Rom für Anfänger und Fortgeschrittene

Simone-Clio

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Rom für Anfänger und Fortgeschrittene


3. bis 9. September 2014


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"Ich fliege tatsächlich nach Bella Roma. Boarding in 15 Minuten." In der prompten Antwort auf diese SMS stand, es klinge so, als könnte ich es selbst kaum glauben, gleich unterwegs zu sein. Genauso war es. :nod:

Meine 17. Rom-Reise seit 2005 führte mich vom 3. bis 9. September in mein geliebtes Rom, das uns mit schönstem Sommerwetter verwöhnte.

"Wir", das waren 11 Reisegefährten, darunter drei Foristi: Gaukler, Balti und ich. Vier aus unserer Truppe waren Rom-Neulinge, zwei vor etwa 30 Jahren zum letzten Mal in Rom, drei bereits einige Male in Rom. Ich durfte mich zu den Fortgeschrittenen zählen und für Gaukler war es gar die 25. Rom-Reise.

Anfänger wie Fortgeschrittene kamen auf ihre Kosten während wir mal gemeinsam, mal gruppenweise, mal auf eigene Faust Rom durchstreiften.

Meine Erinnerungen halte ich in diesem Reisebericht fest und auch Gaukler wird einen Berichtsteil beisteuern.

Wir waren unterwegs zu bekannten römischen Orten, an denen es nicht nur Anfängern gefällt, hatten aber auch das Glück, ein paar "Leckerbissen" für Fortgeschrittene genießen zu dürfen.

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An dieser Stelle lege ich ein mitwachsendes Inhaltsverzeichnis an:

Römische Höhen und Tiefen
Odyssee einer Statue
Palatin und cimitero acattolico
Götter und Barbaren im Palazzo Altemps
Exkurs: La gloria dei vinti (Der Ruhm der Besiegten)
Centro storico mit Rom-Neulingen
Exkursion nach Tivoli
Ardeatinische Höhlen und Via Rasella
Villa des Maxentius
Stadion des Domitian
Kurzbesuch in den Vatikanischen Museen
Filarete-Portal und Brunnen auf dem Petersplatz
Vom Gianicolo zum Campo Santo und an den Tiber mit Giacomo della Porta und die Peterskuppel
Casa dei Cavalieri di Rodi
Garten der Villa Malta
Zusatzphotos zu den beiden letztgenannten Zielen
Villa Maraini - Istituto Svizzero Roma
Zusatzphotos: Teil 1 und Teil 2
 
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Am Flughafen Fiumicino erwartete mich Tim vom bestellten Shuttledienst. Obwohl ich erst ein Foto von ihm gesehen hatte, erkannte ich ihn bereits aus der Ferne, lange bevor ich meinen Namen auf seinem Tablet lesen konnte.

Bald nach meiner Ankunft in der Villa Maria, mitten im Grünen auf dem Gianicolo, machten Gaukler und ich uns gemeinsam mit den beiden jungen Rom-Neulingen C. & C. auf den Weg zur Piazza Venezia. Dies nicht ohne uns vorher noch in "meiner Pizzeria" ;) "Da Simone" mit leckeren Supplì
zu versorgen. :thumbup:

Römische Höhen und Tiefen

Als bekennende Freunde des Vittoriano überraschten wir die Rom-Neulinge mit einer Fahrstuhl-Fahrt hinauf zur obersten Terrasse des Monuments. Roma dal cielo, das war auch für mich eine Premiere!

In fast 80 Metern Höhe genossen wir einen prächtigen Blick auf die Stadt. Ganz wunderbar erkennt man von dort oben das traumhafte Stadtensemble, lernt sich bereits ein wenig zu orientieren und geniesst die römischen Farben.




Über den Sabiner Bergen zogen sich dunkle Regenwolken zusammen aber in Rom fiel kein Tröpfchen vom Himmel. Statt dessen entdeckten wir schwarzen Rauch nahe der Villa Medici, konnten aber nicht herausfinden, was ihn verursacht hat.








Zu den Fotos welche ich auf dem Vittoriano gemacht habe, gehören auch solche der beiden Quadrigen und ihrer Lenkerinnen, der Libertà und der Unità. Für die geflügelte Gestalt der Unità von Carlo Fontana stand anscheinend die römische Adlige Vittoria Colonna di Sermoneta Modell.


La Libertà



L'Unità



Nach diesem gelungenen Einstieg in die römische Gegenwart fuhren wir nach San Clemente und meine drei Begleiter machten sich an den Abstieg in die römische "Unterwelt", wo besonders die "Ersttäter" C. & C. interessante Einblicke in die römische Vergangenheit erwarteten.


Auf dem Rückweg zum Gianicolo kamen wir zum Piazzale Ostiense und ich war ganz hingerissen von der fast fertig restaurierten Cestius-Pyramide. In ihr nunmehr helles Grau mischt sich ein wenig Rosa, das ich dort nie vermutet hätte.


Dieser erste Rom-Abend klang sehr gemütlich bei einem leckeren Abendessen der sieben bereits anwesenden Reisegefährten im L’antica Roma in Monteverde vecchio aus. Im Garten der nächtlichen Villa Maria wurden gemeinsam Pläne für die kommenden Tage geschmiedet.
 
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Odyssee einer Statue

Am 4. September machte sich unsere Gruppe gemeinsam mit der Buslinie 75 auf den Weg zur Haltestelle Induno. Dort trennten sich unsere Wege. Ich fuhr mit der Tram 8 weiter zu deren Endhaltestelle an der Piazza Venezia und stieg die Cordonata empor zu den Kapitolinischen Museen denn ich hatte vor, der Michelangelo-Ausstellung (Siehe: Michelangelo - Treffen mit einem universellen Künstler) und ganz besonders deren Prunkstück, dem Cristo Portacroce, einen Besuch abzustatten.

Währenddessen führte Gaukler den Rest der Gruppe auf dem Palatin spazieren.

Bereits am Tag zuvor hatte ich mich bei diesem Anblick sehr darauf gefreut die Statue mit eigenen Augen sehen zu dürfen.


Nachdem ich mein Ticket gelöst hatte ging ich zuerst in den Innenhof des Konservatorenpalastes mit u.a. den Überresten der Kolossalstatue Kaiser Konstantins, die in der Maxentiusbasilika auf dem Forum aufgestellt war.


Beim Betrachten der Reliefs aus dem Hadrianstempel (Piazza di Pietra), welche unterworfene Völker in ihren Nationaltrachten zeigen, erlebte ich eine Überraschung. Ich besitze drei Dias aus den sechziger Jahren, welche meine Mutter als junge Frau in Rom zeigen, auf dem Forum, an der Spanischen Treppe und neben einem antiken Relief, das wir beide nicht zuordnen konnten.

Nun wusste ich, wo die Aufnahme gemacht worden war! Neben dem Relief links auf dem folgenden Foto! 8) Es handelt sich um die Personifizierung der Landschaft Achaia.


Nach dem Ende der Michelangelo-Ausstellung am 14. September gehört dieser Anblick mit einer Kopie des David in den Kapitolinischen Museen bereits der Vergangenheit an:


Mein Interesse galt, wie bereits erwähnt, dem Cristo Portacroce welcher auf den Ausstellungsplakaten abgebildet war.

Seit dem Tag, als Claude hier im Forum einen Beitrag über einen "Doppelgänger" von Michelangelos Christus in S. Maria sopra Minerva gepostet hat und seitdem ich wusste, dass eben dieser Christus Michelangelos aus Bassano Romano zur Ausstellung nach Rom reisen würde, hatte mich diese Geschichte nicht mehr losgelassen.

Ich wusste, dass ich kein eigenes Photo würde machen dürfen und so kann ich nur diese Gegenüberstellung bieten:


Links der Christus aus Bassano Romano
Rechts der Christus aus Santa Maria sopra Minerva

Die Christusfigur war das erste Ausstellungsstück und obwohl ich viele Bilder gesehen hatte, überwältigte mich ihr Anblick. Vor leuchtend blauem Hintergrund strahlte der weiße Carrara-Marmor heller als ich es vermutet hatte. Die Statue ist mit 2,05 Metern (ohne Kreuz) leicht überlebensgross Ich blieb sehr lange dort stehen und kehrte noch zweimal zur Statue zurück nachdem ich schon weitergegangen war.

Obwohl Claude in ihrem oben verlinkten Beitrag viele Einzelheiten berichtet hat, möchte ich es doch nicht versäumen Interessierten ebenfalls ein Résumé des "Kunstkrimis" rund um die zwei Christusstatuen Michelangelos anzubieten.

1514, vor genau 500 Jahren also, kam Michelangelo nach Rom und blieb bis 1516. Am 14. Juni 1514 erhielt er von dem jungen Adligen Metello Vari, welcher im Rione Pigna zu Hause war, den Auftrag für eine Statue des wiederauferstandenen Christus. Diese sollte in der Grabkapelle der Familie in S. Maria sopra Minerva aufgestellt werden. So hatte es die 1512 verstorbene Tante des Metello Vari, Marta Porcari, gewünscht. Den Block Carrara-Marmor, aus dem die Statue entstehen sollte, suchte Michelangelo selbst aus.

Die Arbeit war fast vollendet als eine schwarze Ader im Gesicht sichtbar wurde. Sie zog sich vom linken Auge des Christus bis zum Halsansatz hinunter, ein Grund für Michelangelo die Arbeit sofort abzubrechen.

Wenige Jahre später (1519/20) fertigte Michelangelo eine neue Version des Christus an, die wir noch heute ins S. Maria sopra Minerva sehen können. Am 20. März 1520 erreichte sie Rom und wurde Weihnachten 1521 enthüllt. Nun überliess Michelangelo die erste Figur Metello, welcher ihm im Gegenzug ein Pferd, etwa im Wert des Marmors, schenkte. Die von Michelangelo aufgegebene Statue blieb in Rom und wurde im Hof des Palazzos des Auftraggebers aufgestellt.

Nach dem Tod Metello Varis verlor sich die Spur der ersten Christusfigur.

Erst im Verlauf der Vorbereitungen zu einer Ausstellung über die Giustiniani in Rom 1998, wurde sie zufällig wiederentdeckt. Die Kunsthistorikerin Irene Baldriga kam im Zuge der Vorbereitungen für diese Ausstellung, deren Kuratorin Silva Danesi Squarzina war, nach Bassano Romano. Ein Mönch führte sie mehr oder minder zufällig in die Sakristei der Klosterkiche San Vincenzo. Dort stand die verstaubte Statue, deren künstlerische Qualität der Kunsthistorikerin auffiel. Auch sie trug, wie der Christus in S. Maria sopra Minerva einen nachträglich angebrachten Lendenschurz.

Aus der Nähe entdeckte die Kunsthistorikerin die schwarze Ader und erinnerte sich an Berichte über eine von Michelangelo wegen eines solchen Makels aufgegebenen Figur!

Heute wissen wir, dass die erste Version des Christus nach dem Tod Metello Varis auf dem Kunstmarkt für 300 scudi verkauft wurde und 1618 oder 1619 in den Besitz des marchese Vincenzo Giustiniani, eines bekannten Sammlers antiker Statuen, gelangte. Der niedrige Preis erklärt sich vor allem durch die damals herrschenden Zeiten: Es war die Zeit der Gegenreformation und ein nicht makelloser und zudem nackter Christus verkaufte sich nicht gut.

Giustiniani liess die Statue seinem Geschmack entsprechend umarbeiten. So wichen anscheinend die bisher geschlossenen Lippen des Christus einem leicht geöffneten Mund.

Sie wurde nicht in der ebenfalls in S. Maria sopra Minerva gelegenen Grabkapelle der Familie aufgestellt, sondern im Stadtpalast der Giustiniani. Auch erscheint sie nicht unter den aufgeführten Gütern in Vincenzo Giustinianis 2. Testament.

Eine Kirche wurde erst 1644 Aufstellungsort der ersten Fassung des Christus als Andrea Giustiniani den Cristo Portacroce in die Klosterkirche S. Vincenzo in Bassano Romano bringen liess. Die Giustiniani waren Herren von Bassano Romano und besassen dort eine prachtvolle Villa. Hier geriet die Statue in völlige Vergessenheit.

Sie stand zunächst lange in einer extra angefertigten Marmorädikula auf dem Hochaltar. In den 1970er Jahren wurde sie dann allerdings in die Sakristei "verbannt". Seit man erkannt hat, wer ihr "Vater" ist, steht sie natürlich wieder in der Kirche selbst.

Die Veränderungen an der Christusfigur wurden lange einem unbekannten Künstler zugeschrieben. Trotz des Fehlens offizieller Dokumente, glaubt der deutsche Professor Christoph Luitpold Frommel aufgrund stilistischer Merkmale die Hand des jungen Gian Lorenzo Bernini zu erkennen. Darauf suchte man vergeblich einen Hinweis in dem recht langen Text über den Cristo Portacroce in der Ausstellung der kapitolinischen Museen.

Wer auch immer das Gesicht des Christus überarbeitet hat, es ist ihm gelungen, die schwarze Ader sehr geschickt in eine tiefe Falte zwischen Nase und Mund zu integrieren, so dass man fast nach ihr suchen muss!

Die erste Fassung von Michelangelos Christusstatue ist nun nach Bassano Romano zurückgekehrt. Zu ihrem 500. Geburtstag veranstalten der Ort und das Kloster am 27. und 28. September Studientage. Siehe: BASSANO ROMANO TERRA DEI GIUSTINIANI

Meine Quellen für dieses Résumé habe ich hier verlinkt: Rom für Anfänger und Fortgeschrittene - Seite 7

Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis sah ich mir zwar noch den Rest der Ausstellung an und kam so auch in einem Raum mit einem schlafenden Amor und einem grossen Modell des Petersplatzes aber danach zog es mich wieder hinaus in die Sonne.




Von der Terrasse der Museen bot sich ein weiterer schöner Blick auf die Kuppeln und Dächer von Rom während am Himmel ein Hubschrauber mehrmals knatternd seine Runden drehte.



Ich verliess die Museen und kehrte zum Kapitolsplatz zurück.


Dann tauchte ich ein in die Gässchen des Centro storico, blickte hier und dort hinein:



Links: Blick auf die Rückseite von S. Ignazio und Hof des Collegio Romano an der gleichnamigen Piazza

An der Piazza S. Maria sopra Minerva wandte ich mich Richtung Pantheon und Piazza della Rotonda.


Über den Anblick der frisch restaurierten Fassade der Albergo Abruzzi freute ich mich nicht wirklich, mir gefiel die alte Patina besser.



Oktober 2013

Nun verspürte ich langsam Hunger und steuerte die Piazza S. Ignazio an, wo ich ein wahres römisches Festmahl im Le Cave di S. Ignazio genoss. Die zauberhafte Piazza gehört zu meinen Lieblingsplätzen in Rom. In dieser schönen Umgebung schmeckten mir Prosciutto al melone, Tagliatelle funghi porcini, Ananas und Espresso.







Nach ausgiebiger Rast ging ich durch die Via del Seminario zurück in Richtung Pantheon als mir auf der Strasse das folgende Plakat auffiel.



Eine Ausstellung über die Zeit zwischen Besetzung und Befreiung Roms, das klang interessant. Ich betrat das immer gut bewachte Gebäude und da ich zufällig noch das Original meines Ausweises dabei hatte, liess man mich ein und ich konnte mir auf zwei Etagen in den breiten Fluren der Bibliothek des Abgeordnetenhauses eine eindrucksvolle Ausstellung mit Dokumenten aus den Jahren 1943 und 1944 ansehen. Siehe: Camera.it - XVII Legislatura - Comunicazione - Mostre, concerti, convegni, conferenze Das erschütterndste Foto war dasjenige vom Fund der Leichen der erschossenen Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen.
 
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Götter und Barbaren

Mein letztes Tagesziel war das Museum im Palazzo Altemps an der Piazza di S. Apollinare, nördlich der Piazza Navona. In römischer Zeit lagen hier, zwischen Stadion des Domitian und Tiber die Werkstätten der marmorari, der Marmorbildhauer. Im Mittelalter dominierten Geschlechtertürme, Häuser und Gärten. Das Gebiet lag am Rande des Einflussbereichs der Orsini.

Von der Baugeschichte und den wechselnden Besitzern des Palazzo Altemps seit etwa 1480 berichtet der oben verlinkte Wikipedia-Artikel.

Leider habe ich es versäumt, Aussenaufnahmen des schönen Palastes mit seiner markanten von vier kleinen Obelisken umstandenen Dach-Altane zu machen. Der Palazzo Altemps ist heute einer der Standorte des Museo Nazionale Romano.

Er wurde 1585 für den Kardinal Mark Sittich von Hohenems (italienisiert: Marco Sittico Altemps) erbaut und beherbergt Sammlungen klassischer Kunstwerke. Hierzu gehört die Sammlung Ludovisi mit 104 Skulpturen, darunter Orestes und Elektra, Ares und der Kopf der Juno, sowie ein griechisches Original aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. mit dem Namen „Ludovisischer Thron”. Eine weitere Sammlung ist die des Kardinals Hohenems, die 15 Skulpturen der griechischen und römischen Antike umfasst. Außerdem sind auch die Sammlungen Mattei, Del Drago und eine ägyptische Sammlung zu besichtigen.
2005 hatte ich das Museum zum ersten und bislang einzigen Mal gemeinsam mit zwei Freundinnen besucht. Deutlich in Erinnerung geblieben waren mir vor allem die Abbilder des Ares und der Juno aus der Ludovisischen Sammlung.

Diese Erinnerungen wollte ich gerne auffrischen und gleichzeitig zur Vorbereitung einer künftigen Romreise mit dem besten Neffen von allen (BNVA) ;) den genauen Aufstellungsort eines ganz bestimmten Kunstwerks herausfinden, der sogenannten Medusa oder Erinnye Ludovisi.

Erwartungsvoll betrat ich zunächst einen der schönsten Innenhöfe Roms. Neben den vier Statuen, zieht besonders der Brunnen die Blicke an. Dekoriert ist er unter anderem mit zwei Hermen und einem springenden Steinbock auf blauem Grund. Von diesem Alpenbewohner dürfte es nicht besonders viele in Rom geben. Hier kommt er als Wappentier der Familie Hohenems aus Vorarlberg überall vor.



Nach der Einstimmung auf den Museumsbesuch im Innenhof begann ich meinen Rundgang, empfangen von einer ganzen Prozession griechisch-römischer Götter.





Artemis (oder Isis)
Fundort: Via Marmorata, Rom 2009



Ares Ludovisi
Sehr bekannt ist auch der sogenannte Ludovisische Thron. Das antike Stück wurde 1887 im Garten der Villa Ludovisi ausgegraben. Es handelt sich um ein griechisches Werk (um 460 v. Chr.) und soll aus einer Kolonie in Kalabrien stammen. Meistens liest man, dass hier die Geburt der Aphrodite aus dem Schaum des Meeres dargestellt ist.


Ich blieb lange davor stehen und rief mir in Erinnerung, was ich in dem schmalen Büchlein von Hans Carossa Winterliches Rom gelesen habe.

Der Autor hat den Ludovisischen Thron während eines nur zweitätigen Romaufenthalts 1935 gesehen und berichtet von einer anderen Deutung der mittleren Relieftafel durch einen Freund, Ludwig Curtius, in dessen Werk Antike Kunst Band II. Dass die beiden Mädchen links und rechts der Göttin auf Kieselgrund abwärts gehen, ist diesem ein Beweis dafür, dass es sich nicht um die Geburt von Aphrodite aus dem offenen Meer handeln kann. Auch die Tatsache, dass die Göttin ein Gewand trägt spricht nicht für Aphrodite. Die Griechen stellten sich die Geburt einer Göttin aus dem Meer nicht so vor. Es ist kein Wasser zu sehen und es finden sich auch keine Symbole für das Meer, wie z.B. Delphine. Curtius glaubt vielmehr, dass hier eine Unterweltsgöttin (Persephone?) von zwei Dienerinnen aus einem Erdschlund emporgehoben wird nachdem sie den Winter unter der Erde verbracht hat und nun emporsteigt um der Erde den Frühling zu bringen. Glücklich wendet sie das Gesicht dem Licht zu während die Dienerinnen sie in ein Laken hüllen.



Juno Ludovisi
Siehe: Goethes Juno - Das Goethezeitportal



"Tod des Galaters" ebenfalls aus der Sammlung Ludovisi

Leseempfehlung für diese Seite: Skulpturhalle Basel

Die Gruppe ist bei aller Dramatik von ergreifender Schönheit. Diese Ambivalenz ist bezeichnend für das Denkmal. Es ist nämlich ein Siegesmonument, das nicht den Sieger zur Darstellung bringt, sondern die Unterlegenen honoriert. Die dargestellten Gallier wirken trotz ihrer verzweifelten Situation nobel; Respekt und Bewunderung für die Gegner und auch deren Stärke wird hier spürbar: Genau das hebt aber zugleich auch die Leistung des Siegers hervor.
Im Raum mit dem sich selbsttötenden Galater und seiner bereits toten Frau fand zum Zeitpunkt meines Besuchs eine nun zu Ende gegangene Ausstellung statt, La gloria dei vinti - Pergamo, Atene, Roma.


Hier ein Video des Corriere dazu: Palazzo Altemps, «La gloria dei vinti»

In diesem Raum fand ich dann auch das Porträt der sogenannten Medusa oder Erinnye Ludovisi. Sie kommt in Max Frischs Homo faber vor. Siehe hier:

Im Roman betrachtet Walter Faber zusammen mit Sabeth ihre verschiedene Wirkung bei unterschiedlichem Lichteinfall.


Im Reisebericht Römisches Kaleidoskop, den sie gemeinsam mit Claude, Gaukler und mir zusammengestellt hat, berichtet Pasquetta über ihren Besuch im Palazzo Altemps und erwähnt dabei auch die

schlafende Erinnye, auch 'Medusa Ludovisi' genannt, Ende 19./Anf. 20. Jh. gehörte sie zu den berühmtesten Antiken Roms

Bis dahin dachte ich, dass sich dieses Werk in den Diokletiansthermen befindet. Das war vor der Einrichtung des Museums im Palazzo Altemps der Fall, aber nun nicht mehr.

Im ersten Moment war ich verblüfft, die sogenannte Erinnye oder Medusa in der Sonderausstellung über die Besiegten zu finden, aber dann erinnerte ich mich wieder an das Winterliche Rom Carossas.


Ein Freund, vielleicht der bereits erwähnte in Rom lebende L. Curtius, hatte ihm die Betrachtung dieses Kunstwerks, das er für pergamenischen Ursprungs hielt, empfohlen. Carossa zeigt sich (wahrscheinlich wie der Freund) wenig überzeugt davon, dass es sich bei dieser "Schlummernden" um einen wütenden Rachegeist handeln soll.

Vielleicht ist es ja wirklich eine weitere Unterworfene, die hier honoriert wird. Ein berührendes Werk ist es in jedem Fall.

EDIT vom 25.6.2020:
La misteriosa testa marmorea dormiente di Palazzo Altemps, nota come Erinni Ludovisi, è stata recentemente interpretata come la copia romana della testa di un'Amazzone ferita appartenente a un gruppo statuario pergameno.
Quelle

Von grösserer Leichtigkeit geprägt ist dieses Werk mit geflügelten Tänzerinnen:



In etwas seltsamem Kontrast dazu die Fresken aus dem Marienleben an der Decke.




Ein wunderschöner Ort ist die Loggia in der ersten Etage des Museums. Viele Kaiserbüsten sind dort aufgestellt, aber das Schönste sind die Malereien vom Ende des 16. Jahrhunderts.









Viele Vogelarten bevölkern die gemalte Pergola, darunter manche aus der Neuen Welt. Auch der Steinbock der Altemps findet sich hier noch einmal. Mein allerliebstes Bild ;) ist natürlich dieses:


Nach so vielen Eindrücken setzte nun nach und nach Ermüdung ein und ich war nicht mehr aufnahmefähig. Antinoos (Mitte) und zwei einander gegenüberstehende Apoll-Statuen gefielen mir gut aber dann wurde es Zeit, dem Palazzo Altemps Adieu zu sagen.





Ein nettes Café, wie im Chiostro del Bramante, wäre mir jetzt willkommen gewesen aber das gibt es nicht. Gezielt steuerte ich daher die von Claude empfohlene Cremeria Monteforte am Pantheon an und genehmigte mir das erste römische Eis während dieser Reise.




Melone, fichi d'India (Kaktusfeige) und Pistazie schmeckten hervorragend! :thumbup: Danach wurde es Zeit auf den Gianicolo "heimzukehren".


 
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Am 5. September hatte ich das Vergnügen K. & A., zwei Rom-Neulingen aus unserer Gruppe, Teile des Centro storico zu zeigen. Piazza del Popolo, Pincio, via del Corso und weitere Ziele, die mir wieder entfallen sind, hatten sie bereits in Begleitung anderer Reiseteilnehmer am Vortag angesteuert.

Centro storico mit Rom-Neulingen

Da wir vom Unterrichtsministerium aus mit der Tram 8 Richtung Centro storico fuhren, bot sich ein Ausstieg an der Haltestelle Arenula an.

Zum Auftakt statteten wir der Kirche San Carlo ai Catinari einen Besuch ab. Bei meinem Erstbesuch dort im Mai 2013 war das hochbarocke Innere, insbesondere die Kuppel, gerade in restauro und ich wollte mir das Resultat ansehen. An der Basis der Kuppel ist jetzt ein Netz gespannt. :eek:


Die Fresken von Domenichino an den Kuppelkonsolen stellen die vier Kardinaltugenden (Weisheit, Tapferkeit, Besonnenheit und Gerechtigkeit) dar.

Natürlich machte ich K. & A. auch auf diese hübsche Kuppel der Cappella di S. Cecilia mit den musizierenden Engeln aufmerksam:



Gleich daneben befindet sich die Kapelle der Madonna della providenza:


Als ich meinen beiden Begleitern einen Cappuccino in der schräg gegenüber liegenden Bar Bernasconi spendieren wollte, musste ich feststellen, dass sie leider geschlossen war. Ich hoffe, dass das nur vorübergehend sein wird.

Entlang der Via dei Giubbonari kamen wir zu S. Barbara dei librai und ein paar Schritte weiter zum Campo de' Fiori. Eine kleine Schar römischer Spatzen suchte Schatten unter dem Mantel von Giordano Bruno.


An der Piazza Farnese sahen wir uns den Palazzo, die Brunnnen und S. Brigida an. Uns zog der schöne Innenhof des Palazzo della Cancelleria an, wo jemand ein nettes Gärtchen angelegt hat. Die Ausstellung mit den Modellen von Leonardo da Vincis Maschinen besuchten wir nicht, zu angenehm war der herrliche Sonnenschein draussen. Den Shop hingegen verliessen K. & A. nicht ohne Andenken, die ihnen sicher noch oft ein Lachen ins Gesicht zaubern werden! :D




Bald erreichten wir die Piazza Navona, bewunderten die herrlichen Brunnen, besuchten S. Agnese in Agone und liessen uns von der mitreissenden Musik einiger Strassenmusikanten bezaubern.



Mein heimlicher Wunsch, Kardinal Müller möge das Photoverbot in seiner Titelkirche abgeschafft haben, ging leider nicht in Erfüllung.



Ein Blick ins herrliche Rund des Pantheon musste auch sein:


Das gemeinsame Mittagessen nahmen wir gutgelaunt an der Piazza S. Ignazio ein:


Die Deckenfresken von S. Ignazio verfehlten ihre Wirkung auf die Romfrischlinge nicht:




Der restaurierte Beli freut sich seines Lebens ;) an der schönen Piazza della Minerva, die durch ihn erst so richtig liebenswert wird.


Durch die Via dei Cestari gelangten wir zum Largo di Torre Argentina und gingen weiter zum Schildkrötenbrunnen und ins ehemalige römische Ghetto:



Am Tiberufer angekommen machte ich schnell noch ein paar Bilder dieses Hauses im italienischen Liberty-Stil:




Von der Piazza Cinque Scole aus kehrten wir zum Ausgangspunkt unsere Tour zurück und fuhren zufrieden in unser Quartier im Grünen.


Nun waren auch die letzten vier Reisegefährten unserer Gruppe, V. & G., A. und vE glücklich gelandet und am Abend machten wir uns noch einmal zum gemeinsamen Abendessen auf den Weg ins Zentrum. Dabei stellte ich dann, wie bereits erwähnt ( Libreria Herder offenbar vor dem Aus - Seite 3 ), fest, dass in der ehemaligen Libreria Herder an der Piazza Montecitorio ein Herrenbekleidungsgeschäft eröffnet hat:


Gemütlich schlenderten wir am Pantheon vorbei wieder Richtung Tram und Balti war so freundlich mich auf ein weiteres Eis aus der Cremeria Monteforte einzuladen. Nocciola und Mango schmeckten sehr lecker.
 
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Exkursion nach Tivoli





In Gaukis Begleitung: die beiden "Küken" ;) unter unseren Rom-Anfängern. Hier seht ihr sie 2 Tage zuvor nach erfolgreichem Aufstieg zur Aracoeli:


Die berühmte Himmels-Treppe haben sie bewältigt ganz bewusst, aber auch vollkommen leicht und locker :thumbup: 8) genau im Sinne von Rom-Führer Heinz-Joachim Fischer.

Da C. und ich bereits vor 20 Jahren begonnen haben, miteinander auf Fahrt zu gehen, wissen wir beide (und sicherlich auch Ch., ebenfalls bei den Pfadis beheimatet) sehr gut, was ein altes Lied uns sagt: Weiter Weg braucht wenig Worte.

So standen in Tivoli wie nun auch in diesem Beitrag im Vordergrund die gemeinsame Freude und der "wortlose" Eindruck (will sagen: ohne eingehende fachliche Vorbereitung) der antiken Ruinen. Wiewohl wir alle miteinander aufmerksam und gründliche sämtliche Beschreibungen dort studiert haben.

Immerhin sei noch vorausgeschickt dieser Einstieg zur

Villa Adriana
Gaukler schrieb:
Kaiser Hadrian (76-138 n. Chr.) ließ sich bei Tibur nicht nur "einfach" einen Palast erbauen, sondern errichtete auf dem Gelände eine Art antike Weltausstellung; Schareika spricht sogar von einem "eigenen Kosmos". Präsentiert werden sollten Orte bzw. Eindrücke, welche der Kaiser auf seinen Kriegszügen und Reisen durch das gesamte römische Imperium gesehen bzw. gesammelt hatte. So zum Beispiel aus Athen das Lykeion, der Empfangshof (Poikile) und das Tor der Agora; das Tempe-Tal in Thessalien; der Nilkanal zwischen Alexandria und Kanopus, geschmückt durch ein steinernes Nilkrokodil, vier Karyatiden, Amazonen und eine Kopie der Aphrodite von Knidos.

Nach Hadrians Tod wurde seine Villa Jahrhunderte hindurch "ausgeschlachtet" bzw. ausgeplündert; unter anderem bediente sich hier im 16. Jh. auch Kardinal Ippolito d‘Este, um seine Villa in Tivoli auszuschmücken.
Vgl. auch: Villa Adriana

Blick über das große Bassin auf der Ost-West-Terrasse.
Im Hintergrund Winterpalast (rechts) ...





... und Audienzhalle (links).




Weiterer Streifzug durch das weitläufige Gelände:




Altes Fischbecken im östlichen Teil des Winterpalastes (darunter eine Krypto-Portikus).






Sämtliche Nasoni der Villa Adriana sind mit Hahn ausgestattet. In aufgedrehtem Zustand eine ausgezeichnete Hut-Halte-und-Bewässerungs-Vorrichtung! :thumbup: 8)








Hadrians Kanopus-Nachbildung vor der großen Panorama-Banketthalle:



Auffallend auf diesen Bildern - und unerwartet ... nach den auch in und um Rom regnerischen Monaten Juli und August - die ausgeprägte Dürre 8O nicht künstlich bewässerter Grünflächen. Und richtiggehend trostlos wirkten sie am Venustempel auf dem Nymphäum, im Nordviertel der Villa. Darum hier nur meine Aufnahmen von Mai 2010:





Immer wieder großartig: Tiburtiner Berg-Kulisse.



Villa Gregoriana

Auch hier nur wenige Worte, unbekümmert der Wikipedia entlehnt:
Eine weitläufige Parkanlage (...), die antike römische Elemente mit einer romantischen Gartenanlage verbindet. Der Wasserfall des Flusses Aniene stürzt in der Villa 120 Meter in die Tiefe.
Nahezu ausschließlich diese beeindruckenden Wasserspiele verfingen sich in des Gauklers Strahlenfalle. :]

Erster Blick von der gegenüberliegenden Talseite aus (Strada provinciale 31A):





Die Kaskaden aus der Nähe betrachtet:









Abenteuerlich ist der Weg, welcher durch diese romantische Pracht hindurchführt. Oft auch recht steil ... und das Beste kommt zum Schluss: Um den Ausgang zu erreichen, hat man einen durchgehenden Anstieg zu bewältigen (ca. 70 Höhenmeter) vom Talgrund bis hinauf zum Vesta-Tempel.





Organisatorisches für Nachahmer steht hier nachzulesen: Wege nach und in Tivoli.
 
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Nach den bisherigen, vornehmlich heiteren Eindrücken aus Rom und dem römischen Umland, geht es nun mit einem ernsten Thema weiter, dem Besuch der

Fosse Ardeatine

Dieser Gedenkstätte des Zweiten Weltkrieges, welche an das dort am 24. März 1944 begangene Massaker erinnert, hat Gaukler im August 2013 einen fundierten Thread mit hervorragenden Bildern hier im Forum gewidmet, den ich allen interessierten Lesern ans Herz legen möchte: Fosse Ardeatine

Zum Thread kann ich momentan nichts beisteuern, da ich die Fosse Ardeatine noch nie besucht habe.
Nun, das wird sich irgendwann ändern lassen ... auch dafür schließlich schreiben wir ja hier im Forum. ;)

Am 6.9.2014 besuchten Gaukler und ich sowie unsere neun Reisegefährten die Ardeatinischen Höhlen.

Vom Piazzale Ostiense fuhren wir mit der Buslinie 118 hinaus zur Via Appia Antica und stiegen an der Kalixtus-Katakombe aus. Quer über das Gelände gingen wir zum Ausgang an der Via Ardeatina. Ein Stück weit stadtauswärts die Strasse bergab, gelangten wir zum Eingang der Gedenkstätte, Via Ardeatina 174.



Vor dem bronzenen Gittertor des Bildhauers Mirko Basaldella stimmte Gaukler uns alle auf den bevorstehenden Besuch dieses Ortes ein, berichtete vom Attentat italienischer Partisanen auf nationalsozialistische Polizeitruppen in der Via Rasella in Rom am 23. März 1944, der Vorbereitung der von den Nazis angeordneten schrecklichen Vergeltungsmassnahmen und dem Massaker von 335 Männern in den Tuffsteingrotten der Ardeatinischen Höhlen. Dann gingen wir sehr bewusst über die erhöhte Schwelle des Tores auf das Gelände, wo sich 1944, vor 70 Jahren, Furchtbares abgespielt hat.


Auf dem Photo oben erkennt man zwei gemauerte Stützwände. Nach den von der SS verursachten Explosionen um den Zugang zu den Höhlen und den erschossenen Opfern zu versperren, hatte es dort Einstürze gegeben.

Eine Bronzetafel weist den Weg zur Grotte der Exekution. Als wir näher kamen, mussten wir allerdings feststellen, dass dort momentan alles wegen Arbeiten abgesperrt ist.



Hier Gauklers Bilder vom vergangenen Jahr:

Gedenkstätte am Ort des Massakers:





Hier wurden wir abgeschlachtet
Opfer eines entsetzlichen Opfergangs

Aus unserem Opfertod
erwachse ein besseres Vaterland
und dauerhafter Friede unter den Völkern

Darunter aus Psalm 130, Vers 1, auf Latein und Hebräisch: Aus der Tiefe rufe ich zu dir, Herr

Leuchter mit Evangelistensymbolen



Nun wandten wir unsere Schritte zum Mausoleum. Dort sind die 323 identifizierten Leichname der Gefallenen bestattet und zwar in der Reihenfolge ihrer Bergung aus der Grotte der Exekution. Seite an Seite befinden sich, in 7 parallelen Doppelreihen, die Gräber der christlichen und der 70 jüdischen Opfer zwischen 15 und 75 Jahren. Das erste Grab ist symbolisch allen für Freiheit und Vaterland Gefallenen gewidmet.

Wenig Licht dringt durch waagerechte Spalten im Abdeckungsblock des Mausoleums. In einer Reihe entdeckte ich nebeneinander die Gräber von sechs (!) jüdischen Römern einer einzigen Familie.

Die Oberfläche der Gräber ist wie getretener Erdboden gearbeitet. Ursprünglich sollten es Boden- und keine Hochgräber werden.​




Die Gräber zieren meist ein Foto des Verstorbenen, Palmzweige, die man als Symbol des Martyriums deuten kann, sowie ein Kreuz, resp. ein Davidstern

Auch dem kleinen Museum, das der Zeit der deutschen Besatzung Roms 1943/44 gewidmet ist, statteten wir einen Besuch ab.



An den Wänden über den Schaukästen befinden sich von verschiedenen Künstlern geschaffene Kunstwerke.


Gegenüber des Eingangs eine goldene Plastik von Renato Guttuso. Sie bewahrt den Anblick, der sich bei der Bergung der Leichen nach der Entdeckung des Tatorts durch amerikanische Soldaten bot.



Wir kehrten zum Eingang zurück, in dessen Nähe diese monumentale Figurengruppe des Bildhauers Francesco Coccia steht. Sie zeigt, recht pathetisch, drei Opfer, einen Jugendlichen, einen reifen und einen alten Mann.


Benedikt XVI. hat den Fosse Ardeatine am 27. März 2011 einen Besuch abgestattet. Seine Ansprache endete mit folgenden Worten, mit denen ich diesen Berichtsteil beschliessen möchte:

Benedikt XVI. schrieb:
Deshalb besteht an diesem Ort, dieser schmerzvollen Gedenkstätte des schrecklichsten Übels, die wahrste Antwort darin, sich wie Geschwister bei der Hand zu nehmen und zu sagen: Vater unser, wir glauben an dich, und mit der Kraft deiner Liebe wollen wir gemeinsam in Frieden gehen, in Rom, in Italien, in Europa, auf der ganzen Welt. Amen.

Quelle: Besuch an der Gedenkstätte Fosse Ardeatine, Benedikt XVI., 27. März 2011

An unserem letzten vollständigen Tag in Rom kamen drei von uns auch zur

Via Rasella



Gedenktafel und Kranz für einige Opfer des Massakers in den Fosse Ardeatine
an der Mauer des Palazzo Barberini oberhalb der Via Rasella

In der Via Rasella fand der Anschlag statt, dessen Erwiderung am nächsten Tag das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen war.

Am 23. März 1944 – dem 25. Jahrestag der Gründung von Mussolinis „Fasci di combattimento”, der berüchtigten faschistischen Kampfbünde – führten junge Studenten, die sich in den GAP (Patriotische Aktionsgruppe) organisiert hatten, in der Via Rasella einen Anschlag auf die 156 Mann starke 11. Kompanie des III. Bataillons des Polizei-Regiments „Bozen“ durch.
Die Einheit marschierte jeden Tag in provokativer Manier strotzend vor Waffen und Nazilieder singend durch die Straßen von Rom, um von ihrem militärischen Trainingsplatz zu ihrer Kaserne zu gelangen. An diesem 23. März wurden die Soldaten von der GAP-Gruppe (unter ihnen Rosario Bentivegna, Carla Capponi, Franco Calamandrei und Mario Fiorentini) erwartet, die einen Handkarren der Müllabfuhr, der mitten auf der Straße stand, in eine Sprengbombe verwandelt hatten. Bentivegna legte das Feuer an die Zündschnur und die Bombe explodierte in dem Moment, als die Hälfte der Polizeieinheit den Müllkarren passiert hatte. Zeitgleich eröffneten andere GAP-Mitglieder das Feuer mit Schusswaffen auf die Einheit, die mit automatischen Waffen zurück schoss. Da die Soldaten meinten, die Schüsse kämen aus den Häusern, nahmen sie diese unter Beschuss. Durch den Anschlag wurden 33 Männer des Polizei-Regiments „Bozen“ getötet, 67 verwundet.
Quelle: Via Rasella


Ob die kleine "Madonella" die Ereignisse von 1944 "miterlebt" hat konnte ich nicht herausfinden.

Während wir dort standen musste ich auch an Rosario Bentivegna und Carla Capponi denken. Nach unserer Rückkehr habe ich versucht mehr über diese beiden inzwischen verstorbenen Partisanen herauszufinden.

Wer sich für ihr Leben interessiert, liest vielleicht gerne folgende Seiten:

Italien: Partisan der "Via Rasella" - Politik - Tagesspiegel

Bentivegna hat bis zuletzt über seine Erfahrung im Widerstand im In- und Ausland an Schulen und Universitäten berichtet. Das Attentat in der Via Rasella rechtfertigte er in mehreren Prozessen nach dem Krieg, verschwieg aber auch nicht sein Leiden daran. Nach der Tat habe er einen Tag lang zitternd und unfähig zu jeder Bewegung verbracht, sagte er vor sechs Jahren bei einem Auftritt in Kreuzberg. Es sei der schlimmste Tag seines Lebens gewesen.
Rosario Bentivegna wurde von Beruf Arzt. Er starb am 2. April 2012.

Frauen im bewaffneten Widerstand der gruppi di azione patriottica

Carla Capponi, Deckname "Elena", und Laura Garrone planten und führten zusammen mit anderen Gappisten ihrer Gruppe am 23. März 1944 den Anschlag auf ein deutsches Polizeibataillon in der Via Rasella in Rom aus, bei dem 33 deutsche Soldaten durch eine Bombenexplosion getötet wurden. Das Polizeibataillon aus Bozen war nach Rom beordert worden, um die Stadt von "Banditen", wie die Nazis die PartisanInnen nannten, zu säubern. Capponi und Garrone hatten zuvor zusammen mit zwei anderen Gappisten die vier benötigten Bomben sorgfältig präpariert und zusammengebaut. Am Tag des Anschlags, dem 23. März, verspätete sich das deutsche Polizeibataillon mit den 156 Soldaten über eine Stunde. Capponi, die an der Straßenecke zur Via Rasella auf Beobachtungsposten stand, musste spielende Kinder unter dem Vorwand vertreiben, es stünden Durchkämmungsaktionen der Deutschen bevor. Als die Truppen schließlich in Sicht waren, gab Franco Calamandrei, Deckname "Cola", das Startzeichen für die Aktion, indem er seinen Hut lüftete. Der als Straßenkehrer verkleidete Gappist Rosario Bentivegna zündete die Bombe, die auf seinem Müllwagen deponiert ist und verließ schleunigst die sich an dieser Stelle verengende Via Rasella, an der die Soldaten vorbeiziehen sollten. Er hatte 56 Sekunden Zeit bis zur Detonation. Als er Carla Capponi erreichte, wurden beide vom Luftdruck der Explosion nach vorne gedrückt. Die Aktion war geglückt. Beide wandten sich wie verabredet in Richtung Piazza Vittorio.
Carla Capponi war nach dem Krieg lange Abgeordnete des PCI. Sie starb am 24. November 2000.

Vor 70 Jahren - Massaker in den Ardeatinischen Höhlen (Archiv)

In Italien wird nach wie vor über die Legitimität des Anschlags in der Via Rasella diskutiert, bei dem auch ein zufällig anwesendes Kind getötet wurde. Während einige dem Widerstand eine Art Mitschuld an der Geiselerschießung in den Ardeatinischen Höhlen zuschreiben, weil man durch den Anschlag das Massaker provoziert habe, verteidigen andere das Attentat als eine "notwendige Kriegshandlung". Diese Ansicht hat auch die italienische Rechtsprechung mehrfach bestätigt. Der Historiker Lutz Klinkhammer:
"Und daran zeigt sich, dass die damals geschlagenen Wunden bis heute nicht verheilt sind. Obwohl es ein nationales Symbol ist, ist es nach wie vor ein hochsensibler Erinnerungsort, an dem sich die Geister scheiden."
Das beweist wohl auch die Tatsache, dass der Wunsch Bentivegnas und Capponis, auf dem Cimitero Acattolico ihre letzte Ruhe zu finden, von der Friedhofsverwaltung abgelehnt wurde. Darüber hatte ich bereits im Mai etwas gelesen. Siehe: Nuovo no a Capponi e Bentivegna nel camposanto dei Poeti - Corriere.it

Vor wenigen Tagen, am 22. September 2014, fand ich dann folgende Meldung Addio a Capponi e Bentivegna Da via Rasella alle ceneri nel Tevere - Corriere.it

Inzwischen hat die Tochter von Rosario Bentivegna und Carla Capponi, Elena Bentivegna, die Asche ihrer Eltern in den Tiber gestreut. Vgl.: No alle ceneri dei gappisti Bentivegna e Capponi nel cimitero acattolico La figlia: "Disperderò le ceneri nel Tevere" - 1 di 8 - Roma - Repubblica.it

La replica della figlia Elena: "I miei genitori avevano
espresso come primo desiderio quello di avere le loro ceneri disperse nel Tevere. In seconda battuta, - continua Elena - avevano chiesto di essere sepolti al Cimitero acattolico per lasciare un punto di riferimento ai posteri".
Die Opfer des Attentats in der Via Rasella liegen auf dem Cimitero Militare Germanico di Pomezia 30 km ausserhalb von Rom.​

 
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Von den Fosse Ardeatine aus fuhr Simone zurück in die Stadt, während wir anderen zunächst in die Kalixtus-Katakombe hinunterstiegen und sodann die Via Appia antica mit unserem Spaziergang beehrten. 8)

Auch ich legte im weiteren Tagesverlauf den Schwerpunkt auf das antike Rom. Mit einem Bus der Linie 218 fuhr ich von der Via Ardeatina nach San Giovanni in Laterano. An der der Kirche SS. Salvatore della Scala Santa mit dem Leonischen Triclinium vorbei


ging ich zur Anfang September Noch-Endhaltestelle der Linie 117, nichtsahnend, dass es zum letzten Mal sein würde. :( Siehe: Linie 117: capolinea an S. Giovanni - Seite 2 .

In der Via Due Macelli stieg ich in die Linie 116 um und liess mich zum Nordende der Piazza Navona schaukeln. Seit einigen Monaten kann man direkt dahinter zu den Arkaden des

Stadion des Domitian


hinuntersteigen. Siehe: Stadion des Domitian (Piazza Navona) wieder zu besichtigen

Die Piazza Navona entspricht bis heute der Arena des Stadions.


Blick aus dem Palazzo Braschi auf die Piazza Navona

Zur Geschichte des Stadions findet sich hier im Forum ein eigener Thread: Stadion des Domitian (Piazza Navona)

cellarius schrieb:
Domitian hatte das Stadion 86 n. Chr. erbauen lassen, um die griechischen Sportarten - den Wettlauf etwa - zu fördern, die sich bei den Römern nicht allzu großer Beliebtheit erfreuten, dafür aber vom Kaiser umso mehr geschätzt wurden. In diesem Jahr führte er einen Wettkampf nach griechischem Vorbild zu Ehren des Iuppiter Capitolinus ein: Der Certamen Capitolinus umfasste athletische Wettbewerbe, Wagenrennen und musikalische Darbietungen.

Die letzten Spiele fanden im Jahr 407 statt, danach verfiel das Stadion. Im Mittelalter diente es, wie das Kolosseum, als Wohnort.

Am Eingang in der Via di Tor Sanguigna 3 zahlte ich im Shop mit Kasse 5 € Eintritt, erhielt ein Faltblatt mit Informationen in englischer und italienischer Sprache und stieg dann eine Wendeltreppe hinunter auf antikes Niveau.


Lage des Stadions auf dem Marsfeld

Obwohl die Ruinen vielleicht nicht die grosse Attraktion sind, fand ich es spannend zwischen den Arkaden herumzugehen, durch die in römischer Zeit die Zuschauer zu ihren Sitzplätzen strömten, vor Treppen zu stehen, die zu den oberen Rängen führten, Reste der Ausstattung zu betrachten und den Versuch zu unternehmen, mir einen Wettkampftag hier im Stadion auszumalen.

Ein Modell aber auch ein Videofilm führen vor Augen wie das Stadion einst aussah. Plakate berichten in italienischer und englischer Sprache vom antiken Gebäude, den Ausgrabungen in den 1930er Jahren, den Sportarten, die hier praktiziert wurden und anderen Sportstätten im antiken Rom.

Doch lassen wir nun Bilder sprechen:










Hier erkennt man, mehr schlecht als recht, die Überreste einer Statue des Pothos.
Zum Vergleich: Statue des Pothos in der Centrale Montemartini




Bei der Skulptur handelt es sich um einen sogenannten lykischen Apoll nach einem Original des Praxiteles.



Eine Statue des Dionysos in der typischen Pose befindet sich im Palazzo Altemps:




Die Photos, die man auf meinen Bildern ab und zu sieht gehörten zu einer inzwischen zu Ende gegangenen Ausstellung:












Nach dem Besuch im Stadion liess ich einen abwechslungsreichen Morgen bei einem leckeren Mittagessen an der frischen Luft Revue passieren und überlegte, wie ich den Nachmittag verbringen wollte.

 
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Spontan entschied ich mich für einen Kurzbesuch in den Vatikanischen Museen. Gegen viertel nach drei Uhr traf ich vor dem Eingang ein. Ausser mir war kein Mensch zu sehen! Auch während etwa der ersten Hälfte meines Rundganges war es herrlich leer in den Höfen und Räumen. Erst nach und nach traf ich auf immer mehr Besucher und in der Sixtinischen Kapelle war es voll, wie immer.

Ich blieb nur rund eineinhalb Stunden von etwa 15.30 bis knapp 17 Uhr und machte mich auf die Suche nach bestimmten Kunstwerken, deren Standorte mir nur ein ungefährer Begriff waren. Zunächst wies mir eine bunte Kopie des Augustus von Primaporta freundlich den Weg. ;)


Kurzbesuch in den Vatikanischen Museen



Basis der Antoninus-Pius-Säule

Als ich auf diese Terrasse hinaustrat, hatte ich mein erster Ziel vor Augen, wenn auch nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Basis der Antoninus-Pius-Säule war leider eingerüstet und hinter einer Plane mit dem Photo der Vorderseite des Monuments versteckt.

Wikipedia schrieb:
Die Basis wurde im Jahr 1703 auf der Piazza Montecitorio gefunden. Gleich östlich davon befindet sich die Mark-Aurel-Säule. Die Säule der Antoninus Pius wurde hingegen zersägt, um bei der Restaurierung des Meridians des nahe gelegenen Solarium Augusti eingesetzt zu werden. Nur der obere Teil war noch vorhanden. Die Basis der Antoninus-Pius-Säule ist heute in den Vatikanischen Museen ausgestellt.


Dennoch für Interessierte hier eine Beschreibung:
Die Frontseite ziert eine Darstellung der Vergöttlichung (Apotheose) des Kaisers und seiner Gattin Faustina.
Auf der Rückseite befindet sich eine Inschrift mit folgendem Wortlaut: Divo Antonino Aug(usto) Pio / Antoninus Augustus et / Verus Augustus filii. Die Adoptivsöhne und Nachfolger von Antoninus Pius, Mark Aurel und Lucius Verus liessen die Säule unweit der Stelle seiner Einäscherung auf dem Marsfeld errichten.
Die beiden Seitenteile zeigen einen Parademarsch berittener Soldaten rings um Soldaten mit Feldzeichen. Ein solcher decursio equitum war Teil der Begräbnisfeierlichkeiten und fand auch beim Begräbnis von Kaiser Augustus statt. Antoninus Pius und Faustina wurden im Mausoleum des Hadrian, der heutigen Engelsburg bestattet.



In der Mitte sind Antoninus Pius und Faustina die Ältere dargestellt, die von einem geflügelten Genius in den Himmel getragen werden.
Ihr Aufstieg wird von Adlern begleitet und ein Adler ziert auch das Zepter des Kaisers


Die geflügelte Gestalt wird manchmal als Aion, die Personifikation der Ewigkeit, interpretiert


Links eine Personifikation des Marsfeldes mit dem Obelisken des Horologiums des Augustus


Rechts sitzt die Göttin Roma.
Auf ihrem Schild sind Romulus und Remus mit der Wölfin abgebildet.
Mit erhobener Hand grüsst sie das Herrscherpaar.

Sehr interessante Bilder und Texte (in italienischer Sprache) bietet die Website des italienischen Abgeordnetenhauses. Mit einer eingebauten Lupe kann man die kleinen Texte auf den Piranesi-Stichen lesen. :thumbup:

Pianta di Montecitorio e delle 'insule' adiacenti / Stampe e dipinti del Palazzo di Montecitorio / Montecitorio / Camera dei deputati - Portale storico
La colonna e la base con la dedica ad Antonino Pio / Stampe e dipinti del Palazzo di Montecitorio / Montecitorio / Camera dei deputati - Portale storico und
Veduta del Piedestallo dell'Apoteosi di Antonino Pio, e di Faustina sua moglie nella Piazza di Monte Citorio / Stampe e dipinti del Palazzo di Montecitorio / Montecitorio / Camera dei deputati - Portale storico

Hoffentlich wird man die Säulenbasis eines nicht zu fernen Tages wieder in voller Pracht bewundern können.

Bereits vor meiner Romreise hatte ich gelesen, dass die Säulenbasis nicht immer auf der abgebildeten Terrasse stand sondern zuvor im Cortile della Pigna, hinter dem Pinienzapfen.



Hier ein schönes Photo der Basis an dieser Stelle Anfang des 20. Jahrhunderts: Roma Sparita - San Pietro

Seitenteile des Mattei-Sarkophages mit Mars und Rhea Silvia

Seit ich mich 2013 mit der Vorderseite des Sarkophags, die sich im Palazzo Mattei di Giove befindet, beschäftigt habe und Pasquetta den ungefähren Aufbewahrungsort der beiden Seitenteile in den Vatikanischen Museen ausgemacht hat, war es mein Wunsch diese anzuschauen. Siehe dazu bei Interesse: Römisches Mai-Wochenende mit "Cortili aperti" - Seite 13 und die folgenden Beiträge.

Gespannt betrat ich den Cortile ottagono oder Cortile ottagonale und las zunächst aufmerksam den interessanten Text der abgebildeten Tafel:



In ihren Kabinetten standen der Apollo von Belvedere, die Laokoon-Gruppe und sicher auch der Perseus Canovas, den ich allerdings nicht mag. Das vierte, sogenannte Antinoos-Kabinett, habe ich sowohl im Mai 2013 als auch nun im September 2014 verschlossen vorgefunden. Es ist anzunehmen, dass der dort "beheimatete" Hermes in restauro ist.


Mich zog sehr schnell diese Statue an, die sogenannte Venus Felix.




Unter den Arkaden links und rechts der Göttin fand ich dann das Gesuchte! Ganz links an der Wand ist einer der beiden Seitenteile des Mattei-Sarkophags mit dem Gründungsmythos von Rom eingemauert:


Das Flachrelief dieser Nebenseite zeigt Mars mit Rhea Silvia, den Flussgott Tiber und den Berggott Aventinus (?) in einer Felsenlandschaft mit Bäumen und zwei Ziegen.


Von der Anhöhe steigt ein jugendlich wirkender Mars mit Tunika, Stiefeln Helm, Schwert und Schild herab. Er führt die, gebeugte widerstrebende (?), ganz in einen Mantel gehüllte Rhea Silvia den Hang hinunter zum Flussgott Tiber. Dieser lagert, gross, mit Bart und einem weiten Mantel (unten rechts) und stützt einen Arm auf eine Wasser verströmenden Vase. Über ihm erkennt man einen Berggott, wahrscheinlich Aventinus.


Aventinus Silvus war der Legende nach ein Nachfahre des Äneas und König von Alba Longa. Der Tiber schickt sich an, Rhea Silvia zu heiraten und in sein nasses Reich aufzunehmen.

Am anderen Ende der Längswand unter den Arkaden der Venus Felix ist der zweite Nebenteil eingemauert.


Sein Motiv ist die kapitolinische Wölfin mit den Zwillingen Romulus und Remus in ihrer Höhle. Die Wölfin blickt sich zu den Kindern um, die nach ihrem Euter greifen.


Über dem Felsrand der Höhle sieht man den Oberkörper von zwei Hirten mit runden Hüten und einem Hirtenstab. Einer scheint die Hand nachdenklich an seinen Bart zu legen, während der andere staunend (?) den Arm hebt. Könnte es sich, wie bei ähnlichen Darstellungen um eine Personifikation des Palatinus handeln, sowie um Faustulus, der dort lebte?


Den Beweis dafür, dass diese Nebenseite tatsächlich zur Vorderseite im Palazzo Mattei gehört befindet sich links vom Kopf der Lupa. Dort erkennt man zwei Beinchen eines fliegenden Wesens. Sie gehören zu einem kleinen Amor auf der Vorderseite des Sarkophages!


Ich verliess den achteckigen Cortile Richtung Sala degli animali und gelangte bald in den Musensaal.


Dort fand ich auch "meine Freundin" ;), die Muse Clio, die ich vergangenes Jahr nicht angetroffen hatte.

Clio, die Muse der Geschichte



Es folgen noch ein paar wenige weitere Photos von meinem lohnenden Kurzbesuch der Vatikanischen Museen:



Der Porto di Traiano, den ich beim Anflug auf Fiumicino unmittelbar vor der Landung aus dem Flugzeug gesehen habe


:) Für Hase :)

Eigentlich wollte ich, wie bereits im Mai 2013, einige Photos der Bronzi del Sinodo von Lello Scorzelli für einen künftigen Forums-Beitrag machen, musste dann aber erstaunt feststellen, dass das nicht möglich war. Der ganze Raum war durch eine Sperrholzwand mit diesem Schild abgetrennt, das Werk Scorzellis vielleicht nicht dahinter.


Bilder von Mai 2013



Links Papst Paul VI.

 
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Filarete-Portal des Petersdoms


Durch die Frage der Forista rikmanfredson zu bestimmten Schriftzeichen an einer der Türen des Petersdoms im April 2014 (Siehe: Petersdom: Schriftzeichen an einer der Türen) und meine Beteiligung an der Suche nach Informationen über diese pseudo-arabischen Schriftzeichen (Siehe: Petersdom: Schriftzeichen an einer der Türen - Seite 2 ) war mein Interesse an diesem Kirchenportal geweckt.

An Büchern und Webseiten zum Portal und dem Renaissance-Bildhauer Filarete, eigentlich Antonio Averlino, herrscht wahrlich kein Mangel. Ich möchte mich auf einige Aspekte beschränken, die mein besonderes Interesse gefunden haben.

Das zweiflügelige Bronzeportal ist das mittlere der fünf, die in den Petersdom führen und wurde zwischen 1433 und 1445 von dem Florentiner Bildhauer und Architekten Filarete und seiner Werkstatt im Auftrag von Papst Eugen IV. für den Bau von Alt-Sankt-Peter geschaffen. Die Bronzeplatten sind auf einen Holzkern genagelt. 1618 liess Papst Paul V. Borghese die Tür für den neuen Petersdom vergrössern und als Mittelportal einsetzen. 1962 wurde es restauriert.

Eine allgemeine Beschreibung entleihe ich dem Wikipedia-Artikel über das Portal des Filarete:

Wikipedia schrieb:
Dargestellt werden in sechs großen Feldern Christus Pantokrator und Maria, darunter Paulus und Petrus, der Papst Eugen IV. den Schlüssel überreicht, und in den unteren Feldern das Martyrium der beiden Apostel: die Enthauptung des Paulus und die Kreuzigung des Petrus. Zwischen den sechs Hauptbildern sind wichtige Ereignisse aus der Vita des Auftraggebers dargestellt. Der florale Rahmenfries enthält Szenen aus der griechischen Mythologie, aus Fabeln des Aesop, Szenen aus der vom Livius überlieferten römischen Geschichte und aus den Eklogen Vergils.
Die Bilder des Portals folgen einer gelehrten theologischen, vom frühen Humanismus geprägten Ikonographie. Bildlich vermittelt werden sollen Probleme der Zeit, in denen das Konzil dem Papsttum den Anspruch auf den Primat streitig machte.

Eigentlich sollte unsere gesamte Reisetruppe am Sonntag Morgen den Petersdom gemeinsam besuchen und auf die Kuppel steigen aber daraus wurde dann nichts und somit bin ich froh, spontan am Samstag, nach dem Besuch der Vatikanischen Museen, noch zum Petersplatz und dem Petersdom gelaufen zu sein, um ein paar erste Bilder zu machen. Bei diesen ist es dann geblieben.

Vom Feld mit der Darstellung des Paulus habe ich leider keine Einzelaufnahme. Neben ihm steht eine Vase mit Lilien auf denen ein Vogel sitzt. Das ist ein eher unübliches Attribut für Paulus und erklärt sich wahrscheinlich durch die Worte Jesu über Paulus in der Apostelgeschichte:

(...) dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel.
Lateinisch heisst es für "auserwähltes Werkzeug", vas electionis! :idea:

Das Martyrium des Paulus


Die kleine Medaille in der Mitte des dekorativen Frieses zeigt ein Porträt Filarete im Profil. Er hat sich stolz mehrfach selbst auf seinem Portal abgebildet. (Siehe: Die Signaturen Filaretes)

Das Martyrium des Petrus


Mein besonderes Interesse galt jenem schmalen Band zwischen der Abbildung des Paulus und jener seines Martyriums.


Dargestellt sind dort die Krönung Kaiser Sigismunds von Luxemburg durch Papst Eugen IV. am 31. Mai 1433 sowie der anschliessende Ritt von Papst und Kaiser über die Engelsbrücke zum Lateran.

Die Kaiserkrönung Sigismunds

Ferdinand Gregorovius schreibt über die Ankunft und den Aufenthalt Sigismunds in Rom:

Er ritt in Rom ein, am 21. Mai 1433, auf einem weißen Roß, unter goldenem Baldachin, ein freundlicher Herr mit ergrauendem Bart, würdevoll und voll Humanität. Er nahm Wohnung im Palast des Kardinals von Arles am St. Peter. Eugen IV. krönte ihn am 31. Mai, worauf der Kaiser die Konstitution seiner Vorgänger in bezug auf den Kirchenstaat und die Immunität des Klerus bestätigte. Bei seinem Krönungsritt nach dem Lateran fehlten die strahlenden Ritter, die Städteboten, die großen Vasallen Italiens, und des Kaisers Roß führten statt der Senatoren oder Barone der Soldan, das heißt der Polizeikapitän des Papstes, und ein Römer vom Haus Mancini. Auf der Engelsbrücke schlug er viele Herren zu Rittern, unter ihnen auch Kaspar Schlick, den er zum lateranischen Pfalzgrafen erhob. Durch den Akt seiner Krönung hatte sich Sigismund den Traditionen des Mittelalters wieder zugewendet und der neuen Zeit abgekehrt; dagegen hatte der Papst durch sie eine moralische Stärkung gegenüber dem Reformkonzil erlangt. Er gewann jetzt vom Kaiser, was ihm der römische König nicht zugestanden: Sigismund erkältete für das Konzil. Noch bis zum 14. August blieb er in Rom, im freundlichsten Verkehr mit dem Papst und eifrig mit der Besichtigung der Monumente der Stadt beschäftigt, wobei ihm der berühmte Antiquar Cyriacus von Ancona zum Führer diente.
Quelle: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter von Ferdinand Gregorovius - Text im Projekt Gutenberg


Sigismund kniet vor Papst Eugen und hält in der einen Hand das Schwert, in der anderen den Reichsapfel.

Der Ritt zum Lateran


Rechts Papst und Kaiser zu Pferd, ihnen gegenüber der Gonfaloniere der Kirche, der päpstliche Bannerträger, ein Ritter und ein Knappe mit Hund.


Bei einem nächsten Besuch im Petersdom hoffe ich mehr Bilder von den schönen Ranken, mit Blumen und Früchten, kleinen mythologischen Szenen und schönen Porträts römischer Kaiser und Kaiserinnen mitbringen zu können. Auf dem folgenden Photo kann man die kapitolinische Wölfin mit Romulus und Remus erkennen:


Wer dazu selbst ein wenig stöbern möchte, findet unter folgenden Links Informationen und tolle Photos:

Days of Peace - Reading Ovid in St. Peter's

Le porte del Filarete - Alchimia la Scienza dei folli
Liste der mythologischen Szenen in italienischer Sprache

Category:Filarete Doors - Wikimedia Commons besonders: Category:Filarete Doors - Frames - Wikimedia Commons

Nun wurde es aber wirklich Zeit auf den Gianicolo "heimzukehren" denn am Abend waren Gaukler und ich mit den beiden Foriste Sira und Patta zum Essen verabredet.

Die Zwillings-Brunnen auf dem Petersplatz

Im Vorbeigehen fiel mir allerdings noch auf, dass der rechte Brunnen auf dem Petersplatz zwecks Renovierung eingerüstet war. Sponsor war offensichtlich das italienische Erdöl- und Energieunternehmen Eni.



Wie oft habe ich mich unterwegs in Italien an deren Logo erfreut. Die erstaunlichen sechs (!) Beine des feuerspeienden Hundes symbolisieren die vier Räder des Autos und die zwei Beine des Automobilisten. 8)

[FONT=&quot]Secondo l'interpretazione ufficiale della società, le sei zampe del cane simboleggiano le quattro ruote dell’automobile e le due gambe del guidatore[/FONT]
Quelle: Cane a sei zampe - Wikipedia

Der bereits fertig restaurierte Brunnen führte leider kein Wasser.


Vor drei Tagen, am Sonntag, dem 19. Oktober 2014, habe ich während der Übertragung der Seligsprechungszeremonie für Papst Paul VI. gesehen, dass der rechte Brunnen inzwischen fertig restauriert ist aber ebenfalls noch keinen Wasserstrahl emporschickt. Hoffentlich erfreuen beide die Vatikanbesucher bald wieder mit ihren mächtigen Fontänen!

Inzwischen habe ich mich näher mit dem beiden "Zwillingsbrunnen" beschäftigt.

Maderno-Brunnen
1614



2005

Der nördliche oder rechte Brunnen (wenn man auf die Fassade des Petersdoms blickt) ist der ältere von beiden und ein Werk von Carlo Maderno aus dem Jahr 1614. Zuvor gab es bereits einen Brunnen und eine Pferdetränke auf der Piazza S. Pietro. Als die neue Fassade des Petersdomes stand, beauftragte Paul V. Maderno mit dem Bau eines neuen Brunnens. Er ist 8 Meter hoch und die runde Granitschale wurde nach ihrer Restaurierung als einziges Element vom alten Brunnen aus dem Jahr 1490 übernommen.

Fontana-Brunnen
1675


2009

Den südlichen oder linken Zwillingsbrunnen errichtete Carlo Fontana 61 Jahre später, 1675. Der Maderno-Brunnen wurde etwas verlegt um gemeinsam mit dem Fontana-Brunnen in einer Achse mit dem Obelisken zu stehen. Am 28. Juni 1675 wurden beide erstmals zusammen in Betrieb genommen.

Beide Brunnen beziehen ihr Wasser aus der Acqua Paola über eine 64 km lange Wasserleitung aus dem nordwestlich von Rom gelegenen Braccianosee. Seit einer Renovierung des Fontana-Brunnens während des Pontifikats von Papst Paul VI. schicken beide Brunnen ihr Wasser nicht mehr so hoch in den vatikanischen Himmel, wie früher. Damals sorgte der höhere Wasserdruck für 8 Meter hohe Fontänen. Siehe z.B. dieses Photo aus dem 19. Jh.

Diese Renovierung ist durch eine Inschrift am Sockel des Brunnens dokumentiert. Siehe mein Photo von 2008:


Hier noch der Link zu einem interessanten Video in italienischer Sprache über die Restaurierung der Brunnen: Vatican Magazine "Nuova luce per le fontane" 18-07-2014 - YouTube
 
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Am Sonntag, dem 7. September haben wir sehr zeitig gefrühstückt und uns dann alle 11 gemeinsam zu Fuss auf den Weg von unserem Quartier über den Gianicolo nach St. Peter und zum Campo Santo gemacht um dort um 9 Uhr an der Messe in deutscher Sprache teilzunehmen.

Unterwegs bot sich uns dieser herrliche Blick auf die Kuppel des Petersdoms:
Ihr Anblick fasziniert mich immer wieder, ob aus der Nähe oder aus der Ferne, ob bei Tag oder bei Nacht. Bevor wir unseren Sonntagsspaziergang fortsetzen, möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Beitrag zur Würdigung der Rolle Giacomo della Portas beim Bau der Kuppel leisten.

Giacomo della Porta und die Peterskuppel

In seiner Ausgabe 24/2011 hat der deutsche Osservatore Romano einen sehr beachtenswerten Artikel mit dem Titel "Studie zur Struktur und Statik der Petersdomkuppel. Wichtige neue Details entdeckt" veröffentlicht. Einen Teil kann man im Netz lesen Siehe: Kultur der archivierten Ausgabe 24/2011 des Osservatore Romano. Der Autor, Sandro Barbagallo, ist der Meinung, dass "die geniale Urheberschaft" della Portas "nie so gewürdigt worden ist, wie sie es verdient".

Nach der Lektüre des genannten Artikels und weiterer Quellen aus dem Netz z.B. C'è molto di Porlezza nella cupola di Michelangelo S.24 in Il Cuccio. Notiziario del Comune di Porlezza (Oktober 2008), ergibt sich für mich folgendes Bild:

Als Michelangelo 1564 starb, stand nur der Kuppeltambour. 23 Jahre später, am 19.1.1587 erhielt Giacomo della Porta von Papst Sixtus V. den Auftrag zum Bau der Kuppel. 10 Jahre wurden ihm dafür gewährt und unterstützen sollte ihn Domenico Fontana. In nur 22 Monaten intensiver Arbeit gelang es die Kuppel zu errichten. Auf der Baustelle waren 800 Arbeiter Tag und Nacht (!) beschäftigt. Giacomo della Porta hat sich jeden Tag persönlich dem grossen Projekt gewidmet. Zu Beginn hat er z.B. Zeichnungen in Originalgrösse auf den Boden von S. Paul vor den Mauern gezeichnet um den Arbeitern die Vorgehensweise zu erläutern!

Osservatore Romano schrieb:
Als Della Porta den Auftrag übernimmt, wird ihm klar, daß die Krümmung der Kuppelschale, so wie sie Michelangelo geplant hatte, auf der Höhe des Tambours einen starken Druck nach außen erzeugt und somit die ganze Struktur gefährdet hätte. Der Architekt löst das Problem, indem er die vertikale Struktur der Kalotte um sieben Meter erhöht. Er erreicht schließlich, daß das Gewicht der ganzen Struktur nach unten verlagert und somit die Statik gesichert wird.
Er verwendete nur die allerbesten Materialien. Die Ziegel wurden dort gebrannt, wo sich heute das Papstwappen in den Vatikanischen Gärten befindet.

Am 8.8.1589 wurden die 36 Säulen aufgestellt. Wenige Tage später starb Sixtus V. Der Bau der Laterne und die Bleiverkleidung wurden 1593 unter Clemens VIII. abgeschlossen.

Untersuchungen von Marta Carusi vor einigen Jahren haben auch enthüllt, was man mit dem blossen Auge nicht sieht: Eine Metallstruktur aus 7 Eisenringen (64 Ankern zwischen den beiden Kuppelschalen, zahlreichen Ketten in der inneren Kugelschale und den Gewölberippen, 16 Riegel) sorgt für die statische Widerstandskraft der Kuppel.

Siehe Il Giornale dell'Arte - Forse È Da Riscrivere La Storia Del Cupolone. Pink in der Zeichnung eingetragen sind die Eisenringe Giacomo della Portas von 1589 und 1590.

Marta Carusi veröffentlichte 2010 den Aufsatz "La struttura portante della cupola di Della Porta: 1588-2010". Siehe: "Annali di architettura", n. 22, 2010 :: Palladio Museum. Hier der Link zur Websseite der Architektin.

Vom Gianicolo zum Campo Santo und an den Tiber

Es folgen einige weitere Eindrücke von unserem Spaziergang über den noch sehr stillen Gianicolo. Die Himmelsbläue war nicht zu übertreffen, die Temperatur noch sehr angenehm aber später wurde es sehr heiss!
Schliesslich kamen wir am Campo Santo Teutonico an. Es waren sehr viele Menschen zur ersten Messe mit Rektor Hans-Peter Fischer nach der Sommerpause im August gekommen. Auch vom Friedhof aus ist der Blick auf die Peterskuppel besonders schön.




Grab von Jean-Pierre Kirsch (1861 bis 1941)
Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft in Rom von 1888 bis 1895 und von 1926 bis 1941


Alle Bilder entstanden erst nach der Messe aber viele sind es nicht denn es herrschte grosses Gedränge auf dem kleinen Areal des Friedhofs. Das lag daran, dass eine grosse Gruppe junger Leute der Meisterschule für Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk aus München gekommen war um in den darauffolgenden Tagen Restaurationstätigkeiten auf dem Friedhof nachzugehen.

2013 haben die Schüler dieser Fachschule für die Restaurierung und Umsetzung (vom Friedhof in die Kirche) der oben abgebildeten Christusstatue gesorgt.

Dieses Jahr haben sie über die Tätigkeit am Campo Santo hinaus auch Gräber auf dem Cimitero Acattolico restauriert.

All dies habe ich erst an diesem Wochenende auf der Website der Schule gelesen. Siehe: | Städtische Fachschule für Steintechnik - Meisterschule für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk der Landeshauptstadt München - Referat für Bildung und Sport
Nach der Messe blieben viele Besucher um einem kleinen Vortag von Professor Stefan Heid über die Kirche Santa Maria della Pietà zuzuhören. Interessant waren u.a. seine Ausführungen zu den beiden barocken Epitaphen des Prälaten Georg Meisel und des Bildhauers Laurentius Rues.

Zum Schluss sahen wir uns noch die der Schweizergarde gewidmete Schweizerkapelle an.


Vom schrecklichen Ende vieler Schweizergardisten während des Sacco di Roma am 6. Mai 1527 hatte ich schon oft gehört. Hier eine Schilderung auf der Webseite des Vatikan:

Die Schweizergarde, die sich vollzählig beim Obelisken eingefunden hatte, der damals in der Nähe des Campo Santo Teutonico stand, und die wenigen römischen Truppen leisteten verzweifelten Widerstand. Der Kommandant Kaspar Röist wurde verwundet und später im Quartier vor den Augen seiner Frau Elisabeth Klingler von den Spaniern auf barbarische Art niedergemetzelt. Von den 189 Schweizern überlebten nur die 42 Gardisten, die - unter der Führung von Herkules Göldli - KlemensVII. zu seinem Zufluchtsort, der Engelsburg, begleiteten. Die anderen fielen heldenhaft, zusammen mit 200 in die Kirche Geflüchteten, vor dem Hochaltar von Sankt Peter. Die Rettung Klemens' VII.und seiner Leute ermöglichte ein geheimer Fluchtgang, der sogenannte »Passetto«, den AlexanderVI.auf der Mauer, die vom Vatikan zur Engelsburg führt, hatte anlegen lassen.
Dass man allerdings genau weiss, wie Kaspar Röist ausgesehen hat, das erzählte uns Professor Heid. Ein Porträt des Kommandanten findet sich in diesem, ein Jahr vor den schrecklichen Ereignissen gestifteten Fresko in der Kapelle:



In der Mitte: Kaspar Röist
Nur noch zu dritt setzen wir unseren Weg weiter fort. Als wir zum Petersplatz kamen, hatten sich schon viele Menschen zum Angelus mit Papst Franziskus eingefunden.



Wir blieben nicht, aber gestern habe ich diese beiden Videos gesucht, die ich mir noch ansehen werde:

Es war sehr warm geworden und als erste von uns fand Gauki Abkühlung am Tiara-Brunnen. ;) :D


Eigentlich wollten wir in die Engelsburg aber da die Schlange davor ziemlich lang war und "pleng soleil" :D sich nicht vermeiden liess, gingen wir weiter über die Engelsbrücke und tauchten ein in die schattige Via dei Coronari.

In der Gelateria del Teatro genehmigten wir uns ein leckeres Eis. Sehr lecker schmeckte die Sorte: Zitrone mit Honig und Rosmarin. Man kann auch drinnen an einigen Tischchen sehr nett sitzen. Für den herzhaften Hunger gibt es dort inzwischen auch Pizza!


Wir gingen zurück Richtung Tiber,


suchten erneute Abühlung am frisch restaurierten Brunnen an der Piazza Trilussa und machten uns bald danach auf den Rückweg zur Villa Maria.

Nach der Hitze des Tages beschlossen wir zu viert den eher geruhsamen Sonntag bei einem leckeren Mahl im Ristorante L'Antica Roma, Via Alberto Mario, 17A. Dort hatte es mir bereits am ersten Abend gut gefallen und gut geschmeckt und auch diesmal waren alle zufrieden! Nach sehr leckeren Scaloppine al limone am ersten Abend, mundete mir am Sonntag eine perfekte Saltimbocca alla romana. :thumbup:




 
Den Morgen des 8. September habe ich mit einem kleinen Spaziergang durch den Garten unseres Quartiers begonnen und mich an den (um diese Jahreszeit nur noch wenigen) Blüten des "Bürstenbaums" ;) (Karminroter Zylinderputzer) erfreut.



Nach dem Frühstück brach unsere gesamte Gruppe zur Piazza Venezia auf.


Ein kurzer Blick auf die Trajanssäule und die Reliefs derselben als fotografische Reproduktion (Siehe: Die Reliefs der Trajanssäule als fotografische Reproduktion ) musste genügen. Nicht weit entfernt lag unser erstes Tagesziel und der Termin für die Besichtigung wollte eingehalten werden.


Casa dei Cavalieri di Rodi

Dass wir dieses altehrwürdige Gebäude besichtigen durften, verdankten wir der Tatsache, dass sechs Reiseteilnehmer im Malteser-Hilfsdienst aktiv sind und über gute Kontakte nach Rom verfügen.

Die Casa dei Cavalieri di Rodi gehört dem Souveränen Malteserorden (mit vollem Namen: Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta – früher zu Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt von Malta). 2001 zog eine Dienststelle des Ordenssitzes der Malteser von der Via Condotti dorthin um. Der Eingang befindet sich an der Piazza del Grillo.

Das Haus stammt aus dem 12. Jahrhundert. Kardinal Marco Barbo (1420 bis 1491), Neffe und enger Vertrauter von Papst Paul II., Verwalter des römischen Ordenspriorats, liess das Gebäude zwischen 1467 und 1470 auf Wunsch des Papstes umfangreich renovieren. Dabei entstand auch die prachtvolle Loggia, die ich schon so oft von den Foren aus betrachtet hatte und auf der die Malteserfahne weht. An diesem Tag war es uns vergönnt die Loggia zu betreten und einen herrlichen Blick auf die Kaiserforen und die Umgebung zu geniessen.

Das Priorat ist im 14. Jahrhundert auf den Aventin verlegt worden. Das renovierte Gebäude diente wohl nicht als Wohnsitz, sondern repräsentativen Zwecken.

Doch nun zu unserem Besuch. Hier lasse ich vor allem Bilder sprechen:


Kapelle des Schutzheiligen der Cavalieri, San Giovanni Battista, aus dem Jahr 1947


Die antiken Mauern aus spätrepublikanischer Zeit gehörten einst zum Haus des Sextus Pompeius (Konsul 14 n. Chr.).





Die Versammlungshalle von doppelter Geschoßhöhe:


Die Sala della Loggetta:


Die beiden Karyatiden und der Reliefschild mit einer Büste des Zeus Ammon aus dem Mars-Ultor-Tempel des Augustus-Forums sind atemberaubend.





Ausblicke



Die Loggia




Blick auf die Torre delle Milizie


Blick Richtung Kapitol


Sehr beeindruckt hat mich die Ausmalung der Loggia und ich habe versucht mir vorzustellen, wie prächtig sie in ihrer besten Zeit ausgesehen haben mag als dieser luftige Ausguck auf die Stadt als Versammlungsort, Fest- und Speisesaal diente.


Nach den echten Ausblicken von der Arkadenfront aus, sieht man an den Wänden der Loggia eine Scheinarchitektur und gemalte Landschaften aus dem 15. Jahrhundert. Man steht also wie in einer nach allen Seiten offenen Halle! Leider sind die Fragmente nur ein Abglanz vergangener Pracht.



Man erkennt zahlreiche Baumarten: Stufeneiche, Zypresse, Lorbeerbaum, Granatapfelbaum, Apfel- und Orangenbaum. Zwischen diesen eine Landschaft mit Hügeln, Felsen, Kastellen und Städten ...

Darüber, unter dem Gebälk befinden sich Medaillons römischer Imperatoren.



Exotische Tiere verleihen dem ganzen noch den Reiz des Fremden. Erhalten sind ein Affe und ein Strauss.




Weitere Ausblicke von der Loggia




Dieser Besuch war ein unvergessliches Erlebnis. Als wir wieder auf der Piazza del Grillo standen, stellten wir fest, dass (dem Auto nach zu urteilen) auch hoher Besuch im Hause war:






Wir gingen wieder zurück zur Piazza Venezia und machten uns von dort auf den Weg zu einem weiteren gemeinsam Ziel.



 
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Im Garten der Villa Malta

Nach dem Besuch der Casa dei Rodi hatten wir die Ehre und das Vergnügen an der Piazza dei Cavalieri di Malta auf dem Aventin den wundervollen Garten der Villa Malta zu erleben. Die Ordenskirche S. Maria del Priorato wird gerade restauriert. Bilder der Kirche und des Gartens findet der interessierte Leser im Reisebericht von 2012 in diesem von mir.

Gartenliebhaber mögen nun mit uns durch dieses herrliche Fleckchen Erde flanieren.




In einer grossen Voliere entdeckte ich diesen hübschen und munteren Sittich:


Er lauschte aufmerksam, als mit ihm sprach, aber er konnte mir nicht sagen, ;) ob er dort evt. nur eine Verletzung auskurierte während seine Artgenossen den Garten mit ihrem Gezwitscher erfüllten.

Zu meiner Freude entdeckte ich in diesem kleinen Paradies ein weiteres Exemplar des "Bürstenbaums". Dieser war mir bei unserem Erstbesuch gar nicht aufgefallen.




Ein Gärtner pflegte die Rosen. Die meisten waren bereits im Verblühen begriffen, strahlten denoch grosse Schönheit aus.









Hinter dem Schlüsselloch


2012




Zum Schluss noch ein Blick in die gerade "in restauro" befindliche Kirche S. Maria del Priorato.


Mit Wehmut musste ich feststellen, dass zwei der 2012 noch gesunden fünf Palmen vor ihrem Eingang inzwischen erkrankt sind. :cry: So sahen sie vor zwei Jahren aus:

 
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Der 8. September war leider schon unser letzter gemeinsamer ganzer Tag in Rom. Am späteren Nachmittag stand ein letzter Besichtigungstermin auf dem Programm, den allerdings nur drei von uns wahrnahmen, Gaukler, vE und ich.

Nach dem Besuch der Villa Malta auf dem Aventin, hatten wir noch etwas Zeit und legten zunächst einen Halt in der Via Rasella ein. Darüber habe ich bereits in diesem Berichtsteil geschrieben.

Weiter ging es zur Piazza Barberini, wo der Triton leider immer noch kein Wasser aus seiner Muschel in den römischen Himmel senden konnte. Inzwischen ist das Problem zum Glück endlich behoben. :thumbup: Hier sieht man eine Tafel an dem einzigen Haus in Rom, welches der Architekt Gino Coppedè ausser den Palazzi des Coppedè-Viertels errichtet hat:

Mit dem 116er drehten wir eine Runde durch Teile der Villa Borghese. Leider hat das Museo Pietro Canonica montags geschlossen; sonst hätten wir ihm einen zumindest kurzen Besuch abgestattet.
Wir verliessen die Villa Borghese allerdings nicht ohne diesem Monument vor dem Museum unsere Aufmerksamkeit zu schenken:




Monumento all'alpino e all'umile eroe von Pietro Canonica

Bei dem "bescheidenen Helden" handelt es sich um das Maultier Scudela, das sich im 1. Weltkrieg durch besondere Tapferkeit auszeichnete und mit einer Medaille ausgezeichnet wurde. Die Skulptur wurde von Pietro Canonica geschaffen und 1940 aufgestellt. Siehe: Scudela, il mulo degli alpini. Der Gebirgsjäger kam 1957 dazu.

Wir fuhren zurück zur Via Veneto und leisteten uns den kleinen Luxus einer Erfrischung auf einer schicken Terrasse. Dann wurde es Zeit für unseren Termin an der nahegelegenen Via Ludovisi. Wir besichtigten dort die

Villa Maraini
Heute beherbergt sie das Schweizer Kulturinstitut (Istituto Svizzero) in Rom.

Während meiner Romreise im September 2005 haben wir in einem Hotel in der Via Ludovisi gewohnt und kamen jeden Tag an der Villa Maraini vorbei. Sie machte einen sehr romantischen Eindruck auf uns.



Besichtigen aber kann man sie erst seit diesem Frühling, was ich im Mai irgendwo aufgeschnappt habe. Die Führungen finden nur am Montag Nachmittag statt. Alle praktischen Details sind auf auf dieser Seite Istituto Svizzero - Visite guidate nachzulesen.

Am Eingang wurden wir von einer jungen deutschen Kunsthistorikerin in Empfang genommen, die uns viel über die Geschichte der Villa Maraini und ihrer ersten Besitzer sowie über das Schweizer Kulturinstitut erzählte.

Emilio Maraini (1853 bis 1916), ein Tessiner Zuckerfabrikant, liess sich mit seiner Ehefrau Carolina Maraini-Sommaruga in Rom nieder und erwarb Anfang des 20. Jahrhunderts das letzte noch freie Grundstück auf dem ehemaligen Gelände der Villa Ludovisi. Es war eine Zeit grosser städtebaulicher Veränderungen.

Wikipedia schrieb:
Die Villa Ludovisi lag im heutigen Stadtgebiet Ludovisi. Erbaut wurde die Villa im 17. Jahrhundert auf dem Gebiet, wo einst die Horti Sallustiani in der Nähe der Porta Salaria lagen.


Von der Kunstsammlung der Ludovisi habe ich ja bereits im Kapitel über den Palazzo Altemps berichte.

Die Villa Ludovisi wurde 1886 an ein der Stadt Rom gehörendes Unternehmen verkauft und ein neues Wohngebiet angelegt. Im Laufe der Baumassnahmen war auf dem Gelände ein Schutthügel entstanden. Statt ihn abzutragen, liess E. Maraini ihn bestehen und sein Bruder, Otto Maraini, errichtete die Villa in kurzer Zeit, von 1904 bis 1905.

Der "Zuckerkönig" Maraini nahm die italienische Staatsbürgerschaft an und war von 1900 bis 1916 Mitglied des italienischen Parlaments.
Die Witwe Emilio Marainis übergab die Villa 1947 dem Schweizer Kulturinstitut, lebte aber bis zu ihrem Tod in der Villa.






Doch lassen wir nun Bilder sprechen:


Nymphäum


Zahlreiche hier zum Vorschein gekommenen antike Fundstücke sind in die Mauer entlang des Weges zur Villa eingefügt:




Die Villa








Links und Mitte: Venus züchtigt Amor
Rechts: Tag und Nacht







Palmen im Garten


Das Ehepaar Maraini
Una terrazza su Roma, so wirbt das Institut für seine geführten Besichtigungen. In der Tat, zum Schluss der Führung geniesst man vom Belvedere-Turm aus eine grandiose 360 Grad-Rundumsicht über die Dächer von Rom.



Santa Maria Maggiore mit dem höchsten Campanile Roms



Links: S. Andrea delle Fratte
Rechts: Casino Boncompagni Ludovisi







Etwa in der Mitte, die Martini-Reklame aus dem Film La grande bellezza




Nach dieser interessanten Besichtigung kehrten wir auf den Gianicolo zurück. Den lauen Sommerabend verbrachten wir in Trastevere, wo wir nach anfänglichen Wirren zufällig eine nette einfache Trattoria im Vicolo del Buco 2 fanden, wo es uns gut gefiel und schmeckte, Da Gino alla Villetta.

 
Danke liebe Simone für die wunderbaren Aussichten vom Vittoriano. Ich habe es mir eh für Oktober vorgenommen, aber deine Bilder betätigen mich um so mehr, auch mal wieder die Aussicht von dort zu genießen.

Ansonsten warte ich nun gespannt auf mehr, denn Berichte von alten Romhasen das alt bitte nicht wörtlich nehmen gehören natürlich zu den Höhepunkten bei den Reiseberichten hier im Forum:nod:
 
Liebe Simone,
vielen Dank für die wunderbaren Ausblicke auf die Ewige Stadt. Ich muss gestehen, noch nie auf den Vittoriano oben gewesen zu sein - und das trotz einiger Romreisen. Das sollte ich dringend nachholen!

Ich freue mich schon auf die weiteren Teile dieses sicher wieder qualitätsvollen Reiseberichts.

Liebe Grüße
Claude
 
Liebe pecorella, liebe Claude,

es freut mich, dass die Blicke aus römischen Höhen euch gefallen haben. Die 7 Euro um mit dem Panoramalift auf die Terrazza delle Quadrighe zu gelangen sind wirklich gut investierstes Geld und gerade mit Rom-Anfängern würde ich jederzeit wieder dort hinauffahren. :nod: Man kann sich dort wirklich lange aufhalten, so herrlich ist der Blick.

Vielen Dank für eure lieben Worte. Der alte Romhase :D wird sich bemühen, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. :nod:
 
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