Mit 22 Personen eine Woche durch Rom; danach einfach die Maisonne genießen.

Ganz herzlichen Dank für Deine Fortsetzungen :nod: und für die wunderbaren Bilder :!: Im Augenblick habe ich wenig Zeit, um auf Einzelheiten näher einzugehen, aber ich habe einen riesigen Respekt vor Deinen Vorplanungen und was Du bisher mit einer so großen Gruppe in Rom unternommen hast. Ich freue mich auf weitere Fortsetzungen!
 
Pa(squetta), Pa(dre),
danke für euer reges Interesse. Ich war wirklich erleichtert als ich alle wieder am Ausgang heil zusammen hatte. Ich denke, dass ich doch Interesse für die großartigen Kunstwerke geweckt habe, das über das des normalen Besuchers hinausgeht.
 
Vielen Dank auch von mir für die interessanten Schilderungen der VM, von denen ich noch immer nur einen Bruchteil kenne. :blush:
 
Na ja, sieben Achtel sind auch ein Bruchteil :~8)

Ich kenne deutlich weniger.
 
3. Tag, Teil 2: "Nordic Walking"

Schon im letzten Jahr fragte mich mein Ex-Arbeitskollege nach Jugendstil-Gebäuden in Rom. Ich suchte ihm etwas zusammen und schickte ihm auch einige Links zu unserem Forum. Da nicht nur er schon mehrmals in Rom war, kam ich dann auf den Gedanken auch etwas außerhalb des touristischen Zentrums anzubieten. Letztendlich plante ich dann einige Spaziergänge in dem uns sehr bekannten Norden Roms ein.

Unser erstes Teilziel war die Wunderwelt des Gino Coppedè, das Viertel im Nordosten Roms, das nach ihm benannt wurde. Von den Vatikanischen Museen aus gibt es eine einfache Verbindung dorthin, die Tram 19 ab Piazza Risorgimento. An der Piazza Quadrata, genauer Piazza Buenos Aires wurden wir schon von meiner Frau und den beiden Bekannten erwartet. Nach wenigen Schritten standen wir vor dem Tor, das mich schon in meinen ersten Romjahren immer wieder beeindruckt hatte.



Wie oft war ich schon vorbei gefahren und hatte mich gefragt, was wohl hinter diesem Tor noch alles zu sehen sei, bis ich mich eines Tages, als ich eigentlich zu früh fürs Mittagessen aus der Stadt zurückkehrte, entschloss schon an der Piazza Quadrata den Bus zu verlassen und durch das mir damals noch unbekannte Viertel in die Via Chiana zu laufen. Obwohl die Fassaden damals nicht so herausgeputzt waren wie heute, fühlte ich mich sofort verzaubert. Ich war in eine fremde Märchenwelt getreten mit Fabelwesen und bizarren Formen. Längst ist dieses Viertel kein Geheimtipp mehr. In diesem Forum wurde in den letzten Jahren häufig über das Coppedè berichtet. Inzwischen gibt es sogar diesen Thread, der viele Links enthält.
Vor kurzem habe ich auch einen interessanten Spiegelartikel im Netz entdeckt, der sehr flüssig geschrieben ist; hier der Link zum Artikel.

Damit kann ich mich jetzt auf einige Fotos von unserem Spaziergang konzentrieren, die etwas vom Charakter des heute noblen Viertels zeigen.


Wir waren gerade am zentralen Platz angelangt, da begegnete uns dieser Wagen


Ich habe erst gestern geprüft; wir sind auf dem Street-View des Platzes nicht zu sehen.





Unseren Frauen wollte ich noch vorführen, wie man lästige Männer abschüttelt;


einfach die kalte Schulter zeigen 8).

Bisher war die Via Nomentana eine Grenze gewesen, die ich nicht überschritten hatte. Simone hatte in einem Beitrag auf den Villino Ximenes aufmerksam gemacht.

Bevor wir uns auf den Weg dorthin machten, musste dem Verlangen nach einem Eis noch nachgegeben werden. Dann setzten wir uns wieder in eine Tram, um nur wenige Stationen weiter zu fahren. Nach Überqueren der Via Nomentana stiegen wir aus. Meine Frau nahm einige an die Hand, um direkt mit der 90 zu Sant Agnese zu fahren.

Meine Begleiter sollten den Zusatzweg nicht bereuen. Zunächst stolperten wir quasi über diesen pflegebedürftigen Käfer.


Natülich fragten wir uns alle, wer wohl die Genehmigung für die Tankstelle vor so einem hübschen Gebäude geben konnte.


Als wir durch die Via Eustachio Bartolomeo unserem nächsten Ziel zusteuerten, staunten wir nicht schlecht über die vielen noblen Villen in diesem Viertel.


Hier gibt es viele Botschaften. Vor einer wurde ich vom Sicherheitsdienst darauf hingewiesen, dass das Gebäude nicht fotografiert werden darf.

Dass der Norden Roms der Stadtteil ist, wo die Zitronen wachsen, hätten wir auch nicht erwartet.


Nach kurzem Spaziergang durchschritten wir eines der Tore zur Villa Torlonia. Inzwischen waren schwarze Wolken aufgezogen, die nichts Gutes erwarten ließen.

Dieser Park mit mehreren Gebäuden gehörte, wie der Name verrät, einmal der Familie Torlonia. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sie Wohnsitz von Musolini. Etwa 1980 wurde das Gelände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute befinden sich in den Gebäuden einige Museen.

Uns zog es zum Casino delle Civette, dem Haus der Eulen. Ursprünglich war die "Schweizer Hütte" der Rückzugsort der Familie Torlonia von den Formalitäten des Hauptwohnsitzes. Anfang des letzten Jahrhunderts wurden mehrere Veränderungen vorgenommen. Das Jugendstilhaus gilt als "eklektisches Bauwerk", ein aus mehreren Stilrichtungen zusammengesetztes Gebäude.




Für mich ist es ein Hexenhaus. Heute befindet sich im Gebäude ein Museum für Glaskunst des Jugendstils. Da die dunklen Wolken immer bedrohlicher wurden, entschlossen wir uns auf einen Besuch des Museums zu verzichten und auf kürzestem Weg den Vorausgeeilten zu folgen. Hinter einigen Links des oben verknüpften Threads zum Jugendstil finden Interessenten aber sehr schöne Fotos der Jugendstilgläser.

Auf dem Weg zum Ausgang kamen wir noch an einigen der Antike nachempfundenen Ruinen vorbei.


Als der 90, der normalerweise in einer hohen Frequenz verkehrt, endlich kam, war er natürlich gut besetzt. Ich konnte nun meinen Begleitern endlich zeigen, was in Rom ein voller Bus ist. Gottseidank konnten wir ja nach wenigen Stationen aussteigen. Die Erleichterung war vor allem den Damen deutlich anzusehen.

Den Rest der Gruppe konnten wir zunächst auf dem Gelände von Sant´Agnese und Santa Costanza nicht entdecken.

Wir besichtigten deshalb zuerst die Rundkirche Santa Costanza, das Mausoleum von Konstantins Tochter Constantia. Leser meiner Berichte werden sich vielleicht erinnern, dass Santa Costanza die Wunschkirche für unsere Hochzeit war. Der Familie zuliebe musste aber ein Kompromiss gefunden werden.




Besonders schön finde ich die einfachen Motive der Mosaikdecke.


In einer Nische steht ein einfacher Sarkophag.


Als wir die kleine Kirche verließen, kamen einige Tropfen vom Himmel und unsere Kumpane durch den Eingang von der Straße. Obwohl sie natürlich beide Kirchen schon besichtigt hatten, schlossen sie sich unserem Gang durch Sant´Agnese an. Die Kirche steht über einer weitläufigen Katakombe, von der ein kleiner Teil besichtigt werden kann. Der ursprünglich über dem Grab der Heiligen errichtete Bau existiert nicht mehr. Die heutige Kirche geht auf das siebte Jahrhundert zurück. Natürlich wurde im Lauf der Jahrhunderte renoviert und ergänzt. Die für Rom relativ einfache Kirche sieht heute so aus.



Schön ist auch das Mosaik in der Apsis.


Als Thomas seine Stimmgabel zog, war das für uns eine Zeichen das Liedheft hervorzukramen und gemeinsam ein Lied zu singen.

Da die Kirche um 18 Uhr schließt, machten wir uns auf den Weg zu unserem Restaurant für das Abendessen. Wir hatten in unserer Stammpizzeria Stelle Gemella reserviert. Von Sant´Agnese aus fährt man eine Station bis zur U-Bahn-Haltestelle Libia und hat dann noch gut fünf Minuten Fußweg durch einen kleinen Park. So waren wir natürlich zu früh. Wir konnten aber an den Tischen vor dem Lokal Platz nehmen und warten, bis das Personal gegessen hatte und für uns bereit war.

Für uns waren im kurzen Winkel des L-förmigen Lokals zwei große Tische vorbereitet. Wasser und Wein wurde schnell reserviert. Wir bestellten zunächst die von uns so geschätzten fritierten Vorspeisen. Rundherum vernahmen wir Zustimmung. Das Hauptgericht war die auf großen runden Platten servierte Pizza Sociale. Der dünne Teig wird mit etwa vier oder fünf verschiedenen Belägen serviert.


Als wir alle satt waren, waren auch die Platten leergeputzt. Einige schafften noch Dolce. Der obligatorische Caffè oder ein Grappa bildeten den Abschluss. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir 22 Euro bezahlt. Wir haben dort zwei unterhaltsame Stunden verbracht. Alle verließen hochzufrieden das Lokal.

Direkt neben dem Lokal fotografierte ich im Schaufenster dieses nette Kindermotorrad.


Um keine Sehnsüchte zu wecken, zeige ich das Foto besser nicht meinen Enkeln. Wir liefen zurück zu U-Bahnstation. Während wir noch eine Station nach Norden fuhren, zog der Rest in Gegenrichtung zur Villa Maria. Ein gut gefüllter, gelungener Tag ging zu Ende.

Erfahrene Romfahrer können diese Tour leicht zu einer halbtägigen Unternehmung ausbauen. Wenn man noch ein oder zwei Museen der Villa Torlonia einbaut und diesen Park oder die gegenüberliegende Villa Paganini für eine Stunde Erholung nutzt, kann man so dem Touristentrubel der Innenstadt angenehm entfliehen. Die Anbindung mit Tram, Metro B1 oder Bus 90 ist inzwischen sehr gut.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wir waren gerade am zentralen Platz angelangt, da begegnete uns dieser Wagen


Ich habe erst gestern geprüft, wir sind auf dem Street-View des Platzes nicht zu sehen.


:D Na, da würde ich so in ca. einem halben Jahr nochmal nachsehen. Bis die Daten vom Mai eingepflegt sind, dauert es sicher noch eine ganze Weile. Die aktuellen Streetview-BIlder sind noch von 2008.
 
Humocs, ich werde den Street View des Platzes im Auge behalten.

Tacitus, da man bekanntlich einen Privatweg beschreiten muss, sollte man dezent vorgehen, um nicht den Ärger der Bewohner zu provozieren.
 
Hallo Ludovico,

bei deinem Bericht werden Erinnerungen wach und Neugier geweckt für neue Ziele.

Den Norden Roms werde ich auf jeden Fall weiter erkunden. Und deine Pizzeria möchte ich auch bald besuchen.

Vielen Dank auch für die schönen Bilder einer Märchenwelt und der beiden Kirchen. Santa Costanza ist wirklich sehr schön.

Viele Grüße

Tizia
 
Wäre doch ganz lustig, wenn Ihr auf den Streetview-Bildern draufwärt. Die Gesichter werden ja eh unkenntlich gemacht.

Vielen Dank für den Bericht aus dem Norden Roms! Werde im Oktober auch diese Richtung anpeilen, allerdings mit anderen Zielen.
 

Lieber Ludovico,

herzlichen Dank für die schönen Bildern aus der mir bisher unbekannten Gegend.
Wenn mich die Sonne im August nicht schafft, werde ich mal auf Deinen Spuren wandeln.​
 
sehr treffend geschrieben :D :nod: und ich bin gerne " mit gewalkt" :twisted:, auch nachdem ich selbst erst vor einiger Zeit den Norden Roms mal wieder für mich entdeckt habe, allerdings das Coppedè-Viertel noch nicht...

:D
Uns zog es zum Casino delle Civette, dem Haus der Eulen. ...

Heute befindet sich im Gebäude ein Museum für Glaskunst des Jugendstils. Da die dunklen Wolken immer bedrohlicher wurden, entschlossen wir uns auf einen Besuch des Museums zu verzichten und auf kürzestem Weg den Vorausgeeilten zu folgen.​

... dafür das Casino delle Civette mit der schönen Jugendstil-Glaskunst. So hat jede/r seine Wunschliste für Rom noch offen... ;) Und die Mosaiken-Bilder von S. Costanza :thumbup:, fantastisch :!:
An der virtuellen Pizza Sociale erfreut sich gerade - mit bestem Dank -
Pasquetta.
 
Ihr alle,
danke für euere Rückmeldung. Euer Interesse an meinen Ausführungen freut mich sehr.

Pasquetta gilt mein besonderer Dank für den Linke. Deine Ausführungen und vor allem die Fotos von der Jugendstil-Glaskunst habe ich wieder mit Freude aufgenommen.

Kurz noch eine kleine Geschichte zur Pizza Sociale bei Stella Gemella. Gestern haben wir nach mehreren Stunden Gartenarbeit am Abend den Schatten des nahen Biergartens aufgesucht. Als wir auf unser Abendessen warteten, kam ein Ehepaar unserer Romtruppe angeradelt und gesellte sich zu uns. Wir kamen natürlich auch auf unsere Romfahrt zu sprechen. Die Frau lobte die Pizza in den höchsten Tönen. Wie ich, ist sie nicht unbedingt der Pizza-Fan. In Deutschland lässt sie immer den Rand auf dem Teller liegen. Bei Stella Gemella habe aber selbst der Rand besser geschmeckt als das Innere der Pizza in Deutschland.
 
Vielen Dank für den Bericht von der Nomentana. Mir ist die Gegend ja bekannt, aber man entdeckt immer wieder Neues. Übrigens, wenn ich aus Rom komme, kann ich hier erst mal keine Pizza essen.

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Wir besichtigten deshalb zuerst die Rundkirche Santa Costanza, das Mausoleum von Konstantins Tochter Constantia. Leser meiner Berichte werden sich vielleicht erinnern, dass Santa Costanza die Wunschkirche für unsere Hochzeit war. Der Familie zuliebe musste aber ein Kompromiss gefunden werden.



Besonders schön finde ich die einfachen Motive der Mosaikdecke.



Ich hatte ja gestern schon meine Bewunderung für die Kirche S. Costanza - und die tollen fotografischen Eindrück von Dir, Ludovico, - kundgetan - dabei habe ich meine neugierige :blush: Frage vergessen, die ich aber doch noch stellen möchte (Beantwortung natürlich freiwillig :~): wenn als Hochzeitkirche S. Costanza leider nicht in Frage kam, wo habt Ihr Euch dann - in Rom? - kirchlich getraut :roll: ;)
würde gerne wissen
Pasquetta.
 
Dann will ich das Rätsel mal auflösen. Ich habe von einem Kompromiss gesprochen bzw. geschrieben. Die Frage war, wer fährt. Da die direkte Familie meiner Frau sehr übersichtlich, meine dagegen groß ist, wäre eigentlich etwas im Fränkischen angebracht gewesen.

Wir wählten aber den Ort im Südschwarzwald, wo die Familie meiner Frau schon seit vielen Jahren ihren Sommerurlaub verbracht hatten. So hatten alle Gäste eine überschaubare Fahrtstrecke.

Wenn Rom, dann hätte es dort keinen Kompromiss gegeben. Wir hätten schon einen Termin in Santa Costanza gefunden.
 
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