Mit 22 Personen eine Woche durch Rom; danach einfach die Maisonne genießen.

Lieber Ludovico,

unser gemeinsamer Geschmack, was Mosaiken betrifft, setzt sich auch in S. Costanza fort. ;)
Seit ich von meiner Freundin beim allerersten Rombesuch dorthin geführt wurde, finde ich immer wieder, dass sie etwas ganz Besonderes sind in ihrer Ornamentfülle bei gleichzietiger farblicher Zurückhaltung.

Vielen Dank für die letzten Impressionen!

Liebe Grüße

Angela
 
Nach der schweren Kost der VM war dieser Spaziergang durch Roms Norden eine gute Lockerungsübung.

Auch die kleine Rundkirche der Costanza ist wie eine Lockerung nach vielen prachtvollen Kirchen im Zentrum.
 
4. Tag: Von der Piazza del Popolo zu den Scavi

Damit alle mal richtig ausschlafen konnten, haben wir uns an diesem Morgen erst um 11 Uhr an der Piazza del Popolo verabredet. Wir waren schon eine halbe Stunde vor dem Termin am nördlichen Eingangstor nach Rom. Wir stiegen die wenigen Stufen zu Santa Maria del Popolo hoch und traten ein. Ich steuerte sofort die Chigi Kapelle an und erlebte die erste Enttäuschung. Obwohl die Kapelle erst vor wenigen Jahren renoviert wurde, war sie schon wieder voll eingerüstet. Ich schlenderte nach vorn, um wieder die beiden Caravaggio Gemälde zu bewundern. Doch ich kam nicht zu meinem Ziel. Auf dem Weg wurde ich höflich aufgefordert die Kirche zu verlassen. Auf Nachfrage teilte man mir mit, dass gleich eine Beerdigung begänne, die etwa eine Stunde dauern sollte. Also müssen hier alte Fotos herhalten.



Die erste Station der geplanten Besichtigung war damit gestorben. Während ich mich an einigen Panoramafotos auf dem Platz versuchte,


wurden schon von hinten unsere Namen gerufen. Die Truppe war rasch eingesammelt. Ich erklärte noch einiges zum Platz und zur Kirche Santa Maria del Popolo und gab dann noch etwas Zeit zum Fotografieren.


Jeder musste sich nun für eine Route zur Spanischen Treppe entscheiden. Einige wählten den Aussichtsweg über den Pincio. Die anderen zogen mit mir unten durch die nette Via Margutta.


Da der Brunnen renoviert wird, hat die Spanische Treppe für mich zur Zeit den Reiz verloren. Die Barcaccia ist mir Ruheplatz und zentraler Blickpunkt. Ich erklärte auch hier was es so ringsum zu sehen gibt. Wieder zogen wir in zwei Gruppen weiter. Die einen wählten die Via Condotti, die mondäne Einkaufsstrasse, während wir wieder ein Stück zurückgingen und hinter dem Babuino


zur Musikakademie Santa Cecilia abbogen. Leider waren an diesem Morgen weder Gesang noch Instrumentenklänge zu vernehmen. Dafür stand die Türe zur Akademie offen, so dass ich endlich einmal sehen konnte, wie weit sich das Gebäude nach hinten ausdehnt. Die Via del Corso ging es weiter hinunter, bis wir am Ende der Via Condotti wieder unsere Kollegen trafen.
Nun ging es am Palazzo Borghese vorbei.


Für ein Uhr hatten wir im Fraterna Domus Mittagessen bestellt. Da noch genügend Zeit war, gingen wir noch einmal zur Portugieserkirche, um auch unseren portugiesischen Freunden die Möglichkeit zu geben ihre Notionalkirche zu sehen.



Zu spät fiel mir ein, dass wir besser vorher noch die nahe Kirche San Agostino mit ihren beiden grossen Highlights hätten besuchen können. So hatten aber alle Zeit, um noch etwas durch die Gassen zu ziehen.

Als wir am Mittwoch das l´Orso verlassen hatten, war ich noch eben um die Ecke gebogen, um im Fraterna Domus für heute zu reservieren. Schnell war geklärt, ob für uns Platz war. Ich kenne ja die typische Speisefolge in dem Lokal, ein Nudelgericht, dann Fleisch mit Gemüse oder Salat und abschließend Obst. Man erklärt nur noch ob man mit oder ohne Wein essen möchte. Ich habe Wein bestellt. Es kam die überraschende Frage, was wir denn bezahlen wollten. Ich blieb die Antwort schuldig. Die nächste Frage, ob 18 Euro ok seien, beantwortete ich mit einem einfachen si.

Wir erhielten einen passenden Raum und hatten viel Spaß bei dem einfachen, schmackhaften Essen. Da es uns dort gut gefallen hat, gab es ein reiches Trinkgeld. Die Chefin war erstaunt, dass ich die Adresse vor einigen Jahren im Vis a Vis entdeckt hatte.

Um 15 Uhr wollte ich am Petersplatz sein. Wir spazierten also durch die Via dei Coronati,


schleckten vor dem Teatro noch ein leckeres Eis und gingen dann über die Engelsbrücke


zu den Kolonnaden des Petersplatzes. An der Engelsburg sahen wir diese Doppel-Sitzfigur, die Steigerung der Einfachfigur, die aber nach dem gleichen Prinzip funktioniert, mit hoher Jogakunst aber nichts zu tun hat.


Wir hatten mit einer Gruppe um 16 Uhr, mit der anderen Gruppe eine viertel Stunde später Termin für die Scavi. So blieb mir noch Zeit einen Plan des Petersdoms zu verteilen, auf dem ich die wichtigsten Stationen markiert hatte. Zu diesen Sehenswürdigkeiten gab ich jeweils eine kurze Erläuterung ab. So blieb danach gerade genug Zeit, um noch die Toiletten aufzusuchen. Die Kontrollen für die Scavi waren schnell erledigt und der Schweizer Gardist winkte die erste Gruppe durch. Als wir dann fünfzehn Minuten später folgten, warteten die Kollegen immer noch vor dem Ufficio. Schließlich zogen sie mit einer Führerin los. Es schob sich noch eine spanische Gruppe dazwischen. Unsere Führerin entschuldigte ihr Spätkommen, erklärte uns aber, dass wir uns nun als letzte Gruppe des heutigen Tages Zeit lassen könnten. Das taten wir dann auch. Die junge promovierte Historikerin aus Österreich führte uns sehr kompetent und lebhaft durch den antiken Friedhof unter dem Petersdom zum vermuteten Petersgrab. Es war mein dritter Besuch mit der wirklich besten Führung, obwohl die vorherigen Führungen auch in Ordnung waren. Meine Frau und ihre Gruppe hatten eine italienische Historikerin und waren von der Führung ebenso begeistert. Ein Teilnehmer, der auch schon 2008 dabei war, erzählte mir später, dass ihm diese Führung deutlich besser gefallen und mehr gebracht habe, als damals die Führung durch die Calixtus Katakomben.

Als wir uns rechts vom Petersdom von unserer Führerin verabschiedeten und die Stufen zum Dom hochstiegen, sprach mich jemand von hinten an. Ich drehte mich um und schaute Padre in die Augen. Wir begrüßten uns kurz aber herzlich und wünschten uns bis zum geplanten Treffen am Folgetag alles Gute.

Eine Stunde vor Schließung des Domes waren deutlich weniger Besucher in der Kirche als tagsüber. Ich hatte sogar die Gelegenheit mehrere Begleiter zu führen. Da das Innere des Domes allgemein bekannt ist, zeige ich hier nur wenige Fotos:


Der Blick von hinten mit einem der imposanten Weihwasserbecken.


Die Glorie mit der Cathedra Petri


die Mumie von Johannes XXIII. mit der markanten Nase


das Grabmal der Christine von Schweden, der konvertierten Ex-Königin und "störrischen" Vorzeigedame der Päpste der Gegenreformation


und schließlich die immer noch von mir bewunderte Pietà Michelangelos, der hier immer einer meiner letzten Blicke gehört.

Wir wurden durch ein Zeichen gebeten den Dom nun zu verlassen. Alle verstanden spätestens jetzt die Frage eines kleinen Jungen an seinen Vater, ob es hier auch eine Kirche gäbe.


Schnell noch ein Foto von den beiden Schweizer Gardisten, dann zogen wir zur Endhaltestelle des 40, der uns zur Piazza Venezia brachte, wo wir allen noch einen schönen Abend wünschten und uns verabschiedeten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe soeben, Ludovico, nach Rückkehr aus dem Urlaub, Deinen bisherigen Bericht am Stück gelesen. :~ x(

Ich kann nur eine tiefe Verbeugung machen vor der Leistung, mit 20 Personen und anspruchsvollem Programm (vor allem VM) eine volle Woche in Rom unterwegs zu sein. :!:

Es macht Freude, Deinem lesenswerten und anschaulichen Bericht mit vielen beeindruckenden Bildern zu folgen. DANKE! :)
 
Lieber Halmsen,
ich hoffe du hast dich im Urlaub gut erholt. Die Anerkennung aus deinem Mund freut mich besonders, da du ja selbst Erfahrung mit so einer Organisation hast.
 
Dann will ich das Rätsel mal auflösen. ... Wir wählten aber den Ort im Südschwarzwald, ...
Wenn Rom, dann hätte es dort keinen Kompromiss gegeben. Wir hätten schon einen Termin in Santa Costanza gefunden.

Danke, nun ist die Neugierde :blush: ja befriedigt worden ;): Südschwarzwald ist ja auch sehr schön - aber ich hätte Euch Santa Costanza von Herzen gegönnt :nod:.

Gerne habe ich auch den bisher letzten Spaziergang virtuell mitgemacht. Schön, dass alle so begeistert von der Führung in den Scavi waren - was ja letztendlich auch wieder durch die gute Planung auf Dich zurückfällt :nod:. (Bekannte von uns waren vor einigen Tagen ebenfalls "unter Sankt Peter" und sehr von den Scavi beeindruckt.)

Gruß
Pasquetta
 
Tag 5: Cimitero Acattolico und Ostia Antica

Ursprünglich war für den Samstag nur der Ausflug nach Ostia Antica geplant. Als mein früherer Arbeitskollege aber um einige Informationen zum Friedhof an der Cestius Pyramide bat, reifte die Idee vor der Fahrt nach Ostia interessierten Teilnehmern den Besuch des Friedhofes anzubieten.

Ich hatte eine Gruppe für 9 Uhr beim Büro angekündigt. Als ich etwa zwanzig Minuten vor der Zeit aus dem U-Bahnhof trat, wurde ich schon begrüßt.


Die Hälfte der Truppe war gekommen. Ich erzählte kurz die Geschichte des Friedhofs, besonders von den Schwierigkeiten, die nichtkatholische Ausländer in Rom hatten, wenn sie sich erlaubten dort zu sterben.

Es war immer noch etwas Zeit. Also las ich den Vergleich aus Reinhard Raffalts Buch "Concerto Romano" vor. Er vergleicht dort Römer und Katzen. Schließlich begegnet man auf dem Protestantischen Friedhof oft Katzen, die sich in der Sonne räkeln. Der Vergleich kommt zum Ergebnis, dass Römer und Katzen den gleichen Charakter haben; u.a. lieben beide das Nichtstun. Als ich die Geschichte später meinem Schwager vorlas, holte er aus dem Bücherregal zielsicher Raffalts Buch. Er übersetzte den Vergleich ins Italienische, um ihn dann möglichst vielen Freunden und Bekannten vorzutragen.


Nachdem wir uns im Büro gemeldet und unseren Obolus abgegeben hatten, zogen wir zunächst gemeinsam zum Grab des Großvaters meiner Frau und anschließend zum nahegelegenen Grab von August Goethe, dem einzigen Sohn unseres Dichterfürsten. Anschließend zogen wir in kleinen Grüppchen über den idyllischen Friedhof. Für mich ist er der schönste in Rom. Ich liebe die Vielfalt der Gräber, der Inschriften und Grabmale, der Menschen die dort begraben sind, Maler, Dichter, Ärzte, Alte und Kinder, Protestanten, Juden, Muslime und andere, Menschen verschiedener Nationen und Kulturkreise. Viele bekannte Personen sind hier bestattet. Mein Ex-Kollege hatte einen Ausdruck mitgebracht, in dem diese bekannten Gräber markiert sind. Stolz erzählte er mir, dass er auch das Grab von Gramsci, einem der Mitbegründer des europäischen Kommunismus, gefunden habe. Einst wurde er bei Dunkelheit begraben. Heute weisen Schilder den Weg zu seinem Grab.

Oft habe ich hier interessante Inschriften gesucht und gefunden. Diesmal habe ich nur nach fotogenen Grabmale Ausschau gehalten. Hier eine kleine Auswahl meiner Fotos.


Den Weg zu diesem Grab, dem des Bildhauers Lello Scorzelli, zu dem im vergangenen Jahr viel im Forum geschrieben wurde, ließ ich mir im Büro beschreiben.​



Das ergreifendste Grabmal ist für mich der trauernde Engel am Grab der Emelyn Story.​


Ist das Licht, das zwischen Flügel und Körper hindurchscheint der Hoffnungsschimmer?​




Wir gingen die wenigen Meter hinüber zum Platz vor der Pyramide und trafen den Rest der Gruppe.​


Nein, nicht diese.​

Bei acht Tagen Rom wollte ich auch einen Ausflug anbieten. Ich hatte Tivoli ins Auge gefasst, doch angesichts der großen Gruppe verworfen. Schließlich fiel die Wahl auf Ostia Antica, da die Ausgrabungen leicht mit der CIS Fahrkarte erreichbar sind und das Leben in der Antike dort gut erklärt werden kann.​

An- und Rückreise mit dem Regionalzug verliefen glatt. Meine BEVA, die nicht so sehr an der Antike interessiert ist, blieb zu Hause. Ich baute den Rundgang auf den Erkenntnissen meines letzten Besuches im Juli 2011 auf. So verweise ich textlich auch auf den Bericht zu jenem Aufenthalt. Da wir fast alle Orte aufsuchten, die ich damals besuchte, ist er eine gute Ergänzung zum diesjährigen Bericht, bei dem ich mehr auf den Ablauf fokusiere.​

Da die Sonne vom Himmel strahlte, füllten wir auf dem Weg zu den Ausgrabungen zunächst unsere Wasserflaschen. Vor der Kasse trennte ich die Gruppe in über und unter 65 Jährige. Mit letzteren besorgte ich die kostenlosen Tickets. Die andere Gruppe löste die Tickets selbst. Um die Kräfte zu schonen verlegte ich meine Erläuterungen möglichst in Schattenbereiche. Ich hatte das Ringbuch Ostia Antica heute und gestern mit den bekannten Deckfolien, mitgenommen, um der Vorstellungskraft etwas nachzuhelfen. Zusätzlich hatte ich aus dem Internet noch einige Schaubilder ausgedruckt, die Rekonstruktionen einiger Arreale zeigten. Übrigens haben einige das Ringbuch beim Verlassen des Geländes auch erworben.​



Natürlich begann ich mit einem kurzen geschichtlichen Überblick, mit der Entwicklung vom Militärstützpunkt zur bedeutenden Hafenstadt. Auch der nahe gelegene Großhafen Portus, der in jüngerer Zeit immer mehr Beachtung auch im deutschen Fernsehen findet, musste wenigstens erwähnt werden.

Am ehemaligen Stadttor vorbei suchten wir zunächst die Thermen der Cisarii / Wagenlenker und die Neptunthermen.​


Enttäuscht musste ich feststellen, dass all die schönen Mosaike wohl bei den starken Regenfällen vor einigen Monaten so in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass sie mit Planen abgedeckt wurden. So blieb mir nichts Anderes übrig, als mich auf die Vorstellung der römischer Badekultur zu beschränken. Schautafel und Fotos in einem Buch sind natürlich kein gleichwertiger Ersatz. Auf der Aussichtsplattform hat man auch einen Blick auf die ehemalige Feuerwehrkaserne, die Platz für 400 Mann hatte. Bedeutung, Aufgaben und Ausrüstung wurden erläutert. Als wir unten waren, wollte ich wenigstens die Beheizung der Thermen vorstellen. Ich freute mich, dass ich diesen Kellerraum rasch fand, in den die meisten mitkamen. Man muss durch ein nicht allzu enges Loch kriechen, um hinein zu kommen.​


Der Blick am Theater vorbei auf den dahinter liegenden Platz der Korporationen ist eine gute Gelegenheit auf den internationalen Handel in der Antike einzugehen. Anhand eines Schaubildes, das den Aufbau der Gebäude an der Hauptstraße, der Decumanus Maximus zeigt, kann man dann auf das Ende der Handelskette, die Verkausläden, zu sprechen kommen. Die Taverne Caupona di Fortunato ist geeignet, um die Kneipenkultur vorzustellen.​

Nachdem ich das Theater und die unterschiedlichen Arten der Unterhaltung in der römischen Antike erläutert hatte, gab es eine halbe Stunde Zeit, um das Theater und das umliegende Gelände eigenständig zu erkunden. Auch ich hatte nun Gelegenheit einige Fotos zu schießen.​



Die steinernen Theatermasken sind sehr dekorativ. Die Schauspieler der Antike, nur Männer waren zugelassen, benutzten solche Masken aus Stoff oder Holz, um in weibliche Rollen zu schlüpfen und auch ihre Stimmen zu färben.​

Ich erkundete auch das umliegende Gelände und musste feststellen, dass doch der Zugang zu einigen interessanten Gebäuden versperrt war, so auch zum Mitreo delle Sette Sfere, das ich gerne gezeigt hätte.​


In einigen Gebäuden hatte man moderne Plastiken aufgestellt, wohl eine Sonderaktion.​


Die Akantusblüte, die hier häufig zu sehen ist, ist bekanntlich Vorbild für die Kapitelle korinthischer Säulen.​

Als ich zum Sammelpunkt kam, fehlten einige Teilnehmer. Da sie ein menschliches Bedürfnis hatten, waren sie schon mal zur Cafeteria vorgelaufen. Ich beschloss nun auch eine Pause einzulegen, um Gelegenheit zu einem kleinen Imbiss und zur Regenerierung zu geben. Obwohl die Temperaturen deutlich niedriger waren als bei meinem letzten Besuch, setzte die pralle Sonne doch zu.​

Nachdem alle gesättigt und ausgeruht waren, setzte sich der Tross langsam in Bewegung. Nächstes Ziel war das kleine aber feine Museum.


Zwar spielen die Ausstellungsstücke hier in einer niedrigeren Liga als jene, die wir in den Vatikanischen Museen bewundern konnten, doch hatten offensichtlich alle Interesse an den Skulpturen. Wenn man sich in die Herrenhäuser, Tempel oder öffentlichen Gebäude versetzt, kann man sich gut vorstellen, dass auch in dieser Hafenstadt einiges an Luxus geboten wurde.


An der Skulptur mit der Tötung des Urstirs kann man den Klassenunterschied gegenüber jener Darstellung im Kapitel Vatikanische Museen deutlich sehen.



Ich glaube, dieses Liebespaar, Amor und Psyche, ist für die meisten Besucher der Favorit hier.



Im Museum waren diesmal auch einige moderne Plastiken zu sehen. Ich kann mir vorstellen, dass unsere Katzenliebhaber das prächtige Exemplar gerne zu Hause stehen hätten.

An den Doli vorbei, in denen in der Antike vor allem Olivenöl und Wein kühl gelagert wurden,


durchstreiften wir die Gegend um das Forum, das auch hier politisches, religiöses und wirtschaftliches Zentrum war. Die Deckblätter "heute und damals" halfen auch hier sich ein Bild von den intakten Gebäuden zu machen, von Kapitol, Basilika, Curia, Thermen oder den Tempeln.


Vielleicht hatten meine Begleiter hier mehr Interesse an diesem flinken Lebewesen als an den toten Steinen.



Ab und zu sah man doch noch eines der typischen Schwarz-Weiß-Mosaike.


Die Vorstellung der öffentlichen Latrine stieß auf reges Interesse.


Auch die Taverne der Fischverkäufer fand Anklang.


Schon machten wir uns langsam auf den Rückweg. Am Beispiel des Domus della Fortuna Annonaria schilderte ich den Unterschied zwischen den noblen Herrenhäusern und den Mietskasernen für das Gros der Bevölkerung.



Während das Leben in einem Domus, das sich in Rom selbst nach heutigem Maßstab nur Multimillionäre leisten konnten, sehr feudal und bequem war, nahm in den Mietshäusern der Luxus von Stockwerk zu Stockwerk ab. Man muss sich vorstellen, dass alles über Treppen oder gar Leitern transportiert werden musste. Die offenen Kohlebecken zum Kochen und Heizen verursachten nicht selten Brände. Wer dann gerade oben in seiner Bude weilte, hatte schlechte Karten. Immobilienhaie gab es auch schon damals. Das Leben der einfachen Leute war nicht sehr viel wert.

Von den vielen Lagerhäusern und den Kneipen habe ich keine Bilder mitgebracht. In der Mühle des Silvano, die früher als Großbäckerei mit vorgeschaltetem Mühlenbetrieb diente, konnte man gut darstellen, dass schon die alten Römer sehr wirtschaftlich arbeiteten.


Vom gegenüberliegenden Lagerhaus in die Mühle und weiter in den Backofen. Das war eine logistisch gut durchdachte Kette.

Aus den Augenwinkeln sah ich gerade noch das Mithräum der Schlangen.



An diesem Beispiel konnte ich doch noch die Bedeutung dieses Kultes aus dem vorderen Orient deutlich machen. In Ostia Antica gab es etwa 20 Mithräen. Obwohl wir nur einen kleinen Teil der Tempel auf dem Gelände gesehen haben, wurde deutlich, welchen bautechnischen Aufwand die Huldigung der vielen römischen Götter bedeutete. Da haben es die monotheistischen Religionen leichter. Bei den Christen benötigte der Ersatz der römischen Schutzgötter jedenfalls keine eigenen Gebäude.

An diesem Beispiel erläuterte ich einigen Interssierten noch den Unterschied zwischen den klassisch griechischen und den römischen Kapitellen.


Vor dem Ausgang bogen wir noch in die Gräberstraße ein und sprachen etwas über die Bestattung der Toten in der Antike. Vieles wurde ja schon in den Scavi fachkundig erläutert.


Auch diesmal hatte ich es erwartungsgemäß nicht geschafft in die Randbereiche vorzustoßen. Das behalte ich mir für die Zeit nach der Pensionierung vor. Dann kann ich meiner Leidenschaft frönen und zwischen den Steinen und dem Gebüsch herumkrabbeln. Ich hoffe, dass es dann noch erlaubt ist. Lange dauert es ja nicht mehr; und, ich brauch dann keinen Eintritt mehr zu löhnen.

Am Bahnhof mussten wir noch etwas auf den Zug warten. In Ostiense verabschiedete ich mich von der Gruppe und wünschte noch einen schönen Abend. Die meisten zogen noch auf eigene Faust los.

Da ich noch genügend Zeit hatte bis zum Treffen mit Dentaria und Padre, führ ich mit der Metro zum Kolosseum und spazierte hoch zu San Pietro in Vincoli. In der kühlen Kirche konnte ich mich erholen und vor allem eines der Meisterwerke Michelangelos, den Moses, in aller Ruhe bewundern.



Sogar die Füße betrachtete ich sorgfältig :D.


Noch ein Blick auf das Gesamtmonument, das ja einmal in riesigen Dimensionen für den neuen Petersdom vorgesehen war,


dann schloss ich meinen Rundgang durch die Kirche langsam ab


mit Betrachtung der verschmolzenen Petrusketten



und dieses Grabmales. Anschließend schlenderte ich hinunter zur Plattform über dem Kolosseum. Hier legte ich mich in den Schatten und ruhte mich ein halbes Stündchen aus.

Der Weg zum vereinbarten Lokal war nicht weit. Auch hier fand ich eine schattige Bank, wo ich relaxen konnte. Wie Padre schon schrieb, erlebten wir Fünf schöne Stunden miteinander. Nochmal herzlichen Dank dafür. Auf dem Nachhauseweg fielen uns die vielen Menschen auf, die noch unterwegs waren. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass die Nacht der Museen war. Was solls.

 
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Vielen Dank , LudovicoROB, für diesen wiederum interessanten Bericht
über den cimitero acattolico und Ostia Antica.
Ich wandere mit Deiner Gruppe schon längst sozusagen virtuell mit und freue mich natürlich auch über die schönen Bilder. Da ich selber schon manches Mal mit größeren Gruppen in Rom war, kann ich Deinen Bericht gut nachvollziehen. Fast immer führe ich "meine Leute" auch nach Ostia und zum cimitero acattolico. Es sind einfach besondere Orte, die man als Romliebhaber gesehen haben sollte, aber das ist für Dich sowieso klar. Immer wieder entdeckt man dort etwas Neues, Intgeressantes.
Zuletzt, 2013, kümmerte ich mich besonders um die Geschichte der englischen Schriftsteller, die auf dem cimitero begraben liegen. In der Nähe des Grabes von Keats ist dort auch ein Sohn Wilhelm von Humboldts begraben. W. v. Humboldt war ja preuß. Gesandter beim Hl. Stuhl, etc. etc.
Wie ich erfuhr, sollen es immer noch 17 Nationen sein, die sich am Erhalt des Friedhofs beteiligen.

Ein nachbarschaftlicher Gruß aus dem sturmgebeutelten Essen von

mystagogus
 
Danke mystagogus für deine Ergänzungen. Während wir hier am nordwestlichen Rand des Ruhrgebietes bei dem Unwetter ungeschoren davonkamen, hat es Essen richtig gebeutelt. Wir waren am Spätnachmittag noch in der Villa Hügel.

Nicht nur die Nationen tragen zur Erhaltung des Friedhofes bei. Auch die Angehörigen müssen jeweils ihren Obolus entrichten. Nicht ganz unbedeutend dürften inzwischen auch die Einnahmen von den Touristen sein, die den Friedhof besuchen.

Die Gräber von Keats und Shelley werden natürlich sehr oft aufgesucht. Ich konnte einmal einem älteren Herrn aus Indien helfen. Es ergab sich damals ein sehr interessantes Gespräch. Leider sind die Wege nach oben sehr eng und holprig. Was für mich idyllisch ist, kann für andere zur Qual werden. Zur Zeit schafft mein Schwager den Weg zum Grab seines Großvaters nicht einmal mit meiner Unterstützung.
 
Die Fotos vom Campo Cestio sind sehr beeindruckend :thumbup:. Mich zieht es auch immer wieder zu diesem Friedhof hin. Das Grab des Großvaters Deiner Frau habe ich auch besucht und sofort gefunden. Ich bin mit meinem Bericht ja noch nicht besonders weit gekommen, aber ich bin erstaunt, dass es viele Parallelen zu Deinem Bericht geben wird.
 
Vielen Dank für den umfangreichen Bericht, hat mich angenehm an meinen Besuch von Ostia Antica erinnert.

Und ja, die Bücher mit den Overlays gestern-heute lohnen sich mMn absolut.

Hierzu noch:

...Neptunthermen.


Enttäuscht musste ich feststellen, dass all die schönen Mosaike wohl bei den starken Regenfällen vor einigen Monaten so in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass sie mit Planen abgedeckt wurden.

Das war auch damals, im April 2012, schon so. Ich war ziemlich enttäuscht, die Mosaike (großteils) abgedeckt vorzufinden. Die Mosaiken der Therme ganz am südlichsten Ende des Areals entschädigten dafür sehr (Name der Therme leider vergessen).
 
Ja. wenn man am Grab von Filius Goethe steht und einige zusätzliche Informationen hat, kann man das bescheidene Grab leicht finden.

Auch ich weiß, dass wir beide doch einige Orte parallel oder versetzt besucht haben. Rom ist halt ein "Kaff" und die Sehenswürdigkeiten sind rar :blush::~:twisted:.

Nun habe ich den Bericht des 5. Tages fertig gestellt. Nach dem Friedhof habe ich auch unseren Spaziergang durch Ostia Antica beendet.

Pehda, dann hatte ich wohl 2011 Glück die tollen Mosaike noch in voller Pracht zu erleben. Vielleicht reicht ja das Geld für eine Renovierung. Die Bereiche, die du noch erforscht hast, werde ich hoffentlich auch noch erkunden.
 
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Rom ist halt ein "Kaff" und die Sehenswürdigkeiten sind rar :blush::~:twisted:.

Ich hatte es dentaria in Rom erzählt, dass ich glaubte Deinen Schwager im Januar während eines Gottesdienstes gesehen zu haben (aus Gesprächen beim FT in Xanten) - im Mai wurde es Gewissheit! Von daher kann ich Deine Aussage nur bestätigen. Würde sie allerdings um eine Kleinigkeit ergänzen: Man wird mit diesem Kaff nie wirklich fertig.
 

In einigen Gebäuden hatte man moderne Plastiken aufgestellt, wohl eine Sonderaktion. (...)​




Im Museum waren diesmal auch einige moderne Plastiken zu sehen.​

Es handelt sich um die Ausstellung von Werken des 1995 verstorbenen Bildhauers Francesco Messina.

Elogio della bellezza tra le rovine. Fotogalerie mit 7 Bildern.

Ispirate a danzatrici, a personaggi della Bibbia, della mitologia e della letteratura, ma anche a giovani atleti e ad animali, le sculture di Messina costruiscono con l'antichità un inedito dialogo sull'armonia della figura umana e sul perdurare del mito.
 
Dentaria und Padre, ich bin ja bei euch.

Simone, danke für diese klarstellende Ergänzung.
 
Danke, Ludovico, für den detaillierten Bericht über Eure Exkursion zu Cimitero acattolico und Ostia Antica. :thumbup:

Ich bin gerne gefolgt, vor allem, da ich vor Jahren in Ostia Antica war und mir manches in guter Erinnerung ist (die Latrinen sorgten für einigen Spaß in meiner Gruppe). :)
 
Vielleicht war's ja doch ein bisserl schade, dass wir 3 uns Gaukis Jugendstil-Vorschlag verweigert haben ... :~

Uns zog es zum Casino delle Civette, dem Haus der Eulen. Ursprünglich war die "Schweizer Hütte" der Rückzugsort der Familie Torlonia von den Formalitäten des Hauptwohnsitzes. Anfang des letzten Jahrhunderts wurden mehrere Veränderungen vorgenommen. Das Jugendstilhaus gilt als "elektisches Bauwerk", ein aus mehreren Stilrichtungen zusammengesetztes Gebäude.

Sehr netter Scherz ... einzig das r hast du vergessen.



Diese Leute kenne ich. :nod::]
 
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