RDB vorgenommen:
La Caraffa (Speiselokal) - Rom-Forum - Infos und Reise-Tipps zu Rom, Vatikan, Papst



Zur Problematik mit der Badezimmertür: Ihr seid ja nun immerhin noch recht lange dort, bis zum 18. Würde es sich da nicht lohnen für dich, mal die Fühler auszustrecken nach einer caritativen Organisation, die dir für diesen Zeitraum zu günstigen Konditionen einen manuellen Rollstuhl zur Verfügung stellen könnte, der ausreichend schmaler ist? Also nur für in der Wohnung, meine ich?
was `bedeutet RDB?

Der Eingang zur Dusche ist über 60 cm breit - mein Duschrollstuhl ost nur 59 cm breit. Ich komme dort nicht rein, weil direkt hinter dem Eingang eine Wand im spitzen Winkel verläuft. Die Fotos, die uns der Vermieter geschickt hatte, ließen dies fast vermuten. Nun gehöre ich zu den Vielduschern - zu Hause dusche ich jeden Tag mindestens 10 Minuten, weil mir dies gut tut. Nun muss ich halt mal darauf verzichten, vielleicht tut das meinmer Haut ganz gut.
 
Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt auf die "richtige Art" geantwortet habe. Wäre "Abbiegen" besser gewesen?
Das war vollkommen richtig so. Die Abbiegefunktion nutzt man nur, wenn man nicht beim Thema eines Threads bleibt, wenn man etwas abseits des ursprünglichen Themas, ohne Bezug zum eigentlichen Thema, also "off topic" schreiben möchte. Aber die Infos, die pecorella in Aussicht stellt sind ja durchaus "on topic".

(...) vielen Dank für den Beginn Deines Berichts live aus Rom. Er befindet sich wohl irrtümlicherweise im Forum Rom-Reiseplanung (Sonstiges). Ich kann ihn gerne für Dich ins Forum Reiseberichte aus Rom verschieben.

ja, bitte mach das.

Schon erledigt! :nod:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jochen, Infos zu St. Peter kommen gegen Abend, ich muss erst noch meiner Tochter beim Umzug helfen.

Gesendet von meinem GT-I9195
 
Zur Dusche fällt mir gerade was ein, weil wir es schon so gemacht haben. Ist vielleicht irgendwo ein kleiner Hocker mit Rollen aufzutreiben mit dem du dann ins Bad fahren kannst?

Gesendet von meinem GT-I9195
 
So, hier eine Beschreibung für Rolli-Fahrer, wie man vor allem ohne Anstehen, in den Dom gelangt.

Wenn ihr mit Blick auf San Pietro hinter die linke Kolonnaden Seite geht,
(ok, du fährst ;) ) seht ihr eine große Einfahrt, die von der Schweizer Garde bewacht wird. Hier ist auch der Einlass um zum Deutschen Friedhof zu gelangen.

Fragt bei der Schweizer Garde nach, normalerweise können Rolli-Fahrer diesen Weg nutzen und dann durch einen Hintereingang in den Dom gelangen.

Wenn nicht, und ihr über die rechte Kolonnaden-Seite rein müsst, wo die netten Schlangen stehen, dann versucht euch beim Wachpersonal bemerkbar zu machen, normalerweise sind sie alle nett und hilfsbereit.


Im Dom selber gibt es auf der echten Seite einen Aufzug, mit dem du zu einer behindertengerechten Toilette gelangst.

 
Wie kann ich meine Fortsetzung an meinen Reisebericht anhängen?

Indem Du einfach unter diesem letzten Beitrag auf "Antworten" klickst.
Wenn Du allerdings die ganze Diskussion über behindertengerechte Wege lieber aus dem Reisebericht ausklinken möchtest, kann ich das gerne für Dich übernehmen.

P.S.:

Tizia war um Sekunden schneller!
 
Hallo Jochen,
danke für Deinen Life-Bericht aus Rom - ich freue weitere Erlebnisse!
 
Fortsetzung

An unserem ersten Tag, Montag, 29.9., galt es, erst einmal auszuschlafen, ausgiebig die am Vorabend eingekauften italienischen Köstlichkeiten zum Frühstück zu genießen, den Hund im nahe gelegenen Parco della Caffarella lange auszuführen und danach aufzulisten, um welche Gebrauchsgegenstände „unser“ Haushalt ergänzt werden muss: Handtücher, Topf, Teekanne, Messer usw. Wir ließen das Auto hier in der Straße stehen und liefen bzw. fuhren im Rollstuhl zum Markt San Giovanni, Via Sannio.

Da unsere Mobiltelefone keine Internetverbindung aufbauen konnten, mussten wir uns ohne Unterstützung durch ein Navigationssystem durchfragen und stellten fest, dass unsere Italienischkenntnisse doch recht dürftig sind. Eine Dame erklärte uns in Englisch, dass wir mit der Metro fahren sollten. Leider gab der Fahrstuhl, der uns auf den Bahnhof führen sollte, seinen Geist auf, da ich beim Einfahren zu langsam war und die Fahrstuhltüren sich an meinem Rollstuhl abarbeiteten. Für mich als Rollstuhlfahrer machen weite Strecken kein Problem, der Akku liefert etwa 25 km Reichweite – für meine Frau als Geherin sind aber lange Strecken auf Pflastersteinen ermüdend.

Ja, wie kommt man denn so mit dem Rollstuhl in Rom zurecht? Eine allgemein geltende Antwort, wie „man“, wie ein Rollstuhlfahrer in Rom zurechtkommt, gibt es natürlich nicht. Ich spreche nur von meinen Erfahrungen: Ich komme sehr gut zurecht. Schon bei meinem ersten Romaufenthalt habe ich gelernt, dass die Bürgersteige für mich als Elektrorollstuhlfahrer häufig nicht geeignet sind. Vielleicht führt eine Rampe auf den Bürgersteig – aber gibt es am anderen Ende auch eine Rampe, die mir wieder erlaubt, den Bürgersteig zu verlassen? Und wenn es eine gibt: Ist sie zugeparkt? Im Unterschied zu einem manuellen Rollstuhl (Antrieb durch eigene Armkraft oder durch einen Helfer) lässt sich ein Elektrorollstuhl nicht auf einen Bürgersteig rauf- oder runterhebeln. Für Schwellen von mehr als 5 cm ist eine Rampe oder eine Zwischenstufe (Brett o.ä.) notwendig.

Ich habe daraus den Schluss gezogen, meistens nicht auf dem Bürgersteig, sondern auf der Straße möglichst entgegen dem Strom zu fahren. Und das funktioniert sehr gut. Die Autofahrer sind ausgesprochen rücksichtsvoll – ich habe bis jetzt noch nicht eine einzige kritische Situation erlebt. Aber das bedeutet nicht, dass ich es genieße, auf der Straße zu fahren. Insbesondere auf den Hauptstraßen habe ich ein mulmiges Gefühl. Gestern fuhr ich auf der Lungotevere Arnaldo da Brescia mit dem Strom – die Motorroller und –räder, PKW, Lastwagen und Busse im Rücken. Ich empfehle es keinem und bemühe mich, wenigstens die Hauptstraßen zu meiden.

Hier in Giovanni erscheint es mir als harmlos, auf den Straßen mit oder entgegen dem Strom zu fahren. Auf der linken Seite trottet Jaspers an der kurzen Leine – ich bin gut sichtbar und alle nehmen Rücksicht – die Autofahrer auf mich und ich auf die Autofahrer, indem ich mich bemühe, keinen zu behindern. Die Autofahrer und ich danken sich ständig sehr freundlich gegenseitig, und manchmal habe ich das Gefühl, mich mit ihnen in einer unausgesprochenen Gemeinschaft zu befinden nach dem Motto: Der Platz reicht für uns alle. So mancher, so manche rufen Que bello! aus dem geöffneten Fenster, meinen aber damit leider nicht mich, sondern Jaspers, unseren belgischen Schäferhund, total schwarz.

So rücksichtsvoll die Autofahrer mir als Rollstuhlfahrer begegnen, empfinde ich es immer wieder als überraschend, mit welcher Aggressivität sie sich im Straßenverkehr unter ihresgleichen bewegen: Autofahrer unter sich. Irgendwie passt das für mich nicht zueinander, so dass ich mir die These zurechtgelegt habe, dass sie im Straßenverkehr gar nicht aggressiv sind, sondern nur als aggressiv erscheinen, da sie Freude haben an einem sportlichen, superschnellen Fahrstil, der jede sich bietende Gelegenheit, eine Wagenlänge zu gewinnen, ausnutzt – und sei es noch so riskant. Auffällig finde ich, dass wir bis jetzt nur wenige Unfälle gesehen haben.

Mit meiner defensiven Art zu fahren und dem Bemühen, ständig die Sicherheitsabstände einzuhalten, lebe ich hier gefährlich und gerate ständig ins Hintertreffen. Ich bemühe mich deshalb, mich dem Verkehrsfluss, dem Verkehrstreiben der Italiener anzupassen. Das bedeutet beschleunigen, auffahren, bremsen usw., etwas unruhig, etwas weniger erholsam, etwas anstrengender, aber wie mir scheint weniger gefährlich. Meine Frau meinte gestern, als wir nach Ostia fuhren, dass ich bereits wie ein Römer fahre.

Nach den vielen ermunternden Beiträgen hier im Forum, gingen wir heute aus dem Haus mit dem festen Entschluss, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, nämlich Busse. Wir kauften Tageskarten und gingen zur Haltestelle – wie waren noch 100 m entfernt, da brauste der 628, unser Bus, an uns vorbei. Na gut, der nächste kommt gewiss – und er kam nach gespürten 30 Minuten. Nach etwa 10 Versuchen, die Rampe auszufahren, stellte der Busfahrer fest, dass sich bei ausgefahrener Rampe die Tür nicht öffnen ließ. Er fuhr davon – wir blieben zurück. Pustekuchen, nun laufen wir. Am Piazza Zama fanden wir einen Bus, der eine Rampe aufklappen konnte – problemlos konnte ich einfahren. Die Rückfahrt war eine Katastrophe: Wir warteten am Corso Vittorio Emanuele II über eine Stunde auf einen von drei Buslinien. Der erste, der nach etwa einer Stunde eintrudelte, war dermaßen voll, dass wir nicht mehr hineinpassten. Der nächste kam 10 Minuten später, war leer und fuhr uns in in die Nähe unserer Wohnung.

Und kaum hatten wir unsere Wohnung erreicht, fing es an zu gießen. Nun musste aber Jaspers noch ausgeführt werden. Also Regenzeugs an und hinaus in den Parco della Caffarella.
 
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