Heiße Julitage - planlos mit vielen Ideen in Rom

Ludovico ROB

Magnus
Teammitglied
Moderator
Forum-Sponsor
Stammrömer
Prolog

Juli und August sind nicht die bevorzugten Monate für meine Romreisen. Diesmal gab es jedoch einen triftigen Grund für eine Ausnahme. Aus gesundheitlichen Gründen zögerte mein Schwager lange der Einladung meiner Tochter zu ihrer Hochzeit zu folgen. Als ich ihm Anfang des Jahres anbot ihn abzuholen, nahm er sichtbar erleichtert an. So kam es, dass ich erstmals seit 37 Jahren alleine nach Rom fuhr. Meine BEVA zog es vor die letzten Tage vor dem Großereignis in der Nähe der Tochter zu verbringen.​

Entgegen meiner Gewohnheit hatte ich diesmal keinen festen Plan im Gepäck. Lediglich ein Tagesausflug mit einer hier gut bekannten Romenthusiastin war fest vereinbart. Allerdings waren von den letzten Reisen einige Themen liegen geblieben, einiges wollte vertieft werden und aus diesem Forum hatte ich wieder einige neue Anregungen aufgenommen. Also war wieder einmal klar, dass es auch nach der Rückkehr aus Rom wieder Vieles geben würde, was mehrere weitere Romreisen rechtfertigte :D.
Vom ursprünglichen Plan, diesmal mit für mich leichter Fotoausrüstung loszuziehen, rückte ich schnell wieder ab, da ich für fast alle Situationen gerüstet sein wollte. Da ich auch ein Stativ mit Kugelkopf, ein Allroundobjektiv und einen kleinen Fotorucksack fest in Rom deponieren wollte, nahm ich schließlich 20,3kg Reisegepäck plus meinen vollgepackten, großen Fotorucksack als Bordgepäck mit.​


Als Appetithäppchen erst einmal eine Fotocollage


Dieser Fahrplan soll die Orientierung in meinem Bericht, der doch wieder über mehrere Kapitel und Seiten geht, erleichtern.​

1. Reisetag
2. Mittwoch 6. Juli, Teil 1: Eistempel Fassi, Porta Maggiore, Museum Centrale Montemartini
3. Mittwoch 6. Juli, Teil 2: "moderne" Ruinen, Abendspaziergang Campo de´ Fiori, Piazza Navona, Pantheon, Via Condotti, Spanische Treppe​
4. Donnerstag 7. Juli, Orvieto Teil 1: Kurzspaziergang
5. Donnerstag 7. Juli, Orvieto Teil 2: Dom außen
6. Donnerstag 7. Juli, Orvieto Teil 3: Dom innen und Pozzo di San Patrizio
7. Donnerstag 7. Juli, Todi:
8. Freitag, 8. Juli: Palazzo Barberini und Galleria Sciarra (Jugendstil-Innenhof)
9, Freitag, 8. Juli, Teil 2: Santa Maria Sopra Minerva und Abendspaziergang
10. Samstag, 9. Juli, Ostia Antica
11. Sonntag, 10. Juli, Campo Santo, Wachwechsel Quirinal, auf dem Vittoriano, Ara Pacis, Via de Coronari, Engelsburg
12. Montag, 11. Juli, Santa Croce in Gerusaleme, San Clemente, Moses in San Pietro in Vincoli, Monti
13. Dienstag, 12. Juli, Villa Farnesina und Abschiedsspaziergang
14. Manöverkritik

Mal sehen, was diese Romreise mitten im Sommer so bringen wird.​
 
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Reisetag

Die Anreise verlief wie gewohnt unspektakulär. Mit der Bahn fuhr ich nach Düsseldorf. Von dort ging mein Lieblingsflug mit Lufthansa um 12 Uhr nach Fiumicino. Am Gepäckband lümmelten bzw. nörgelten einige Kleinkinder herum. Am Gleis kaufte ich ein Wochenticket und eine Fahrkarte für die Regionalbahn.
Es war stark bewölkt und schwül. Am Bahndamm zogen Hecken mit blühendem Oleander in verschiedenen Farben vorbei. In einiger Entfernung passierten wir das EUR mit den markanten Gebäuden aus der Musolini Ära. Nach knapp einer Stunde erreichte ich den kleinen Bahnhof Nuovo Salario im Norden Roms. Hier stach die Sonne vom leicht bewölkten Himmel. Der Boden des Bahnhofs war an einigen Stellen mit tiefen Wasserpfützen bedeckt. Am Morgen waren die schwersten Regenfälle der letzten Jahre niedergegangen. Erst am Abend wurden die Temparaturen angenehm und die Luft frisch.

Hier holte mich mein Schwager wie gewohnt mit dem Wagen ab. Wir tranken unseren obligatorischen Begrüßungskaffee und fuhren anschließend wie immer zu Hugo, um die notwendigen Lebensmittel für die nächsten Tage einzukaufen. Ich hatte mir vorgenommen täglich das Frühstück und eine warme Mahlzeit zu kochen. Den Abend ließen wir bei einem Gläschen Wein ausklingen.
 
Mittwoch, 6. Juli

Nach dem Frühstück erledigte ich die Vorbereitung für einige Instandhaltungsarbeiten, die ich bei meinem Aufenthalt durchführen wollte. Die Sonne strahlte vom fast wolkenlosen Himmel. Kochen, Mittagessen und ein kurzes Schläfchen.

Gestärkt machte ich mich auf den Weg in die Stadt. An der Haltestelle musste ich eine halbe Stunde auf den 92 warten. Ein junger Mann, der noch länger wartete als ich, beschimpfte den armen Busfahrer lautstark. Vielleicht musste der junge Mann ja zur Arbeit. Ärgerlich ist die lange Wartezeit allemal. Auch diesmal folgte uns bereits nach zwei Haltestellen der Folgebus in ganz knappem Abstand bis nach Termini. Auf dieser Fahrt wurden wieder Fahrkarten kontrolliert. Seltsamerweise bestand der Kontrolleur bei drei Fahrgästen, die kein abgestempeltes Ticket vorzeigen konnten, nur darauf, dass sie unverzüglich abstempelten.

Als ich aus dem Bus stieg, stach mir dieses Monument ins Auge, das ihr ja schon von Asterixinchens letztem Bericht kennt und das ja auch schon in einem eigenen Thread behandelt wurde.


Mein erster Gedanke war, ach wie hässlich und unangemessen. Eine aufgeschnittene Konservendose mit aufgesetztem Ei für Papst Johannes Paul II. Mein Schwager erklärte mir, dass das Denkmal auch in der römischen Bevölkerung sehr kritisiert wird. Man rechnet damit, dass es wieder entfernt wird.​

Ich schlenderte bei strahlender Sonne und 30°C Richtung Santa Maria Maggiore und bog in die Via Principe Amadeo ein. Hier hatte ich für meine Tochter und den Schwiegersohn eine Pension gebucht. In dieser Straße hätte ich so eine hübsche, grüne Oase als Hinterhof nicht vermutet.​


Weiter ging es die Straße entlang. Die Markthalle war um diese Zeit natürlich geschlossen. Ich erreichte die Piazza Vittorio Emmanuele II. Standen bisher viele dunkelhäutige Menschen am Straßenrand, so waren es nun Asiaten. Vor allem chinesische Geschäfte prägten nun das Straßenbild. Laut Schwager muss hier die Polizei sehr häufig bei Streitereien einschreiten.
Der Platz, den ich erstmal kurz besichtigte, ist eine kleine Ruheoase. Die Bänke im Schatten waren gut genutzt. Eine Großleinwand, gestapelte Stühle und Fahrzeuge für Kinder standen zum Einsatz bereit.​


Mein nächstes Ziel war der Palazzo Freddo, hochgelobt von CIB. Beinahe wäre ich daran vorbeigelaufen.​


Bei dem heißen Wetter schmeckte das sehr cremige, aromatische Eis köstlich. Das Eis ist im Vergleich zur Innenstadt sehr preiswert. Ich erhielt für drei Euro einen Riesenbecher, den ich zudem im Sitzen genießen konnte. Der saubere Raum wirkt zwar etwas bahnhofsmäßig, doch sitzt man gemütlich an kleinen Tischen.​


Von dort sind es nur wenige Schritte zur Ruine eines Minervatempels am Bahndamm.​


Nochmal einige Schritte und ich stehe vor der Porta Maggiore, die ich vor etwa zehn Jahren letztmals gesehen hatte.​


Das Gelände ist inzwischen eingezäunt, hoch mit Gras bewachsen und kann nicht mehr betreten werden. Natürlich habe ich auch das Bäckerdenkmal mit den Flachreliefs in Augenschein genommen.​


Mit der Straßenbahn fuhr ich zurück zum Bahnhof und stieg dort in die Metro B, die mich nach Garbatella brachte. Der Weg zur Via Ostiense, an der das Museum Centrale Montemartini liegt, war gut ausgschildert. Direkt hinter der U-Bahnstation wurde gerade eine Brücke aus dicken Stahlrohren montiert. Ich beobachtete und fotografierte das Geschehen einige Minuten.​



An der Via Ostiense, wo früher der Großmarkt war und ein wohl großes Werk der Energieerzeugung stand, wurde im ehemaligen E-Werk ein Museum eingerichtet. Aus dem Kapitolinischen Museum wurden Skulpturen zwischen den technischen, stillgelegten und überwiegend schwarz lackierten Anlagen aufgestellt.
Zumindest Angela und Asterixinchen haben ja bereits über das Museum berichtet. Ich war schon vor drei Jahren durch den Merian Reiseführer Rom darauf aufmerksam geworden, hatte den Besuch aber immer wieder verschoben.​

Keine Schlangen am Eingang. Die Menschendichte im Museum war noch geringer. Außer mir waren vielleicht fünf weitere Besucher in den Räumen. Meist war ich mit einer Aufpasserin und einem Klavierstimmer allein. Später gesellte sich noch ein Beschaller dazu. Anscheinend wurde ein Konzert vorbereitet.​

Das Untergeschoss war recht spartanisch.​


Nachdem ich die Treppe hochgestiegen war, änderte sich das Bild. Ist das nicht ein toller Raum?​



Aber auch die Reliefs und Figuren sind hübsch anzusehen und interessant.​



Der Herr mit dem langen Bart zog meine Aufmerksam auf sich. Ein richtiger Charakterkopf.
Aber auch die Dame wirkt sehr stattlich.​





Um die Ecke waren einige Köpfe aufgereiht, überwiegend die von römischen Kaisern wie Caracalla oder Trajan.​


Der besondere Reiz dieses Museum liegt aber zweifellos in der Kombination von Technik und Kultur.​


Eine tolle Perspektive ergibt sich, wenn man die Treppe hochsteigt und den langen Flur entlang blickt.​


Auf dem rechten Bild ist hinten schon ein Flügel zu erkennen. Der Klavierstimmer strapazierte nun schon geraume Zeit mein Trommelfell. Den musste ich mir etwas näher ansehen.​


Hinten links meldete sich eine starke Hand.​


Bald zeigten sich auch der zugehörige Arm, der markante Kopf, der wohl einmal auf großem Fuß durch die Welt getragen wurde.​


Als ich durch die Türöffnung blickte, bemerkte ich einen weiteren, sehr interessanten Raum.​



Zwischen dem Becken und den beiden Nackedeis war noch ein hübsches Mosaik mit Jagdszenen verborgen. Leider war das helle Licht, das durch die Fenster fiel, sehr grell.​


Noch einige hübsche Figuren und Reliefs.​



Auch wenn es im Museum deutlich kühler als draußen war, wollte ich meinen Flüssigkeitshaushalt weiter regeln. Leider verbot mir meine persönliche Aufpasserin den Schluck aus der Pulle. So beschloss ich nach eineinhalb Stunden dieses äußerst interessante Museum zu verlassen, eine halbe Stunde vor dem offiziellen Schluss. Die Eingangstüre war schon verschlossen. Ich entdeckte zwei Bauarbeiter die im Schatten ein Päuschen eingelegt hatten. Einer öffnete mir eine Hintertüre, die mich zwar nicht auf die Via Ostiense zurückbrachte, aber an den Tiber. Der lange, abgelegene, von Schilf gesäumte Weg hielt einige Überraschungen bereit.​

Doch dazu später.​

Kleine Anmerkung: Gestern kam mein neuester Reiseführer Rom, "Zeit für Rom, die ewige Stadt entdecken und genießen" von Thomas Migge und dem Fotografen Mirko Milovanovic. Ich bemerkte sofort, dass die beiden Fotos aus dem Centrale Montemartini genau aus dem gleichen Winkel aufgenommen wurden, wie meine Fotos und fast auf den Zentimeter den gleichen Bildausschnitt zeigen. :thumbup:​
 
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das Museum Centrale Montemartini
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Nachdem ich die Treppe hochgestiegen war, änderte sich das Bild. Ist das nicht ein toller Raum?
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Eine tolle Perspektive ergibt sich, wenn man die Treppe hochsteigt und den langen Flur entlang blickt.

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Als ich durch die Türöffnung blickte, bemerkte ich einen weiteren, sehr interessanten Raum.




Hallo Ludovico,
Du solltest wohl eher fragen:
Sind das nicht tolle Fotos
:thumbup::thumbup::thumbup: :nod::nod::nod: :thumbup::thumbup::thumbup:

Vielen Dank für diesen schönen Beginn Deines Rom-Reiseberichtes :!: In diesem Museum war ich - leider :cry: - bisher noch nicht. Kommt unbedingt auf die Liste für einen nächsten - wann immer auch - Rom-Besuch :nod:.
Auf die Fortsetzungen Deines Berichtes freut sich
Pasquetta.
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den schönen und reich mit tollen Bildern bestückten Anfang Deines Reiseberichtes

:!::!::!:


Im Palazzo Freddo schmeckten mir bisher immer die "Obsteissorten" am allerbesten - sie schmecken wirklich nach der Frucht :!: ... und "con panna" ist keine Frage -> :blush: reichlich wird die Sahne abgegeben :blush:

Die Centrale Montemartini gehört für mich persönlich mit zu den "Lieblingsmuseen" ( allerdings neben vielen Anderen)


Ich bin gespannt wohin Dich Dein "planloser Weg" noch geführt hat und freue mich auf die Fortsetzung
 
Am Gleis kaufte ich ein Wochenticket und eine Fahrkarte für die Regionalbahn.
An dieser Stelle möchte ich fragen ... nein, nicht, was jetzt jeder denkt, dass ich's fragen wollte! :p:p :D :p:p :~
Das frage ich angesichts dieser Fahrkarten-Konstellation nämlich nur mich selbst. :~

Sondern nur: Es gibt dort also auch die CIS zu kaufen :idea: ... wo? Im Automaten oder beim Tabacchaio?
 
Hallo Ludovico,

sehr unterhaltsamer, interessanter und spannender Beginn Deiner Julireise! :thumbup:

Vielen Dank für die tollen Fotos - u.a. auch aus einem meiner Lieblingsmuseen! :nod:
Ich war nun schon zweimal im Centrale Montemartini und ebenfalls fast mit den Aufsehern allein.

Die hochgelobte Gelateria kenne ich noch nicht, werde sie aber sicher im Oktober testen, da wir in der - weiteren ;) - Umgebung wohnen werden!

Ich freue mich auf die Fortsetzungen!

Liebe Grüße

Angela
 
Die Gelateria Fassi (Palazzo Freddo) ist im höchsten Maße zu loben. Die Eissorten sind durchgängig hervorragend, der ganze Betrieb erinnert in der Tat, wie von Ludovico richtig festgestellt, an einen Bahnhofswartesaal in den zwanziger Jahren, aber das Eis ist mit Sicherheit eines der besten in Rom und vergleichsweise wirklich günstig.:thumbup::thumbup::thumbup:
Asterixinchen, hast Du schon rosa Grapefruit versucht ? Genial.
Gruß
Gordian
 
Hallo Ludovico,

auch von mir herzlichen Dank für den Beginn Deines Berichtes.
Im Museum Centrale Montemartini kann man leicht den Eidruck bekommen, dies wäre das eigene Privatmuseum,
sowenige Menschen sind dort! :D

Liebe Grüße
dentaria
 
Am Gleis kaufte ich ein Wochenticket und eine Fahrkarte für die Regionalbahn.
An dieser Stelle möchte ich fragen ... nein, nicht, was jetzt jeder denkt, dass ich's fragen wollte! :p:p :D :p:p :~
Das frage ich angesichts dieser Fahrkarten-Konstellation nämlich nur mich selbst. :~

Sondern nur: Es gibt dort also auch die CIS zu kaufen :idea: ... wo? Im Automaten oder beim Tabacchaio?

Wir kaufen immer in dem kleinen Tabakladen, der auch Zeitschriften führt. Da geht es meiner Meinung am schnellsten.
 
Mittwoch, 6. Juli 2. Teil

Zunächst vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Dann mal weiter.

Der Bauarbeiter hatte mir zu verstehen gegeben, dass ich ein Stück geradeaus und dann rechts gehen solle. Auf dem Stadtplan hatte ich schon gesehen, dass hier einmal Energieversorgungsanlagen gestanden hatten. Bereits nach hundert Metern bot sich dieser Blick.


Was gibt es schon in Rom? Ruinen natürlich. Ich musste gefühlt einen Kilometer an bröckelndem Beton, blosliegendem Baustahl, an Treppen, die gut geeignet wären für eine Verfolgungsjagd in einem Krimi, am Gerippe eines Gasometers vorbeimarschieren.​


Der letzte Blick zurück fiel auf Graffiti. Endlich Farbe in diesem industriegrauen Sterben.​


Nach dem genannten Kilometer führte eine breite Straße durch nicht sehr wirtliche Gegend. In einem garagenähnlichen Raum lagerten frisches Obst und Gemüse. Der verlockende Duft weckte in mir den Hunger.
An der Via Ostiense wartete ich wieder endlos auf meinen Bus. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt den Bus zu nehmen, der den Tiber entlang nach Norden in die Stadt fährt. Ich beschloss nun fest, mich künftig nicht so festzulegen, sondern jeweils den nächsten Bus zu nehmen, der in die Nähe meines Zieles fährt.​

Auf der Höhe von Trastevere stieg ich um in die Straßenbahnlinie 8. Von Torre Argentina schlenderte ich durch Gässchen Richtung Campo dei Fiori. Es herrschte buntes Treiben. An einem kleinen Platz erinnerte ich mich an ein Lokal, das nur abends geöffnet hat, weshalb ich es bisher nicht offen erlebt hatte. Ein Platzangebot im Innern lehnte ich aber ab. Ich wollte an diesem warmen Abend draußen im Freien essen. Die Tische in den Lokalen am Campo dei Fiori waren schon gut besetzt. Ich wählte das Carbonara hinter den Blumenständen. Der Kellner wieß mir einen Zweiertisch am Rande zu, von dem ich einen guten Blick über den Platz hatte. Ich bestellte Lamm und trank den Hauswein. Ich fühlte mich pudelwohl. Am Nachbartisch nahm ein junges Pärchen platz. Ich kam mit den Beiden ins Gespräch. Sie war Neuseeländerin, er kam aus Dänemark. Sie wollten bald heiraten. Sie holten sich noch einige Ratschläge, die ich gerne gab. Sie hatten sich offensichtlich gut auf ihre erste Romreise vorbereitet.​

Als die Sonne unterging zahlte ich und begann meine Tour über einige Plätze. Zunächst schlenderte ich natürlich noch über den Campo.​


Giordano blickte immer noch finster auf das muntere Treiben. Den Verlockungen der Auslagen der Eisgeschäfte konnte ich heute Abend standhalten.​

Die nächste Station war die Piazza Navona, wo ich natürlich wieder die Brunnen bewunderte, den Musikern lauschte und die bunten Bilder auf mich wirken ließ.​



Dem Strom der Touristen vom und zum Pantheon wich ich aus, indem ich Parallelstraßen wählte. Auch auf der Piazza Rotonda fand ich voll besetzte Lokale und ein frohes Treiben.​


Weiter ging es über Seitenstraßen Richtung Spanische Treppe. Als ich in die Via dei Condotti einbog, dachte ich schon, dass es an der Treppe ruhig sein würde. Es schien so leer. Also genoss ich die Schaufensterauslagen im Lampenlicht. Um diese Zeit bestand ja keine Gefahr, dass mein Vermögen in der nächsten Stunde stark reduziert würde :].
Mir gefielen die Geschäfte in dem warmen Licht deutlich besser als bei Tag.​


Die Läden mit dieser Warengruppe waren eindeutig in der Überzahl. Ich fragte mich, wer das alles kaufen solle.​


Bald merkte ich, dass auch die Spanische Treppe und der Platz um den Brunnen dicht belagert waren.​


Auf der Treppe saßen und standen überwiegend frohgelaunte Jüngere. Oben auf der Plattform wurde Musik gespielt und getanzt.​


Nun war es Zeit zurückzufahren. Erst als ich auf den Eingang zur Metro-Station zusteuerte fiel mir der Hinweis im Forum ein, den ich täglich lesen muss. Die Tore waren geschlossen. Ein Schild empfahl die Ersatzbusse zu nehmen. Ich wurde durch einen Tunnel bestimmt einen Kilometer unter der Villa Borghese durchgeschleust. Schließlich stand ich oben an der Via Veneto. Vor mir war eine italienische Familie, die den Weg zur Bushaltestelle erfragte. Ich hängte mich an. Der erste Bus fuhr vorbei, der zweite usw. Schließlich erkundigte sich der Familienvater in einem Restaurant, wo er beruhigt wurde. Es werde schon ein Bus halten. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich genug. Ich rief meinen Schwager an und teilte ihm mit, dass ich wohl erst kurz vor Mitternacht kommen werde. Der Weg hinunter zur Piazza Barberini kam mir heute extrem lang vor. Jedenfalls hielt dort nach kurzer Zeit ein Ersatzbus. Obwohl er schon proppevoll war, zwängte ich mich wie ein Römer hinein und überlebte die kurze Strecke bis zum Bahnhof wider Erwarten unbeschadet (ich schwitze schon wieder, wenn ich an diese Fahrt denke).
Ein 90er stand schon abfahrbereit. Ich liebe funktionierenden öffentlichen Nahverkehr :nod:.​

Viertel vor Mitternacht stand ich im Wohnzimmer. Nach einem kurzen Plausch ging es in die wohlverdiente Heia.​

Bis morgen.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, Ludovico,

vielen Dank für die ersten Berichtsteile mit den vielen zauberhaften Bildern.

Schade, dass Teile dieses Tages zu einer römischen Odyssee für Dich wurden.

Sehr fotogen fand ich auch die Obejekte in eher unwirtlichen Gegenden Roms! :nod: :thumbup:


Die von dir meisterlich eingefangene abendliche Atmosphäre so schöner römischer Plätze hat mir trotz allem noch besser gefallen.


Auf die Fortsetzung freut sich
Simone
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung mit den tollen Bildern

:!::!::!:
 
......​

Auf der Höhe von Trastevere stieg ich um in die Straßenbahnlinie 8. Von Torre Argentina schlenderte ich durch Gässchen Richtung Campo d

Giordano blickte immer noch finster auf das muntere Treiben. Den Verlockungen der Auslagen der Eisgeschäfte konnte ich heute Abend standhalten.​

Die nächste Station war die Piazza Navona, wo ich natürlich wieder die Brunnen bewunderte, den Musikern lauschte und die bunten Bilder auf mich wirken ließ.​



Dem Strom der Touristen vom und zum Pantheon wich ich aus, indem ich Parallelstraßen wählte. Auch auf der Piazza Rotonda fand ich voll besetzte Lokale und ein frohes Treiben.​


Weiter ging es über Seitenstraßen Richtung Spanische Treppe. Als ich in die Via dei Condotti einbog, dachte ich schon, dass es an der Treppe ruhig sein würde. Es wor so ruhig. Also genoss ich die Schaufensterauslagen im Lampenlicht. Um diese Zeit bestand ja keine Gefahr, dass mein Vermögen in der nächsten Stunde stark reduziert würde :].
Mir gefielen die Geschäfte in dem warmen Licht deutlich besser als bei Tag.​


Die Läden mit dieser Warengruppe waren eindeutig in der Überzahl. Ich fragte mich, wer das alles kaufen sollte.​


Bald merkte ich, dass auch die Spanische Treppe und der Platz um den Brunnen dicht belagert waren.​


Auf der Treppe saßen und standen überwiegend frohgelaunte Jüngere. Oben auf der Plattform wurde Musik gespielt und getanzt.​


....

Bis morgen.​




Da hast du eine wundervolle Abendstimmung eingefangen:nod::nod: - da ich der Piazza Navona noch eine Chance :~geben will (bei meinem Erstbesuch fand ich den nicht so toll:roll:), werde ich wohl auch einen Abendspaziergang machen

und die Geschäfte in der Gegend sind echt nett und so preisgünstig:~
 
und die Geschäfte in der Gegend sind echt nett und so preisgünstig:~

genauso habe ich sie bei meinem Abendspaziergang empfunden. Die meisten ausgestellten Artikel gibt es wohl kostenlos. Jedenfalls habe ich selten eine Preisangabe gesehen :twisted:

Die Abendstimmung wird hoffentlich an einem anderen Tag noch besser rüberkommen. Bevor ich an jenem Tag loslief, habe ich 45 Minuten die Stimmung zur "blauen Stunde" an einer bestimmten Stelle der Piazza Navona beobachtet. Es war für mich sehr interessant. Dazu aber später in meinem Bericht.

Nochmals danke für Euer Interesse.
 

Dem Strom der Touristen vom und zum Pantheon wich ich aus, indem ich Parallelstraßen wählte. Auch auf der Piazza Rotonda fand ich voll besetzte Lokale und ein frohes Treiben.​


Wie immer wunderbare Bilder von Dir!
Ich bin etwas früher als Du über die Piazza Rotonda gelaufen und da waren - für mich erstaunlich - noch viele Plätze frei.

Aber Dein Busdrama habe ich in abgeschwächter Form auch erlebt! :(
 
Donnerstag, 7. Juli Ausflug Orvieto und Todi

Heute war der Ausnahmetag meines diesjährigen Romaufenthaltes, der vorher fest verplante. Um 8.30 Uhr hatten wir uns an der FR1 Station Fidene mit Dentaria verabredet. Ich hielt nach ihrem Markenzeichen Ausschau :~



Noch bevor ich aber ihre Tasche erblickte, sah ich ihr Gesicht. Nach der Begrüßung ging es auf die Autobahn Richtung Heimat. Eine Stunde Fahrt, dann tauchte Orvieto auf dem Tuffsteinplateau auf. Der Tuff unter der Stadt ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse, so dass an vielen Stellen Einsturzgefahr bestand und der Untergrund entsprechend behandelt werden musste. Unser Hauptziel war der Dom, der hier nicht unberechtigt "Wunder auf dem Felsplateau" genannt wird. Bevor ich aber zu dieser wunderschönen Kirche, wirklich einer der schönsten, die ich kenne, komme, kurz für Interessierte ein Link zur Beschreibung von Orvieto in Wikipedia und einige Fotos zur Einstimmung.​

Orvieto hat wirklich malerische Gassen, die ich sicher noch einmal gründlicher erforschen werde. Bei diesem Aufenthalt war es nur ein kurzer Streifzug nach der Dombesichtigung.​

Der malerische Domplatz​





Orvieto die Keramikstadt​



und der Blick in einige Gassen​


Beim nächsten Besuch in einigen Jahren werde ich das weiche Spätnachmittagslicht wählen. Dann kann ich die harten Schatten der hellen Mittagssonne vermeiden. Dann wird auch die Westseite des Domes, die Schaufront entsprechend beleuchtet.​

Vor etwa 15 Jahren war ich schon einmal mit Familie in Orvieto. Damals war ich im Sommer kindergerecht gekleidet. Deshalb durfte ich den Dom nicht betreten. Meine Älteste wollte einen Shop mit Einmalhosen eröffnen. Diesmal war ich züchtig gekleidet, hätte den Dom aber auch in kurzer Hose betreten dürfen. Die Vorfreude war groß.​

Noch eine Anmerkung zur Anreise. Normalerweise sollte man unten parken und mit der Seilbahn nach oben fahren. Da mein Schwager aber einen Behindertenausweis hat, suchten wir erfolgreich einen Parkplatz am Dom. Wir durften nur wenige Meter neben dem Dom das Auto abstellen. Gleiches erlebten wir anschließend in Todi.​

Hier will ich erst einmal stoppen. Da Dentaria sich sehr gut auf den Besuch vorbereitet und eingelesen hat, haben wir verabredet, dass sie berichtet, ich ihren Orvietobericht gegebenenfalls mit Fotos ergänze und in meinen Bericht nur persönliche Eindrücke und Anmerkungen einfließen lasse. Über diesen Link kommt ihr direkt zu Dentarias Orvietobericht.​

Weiter geht es synchron.​
 
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Schön, Deine Sicht auf Orvieto zu sehen! :thumbup:

Richte doch Deinem Schwager bitte nochmals meinen herzlichen Dank aus.​
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung


Ich freue mich schon auf weitere tolle Bilder

:!::!::!:
 
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