Im Rom-losen Jahr 2011 hatten wir uns (zusammen mit einem befreundeten Nachbarsehepaar) Prag zum Ziel einer kurzen Städtereise erkoren. Da nur ich bereits zweimal in der Goldenen Stadt war (allerdings zu Olims Zeiten Mitte und Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, zum einen als Abschlussfahrt des Abiturjahrgangs, zum anderen mit einer studentischen Historikerexkursion auf den Spuren Karls IV.), beschlossen wir, ein touristisches Standardprogramm mit literarischen und historischen Vertiefungen zu absolvieren. Dieser kurze Bericht überschneidet sich denn auch an vielen Stellen mit den schönen Reiseschilderungen von Asterixinchen (http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_52/prag_auch_mal_ziemlich_spontan-13257/) und gengarde (http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_52/prag_im_fruehjahr_2011_a-17174/), denen etliche Anregungen zu verdanken sind, setzt aber hier und da etwas andere Akzente.
Nach einer sehr schönen, über achtstündigen Bahnfahrt, die in aller Herrgottsfrühe begonnen und uns über Berlin und Dresden, durch das Tal des Elbsandsteingebirges, vorbei an Pirna und Bad Schandau, auf tschechischer Seite vorbei an Ústí nad Labem ins Moldautal und schließlich nach Prag geführt hatte, blieb am Nachmittag bis zur hereinbrechenden Dämmerung Zeit für einen ersten erkundenden Spaziergang durch die Prager Altstadt. Sehr passend und völlig ungeplant kommen wir zuerst an der Vatikanischen Nuntiatur in der Voršilská 3 vorbei (prag - Google Maps). Am Abend unseres letzten Tages können wir auf dem Weg zurück zum Hotel die Vorfahrt von Diplomaten beobachten, die zu einem Empfang geladen waren. Das geöffnete Tor gestattet einen Blick auf das 'Empfangskomitee' der Nuntiatur, bestehend aus drei Nonnen und einer sehr elegant gekleideten Dame (die wir nicht für den Nuntius halten).
Wir überqueren die Národní und laufen auf unser erstes geplantes Ziel zu, die Bethlehemskapelle (Bethlehemskapelle), Wirkungsstätte des auf dem Konzil zu Konstanz 1415 als Ketzer verbrannten Reformators Jan Hus, später dann aber auch Predigtstätte des deutschen Reformationstheologen und Bauernkriegsanführers Thomas Müntzer.
Vom Betlémské nám?stí – Bethlehemsplatz ist es dann nicht weit bis zum Altstädter Ring – Starom?stské nám?stí. Kurz vor dem Altstädter Rathaus fällt ein Haus mit reichem Fassadenschmuck ins Auge, es ist das Minutta-Haus, in dem von 1889 bis 1896 die Familie Kafka wohnte und in dem alle drei Schwestern Franz Kafkas geboren wurden (Franz Kafka & Prag: Haus Minutta). Kafka wird uns bei den Spaziergängen durch Prag noch an vielen Stellen begegnen. Fast hat es den Anschein, als habe er den Ortheiligen Veit und Karl IV. als Hauptwerbeträger der Stadt abgelöst …
Nur ein paar Schritte weiter und wir stehen vor dem Altstädter Rathaus mit der Astronomischen Uhr (Prager Rathausuhr), aus deren Fenstern zu jeder vollen Stunde, nachdem der Sensenmann sein Totenglöcklein geschlagen hat, die zwölf Apostel erscheinen. Dieser Apostelumzug wird durch das Krähen des Hahnes über den Fenstern und durch ein von der Turmspitze erschallendes Trompetensignal beendet.
Der Altstädter Ring wird beherrscht von dem 1915 errichteten Jan-Hus-Denkmal,
überragt von den Türmen der Teynkirche
und umsäumt von mittlerweile fast durchweg sanierten Bürgerhäusern und Palais. Von ihnen ist wahrscheinlich das Palais Kinsky am geschichtsträchtigsten.
In diesem Haus wurde die Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 1905, Bertha von Suttner, als Gräfin Kinsky geboren. [Man hat sie ab und an auf den österreichischen 2-Euro-Münzen in der Geldbörse.] Im Erdgeschoss befand sich seit 1912 die Galanteriewarenhandlung von Kafkas Vater. Franz Kafka selbst besuchte von 1893 bis 1901 das K.k. Staatsgymnasium im Obergeschoss. Nach dem sog. Februarumsturz (Februarumsturz) wurde 1948 vom Balkon des Palais Kinsky die Machtübernahme der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei verkündet.
Im Haus „Zum Einhorn“ an der südlichen Seite des Altstädter Rings (zweites Haus von links)
unterhielt Berta Fanta (Berta Fanta) einen literarischen Salon, in dem neben dem Prager Kreis der deutschsprachigen Schriftsteller um Franz Kafka auch Albert Einstein verkehrte, der 1911/1912 für ein Jahr Professor für theoretische Physik an der ältesten deutschen Universität war, der 1348 von Karl IV. gegründeten Karl-Ferdinands-Universität (Karl-Ferdinands-Universität).
Vom Altstädter Ring lohnt ein ganz kurzer Abstecher durch die Gasse Melantrichova zur Ecke Kožná (prag - Google Maps) und man steht vor dem Geburtshaus des ‚rasenden Reporters‘ Egon Erwin Kisch (Egon Erwin Kisch) mit Gedenktafel und einem schönen, original erhaltenen Renaissance-Portal.
Wir laufen zurück zum Altstädter Ring und gehen durch die Zeltnergasse – Celetná in Richtung Pulverturm. Auch hier kommen wir wieder an einem Kafka-Haus vorbei (Zeltnergasse 12), in dem Kafkas Vater von 1906 bis 1912 seine Galanteriewarenhandlung betrieb.
Der Ende des 15. Jahrhunderts begonnene, aber erst im 19. Jahrhundert in seiner heutigen Gestalt fertig gestellte Pulverturm
markiert den Beginn des Prager Königs- oder Krönungsweges, der über die Zeltnergasse, den Altstädter Ring, die Karlsgasse, die Karlsbrücke, den Kleinseitner Ring und die Nerudagasse hinauf zur Prager Burg führte. Auch wir schreiten diesen Weg zum Abschluss unseres ersten Spaziergangs auf der Altstädter Stadtseite Prags ab, kommen wieder zum Altstädter Ring,
stehen am Kafka-Platz – Nám?stí Franze Kafky vor Kafkas Geburtshaus (nur das Portal ist original erhalten)
und erreichen bei beginnender Dämmerung die Karlsbrücke, auf der wir zum ersten Mal das berühmte Stadtpanorama mit dem Hradschin erblicken.
(von links nach rechts: Hl. Anna mit dem Jesus-Kind, Heiliger Ivo, die Heiligen Kyrill und Method)
Langsam, aber sicher merken wir, dass wir schon recht lange auf den Beinen sind. So findet dieser erste Tag in Prag seinen schönen (und bei der doch etwas literaturlastigen Ausrichtung des Spaziergangs) auch passenden Abschluss im Restaurant „Rainer Maria Rilke“ (..:: Restaurant Rainer Maria Rilke ::..) in der Karolíny Sv?tlé 25,
das wir ganz und gar uneingeschränkt empfehlen können.
***
17. Oktober 2011
Ein Spaziergang durch die Prager Altstadt
Nach einer sehr schönen, über achtstündigen Bahnfahrt, die in aller Herrgottsfrühe begonnen und uns über Berlin und Dresden, durch das Tal des Elbsandsteingebirges, vorbei an Pirna und Bad Schandau, auf tschechischer Seite vorbei an Ústí nad Labem ins Moldautal und schließlich nach Prag geführt hatte, blieb am Nachmittag bis zur hereinbrechenden Dämmerung Zeit für einen ersten erkundenden Spaziergang durch die Prager Altstadt. Sehr passend und völlig ungeplant kommen wir zuerst an der Vatikanischen Nuntiatur in der Voršilská 3 vorbei (prag - Google Maps). Am Abend unseres letzten Tages können wir auf dem Weg zurück zum Hotel die Vorfahrt von Diplomaten beobachten, die zu einem Empfang geladen waren. Das geöffnete Tor gestattet einen Blick auf das 'Empfangskomitee' der Nuntiatur, bestehend aus drei Nonnen und einer sehr elegant gekleideten Dame (die wir nicht für den Nuntius halten).
Wir überqueren die Národní und laufen auf unser erstes geplantes Ziel zu, die Bethlehemskapelle (Bethlehemskapelle), Wirkungsstätte des auf dem Konzil zu Konstanz 1415 als Ketzer verbrannten Reformators Jan Hus, später dann aber auch Predigtstätte des deutschen Reformationstheologen und Bauernkriegsanführers Thomas Müntzer.
Vom Betlémské nám?stí – Bethlehemsplatz ist es dann nicht weit bis zum Altstädter Ring – Starom?stské nám?stí. Kurz vor dem Altstädter Rathaus fällt ein Haus mit reichem Fassadenschmuck ins Auge, es ist das Minutta-Haus, in dem von 1889 bis 1896 die Familie Kafka wohnte und in dem alle drei Schwestern Franz Kafkas geboren wurden (Franz Kafka & Prag: Haus Minutta). Kafka wird uns bei den Spaziergängen durch Prag noch an vielen Stellen begegnen. Fast hat es den Anschein, als habe er den Ortheiligen Veit und Karl IV. als Hauptwerbeträger der Stadt abgelöst …
Nur ein paar Schritte weiter und wir stehen vor dem Altstädter Rathaus mit der Astronomischen Uhr (Prager Rathausuhr), aus deren Fenstern zu jeder vollen Stunde, nachdem der Sensenmann sein Totenglöcklein geschlagen hat, die zwölf Apostel erscheinen. Dieser Apostelumzug wird durch das Krähen des Hahnes über den Fenstern und durch ein von der Turmspitze erschallendes Trompetensignal beendet.
Der Altstädter Ring wird beherrscht von dem 1915 errichteten Jan-Hus-Denkmal,
überragt von den Türmen der Teynkirche
und umsäumt von mittlerweile fast durchweg sanierten Bürgerhäusern und Palais. Von ihnen ist wahrscheinlich das Palais Kinsky am geschichtsträchtigsten.
In diesem Haus wurde die Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 1905, Bertha von Suttner, als Gräfin Kinsky geboren. [Man hat sie ab und an auf den österreichischen 2-Euro-Münzen in der Geldbörse.] Im Erdgeschoss befand sich seit 1912 die Galanteriewarenhandlung von Kafkas Vater. Franz Kafka selbst besuchte von 1893 bis 1901 das K.k. Staatsgymnasium im Obergeschoss. Nach dem sog. Februarumsturz (Februarumsturz) wurde 1948 vom Balkon des Palais Kinsky die Machtübernahme der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei verkündet.
Im Haus „Zum Einhorn“ an der südlichen Seite des Altstädter Rings (zweites Haus von links)
unterhielt Berta Fanta (Berta Fanta) einen literarischen Salon, in dem neben dem Prager Kreis der deutschsprachigen Schriftsteller um Franz Kafka auch Albert Einstein verkehrte, der 1911/1912 für ein Jahr Professor für theoretische Physik an der ältesten deutschen Universität war, der 1348 von Karl IV. gegründeten Karl-Ferdinands-Universität (Karl-Ferdinands-Universität).
Vom Altstädter Ring lohnt ein ganz kurzer Abstecher durch die Gasse Melantrichova zur Ecke Kožná (prag - Google Maps) und man steht vor dem Geburtshaus des ‚rasenden Reporters‘ Egon Erwin Kisch (Egon Erwin Kisch) mit Gedenktafel und einem schönen, original erhaltenen Renaissance-Portal.
Wir laufen zurück zum Altstädter Ring und gehen durch die Zeltnergasse – Celetná in Richtung Pulverturm. Auch hier kommen wir wieder an einem Kafka-Haus vorbei (Zeltnergasse 12), in dem Kafkas Vater von 1906 bis 1912 seine Galanteriewarenhandlung betrieb.
Der Ende des 15. Jahrhunderts begonnene, aber erst im 19. Jahrhundert in seiner heutigen Gestalt fertig gestellte Pulverturm
markiert den Beginn des Prager Königs- oder Krönungsweges, der über die Zeltnergasse, den Altstädter Ring, die Karlsgasse, die Karlsbrücke, den Kleinseitner Ring und die Nerudagasse hinauf zur Prager Burg führte. Auch wir schreiten diesen Weg zum Abschluss unseres ersten Spaziergangs auf der Altstädter Stadtseite Prags ab, kommen wieder zum Altstädter Ring,
stehen am Kafka-Platz – Nám?stí Franze Kafky vor Kafkas Geburtshaus (nur das Portal ist original erhalten)
und erreichen bei beginnender Dämmerung die Karlsbrücke, auf der wir zum ersten Mal das berühmte Stadtpanorama mit dem Hradschin erblicken.
(von links nach rechts: Hl. Anna mit dem Jesus-Kind, Heiliger Ivo, die Heiligen Kyrill und Method)
das wir ganz und gar uneingeschränkt empfehlen können.
(wird fortgesetzt)
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